Alessa, Leo & Melanie | in einem Club
Melanie
sah Hina und Simon kurz hinterher, als sie in Richtung Bar
verschwanden und warf ihr Haar galant zurück, bevor sie ihre volle
Aufmerksamkeit Alessa schenkte, so wie eine beachtliche Anzahl an
Männern es ebenfalls tat. Der Unterschied war nur, dass sie sich auf
einem Niveau mit der blonden Schönheit befand und sie nicht mit den
Blicken auszog – nicht, dass an Sex etwas Verwerfliches war, aber
all diese Musterungen von den Kerlen waren auf Dauer wirklich
widerlich.
Die
Musik dröhnte in ihren Ohren, aber aus irgendeinem Grund war es ihr
möglich, Alessa tatsächlich zu verstehen. Nun war der Lärm
lediglich praktisch, um die ganzen anderen Idioten vorerst
auszublenden. Es schien, als wären Melanies Schuhe das neue Thema,
zumindest wurde es angeschnitten und ihr Blick schweifte kurzzeitig
an ihren Beinen hinab zu ihren Füßen, die in Designer-Pumps
steckten. Was auch sonst? Dann wurde der Moment ruiniert, von niemand
geringerem als einem schmierigen Clubbesucher ihres Alters, der sich
selbst überschätzte und dachte, er würde mit einem langweiligen
Anmachspruch bei ihnen punkten können. Lächerlich. »Denkst du, für
den Spruch ist ein Drink
Entschuldigung genug?«, fragte sie ihn mit erhobenen Augenbrauen und
legte eine Hand an ihre Hüfte. Sie seufzte, aber Alessa schien mit
diesem Vorschlag konform zu sein, also wer war sie, das anzuzweifeln?
Sie war die, die den größten Schaden trug, immerhin hatte man sie
angerempelt, nicht Melanie.
Es
folgte ein kurzer Moment, in dem Melanie den Kerl begutachtete.
Niemals war er deutlich älter als sie – knapp volljährig, wenn
überhaupt. Seine Kleidung entsprach den Standards und sein Aussehen
insgesamt könnte deutlich schlimmer aussehen. Er erschien ihr kein
armer Schlucker zu sein. Hätte er es auf eine andere Art versucht,
wäre der erste Eindruck von ihm womöglich sogar positiv
ausgefallen. Mal sehen, was der Abend noch so bringen würde. »Aber
nun gut, wenn du es wirklich ernst meinst, darfst du uns natürlich
etwas ausgeben.« Sie stockte kurz, sah gen Boden, um über ihre
nächsten Worte nachzudenken, bevor sie ihre Wimpern aufschlug und
ihn beinahe freundlich ansah. »Triff eine gute Wahl, mein
Lieber.« Sie wollte schließlich nicht irgendein Billiggetränk
haben, sie war mehr wert als das, aber dessen war er sich sicherlich
bewusst.
Alice & Ludeus | irgendwo in der Stadt
»Oh,
heißt das, ich habe dich soeben rumgekriegt?«, fragte Ludeus
scherzhaft. Er überlegte, nach ihrer Hand zu greifen und hätte das
wohl auch getan, wäre der Frozen Yogurt nicht gewesen. Seine eigene
Idee ruinierte ihm diese Chance, typisch.
Sie
wurde allerdings ernster und Ludeus sah auf sie hinab. Er konnte
nicht anders, als ebenfalls ernst zu werden und ihr für den Moment
einfach nur zuzuhören. »Ich kenne ihn nicht, aber vielleicht
versucht er es, so wie es ihm möglich ist.« Er zuckte mit den
Schultern und warf den mittlerweile geleerten Becher in den Müll,
kratzte sich daraufhin an der Wange. »Aber das ist schwer zu sagen.«
Es konnte schließlich auch einfach sein, dass er ein Arsch war und
sich kein Stück für seine Schwester interessierte – auch wenn
Ludeus sich hüten würde, diesen Gedanken tatsächlich
auszusprechen.
»Ach
was, rede so viel du willst. Wenn du es bist, höre ich dir gern zu.«
Er grinste und warf einen kurzen Blick auf sein Handy, um nach der
Uhrzeit zu sehen. »Aber wenn du nicht mehr darüber reden, sondern
den Kopf freibekommen möchtest … Ich bin Surfer und das Wetter
ist ganz nett. Wir können zusammen zumindest an den Strand gehen,
wenn du willst.« Sie konnte selbstverständlich auch weiter mit ihm
über ihre Familie reden, er meinte es ernst – er war schließlich
ein guter Zuhörer. Ihm persönlich half das Meer nur immer, um sich
besser zu fühlen und über Dinge nachzudenken, oder nicht
nachzudenken, ob er nun auf dem Brett stand oder sich einfach nur in
den Sand setzte, war dabei egal. »Ich kann dir ein bisschen was
beibringen oder wir machen einen Spaziergang dort, oder was auch
immer, das ist ganz dir überlassen.«