[Anette] bei Kyle
Mit großen Augen beobachtete Anette den Rotschopf dabei, wie er seine Wahl traf und nach einem der Schwerter griff. Fast schon unterbewusst rückte sie näher und lehnte sich hervor, bemüht darum, einen genaueren Blick auf Leos Schmiedekunst erhaschen zu können - Ein Wunsch, der tatsächlich sogar prompt in Erfüllung ging. Der silberne Schein blitzte erneut auf, diesmal nicht nur in ihrem Augenwinkel, sondern näher, hautnah sogar. Das Fräulein stockte. Huch? Ihr Blick glitt langsam nach unten. Auf den silbernen Schein, auf die kalte Klinge, die vor ihrer Nasenspitze schwebte und sie gerade so nicht berührte. Blinzeln. Es brauchte ein, zwei Sekunden, bis das Geschehene vollständig in ihrem Kopf angekommen war und sie ein paar Schritte rückwärts stolperte. Sie hatte beim Betreten der Schmiede mit vielem gerechnet, doch das hatte das Blondchen in der Situation nun wirklich nicht erwartet, vor allem nicht weil Leo, der eigentliche Grund für ihre Ängste, nicht der Grund für diesen Schrecken war. "Hey—!", begann sie und war drauf und dran, ihrem Unmut Luft machen, da unterbrach ihr Gegenüber sie mit einer interessanten Frage, die genau diesen wieder wegfegte.
Kennst du dich mit sowas aus? Was war das denn für eine Frage? "Natürlich!", platzte es stumpf aus ihr hervor, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Tatsächlich war das sogar keine Lüge. Nun… in Anettes Augen zumindest. Wenn es nach ihr ging, so kannte sie sich bestens mit Schwertern aus. Sie war eine Expertin! Immerhin hatte sie als Kind Märchen und Rittergeschichten schneller verputzt als ihr tägliches Glas Milch (und das war schon verdammt schnell)! Stolz klopfte die Briefträgerin sich also auf die Brust, ehe sie beide Hände in die Hüfte stemmte und den jungen Mann regelrecht anstrahlte. In ihren grünblauen Augen funkelte Zuversicht, eine Zuversicht, die allen Anwesenden ganz eindeutig signalisierte, dass sie absolut keine Ahnung von richtigen Schwertern hatte. Für sie war das Holzschwert aus Kindertagen oder das legendäre Ritterschwert, das den Protagonisten auserkoren hatte, nicht groß anders zu führen als das eines waschechten Wächters. Dass die Realität vielleicht ganz anders aussah, das kam ihr gar nicht erst in den Sinn. "Was möchtest du denn wissen?", fügte sie schließlich an und lugte gleichermaßen neugierig wie auch erwartungsvoll neben der Klinge hervor.
// Eine riesige Entschuldigung für die lange Wartezeit ><