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#3 - {Iris Blanche & Kyle & Azel}
Es handelte sich um einen angenehmen, wohlriechenden Duft, der sich kurzfristig der Entscheidung hingegeben hatte, der feinen Nase des Fräuleins einen Besuch abzustatten. Verlockend war der Geruch, vor allem aber auch herzhaft, lud er doch herzlichst dazu ein, sich den warmen Maiskolben zu bedienen. Iris fuhr mit ein, zwei Fingern über ihr gespitztes Kinn, dachte nach, wie sie das unerwartete Hungergefühl stillen könnte. Ihr Augenmerk lag auf den golden gefärbten Lebensmitteln, von denen die einen dampfend auf Holzstilen hausten, während die anderen etwas weiter entfernt an einer brutzelnden Flamme standen. Enttäuscht zogen die Augenbrauen der Blonden sich zusammen, ein leidiger Seufzer erfolgte. Das waren mitnichten nicht die Gründe gewesen, mit denen sie die hiesige Feierlichkeit betreten hatte, und eigentlich waren sie auch nie dazu angedacht, jemals einen ausschlaggebenden Faktor in dieser Entscheidung darzustellen. Augenblicklich strich eine Hand über ihre rumorende Magengegend, wollte sie dem vor lauter Hunger streikenden Apparat im Inneren doch symbolisch weiß machen, dass er gefälligst aufhören sollte. Anschließend wandte die Kurzhaarige ihren Blick von den duftenden Leckereien ab. Natürliche Bedürfnisse, pff. Wozu besaß sie diese nochmal? Sie kamen der Vampirdame doch sowieso nur in die Quere, schränkten ihre Ausdauer unnötig ein und zogen bei den seltsamen Geräuschen, die sie erzeugten, Aufmerksamkeit auf sich und durchkreuzten jedweden Plan von seelenruhigen Beobachtungsstunden.
Apropos Aufmerksamkeit..! Die Sängerin hatte schon einige Momente zuvor aus den Augenwinkeln heraus bemerkt, dass jemand ihr immer mal wieder einen vorsichtigen Blick zuwarf, in der Hoffnung die achso klammheimliche Aktion würde niemandem auffallen, allerdings... Nun, genau das tat sie. Tatsächlich aber hielt kein einziger Schimmer von Unbehagen die junge Grottenbewohnerin in seinen Fängen, viel mehr stand Iris recht neutral zu den neugierigen, wissbegierigen Blicken des Rotschopfes, der bereits seit geraumer Zeit vor ihr stand. Genau genommen handelte es sich dabei nicht einmal um richtige Neutralität, eher noch mundete dies der in weiß gekleideten Frau, welche nach ebenjener Feststellung sogar noch ein leichtes Grinsen auf den zarten Lippen trug. Kurz gesagt: Es amüsierte sie, die vorsichtige Mimik des Mannes, der allem Anschein nach noch immer dem Glauben angehörte, niemand würde ihn dabei erwischen. Irgendwo empfand die zierliche Blondine dies wohl auch als recht schmeichelnd, gar niedlich, verhalf es ihrer ohnehin schon guten Laune immerhin noch dazu, eine Stufe anzusteigen. Als das Objekt der ihrigen Beobachtung, ihre Zielperson, sich jedoch sowohl mit seinem grauhaarigen Freund an der Seite, als auch mit einem übertrieben hohen Berg an Gerichten - Wie hieß es so schön? Das Auge isst mit? - zwischen den Armen fortbewegte und den Vampir alleine vor dem Stand und somit auch dem angestellten Verkäufer stehen ließ, begann sich ein mickriger, nervöser Schweißtropfen an ihrer Stirn zu bilden. Abermals strich die weiße Iris sich nachdenklich über das Kinn, wirkte es für Unwissende doch so, als würde sie ganz genau überlegen, was sie denn nun bestellen wollte, wenn sie sich in Wirklichkeit eher noch fragte, wie sie reagieren sollte - Die Bedienung tippelte schließlich ungeduldig mit den Füßen, erwartete eine Bestellung innerhalb der nächsten Augenblicke, aber... Aber dazu kam es nie, schritt die Kurzhaarige doch wenig später so manche Fußlänge zurück, um anderen den Vortritt zu lassen. Sie hatte kein Geld, zumindest nicht für irgendeinen dahergelaufenen Maiskolben, der auf irgendeine seltsame Art und Weise äußerst schmackhaft aussah.
Es war zu diesem Zeitpunkt, dass der vollbepackte Rotschopf auf sie zu ging und mit ratlosem Misstrauen die unvorhersehbare Entscheidung des Fräuleins hinterfragte. Diese faltete jedoch nur die zierlichen Hände hinter ihrem Rücken zusammen, drehte sich zu dem etwa gleich großen Herren und zauberte sich sogleich ein freundliches Lächeln in die zarten Züge. Der Lauf der Dinge gefiel ihr, als hätte das gnädige Schicksal sich mit einem guten Ereignis für den unangekündigten Hunger entschuldigt. »Hmm...«, machte sie daraufhin und zückte den Zeigefinger der linken Hand, um ihn neben sich in die Höhe zu strecken und willkürlich damit rumzuwedeln, »Ich weiß nicht«, fuhr sie anschließend fort, um kurz darauf ein schelmisches »Vielleicht ist mir der Hunger vergangen? Oder vielleicht wollte ich mir die Waren nur anschauen..? Wer weiß, wer weiß~« anzuhängen. Sicher, die Antwort - wenn man dies denn überhaupt als Antwort bezeichnen konnte - war mitnichten zufriedenstellend, noch besonders aufschlussreich, gab Iris doch nicht mehr als ein paar leere Vermutungen von sich - Nur sie selbst wusste, welche Antwort der Wahrheit entsprach, weswegen sie schlichtweg mit dem Gegenüber und ein paar möglichen Alternativen spielte, schließlich waren die Reaktionen eines Menschen das Interessanteste an der Kunst des Beobachtens!
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#15- {Raven & Micah & Cecilia}
Die Atmosphäre wirkte zusammengezogen und angespannt, als würde ein einziges Tröpfchen zu viel das gesamte Wasserfass zum überlaufen bewegen, als würde der polternde Vulkan nun jeden Moment ausbrechen, wenn er es nicht sogar schon getan hatte. Raven starrte den beiden Personen vor ihr vorwurfsvoll in die Augen, ließ nicht eine bedeutsame Sekunde von ihren Blicken ab. Ohne Worte, ohne Zeichen war es glasklar, dass sie etwas verlangte, dass sie ungeduldig auf die erlösende Erklärung wartete. Sicherlich wühlte die Szene, der Kuss, der sich vor ihren eisblauen Augen abgespielt hatte, die Gefühle der Schmiedin ordentlich auf, sicherlich verdutzte es sie, doch dafür wollte sie keineswegs eine vernünftige Begründung haben. Noch nicht. Nein. Zähneknirschend drehte sie sich zu dem Blonden. Sie wollte es wissen, wollte wissen, weswegen er spurlos verschwunden war, nachdem sie zueinander gefunden hatten. Sie wollte wissen, warum er in ihrer Gegenwart nie ein Wort über seine vermeintliche Abreise verloren hatte, wollte wissen, wieso er sie allem Anschein nach krampfhaft gemieden hatte. War es wegen der orangehaarigen Elfe zur ihrer Seite? Hatte Micah seine damalige Freundin etwa gnadenlos betrogen, hintergangen? Die groben Fäuste der Rothaarigen festigten sich. Sie wollte ihm so derart viele Fragen stellen, ihm eines strengen Kreuzverhöres unterziehen. Die quälende Anspannung zerfraß das Halbwesens, den erkaltet geglaubten Vulkan. Sie hatte so unglaublich viele Fragen, aber sie bekam nie eine Antwort. Stattdessen führte Micah die Fragerunde fort. Warum sie das tat? Ungläubig blinzelte Raven das Halbmonster vor sich an. Fragte er sie tatsächlich, weswegen sie ihm ohne zu Zögern eine gescheuert hatte? Die Handwerkerin war sich nicht sicher, ob sie in ebenjener Situation lachen oder weinen sollte. Lächerlich! Lächerlich war diese Frage! »... Liegt das nicht auf der Hand?«, schroff entgegnete der Phönix der Bekanntschaft mit diesen Worten - Ob sie einem derartigen Dummkopf, dem Vollidioten, dem Mistkerl ihre Beweggründe noch einzeln und möglichst detailliert erklären sollte? Tatsächlich befürchtete Raven dies und flüsterte entsprechend vorsorglich ein »Ich kann nicht glauben, dass du nach all den Jahren nicht einmal 'Hallo' sagen kannst...« in den nicht vorhandenen Bart hinein. Sie war verletzt. Es schmerzte. Es schmerzte so sehr, mehr als das eisige Wasser des Sees, mehr als ein scharfer Messerstich.
Der blonde Feigling verstummte jedoch nur, warf einen hilfesuchenden Blick zu der orangehaarigen Elfe, die bis zu diesem Zeitpunkt nur stumm und schockiert zugeschaut hatte. Es war kein Grund ihm gleich eine Ohrfeige zu verpassen? Entgeistert musterte die Blauäugige ihre Gesprächspartnerin. Sie war am Ende. Sie verstand nicht. Je länger Cecilia redete, desto mehr verzog sich ihre Miene, wurde noch düsterer, noch unverstandener. »Ach?«, ein deutlich sarkastischer Unterton verriet abermals, dass das Halbwesen nicht gerade angetan von den Beruhigungsversuchen der friedliebenden Frau war, »Ich hau auch ständig ab, ohne mich irgendwie zu Verabschieden, nur um dann eine "einfache Freundin" küssend wie aus dem Nichts wieder aufzutauchen.« Kopfschüttelnd senkte die Schmiedin ihr Haupt, schlug die eine Faust in ihre Hüfte, ehe sie in hoch zynischem Tone fortfuhr, »Ich gebe dir recht, Cecilia. Das ist vollkommen normal und passiert jeden Tag.« Auf alles weitere ging die Langhaarige nicht mehr ein, viel zu empört war sie, als dass sie die Geduld aufweisen konnte, den Worten der Grünäugigen weiter Beachtung schenken zu können.