[Martin] & Joe
Wie gut, dass der junge Schmied die Details ihrer Mission nicht kannte. Denn hätte er gewusst, wie gefährlich die ganze Sache wohl wirklich war, hätte er vermutlich niemals zugestimmt. Martin wollte schließlich noch nicht das Zeitliche segnen. Er musste sich immerhin um seinen kleinen Bruder kümmern. Cecil war zwar kein Kind mehr aber eben auch nicht erwachsen. Und außerdem hatte er hier niemanden außer Martin. Schließlich war dies erst ihr zweiter Tag in Trampoli. Dem Grünhaarigen drehte sich der Magen um als er an Cecil dachte. Er musste diese Situation unbedingt klären, sonst könnte er seinem Bruder niemals mehr unter die Augen treten. Wie könnte Martin denn jemals erklären, dass die beiden Brüder alles zurück lassen mussten für einen Neustart hier in Trampoli, welchen der Ältere dann selbst am ersten Tag in den Sand setzte? Unvorstellbar, vor allem, da es einiges an Überzeugungsarbeit gekostet hatte, Cecil überhaupt zur Zustimmung zu diesem Umzug zu bewegen. Hoffentlich würde der junge Schmied dieses Gespräch niemals führen müssen. Aber dafür musste er Leo überzeugen, ihm eine zweite Chance in seinen Diensten zu geben. Und dafür brauchte er dieses Erz! Also, vielleicht hätte er ja doch zugestimmt, wenn er um die tatsächlichen Gefahren gewusst hätte.
Nachdenklich lief Martin neben seinem neu gefundenen Partner in Sachen Abenteuer her, während sie sich stetig in Richtung der Kaserne bewegten. An sich war es wie eine kleine Stadtführung, denn umgesehen hatte sich der junge Mann noch gar nicht. Er hatte lediglich das Haus eingeräumt, geschlafen und war dann zur Arbeit gegangen. Zur Arbeit oder eher in sein Unglück. Er lauschte den Worten seines Begleiters und der leider sehr enttäuschenden Antwort auf seine Überlegungen. Allem Anschein nach wusste nur dieser Bade etwas über das Erz. Und wenn er Joe (dessen Namen er eigentlich noch gar nicht kannte) Glauben schenken konnte, so war eben dieser verreist. Und trotz der bisherigen Vorkommnisse hatte Martin keinen Grund, dem Rothaarigen nicht zu glauben. Die beiden Männer waren also augenscheinlich auf sich allein gestellt. "Das ist... nicht ideal. Aber wir kommen schon irgendwie zurecht." Antwortete der Grünhaarige mit einem Seufzen. Martin Augen wanderten über die Umgebung, während sie die Kaserne ansteuerten. Er war sich selbst nicht ganz sicher, warum. Es war ja nicht so, als würden die Antworten auf seine Fragen plötzlich vor ihm in der Luft erscheinen. Aber vielleicht könnte er sich so zumindest die Umgebung einprägen und sich bei einem zukünftigen Weg durch die Stadt besser zurecht finden.
Als die Kaserne in Sicht kam, fokussierten sich die goldenen Augen des Schmieds wieder auf den Weg vor ihnen. Das Gebäude war schon eindrucksvoll im Vergleich zu dem kleinen SEED-Aufsichtsposten, den er aus Rigbarth kannte. Als Joe das Tor öffnete, packte Martin beim Wagen mit an, um ihm zu helfen. Viel konnte er allerdings nicht machen, da er sich überhaupt nicht in der Kaserne auskannte. Also lief er Joe nur mehr oder weniger nach und half, den Wagen zu schieben. Nachdem sie diesen dann an seinem Zielort abgestellt hatten, reagierte Martin schnell auf Joes Aufforderung und half ihm mit der Plane. Zu zweit war diese schnell vernünftig über der Waffenlieferung und schütze diese vor Blicken. Auch wenn sie trotzdem noch ziemlich frei herumstand und von jedem Dahergelaufenen angetatscht werden könnte. Und genau das tat Joe dann auch, sehr zu Martin Verwunderung. Seine goldenen Augen weiteten sich als der Hüne ihm die Ausrüstung in die Hände drückte. "Äh..." Gab er erstmal etwas sprachlos von sich. Die Erklärung des anderen, dass sie sich die Sachen ja nur ausleihen würden, stellte den jungen Schmied auch nur so mäßig zufrieden. Er kam sich so vor, als würde er etwas stehlen und das gefiel ihm überhaupt nicht. Aber was war die Alternative? Ohne Ausrüstung zum Vulkan zu gehen? Selbst Martin war nicht stur genug, um das zu tun. "Wenn du sagst, dass das wirklich in Ordnung geht..." Grummelte der junge Mann schließlich und behielt die Spitzhacke, das Breitschwert und den Eisenschild. Mit einer kleinen Grimasse folgte Martin Joe anschließend in dessen Zimmer. Es war ziemlich klein aber tat, was es sollte. Einem Pragmatiker wie Martin, zumindest sah er sich selbst so, gefiel das ganz gut. Allerdings schaute er dann doch etwas dumm aus der Wäsche, als der Rothaarige ihm sagte, er solle sich setzten, seine Waffen auf das Bett warf und dann ging, um den beiden etwas zu Essen zu holen. Er sollte sich setzen? Wohin denn? Auf die Spitzhacke oder eher auf das Breitschwert? Oder doch auf den Eisenschild? Martin schüttelte den Kopf aber alleine in dem kleinen Raum konnte er nicht viel tun. Martin legte seine eigene Ausrüstung vor den Schrank und räumte Joes dann dazu, auch wenn das die Bewegungsfreiheit in dem ohnehin schon kleinen Zimmer noch mehr einschränkte. Aber Martin hatte wirklich keine Lust, sich versehentlich auf Metall zu setzen. Schlussendlich setzte sich der junge Schmied dann auf das Bett und atmete lange aus. Was für ein verrückter Tag. So hatte er sich seinen ersten Arbeitstag und den Neustart in Trampoli sicher nicht vorgestellt.
Martin sah auf als die Tür sich wieder öffnete und seine neue Bekanntschaft zurück kam. Mit aufgerissenen Augen schaffte er es gerade so das ihm zugeworfene Essen zu fangen. "Sag mal... Was wird denn das?" Fragte der Schmied mit einem ungläubigen Gesichtsausdruck. Er konnte diesen Kerl echt nicht einschätzen. Mit einem Seufzen stopfte er sich ein Stück Brot in den Mund und begann zu kauen als Joe ihm einen Krug mit Bier reichte. "Danke." Sprach er mit einem leichten Nicken. Martin war kein Trinker, überhaupt nicht. Aber er war auch nicht ganz so strikt als dass er überhaupt niemals etwas trank. Und nach dem heutigen Tag hatte er es echt bitter nötig. Auch, wenn er ein ziemlich schlechtes Gewissen hatte, jetzt nicht Zuhause bei seinem Bruder zu sein. Der Grünhaarige prostete Joe zu und nahm einen Schluck, ehe er weiter aß. Das Scherzen des Hünen konnte Martin zwar irgendwo verstehen, aber er selbst fand es gar nicht lustig. Meister Leo war bei Joe in Jahren noch nicht so sehr ausgerastet? Bei den echt seltsamen Angewohnheiten des Rothaarigen verhieß das nichts Gutes für Martin. "Das heißt also, ich stecke richtig in der Scheiße, oder?" Fragte er, sichtlich gestresst. Martin war im Normalfall ganz gut darin, seine Emotionen zu verbergen und auch jetzt wirkte er noch sehr gefasst. Aber man merkte ihm durchaus an, wie sehr ihm die Situation zusetzte. "Wenn es wenigstens nur um mich ginge..." Murmelte er bevor er sich ein Stück Käse in den Mund schob.