Max & Julia in der Konditorei
Selbstverständlich sagte Max, dass sie einander nichts schuldig sind. Julia schüttelte lachend den Kopf. "In Ordnung. Ich bezahle trotzdem.", bestand sie und trotz des Lächelns auf ihren Lippen, ließ der Ton in ihrer Stimme keine Widerworte zu. Es war kein unhöflicher, sondern einfach nur bestimmter Tonfall. "Ihr würdet einer Dame doch nicht den Wunsch verwehren Euch einzuladen?" Sie hoffte, dass Max den amüsierten Unterton ihrer Stimme bemerkte. Bei seinen nächsten Worten schüttelte sie erneut den Kopf. Natürlich war er die gute Küche des Hauses de Sainte Coquilles gewohnt. Wie konnte man ihm da vorwerfen, dass er noch nie hier war? "Es ist keinesfalls anmaßend, sondern ausgesprochen nachvollziehbar.", pflichtete sie ihm bei. Schließlich war sie selbst beim Ball in den Genuss dieser ausgezeichneten Küche gekommen und sie konnte und wollte nicht leugnen, dass es hervorragend geschmeckt hatte. Trotzdem hoffte sie, dass auch die Törtchen und Leckereien von hier ihn zufriedenstellten. Jetzt wurde sie fast ein bisschen nervös. Was, wenn er sie hasste und ihr Urteil als primitiv erachtete? Sicher würde sich Max de Sainte Coquilles es sich nicht anmerken lassen und trotzdem fürchtete sich die junge Frau jetzt davor. Wie konnte sie nur herausfinden, ob es ihm wirklich schmeckte, oder ob er nur so tat? Doch ehe sie darüber weiter grübeln konnte, schlug Max vor, dass sie beide bei ihrem nächsten Bummel die Läden des kleinen Dorfs besichtigen konnten. Bei ihrem nächsten Bummel. Er zog tatsächlich in Betracht noch einmal mit ihr durch die Straßen zu ziehen? Ein Lächeln zierte ihre Lippen, als sie nickte. "Es wäre mir eine Freude. Ich hoffe nur, dass ich Euch nicht zu sehr mit meinen Erzählungen und den einfachen Geschäften langweile.", gab sie ihre Angst davor offen zu. War es unhöflich das so direkt anzusprechen, oder würde Max es verstehen? Sicher ziemte es sich für eine Dame nicht solche Gedanken laut auszusprechen. Für Julia war es aber mehr als normal sich mit Menschen offen auszutauschen, mit denen man sich wohl fühlte. Und auch wenn sich die Dame mit den Locken nicht immer sicher war, ob der Adlige sie nicht eigentlich schon längst satt hatte und nur nett sein wollte, genoss sie seine Gesellschaft. Es war anders, als wenn sei mit ihren Kolleginnen oder Freunden unterwegs war. Dann stellte Max die nächste Frage und Julia brauchte einen Moment, um darüber nachzudenken. "Hmmm... es ist schwer es zu beschreiben.", fing sie schließlich an. "Es ist einfach schön einen Ort zu haben an dem sich jeder entspannen und abschalten kann. Außerdem ist es noch schöner, wenn man dazu beiträgt, dass sich jeder wohlfühlt und sich einfach fallen lassen kann." Sie dachte an die vielen Kunden, die sie mit einem Lächeln auf den Lippen verabschiedeten. Das warme Wasser war Balsam für müde Knochen und auch für müde Geister. "Das Badehaus ist mein Zuhause und gleichzeitig der Ort, an dem ich anderen helfen kann. Durch meine Arbeit fühlt es sich so an als ob ich dem Dorf etwas zurückgeben kann." Sie lächelte bei diesem Gedanken. "Das muss sich für Euch ziemlich seltsam anhören. Aber vielleicht könnt Ihr es besser verstehen, wenn Ihr einmal selbst da gewesen seid." Man konnte viel darüber reden und es half nichts. Man musste es erleben. Das war doch die Lösung für die Liebe dahinter, oder? Aber ob Max de Sainte Coquilles so viel Freude für das Badehaus empfinden konnte, wie sie selbst, wagte sie zu bezweifeln, daher lachte Julia über sich selbst. Nur ein wenig. "Entschuldigt. Ich schwärme viel zu viel davon. Es gibt sicher viele Orte, die Euch mehr begeistern, als ein einfaches Bad." Sie sagte es ohne Hohn, ohne Spott und ohne es vorwurfsvoll zu meinen. Es war einfach eine Tatsache, dass der Adel anderes gewohnt war und diese Tatsache mochte andere stören, aber sie selbst fand das nicht der Rede wert. Es machte ihr Leben deshalb nicht weniger schön. "Ich denke wir sollten bestellen."