Beiträge von schachtl

    4221-alicerpgs-pngAlice & Noita | mit Simon an einem der Tische


    „Außerdem will ich nicht dass die Betreuer da mitreden. Wie ich den Kleinen halte oder beruhige, ob ich stille oder nicht und was das Beste ist oder was für eine Rabenmutter ich bin weil ich ihm den Schnuller gebe oder so. Du kennst sie.. die quatschen viel zu oft in unsere Angelegenheiten rein und geben ungefragt ihre Meinung dazu. Mir reichen schon die ganzen Instagram-Muttis, die einem immer vorgeschlagen werden.“ Kopfschüttelnd rutschte das Mädchen wieder ein bisschen tiefer in den Stuhl. Heutzutage war man gar nicht mehr sicher wenn man Instagram öffnete. Überall war so viel Meinung und gleichzeitig so wenig Ahnung. „Aber ob mir einfach so eine Wohnung bezahlt wird..“ Wobei das doch gerade mit Kind, das ja Platz brauchte, auch kein Problem sein sollte oder? Die Jugendliche seufzte. Mit der Hilfe und Unterstützung von Oben kannte sie sich einfach kaum aus, das wurde einem ja auch nirgendwo bei- oder nähergebracht, lieber lernte man in der Schule die zehnte Gedichtsanalyse anstatt mal Dinge die man wirklich im Leben brauchte. Wobei sie auch wichtige Sachen wie zum Beispiel das Thema Verhütung gelernt hatte und jetzt saß sie hier. Naja. „Aber egal, hauptsache ich habe jede Menge Platz für ihn und all die süßen Klamotten.. guck mal, was ich letztens erst gesehen habe!“ Schnell suchte sie in ihrer Tasche nach ihrem Handy, entsperrte es und hielt es keine Sekunde später schon Noita vor die Nase. „Siehst du die kleinen Öhrchen an der Mütze?! Und da.. die süßen Füchse und Blümchen auf dem Strampler!“ Alice‘ Augen leuchteten während sie ihrer Freundin die verschiedenen Babyklamotten zeigte, die sie in den letzten Wochen gesehen und sich abgespeichert hatte, denn wirklich gekauft hatte sie bis jetzt noch nichts. Das wollte sie eigentlich gemeinsam mit Simon machen.. den ersten Strampler oder den ersten Body zusammen kaufen.. es war so eine schöne Vorstellung für sie. Kurz hielt das Blondchen inne und fragte sich ob es überhaupt noch Sinn hatte zu warten oder ob sie alles alleine durchziehen sollte. Ohne ihn. Ohne Papa. Das kannte sie ja. „Und es gibt sogar kleine Kostüme! Wenn wir ein Babyshooting machen, kriegt er was davon angezogen..“ Der Teenager kicherte und ließ beinahe ihr Handy fallen als sie schnell Platz machte, denn ein Kellner hatte sich ihnen genähert und ihr fiel zunächst nicht einmal auf, wer ihnen ihre riesige Bestellung servierte. Erstmal galt ihre Aufmerksamkeit nur den Leckereien auf dem Tisch und als sie einen leichten Tritt unter ihrem Herzen spürte, war sie sich sicher dass auch ihr kleines Wunder sich auf das große Stückchen Erdbeertorte freute.. oder war es die Anwesenheit von „Simon?“ Dieses Mal fiel ihr das Handy wirklich aus der Hand und krachte auf den Boden nachdem sie ihren Kopf angehoben und dem Kellner danken wollte und in das Gesicht ihres Freundes blickte. Der da stand, aufgetaucht aus dem Nirgendwo. Erstmal fehlten ihr die Worte um auf seine bescheuerte Frage zu antworten, die Rolle des netten Kellners stand ihm nicht wirklich und eigentlich würde sie ihm jetzt am liebsten um den Hals fallen. Und weinen vor Freude, vielleicht auch vor Wut, denn gleichzeitig hatte sie das Bedürfnis ihm eine rein zu hauen für das, was er ihr an tat. Und seinem Sohn, der abermals mit Tritten auf sich aufmerksam machte. Als wäre er aufgeregt weil sein Papa jetzt da war. „Ich.. ich hätte gerne einen Freund, der sich um seine schwangere Freundin kümmert und für sie da ist und sie unterstützt aaaber das scheint wohl gerade aus zu sein oder?“ Für einen Moment schob sie ihre Unterlippe nach vorne, war traurig, versuchte vielleicht sogar ein paar Tränen wegzublinzeln bevor sie ihr Handy aufhob und kontrollierte ob es etwas abbekommen hatte aber kein gesprungener Bildschirm, ein kleiner Grund zur Freude.

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | irgendwo am Unigelände


    „Vielleicht ist es das..“ Denn so konnte man eine andere Person besser aus seinem Leben ausschließen, wenn sie nicht alles wusste, wenn sie nicht jedes Detail kannte. So ließ es diese Person besser vergessen, wenn sie nicht Bescheid wusste. Wenn sie nicht wusste was der Plan war, was manche in nächster Zeit vorhatte, wo man war. Wofür auch andere irgendwas erzählen, wenn man so oder so alles alleine schaffte? Oder es zumindest vor hatte. Auch wenn solche Abschlussscherze sehr aufwändig sind um sie alleine durchzuziehen. Und gemeinsam machte es ja auch viel mehr Spaß. Da wuchs man nochmal mehr zusammen. Bei diesen Scherzen. Darum ging es ja schließlich. „Aber Yumi..“ Langsam legte er seine Hand auf eins ihrer Beine und schaute die junge Frau durch seine tiefbraunen Augen hindurch an. „Du brauchst keine Angst haben.“ Kurz hielt er inne, atmete ein paar Mal tief durch während er ihren Blickkontakt weiterhin aufrecht hielt. Dann schüttelte er langsam seinen Kopf. „Ich werde dir deine Idee nicht wegnehmen. Dafür liegt mein Abschluss noch ein paar Monate zu weit weg.“ Weit genug damit er nicht über solche Spielereien nachdenken musste und doch nicht weit genug entfernt dass er ihn komplett außer Acht lassen konnte. Die Zeit lief, es war verrückt wie schnell sich die Welt drehte, sodass er sich so manches Mal wünschte er könnte sie anhalten. Um bestimmte Augenblicke noch länger auskosten zu können. Momente die er mit Yumi verbrachte zum Beispiel. Das waren die ganz besonderen Momente, die nie vergehen konnten aber das war dann doch nur Wunschdenken. Der ehemalige Musiker ließ das Blondchen nicht aus den Augen, erwiderte ihren Blick, genauso wie den Seitenhieb mit einem Blick der ihr sagte, dass er genau wusste worauf sie hinaus wollte. Teeniefilme. Teenies. Er schüttelte seinen Kopf und vielleicht kam ihm sogar ein leises Seufzen über die Lippen. Weil sie es einfach nicht lassen konnte ihn damit aufzuziehen? Oder weil sie es einfach nicht einsehen wollte dass da nichts lief? Eher zweiteres, denn Alessa nochmal auf eine Art und Weise verleumden und als Fehler zu bezeichnen, das geschah ihm sicher nicht ein weiteres Mal. Auch wenn nichts daraus wurde, es nie sein konnte weil sein Herz schon jemanden gehörte, so hätte er die Schülerin nie derart bezeichnen dürfen. Wann auch immer er das getan hatte.. „Sie ist mit Sicherheit froh darüber dass sich niemand mehr in ihr Büro stiehlt um sich auf ihrem Schreibtisch zu vergnügen.“, erwiderte er auf ihre Worte bezüglich der alten Schreckschraube, die das Sagen über und in den Wohnheimen hatte. Wer ihr das gegeben hatte? Auf jeden Fall jemand der Studenten nicht leiden konnte. Sein Blick wanderte über ihr hübsches Gesicht, glitt etwas nach unten, streifte die Spitze ihres Oberteils das sie unter einem lockeren weißen Top trug. Vielleicht etwas auffällig, jetzt wo er gerade über ihre intime Zweisamkeit im Büro der Alten sprach aber es egal wie zu verschleiern dass er sich in jeder erdenklichen Art von ihr angezogen fühlte, das war jetzt wirklich nicht mehr nötig. „Bestimmt.. niemand wird dir je das Wasser reichen können. Deine Liste der Vergehen wird in Gold gerahmt im Wohnheim ausgehängt.“ Der Student machte kurz die Andeutung als würde er sich verbeugen wollen und schmunzelte dann. Damit sich jeder ein Beispiel daran nehmen konnte und dem nacheifern? Wahrscheinlich suchte die Wohnheimsoma dann das Weite und vielleicht war es genau das, was das Wohnheim brauchte. Auf seine indirekte oder direkte Einladung reagierte Yumi überrascht, was ihn leicht lächeln ließ, und sein Blick folgte ihrer Bewegung als sie sich von der Bank erhob. Bereit um mal wieder zu gehen? „Das ist sehr gut.“ Der junge Kerl klatschte einmal in die Hände, als hätte sie endlich die Worte gesagt auf die er gewartet hatte. Naja, hatte sie auch irgendwie, nicht jetzt und hier aber noch vor ein paar Tagen.. und bei dem Gedanken daran setzte sein Herz immer noch aus und überschlug sich gleichermaßen. Ein Kribbeln breitete sich in seiner Magengegend aus und er steuerte dem entgegen, indem er sich ebenfalls aufrichtete. Nicht dass er dieses Gefühl nicht mochte oder es gar unterdrücken wollte aber wenn er es zu ließ, musste er nur dumm grinsen, von links nach rechts ganz breit und sich freuen wie ein kleiner Junge und den Anblick, den wollte er Yumi dann doch ersparen, wo es immerhin noch Dinge waren, die unausgesprochen zwischen ihnen lagen. Und dort auch liegen bleiben konnten, ihrer Meinung nach. „Ich wollte schon immer mal die Meinung einer außenstehenden Person haben und da du wie du meintest nicht mehr hier her gehörst, bietest du dich perfekt dafür an.“ Man musste nur wissen wie man ihre Worte gegen sie verwendete. Ohne auf eine Antwort ihrerseits zu warten griff er nachdem er seinen Rucksack geschultert hatte nach ihrer zarten Hand und bekam augenblicklich eine Gänsehaut als er sie mit dem nächsten Schritt mit sich mit zog. Und sie sich ohne lautes Geschrei mitziehen ließ. Vielleicht weil sie überrumpelt war oder vielleicht fühlte sie sich aber genauso von seiner Wärme angezogen wie er von dem Gefühl von ihrer Hand in seiner. Immer mit einem Hauch von Kälte.

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | irgendwo am Unigelände


    Es wunderte den Schauspielstudenten eigentlich keineswegs dass Yumi ihre Beine auch gleich zurück zog, auf Abstand zu ihm ging, wenn auch nur sehr gering und doch so, dass er es bemerkte. Und irgendwie störte es ihn, auch wenn er es verstand, vorallem wenn er nochmals an ihre Worte im Wohnheim dachte. Die garantiert nicht für seine Ohren gedacht waren und sie trotzdem gerade dort angekommen sind. Nicht über jemand anderen, es war keine Geschichte, Erzählung oder Wiedergabe einer dritten Person gewesen, nein. Die Blonde hatte es in seiner Gegenwart gesagt. Dass sie nur ihn wollte. Und jedes Mal wenn er daran dachte, musste er unwillkürlich grinsen. Ganz breit, ganz glücklich und mit einem Haufen Schmetterlinge im Bauch. Doch diesmal unterdrückte er dieses Gefühl, biss sich auf die Unterlippe sodass es lediglich ein kleines Grinsen wurde. In Anbetracht der Tatsache dass diese Worte noch zwischen ihnen standen, unangesprochen und Darren vermutete auch, dass das auch weiterhin so bleiben würde, zumindest fürs Erste, war es dann wenig verwundernd dass sie ihre schlanken Beine schnell näher an sich heran zog und Abstand schaffte. Einen noch größeren Abstand. Zumindest fühlte es sich so an, auch wenn er eigentlich gar nicht so groß war. Also den, den man sehen konnte. Den, den sie im Inneren trugen, eher sie, der war doch eher groß. „Aber hey.. ich könnte deine helfende Hand sein.“, entgegnete er schließlich nachdem sie ihren geheimen Plan nicht verraten wollte. „Also.. im wahrsten Sinne..“ Der Kerl hielt kurz inne, sein Blick glitt auf seine linke, teils taube Hand, dann musste er über seinen eigenen schlechten Witz lachen. „Glaub mir, mit Hilfe gelingen solche Dinge besser. Da kann man viel mehr erreichen.“ Dass er vielleicht auf mehr anspielte als auf einfache Abschlussstreiche, wer wusste das schon, deshalb schaute er trotzdem er sich in ihre Richtung gedreht hatte erstmal an ihr vorbei. Auf das größte Gebäude auf dem Campus. Als male er sich in seinem Kopf schon all die blöden Streiche aus, die man so machen konnte. Auch wenn sie unkreativ waren. So hatte Yumi sie zumindest betitelt. Gespielt empört schüttelte der verlorene Musiker seinen Kopf. „Unkreativ nennt sie das, also wirklich. Willst du auch noch behaupten, Badeschaum im Schwimmbad ist langweilig?!“ Bestürzt legte er seine Hand an seine Brust und atmete schwer ein sowie wieder aus bevor er sich wieder etwas aufrichtete und in ihr hübsches Gesicht sah. „Wenn du meine wundervollen Vorschläge so sehr in den Dreck ziehst bist du jetzt allerdings gezwungen mir deine Ideen zu präsentieren. Ich bin schon wirklich gespannt.“, verlangte der Bartträger und verschränkte erwartungsvoll seine Arme vor der Brust. „Wie willst du der alten Furie des Wohnheims für die unvergessliche Zeit mit ihr danken?“ Sein Blick folgte der Bewegung ihrer Hand, als sie sich durch die blonde Mähne strich, sie etwas richtete, genauso wie ihren Cardigan, der ihre zarte Schulter entblößt hatte. Warum war nur jede kleinste Bewegung dieser Frau so anziehend? Darren sah kurz zu Boden, an ihr vorbei, atmete tief durch und hörte sich dann ihren liebevollen Tipp an, der ihn zum Schmunzeln brachte. Tatsächlich schob er den linken Ärmel seiner Jacke etwas nach oben, schaute dort auf seine Armbanduhr und stellte fest, dass er ihren Tipp vielleicht doch zu Herzen nehmen sollte. Wenn man bedachte, dass er die letzten Tage schon gefehlt hatte. Unentschuldigt noch dazu, zumindest hatte ihn niemand zu einem Arzt geschleppt, der ihm einen Krankenschein hätte ausfüllen können aber aufgrund welcher Krankheit? Das wäre der nächste problematische Punkt gewesen. Er hatte es nicht mal wirklich für Essen aus seinem Zimmer geschafft, ein paar Schritte weiter wären da auch nicht drin gewesen. Aber jetzt fühlte er sich besser. Mit jeder Sekunde ihrer Anwesenheit wurde es besser. Wurde alles besser. Sie machte alles besser. Auch wenn sie eher vom Gegenteil überzeugt war aber sein Herz wusste es einfach besser. Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen bevor er in die blauen Augen der Anderen sah. „Wahrscheinlich hast du recht.. ein wirklich toller Tipp. Darauf wäre ich nie gekommen!“ Das Lächeln wurde zu einem Grinsen. „Daher solltest du mich zu meiner Vorlesung begleiten und mir weitere Tipps geben damit ich noch mehr Zeit habe aus meiner unkreativen Phase herauszukommen.“ Die tatsächlich auch so existierte, ohne dass sie über unechte Abschlussstreiche sprachen. „Heute steht Theater auf meinem Stundenplan. Die Stühle dort sind viel bequemer als die in unseren Vorlesungssälen.“ Mit Sicherheit der ausschlaggebende und überzeugendste Punkt.

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren| bei Yumi irgendwo am Unigelände


    Die hoch am Himmel stehende Sonne blendete den jungen Kerl als er die Wohngemeinschaft verließ. Es war ein Herbsttag wie ihn sich viele wünschten. Die Sonnenstrahlen wärmten, die Blätter waren bunt und manche rannten hier sogar noch im T-Shirt herum. Darren blieb ein paar Sekunden stehen als er das Unigelände betreten hatte, was im Grunde schon begann wenn man einen Schritt aus der Wohngemeinschaft tat aber es war immer wieder beeindruckend wie groß dieses Gelände war und wie viele Studenten man über den Weg laufen konnte. Wenn man wollte. Und das war gerade eigentlich nicht so das, worauf er Lust hatte. Ihm reichten schon die kommenden Fragen seiner Kommilitonen wenn er gleich nach ein paar Tagen der Abwesenheit wieder im Theatersaal war. Aber irgendwann musste er wieder einen für einen Studenten geregelten Tagesrhythmus hinbekommen oder? Dass er mal fehlte, okay, das war früher auch schon vorgekommen allerdings nicht weil er es nicht aus dem Bett schaffte oder in Selbstmitleid versunken war. Oder sich viel zu viele Gedanken um seine Karriere machte, seinen Traum, die Musik, das Schauspiel und das tat er jeden Tag, auch wenn er es gar nicht wollte, doch wenn einem der Grund für all das Scheitern im wahrsten Sinne in der Hand lag, ging es auch einfach gar nicht anders. Langsam schlenderte der Kerl über den Campus, dachte immer noch an das kleine Päckchen seines Vaters, an den Schlüsselbund in seiner Hosentasche und die Neugier, wo sich diese Wohnung überhaupt befand. Er checkte sein Handy, prüfte die Adresse, schaute wie weit es von hier entfernt lag, ob es sich vielleicht noch lohnte schnell vorbei zu schauen, doch es würde sich bestimmt nicht ausgehen. Am Ende verpasste er wieder eine Vorlesung und jetzt, wo er es schon mal beinahe ins Gebäude geschafft hatte, sollte er seinen Weg auch fortsetzen bevor seine Abwesenheit nur noch länger wurde und es am Ende noch Strafen gab. Jedoch wurden seine Schritte noch langsamer bis er schließlich stehen blieb. Denn auch wenn seine vorhin aufgesetzte Sonnenbrille die blendenden Strahlen der Sonne etwas abwehrte, so konnte nichts das Licht abhalten, dass sie ausstrahlte. Yumi. Sein Herz schlug schneller. Was sie wohl hier wollte? Die letzten Stunden ihres Studentendaseins genießen? Ein paar Kommilitonen treffen? Sich noch einmal daneben benehmen und dann darüber lachen weil keiner der Professoren ihr mit einer Strafe drohen konnte? Das klang wohl eher nach der Blonden. Ein leichtes Grinsen umspielte seine Lippen bei dem Gedanken wie sich manch alte Käuze um Kopf und Kragen plapperten während Yumi sie nur desinteressiert musterte. Trotz des amüsierten Blick auf die junge Frau, die es sich auf einer Bank liegend bequem gemacht hatte und die letzten Sonnenstrahlen genoss, machte er sich Sorgen. Immer noch, weiterhin, sowieso immer. Was war ihr Plan? Was hatte sie vor? Wohin wollte sie gehen, wenn sie all die Hilfe und Vorschläge nicht annahm. Er biss sich auf die Unterlippe. War fast ein bisschen genervt von ihrer Sturheit. Sicher konnte man ihr eine leere Wohnung anbieten und selbst die würde sie ablehnen weil sie keine Hilfe brauchte und sie nicht wolle und sie sowieso alles alleine konnte. Ihm fiel der Schlüssel in seiner Hosentasche wieder ein und schüttelte den Kopf. Lachte leise auf. Nicht einmal dann würde sie sagen 'Ja, ich brauche Hilfe'. Bevor sie das aussprach, schlief sie wahrscheinlich lieber unter der Brücke. Darren näherte sich der ehemaligen Studentin, hob als er bei ihr war und sein Rucksack auf den Boden Platz gefunden hatte kurzerhand ihre ausgestreckten Beine etwas an, setzte sich auf das frei gewordene Plätzchen auf der Bank und bettete dann ihre Beine auf seinem Schoß. Dass er sie damit vielleicht überrumpelte weil sie sein Kommen aufgrund ihrer Kopfhörer und der daraus laut dröhnenden Musik nicht mitbekommen hatte, war ihm eigentlich egal, denn der kurz überraschte Ausdruck in ihren Augen, der noch mit einem ganz anderen Gefühl gemischt war, das er nicht deuten konnte, war einfach zu schön. Yumi war schön. So schön wie immer. „Hast du schon einen Plan?“, fragte er schließlich, sah von ihr weg hinüber zum größten Gebäude des Campus. Mit Absicht wartete der junge Erwachsene ein paar Sekunden damit die Andere dachte er wollte erneut das Thema Hilfe geben und Hilfe annehmen beginnen, wollte ihr erneut all seine Vorschläge unterbreiten damit sie sich endlich helfen ließ aber eigentlich meinte er etwas ganz anderes. „Oder willst du mir erzählen dass du der Uni einfach so den Rücken kehrst. Kein Abschiedsstreich? Kein Gehen mit einem Knall? Kein Klopapier in den Fluren oder Rasierschaum auf der Türklinke?“ Zwar hatte das Blondchen ihre Prüfungen nicht bestanden, verließ die Uni nicht mit einem Zeugnis aber ein Abschluss war es ja doch irgendwo.

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren| verlässt das Wohnheim


    Die Stille die die Jugendliche hinterließ als sie durch seine Zimmertür hinaus das Weite suchte war beinahe unerträglich. Es war als wäre mit einem Mal die Welt stumm geworden und doch fühlte der Student irgendwo in sich so etwas wie Erleichterung. Dass endlich ein Moment gekommen war in dem er einmal durch atmen konnte. Was er tat während er seine braunen Augen schloss und die Stille dann für einige Sekunden sogar genoss. Weil da nichts war. Keiner der sich ein paar Schritte vor seiner Zimmertür lauthals beschwerte, niemand der sich im Grunde ja wegen ihm im Streit befand, keiner der in seinen vier Wänden herum streunte und ihm Vorwürfe machte. Ob jetzt zurecht oder nicht, das war jetzt egal. Eigentlich wollte er Alessa noch anbieten sie nachhause zu bringen, hatte er doch ein mulmiges Gefühl sie um diese Uhrzeit alleine gehen zu lassen aber mit Sicherheit hätte sie abgelehnt. Sie war schließlich groß genug und konnte auf sich aufpassen. Hoffentlich. Er stieß die Luft aus seinen Lungen, gab seiner Tür einen Schubser sodass sie ins Schloss fiel und er folgend in sein Bett, wo er seine Bettdecke über seinen Kopf zog. Das schützte ja schließlich vor all den bösen Monstern oder? Egal ob die unter dem Bett oder die im eigenen Kopf.. oder? Gerade wollte der Schauspielstudent nichts hören. Nichts hören, nichts sehen, mit niemanden reden. Verdammt, er hatte Alessa damit wirklich verletzt. Mit einem Wort was er wohl ausgesprochen hatte. Hatte er die Blonde wirklich als einen Fehler betitelt? Was hatte ihn dazu getrieben und warum wusste einfach jeder davon Bescheid nur er selbst nicht? Mit Sicherheit hatte er es zu diesem Zeitpunkt anders gemeint als er es gesagt hatte, war einfach nicht fähig gewesen sich gewählter auszudrücken, solch ein Missgeschick durfte ihm ja wohl passieren oder? Mit einem Mal schob er diese quälenden Gedanken beiseite, spürte wie seine Muskeln sich etwas entspannten. Darren konnte gar nicht sagen wie lange er in seinem Bett lag, sich den Kopf zerbrach, sich selbst fertig machte bis andere Gedanken sich Platz machten. Ich will keinen Anderen. Ich will ihn. Eine angenehme Gänsehaut. Ein warmer Schauer. Ein viel zu schnell schlagendes Herz. Ein aufregendes Kribbeln im Bauch. Ein wirklich sehr breites Grinsen auf den Lippen. Ihre Stimme in seinem Ohr. Der Kerl drehte sich auf den Rücken, die Decke gab sein Gesicht frei und er starrte kurz in die Dunkelheit, die sein Zimmer eingenommen hatte, bevor er mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen einschlief. Auch wenn er drohte etwas zu verlieren, so fühlte er sich im Augenblick näher an seinem Ziel als je zuvor.

    Es waren ein paar Tage später als der Kerl sich endlich dazu aufraffte und sein Bett verließ. Also mit einem größeren Vorhaben als Badezimmer, Kühlschrank und Lieferservice begrüßen. Deshalb war sein Zimmer auch ein bisschen im Chaos versunken aber es könnte den Studenten aktuell nicht weniger interessieren. Sein Handy vibrierte. Wie so oft und doch waren es immer nur irgendwelche Gruppenchats, Freunde und Kommilitonen, die etwas über eine Vorlesung wissen wollten, die Darren nicht einmal besucht hatte. Aber das kannte man von ihm eben nicht. Normalerweise war er ja fast schon ein Vorzeigestudent. Hatte nie eine Vorlesung geschwänzt, war zu jeder Probe erschienen, hatte regelmäßig gelernt und seinen Mitstudenten geholfen. Aber jetzt fiel es ihm viel zu schwer wieder in sein altes Ich zu schlüpfen. Warum sollte er sich noch reinhängen, wenn es mit seiner Hand sowieso keine Zukunft mehr für ihn gab? Zumindest was seine beruflichen Zukunftspläne anging. Man wollte ja nicht gleich übertreiben. Der junge Erwachsene zog seine Rollladen nach oben, ließ die Sonne herein und folgend auch etwas frische Luft nachdem er das Fenster weit geöffnet hatte. Er blieb stehen, schaute hinunter auf den Campus und dann auf seinen Stundenplan. Sollte er sich vielleicht mal wieder in einer der Vorlesungen blicken lassen? Genügend Zeit war auf jeden Fall noch, weshalb er mit einem Satz frischer Klamotten in der Hand die Tür öffnete und gegen ein kleines Päckchen lief, das jemand vor seine Tür gestellt hatte. Wie es öfter der Fall war, wenn irgendwer im Wohnheim dem Paketboten über dem Weg gelaufen war. Doch Darren hatte nichts bestellt, erwartete nichts und als er seinen Nachnamen doppelt auf dem Paket erkannte, wurden seine dunklen Augen größer. Seine Familie hatte ihm etwas geschickt. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in ihm aus und so legte er das Schächtelchen erst beiseite, huschte ins Bad und trimmte nach einer Dusche auch gleich noch seinen Bart ein klein wenig, damit dieser keinem Unfall mehr glich. Die Tage hatte er auch einen Termin beim Frisör.. oder hatte er den schon verpasst? Mit etwas Haargel richtete er den Urwald auf seinem Kopf und nahm nachdem er wieder in seinem Zimmer war das Paket in die Hand. Sein Handtuch und die alten, fleckigen Klamotten warf er in den Wäschekorb. Oder zumindest hatte er dahin gezielt und gut verfehlt aber das war nicht weiter wichtig, denn wichtiger war jetzt der Inhalt des Päckchens seiner Familie und er hob seine Augenbrauen als ihm zwei Schlüssel, eine Karte und ein Brief entgegen fielen. Das mulmige Gefühl in ihm verschwand nach und nach, zumindest zum größten Teil, je mehr er den Brief seines Vaters las. Sein Befinden, seine Gesundheit, eine gekaufte Wohnung für seinen Sohn, dem anderen Teil seiner Familie ging es gut, viele liebe Grüße. Darren hob den Schlüsselbund wieder auf nachdem er ihm zu Boden gefallen war. Betrachtete die beiden Schlüssel und den Schlüsselanhänger aus Holz in Form einer Gitarre. Sein Vater hatte ihm eine Wohnung gekauft. Da Darren anscheinend so sehr von dieser Stadt geschwärmt hatte und da seine Familie ihn nicht anders unterstützen konnte, war das ihre Form der Unterstützung. Klasse. Der junge Kerl seufzte. Sein Herz fühlte sich schwer an. Er hatte seiner Familie noch nicht einmal von seinem Unfall erzählt. Sie wussten nicht, dass Darren vor einem Scherbenhaufen stand und jetzt dieses nicht ganz so kleine Geschenk. Der Schlüssel verschwand in seiner Hosentasche. Vielleicht konnte sein Vater den Kaufvertrag zurück nehmen, denn der Student hatte das sicher nicht verdient. Trotzdem war er neugierig. Hatte sich die genannte Adresse im Handy gespeichert, das er ebenso in seiner Hosentasche verschwinden ließ und nachdem er seine Hand versorgt hatte, die Narben eingecremt, etwas passive Bewegungsübungen durchgeführt und seine Schiene angelegt, verließ er mit seinem Rucksack über den Schultern das Wohnheim.

     Hina & Chris | im Fundbüro


    Das junge Mädchen schmunzelte. „Oh ja, Schätzchen. Du solltest dir wirklich einen anderen Kollegen suchen, der dir das Zeug unter die Haut spritzt. Sonst vergeht dir bald das Lachen. Im wahrsten Sinne sogar.“ Immerhin kannte doch jeder die Horrorbilder von all den Stars und Sternchen die es mit Botox und anderen Mittelchen übertrieben hatten und jetzt eher einem Monster auf zwei Beinen glichen als einem Normalsterblichen. Da war kein Ausdruck mehr im Gesicht und auch die Augen leuchteten nicht mehr. Zumindest nicht mehr so hell wie die des Anderen als er sich die frische Tasse Kaffee vorsichtig einverleibte. Er musste das Gebräu ja wirklich nötig haben wenn er sich nicht einmal an dem heißen Dampf störte. Aber Hina konnte das verstehen. Es gab eben Tage da nahm man eine verbrannte Zunge in Kauf, hauptsache man bekam etwas Koffein, der die Lebensgeister erwecke und die dunklen Augenringe etwas verscheuchte. Das tat bei ihr zwar auch das teure Make-Up und sie war auch der Meinung dass Männer dies auch ruhig mal benutzen konnten aber ihr Gegenüber wirkte jetzt nicht wirklich so als hätte er ein Schminktäschchen in seiner Hosentasche. Auch sie kostete einen kleinen Schluck ihres Heißgetränks bevor sie mit einem Kopfschütteln auf seine Worte reagierte. „Steht das denn nicht in diesem tollen Buch? Im Kapitel 'Wiedergutmachung nach bösen Enttäuschungen' oder so?“ Gespielt überrascht über das fehlende Wissen hob sie ihre perfekt gezogenen Augenbrauen nach oben bis sie sich schließlich wieder entspannte und lachte. Da Chris nicht weiter und nicht genauer darauf einging wieso und weshalb er sich für diese berufliche Laufbahn entschieden hatte, ließ sie das Thema auch fallen, immerhin hatte sie auch kein großes Interesse daran sich in das Leben des anderen hineinzugraben. Anscheinend gab es da ja einen überaus besonderen Grund, wenn er nicht einfach damit heraus rückte. Menschen helfen, interessante Themen, gute Arbeitszeiten, viel Geld.. es gab doch immer irgendwelche Gründe und Ausreden warum man sich für einen Beruf entschieden hatte. Sie selbst hatte dabei noch keine wirkliche Wahl getroffen, war sie auch noch in der Schule gefangen aber alles war egal, hauptsache sie hatte Alessa an ihrer Seite. Natürlich war es nicht komplett egal, dass ihre Laufbahn sie an die Spitze führen würde, das war ja eh klar, aber noch nicht so ganz genau welche Spitze. Kosmetik, Mode, Schauspiel.. vielleicht auch einfach Ehefrau eines überaus reichen Mannes? Wer wusste das schon. Während sie sich oberflächlich umsah, ihr Blick den kleinen Raum abtastete, machte der Student ihr den Vorschlag weiter zu ziehen und das klang keinesfalls falsch. Somit leerte sie den abgekühlten Kaffee auch sogleich und stellte die Tasse in das Spülbecken bevor sie hinüber zur Tür ging und auf ihn wartete. „Nicht sicher wo du mich hinführst..“, äußerte die Schülerin zweifelnd, warf dementsprechend auch einen Blick auf ihre neueste Bekanntschaft und beäugte ihn aufmerksam. Doch war das alles nicht wirklich ernst gemeint weshalb sie auch gleich wieder grinste. Wobei es auch nicht verwerflich wäre wenn sie es ernst meinen würde.. immerhin führte sie jeder Schritt weiter in die gefühlt hinterste Ecke des Krankenhauses. Vielleicht wollte Chris ihr dort heimlich Tabletten einflößen und er arbeitete nur deshalb hier? Und warum war das Fundbüro eigentlich so versteckt, wäre es nicht sinnvoller es näher an den Eingang zu parken damit Patienten und Angehörige nicht soweit laufen mussten, wenn sie etwas vermissten? Wobei sicher nicht jeder sein Hab und Gut wieder haben wollte wenn es während eines Unfalls im Dreck gelandet war oder zerrissen wurde oder kaputt gegangen war.. und manche Menschen brauchten es vielleicht auch gar nicht mehr. Und je länger sie darüber nachdachte war es wahrscheinlich auch klüger wenn man die wirklich wichtigen Dinge wie Untersuchungsräume oder all die riesig großen und teuren Geräte zur Diagnostik an einen Platz unterbrachte, wo man schnellstmöglich hin kam. Aber so genau wollte sie sich auch gar nicht mit dem Aufbau eines Krankenhauses beschäftigen. Das war nun wirklich nicht die berufliche Laufbahn, die sie einschlagen wollte. Eher versuchte sie so selten wie möglich hier zu sein und deshalb wurden ihre Schritte auch schneller und ihr Wunsch endlich ihr Handy zu bekommen und abhauen zu können größer. Endlich erreichten sie das Fundbüro und nachdem Hina der alten Dame erklärt hatte was ihr Anliegen war, wurden sie in einen großen Lagerraum gebeten und in eine Ecke geführt, in der die gefundenen Dinge der letzten Wochen fein säuberlich sortiert bereit lagen. Das Blondchen bedankte sich zuckersüß und machte sich dann gleich daran ihr Handy zu suchen. Dabei hoffte sie dass es möglichst nicht kaputt gegangen war. Nicht dass sie nicht in der Lage war sich ein neues zu holen aber die Bilder.. die Erinnerungen.. es war schon viel auf so einem kleinen Teil gespeichert. „Was die Leute alles mit sich herum schleppen..“, murmelte das Mädchen und verzog ihr hübsches Gesicht als sie ein zerbrochenes Gebiss entdeckte.

    3814-leon-pngLeon & Bianca | im Zimmer von Bianca


    Es war nicht wirklich schwer zu erkennen dass die Adelige überhaupt nicht in der Stimmung für seine lustigen Scherze war. Egal wie viele er hervor brachte, wie viele witzige Worte über seine Lippen kamen. Sogar seine zweideutigen Aussagen schafften es nicht, das Mädchen aus der Reserve zu locken. Es aus der Fassung zu bringen. Wobei, das hatte ja eigentlich schon seine bloße Anwesenheit getan oder? Gepaart mit den geschockten Blicken der Bediensteten, die ihn in ihrem Bett entdeckt und Bianca wohl in ziemlich große Schwierigkeiten gebracht hatten. Schwierigkeiten die er nicht verstehen konnte weil er nicht in diesen Kreisen aufgewachsen war und nicht dazu gehörte und es vielleicht auch gar nicht wollte. Wobei es mit Sicherheit auch Vorteile hatte. Schob man beiseite dass man sich rund um die Uhr gut benehmen musste und Regeln zu befolgen hatte, sich selbst zur Schau stellen sollte und die niederen Bürger hassen musste, war es doch sicher ganz schön, sorgenfrei zu leben. Immer ein Dach über dem Kopf, immer einen vollen Teller. Außer man spielte nicht mit. So wie es Bianca gerade tat? Mit Sicherheit machte es in der Villa unter den Bediensteten schon die Runde, dass da ein überaus toller Kerl in ihrem Bett lag. Halbnackt! Leon musste schon ein bisschen schmunzeln bei dem Gedanken, wie die jungen Damen über ihn redeten und dabei natürlich schwärmten, denn sicher wollten sie das gleiche Glück haben wie ihre Herrin es hatte. Auch wenn diese gar nicht so glücklich wirkte. „Danke. Das höre ich sehr oft.“ Leon strich sich ein paar der langen Strähnen hinter den Rücken, erwiderte ihre Worte als Kompliment, auch wenn sie wahrscheinlich nicht so gemeint waren. Aber warum negativ sehen wenn sie eine so positive Bedeutung hatten. Das Halbwesen hatte es schließlich auch geschafft sich vom Bett zu erheben, war eingehüllt in die weiche Decke und kam Bianca näher. Dass sie seinen Heiratsantrag nicht annahm kränkte den Kerl ja schon ein wenig aber er konnte es auch verstehen. Immerhin hatte er nicht einmal einen Ring.. wie konnte er nur glauben dass sie Ja sagen würde wenn er ohne teuren Schmuck vor ihr auf die Knie ging? Etwas lächerlich war das ja schon. Bevor er jedoch darauf eingehen und ihr versprechen konnte dass er baldmöglichst einen hübschen Ring besorgen würde, schickte sie ihn fort und Leon hob seine Augenbrauen. Überrascht, auch wenn er es nicht wirklich war. Leise seufzte der Kerl und die Decke um seinen Schultern fiel zu Boden. „Es gibt bestimmt etwas.“, erwiderte der Wüstenbewohner und kratzte sich am Hinterkopf, knabberte an seiner Unterlippe während er überlegte und doch nicht recht weit kam bis ein Klopfen die Stille zerstörte und die Andere an der Tür antwortete. Er war außer Sichtweite gehuscht, auch wenn sie dafür gesorgt hatte dass kein Blick in ihr Zimmer fallen konnte, so wenig hatte sie die Tür geöffnet. Das Zittern ihrer Stimme war in den Worten die sie an die Diener gerichtet hatte wieder verschwunden. Fast schon beeindruckend wie schnell sie sich zusammen reißen konnte, wie schnell sie ihre Maske aufsetzen konnte. „Jahrelange Übung oder?“, kommentierte er diese Eigenart und verschränkte die Arme vor der nackten Brust. „Behaupte vor denen was du möchtest. Sag ich hätte dich gezwungen, es war eine Wette, es war eine gute Tat weil du dem niederen Volk beweisen möchtest dass du ein Engel bist. Weil du den dreckigen Köter reingelassen hast. Du bist eine Dame des Volkes oder so etwas. Es wird sich eine Lösung finden. Es ist egal was. Ich komme da raus.“ Außer man warf ihn ins Gefängnis oder sowas. Da könnte es schwerer werden heraus zu kommen. Wobei er sich in seiner Tiergestalt sicher durch die Gitterstäbe drücken konnte. „Oder soll ich mich hinaus schleichen und du behauptest einfach die spinnen alle. Dir wird hier ja wohl mehr geglaubt als deinen tratschenden Bediensteten oder?“ Andersherum wäre es schon ein bisschen auffällig.

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Alessa | in seinem Zimmer


    Der junge Kerl hob seine Schultern. „Ich weiß es nicht.“ Mit Sicherheit hätte es das ein oder andere Mal geholfen. Wenn da außerhalb unzähliger Therapeuten und Ärzte noch Menschen aus seinem näheren Umfeld in dieser schweren Zeit bei ihm gewesen wären. An seiner Seite gestanden und ihm Mut und Hoffnung zugesprochen hätten. Doch gleichzeitig wollte er niemanden zur Last fallen, seine Sorgen nicht immer teilen und die Zweifel die er in sich trug auch nicht unbedingt nach außen zeigen. Aber eigentlich hatte er ja Jemanden gehabt. Irgendwie. Zumindest hatte er seine Gedanken oft mit jemanden geteilt. Auch wenn dieser Jemand nie darauf eingegangen war oder reagiert hatte. Und trotzdem hatte er nicht damit aufgehört, war es so etwas wie ein Anker gewesen, ein Lichtblick. Doch das jetzt noch zu erwähnen? Dann könnte er Alessa wahrscheinlich gleich einen Pfahl ins Herz rammen. Er presste die Lippen aufeinander während er durch das Zimmer stromerte, sich durch die Haare fuhr, seufzte und nach der richtigen Antwort oder Erklärung suchte, auch wenn es die wahrscheinlich gar nicht gab. Irgendwie konnte niemand erwarten wie der Andere sich in solch einer Situation zu verhalten hatte, schließlich war jeder Mensch anders, jeder handelte anders und jeder hatte andere Ansichten und Verhaltensweisen, die er an den Tag legte. Eigentlich hatte sich Darren bis dahin auch für einen Menschen gehalten, der sich an seine Freunde wandt, wenn er Hilfe brauchte aber bis zu jenem Abend war er auch nie wirklich in solch eine Situation geraten. In eine Situation wo er Hilfe gebraucht hatte. Nicht nur in diesem Moment, sondern auch lange darüber hinaus. Ob er richtig gehandelt hatte oder nicht, jetzt konnte er nichts mehr daran ändern. Ob er anders zu seinem Schicksal stehen würde oder nicht, jetzt war es so oder so zu spät. Doch hoffte er dass es nicht zu spät war für die Freundschaft zwischen Alessa und ihm. „Das war auch ganz sicher nicht mein Plan gewesen.“, sagte Darren nachdem er wieder in ihrer Nähe zum Stehen kam und den Blick ihrer besonderen Augen suchte. „Ich weiß nicht wann und wie ich dir davon erzählt hätte aber.. es widerstrebt mir auch dass es gerade in diesem Moment passiert ist.. wo.. es generell schon etwas merkwürdig war.“ Was genau das musste der Student ja nicht genauer erklären. Nicht nur dass das Aufeinandertreffen von Yumi und Alessa schon seltsam genug war, so hatte die kleine Freundin der ehemaligen Studentin doch auch für genug Wirbel gesorgt. „Sag mir wie ich es wieder gut machen kann und ich werde es tun.“ Der ehemalige Musiker hielt kurz inne, dann zuckten seine Mundwinkel nach oben und auch seine dunklen Augen funkelten. „Ich habe viele Dokumentationen gesehen und Bücher gelesen, ich weiß wie man Menschen verschwinden lässt..“, fügte er hinzu, seine Stimme war leiser, als stünde schon ein Mordplan im Raum. Doch alles was er wollte war die Situation etwas aufzulockern. Auch wenn er merkte dass alles was in diesem Moment wohl half Abstand war. Das war es auch was Alessa schließlich aussprach und der Kerl nickte daraufhin. „Kannst du mir versprechen dass du.. nicht verschwindest..?“ Darren wollte das junge Mädchen wirklich nicht verlieren. Was wenn sie nachdem sie aus seinem Zimmer verschwunden war, sich auch komplett aus seinem Leben zurück zog?

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Alessa | in seinem Zimmer


    Da waren sie. Die Vorwürfe. Und auch wenn Darren im ersten Moment die Luft anhielt, sie fast als unpassend bezeichnet hätte, so hielt er inne und konnte das Mädchen verstehen. Er sprach von einer Freundschaft, dass sie ihm wichtig war und zeitgleich hatte er ihr so viel verschwiegen. Vielleicht weil sie diesen Schritt in ihrer Freundschaft noch nicht getan hatten? Vielleicht aber auch einfach weil er sie nicht belasten wollte? Weil er sich selbst ein bisschen verloren hatte und andere auch nicht belästigen wollte. Weil er es alleine schaffen und niemanden zur Last fallen wollte? Weil Alessa nicht wichtig genug war in seinem Leben? Nein, das war es auf keinen Fall. „Es war auch nicht leicht für mich.“, erwiderte der Student nach einer kurzen Phase der Stille, seine Lippen hatte er nicht länger aufeinander gepresst aber anschauen konnte er die Andere dennoch nicht. „Ich musste erst einmal mit mir selbst klar kommen. Das alles war für mich nicht gerade leicht und dann.. war da noch Yumi und.. nach der Not-OP hab ich sie nicht mehr gesehen, ich habe nichts mehr von ihr gehört. Ich war wochenlang weg und musste erstmal irgendwie lernen mit einer Hand klar zu kommen und dass ich nie wieder Musik machen kann. Und wer weiß, wer will schon einen einhändigen Schauspieler engagieren?!“ Jetzt war er es, dessen Stimme lauter geworden war. Fast so als machte er diesmal ihr die Vorwürfe, warum sie genau jetzt damit um die Ecke kam. Sich über seine fehlenden Nachrichten beschwerte. Davon sprach dass das keine Freundschaft war. Was war es dann? Wunschdenken? Ein Stempel den sie ihrer Bekanntschaft aufgedrückt hatten weil es so leichter zu erklären war? Nein, so war das nicht. Es war etwas Besonderes. „Ich war kein guter Freund. Ich weiß das und das tut mir leid. Es war.. zu viel.“ Darren hatte sich wieder etwas von ihr entfernt, war ein paar Schritte durch sein Zimmer gelaufen, fuhr sich durch die zerzausten Locken und seufzte. „Und wie meldet man sich nach sowas? Hey, ich wäre fast an einer inneren Blutung gestorben nachdem mich ein paar Arschlöcher zusammen geschlagen haben! Oh und meine Hand ist jetzt nur noch Deko!“ Der Student hob seine Schultern und er schafft es tatsächlich seine Mundwinkel etwas zu heben. Belustigt über seine eigenen Worte. Und als er das Klirren von Glasflaschen hörte, sah wie Alessa ihren Jutebeutel anhob und ihre Drohung aussprach, auf ihren zarten Lippen ein ebenso zartes Lächeln sah, wurde der Druck auf seiner Brust leichter. Ein kleines bisschen. Abwehrend hob er seine rechte Hand und wich etwas zurück, dann hob er seine flache Hand vor das Gesicht und hielt den Kopf gesenkt. „Gnade, bitte..!“, bettelte der eventuell angehende Schauspieler und konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. „Es wäre zu schade um den Alkohol, wenn die Flaschen kaputt gehen..“

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Alessa | in seinem Zimmer


    Es war das erste Mal dass die Stille, die sich zwischen den Freunden aufgebaut hatte, unangenehm war. Sonst hatte er nie ein Problem damit gehabt, es nie als schlimm empfunden wenn in der Zeit, die sie miteinander verbracht hatten, mal etwas Ruhe eingekehrt war. Jeder für ein paar Minuten seinen Gedanken nachhing. Doch dieses Mal war es anders. Ganz anders. Die Stille war erdrückend. Nahm ihm beinahe die Luft zum Atmen. Genauso wie der Blick des Mädchens. Als einzige Reaktion auf seine Worte, von denen er selbst nicht genau wusste, auf welche Situation sie anspielten. Alessa drängte sich wortlos an ihm vorbei und der Student drehte sich herum, rief ihren Namen und folgte ihr sogleich in sein Zimmer. Seine Schritte wurden langsamer bis er schließlich in seinen gewohnten vier Wänden stehen blieb, das Mädchen dabei beobachtete wie sie sein T-Shirt von ihrem Körper zog und es anscheinend nicht mehr weiter schlimm fand, dass ihre eigenen Klamotten noch nass waren. Abermals kam ihr Name über seine Lippen bevor er sie aufeinander presste, an diesem Fleckchen in seinem Zimmer stehen blieb, wie angewurzelt weil er nicht nach vorne wusste und auch nicht zurück. „Ich weiß nicht was..“, begann der junge Student irgendwann weil er die Stille nicht mehr aushielt, weil er in seinem Kopf keine Antwort fand, keine Erinnerung die dazu passte und es ihm schon fast Kopfschmerzen bereitete. Ein paar dünne Strähnen lockerten sich sofort wieder aus ihrer Frisur als es plötzlich aus ihr herausbrach, als sie die Worte nicht mehr länger zurück halten konnte und Darren spürte einen Druck auf seiner Brust. Einen Schmerz in seinem Bauch. Der angehende Schauspieler machte einen Schritt auf die Jüngere zu, konnte nicht zu sehen wie sie weinte aber wollte gleichzeitig diesen Abstand aufrecht halten, der sich so oder so zwischen ihnen aufgetan hatte. Alleine wegen ihm wie es schien. Wegen etwas was er gesagt hatte, auch, wenn er sich nicht daran erinnerte. Wann hatte er mit Yumi darüber gesprochen, hatte sie es aus dem Kontext gerissen, sich ausgedacht, hatte die ehemalige Studentin es satt gehabt, die beiden miteinander zu sehen? Nein, das machte keinen Sinn, das war nicht Yumi. Ihr konnte er das nicht in die Schuhe schieben. Das hier war ganz allein seine Schuld oder? Sein Fehler. „Nein, Alessa, ich.. das habe ich nie gesagt. Und wenn dann.. nicht so gemeint.“ Gab es überhaupt eine Möglichkeit das wieder gerade zu biegen? Der Schauspielstudent machte einen weiteren Schritt auf sie zu. Seine Worte klangen eher nach einem 'Das ist nicht so wie es aussieht' und das war ihm klar, weshalb er inne hielt, kurz tief durchatmete, den Blick von seiner guten Freundin abwandt und auf den Zimmerboden starrte. Fehler.. ein Fehler.. wann hatte er Alessa je so bezeichnet? Im Krankenhaus? Als er unter dem Einfluss unzähliger Medikamente stand? Als sein Kopf vernebelt und er teilweise nicht er selbst war, nicht ganz bei Sinnen? Oder aber im Vollrausch? Mit Alkohol im Blut sagte man oft mal Dinge, die man eigentlich nie aussprechen wollte.. Darren seufzte. „Du bist kein Fehler, Alessa.“ Seine Stimme war leise im Gegensatz zu ihrer Stimmlage und er konnte es verstehen, war es ihm auch wirklich egal ob gleich einer seiner Mitbewohner in der Tür stand und sich beschwerte, er musste auch oft genug irgendwelche Streitereien oder Partygeräusche ertragen. Doch er wollte die Blonde nicht so aufgewühlt und wütend erleben. Vorallem nicht wenn er derjenige war, der diese Gefühle in ihr ausgelöst hatte. „Das was zwischen uns ist, unsere Freundschaft, natürlich bedeutet mir das alles etwas. Du bist mir wichtig und gerade deshalb..“ Natürlich könnte er auch weiter alles abstreiten, die Worte der anderen als Lüge bezeichnen, den Kopf schütteln und das Thema wechseln, doch wäre es der Jüngeren gegenüber alles andere als fair. Und vielleicht war auch jetzt der Moment gekommen, in dem er die Sorgen, die schon länger in seinem Kopf herum schwirrten, aussprechen sollte. Denn wenn nicht jetzt, wann dann? „Es war ein Fehler dir.. etwas vorzumachen, irgendwelche Hoffnungen aufleben zu lassen wo es diese.. niemals gab. Ich wollte mich ablenken, sie vielleicht auch einfach eifersüchtig machen und es war einfach absolut.. scheiße von mir, dich dafür mit ins Spiel zu ziehen. Das war der Fehler, es war mein Fehler und mit der Zeit bist du mir einfach ans Herz gewachsen, Alessa, du bist ein toller Mensch und ich war froh dass.. du da warst, dass ich mit dir reden und lachen kann. Du bist eine Freundin für mich geworden trotz.. allem.“ Nicht dass die Dinge zwischen ihnen so schlecht gewesen waren, dass man sich am liebsten nie wieder ins Gesicht sah aber es waren doch auch Dinge, die eine Freundschaft nicht immer aushalten konnte. Wobei sie ihre ja auch irgendwie darauf aufgebaut hatten. Wahrscheinlich wirkte der Student wie ein geschlagener Hund, war er es ja irgendwo auch. Er hielt seine linke Hand fest, krallte sich daran, denn das spürte er ja eh nicht und schaute auf ihre zu Boden tropfenden Tränen.

    4047-beatrice-pngBeatrice | verlässt die Taverne


    Schlagartig öffnete sich die Tür der aufgeheizten Taverne, ein kalter Luftstoß gemeinsam mit einem schick gekleideten Mann kam herein. Sein Gesicht war rot. Von der Kälte und der Eile. Hastig schaute er um sich. „Miss Beatrice!“, rief er mit rauen und lauten Worten. Fremde hatten ihm gesagt dass man die adelige Dame in die Taverne hatte gehen sehen. Begleitet mit einem Mann, doch der kümmerte ihn nicht. Sein Augenmerk lag allein auf der silberhaarigen Schönheit, die mit einem Einheimischen gemeinsam an einem Tisch saß, sich wohl köstlich amüsierte, doch nicht mehr lange. Unter den Augen der anderen Gäste kämpfte sich der Fremde vor, schlug mit seinen flachen Händen auf den Tisch und die Panik schien im ins Gesicht geschrieben. „Miss Beatrice, endlich habe ich sie gefunden! Sie.. sie müssen kommen.. ihre Eltern! Sie..“ Er sprach nicht zuende. Nicht mit Worten, doch mit Blicken und mit einem Mal reagierte die Prinzessin, die schon bei der Ankunft des Mannes ihre hübschen Äuglein geweitet hatte. „Benedict.. was tust du hier?“ Die Adelige erhob sich und wenn sie nicht schon alle Aufmerksamkeit der Anderen hatte, war es spätestens jetzt der Fall, denn ihr Stuhl war bei ihrer raschen Bewegung umgekippt. „Ich erkläre es Euch unterwegs, wir müssen zurück. Sofort.“ Das junge Fräulein wartete nicht länger. Eine der engsten Vertrauenspersonen ihres Königreiches war bei ihr, aufgebracht, und es bedarf keiner weiteren Worte. Und auch keines Abschieds. Ohne Eric ein Wort der Erklärung dazulassen oder ihm einen weiteren Blick zu schenken, folgte die Prinzessin ihrem Landsmann durch die stickige Taverne und ein unachtsamer Schritt zur Seite – natürlich war das nicht ihr Fehler – ließ sie mit einem anderen Mädchen zusammen stoßen, welches folgend Bekanntschaft mit dem dreckigen Boden machte. Wo es auch hingehörte, wie all die anderen Anwesenden, die lachten, schimpften, jammerten und einfach Gesindel waren. Die Unterschicht. „Pass doch auf!“, brüllte das Fräulein schon fast, natürlich auf eine edle Art und Weise, sie war ja keiner dieser Bauern. „Mach das nächste Mal die Augen auf und nimm die dämliche Kapuze runter.“ Kopfschüttelnd machte sie sich auf und davon, stieg davor noch auf das zu Boden gefallene Kuscheltier und ließ laut die Tür ins Schloss fallen. Nicht zu glauben was hier herum lief. „Weg von hier.“, waren ihre letzten Worte als sie mit ihrem Bediensteten in die Kutsche stieg.




    3772-dorothy123-pngDorothy | am Eingang


    Fröstelnd trat die junge Dame in die Taverne, in der Hoffnung sich dort etwas aufwärmen und gleichzeitig ihren knurrenden Magen zum Schweigen zu bringen. Natürlich hätte sie sich auch Zuhause etwas kochen können, vorallem auch für ihre Schwester und ihren Vater, doch dieser hatte ein Treffen mit ein paar wichtigen Persönlichkeiten des Dorfes daher wollte sie nicht stören und war, nachdem sie ihnen Tee serviert hatte, gemeinsam mit Fern etwas herum spaziert. Bis sich eben ihr Bauch gemeldet hatte und ihr leichtes Frühstück war doch schon etwas her. „Auf was hast du Lust, Fern?“, fragte sie ihr Plüschtier und strich ihm sanft über den Kopf während sie nach einem freien Tisch Ausschau hielt. Hier und da war zwar ein freier Platz, doch zu nah an anderen Menschen und auch wenn bekannte Gesichter dabei waren, so wollte sie einen Tisch für sich, etwas abseits damit sie gemeinsam mit Fern genügend Platz hatte. Der kleine Kerl hatte ihr nämlich gerade sein Menü eröffnet und dafür brauchten sie wirklich einen großen Tisch. „D-du solltest nicht immer so viel essen... das.. das ist nicht g-gesund.“ Vorallem wenn man bedachte dass seine Auswahl fast nur aus Nachspeisen bestand. Ganz klar würde sie ihm das nicht bestellen. Eher sollte er auf etwas Gemüse bestehen. Eine leckere Kartoffelsuppe vielleicht? Das wäre jetzt wirklich das Richtige. Bei dem Gedanken lief ihr beinahe schon das Wasser im Munde zusammen, denn Herbst war wirklich Suppenzeit und sobald sie wieder den Markt aufsuchen würde, landeten bestimmt ein paar Zutaten für jegliche Gemüsesuppen in ihrem Körbchen. Während sie überlegte wann der nächste Markt überhaupt war, war ihr der Tumult der herrschte gar nicht wirklich aufgefallen und so bekam sie es auch nicht mit, dass eine Adelsdame ihren Weg nach draußen suchte und sie dabei unsanft anrempelte. Und schließlich auch um rempelte. Dorothy verlor das Gleichgewicht und fiel zu Boden, landete nicht gerade sanft und so verlor sie auch ihren geliebten Fern aus der Hand. Ein leises und überraschtes Quietschen war ihr über die Lippen gekommen und ihre Kapuze rutschte noch weiter ins Gesicht. Die niederschmetternden Worte der Fremden überhörte sie fast, war sie eh so schnell wieder weg wie sie plötzlich aufgetaucht war und die werdende Heilerin war eh mehr damit beschäftigt nach Fern zu suchen. Der zertrampelt unweit von ihr auf dem schmutzigen Boden lag. „Fern!“ Ungeachtet auf die besorgten und irgendwie auch irritierten Blicke der anderen krabbelte sie hinüber zu ihrem besten Freund. „Oh nein.. Fern, ist a-alles gut..? Fern!“ Dass ihr eigener Ellbogen verletzt wurde, der Stoff ihres Mantels aufgerissen war und sie blutete, das war ihr gar nicht wirklich aufgefallen. Es schmerzte, doch der Anblick von Fern schmerzte mehr..

    1677-cylie-png

    Cylie | in ihrem Zimmer


    Den bissigen Kommentar des deutlich jüngeren Mädchens ließ Cylie unter den Tisch fallen und ging gar nicht näher darauf ein, wenn sie nur die Schallplatte mit der sexuellen Frustration drauf hatte, das definitiv nicht stimmte, wirklich nicht, also gar nicht, dann war das ja schon ein bisschen armselig. Sollte sich die Schülerin mal etwas Neues einfallen lassen, wenn sie so hipp bleiben wollte. Und schön. Mein Gott, als sie ihr so nah war, also auch nicht zu nah aber für den Moment näher als sonst, war ihr wie damals in der Universität nochmal aufgefallen wie unglaublich schön das Miststück war. Und natürlich bezeichnete der Zwilling sie in ihrem Kopf so, denn sie hatte etwas gegen ihre Freundin oder ihre Freundin gegen sie und unter Freundinnen, da hatte man einfach die gleichen Feinde. Der verwirrte Blick des Studenten blieb ihr natürlich nicht verborgen und trotzdem blieb sie selbstsicher, nickte sogar noch einmal zur Bekräftigung, denn wenn sie die Jüngere als Fehler bezeichnen konnte weil er das wohl auch so getan hatte, dann würde sie das tun. Wenn es sein musste auch nochmal und nochmal und immer öfter. Weil es ihr sicher etwas ausmachte, auch wenn sie so stark tat. Als Fehler angesehen zu werden, das tat doch schon weh. Zumindest konnte sie sich das vorstellen. Ihr war das noch nicht passiert. Und eigentlich wollte sie auch gar nicht dass ihr so etwas passierte. Wer wurde schon gerne Fehler genannt? Doch diese ganze Sache mit dem hübschen Fehler geriet in den Hintergrund und eigentlich schon in Vergessenheit als sie einen falschen Schritt machte und den Typ mit dem Vogelnest auf dem Kopf zu Boden riss. Und hätte sie ihn dabei nicht halb ausgezogen, wäre wahrscheinlich sie wieder das nächste Opfer von Spott gewesen, doch die große Narbe auf seinem Bauch schien nun der Mittelpunkt des Gesprächs zu sein. Der Schock war der jungen Blonden ins Gesicht geschrieben als Cylie nach ihren Worten zu ihr hinüber gesehen hatte. Erst mit einer angehobenen Augenbraue weil sicher hatte sie die Narbe doch schon gesehen oder hatten sie mit Klamotten Sex.. Doch der Ausdruck in ihren roten Augen verriet, dass sie davon überhaupt keine Ahnung gehabt hatte. Oder war sie ganz einfach eine wirklich gute Schauspielerin? Die junge Frau biss sich auf die Unterlippe und blieb stumm, hielt ihm aber dennoch weiter die Hand hin. Wenn er vor hatte heute noch aufzustehen. Doch der Sturz oder wahrscheinlich eher ihr auf ihn gefallenes Gewicht schien ihn für den Moment doch mehr zu zu setzen als gedacht. „Ähm.. geht’s..?“ Die Medizinstudentin wollte sich zu ihm hinab beugen und ging im Kopf schon mal durch was man aus medizinischer Sicht in solch einer Situation machte bis Yumi sich zur Wort meldete und es wunderte sie zunächst gar nicht wie sie reagierte. Selbst ihr wurde beim Anblick ihres kühlen Blickes kalt und jetzt galt dieser nicht einmal ihr. Sie sagte nichts, schaute nur zwischen den Beteiligten hin und her und half dem Opfer ihrer Tollpatschigkeit schließlich auf, als er endlich nach ihrer Hand griff und ihre Hilfe annahm. Ihr besorgter Blick galt erst ihm, schien er noch immer Schmerzen zu haben, doch dann richtete sich ihr Blick schnell auf Yumi, die mit ihren nächsten Worten ihren Abgang verkündete und auch ohne nochmal zurück zu schauen auf ihr Zimmer zu steuerte. „Gut gemacht!“ Jetzt war die ehemalige Studentin vor ihren eigenen Worten geflüchtet. Nein, natürlich weil sie ganz plötzlich die Müdigkeit einholte. Natürlich, ganz klar. Ein leises Seufzen entkam der kleinen Frau als sie ihre Hände in die Hüfte stemmte. „Ich hoffe du bist dir bewusst was du angerichtet hast..“ Ihr Blick ruhte auf dem großen Mann vor ihr. Der zwar gerade in dieser Situation nicht wirklich viel gemacht hatte außer auf dem Boden zu liegen aber trotzdem für genug Wirbel gesorgt hatte. Diese Männer immer. Sie drückte ihren Zeigefinger auf seine Brust und verengte ihre Augen während sie ihn nicht aus den Augen ließ. „Viel Glück.“, wünschte sie dem Studenten und auch wenn es vielleicht eher nach einem Spaß klang, war es bitterer Ernst. „Du wirst es brauchen..“ Immerhin ging es um Yumi und mit ihrer Freundin was zu klären, nach dem was jetzt passiert war, da brauchte man wirklich jede Menge Glück. Dass man sie an einem guten Tag erwischte. Wenn es die jetzt überhaupt noch gab.. bei dem Gedanken daran, was auf die Blonde in den nächsten Wochen zukam, seufzte sie nochmals leise und drückte sich an dem Studenten vorbei und folgte ihrer Freundin. Aber nicht ohne sich noch einmal umzudrehen, den Typen zu fixieren und ihn direkt anzuschauen. Ganz genau, mit engen Augen. „Ich beobachte dich..“ Das Flittchen ließ sie folgend einfach stehen, schenkte ihr nicht mal mehr einen Blick oder Abschiedsworte. Verdiente sie auch gar nicht. Und er sowieso nicht. „Yumi..?“ Zögernd klopfte sie an der Zimmertür. Mehrmals nachdem sie keine Antwort erhalten hatte. Sie drückte die Klinke hinunter und versuchte die Tür zu öffnen, doch scheiterte daran da sie sich kaum einen Spalt öffnete. Cylie presste ihre Lippen aufeinander, konnte verstehen dass Yumi ihre Ruhe wollte und trotzdem wäre sie jetzt gerne da drin damit sie sich gemeinsam über das junge Miststück unterhalten konnten. Das tat nämlich immer ganz gut, gemeinsam zu lästern und über andere herzuziehen. „Ich bin für dich da!“, rief sie durch die Tür nachdem sie nochmals geklopft hatte und schlich sich schließlich davon, so dass die beiden anderen im Flur sie nicht sehen konnten. Mussten sie ja nicht wissen, dass sie Yumi zum Rückzug gebracht hatten. Schnell huschte sie also in ihr eigenes Zimmer im Stockwert darunter und warf sich dort auf ihr Bett. Wie konnte sie ihre Freundin nur dazu bringen sich helfen zu lassen. Wieso war sie nur so stur, meine Güte. Seufzend zückte sie ihr Handy, kontrollierte ihre nicht vorhandenen neuen Nachrichten und schaute nach ihrem Stundenplan. Der mehr als voll war. Und den sie gerade trotzdem ignorierte. Weil sie den Alkohol noch in ihrem Körper spürte. Der sie schließlich auch ein bisschen schlummern ließ.



    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Alessa | vor dem Gemeinschaftsbad


    Zunächst kümmerte es den jungen Studenten relativ wenig dass er sich vor der Frauentruppe halb entblößt hatte, immerhin lag seine Aufmerksamkeit mehr auf den dumpfen Schmerzen die sich von seinem Bauch, dort wo die Brünette größtenteils gelandet war, in seinem restlichen Körper ausbreiteten und ihm diesen kurzen Schmerzenslaut entlockt hatten. Doch er rappelte sich schneller wieder auf als gedacht, wollte den Anderen auch kein Grund zur Sorge sein und dass er allen (nochmals) seine Narbe gezeigt hatte, daran dachte er auch gar nicht, war sein Shirt bei seiner aufrichtenden Bewegung eh wieder nach unten gerutscht. Doch der entsetzte Aufschrei der Jüngsten, ihre aufgerissenen Auge, die Sorge die sich in diesem besonderen Rot spiegelte, erinnerte ihn sogleich wieder an den Vorfall. An die Spuren, die er hinterlassen hatte. Als hätte es der dumpfe Schmerz ausgelöst von der kleinen Studentin nicht schon getan. Darren griff nach ihrer ausgestreckten Hand und bedankte sich mit einem Nicken, einem Lächeln, das dann sofort wieder verblasste als er sich an Alessa wand. Zunächst presste er seine Lippen aufeinander. Natürlich hatte er seiner jungen Freundin davon erzählt aber ein paar kleine Details dann doch außen vorgelassen. Weil er ihr nicht noch mehr zumuten wollte? Weil es nicht länger wichtig war, es nur eine kleine oder eher doch größere Narbe auf seinem Bauch war? Weil er nicht wollte, dass auch sie anfing, Yumi die Schuld zu geben? Es reichte schon, wenn die ehemalige Studentin es selbst tat. Was nach wie vor falsch war. Weil sie nichts dafür konnte aber er wusste, dass er Yumi das noch so oft sagen konnte. Nichts könnte sie überzeugen. Der Kerl atmete einmal tief ein, ließ die Luft durch seine leicht geöffneten Lippen hinaus und wollte das, was Alessa gesehen und was ihr den Schock und die Sorge ins Gesicht getrieben hatte, beschwichtigen, doch das andere Blondchen ließ ihm gar nicht die Möglichkeit. Egal ob sie gesehen hatte dass er gerade etwas sagen wollte, sie kam ihm zuvor, zog die Situation schon fast ins Lächerliche. Wollte nicht glauben dass die Schülerin seine Narbe das erste Mal gesehen hatte. Darren schüttelte seinen Kopf. Was glaubte sie was er mit Alessa in seinem Zimmer tat? Ging sie stets davon aus dass jedes Mädchen das ihn besuchte gleich in seinem Bett landete? Dass er seine Freundin sofort flach legte? Ja, bestimmt glaubte sie das und genauso sicher war er sich dass er sie nie vom Gegenteil überzeugen konnte. Immerhin ließ Yumi sich ja nichts sagen. „Hör auf damit, Yumi.“ Seine Stimme war nicht wirklich laut, sodass er sich auch nicht mal sicher war ob er sie überhaupt ausgesprochen hatte. Oder ob es Gedanken geblieben waren. „Bitte..“, begann er folgend, doch ließ sich von ihr unterbrechen, ließ sich von ihrer Kälte berühren und erstarrte beinahe. Vielleicht weil ihm gerade irgendwie die Kraft fehlte etwas zu erwidern oder weil er wusste dass es nichts nütze ihr jetzt hinterher zu rufen. Sie gar aufhalten zu wollen. Yumi hatte mehr als deutlich gemacht, mit ihren Worten, Taten, vorallem mit ihren eisigen Blicken, dass sie das hier nicht wollte. Dass das eine Begegnung war, die sie sich gerne erspart hätte. Und da war sie wahrscheinlich nicht die Einzige. Trotz des Fehlens seiner Worte hatte er sich in die Richtung gedreht in die sie sich entschieden hatte zu gehen. Zurück in ihr Zimmer, das bald nicht mehr ihr Zimmer sein würde. Wie oft er wohl daran vorbei gehen würde, mit Gedanken an das, was darin alles passiert war während irgendein neuer, unwichtiger Student sich dort einnistete? Wie oft würde er sich dabei erwischen vor der Tür zu stehen, wie oft würde er warten? Vielleicht sogar klopfen, nur damit ihm ein Fremder verwirrt in die Augen sehen konnte. Es war schließlich die Reaktion ihrer kleinen Freundin, die ihn aus seiner Gedankenwelt zurück holte. Der angehende Schauspieler hob seine Augenbrauen und erwiderte ihre drohende Aussage mit einem irritierten Blick, musste dann aber dennoch leise schmunzeln als sie ebenfalls das Weite suchte und Alessa und ihn wieder alleine ließ. „Sollte ich.. Angst haben?“ Er war es der zuerst wieder seine Stimme fand. Die rau klang, weshalb er sich räusperte und eigentlich nur darauf wartete, dass seine Freundin ihm irgendwas an den Kopf knallte. Allen voran das mit dem Fehler.. was bei ihm selbst noch ein paar viele Fragezeichen hinterließ.

    1677-cylie-png

    Cylie, Yumi, Darren & Alessa | vor dem Gemeinschaftsbad


    Auch Cylie selbst wirkte wenig beeindruckt von den giftigen Worten der Anderen. Sie rollte übertrieben mit ihren grünen Augen. „Fast schon etwas traurig dass du in deinem Alter alle Probleme an Jungs festmachst, dass du glaubst sie wären die Lösung für alles.. aber so dumm waren wir wohl alle mal. Keine Sorge. Das ändert sich noch in ein paar Jahren, wenn du aus dem Gröbsten rausgekommen bist und weißt wie das Leben so spielt.“ Die Studentin widerstand dem Bedürfnis der Größeren auf den Kopf zu tätscheln und verfluchte sich in diesem Moment für ihre Körpergröße. Das tat sie eigentlich mehrmals und sehr oft aber manchmal war ihre kleine Größe auch von Vorteil. Zwar fiel ihr gerade kein Augenblick ein in dem sie froh darüber gewesen war, vielleicht hatte sie manche auch verdrängt, oh doch da erinnerte sie sich an den Vorfall mit ihrem Bruder in diesem Gespensterhaus, sicherlich war sie da gut durch Gänge und Löcher gekrabbelt aber so genau wusste sie das alles gar nicht mehr und das war wohl auch besser so und auch etwas Fehl am Platz. Diese schauderhafte Geschichte sollte eigentlich längst in einem Teil ihres Gehirns weggesperrt worden sein und durfte auch nie wieder hervor kommen. Immer noch surreal wenn sie daran dachte. Schließlich war es der überaus nette Wortwechsel der beiden Blondinen die sie wieder aufhorchen und mehrmals nicken ließ, als Yumi etwas sagen. Damit sie ihre Freundin unterstützte. Bis das junge Biest ihre Worte gegen sie verwendete und die Augen der Studentin kurz größer wurden. Ups. Da hätte sie ihren Mund vielleicht doch mal lieber gehalten. Aber oft war ihr Mund auch einfach schneller als ihr Kopf es war, vorallem momentan wo doch noch ein bestimmtes Gift mitspielte. Cylie überlegte etwas zu erwidern, die Andere als Lügnerin darzustellen, was ihr nicht einfiel solche Dinge zu behaupten, doch im Grunde wusste sie selbst dass das nichts bringen würde und so erwiderte sie nur den vielsagenden Blick ihrer Freundin. Dass es keine Absicht gewesen war, das war Yumi sicherlich klar und trotzdem formte sie mit ihren Lippen eine Entschuldigung. Auch wenn sie natürlich nichts darauf geben sollte, was das junge Blondchen so erzählte und glaubte! Als schließlich wieder ein weiterer Kerl ins Gespräch kam, die Andere von ihren Befriedigungen erzählte, rümpfte das Fräulein nur mit der Nase. Die angehende Ärztin verschränkte ihre Arme. Musste der junge Hüpfer es wirklich noch so heraus hängen lassen? Ja, natürlich musste sie das. Denn man konnte ihr ansehen was für einen Spaß sie daran hatte. Gerade wollte sie etwas einwerfen, Yumi den Rücken stärken, als diese schließlich wieder zu Wort kam und welche Worte sie wählte, das überraschte selbst die Brünette selbst. Weshalb ihr Blick nochmals in die Richtung der ehemaligen Studentin huschte, die anscheinend selbst ein bisschen überfordert damit war, was sie gesagt hatte. Und noch mehr überfordert schien sie in der nächsten Sekunde als ein weiterer Part sich in das Gespräch einmischte. Oder eher lauschte. Wie ein Spanner. Nur anders.. aber irgendwie auch gleich. Nachdem sie sich ebenfalls zu dem Wuschelkopf herum gedreht hatte, seine Gestalt für einen kurzen Augenblick begutachtete, meine Güte der sah aber auch schon mal besser aus, wandt sie sich wieder an Yumi, die den Anschein machte als würde sie gleich den Boden küssen. Sie war ja generell mit edler Blässe gesegnet aber momentan machte sie der Wand Konkurrenz. Ihre Worte, er hatte sie gehört und das war sicher, ganz sicher nicht das gewesen, was sie wollte. „Na hallo!“ Kurzerhand übernahm die Kleinste der Runde das Gespräch. „Was für ein Zufall, wir haben gerade über dich gesprochen! Aber das hast du ja sicherlich mitbekommen..“ Mit einem überaus freundlichen Lächeln aber einer gehobenen Augenbraue, den Seitenhieb musste sie dem Spanner einfach geben, sah sie den Typen schließlich an. Ihr Blick heftete sich kurz an seine Hand, dort wo er diese Schiene trug und die Worte ihrer Freundin kamen ihr wieder in den Kopf. Seine taube Hand. Dort wo diese komischen Kerle drauf rumgetrampelt sind. Die Medizinerin in ihr überlegte kurz was genau sich im Inneren seiner Hand abspielte, was genau wohl kaputt war, was durchtrennt wurde, dass er vielleicht von Glück sprechen konnte überhaupt noch Finger zu haben aber das machte die Situation bestimmt nicht gerade besser. Weshalb sie einen Schritt zur Seite machte, sich dabei Alessa näherte und sich damit eher um das Hier und Jetzt kümmerte anstatt irgendwelche unbedeutenden medizinischen Tipps zu geben. Cylie legte für ein paar Sekunden ihre Hand auf die Schulter der Jüngeren. „Wir haben uns ganz toll mit deinem reizenden Fehler unterhalten.“ Fehler, ja so hatte er das Blondchen doch genannt oder? Sie unterdrückte ein schmutziges Grinsen und entfernte sich dann wieder von der Anderen, nicht dass sie sich noch irgendwas bei ihr holte, aber hatte diese kleine Rechnung ohne ihren nicht mehr ganz so verlässlichen Gleichgewichtssinn gemacht. Weshalb sie mit etwas zu viel Schwung wieder den Schritt zurück machte, den Halt verlor und in die Richtung des jungen Mannes kippte, der wohl auch nicht so wirklich damit gerechnet hatte von einem kleinen Wichtel angefallen zu werden. Schließlich landeten beide auf dem Boden, sie natürlich schön auf ihm und obwohl der Zwilling wirklich nicht schwer war, konnte sie seine leisen Schmerzenslaute hören. Cylie plusterte ihre Wangen auf und wollte ihm schon böse Worte entgegen werfen als ihr die große Narbe auf seinem Bauch auffiel, denn natürlich war sein Shirt bei diesem Sturz auch etwas nach oben gerutscht. Ihre Augen waren größer geworden. Hallelujah, was hatte er denn alles durch gemacht. Das sah nach einer großen OP aus. „Oh äh, entschuldige, ich bin ein bisschen tollpatschig!“ Und betrunken. Schnellstmöglich und doch darauf bedacht nicht nochmal umzukippen, blöder Alkohol, rappelte sie sich auf und hielt ihm die Hand hin. Bisschen peinlich war das schon.



    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren, Yumi, Cylie & Alessa | vor dem Gemeinschaftsbad


    Um sich einfach wieder still und lautlos aus dem Staub zu machen war es schon zu spät oder? Natürlich war es das. Alessa hatte den jungen Studenten schon gesehen. Auch wenn ihr Blick nur kurz und flüchtig gewesen war bevor sie sich wieder auf die andere Blonde konzentriert hatte. Der Musiker biss sich auf die Unterlippe und wäre die Situation eine andere, wäre es nicht die beiden die sich gegenüber standen, hätte er es vielleicht amüsant gefunden, was für Worte sie einander an den Kopf warfen. Doch die Situation war keine andere. Sie war genauso, wie sie war. Sein Blick glitt über den Hinterkopf der ehemaligen Studentin, auch kurz über ihre kleinere Freundin, die sich immer wieder dazwischen mischte und auch kein gutes Haar an Alessa ließ, und schließlich wieder zu der Jüngsten der Runde, die es sich nicht nehmen ließ Yumi weiter herausforderte. Anscheinend versuchte etwas aus ihr herauszukitzeln. Man merkte es an ihrer Wortwahl, an ihrer Stimme und auch an dem Blick, den sie aufgelegt hatte. Darren neigte den Kopf etwas zur Seite, er biss sich kurz auf seine Unterlippe als wollte er sich selbst daran hindern auch etwas loszuwerden und doch öffnete er den Mund, kam schließlich jedoch nicht weit, denn es war die ehemalige Studentin die sich wieder zu Wort meldete. Zu Worten, die sein Herz kurz stehen lassen ließen. Ich will keinen Anderen wiederholten sich ihre Worte in seinem Kopf. Mehrmals. Bis er seinen Atem wieder gefunden hatte. Sein Herz augenblicklich schneller schlug, ihm beinahe aus der Brust sprang. Das breite Lächeln das seine Lippen zierte versteckte er hinter seiner hervorgehobenen Hand, den Kopf hielt er etwas gesenkt und wenn seine andere Hand funktionieren würde, hätte er wohl versucht sich selbst zu kneifen. Damit er sich sicher sein konnte, dass das wirklich die Realität war. Recht schnell jedoch wich dieses Lächeln aus seinem Gesicht, zumindest versuchte er es indem er seine Lippen aufeinander presste. Denn als das Mädchen vor ihm bemerkt hatte, dass sie längst nicht mehr unter sich waren und sich herum drehte, trafen sich ihre Blicke und es war nicht schwer zu erkennen dass Yumi eher weniger von seiner Anwesenheit begeistert war. Weil er ihr Geständnis wahrscheinlich nie hätte hören sollen. Sehr wahrscheinlich sogar. Mit Sicherheit. Ohne ihre eindeutige Reaktion wäre er vielleicht davon ausgegangen dass sie das nur gesagt hatte damit Alessa zufrieden war, das bekam was sie hören wollte, endlich Ruhe gab. Damit diese Auseinandersetzung ein Ende fand, doch es steckte viel mehr hinter dem Gesagten der Blonden. Das winzige Grinsen kam wieder zum Vorschein als er seine Hand sinken ließ, Yumi nicht aus den Augen ließ und erneut setzte er mit geöffnetem Mund an etwas zu sagen als die Freundin sich dazwischen schob und eine weitere Bombe platzen ließ. Den Seitenhieb mit dem Spanner ignorierte er gekonnt, war es doch viel wichtiger auf dieses kleine Wörtchen einzugehen. Ein kleines Wort mit einer großen Bedeutung. Das das Grinsen aus seinem Gesicht verschwinden ließ und seinen Blick, der kurz der Kleineren gegolten hatte, schließlich zu Alessa wanderte. Ein Fehler? Seine Augenbrauen zog er etwas zusammen, schien überrascht und überfordert zugleich, denn er konnte den Worten der Brünetten nicht wirklich folgen. Wie kam sie darauf das Blondchen als einen Fehler zu bezeichnen? Seinen Fehler. Hatte er irgendwann einmal so etwas erwähnt? Darren erinnerte sich nicht und doch hatte er ein seltsames Gefühl in seinem Bauch. Es war kein gutes Gefühl. Und es sollte letztendlich auch sein Bauch sein, der keine Ruhe von der kleinen Frau bekam, denn in einem unachtsamen Moment, in dem er jegliche Momente in seinem Kopf durchgegangen war an die er sich erinnerte, in denen er über Alessa gesprochen hatte und daher nicht wirklich aufmerksam war, eher Kopfschmerzen bekam, stürzte ihre Freundin auf ihn und riss den Studenten mit zu Boden. Die etwas unsanfte Landung wäre nicht einmal das Problem gewesen, es war eher die Tatsache dass die Andere mit ihrem Gewicht auf seinen Bauch gestürzt war, der nach all der Zeit trotzdem noch druckempfindlich war. Der Schauspielstudent konnte einen leisen Schmerzenslaut nicht unterdrücken und blieb deshalb noch ein paar Sekunden mit geschlossenen Augen liegen. Seine Hand legte sich ohne darüber nachzudenken auf seinen Bauch, auf die Narbe und versuchte langsam und tief durchzuatmen bevor er seine dunklen Augen wieder öffnete. Ihrer Entschuldigung lauschte und dazu erstmal nur nickte. Es verstrichen ein paar Augenblicke bis er sich langsam aufsetzte, sein Shirt wieder nach unten rutschte und er den Kopf anhob. „Sag mir das nächste Mal einfach gleich wenn du mich loswerden willst..“, erwiderte der Kerl mit einem leisen Schmunzeln.

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    Cylie, Yumi & Alessa | vorm Gemeinschaftsbad


    „Oh wow, wirklich, das.. das verletzt mich jetzt sehr.“ Die junge Studentin legte ihre Hand an ihre Brust und wirkte tief betroffen von ihren Worten dass sie an Stelle des Zwillings kein Selbstvertrauen hätte. Vielleicht würde Cylie tatsächlich ernsthafter über diese Worte nachdenken wenn sie weniger Alkohol intus hätte, vielleicht hätte sie das dann wirklich verletzt, strahlte sie jetzt nicht immer voller Selbstbewusstsein aber trotzdem war sie noch jemand, der offen sagte, was sie störte. Zumindest meistens. Wenn es um ihr Studium ging zum Beispiel. Und ihre Freunde. Außer Nick. Aber bevor dieses Thema sich in ihrem Kopf und auch ihrem Herz wieder ausbreitete, kümmerte sie sich schnell wieder um die Jüngere vor ihr. Die ihr folgend auch noch sexuelle Unzufriedenheit unterstellte. Ob sie wirklich unzufrieden war, das konnte sie nicht einmal wirklich beantworten, nicht dass sie es überhaupt gewollt hätte, aber dass da lang nichts mehr gelaufen war, das entsprach auf jeden Fall der Wahrheit. Aber ihr da in irgendeiner Art und Weise Genugtuung geben? Niemals. „Du sprichst wohl aus Erfahrung oder? Wie nett dass du diese mit mir teilen willst.“, entgegnete sie der Anderen, die von verschiedenen Möglichkeiten sprach, wie man an eine gemeinsame Nacht kam. An der sie nicht wirklich interessiert war. Vielleicht. In den Wortwechsel der beiden Blondinen mischte sich die angehende Ärztin schließlich nicht ein, war eher stille Zuschauern, die sich doch hin und wieder ein Grinsen verkneifen musste. Auch bei der Aussage seines Betthäschens, denn die Sache mit den Namensschildern während dem Sex war schon eine witzige Vorstellung. Als schließlich der Freund zu Sprache kam, der gute Alex, hielt Cylie die Luft an und aus den Augenwinkeln heraus schaute sie hinüber zu Yumi. Woher wusste das Flittchen darüber Bescheid? Okay, die Frage war dumm, es konnte doch immerhin nur eine Person geben die ihr davon erzählt hatte oder? Und da Alex ja scheinend ausgeflogen war und er bekannterweise sowieso nicht zu den gesprächigsten Typen gehörte, konnte es nur der begehrte Student gewesen sein. Eigentlich ein Arschlochmove. Langsam beschlich sie das Gefühl dass der Kerl um den es hier ging, demnächst ein paar richtig unangenehme Gespräche vor sich hatte..




    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren | bei Yumi, Cylie & Alessa vor dem Gemeinschaftsbad


    Schmunzelnd blieb der junge Schauspielstudent zurück als Alessa sich für einen Moment entschuldigte. Natürlich nicht ohne vorher noch einen Kommentar loszulassen, mit dem sie nicht gerade Unrecht hatte. Wahrscheinlich war er mit der letzte Freund an ihrer Seite der ihr irgendwelche Tipps geben sollte. Schließlich lief er schon seit Monaten dem gleichen Mädchen hinterher, kam nicht vorwärts aber es gab auch kein Zurück mehr. Darren war nicht bereit aufzugeben, sein Herz konnte das nicht. Dafür waren dort viel zu viele Gefühle, viel zu viele gemeinsame Augenblicke, die ihn glücklich machten. Die ihn auch jetzt lächeln ließen und zeitgleich zur fast leeren Schnapsflasche greifen. Die er dann auch in einem Zug leerte und aus dem Bett fallen ließ, an dessen Seite er rutschte und sich aufsetzte. Mit seiner gesunden Hand fuhr er sich über das Gesicht, dann durch die zerzausten Locken und er versuchte sogar etwas Ordnung hinein zu bringen aber scheiterte natürlich. Weshalb er kurzerhand nach seinem Handy griff und online einen Termin beim Frisör ausmachte. Nicht dass er sich noch länger anhören musste was für ein Vogelnest er auf dem Kopf trug und dass da ein toten Tier in seinem Gesicht hing. Ein amüsierter Laut entkam ihm und er warf einen Blick auf die Uhr, hatte sowieso jegliches Gefühl für die Zeit verloren und doch kam es ihm ungewöhnlich lange vor dass das Blondchen im Badezimmer verschwunden war. Ob es ihr gut ging? Sein Blick glitt zu der leeren Schnapsflasche, den leeren Gläsern und seine Augenbrauen hoben sich. Sie hatten doch ganz gut getrunken und das obwohl der ausgewählte Horrorfilm noch lief. Okay, ein Blick dahin verriet ihm, dass er jetzt auch zuende war und Netflix ihm bereits weitere Vorschläge unterbreitete. Noch ein weiterer Film endete wahrscheinlich im Krankenhaus daher ignorierte er das und erhob sich schwankend, brauchte doch ein paar Sekunden bis er einen festen Stand fand. Kurz kniff er seine dunklen Augen zusammen und richtete die Schiene an seiner tauben Hand bevor er ebenfalls sein Zimmer verließ, auf dem Weg noch sein verrutschtes Shirt richtete und seine Narbe dabei berührte. Eine Erinnerung daran, was passiert war. Als würde seine linke Hand nicht ausreichen. Aber immerhin lebte er ja noch also warum sich beschweren? Leise schloss er die Tür hinter sich und wanderte durch den leeren Flur. Schon jetzt hörte er Stimmen, verschiedene Stimmen und sie kamen ihm alle bekannt vor. Mehr oder weniger. Ein ungutes Gefühl breitete sich in ihm aus. Seine Schritte wurden langsamer und schließlich blieb er stehen als die nette Runde in Sichtweite waren. Die Worte der Frauen machten für ihn im ersten Moment nicht wirklich Sinn, was vielleicht daran lag dass er den Zusammenhang nicht kannte oder weil sein Kopf nicht mehr ganz aufnahmefähig war und doch schien er mit einem Schlag wieder vollkommen nüchtern, denn das war ein Aufeinandertreffen, das sicher nicht geplant war. Das verriet alleine schon die Tonlage der ehemaligen Studentin. Yumi hatte eine Begabung dafür ihren Worten immer einen ganz bestimmten Unterton anzueignen wenn sie eigentlich mehr sagen wollte als die Worte die ihr über die Lippen kamen. Nur zögernd setzte er sich wieder in Bewegung, entschied sich aber dann doch einige Schritte hinter Yumi und ihrer Freundin stehen zu bleiben. Sein Blick lag zunächst auf Alessa. Die letzten Worte ihrer netten Auseinandersetzung hatte der Student noch gehört. Etwas von Eifersucht, rasender Eifersucht und.. dein Freund. Darren presste die Lippen aufeinander und wusste nicht recht ob er die Party einfach sprengen sollte oder lieber wieder verschwinden. Auch wenn seine Freundin ihn schon gesehen hatte. Und ihrem Blick nach zu urteilen gab es da Dinge zu bereden..

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    Cylie, Yumi & Alessa | vorm Gemeinschaftsbad


    „Wahrscheinlich war auch Alkohol im Spiel als du ihm über den Weg gelaufen bist oder? Anders kann ich mir diese Konstellation auch gar nicht vorstellen.. schließlich steht er auf Yumi und beweist damit Geschmack, dich musste er sich sicher schön saufen.“ Die junge Studentin hob ihre Schultern, was genau bei ihrer Begegnung passiert war, das war ihr eigentlich relativ egal und ob da wirklich Alkohol im Spiel war, genauso, und eigentlich war das Mädchen ja auch bildschön aber natürlich ignorierte sie alle diese Tatsachen. Jetzt musste nicht mehr alles der Wahrheit entsprechen, darum ging es bei dieser Auseinandersetzung nicht mehr. „Denkst du denn wir haben das Schlüsselloch gecampt und gecheckt bis du deinen dicken Hintern aus seinem Zimmer hier rüber bewegst? Meine Güte wie selbstverliebt bist du? Das hier ist eine Zufallsbegegnung, kein Vorschicken.“ Dass die Andere ihre Einladung nicht annahm, überraschte die junge Frau nicht wirklich. Sie kommentierte dies zunächst mit einem belustigten Laut, dann mit einem Kopfschütteln und angehobenen Augenbrauen. „Du brauchst keine Angst haben, du kannst auch gerne ganz alleine mit ihr sprechen. Ich werde nicht dabei sein, falls dir das zu viel wird..“ Der Zwilling betonte ihre Worte übermäßig mitleidsvoll obwohl es ihr natürlich vollkommen egal war und auch nicht wirklich wunderte, dass sein Betthäschen keinen Bedarf darin sah sich mit Yumi zu unterhalten. Ob sie an ihrer Stelle in ihrer Situation überhaupt an so etwas dachte? Wahrscheinlich eher nicht. Sie hätte mittlerweile längst das Weite gesucht und wäre wieder zurück ins Bett ihres Liebhabers gekrochen. Wenn sie.. überhaupt so etwas haben würde wie einen Liebhaber. Aber das war eine andere Geschichte. „Nein, gerade weil es aufregend ist, 'mische' ich mich ein. Weil, wie gesagt, das unter Freundschaften einfach normal ist aber.. nun ja, darüber habe ich ja schon mehrmals gesprochen. Herrje, du bist auch nicht mehr ganz auf der Höhe oder? Hat er dir schon dein Hirn rausgevögelt?! Das erklärt natürlich so einiges..“ Gespielt zweifelnd wanderte ihr Blick über das größere Mädchen, das sich an ihr vorbei schob und doch nicht recht weit kam. Die Schritte hatte sie bereits gehört, doch nicht erwartet dass Yumi schließlich zu ihnen stieß. „Alles in Ordnung, ich wollte eigentlich nur aufs Klo und dann habe ich eine nette Bekannte getroffen!“ Sie deutete übertrieben lächelnd mit der flachen Hand auf Alessa bevor dann ihr Blick nochmals auf besagte Dame glitt. Auf das Shirt, das auch ihre Freundin erwähnte. Worüber sie nicht viel reden mussten. Weil jeder wusste, wem es eigentlich gehörte. Auch wenn die Medizinstudentin vorhin noch überlegt hatte ob das die neueste Mode unter den hippen Kids war. „Ein Fehler?“, wiederholte die angehende Ärztin ein bisschen überrascht und schaute kurz zwischen Yumi und der anderen Blondine hin und her. Sie hielt ihre Hand vor den Mund und machte ein paar Schritte auf ihre Freundin zu, blieb neben ihr stehen und verdeckte das Grinsen auf ihren Lippen mit ihrer hervor gehaltenen Hand. „Er hat sie als Fehler bezeichnet?“ Oh, das konnte ganz schön weh tun oder? „Bitter.“

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    Cylie & Alessa | im Gemeinschaftsbad


    Das jüngere Mädchen schien im ersten Augenblick etwas überrumpelt von der direkten Art der Studentin. Erwiderte auch nichts. Es war nur ein Grinsen auf ihren feinen Lippen zu sehen. Wie konnten Lippen so perfekt aussehen? Cylie presste ihre zusammen, doch ließ sich nichts anmerken dass sie fast schon etwas eingeschüchtert war von der Schönheit der Anderen. Doch als sie die helle und auch wirklich nervige Stimme hörte, kam sie wieder aus ihrem Gedankenwirrwarr, wohin sie nicht mehr zurück kehren wollte. Immerhin hatte sie hier etwas zu klären. „Natürlich. Glaubst du ich bin ein schüchternes Mauerblümchen, dass kein Wort über die Lippen bekommt? Tze, also bitte.“ Man musste nur wissen wie man sich gab. Und gerade eben war es auch wirklich einfach all das zu sagen was ihr im Kopf umher schwirrte. Nicht dass sie sich sonst zurück nahm aber unter normalen Umständen, wählte sie ihre Worte doch ein bisschen weiser. Weniger direkt. Immerhin konnte man dadurch auch Menschen verletzen. „Wer sagt dass sie mich voraus geschickt hat..?“ Auf ihr amüsiertes Lachen hin verdrehte die angehende Ärztin nur ihre grünen Augen. „Yumi ist alt genug um ihre Dinge selbst zu regeln aber hey, unter Freunden schaut man aufeinander und mischt sich eben auch manchmal ein. Vielleicht kennst du das aber auch nicht weil du niemanden hast, dem du wichtig bist.“ In einer Freundschaft war man schließlich füreinander da und erledigte eben auch mal Dinge, die man für nötig hielt. Ob die Blonde, die noch in ihrem Zimmer saß, das überhaupt gut hieß, davon war Cylie zwar weniger überzeugt aber im Augenblick war ihr das auch ziemlich egal. Wenn ihr das Betthäschen auch über den Weg lief, da konnte sie doch nicht einfach ruhig und friedlich dran vorbei gehen. Der Blick ihrer grünen Augen haftete sich auf die lose Haarsträhne, mit der das Flittchen spielte. Wie konnten Haare so schön glänzen? Unter anderen Umständen hätte sie das Mädchen wahrscheinlich nach einer Haarpflegeroutine gefragt aber jetzt war das wohl doch der falsche Moment dafür. „Soll sie euch das nächste Mal stören ein reinplatzen während ihr gerade voll dabei seid? Das ist schon ein bisschen ekelhaft.“ Das erinnerte sie daran wie sie selbst Yumi und Darren schon einmal erwischt hatte.. und dann schweiften ihre Gedanken kurz an den knackigen Hintern des Studenten. Aber nur kurz, schnell schüttelte sie das Bild wieder aus ihrem Kopf. Auch wenn es nicht schlimm war. Ganz und gar nicht. „Du kannst es ihr auch gerne selbst sagen.“ Cylie machte eine ausschweifende Handbewegung, machte damit auch den Weg frei. Nicht dass sie die Andere davor eingesperrt hatte, immerhin hätte sie jederzeit gehen können. „Sie ist sicher ganz scharf auf deine wertvollen Tipps!“ Dass sie das nicht wirklich ernst meinte, das musste sie nicht extra erwähnen. Man hörte den Sarkasmus klar und deutlich. „Aber dir scheint es anscheinend ja auch Spaß zu machen das fünfte Rad am Wagen zu spielen. Du hast wohl wirklich sonst niemanden..“ Cylie versuchte nicht einmal Mitleid vorzuspielen.

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    Cylie & Alessa | im Gemeinschaftsbad


    Leise summend tastete sie sich den kurzen Weg vom Zimmer ihrer Freundin hinüber zum Bad vor. Im wahrsten Sinne, denn sie lief der Wand entlang und tatschte mit ihrer Hand immer wieder an die kahle weiße Wand. Hielt sich damit auch ein bisschen fest weil sie nicht wirklich Lust hatte auf die Schnauze zu fallen. Ihr Gleichgewichtssinn war aktuell nicht mehr der beste, der Alkohol zeigte seine Wirkung und auch wenn sie es oft genug lernte und mehr als genug darüber in ihrem Studium las, konnte sie doch nicht ihre Finger davon lassen. Glücklicherweise hatte das Gift schon weitere Erinnerungen aus ihrer Kindheit bezüglich ihrer Eltern für diesen Moment verschwinden lassen, denn eigentlich sollte sie das Zeug gar nicht mehr anrühren. Aber manchmal schmeckte es einfach und manchmal entspannte es halt. Ein süßlicher Geruch stieg ihr plötzlich in die Nase, gemischt mit dem gerade sehr bekannten Gestank vom Alkohol. Wobei sie nicht wusste ob sie sich selbst roch oder ob hier noch eine andere Süchtige herum lief. Konnte jetzt beides sein, denn immerhin war das ein Studentenwohnheim und da gehörte ein Gläschen zum Lernen zur Routine. Gemischt mit dem Duft des Parfums das hier in der Luft waberte, ergab das einen seltsamen Cocktail und sie schüttelte den Kopf als sie die Türe zum Badezimmer mit einem Ruck aufstieß und schlagartig die Luft anhielt. Nicht etwa weil sie einen Geist entdeckt hatte, auch wenn es sie jetzt nicht unbedingt wundern würde, der Kopf spielte einem in diesem Zustand auch einmal einen Streich, aber diesmal war dem nicht der Fall. Eher stand ein junges Mädchen vor ihr. Ein bekanntes junges Mädchen. Deshalb weiteten sich ihre grünen Augen und sie schaute das hübsche Ding einmal genau an. Von oben bis unten und sie schien sichtlich verwirrt über die Kleiderwahl der Anderen. Das letzte Mal, bei ihrer ersten Begegnung in der Universität, war sie definitiv besser gekleidet gewesen. Aber die aktuelle Mode war auch einfach merkwürdig. Doch mit einem Mal wurden ihre Augen wieder kleiner, enger. Das war sicher nicht ihr T-Shirt oder? Die Studentin verschränkte ihre Arme. „Vögelst du mit ihm?“ Trug sie überhaupt Unterwäsche? War sie gerade auf dem Klo gewesen weil man das eben danach so machen sollte? Blasenentzündung und so.. „Ich war ja der Meinung ihr würdet es nicht miteinander treiben aber Yumi ist vom Gegenteil überzeugt. Sie denkt das wäre der einzige Grund warum ihr euch überhaupt trefft..“ Cylie hob ihre Schultern und stemmte eine Hand dann in ihre Hüfte, blieb weiter in der offenen Tür stehen. „Und so nuttig wie du hier herum läufst, lag ich mit meiner Meinung wohl daneben. Sogar ein Shirt leihst du dir von ihm.. hat er dir deine Sachen versaut und überall herum gespritzt oder was?“ Ein vorsichtiges Kopfschütteln begleitete ihre Aussage. „Solltest du dir nicht jemanden in deinem Alter suchen? Du hast bei ihm doch eh keine Chance und bist nur sein unwichtiges Betthäschen.“ Cylie war schon fast überrascht von sich selbst, dass sie überhaupt zu solchen Worten griff aber das war wohl mehr der Alkohol, der aus ihr sprach. „Also geh einfach. Yumi stirbt noch vor Eifersucht wenn sie dich noch öfter bei ihm sieht.“ Ihr Gesichtsausdruck entspannte sich wieder ein bisschen und sie strich sich eine losgelöste Strähne hinters Ohr bevor sie ihre Stimme etwas senkte und mit dem ausgestreckten Zeigefinger auf die Größere deutete. „Aber das hast du nicht von mir!“ Vielleicht hätte sie diesen Fakt mit Yumi besser nicht gesagt.. jedoch war ihr Mund auch einfach schneller als ihr Kopf gewesen. Weshalb sie ihre Worte extra scharf ausgesprochen hatte, wie eine Warnung.

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    Cylie (& Yumi) | im Gemeinschaftsbad


    „Jaja, keine Dates, schon verstanden.“ Cylie hob für einen Atemzug ihre Arme an, als gäbe sie sich geschlagen, als hätte ihre Freundin gewonnen. Doch sie wussten beide dass sie eigentlich noch viel mehr hätte sagen können, dass ihr noch viel mehr eingefallen wäre um Yumi die Augen zu öffnen. Um mehr aus ihr herauszukitzeln, um Dinge Preis zu geben die sie doch eigentlich schon selbst wusste. „Drinks bekommst du auch so genug ausgegeben, das ist wohl wahr.“ Dazu brauchte sie nicht den verliebten Studenten. „Der packt dich am Ende noch und sperrt dich irgendwo ein weil er es nicht erträgt wie dich alle angaffen. Ist er sehr eifersüchtig?“ Dazu konnte sie den ja eigentlich Unbekannten gar nicht einschätzen aber so wie die Blonde lebte, konnte man davon ausgehen, dass man nicht der einzige Kerl war. Nicht weil sie unbedingt gleich jeden ansprang aber umworben wurde sie bestimmt bei jeder Gelegenheit. Und das konnte bestimmt nicht jeder so einfach mitansehen, vorallem wenn da Gefühle mit im Spiel waren. Für andere, natürlich niemals für sie selbst. Niemals! Nie! „Hey, komm mir da nur nicht in die Quere, das ist allein meine Idee! Die Opas gehören mir“, warnte sie die Andere mit erhobenem Zeigefinger. Als gäbe es Konsequenzen wenn sie sich einmischte und ihr die alten Männer abnahm. Wie gut dass sie sich gerade in einem geschützten Raum befanden, denn ein Außenstehender der das Gespräch mitbekam, der wäre jetzt sicherlich etwas verwundert, wie die jungen Erwachsenen hier über Ältere sprachen. Aber so hatte ja auch jeder seine Vorlieben! Cylie neigte den Kopf zur Seite und hob ihre Augenbrauen etwas an, das amüsierte Lachen der anderen verstand sie nicht recht. „Genau das.“ Nur hätte sie selbst es eher nicht mit einem Parasiten verglichen. Das war eklig. „Was ist denn daran so schlimm? Freunden hilft man doch. Du kannst mein Zimmer ja bisschen putzen..“ Sie hob kurz ihre Schultern und schmunzelte dann. „Jetzt mal ehrlich, weder ich noch dein Kerl erwarten irgendwas als Gegenleistung. Und helfen dir solange du es brauchst. Meinst du womit geht es uns besser? Damit wenn wir einer Freundin helfen die in Not ist oder mit dem Gedanken zu leben dass du gerade irgendwo draußen herum streunerst und vielleicht einen leeren Karton als dein Heim bezeichnest? Wie ne Katze oder so.“ Ein tiefes Seufzen entkam ihr, gefolgt von einem Kopfschütteln. Warum nur stellte sich die ehemalige Studentin so quer? Weil sie es gar nicht gewohnt war dass es da draußen Menschen gab die sich ernsthaft um sie sorgten und sich kümmern wollten? Weil sie dachte es wurde was von ihr erwartet? Es war zum Haare raufen. „Vielleicht kennt er aber auch schon viel mehr als du glaubst weil du gar nicht so gut darin bist alles zu verstecken! Oder er ist ein Stalker und beschäftigt sich ausschließlich damit alles über dich herauszufinden. Beeindruckend und beunruhigend.“ Die angehende Ärztin wirkte für einen Moment abwesend, als überlegte sie tatsächlich was davon eher auf sie zu traf. Doch wahrscheinlich war es eher die Wirkung des Alkohols, denn sie hatten doch schon eine beachtliche Menge aus den Flaschen geleert. Das hinderte sie aber beide nicht daran weiter zu machen. Die junge Frau öffnete ihre grünen Augen wieder, die sie zuvor für ein paar ruhige Sekunden geschlossen hatte. „Kaum geht es um körperliche Gewalt, schon ist sie dabei..“ Cylie schmunzelte während sie den beiden noch einmal nachschenkte. „Vielleicht stelle ich auch ganz andere Dinge mit ihm an, ich kenne Mittel und Wege.. aber darauf sollte ich wohl nicht näher eingehen.“ Im Medizinstudium lernte man schließlich so einiges. „Und ich rede jetzt nicht davon ihn aus dem Weg zu schaffen! Noch nicht jedenfalls.“ Lachend setzte sie das Gläschen an ihre Lippen, verstummte kurz während sie den Inhalt leerte und kicherte dann weiter. „Nicht? Um was geht es denn sonst noch? Die Schlafmöglichkeiten? Die Geldersparnis? Dass da jemand ist der dir die Welt zu Füßen legt und dich mit Komplimenten überhäuft? Und das alles eh nur weil sie dich ins Bett bringen und drüber rutschen wollen. Als meint es irgendwer von diesen Kerlen auch nur ansatzweise ernst..“ Diese Oberflächlichkeit war einfach nichts für die Studentin. Sie konnte sich das nicht vorstellen. Und das obwohl sie schon genug Alkohol in ihrem Blut hatte. „Dafür brauch ich wahrscheinlich eine ganze Bar voll Alkohol.“ Sie schüttelte den Kopf und bemerkte, dass das vielleicht keine so gute Idee war, denn ihr wurde schummrig und vielleicht sollte sie aufhören weiter nach dem Gift zu greifen. Doch warum immer so artig sein? „Wie groß muss der Schwanz sein dass man sich auf solche Lügen einlässt..“ Erneut griff sie nach dem aufgefüllten Shotglas und kippte sich den herben Inhalt in den Mund bevor sie sich vom Stuhl erhob, etwas zu schnell, denn sie schwankte ein bisschen, aber nicht schlimm, und ihre Arme verschränkte. „Aha? Du glaubst also wirklich dass ich ein Mauerblümchen bin?“ Gespielt böse schaute sie ihre Freundin an, zog die Augenbrauen näher zusammen. Naja gut, mit dem was sie in den letzten Minuten gesagt hatte, was ihre Meinung dazu war, konnte man das vielleicht auch glauben.. aber war es ja auch gar nicht so schlimm, sowas eher abstoßend zu finden. „Ich suche jetzt erstmal das Klo.“ Auch wenn sie natürlich wusste wo das war aber so konnte sie wenigstens ihre Worte wiederholen. „Und selbst da bekomme ich sicher mehr Unterhaltung und.. Spaß als mit Nick.“ Burn! Oder so. Immerhin war es nur ein Gang auf die Toilette. Cylie torkelte schließlich aus dem Zimmer der Anderen, ein bisschen übertrieben, wirklich torkeln tat sie nicht aber das Gehen fiel ihr doch schwerer als sonst, und begab sich ins Gemeinschaftsbad auf dieser Ebene.

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    Cylie & Yumi | im Zimmer von Yumi


    „Zufälle also..“, wiederholte die junge Studentin während sie mit dem Zeigefinger an ihrem Kinn tippte, ihren Finger schließlich dort ruhen ließ und ihre Freundin durchdringend anschaute. Dabei ein breites Grinsen unterdrückte. „Vielleicht aber auch doch das Schicksal! Schicksalshafte Begegnungen weil ihr füreinander bestimmt seid!“ Cylie übertrieb mit Absicht ein bisschen weil sie es auch irgendwie mochte Yumi damit zu ärgern und sie aus der Reserve zu locken. Weil sie aber auch immer so schön darauf einging. Dass ihre Worte nicht gerade nett klangen oder auch nur ansatzweise normal, das ignorierte sie natürlich weil es beinahe schon normal war. „Oh was, ihr hattet noch keine Dates? Keine einsamen Treffen zu zweit in der Natur? Kein Entführen an Lieblingsorte? Keine gemeinsamen Partynächte? Oh, wobei dabei wäre wahrscheinlich er derjenige der vor Eifersucht platzte.. so oft wie du in Bars und Clubs angesprochen wirst..“ Nicht wirklich überraschend, immerhin war Yumi eine verdammt hübsche junge Frau und vielleicht hasste Cylie sie deshalb ein bisschen, natürlich nicht wirklich, aber trotzdem würde sie schon viel geben für eine Figur wie sie es hatte und diese volle Mähne. Ihre blauen Augen und die vollen Lippen, die selbst sie gerne küssen würde. Rein theoretisch. „Hey, wer sagt dass ich das nicht habe, vielleicht habe ich mir im Krankenhaus längst einen alten Opa angelacht, der mir all sein Vermögen erbt..“ Nach einem Schluck ihres Drinks hob sie ihre Schultern und zudem noch ihre Augenbraue, wippte mit ihrem übereinander geschlagenen Bein als hatte sie schon längst ausgesorgt und wartete nur noch darauf bis ihr Auserwählter das Zeitliche segnete. Aber dem war leider nicht so. Oder wahrscheinlich auch besser so, immerhin zog so etwas nur einen ewig langen Rattenschwanz nach. An Papierkram und Traureden und am Ende war da noch ein verhasster Teil der Familie, mit der sie sich anlegen musste. Nicht wirklich ihr Ding und außerdem sollte sie als Ärztin ja auch eher dafür sorgen dass ihre Patienten überlebten. Meistens zumindest. Aber das war ein Thema, dem sie sich jetzt nicht weiter widmen wollte, jetzt ging es um das Leben, um die Liebe. In beider Fälle. „Und selbst wenn du trotzdem von der Uni geflogen wärst, immerhin könntest du dann vielleicht Hilfe annehmen und würdest bei deinem Freund schlafen.“ Egal wer es letztendlich dann war. „Aber nein, du glaubst wieder alles alleine lösen zu müssen obwohl es Menschen gibt die dich mit offenen Armen empfangen!“ Auch wenn es nur eine kleine Hand voll war. Besser als gar niemand oder? Cylie verdrehte ihre Augen und schüttelte den Kopf. „Nein das nicht aber vielleicht hättest du dich in eins dieser Magical Girls verwandelt!“ Der Zwilling machte eine ausladende Handbewegung. Wenn Yumi die Worte ins Lächerliche ziehen wollte, machte sie selbst das eben auch. „Ich stell mir dich in einem wunderschönen blauen Glitzerkleidchen vor, passend zu deinen strahlenden Augen.“ Cylie tat so als würde sie ernsthaft darüber nachdenken und in ihrem Kopf schon Skizzen anfertigen, auch wenn sie nicht malen konnte aber mit etwas Fantasie ging das schon. „Und vergiss nicht die magischen Fähigkeiten.“ Schmunzelnd wackelte sie mit ihren Fingern als könnte sie damit etwas Glitzerstaub heraufbeschwören, doch konnte schließlich nicht mehr ernst bleiben und lachte laut bei der Vorstellung. Die magische Kraft der Liebe. Wer von den beiden Frauen war jetzt hier ein Fan von Schnulzen? Schließlich beruhigte sie sich wieder ein bisschen, der Alkohol stieg ihr wohl langsam doch schon zu Kopf aber auch kein Wunder, denn schon hatte sie den nächsten Drink in der Hand während sie über den Studenten sprach. Über ihr Verhalten ihm gegenüber, das die angehende Medizinerin bereits als unfair betitelt hatte und Yumi stritt es auch nicht ab. Weil es sowieso keinen Sinn hatte. „Mein Gott Yumi, du tust ja so als hättest du Leichen im Keller..“, entgegnete sie kopfschüttelnd. „Jeder Mensch hat doch irgendwelche Schattenseiten die er nicht gerne zeigt und ich weiß nicht, glaubst du er ist jemand der dich sofort wieder von sich stößt, wenn irgendwas ans Tageslicht kommt, was du eigentlich verstecken wolltest? Die Liebe verzeiht viel.“ Schon fast ein bisschen besorgt schaute sie zu ihrer Freundin, jedoch nicht lange, bis sie mit ihrem Zeigefinger auf sie deutete und die Augenbrauen zusammen zog. „Und wehe jetzt kommt ein 'aber sie verzeiht nicht alles'!“ Als wüsste sie schon dass so eine Antwort kommen würde. Einen Augenblick noch ließ sie das Blondchen nicht aus den Augen, dann entspannte sie ihre Körperhaltung wieder etwas und nippte an ihrem Getränk bevor sie schließlich zu Shots übergingen. Für das folgende Gesprächsthema, bei dem es um sie selbst ging, war das auch besser so. „Du hast leicht reden!“ Die Studentin griff zum nächsten Shot bevor sie ein bisschen schmollend in die Augen der Anderen schaute. „Du bist geübt darin Gefühle zu unterdrücken und dich auf andere Kerle einzulassen..“ Sie drehte sich auf dem Stuhl hin und her, hatte ihr leeres Gläschen in der Hand und guckte betrübt bis die Blonde ihr zustimmte. „Soll ich ihm einfach eine runter hauen damit ihm vielleicht mal die Scheuklappen von den Augen fallen?“ Die zukünftige Ärztin schmunzelte, wusste natürlich dass ihre Aussage bezüglich der Samthandschuhe nicht wirklich so gemeint war aber die Vorstellung fand sie trotzdem lustig. „Ich weiß gar nicht ob ich das kann.. einfach so mit anderen Typen ins Bett hüpfen um mich abzulenken..“ Kurz hielt sie inne und schien etwas abwesend bevor sie ihre Schulter hob und ihre leeren Gläser auffüllte. „Und wenn, dann darf ich leider nicht mehr mit dir weggehen. Neben dir seh ich eh aus wie ein Mauerblümchen.“ Ziemlich auffällig wanderte der Blick ihrer grünen Augen über Yumi und blieb absichtlich an manchen Körperregionen länger hängen.

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    Cylie & Yumi | im Zimmer von Yumi


    Die Medizinstudentin rollte mit ihren Augen, verzog dann aber den Mund als Yumi sie für ihr braves Verhalten lobte. Zumindest was ihr Studium anging. Obwohl Cylie im Gegensatz zu der Blonden wahrscheinlich ein wahrer Engel war aber das war ja jetzt nicht das Thema. Auch wenn es sie doch irgendwie interessierte was ihre Freundin schon alles erlebt hatte, alles durchgemacht hatte aber sie wollte auch nicht neugierig wirken und jetzt einfach so mit irgendwelchen Fragen ankommen, da würde sich die ehemalige Studentin auch wundern oder? „Hey, du hättest mich einfach mal fragen können ob ich mir dir lerne! Auch wenn wir nur diesen einen Kurs teilen.. ich hätte mich mit dir hingesetzt! Und dich festgenagelt bis du mir die Dinge im Schlaf nennen kannst.“ Und dass die junge Frau hartnäckig sein konnte, egal um welches Thema es ging, das bewies sie gerade ja ganz gut oder? Auch wenn sie der Anderen damit vielleicht etwas auf die Nerven ging, das kümmerte sie auch nicht weiter. Hauptsache sie bekam alle kleinsten Details aus ihr heraus. Solange kitzeln bis Yumi etwas Preis gab, was sie eigentlich nie zugeben würde. „Ach ja, wirklich?“ Mit ihrem Glas in der Hand sah sie ihre Freundin mit hoch gehobenen Augenbrauen an. Ungläubig. Weil sie ihr ihre Worte gar nicht abnahm. „Stimmt, sonst seid ihr euch auch bestimmt nur hier über dem Weg gelaufen. Als du zufällig in sein Zimmer gestolpert bist oder er sich in deinem verlaufen hast.. ich glaube, dein Plan hat ein paar Lücken, die sich nicht zu schließen scheinen.“ Kopfschüttelnd lehnte sie sich wieder nach hinten. „Und wehe du bringst jetzt den Vorschlag die Stadt komplett zu verlassen. Ich kette dich fest.“, warnte sie ihre Freundin schon im Vornherein, obwohl das Thema auch noch vor ihnen lag. Egal wann, Cylie würde niemals zu lassen dass sie die Stadt verließ. Nicht nachdem sie eine Freundin in ihr gefunden hatte. Einen Menschen bei dem sie ihren Scheiß abladen konnte, auch wenn Yumi selbst genug davon in ihrem Leben hatte. Vielleicht kannten sie einander nicht bereits mehrere Jahre, wie es bei einer tiefen Freundschaft oft der Fall war, doch sie hatte das Gefühl dass die beiden jungen Frauen sich da etwas Tolles aufbauten. Nachdem sie einen weiteren Schluck von ihrem Drink genommen hatte neigte sie ihren Kopf zur Seite, schaute die Blonde unbeeindruckt an, hob abermals ihre Augenbrauen bevor sie ihre grünen Augen rollte. „Oh bitte, glaubst du wirklich ich bin käuflich?“ Sie ließ einen kurzen Augenblick Stille einkehren bevor sie sich wieder aufrichtete. „Dafür braucht er mir gar nichts bezahlen, das mache ich freiwillig. Es macht Spaß dir all diese Dinge zu entlocken und glaub mir, du wirst mir noch dankbar sein, meine Liebe.“ Fest davon überzeugt nickte der Zwilling und erwiderte ihren Handschlag auch gar nicht. „Wer weiß, vielleicht würde deine Situation jetzt ganz anders aussehen wenn du deine Meinung ihm gegenüber geändert hättest.. oder generell mehr Liebe in dein Leben lassen würdest. Oder Alex Lebewohl sagen könntest.. oder seine Liebe akzeptieren. Je nachdem.“ Cylie hob ihre Schultern während sie sich weiter etwas vom Alkohol gönnte, dessen Wirkung hoffentlich bald um einiges stärker einsetzte. „Und du bist dir da so sicher? Warum? Weil du immer davon ausgehst dass niemand sein Wort hält?“ Wenn dieser verliebte Student sagte dass es eine einmalige Sache gewesen war oder vielleicht überhaupt nichts passiert war, wie auch immer genau seine Worte gewesen waren, dann konnte das doch stimmen oder nicht? „Ich will hier ja für niemanden Partei ergreifen aber du scheinst ihn schon etwas unfair zu behandeln. Ich meine, glaub ihm doch einfach mal. Warum sollte er dich anlügen?“ Die Studentin schwenkte den Inhalt ihres Glases bevor sie es abstellte und Yumi schließlich einen kleinen Herzinfarkt verschaffte. Und sie selbst ein bisschen amüsierte. Natürlich hatte sie nicht wirklich vor das Zimmer jetzt zu verlassen und ein paar Türen weiter hinein zu stürzen. Oder? Klang ja schon aufregend und irgendwie witzig aber wahrscheinlich war das auch nur der Alkohol, der sie so fühlen ließ. „Stimmt ja, wir sollten sie nicht stören wie beim letzten Mal. Wow, die waren wirklich kurz davor gewesen dem Klavier ganz andere Töne zu entlocken..“ Nachdem sie wieder Platz genommen hatte, formte sie mit ihrer Hand eine Kralle. Als wäre sie ein wildes Tier. Ein Hinweis auf das wilde Treiben der von Yumi ernannten Turteltäubchen. Natürlich machte sie sich ein bisschen darüber lustig dass das Blondchen davon überzeugt war dass es ein paar Zimmer weiter gerade heiß her ging. Weil sie gar nicht aufhörte davon zu sprechen, ihm unbedingt diesen Stempel aufdrücken wollte. Dass er ein Lügner war? Was auch immer, es war schon sehr auffällig, wenn man alles andere drumherum bedachte. Oder vielleicht war es auch nur für sie selbst auffällig. „Du kannst ja auch ein Zettelchen unter der Tür durchschieben. Mit Ankreuzfragen, ja oder nein. Dich scheint es ja brennend zu interessieren ob er gerade in einer anderen steckt oder nicht.“ Hätte sie jetzt eine Brille auf, würde sie mit gehobenen Augenbrauen über den Brillenrand hinaus zu ihrer Freundin sehen, grinsend und mit einem ganz bestimmten Blick. Aber so tat sie es einfach ohne Brille. Sie musste ja gar nichts mehr dazu sagen, ihren Blick erklären oder? Dass sie fest davon ausging dass Yumi kochte vor Eifersucht, das war ja schon klar. „Das vergeht? Klingt als wäre es eine Krankheit..“ In den Augen der anderen war das vielleicht auch so.. Ihr Blick folgte den Bewegungen ihrer Freundin als diese eine Flasche Schnaps hervor holte. „Ich weiß es nicht..“, antwortete die kleine Dame seufzend und zupfte an ihrem zu großen T-Shirt. „Jetzt ist es ein bisschen wie bei dieser Katze in der Box. Es kann alles sein aber auch nichts.“ Der Vergleich mit Schrödingers Katze ließ sie etwas schmunzeln. Schnell kippte sie den Inhalt des kleinen Gläschens in ihren Mund, verzog das Gesicht weil dieser Geschmack noch einmal heftiger war im Vergleich zu ihrem Drink und hörte dann den Erfahrungen der ehemaligen Studenten zu. „Bei dir klingt das so einfach.. ich müsste erstmal Männer finden.“, erwiderte sie mit einem Kopfschütteln. So beliebt wie die hübsche Frau ihr gegenüber war Cylie selbst nämlich nicht. Yumi brauchte wahrscheinlich nur einmal freundlich lächeln und schon hatte sie eine breite Auswahl während sie selbst oft einfach übersehen wurde. Und das lag nicht allein an ihrer Körpergröße. Wahrscheinlich war sie einfach nicht aufregend genug. Aber ob sie überhaupt Interesse an dieser Art der Ablenkung war? Das war dann wieder eine andere Sache. „Vielleicht gab es ja auch Versöhnungssex..“, murmelte sie und füllte die Gläschen auch gleich wieder auf, weil bei dem Gedanken brauchte sie gleich nochmal einen Shot. Den sie sich dann auch genehmigte. Als Yumi dann von ekelhaft verliebten Blicken sprach, bekam sie das genaue Gegenteil von Cylie zugeworfen. „Die Blicke waren aber vielleicht auch nur von einer Seite aus verliebt.. egal, ich sollte nicht an ihn denken. Ich habs versucht, ich hab den ersten Schritt gemacht und er war nicht fähig auf mich zu zu kommen.“ Kurzerhand kippte sie sich auch den nächsten Shot in den Mund. „Dann verdient er mich auch nicht oder?“




    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Alessa | in seinem Zimmer


    Dass Darren sich jetzt schleunigst einmal wieder um sich selbst kümmern musste, einen Frisör aufsuchen, am besten einen Barbier und das Fitnessstudio sollte er auch mal wieder von innen sehen, davon war er schließlich auch überzeugt und wenn das noch öfter zum Thema wurde und Alessa ihn noch mehrmals darauf aufmerksam machte, vielleicht würde er es dann wirklich bald als Beleidigung sehen und schmollen. Aber nur vielleicht. Also wahrscheinlich eher weniger aber er wusste, dass andere Dinge in den letzten Wochen und Monaten einfach wichtiger gewesen waren aber sicher würde er sich auch wieder wohler in seiner Haut fühlen, wenn er wieder mehr aus sich machte. Nicht, dass er einem Obdachlosen, der keinen regelmäßigen Zugang zu diesen Dingen hatte, glich aber er selbst war er auch nicht. „Am besten begleitest du mich und gibst dem Frisör genaue Hinweise damit sie mich auch wieder ordentlich hinbekommen.“ Nicht dass er am Ende noch schlimmer aussah als gerade eben aber das war ihrer Meinung bestimmt auch nicht möglich oder? Schließlich schmunzelte der Student doch als Alessa sich die Ohren zu hielt, versuchte sein Gesagtes zu ignorieren weil die gewollte Zweideutigkeit anscheinend angekommen war. Auf ihren strafenden Blick hin hob er kurz seine Hände, bekannte sich dadurch für schuldig aber das Grinsen auf seinen Lippen verwand dadurch nicht. Jedoch sprach er auch nicht weiter oder gab noch mehr Informationen Preis. Immerhin hatte ihr ja schon dieser kleine Hinweis gereicht. Auch wenn er es nur spaßeshalber gesagt hatte. Vielleicht. „Ich bin überzeugend.“, erwiderte der Schauspieler und hob dabei seinen Kopf etwas an, die Nase, überzeugt von sich selbst und seinen Taten, als gäbe es da draußen niemanden der ihm widerstehen kann. Doch seine geschwollene Haltung hielt nicht lange ehe er in ihr Lachen mit einstimmte. Zu was für einer Sorte Mensch Yumi in Endeffekt gehörte, das wusste wahrscheinlich nur die ehemalige Studentin selbst. Zumindest war sie fest davon überzeugt. Dass es da draußen niemanden gab, der sie verstand, je verstehen würde. Darren ertränkte den stärker werdenden Druck auf seiner Brust je länger sie sich über dieses Thema unterhielten. Er ertränkte es mit dem Alkohol in seiner Hand und das tat wirklich gut. Es dämpfte auch die leichten Schmerzen in seinem Bauch, dort wo sich die Narbe befand. Manchmal spürte er sie, wenn er sich falsch bewegte, zu sehr belastete oder vielleicht auch zu viel lachte? „Okay okay, genug davon wie hässlich ich aktuell aussehe!“ Der Musiker lehnte sich kurz etwas zur Seite und stieß damit mit seiner Schulter gegen ihre, warf ihr sogar einen bösen Blick zu, den er aber gar nicht ernst meinte. Aber vielleicht tat es seinem Selbstbewusstsein schließlich auch ganz gut, dass sie sich mehr auf die Sorgen des Blondchens konzentrieren. Die endlich mit der Sprache heraus rückte, ein bisschen zumindest, aber natürlich versuchte er noch mehr aus Alessa heraus zu kitzeln. Mit so ein wenig Information konnte er immerhin nichts anfangen. „Wenn du sagst es ist nicht mehr wie früher, dann gibt es sicher etwas zu besprechen. Es zu ignorieren macht es sicher nicht besser.“ Dinge anzusprechen die einen störten, sich Dinge von der Seele reden, das war doch wichtig oder nicht? Gut, manch andere Menschen waren da sicher anderer Meinung.. ein ganz bestimmter Mensch auf jeden Fall. Mittlerweile verfolgte er den Film eigentlich gar nicht mehr, hatte zwar kurz seinen Blick darauf gerichtet, doch konnte nicht einmal mehr sagen wer von den Charakteren noch am Leben war, welcher bereits gestorben war und was überhaupt gerade passierte. Aber war das noch wichtig? „Es macht doch eher alles kaputt. Wenn du nicht länger mehr du selbst sein kannst in eurer Freundschaft. Wenn du dich jedes mal verstellen musst weil deine Gedanken und Gefühle zu laut sind.“ Für einen kurzen Moment besorgt schaute er neben sich während Alessa den Alkohol aus ihren Lungen hustete. „Kein Grund sich gleich zu ertränken..“, kommentierte er ihre Gier nach Alkohol und nahm ihr die Flasche aus der Hand um sich ebenfalls einen Schluck zu gönnen. „Gefühle zu unterdrücken und sie nicht rauslassen zu können aus Angst davor was passieren könnte.. es tut nicht gut.“ Schließlich konnte er davon irgendwie ein Lied singen. Nochmal trank er aus der mittlerweile nicht mehr ganz so vollen Flasche und ließ sie verschlossen wieder neben sich fallen während sich der herbe Geschmack in seinem Mund ausbreitete. Und auch in seinem Körper.