[In der Küche] - Cedric & Alessa
Er schien so unsicher in allem was er tat. Nicht auf die für ihn normale Art und Weise sondern so übermäßig zaghaft, dass es das Blondchen fast schon ärgerte. Es war fast schon so das sie Angst haben musste das er zerbrach, wenn sie ihn nicht mit Samthandschuhen anfasste und vielleicht war es auch so. Vielleicht vertrug er ihre gewählten Worte nicht. Vielleicht waren sie zu grob gewählt - nicht sanft genug. Vielleicht würden sich erneut Tränen anbahnen. Aber das war die ehrlichste Art wie sie ihm das näher bringen konnte was sie zu sagen hatte. Solange sie trotzdem blieb oder ihn nicht wegstieß war es doch in Ordnung, oder? Zumindest war das eine Art und Weise wie sie ihm das sagen konnte was auch wirklich ihre Meinung war und nicht nur irgendeine geheuchelte Scheiße, die er vielleicht gerne hören wollte. Das war nicht sie. So jemand war Alessa einfach nicht. Sie nahm kein Blatt vor den Mund oder schmierte Anderen Honig ums Maul nur um sie anschließend in Watte zu packen. Damit war doch niemanden geholfen und am Ende wären ihre Worte dann nicht mehr als Schall und Rauch. Das war sie und das wusste Cedric, richtig? Sie hatten zwar nicht das engste Verhältnis - eigentlich das komplette Gegenteil. Ihre Familie war alles nur keine Familie aber auch wenn sie vielleicht nicht alles voneinander wussten - keinen regelmäßigen Kontakt hatten. Sie kannten einander. Vielleicht eine andere Version. Er kannte eine jüngere Alessa - andere Sorgen als heute. Sie kannte einen anderen Cedric - distanziert - melancholisch aber nicht so gebrochen wie der Cedric, der heute vor ihr stand. Was war passiert? Er vermochte es nicht in Worte zu fassen. Er vermochte es nicht auszusprechen. Vielleicht kein Ereignis - vielleicht eine Vielzahl an Dingen und dieser Gedanke machte ihr nur noch mehr bewusst das sie keine Ahnung von seinem Leben hatte - wo er stand - was ihn bewegte. Und diese Tatsache schmerzte irgendwie. Es fühlte sich fast so an als besäße sie nicht einmal das Recht für ihn da zu sein. Dumm, oder? Die Schülerin presste die Lippen aufeinander und spürte die Tränen in ihren Augen, die sie im nächsten Moment schon wieder beiseite wischte weil es sich schlichtweg nicht so anfühlte als wäre es in Ordnung das es nun sie war die weinen musste. Er äußerte seine Dankbarkeit. Erst beinahe beiläufig und dann nochmal indem er ihre Hand drückte und sie es auch fast spürte. Echte Dankbarkeit obwohl sie nichts gemacht hatte. Sie war nicht da gewesen als er sie vielleicht dringend gebraucht hätte. Natürlich hatte er sich nicht gemeldet. So war Cedric schon immer gewesen. Hatte sich selbst als lästig oder gar störend empfunden. Vielleicht war sie es auch selbst gewesen, die ihm dieses Gefühl vermittelt hatte. Unbedacht. Ohne daran einen Gedanken verschwendet zu haben, dass es ihn vielleicht auf eine Art und Weise getroffen hatte, die über das übliche geschwisterliche Zanken hinaus ging. Sie hätte sich auch selbst melden können - hätte lieber einmal öfter anrufen oder schreiben können aber sie hatte es nicht getan weil irgendwie das eigene Leben im Mittelpunkt stand und manchmal vergaß man über den Alltag hinaus, dass auch andere ihr Leben hatten und dieses Leben vielleicht gerade aus dem Ruder lief und diese Menschen vielleicht darauf wartete, dass man sich meldete - das man einfach nur einmal fragte wie es dem jeweils Anderen ging. Seine Stimme wurde nahezu ein Flüstern als er fortfuhr . Sich eingestand das er Hilfe brauchte und dabei war es den Geschwistern wohl beiden bewusst das sie von einer Art Hilfe sprachen, die über die hinausging, die Alessa ihm geben konnte. Sie fühlte sich hilflos als sie ihn so ansah. Sah wie er litt - wie er mit sich selbst kämpfte. Wie er unter ihrem Blick immer kleiner zu werden schien. Vielleicht weil sie schwieg. Vielleicht weil er Dinge aussprach über die er lange geschwiegen hatte. Was es auch war es schien für ihn schwer zu ertragen. Die Worte hingen zwischen ihnen. Vielleicht weil sie sie erst einmal verarbeiten musste - die Worte oder vielmehr ihre Bedeutung. Sie wog schwer. Alessa schluckte. Noch bevor sie etwas darauf erwidern konnte war es Cedric, der zurückruderte was letztendlich dazu führte das Alessa ihre Augenbrauen zusammenzog und ihm einen vernichtenden Blick zuwarf. Sie schnappte sich ein Stück Pizza und stopfte es ihm in den offenen Mund damit er endlich still war. „Stopp.“ befahl die Blonde dem Anderen folgend und unterbrach damit seine Ausflüchte. „Hör auf damit.“ Verständnislosigkeit spiegelte sich in den Augen ihres Bruders wider. „Es ist nicht schlimm um Hilfe zu bitten. Du bist deswegen nicht schwach oder so…“ Ihr Blick wanderte über sein Gesicht als suche sie allein in seinem Antlitz nach der Antwort auf eine Frage, die sie nicht aussprach. Nicht mal im Gedanken. „Du bist kein Ballast oder so und ich bin kein Kind mehr…“ Nur Weil er der Ältere war hieß das nicht das er irgendwie funktionieren musste - keine Hilfe annehmen oder sich auf andere verlassen durfte. „Ich mache es weil ich will und nicht weil ich muss und jetzt schnapp dir dein Glas und komm mit auf die Couch…“ Alessa griff nach ihrem Glas und dem Pizzakarton um folgend in der Richtung des Wohnzimmers zu verschwinden damit sich das Ganze nicht so anfühlte als würde sich zwei Fremde gegenüber stehen…