Max & Julia in der Konditorei
Glücklicherweise nahm Max de Sainte Coquilles ihre Einladung an und diskutierte nicht ewig herum. Julia freute sich, dass sie ihm etwas ausgeben konnte. Sie fand, dass es einfach dazugehörte, dass man einander ab und an einlud. So wie sie es mit Collette oft getan hatte. Oft hatten die beiden sich süße Törtchen geteilt, um möglichst viele verschiedene Sorten ausprobieren zu könne, oder ihre Freundin hatte welche selbst gebacken, wodurch ihr Kleider meist voller Mehl geendet hatten, aber auch das gehörte zu ihr. So wie das Badehaus zu Julia gehörte. Und genau weil sie sich in ihrem Zuhause so wohlfühlte, freute sie sich umso mehr, dass es der Adelssohn in Betracht zog sie dort einmal zu besuchen. Sie hatte noch immer das Gefühl, dass er es nicht nachvollziehen konnte, wieso sie gerne dort arbeitete oder vielleicht war es auch die Tatsache, dass sie überhaupt arbeitete, aber der leicht irritierte Ausdruck auf seinem Gesicht lies sich nicht ganz verstecken. Doch Julia empfand es weder als Hohn, noch störte sie sich an dieser Reaktion. Nicht jeder musste das gleiche mögen oder ihre Liebe zum Baden teilen. Allein die Zusage des Blonden, es einmal zu versuchen, machte sie glücklich und zauberte ein Lächeln auf ihre Lippen. Und dass er ihre Leidenschaft bewundernswert nannte, machte sie ein wenig verlegen. Vielleicht hatte sie doch ein wenig zu viel geschwärmt, weshalb sie schnell eine wegwischende Bewegung mit den Händen machte, um seine anerkennenden Worte abzuwinken. Verlegen senkte sie den Blick und ihre Hände und legte sie im Schoß zusammen. Max gab zu, dass er nichts hatte, was eine solches Engagement in ihm auslöste. Ging es nicht vielen so? "Vielleicht habt Ihr es einfach noch nicht gefunden. Ich glaube jeder findet irgendwann etwas, dass ihn erfüllt. Manchmal ist es vielleicht die Arbeit und bei anderen ist es vielleicht etwas ganz anderes." Sie hatte einfach das Glück diese Leidenschaft früh gefunden zu haben. War es zu philosophisch oder gar anmaßend eine solche Bemerkung von sich zu geben? Vielleicht brauchte Max ja auch gar keinen Zuspruch. Er wirkte jedenfalls nicht unglücklich mit seinem Leben.
Glücklicherweise kam eine Bedienung und nahm ihre Bestellung auf, bevor Julia sich weitere Gedanken machen konnte. Nur das Gesprächsthema, dass der Sohn der de Sainte Coquilles danach ansprach brachte sie aus dem Konzept. Sie hatte es schon wieder getan und sich zu oft entschuldigt. Als Max die Tatsache laut aussprach und ihr versicherte, dass es keinen Grund dafür gab, liefen ihre Wangen gänzlich rot an vor Scham. Und dass er ihr versicherte, dass er ihre Gesellschaft genoss wurde es ihr nur schlimmer. Sie sah zu Boden, konnte ihm nur einen kurzen Blick zuwerfen, bevor er weiter sprach und sie ihre Augen wieder auf ihre Hände in ihrem Schoß heftete. Ihre Worte ein Versuch sein Interesse an ihr schmälern? Oh Gott! Was hatte sie nur für einen Eindruck hinterlassen? "Also ich... das... also...", begann sie, doch die Worte die sie sagen wollten, konnten sich in ihrem Kopf nicht zu einem Satz zusammenfügen. Stattdessen flogen sie zusammenhanglos herum und ließen ihr keine Gelegenheit zur Ruhe zu kommen. "Das war... oder war besser gesagt war das nicht...?" Ihre Wangen wurde noch ein wenig roter als ohnehin schon und sie legte ihre Hände darauf, als würde dies helfen sie abzukühlen oder einen klaren Gedanken zu fassen. Ohne es zu wollen gab sie dabei ein nervöses Quietschen vor sich, das die Situation auch nicht besser machte. Sie versuchte sich zu sammeln und vielleicht war es eine glückliche Fügung, dass der Kellner in diesem Moment ihre Bestellung brachte und sie außer einem kleinen "Danke." erstmal nichts sagen musste. Das gab ihr die Gelegenheit sich abzulenken und wieder zu beruhigen. Mit Komplimenten oder solchen Situationen konnte sie wirklich kaum umgehen. Sie atmete einmal unbemerkt tief ein uns aus, bevor sie die Hände von ihren immer noch geröteten Wangen nahm und auch wenn sie es noch nicht schaffte Max de Sainte Coquilles in die Augen zu blicken, war sie stolz immerhin mit klarer Stimme zu sprechen: "Ich wollte Euch keinesfalls das Gefühl geben Euch abweisen zu wollen. Es ist einfach eine unbewusste Angewohnheit von mir solche Dinge zu sagen und vielleicht..." Sie holte tief Luft und schaffte es jetzt doch dem blonden Adelssohn in die Augen zu sehen. "vielleicht fällt es mir einfach manchmal schwer zu glauben, dass jemand von den de Sainte Coquilles sich gerne mit einer Badehausangestellten unterhält. Ihr habt sicher sonst anspruchsvollere Unterhaltungen als die Arbeit oder ähnliches." Sie lächelte verlegen und ein wenig beschämt, weil sie an Bianca denken musste. "Aber wahrscheinlich ist das nur ein blödes Vorurteil von mir, bitte entschuldigt." Kurz entstand eine Pause zwischen ihnen, in der Julia den Blick auf die unangetasteten Naschereien vor ihnen richtete. "Vielleicht würde es mir einfacher fallen das ganze abzulegen, wenn Ihr aufhören würdet mich 'Fräulein' zu nennen. Julia ist absolut ausreichend."