[Am Rande des Waldes] Alex & Yumi
Yumi lies Darren ohne weitere Worte zurück. Seine Worte hätten ihr vielleicht in einem nüchternen Zustand mehr zu denken gegeben aber so sah sie nur rot. Er hatte sich in Dinge eingemischt, die ihn nichts angingen. Er war zu weit gegangen, hatte die Grenze überschritten welche die Blonde ihm gesetzt hatte aber vielleicht suchte sie auch einfach nur einen Grund, hatte darauf gewartet bis er ihr einen gab. Zuviel Einblick hatte sie ihm gegeben in ihr Leben immerhin war er nur eine nicht ganz so flüchtige Bettgeschichte - mehr nicht. Sie wusste auch so dass sie sich ihm gegenüber nicht immer ganz fair verhielt aber sie hatte ihn mehrfach gewarnt. Sie war nicht gut für ihn - hatte den Kopf in den Wolken und wusste nicht was sie wollte. Sie musste es auch nicht wissen, musste sich nicht festlegen - wollte alles unkompliziert halten und ohne Gefühle. Das es dafür längst zu spät war wollte ihr betrunkenes Ich aber wahrscheinlich auch ihr nüchternes Ich nicht glauben.
Was erhoffte sie sich eigentlich? Warum war sie ihm überhaupt hinterher gekommen und warum zog es sie immer wieder zu ihm hin obwohl sie genau wusste, dass was auch immer das zwischen ihnen war, ein Fehler war. Egal wer in ihr Leben trat, schlussendlich landete sie immer wieder bei ihm. Sie zogen einander an, waren nicht gut füreinander, versanken im Chaos und doch konnten sie nicht loslassen, nicht abschließen und trafen immer wieder so aufeinander. Manchmal war es einfach besser nach Hause zu gehen - es gut sein zu lassen aber manchmal konnte man einfach nicht gegen diese Stimme in seinem Kopf ankommen, die einem vor einem Fehler warnte. Manchmal war das Bedürfnis sein Leben noch mehr zu verkomplizieren einfach größer und manchmal dachte man einfach nicht nach sondern handelte. Stille. Er antwortete ihr nicht. Sie vergeudete ihre Zeit, war gerade drauf und dran wieder zu gehen aber irgendetwas hielt sie davon ab, lies sie wieder nachharken und schließlich seinen Blick einfangen. Er sah sie an und sein Blick wanderte über ihr Gesicht als sähe er es zum ersten Mal. Alex wirkte wütend - wie eigentlich immer wenn sie aufeinander trafen. Wütend oder gleichgültig. Anders begegneten die Beiden einander kaum. Nach all der Zeit konnten sie einfach nicht über ihre Vergangenheit hinwegsehen - weder er noch sie selbst wie sie sich eingestehen musste. Yumi hatte gar nicht mehr mit einer Antwort gerechnet als sich seine schmalen Lippen öffneten. Der Student, der sonst kein Blatt vor den Mund nahm wenn es um sie ging schien tatsächlich Schwierigkeiten zu haben die richtigen Worte zu finden. Es war ihm zuwider, dass sie hier war - er hatte es mehr als deutlich gemacht. Umso überraschter war die Psychologiestudentin als er mit der Sprache herausrückte. Sie hielt es erst für einen Scherz - ihr war sogar ein amüsierter Laut entglitten - aber ein Blick in seine Augen verriet ihr das es keineswegs ein Scherz war. Ihre Mundwinkel, die erst nach oben gehuscht waren fielen wieder nach unten und sie sah ihn einfach nur an. Er meinte es Ernst. Alex war wirklich eifersüchtig. Ihre hellen Augen musterten ihn ungläubig. Sie hatte den Atem angehalten. Seit diese Worte über seine Lippen gekommen waren blendete sie sowieso alles Andere aus. Ihr Herz schlug einige Takte schneller, schien unfähig mit dieser Information umzugehen. Sie hatte wirklich viel erwartet aber ganz sicher nicht das - niemals. Seine nächsten Worte ließen sie weiter darüber nachdenken was diese Aussage mit ihr machte. War sie zufrieden? Zufriedenheit - war es das was sie spürte? Dieses Gefühl, welches seine Worte ausgelöst hatten. Nein. Zufriedenheit war es ganz sicher nicht. Sie war verwirrt, wusste die Information nicht so recht zu verarbeiten so war diese Vermutung doch eigentlich nur leer daher gesagt. Sie hörte ihn an ohne etwas zu sagen, spürte wie wütend dieses Thema ihn machte, spürte wie er diese Wut in sich auf sie projizierte. Je mehr er sie wegstieß, sie zum Gehen versuchte zu bewegen desto näher kam sie bis sie knapp vor dem Anderen stand in seine grünen Augen blickte. „Ist es das was du wirklich willst...?“ Sie spürte es genauso wie er es spürte. Diese Anziehung zwischen ihnen - die genau genommen nie geendet hatte sondern bei jeder Begegnung aufflackerte. Yumis Blick wanderte über die schmalen Lippen des Anderen. Es war wie damals am See. Würde es dieses Mal wieder so enden? Noch konnte sie es verhindern. Das damit einhergehende Chaos vermeiden bevor es ein heilloses Durcheinander mit sich brachte. Mit dem Ex einmal im Bett zu landen war eine Sache aber ihn dann noch einmal zu küssen war eine andere aber der Alkohol in ihrem Blut lies die Studentin glauben das es eine gute Idee wäre, das sie dem Verlangen nachgehen sollte. Ohnehin klebte ihr Blick an seinen Lippen. Sie war in seinem Kopf. Alex, dem sonst alles egal war. Er kam immer näher - unweigerlich. Doch eigentlich war sie es die sich ihm näherte während er sie doch von sich stieß mit seinen Worten. „Ich will aber nicht zurück...“ Sie sah den Anderen durch ihre hellen Augen an, widerstand dem Verlangen ihn zu küssen - noch. „Du weißt doch, dass ich mir nicht gerne etwas vorschreiben lasse...“ Ein Grinsen huschte über ihre Lippen. Ein Spiel mit dem Feuer - so war jede Unterhaltung mit ihm und so wusste Yumi auch jetzt nicht ob sie Öl ins Feuer gegossen hatte oder ihn dadurch ein wenig beruhigte. War es dieses Spiel was sie so sehr liebte - was sie immer wieder zu ihm trieb?