Beiträge von Seaice

    [Lily] & [Cinnamon] & Joe & Natalie | Patient:innenenzimmer


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    Nur widerwillig folgte Cinnamon Lily in besagtes Krankenzimmer - dabei fühlte sie sich selbst großartig! Naja gut, das war vielleicht übertrieben, aber ihr fehlte zumindest nicht gravierendes. Immerhin wusste sie den Hornochsen jetzt in sicheren Händen - und einfach gehen konnte sie ja jetzt schlecht.

    "Komm, hier rein und setz dich.", wies Lily sie an und Cinnamon zog eine Schnute, folgte aber ihren Anweisungen. Lily musterte sie daraufhin von oben bis unten, was den Rotschopf dazu veranlasste auch an sich herab zu sehen. Abgesehen von einigen Schürfwunden und Kratzern und eingerissenen Klamotten - oh man sie war so mies im Nähen - konnte sie jedoch nichts ausmachen.

    "Mir geht's gut.", betonte sie, "Gib mir einfach eine Salbe für die Wunden oder so und gut ist."

    Lily zögerte. "Das muss ich erst Nathalie fragen."

    Cinnamon zog die Augenbrauen nach oben. "Was, du kennst dich selbst nicht aus? Da fühle ich mich ja direkt in besten Händen."

    "Ich bin noch keine Heilerin.", verteidigte Lily sich, "Das wollte ich bei Nathalie anfragen, als ihr zwei reingeplatzt seid."

    "Oh, tut mir aber leid, wenn wir dein wichtiges Anliegen unterbrochen haben."

    "Das meinte ich doch gar nicht! Sei nicht so kindisch."

    "Ja, so hast du mich immer gesehen, nicht wahr?", platzte es aus Cinna heraus. Beide verfielen in Schweigen. Naja, vielleicht hatte sie es gerade wirklich ein wenig provoziert, und wenn schon? Ein Wunder, dass sie mal befreundet gewesen waren - aber das ist lange her.

    "Hast du sonst Beschwerden? Ist dir schlecht, hast du Fieber, siehst du irgendwie verschwommen?"

    "Nochmal: Mir geht's gut."

    Sie vernahmen das Gejammer eines verletzten Joe, der nach ihrem Namen rief.

    "Kümmert euch lieber um den da. Der hat mehr abgekriegt."

    Lily seufzte. Dann hörte sie Nathalie's Stimme, die sich nach ihnen erkundigte.

    "Hier ist soweit alles in Ordnung." Zumindest im weitesten Sinne. "Gibt es für Kratzer und Schürfwunden eine Salbe, die aufgetragen werden kann?", erkundigte sie sich dann und übersah, wie Cinnamon die Augen verdrehte.

    [Tabatha] & Elsje | Küche




    Tabatha behielt Elsje im Blick, während der Brotpudding im Ofen vor sich hingarte. Die Elfe legte den Kopf schief, als die Magd zu sprechen begann - wie im Delirium. Hatte sie sich etwa in den Kräutern vergriffen?! Nein, ausgeschlossen. Dann war es also der Halbschlaf der aus ihr Sprach? War das normal bei Menschen? Tabatha hatte keine Ahnung. Und noch mehr verwirrten sie die Worte, die Elsje an sie richtete. "Mir... helfen?", wiederholte sie irritiert, "Bei was möchtest du mir denn helfen, Elsje?" Seltsamerweise lösten die Worte eine gewissen Sehnsucht in der Elfe aus. Tatsächlich hatte ihr noch nie jemand ein solches Angebot unterbreitet. Unter Elfen war ein solches Verhalten nicht üblich. Und unter den Menschen hatte sie als Magd gedient - sie war diejenige die half, nicht der geholfen werden musste. Und doch, ach, wie sehr wünschte sich Tabatha manchmal all ihre Gefühle mögen an die Oberfläche dringen und sie hätte jemanden, mit dem sie reden konnte - ganz offen, ohne das etwas dazwischen stand. Ihre Gedanken wanderten zu Lady Bianca. Diese Aussprache hatte sie auch noch vor sich, doch ihr Magen zog sich zusammen, als sie an das letzte Treffen dachte. Das hätte alles so nicht passieren dürfen. Sie seufzte. Erst als ihr ein rauchiger Geruch in die Nase stieg, schreckte die Elfe wieder auf. Dummerweise hatte sich Elsje komplett an sie gelehnt und schlief - bei den Runeys wie konnte man in dieser Haltung nur schlafen?! Sie gab es auf, sie zu wecken, griff stattdessen bestimmt ihre Schultern und drückte sie zurück auf den Stuhl - wo sie hoffentlich nicht umfiel, ehe sie zum Ofen stürzte und den Brotpudding rausholte, bevor er vollkommen verbrannte. Gerade noch rechtzeitig!


    Yumi war kurz angebunden. Charlie bereute es ein wenig, so unverblümt reingeplatzt zu sein - vielleicht hätte sie einfach weitergehen sollen. Aber sie konnte nunmal nicht aus ihrer Haut. Ihre Schwester - ganz gleich wie fremd sie sich waren - einfach zu ignorieren, kam nicht in Frage. Tatsächlich wünschte sich die Jugendliche, dass sie sich eines Tages einander annähern konnten. Sie mussten ja kein enges Verhältnis pflegen, aber zumindest normal miteinander umgehen? Wissen, was im Leben des anderen grob Sache war? Das wäre schön. Aber offenbar war der Tag noch nicht gekommen - und vielleicht würde Yumi ihr Leben lang abblocken. Für den Moment riss Charlie sich zusammen, um sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen. "Ja, ich werde langsam zur richtigen Frau!", verkündete sie stolz, ehe Yumi verkündete, dass sie weitermüsse. Ob das stimmte oder nur eine Ausrede war, vermochte sie nicht zu sagen. "Ja klar. Mach's gut.", sagte sie noch und hielt ein 'Wollen wir uns einfach ein andermal in Ruhe treffen?' zurück. Als ihre Schwester aus ihrem Sichtfeld verschwunden war, seufzte Charlie tief und ließ sich auf den Brunnen fallen. Nachdenklich schlürfte sie an ihrem Bubble Tea. Ob es irgendwas gab was sie machen konnte? Sie wusste es nicht. So saß das Mädchen dort, bis der Bus schließlich kam.

    Bei Yumi


    Sie triezte ihn mit ihrem Unglauben, ihrem Hinterfragen. Sowas konnte er nicht leiden, aber alas, hatte er es auch nicht notwendig, sich zu rechtfertigen. Sie konnte denken was sie wollte, es kümmerte ihn nicht. Am Ende musste er die Dinge - wie stets - mit sich selbst aushandeln, täglich auf's Neue. So war es, wenn es im Leben nie jemanden gegeben hatte, dem man sein Glück und Leid hatte teilen, sich anvertrauen konnte. Ein schräges Konzept. Marlin kannte es nicht anders und es war doch die Unabhängigkeit, die er so schätzte, dass er gar nicht vorhatte sich in dieser Hinsicht zu ändern. Er kramte in der Tüte nach dem Tabak, um sich erneut eine zu drehen. Mia war die Einzige gewesen, die er ein wenig an sich rangelassen hatte, aber am Ende hatte es auch nichts genützt.

    Pech also, hm? Er schnaubte, seine Finger rollten in Ruhe die Zigarette zusammen. Pech war es, in die falsche Familie geboren zu werden. Pech war es, wenn du deinen Erzeugern egal warst, wenn sie dir den Rücken zukehrten und sich dir selbst überließen. Pech war es, wenn sie ihren Frust und ihren Hass an der Welt gewaltvoll an dir ausließen. Pech war es, Hunger und Armut gnadenlos ausgeliefert zu sein. Es gab unzählige Formen der Ungerechtigkeit und sie, diejenigen die davon verschont blieben, konnten es gar nicht verstehen. Ihr Blick blieb in gewisser Weise immer ungetrübt. Verachtung war alles, was Marlin dafür übrig hatte. Ihm schwante jedoch, nach ihrer Reaktion vorhin, dass die blonde Ex-Studentin, die so gerne die Drogen mit ihm teilte, ebenfalls vom Pech gezeichnet war. Andererseits würden sie sich nicht so unterhalten, wie sie es gerade taten.

    Marlin stand schließlich auf, zündete die Zigarette an und steckte die freie Hand schließlich in die Jackentasche. Er hatte es nicht für nötig befunden, auf ihre vorherigen Aussagen einzugehen, nahm sich jedoch Zeit für diese. War er zufrieden? Tja. In der Regel verdrängte er diese Frage ganz bewusst.

    "In gewisser Weise.", antwortete er schließlich. Es gab Wut und Hass, derer er nicht Herr wurde, die ihn stets begleiten würden, aufgrund dem was war, aufgrund dem wie diese Hölle an Welt beschaffen war. Er frönte im Negativen, was für Normalsterbliche unvorstellbar sein mochte und doch, was wäre er ohne? Marlin hatte sich seine Nische auf diesem Planeten geschaffen und so gesehen seinen Platz gefunden. In dieser Hinsicht war er durchaus zufrieden und er konnte sich keinen alternativen Lebensweg vorstellen, dass ihn nicht wahnsinniger machen würde.

    "Versteh ich gut.", meinte er zwischen zwei Zügen, denn genau ebenjenes Gefühl hatte auch ihn begleitet. Bis er alle Bindungen gelöst und die Flucht ergriffen hatte. Hatte für ihn gut funktioniert. Keine Ahnung, was für sie funktionieren würde. Das musste sie wohl oder übel selbst herausfinden, aber Marlin bezweifelte, dass ein Rat von ihm hilfreich wäre, selbst wenn er einen hätte. Manipulation als Mittel der Wahl also, hm? So schützte sich jeder anders.


    Charlie hatte die Zeit vergessen. Gedankenverloren tippte sie eine Nachricht nach Hause, dass sie erst jetzt den nächsten Bus nach Sternbach nehmen würde - was noch eine halbe Stunde hin war - und holte sich dann einen Bubble-Tea. Mit dem Getränk in der einen Hand, einer Tüte in der anderen und noch dem Schulrucksack auf den Schultern, ging sie durch die Innenstadt in Richtung Busbahnhof. Naja und was soll ich sagen, Riverport's Innenstadt war nun auch nicht so groß und der Brunnen schon ein gewisser Spot und Charlie war nun niemand der mit den Augen auf den Boden gerichtet durch die Stadt lief, ne. Trotzdem überraschte sie der Anblick, denn ihre große Schwester sah sie nicht alle Tage und zwar so sehr, dass sie sich an einen der Bubbles verschluckte und erst einmal in einem Hustanfall landete. Unbeirrt steuerte sie jedoch auf Yumi zu, die halbfreie Hand vor dem Mund haltend und dadurch bemerkte sie erst, als sie beim Brunnen stand, dass die Blondine wohl in ein Gespräch verwickelt war. Ups. "Hey Yumi.", begrüßte Charlie sie und wandte sich dann - ein wenig tränenverschleiernd aufgrund der Reaktion - ihrem Freund zu. "Und hey... äh..." Sie blinzelte und erkannte nun, dass der Kerl nicht nur viel älter war, sondern auch um einiges grimmiger drein guckte. Gruselig. "Du.", endete sie dann schlicht, da sie den Namen ja nicht kannte. "Lange nicht gesehen." Charlie bemerkte, wie sich der Mann neben ihr ungemütlich bewegte. Er lächelte, aber es wirkte ganz und gar nicht freundlich. "Bin gespannt was du erzählst, wenn wir uns das nächste mal austauschen." Ein Nicken in Yumis Richtung, während er sie mit einem seltsamen Blick musterte. Rauch schlug ihr entgegen, als er sich auf der Stelle umdrehte und in dem Trubel der Menschen auf den Straßen unterging. Fast wie ein Geist. Oder Dämon. Charlie sah ihm mit einer Mischung aus Verwunderung und Irritation nach, ehe sie sich zurück zu Yumi drehte, die noch am Brunnen saß. "Sorry. Ich hab ihn nicht verscheucht oder?" Vorausgesetzt, die beiden waren einander freundlich zugetan? "Oder hat er dich belästigt und es war gut, dass ich ihn verscheucht habe? Ich weiß nicht! Aber ich hab dich gesehen und konnte dich nicht einfach ignorieren." Immerhin sahen sie sich nicht besonders häufig. Das Verhältnis zu ihren älteren Geschwistern war... schwierig und Yumi hatte sich schon immer als recht unnahbar gegeben. Was Charlie unfassbar schade fand, immerhin waren sie trotz allem Schwestern. Deswegen konnte sie die Chance nicht einfach verstreichen lassen, das war doch nachvollziehbar, oder?

    [Charlene] & Benjamin - gehen




    Okay, allzulange hielt Charlie es im See dann doch nicht aus. Es war doch noch scheiße kalt. Ben's Lippen waren auch schon ganz blau angelaufen. "V-Vie-l-le-i-c-c-h-h-t s-sol-lte-n-n w-wir d-doch n-nach H-h-a-u-u-s-e, u-uns au-auf-wä-ärmen.", meinte sie stotternd, bibbernd vor Kälte. Ben nickte bloß, die Zwillinge zogen sich aus dem See, radelten nach Hause und lagen danach erstmal eine Woche mit Erkältung im Bett. Yay.

    Bei Yumi


    "Bin ich nicht.", erklärte er mit einem Schulterzucken und leere sein Bier. In den Dosen war einfach immer zu wenig drin. Aber was soll's. "Es ist mein erster Aufenthalt in dieser bezaubernden Kleinstadt am Meer." Was stimmte. Ihm war schon klar, dass die Wurzel, nämlich Destiny Valley, nicht allzuweit von hier weg lag. Aber ob es sich um Minuten oder Stunden handelte, konnte er nicht einordnen. Er hatte es nicht darauf angelegt, irgendjemanden zu treffen, den er kannte - erst recht nicht seine Familie. Aber er schwieg dazu, weil er nicht hören wollte, dass ein unterbewusster Drang in wieder in die Nähe des Kaffs von einst gezogen hatte. Bullshit. Zufälle gab es auch, you know? Und wie hoch stand schon die Wahrscheinlichkeit seine anhängliche Ex in einem beschissenen Kleinstadtsupermarkt anzutreffen? Unter Null. Mit einer Annahme hatte sie natürlich recht. Er könnte weg sein, aber wozu die Eile? Er wollte sehen, ob er Mia mit seiner letzten Abfuhr nun endgültig vom Leib hielt oder wie sonst ihre nächste Aktion aussehen würde. Oder seine? Marlin hatte nicht vergessen, welche Worte sie ihm vor dem Supermarkt noch hinterher gebrüllt hatte.

    Die Sehnsucht in ihrer Stimme verriet, dass es bei ihren Gefühlen ähnlich zweifelnd zuging. Hatte sie das Debakel um ihren Lover also auch noch nicht gelöst, huh? Liebe. Was konnte es höllischeres geben?

    Marlin nahm sich seine und ihre leere Dose und schmiss sie zurück in seine Plastiktüte. War immerhin Pfand drauf. Sie war jedoch noch nicht fertig. Ihm entfuhr ein trockenes Lachen. "Wow, das ja mal ne richtige Ansage. Vielleicht ganz gut, dass du den Scheiß nicht zu deinem Beruf machst." Nicht ihr Problem, absolut richtig. Davon hatte sie sicher genug eigene. Deswegen konnte er auch nicht verstehen, wieso sie sich freiwillig die Probleme anderer anhören wollte - oder es zumindest zu irgendeinem Zeitpunkt mal für eine ganz gute Idee hielt. Marlin warf ihr einen langen Blick zu. "Ehrlich gesagt ja." Es gab immer Leute, die auf Hilfe aus waren. Und Möglichkeiten mochten ohne Abschluss weniger werden, doch es gab auch solche. "Es lässt sich auch ohne Ausbildung und Studium leben." Auf seine Lippen stahl sich ein provokantes Lächeln, "Wie man an meinem Beispiel so gut sehen kann." Sein Weg war sicherlich kein Musterpfad für ein erfolgreiches Leben - aber ehrlich gesagt, Marlin mochte es so. Er konnte es sich nicht vorstellen, ständig am selben Ort zu verweilen, jeden Tag dieselben Wege zu gehen, ein und dieselben Tätigkeiten zu verrichten. Wo blieb da der Reiz? Das Neue? Die Leute fingen an zu rosten, noch bevor sie 30 waren. Aber das war nur seine Perspektive. Es war nur eine Frage der eigenen Prioritäten.

    Bei Yumi


    "Good point.", erwiderte er schulterzuckend und nahm einen weiteren Schluck seines Bieres. Damit hatten sie die Grenzen klar abgesteckt. Jeder hatte so sein Leid, welches er hütete als wäre es ein Schatz, dem es niemanden zu zeigen kann. Allerdings herrschte zwischen ihnen ja auch kein Vertrauensverhältnis, also war das schon okay so. Marlin fragte sich, wer die letzte Person gewesen war, der er noch Vertrauen geschenkt hatte. Hatte es außer ihr da jemals wen gegeben? Ist ja auch egal. Ein Schutz, der mit Einsamkeit einherging, aber das war ihm nur recht. 'Das Leid Anderer lenkt mich von meinem eigenen Leben ab.' Makaber. Sympathisch. Ein Scherz. Marlin ließ das Gespräch - was weder tiefgründig noch Smalltalk gewesen war - einmal Revue passieren. Zuhören. Theater. Ablenkung. Warum eigentlich nicht? Ein kleiner Reiz. Ansonsten konnte er an der Stelle auch aufstehen und gehen, aber gerade war es entspannt. Sicher auch dem Einfluss der Drogen zu verdanken. "Na gut. Dann wollen wir mal ehrlich sein." Er suchte ihren Blick und schenkte ihr sein charmantestes, aufrichtigstes Lächeln, welches gekünstelter nicht hätte sein können. "Als ich dich in der Bar angeschnorrt hab, war ich gerade meiner bezaubernden Ex wieder in die Arme gelaufen. Hab sie vor zehn Jahren mit unserer Tochter sitzen lassen. Und gerade spare ich fleißig darauf hin, schnellstmöglich wieder aus der Stadt zu verschwinden~." Lügner. Marlin war nicht reich, aber das Geld für ein Busticket, Essen und einige Übernachtungen woanders um sich wieder was Neues zu suchen hatte er schon zusammen. Bei seinem spartanischen Lebensstil auch nicht allzu schwer. Davon ließ er sich jedoch nichts anmerken. Er nahm einen weiteren Schluck, ehe er hinzufügte: "Also du siehst, nichts wofür es eine Couch bräuchte." Die bräuchte viel eher Mia. Naja sollte er sie wiedersehen, hatte er jetzt vielleicht ja jemanden an den er sie vermitteln konnte. "Falls du eine Visitenkarte hast, kann ich dich aber gerne empfehlen...", meinte er, "Vorausgesetzt du willst dem Job noch nachgehen." Da steckte offensichtlich ja was im Argen, aber ob sie einfach keinen Bock mehr darauf hatte - könnte er ihr nicht verübeln - ob sie vielleicht durchgerasselt war oder ob was ganz anderes dahinter steckte, darüber konnte er nur raten.

    Bei Yumi


    Er musste schmunzeln, als sie so tat, als würde sie sich das mit der Theologie tatsächlich überlegen. Ihr Verlangen nach Ablenkung, nach einer Zerstreuung, die nicht zu sehr in die Tiefe blickte, ging nicht an ihm vorbei. Im Verdrängen war er ja selbst ganz gut. Und im Leugnen von Tatsachen. Nur einige seiner herausragendsten Eigenschaften. Sie lehnte sich zu ihm herüber, griff nach seiner Hand und genehmigte sich einen weiteren Zug an seiner Zigarette. Sollte ihm recht sein. Solange sie teilten, musste er ihr keine eigene drehen. Wobei es ihm im Endeffekt einerlei gewesen wäre. Ob ihr seine Auswahl wirklich schmeckte oder wollte sie sich nur um jeden Preis weiter betäuben? Vermutlich Letzteres. Nicht, dass er es ihr verdenken konnte.

    Marlin wandte den Kopf zu ihr, als sie ihn - quasi - auf ihre Couch einlud. In seinen Augen lag beinahe etwas provozierendes. "Ach bitte. Dich interessiert's doch nicht was ich zu sagen habe, also können wir uns das Theater auch sparen. Warum sich die Mühe geben?" Ein spöttischer Ausdruck legte sich auf sein Gesicht. Wenn sie wirklich etwas von ihm wissen wollte war das eine Sache, aber Marlin hatte keine Lust als reinen Zeitvertreib herzuhalten und ihr aus diesem Grund sein Leid zu klagen. Das er außerdem nicht hatte. Sein Problem von letztem Mal, als er sie traf, war ja seit einer Weile nicht mehr aufgetaucht, also alles gut. Prima. Er konnte weiterhin tun und lassen was er wollte, darauf hatte er es ja angelegt. Warum also war er deswegen so angepisst? Egal. Egal.

    Marlin stand auf um den Stummel seiner Kippe in den Müll zu schmeißen. Er stand noch eine Weile und blickte in die Ferne, während er über ihren letzten Satz nachdachte. "Kaputt also, hm?" Er sah kurz zu ihr, "Hat dir das wer gesagt oder bist du selbst zu dieser Erkenntnis gekommen?" Er wandte sich wieder ab, ehe er fortfuhr: "Stimmt aber doch. Was will man bei jemanden, der überhaupt nicht nachvollziehen kann, wovon man spricht? Wär doch bescheuert." Jemand, der in Fachbüchern auswendig gelernt hat, was die vielen tollen Symptome so sind und der dann ganz mitleidig mit einem den Leidensweg durchkaut, ohne jemals zu wissen, wie es sich anfühlte? Es gab Dinge, die ließen sich nicht durch reine Theorie verstehen. So einige.

    Marlin kickte einen Kieselstein fort und ließ sich dann wieder neben die blonde Frau auf die Mauer fallen. Seine Miene war unergründlich, als er sagte: "Stell dir einfach vor dieser Brunnen wäre die obligatorische Couch..."

    Bei Yumi


    Hin und wieder gab es Menschen wie die junge Frau neben ihm. Die der Lüge von Glück abgeschworen hatten, die den Schmerz betäuben, aber gleichzeitig die Kontrolle behalten wollten, die sich nicht um anderer Leute Meinung scherten, die Dingen nachgingen, im vollen Bewusstsein dass sie schadeten. Nur jemand von der Sorte konnte ihn für seine Auswahl so komplimentieren. Das Unverständnis, das Kopfschütteln, gar die Verachtung anderer, diesen guten Bürgern, war die übliche Reaktion. Daher war es tatsächlich ganz nett, hin und wieder auf eine gleichgesinnte Person zu treffen.

    "Klingt als wärst du schon oft enttäuscht worden.", meinte er beiläufig. Nur eine nüchterne Feststellung. Warum sollte man seinen Ansprüchen denn sonst so entsagen? Seiner Ansicht nach, war das keine falsche Einstellung. Menschen enttäuschten einander doch ständig und wenn's blöd lief für dich, ging das schon los bevor du überhaupt sprechen kannst.

    Sie stießen gemeinsam an - what's more classy als ein wenig Dosenbier zur Feierabendstunde mitten in der Innenstadt? - und seine Mundwinkel zuckten im Anflug eines Grinsens, als sie seine eigenen Worte an ihn zurückgab. Er war also nicht der Einzige, der sich einprägsame Wortfetzen merkte. Er fühlte sich ja richtig geehrt. Diesmal hielt er seinen Blick auf sie gerichtet, musterte sie, während ihre Augen in die Ferne gerichtet waren. Davon hatte sie letztes Mal schon gesprochen. Ihrem kostenlosen Service. Die Jobs, bei denen man sich Leid & Klag Fremder anhörte, ließen sich immerhin eingrenzen. Trotzdem konnte er sich ein leises Lachen nicht verkneifen. "Sorry.", sagte er amüsiert, "Aber das mit dem Seele retten klingt einfach zu sehr nach Theologie und Priestertum." Die Blondine in weißer Kutte und zu Göttern betend? Das war einfach zu albern. Ließ sich ja auch nicht mit dem Höllensitz vereinbaren. Aber die Religionen dieser Welt hatten das mit dem Seele retten schon sehr für sich patentiert. Wie ihn das ankotzte. Als könnte irgendeine äußere Macht - ob nun in Form anderer Menschen oder imaginären Entitäten - dazu in der Lage sein, als müssten sie überhaupt sowas wie Rettung erfahren. Vor was? Vor sich selbst? Dem eigenen selbstzerstörerischen Drang? Das entschied er immer noch selbst. Diese Einstellung von oben herab, von all diesen besseren Menschen die Weisheit mit dem Löffel gefressen hatten, pisste ihn an.

    "Ich glaub ich hab deinen Service letztes mal gar nicht richtig in Anspruch genommen. Kann ich mich wohl glücklich schätzen, dass das Angebot noch gilt, hm? Machst mir aber den Eindruck als hättest du das selbst viel dringender nötig als ich gerade." Er nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette und ließ den Blick schweifen. Sich die Sorgen Fremder anhören und mit Rat und Tat zur Seite zu stehen passte sowieso nicht zu der menschablehnenden Attitüde. Aber vielleicht projizierte er auch zu viel von sich auf sie. Immerhin - an und für sich kannte er sie nicht, also was wusste er schon? Sie würde schon ihre Gründe gehabt hatten. Ob sie jetzt noch dazu stand, war natürlich die andere Frage.

    Bei Yumi


    Alle wohl kaum. Aber er wusste was sie meinte und konnte dem nur im Stillen beipflichten. Marlin sah erst wieder zu ihr, als sie ihm die Kippe aus der Hand nahm und sich einen Zug genehmigte. Fair. Sie hatte sich umgesetzt und zeigte noch ein wenig mehr ihrer Haut. Hübsch war sie allemal. Mehr noch als das, war es ihr aber offensichtlich scheißegal was irgendjemand von ihr halten mochte. Diese Einstellung hatten nur Leute, die selbst aus der Gesellschaft gefallen waren - oder ein verdammt großes Ego besaßen. Er hatte keine Ahnung, was sie mit sich rumschleppte - das es einiges an Shit war, war klar - und es interessierte ihn auch nicht besonders. Sie mussten sich ja alle irgendwie durch diesen Mist kämpfen, der als Leben betitelt wurde.

    "Soll ja auch wirken.", entgegnete er und nahm die Zigarette wieder entgegen. "Die konstante Selbstvergiftung soll ja auch zu seinem Ziel führen." Das würde bei ihr ja wohl kaum anders sein. Sie rauchte ja wohl kaum weil es besonders 'cool' war, so wie die Zwölfjährigen hinterm Schulhof. Ein schmaler Grad zwischen beruhigten Nerven und Selbstzerstörung.

    Etwas Stärkerem also... Naja, das Stärkste in der Tüte würde sicherlich der Tabak sein. "Hoffe du hast deine Ansprüche mal ganz weit nach unten geschraubt." Marlin griff trotzdem hinein und zog zwei Dosen billigen Biers hervor. Er öffnete beide und hielt ihr eins hin. "Immerhin ist da Alk drin. Also dann - auf die zweite Runde." Er hielt ihr sein Bier zum Anstoßen entgegen. 'Es liegt nicht an dir, sondern an mir.' Die Worte hatten so sehr von Ironie getrieft, dass er sich noch gut daran erinnern konnte. Aber in jeder noch so zynischen Aussage steckte auch ein wahrer Kern, doch was wusste er schon, was sie sich alles zu Schulden hatte kommen lassen?

    Bei Yumi


    Sie hatte ihn also gehört. Tatsächlich ging sie sogar auf ihn ein und packte ihre Kopfhörer weg. In der Regel kam es bei flüchtigen Barbekanntschaften nur selten zu einer zweiten Runde, sah man sich meist doch nie wieder. Wenn sich die Gelegenheit aber bot - warum nicht? Gehen blieb als Option ja stetig offen.

    "Bin halt 'ne ehrliche Haut.", erwiderte er ironisch, obwohl ihnen beiden klar war, wie gelogen das war. Er zog die Augenbrauen nach oben, als sie ihn so unverblümt nach seinem Gefallen fragte und schnaubte daraufhin leicht amüsiert. "Als könnte ich darauf mit Nein antworten." Nachdem sie ihm schon so freundlich Platz machte, nahm er die unausgesprochene Einladung auch an und setzte sich neben sie, den Blick in die Menge gerichtet. Wie ein Haufen Ameisen liefen die Menschen geschäftig die Innenstadt auf und ab. Leute die gerade Feierabend machten, die noch kurz etwas erledigten bevor der letzte Laden schloss - in diesem Kaff ja früher als anderswo - oder machten sich auf ins Restaurant oder in die erste Bar. Mal waren es mehr, mal waren es weniger Leute, mal die Straßen weiter, mal beengter, aber dieser Anblick war im Grunde noch in jeder Stadt gleich. Naja, außer in den kriminellen vielleicht.

    Marlin kramte in der Plastiktüte nach dem Tabak um sich eine zu drehen. "Ich schulde nicht, ich schnorre.", meinte er währenddessen. Der kleine, aber feine Unterschied zwischen zurückgeben und behalten. Nicht, dass es einen großen Unterschied machen würde. Wer den schönen Flüchten von Alkohol und Nikotin verfallen war gab gerne bereitwillig ab, den man fand sich immer mal selbst in der Situation wieder, wo der Bedarf da war, die Ware aber nicht. Er zündete die Zigarette an. Eine Dose Energy Drink fand sein Ziel im Mülleimer. Der perfekte Tag? Für ihn selbst gab es da ja nur die erträglichen und die beschissenen Tage. Musste wohl übel um sie stehen. "Klingt als bräuchtest du etwas Stärkeres als Energy Drinks.", mutmaßte er, den Blick weiterhin geradeaus in die Menge gerichtet.

    [Marlin] & Sherry | Gemeinschaftsbad



    Marlin zog die Augenbrauen nach oben, bei der abweisenden Antwort. Sie schien sich kein bisschen erschrocken zu haben, also hatte sie ihn wohl doch beim hereingehen bemerkt. Wie konnte sie ihm nur entgangen sein? Das heiße Wasser machte die Gedanken einfach zu träge. "Das ist eine Möglichkeit.", erwiderte er und seine Mundwinkel zuckten kurz. Das Feedback dazu war ja auch sehr subjektiver Natur. 'Tu mir weh.' Mia, wie sie einfach nicht von ihm abließ. Warum dachte er selbst jetzt noch dran? Konnte er nicht einmal eine Auszeit im Badehaus genießen? Bah. Marlin tauchte einmal unter, als könnte das Mia aus seinen Gedanken vertreiben. "Schlechte Erfahrungen mit deinen Liebhabern gehabt?", riet er und es gab nur einen Grund, um sich auf weitere Worte mit der Fremden einzulassen, nämlich um sie zu verdrängen.

    Bei Yumi


    Braune Locken umspielten ihr Lächeln, als sie die paar wenigen Sachen schließlich vom Band nahm und in ihren Jutebeutel packte.

    For fucks sake, manche Leuten brauchten wirklich ewig beim einkaufen. Missmutig wartete Marlin, bis die Frau vor ihm endlich Leine gezogen hatte, um dann seine wenigen Sachen zu bezahlen. Einen Packen Energy Drinks, einen Bier und eine Schachtel Kippen. Alles was der Mensch so zum Überleben brauchte.

    Marlin verließ den kleinen Supermarkt und ließ den Blick kurz durch die Innenstadt schweifen. Vielleicht wurde er Paranoid, aber nachdem Mia ihn schon an den aberwitzigsten Orten zufällig aufgefunden hatte, schaute er sich lieber zweimal um. Und tatsächlich erhaschte er ein Gesicht, dass er schonmal gesehen hatte - und mit zu viel Leuten hatte er hier ja noch nicht Kontakt gehabt. Siebte man dann noch die aus, die ihn nicht sofort zur Weißglut trieben, blieb da nur noch die Blondine, die dort einsam und unglücklich auf der Mauer saß. Kein Wunder war sie ihm sowas wie sympathisch gewesen - gut, lag vielleicht auch nur an der Kippe, die sie ihm abgetreten hatte. Möglicherweise kam es heute Abend zu dem seltenen Fall, an dem er seine Schulden mal begleichen würde.

    Marlin steuerte auf Yumi zu, die eine Hand in der Jackentasche, die andere hielt die Plastiktüte mit seinen gerade gegönnten Schätzen. "Du weißt, dass man dir in der Position ein wenig unter's Kleid gucken kann?", begrüßte er sie mit allem Charme, den man in solche Worte legen konnte - also keinen - und testete damit zugleich, wie laut sie die Musik in ihren Ohren aufgedreht hatte.

    [Lily] & [Cinnamon] & Joe & Natalie | Klinikeingang


     


    "Wie kann ich dir helfen, Liebes?" Als Natalie höchstselbst auf sie zukam und sich erkundigte, konnte Lily nicht anders als der Freundlichkeit mit einem offenen Lächeln zu entgegnen. Da waren all die Nervosität und Zweifel wie weggeblasen. "Also es ist so.", begann sie, "Ich habe schon lange darüber nachgedacht, mich in der Heilkunst ausbilden zu lassen. Als meine Schwestern klein waren, hab ich immer ihre kleinen Wunden versorgt, Verbände angelegt und bin bei ihnen gewesen, wenn sie mit einer Grippe im Bett lagen. Und jetzt sind sie erwachsen und, naja, auf einmal habe ich mehr Zeit für mich und da wollte ich-,"

    BAM! Die Eingangstür ging auf, aber nicht leise und sanft, sondern mit jeder Menge Energie. Lily wurde in ihrem Redefluss unterbrochen und drehte sich verblüfft zum Quell der Aufregung um.

    "Wir brauchen Hilfe!", platzte es aus Cinnamon heraus. Sie hatte die Tür aufgetreten, da sie keine Hand freihatte. Joe hatte ihren Speer fallen gelassen - ein Frevel an sich und sie kam nichtmal dazu ihn dafür zu schelten - und sie hatte versucht ihn aufzuheben, was sich als unmöglich herausstellte, da Joe sich umso mehr auf sie abgestützt hatte. Und der Junge war schwer. Joe hatte nichts dazu gesagt, dass sie ihn in die Klinik schaffen wollte, sondern nur genickt - und das so gar keine Widerrede kam, war bedenklich genug. Er hatte sie nichtmal aufgezogen. Die Lage war ernst.

    Mühevoll schleppte sie Joe ins Gebäudeinnere und erkannte dabei die Oberste Heilerin genauso wie Lily. Seit wann war sie denn eine Heilerin? Aber konnte ihr nur Recht sein.

    "Wir waren bei den Alten Ruinen. Dem da geht's gar nicht gut. Er hat sich mit einigen Wildkatzen angelegt und ist bei unserer Flucht mit dem Fuß umgeknickt. Außerdem hat er letztens - verflucht, das war ja erst gestern gewesen - jedenfalls war er vergiftet. Grandpa hat ihm zwar geholfen, aber vermutlich hätte der Holzkopf sich erstmal ausruhen sollen, bevor er schnurstracks in ein Monsterareal rennt...", erklärte Cinnamon kurz und knapp. Ihr selbst war zwar nichts passiert, aber die Erschöpfung forderte langsam ihren Tribut.

    Lily öffnete den Mund und schloss ihn wieder, perplex darüber, wie gedankenverloren sie sich verhalten konnten. Und wie gemein sich jemand ausdrücken konnte, über eine Person die halbohnmächtig im Argen hing. Aber immerhin war das Cinnamon, über die sie hier sprachen, Verantwortung war ja noch nie ihr Fall gewesen. Lily schürzte die Lippen, sagte jedoch nichts dazu, sondern trat an den Mann heran, um Cinnamon unter die Arme zu greifen. Die Frau sollte selbst einmal ausgiebig durchgecheckt werden. Vielleicht war sie auch verletzt und merkte es gar nicht, bei dem ganzen Adrenalin was offensichtlich in ihr pumpte. Sie merkte, wie Cinnamon sich ein wenig versteifte, dann jedoch zögerlich nachgab. "Wir kriegen das schon wieder hin. Beruhig dich.", meinte Lily beschwichtigend zu ihr, auch wenn sie wohl zu stur war, um die Worte annehmen zu können. An Natalie gewandt fragte sie: "Gibt es ein Patientenzimmer, auf den wir sie bringen können?" Den Fall würde sie dann lieber der Obersten Heilerin überlassen. Wegen einer Lehre konnte sie ja auch an einem anderen Tag wiederkommen...

    [Tabatha] & Elsje | Küche



    Tabatha atmete beruhigt aus, als Elsje die Augen wieder öffnete. Noch halb im Schlaf griff sie nach der Kaffetasse und verbrannte sich direkt am heißen Getränk. "Natürlich, den hab ich immerhin gerade frisch aufgebrüht...", erwiderte die Magd und hatte dabei den Kopf leicht schief gelegt. "Wenn du so übermüdet bist, dann leg dich doch ins Bett und ruh dich aus.", schlug sie vor und wandte sich dann wieder dem Brotpudding zu. Immerhin - was angefangen war, sollte man auch zu Ende bringen! Die Zutaten waren ja bereits vermischt und so füllte Tabatha sie in eine Auflaufform, bis alles gleichmäßig verteilt war. "Oder passieren dir plötzliche Schlafphasen regelmäßig? Vielleicht solltest du einen Heiler aufsuchen? Das kann schnell gefährlich werden." Gedankenverloren schob sie den Brotpudding in den Ofen, zuckte dann innerlich zusammen und drehte sich auf dem Fuß zu Elsje um. "Tut mir leid.", entschuldigte sie sich, "Das war übergriffig. Es geht mich ja auch gar nichts an." Sie machte eine leichte Verbeugung und behielt dann den Ofen im Blick.

    [Lily] First Post | in der Klinik



    Lily nahm einen tiefen Atemzug. Einen sehr tiefen. Heute! Heute würde sie Natalie fragen! Nicht, dass sie sich das nicht gestern schon gesagt hatte. Und den Tag davor. Und den Tag davor. Aber dann war ihr ständig etwas, nunja äh, dazwischengekommen. Genau. Und das hatte sicher nichts damit zu tun, dass sie fürchtete, der Aufgabe, die sie sich lange schon in den Kopf gesetzt hatte, nicht gewachsen zu sein. Lily wollte Heilerin werden, lange schon, aber nie hatte die Zeit gereicht, wo sie sich doch um ihre jüngeren Schwestern kümmern musste. Was sie mit Leib und Seele gern getan hatte. Aber die Kleinen wurden groß und waren nun quasi selbstständig! Odette auf jedenfall... und bei Violet würde es wohl auch nicht mehr zu lange dauern, achje! Und das Kümmern lag ihr irgendwie in der Seele, seien es ihre Schwestern, jedwege Tiere, die ihr über den Weg liefen, oder eben ihre Kunden, die jeden Abend kamen um sie zu hören. Also gut! Keine faulen Ausreden mehr! Und damit betrat sie die Klinik und fragte nach der Obersten Heilerin Natalie, um sich von ihr ausbilden zu lassen.


    [Cinnamon] & Joe << von der alten Ruine | vor der Klinik



    Wann würde es dem humpelnden Joe auffallen, dass Cinnamon nicht das Runenarchiv, sondern die Klinik anpeilte? Vermutlich gar nicht, denn zum einen war er hinüber und zum anderen mussten lag die Klinik auf dem Weg, wenn man ins Runenarchiv wollte. Ein Glück, denn die Diskussionen wären sonst nur anstrengender geworden. Und sie war sich sicher, diese würden kommen.

    "Also Freundchen.", begann Cinnamon mit strenger Stimme und bereute sofort die Wahl des Wortes 'Freundchen', denn weiß der Geier, was Joe sich daraus wieder reimen würde. "Du bist verletzt und dir hängt noch das Gift der Riesenschnecke raus. Wir lassen dich durchchecken. Entweder das oder du kannst alleine nach Hause humpeln. Und damit meine ich nicht das Runenarchiv, sondern die Kaserne!" Nein, diesmal verschwendete Cinnamon ihre Energie nicht an nette Worte. Vielleicht half es ja, wenn sie klare Kante zeigte und er hörte zumindest dann auf sie. Der Rotschopf sah vom Klinikgebäude zu Joe. "Haben wir uns verstanden?" Er hatte ihr heute jeden Nerv - und fast das Leben - geraubt, da war ihr der Tonfall hoffentlich vergönnt.

    [Tabatha] & Elsje | Küche



    Tabatha blinzelte. Blinzelte erneut. Bei der Magie der Elfen, dachte sie, Was geht hier vor? Die Magd atmete einmal tief durch. Ruhig bleiben. Das war stets das oberste Gebot. Ruhig bleiben, die Situation analysieren, sich eine Lösung überlegen und dann danach handeln. In der Regel funktionierte das gut. Sofern die Situation richtig erfasst wurde. Beim letzten Mal hatte sie diese ja falsch eingeschätzt, dadurch einen Retter mit einem Angreifer verwechselt und ihn deswegen attackiert. Nun, Fehler passierten. Sie sollten sich nur nicht häufen. Den Brotpudding ignorierte die Elfe für's erste jedenfalls.

    Warum schlief Elsje am hellichten Tag? War sie nur übermüdet von einer schlaflosen Nacht oder passierte das regelmäßig? Tabatha schüttelte die junge Frau wieder, etwas energischer nun. "Elsje, wach auf." Nichts. Tabatha sah sich im Raum um. Welche Aufputscher gab es hier? Tatsächlich fand sie schnell einige Kaffeebohnen, die geschwind zu Kaffee aufgegossen wurden. Auch Johanniskraut ließ sich auftreiben, zwar eine seltsame Mischung mit dem Kaffee, sollte jedoch für Aufschwung sorgen. Und Zucker. Der war bei Kaffee sowieso nicht verkehrt. Mit der heißen Tasse in der Hand kniete sich Tabatha wieder vor Elsje, die mittlerweile sogar zu schnarchen begonnen hatte. "Elsje, du kannst jetzt nicht schlafen. Der Brotpudding verbrennt noch." Manche hörten im Geiste noch zu und wachten vielleicht bei drohender Gefahr. Ob sie die Möglichkeit hatte Elsje ihr Getränk anzudrehen, bevor sie erneut einschlief?

    [Hahkota] & Yahto



    Das war es, was sie beide ausmachten. Sie verstanden einander ohne viel erklären zu müssen. Da wurde nichts in Frage gestellt, nichts relativiert. Nein, sie glaubten einander, aneinander und handelten danach. So einfach war das. Yahto behielt den kühlen Kopf, der ihm diesmal abhanden gekommen war. Es war aber auch eine schreckliche Begegnung gewesen. Sein Blutsbruder griff nach dem passenden Buch. Das ihm das nicht gleich eingefallen war! Wo auch immer sie das herhatten, spielte keine Rolle, auf den Inhalt kam es an. Hahkota fiel mit seinem Bruder in die magischen Worte mitein, während er das Weihrauch aus eine der gut sortierten Schubladen zog. Bei ihnen zu Hause hatte man das wertvolle Harz mühevoll ernten müssen, aber hier konnte man es einfach im nächsten Esoterik-Shop in der Innenstadt kaufen. Einige Sachen der Neuen Welt waren schon bequem. Hahkota entzündete Räucherkohle in einem dafür vorgesehenen Schälchen, um den Weihrauch entsprechend einzusetzen. Dann ging er zusammen mit Yahto durch das Haus, räucherten in alle Ecken und wiederholten den magischen Schutzzauber, solange bis die ganze Bude nach dem Harz roch und nichts mehr davon vorhanden war. Sie versiegelten den Zauber und Hahkota ließ sich dann auf die Couch fallen. Er war völlig fertig mit den Nerven. "Danke dir Yahto.", meinte er zu seinem Bruder, "Ich bin beim Anblick der Dämonin echt... keine Ahnung, mir kam's echt kalt einfach." Da fiel ihm noch etwas ein. Er zog aus eine seiner Taschen das Schweizertaschenmesser hervor. "Damit hat sie mich bedroht. Meinst du etwas von ihrer böswilligen Kraft steckt auch darin?" Hahkota mochte der Ältere der beiden sein, aber im Grunde fühlten sie sich immer ebenbürtig. Und Paranormales war einfach schon immer etwas gewesen, wovon er lieber die Finger gelassen hatte... es war ihm einfach nicht geheuer.

    [Marlin] & Sherry | Gemeinschaftsbad



    Haaach.

    Es sind Momente wie diese, an dem Marlin befand, dass das Leben doch ganz erträglich sei. Ganz im ernst, auch ein alter Miesepeter wie er es war, konnte an einer heißen Quelle kaum etwas Schlechtes finden. Zumal er das ganze Bad ja für sich hatte. Keine Menschen. So musste der Himmel aussehen, in den er nie gelangen würde. Wie poetisch. Und viel zu theologisch, disgusting. Wie dem auch sei, Marlin hatte den Kopf in den Nacken gelegt, die Arme auf den Beckenrand und ließ sich einfach ein wenig treiben. Ein bisschen seltenen Frieden, der sich hier eingenistet hatte. Als solcher etwas, dass er tatsächlich wertschätzen sollte und auch würde. Solange bis-

    Platsch.

    Marlin öffnete die Augen und neigte den Kopf, um zu sehen, wer oder was hier die Ruhe störte. Es klang als würde ein Kind vom Beckenrand ins Wasser springen, aber weder das eine noch das andere war hier erlaubt. Okay, bei den Kindern war er sich nicht so sicher, aber falls, dann sollten sie in einem Badehaus wie diesem hier verboten gehören. Nur seine bescheidene Meinung. Sowieso - woher so plötzlich?

    Er kniff die Augen zusammen, um durch die Dampfschwaden des heißen Wassers etwas auszumachen, auch wenn sie nicht so exorbitant waren, dass sich die Sicht groß eingeschränkt fühlen müsste. Weswegen er nun auch sah, was ihn aus seinem kurzweiligen Frieden geholt hatte.

    Eine erwachsene Frau. Eine Frau die ihm den Rücken zugekehrt hatte, sich dabei aber in voller Gänze zeigte.

    Was zur Hölle. Nicht, dass Marlin per se etwas gegen Frauen hatte, erst recht nicht gegen Nackte, aber wie zum Teufel war sie so plötzlich hier aufgetaucht? War er etwa kurz weggedöst? Dafür war er eigentlich nicht der Typ, aber vielleicht wurde er doch langsam senil. Was anderes konnte ja kaum möglich sein, sie hatte sich ja wohl kaum hierher teleportiert. Sich reinzuschleichen und dann doch so ungeniert zu zeigen - ja doch, ein was zur Hölle, war durchaus angebracht. Damit war es jedenfalls dahin mit dem Frieden. Aber der war ja sowieso nur eine kurzweilige Illusion gewesen. Marlin beobachtete wie sie unter- und wieder auftauchte, dabei ganz bei sich schien. Hatte sie ihn etwa nicht bemerkt? So groß war das Bad ja nun auch nicht, als dass sie ihn beim reinkommen übersehen haben könnte - oder? Marlin wurde das Gefühl nicht los, dass etwas seltsam war an dieser Angelegenheit, aber vielleicht auch nur, weil er sich keinen Reim auf ihr Verhalten machen konnte. Na dann. Als sie vor sich hinmurmelte, ging er einfach darauf ein: "Das hör ich oft.", erwiderte er leichthin, "Häufig nach einer gemeinsamen Nacht, wobei das nicht der einzige Anlass ist. Noch vor dem ersten Kennenlernen ist allerdings auch für mich das erste Mal~."

    [Antoinette] & Yuri | Yuri's Boutique




    Kaum hatte sie die Frage ausgesprochen, hatte sie dies auch schon bereut. Was für eine seltsame, direkte Frage auch, zu stellen, nach diesem absolut aufwühlenden, ebenso seltsamen Aufeinandertreffen. Aber sie hatte ihr auf der Seele gebrannt, lange schon und vielleicht hatte sie auch nur befürchtet, die Dame mit dem außergewöhnlich lachsfarbenen Haar würde wieder verschwinden, bevor... ja bevor was eigentlich. Immerhin verband sie ja gar nichts - außer stets unglücklich verlaufene Begegnungen. Ist dir schonmal in den Sinn gekommen, dass sie dich einfach nicht leiden kann und dir deswegen ausweicht? Uh oh. Jetzt wo sie hier in Yuri's Boutique saß und sie so direkt gefragt hatte, schien es so offensichtlich. Oder hatte sie nur gefragt um ihre Befürchtungen widerlegt zu wissen? Schon irgendwie auch, ja! Was hatte sie nur falsch gemacht? Außer die Sache mit dem Punk, ja nun. Da waren ihre Nerven blank gelegen und sie schämte sich auch dafür. Sie wollte nicht, dass die Menschen schlecht von ihr dachten. Womit wir wieder bei der Sache mit der Ablehnung wären... mitunter ein Grund warum sie in diesem Laden in Tränen ausgebrochen war. Warum konnte sie nicht einfach über den Dingen stehen? Nicht, dass sie es nicht versuchen würde, aber naja. Und wohin wanderten ihre Gedanken eigentlich schon wieder?

    Antoinette zwang sich wieder zu Yuri zu blicken - deren Angesicht sie gerade zutiefst gemieden hatte. Sie suchte nach den passenden Worten um die Situation irgendwie zu retten - was es da auch immer zu retten gab - als ihr Yuri's Miene auffiel und die Panik die sich deutlich zeigte. Uh oh. Oh, Antoinette konnte sich sehr gut vorstellen was da gerade passierte - been there, got the T-Shirt - was nicht hieß, dass sie auch nur den Hauch einer Ahnung hatte, was sie jetzt tun sollte. Ist das meine Schuld? Schon wieder? Nein, nein, nein! "Y-Yuri?" Ihre Stimme war mehr ein Piepsen. Okay, wie war das nochmal. Tief durchatmen - haha als ob das dann so einfach wäre - den Atem zählen, wie war das noch, vier ein, vier halten, vier raus? oder sechs aus? oder sechs halten? War das so wichtig?? Akzeptanz. Ja... ne, schwierig. Ablenkung. Ablenkung, dass könnten sie hinbekommen. Es würde vielleicht auch Sinn machen, wenn sie Yuri das sagen würde, richtig und -

    Yuri fiel um.

    Es passierten so viele Dinge gleichzeitig, dass Antoinette keine Ahnung hatte, wie eins zum anderen gekommen war. An einem Punkt war sie aufgesprungen, aber ob das war, als Yuri noch stand und mit ihrer Angst kämpfte oder erst, als sie dabei war umzufallen konnte sie nicht sagen. Die Belgierin hatte zumindest versucht Yuri nicht auf den harten Boden knallen zu lassen, was nur so semi geglückt war. So lagen sie nun beide in einem Knoten, die eine bewusstlos, die andere verwirrt und ein weiteres Opfer dieser Verkettung unglücklicher Ereignisse dürfen wir dabei nicht außen vorlassen: Der Früchtetee, den Antoinette zum Zeitpunkt der verhängnisverheißenden Frage in ihren Händen gehalten hatte, hatte sich ebenso in freien Fall begeben. Der Inhalt ausgebreitet über die beiden Damen, die Tasse kullerte ein wenig, bis sie an der nächsten Kommode zum Halt gebracht wurde. Immerhin war sie nicht zerbrochen und auch nicht allzugroß, sodass sich zumindest dieser Schaden in Grenzen hielt.

    Nicht zu vergleichen jedenfalls mit dem, den Antoinette angerichtet hatte. Wieso kann ich nicht einmal was richtig machen?, schalt sie sich, ehe der rationale Teil ihres Gehirnes - statt des überkritischen - die Aktion 'Yuris Gesundheitsstand überprüfen' in den Vordergrund rückte. Mon Dieu.

    Antoinette schälte sich unter Yuri hervor und kniete sich neben sie, die kleine Frau vorsichtig hinlegend. Moment, stabile Seitenlage wäre klüger, oder? Aber hieß es nicht auch, man solle die Beine hochnehmen, um den Kreislauf in Schwung zu bringen? Aber... Yuri hatte einen Rock an! Als ob das noch eine Rolle spielt in so einer Situation! Ah! Atmete die Schneiderin überhaupt noch? Ja... doch, okay, immerhin in der Hinsicht alles gut, wir mussten nicht Mund-zu-Mund beatmen, aber was zur Hölle sollte sie denn jetzt tun?

    Beruhig dich selbst einmal, sonst bist du gleich die Nächste mit einer Panikattacke.

    Huh, sagte die Stimme in ihrem Kopf also doch mal etwas sinnvolles. Antoinette nahm einige tiefe Atemzüge, ehe sie vorsichtig begann Yuri zu schütteln. "Yuri? Yuri kannst du mich hören?", meinte sie und konnte die Angst dabei nicht aus ihrer Stimme verbannen. Wie auch. Da lag gerade jemand bewusstlos vor ihr und sie hatte womöglich Schuld daran. Hätte sie den Laden gar nicht erst betreten. So wird das nichts. Sie hatte keine Ahnung von Medizin. Am Ende hatte Yuri eine schwerwiegende Krankheit und das war der eigentliche Grund für ihre Ohnmacht. Es könnte sonst was los sein und sie war sich nichtmal sicher ob nun stabile Seitenlage oder Beine hoch the way to go war. Antoinette griff nach ihrer kleinen Handtasche und kramte nach ihrem vermaledeiten Smartphone, um den Notruf zu wählen.