Reina vor der Tür | [First Post Lus Reina]
Da war sie nun: Vor der letzten Wohnung, die sie heute besichtigen konnte. Ihre letzte Chance ein Zimmer zu ergattern, um nicht zukünftig auf der Couch einer Arbeitskollegin übernachten zu müssen. Der Wohnungs- und WG-Zimmer-Markt in Riverport war erbarmungslos und hatte sie gefressen, durchgekaut und achtlos auf die Straße gespuckt. Noch vor zwei Wochen war Reinas Leben eigentlich ganz gut gewesen. Mehr als akzeptabel. Sie hatte einen tollen Job in einer echt netten Kita in der Stadt, ihre Kolleginnen und Kollegen waren nett und sogar ihre Vorgesetzte bemühte sich um gute Arbeitsbedingungen. Ganz anders als in vielen anderen Kitas wurde sie sogar recht gut dafür bezahlt. Kein Gehalt mit dem man sich einen Range Rover leisten konnte, aber es genügte, um ab und an mal Essen und feiern zu gehen und für die ganzen Klamotten, die sie sich regelmäßig online bestellte oder in der Stadt mitnahm. Und abgesehen von Arbeit und Gehalt hatte sie eine Wohnung gehabt. Sie war nicht sonderlich groß oder luxuriös gewesen, aber sie hatte ihr gehört. Bis der Eigentümer - ein älterer Herr - vor ein paar Monaten verstorben war und seine Kinder nun die Wohnparteien auflösten, um das Haus für sich und die eigene Familie umzubauen. So ein Dreck. Wieso hatten andere nur so ein Glück? Und vermutlich klangen die drei bis vier Monate Zeit für einen Umzug in den Ohren der meisten nach genug Zeit etwas neues zu finden, aber so war das leider nicht! Studenten gab man den Vorzug, wenn es sich um WG-Zimmer handelte, weil die ja froh waren überhaupt was zu finden. Sie würde schon noch was besseres bekommen, weil sie ja ein Gehalt hatte. Ein Gehalt, das aber bei vielen Vermietern als zu niedrig eingestuft wurde, um sich problemlos die Miete einer Wohnung leisten zu können. Dabei war ihr Job viel sicherer als der von vielen anderen. Erzieherinnen wurden schließlich immer gebraucht und es gab deutlich zu wenig. Vielleicht war die Aussicht auf Babykotze und Basteleien in der Mietwohnung ein Grund für viele Vermieter sie trotz der Jobstabilität abzulehnen. Es blieb ihr also nichts anderes übrig, als sich einfach überall zu bewerben. Und tatsächlich hatte sie trotz ihrer misslichen Lage die ein oder andere Wohnung abgelehnt, aber eine Männer-WG mit keiner Tür zum Bad oder einer Miete die fast doppelt so hoch war, wie die für ihrer alten Wohnung schien ihr dann doch zu viel des guten. Das hier war ihre letzte Chance. Und sie klopfte gerade direkt an die Tür davon. Lächeln. Unbedingt das Lächeln nicht vergessen.