• Das Eis begann unter den Füßen des Grauhaarigen kaum hörbar zu knacksen. Vereinzelte Risse bildeten sich unter dem Gewicht Brodiks. Zuerst waren es nur dünne Haarrisse, doch je länger diese ignoriert blieben desto größer wurden sie. Der junge Mann hatte sich zu weit an die unsichere Stelle begeben, hatte aufgrund des Chaos in seinem Kopf die Gefährlichkeit eines Sees vergessen, hatte nicht mehr daran gedacht was man ihm vielleicht als Kind beigebracht hatte. Erwachsene wurden manchmal so nachlässig. Noch bevor das Geräusch des brechendes Eises an sein Ohr drang, gab die Eisfläche unter seinem Gewicht nach. Mit Mühe und Not versuchte er aus der Gefahr zu entkommen doch es war bereits zu spät. Es dauerte keinen Wimpernschlag lang und Brodik brach in den See ein. Schnurstracks war er bis zur Hüfte im eiskalten Wasser. Schon bald würde er kein Gefühl mehr in den Füßen verspüren und jedes mal als der junge Mann versuchte sich aus eigener Kraft wieder auf das Eis zu hiefen brach ein weiterer Teil davon weg. Es handelte sich um einen Notfall. Je mehr er versuchte dem sicheren Tod zu entkommen desto näher schien er ihm zu kommen. Bald würde seine Kraft ihm verlassen. Wenn ihm nicht schnell jemand zu HIlfe eilen würde, würde Brodik wohl hier und heute sein Ende finden. Glücklicherweise hatte er sich nicht alleine zum See begeben. Seine Chancen standen also nicht zwangsläufig schlecht.


  • Aus den Augenwinkeln heraus hatte Brodik beobachtet, wie Forté sich einen Ruck gab und etwas widerwillig auf die Bank zulief, um sich die Schlittschuhe anziehen zu können. Auch wenn der Muskelprotz eigentlich immer noch etwas beleidigt wegen ihres Wutanfalls war konnte er sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen. Geht doch! Mit einem wachsamen Auge auf seine Kollegin lief er weiter über das Eis und bemerkte das Knacken der dünnen Eisschicht unter sich gar nicht. Er sah der Blonden dabei zu, wie sie ein paar mal hinfiel, aber das hatte sie verdient. Hätte sie von Anfang an getan was er gesagt hätte, dann wäre er so gnädig gewesen ihr diese Blamage zu ersparen, indem er ihr sofort geholfen hätte. Aber so solle sie ruhig zusehen, dass es allein ziemlich schwer war Schlittschuhlaufen zu lernen. Nach dem zweiten Fehlversuch konnte er aber nicht anders, er wollte ihr einfach helfen, denn schließlich hatte er ihr Spaß und keine blauen Flecken versprochen. Gerade wollte er zu ihr herüber schlittern, als das Eis unter ihm vollends nachgab und er hatte keine Chance mehr seinem Schicksal zu entkommen. Vergeblich versuchte er einen Hechtsprung, landete bis zur Hüfte im Kalten Wasser und hatte sich mit den Händen an der noch festen Eisplatte festgekrallt. Das Wasser war eisig kalt, aber der Grauhaarige hatte so viel Adrenalin in seinem Körper, dass er es gar nicht richtig wahr nahm. Er war zu weit am Rand auf der dünnen Schicht gefahren, weil er Forté aus dem Weg gehen wollte. Wie dumm er doch gewesen ist. Viel zu leichtsinnig hatte er diesen Fehler zugelassen und jetzt trug er die Konsequenzen. Ein Hilferuf wäre jetzt angebracht gewesen, aber die einzige andere Person, die am See zu sehen war, war seine Kollegin. "Forté! Geh vom Eis! Beeil dich, sonst brichst du ein!", schrie er der Blonden zu. Wie sollte sie ihm schon helfen? Wenn sie zu nah kam brach sie womöglich auch noch ein. Ganz abgesehen davon, dass sie kein Stück Schlittschuhlaufen konnte und deswegen womöglich sofort neben ihm im Wasser herum plantschte, wenn sie versuchte auf ihn zuzufahren. Mit heftigem Strampeln versuchte er aus eigener Kraft wieder zurück auf die noch feste Eisplatte zu gelangen. Aber es half nichts. Das Stück Eis an dem er sich festgehalten hatte brach vom restlichen Teil ab und wieder trieb er im Wasser. Auch der nächste Versuch blieb erfolglos. Es hatte keinen Sinn. Er verschwendete nur seine Kraft und würde es nicht bis zum Rand des Sees schaffen. Vorher würde er erfrieren.


  • Unterdessen hatte die blonde Kriegerin fast vergessen, dass sie nicht alleine war. Wieder und wieder wurde sie von ihrem eigenen Ungeschick zu Boden gerissen, doch der Ehrgeiz hatte sie gepackt. Es konnte doch nicht schwer sein dieses blöde Eis zu bezwingen! Inzwischen hatten sich viele Rillen in dem Eis unter ihren Füßen und vermutlich auch viele blaue Flecke auf ihrem Po gebildet, aber aufgeben? Dieses Wort kannte Forté nicht. Hatte sie sich erst einmal etwas in den Kopf gesetzt machte sie so lange weiter, bis sie ihr Ziel erreicht hatte. Nun, ab und zu gab es auch einige Zwischenfälle, die sie davon abhielten. Aus den Augenwinkeln erblickte sie den Grauhaarigen wieder, welcher geradewegs auf sie zu schlitterte. Seinem Blick nach zu urteilen hatten ihre Unfälle ihn wieder gnädig gestimmt, auch wenn er sicherlich noch immer etwas sauer war. Erleichtert seufzte Forté leise, im Grunde war es ihr ja egal ob er sauer war, das war er schließlich jeden Tag. Aber dass diesmal sie selbst und nicht er schuld daran war, machte ihr doch zu schaffen. Dennoch musste man ihm ja die eigene Schuld nicht direkt auf die Nase binden, weswegen sie ihm den Rücken zu wandte und einen erneuten Versuch startete. Erneut landete sie auf ihrem Hintern, doch diesmal waren nicht ihre wackeligen Knie die Ursache dafür, sondern die Geräusche, das Knacken und das laute Platschen, die sie aus dem Gleichgewicht gebracht hatten. Sie riss ihren Kopf herum und erblickte sofort, was geschehen war. Ihr großartiger Kollege hatte das Eis zu Bruch gebracht und war im eiskalten Wasser gelandet und wenn die Situation nicht so gefährlich wäre, hätte sie sicher gelacht. Doch daran war nicht zu denken. Augenblicklich warnte er sie, ihm zu nahe zu kommen, die Gefahr dass sie auch im eiskalten Wasser landete, war zu groß. Gefahr. Das war doch schließlich ihr tägliches Leben. Und ihr Job war es das Dorf zu schützen, und Brodik gehörte auch zum Dorf. Niemals würde sie jemanden im Stich lassen. Besonders dann nicht, wenn sie Mitschuld daran trug. Und außerdem war der Grauhaarige auch nicht so schlecht, wie er sich immer gab, sonst hätte er sich heute nicht ihrer Wenigkeit angenommen. „Vergiss es!“ Die Blonde, welche noch immer auf dem Eis saß, war wieder ihrer üblichen Ernsthaftigkeit verfallen. Mit einem Ruck riss sie sich die Schlittschuhe von den Füßen – so konnte sie nun wirklich nichts ausrichten – und bewegte sich langsam in ihren Socken über das Eis. Schon nach wenigen Sekunden begannen ihre Füße vor Kälte zu schmerzen, doch das war nichts gegen den Schmerz, den die Schuld die sie sich geben würde auslösen würde, würde Brodik etwas passieren. „Du vergisst, dass das mein Job ist!“ Im Grunde waren diese Worte mehr an sich selbst als an den jungen Mann gerichtet, denn auch wenn sie sich immer so taff gab, natürlich hatte sie Angst, das war doch nur normal. Die Wächterin biss die Zähne zusammen. Ein Fehler und es wäre um sie beide geschehen. In der Zeit, in der sie sich Stück für Stück voran tastete, verließen ihn immer weiter seine Kräfte, und wenn sie nicht einen Schritt zulegen würde, würde es ihn sein Leben kosten. „Versuch es weiter! Gib mir hier nicht auf!“ Sie mussten sich beide zusammenreißen, so schwer es in dieser Situation auch war. Das Eiswasser verzehrte sich nach seinem Leben. Endlich hatte Forté das Ende der noch gefrorenen Fläche erreicht. „Los, gib mir deine Hand!“, rief sie verzweifelt. Sie hatten nur eine Chance. Eine einzige. Vorsichtig streckte die Blonde ihre Hand aus, während die dünne Eisschicht unter ihren Füßen zu knarren begann. „Schnell!“


  • Natürlich hatte sich Forté von seinen Worten nicht abschrecken lassen. Sie war schließlich dafür verantwortlich das Dorf zu schützen, also würde sie auch versuchen ihn zu retten. Wie dämlich die Idee doch war. Das Eis würde nur unter ihr zusammen brechen und sie würde schon wenige Augenblicke später neben ihm im eisigen Wasser schwimmen. Seine Beine waren schon taub von der Kälte, aber er versuchte weiterhin sich an der Oberfläche zu halten, indem er wild mit ihnen im Wasser strampelte. Seine Kollegin hatte mittlerweile ihre Schlittschuhe ausgezogen und ging nun nur mit Socken an den Füßen über das brüchige Eis. Sie musste wirklich lebensmüde sein. Am liebsten hätte er ihr nochmal zugeschrien, dass wie weggehen soll, aber das hätte sowieso nichts genützt. Sie war stur und würde sich nichts von ihm sagen lassen. Ganz abgesehen davon fehlte ihm gerade einfach die Luft und die Kraft dazu. Alle Fasern seines Körpers waren darauf ausgelegt ihm am Leben zu halten, indem sein Körper das Blut in seine Beine pumpt, um sie vor dem erfrieren zu retten. War allerdings eine wirklich blöde Idee seines Körpers. Half doch sowieso nichts. Wahrscheinlich hätte der Grauhaarige schon längst aufgehört zu strampeln, aber Fortés Worte und ihre Anwesenheit ließen das nicht zu. Er wollte nicht noch schwächlicher vor ihr dastehen als er es sowieso schon tat. Wenn er hier lebend raus kam, dann würde er wohl kündigen müssen. Ihren überheblichen Blick, der ihm jeden Tag aufs neue sagte, dass er ihr dann sein Leben verdankte würde er wohl kaum ertragen können. Als sie ihm dann schließlich die Hand hinhielt zögerte er einen Moment. Natürlich auch weil er Angst um sie hatte. Angst, dass sie einbrechen würde, sobald er wieder auf der Eisschicht war, aber auch sein Stolz lies ihn für einen Moment überlegen. Auf ihre hektischen Worte und das erneute Knirschen von Eis, schluckte er seinen Stolz nieder, schloss die Augen und griff nach ihrer Hand. Er hatte keine Ahnung wie und ob das gut gehen sollte, aber jetzt war es zu spät...


  • Forté bemerkte, wie er zögerte. Gründe dafür konnte es viele geben, aber im Moment war das unwichtig, Hauptsache er gab ihr verdammt noch eins endlich seine Hand! Schließlich riskierte sie hier ihr Leben für ihn, da konnte er ruhig mithelfen! Endlich hatte er es über sich gebracht ihre Hand und somit auch seine einzige Chance zu ergreifen. Mit der anderen Hand griff die Blonde nach seinem Handgelenk und begann sich mit ihrem ganzen Körpergewicht zurück zu lehnen. Mit aller Kraft zog sie am Arm des Wächters während sie versuchte ihre Füße dabei so zu koordinieren, dass sie nicht wegrutschte. „Wir...schaffen...das...“, presste sie angestrengt hervor. Wehe er kam jetzt auf die Idee sich aufzugeben! Das würde sie ihm niemals verzeihen! Sie spürte jeden einzelnen Millimeter den sie hinter sich brachte um ihn aus dem Eiswasser zu befreien. Das Knacken des Eises unter ihren Füßen wurde immer lauter und gefährlicher und noch immer zerrte die Kriegerin an dem Muskelprotz. Er wäre ihr wirklich einiges schuldig, wenn sie es tatsächlich schaffte ihn zu retten. Andererseits war es ihr Job Leuten in Not zu helfen und dafür erwartete sie keine Gegenleistung, aber ab und an könnte sie ihn ja sicher auf die Tatsache hinweisen, oder war das unmoralisch? Darüber konnte sie sich nun wirklich später Gedanken machen, vorausgesetzt es gab ein später, denn nur einige Meter von ihr entfernt bildeten sich dicke Risse im Eis, welche näher und näher kamen. Noch einmal zog sie mit allem was sie hatte und es schien tatsächlich so, als ob sie es schaffen konnten! Schneller! trieb sie sich selbst an, es war nur noch eine Frage von Sekunden wer den Kampf gewinnen würde.


  • Die Kriegerin setzte alles daran ihren Kollegen aus dem Wasser zu ziehen. Es grenzte an ein Wunder, dass die Risse im Eis sich so viel Zeit ließen und sie nicht einfach sofort einbrach, so wie er. Brodik strampelte wild mit seinen Beinen, die er mittlerweile eigentlich gar nicht mehr spürte, aber er glaubte zumindest, dass die beiden Körperteile noch seine Befehle ausführten. Mit seinen Armen stütze er sich auf der Eisfläche ab und versuchte Forté zu helfen, indem er sich aus eigener Kraft hochzog so gut es ging. Das Knacken des Eises um sie herum ging ihm bis in die Knochen und er wusste genau, dass sie keine Chance mehr hätten, wenn Forté auch noch einbrach. "Natürlich schaffen wir das!", presste der Grauhaarige hervor, als seine Kollegin die Worte ausgesprochen hatte. Sie würden es schaffen, komme was wolle. Und schon einen Augenblick später hatten sie es geschafft. Forté war rückwärts auf ihren Po geflogen, während Brodik wie ein Fisch auf der Eisfläche landete. Sofort fing das Wasser an seinen Beinen an zu frieren, aber er hatte keine Zeit und Lust auf der Eisplatte festzufrieren! Seine Schlittschuhe waren zwar voller Wasser, aber sie waren noch an seinen Füßen und so stemmte sich der Grauhaarige auf, schnappte sich Forté und hob sie (dank des Adrenalins in seinem Körper) mit Leichtigkeit hoch. Etwas unkoordiniert, aber dank den Schlittschuhen schnell genug, schlitterte er auf den Rand des Sees zu, den die beiden tatsächlich erreichten bevor das restliche Eis zusammenbrach. Atemlos setzte Brodik seine Retterin ab und lies sich einfach rückwärts in den Schnee fallen. Kalt war ihm kein bisschen nach diesem Chaos. "Danke.", murmelte der lausige Wächter schließlich zwischen zwei tiefen Atemzügen. Für einen kurzen Moment schloss er die Augen, dann richtete er sich wieder auf, zog die Schlittschuhe von den Füßen und schlüpfte ohne Socken in seine noch trockenen Winterstiefel. Fortés Schuhe waren wahrscheinlich verloren, aber nach dieser Aktion würde sie wahrscheinlich sowieso nie wieder Schlittschuh laufen wollen. "Lass uns gehen bevor wir erfrieren." Er hatte sich die Decke um den Körper gewickelt und hielt seiner Kollegin jetzt die Hand hin. Sollte sie es wagen ihm jetzt triumphierend unter die Nase zu binden, dass sie für seine Rettung verantwortlich war, dann würde er sie in den nächsten Schneehaufen werfen und einfach gehen...


  • Auch der Grauhaarige schien den Mut noch nicht verloren zu haben und dementsprechend kämpfte auch er gegen die Kälte, die nach ihm zerrte. Langsam verließen die Blonde ihre Kräfte, aber sie musste es versuchen. Noch ein mal! Innerlich zählte sie bis drei ehe sie noch einmal kräftig zog und tatsächlich schafften sie es! Durch die Wucht des Zuges landete sie schließlich auf dem Po und ehe sie in der Lage war ihren Blick auf ihren Kollegen zu richten, ob sie es auch wirklich geschafft hatten oder ob sie einfach aus versehen seine Hand losgelassen hatte, wurde sie auch schon von ihm hochgehoben. In einem Affenzahn schlitterten sie auf das Ufer zu. Sie waren endgültig außer Gefahr. Erleichterung machte sich bei der blonden Kriegerin breit, als Brodik sie absetzte und sich selbst in den Schnee fallen ließ. Forté schloss die Augen, während sie einmal tief ein und aus atmete. Junge, war das knapp gewesen! Ein Haar und es hätte sie beide erwischt! „War doch selbstverständlich...“, gab sie zurück und atmete noch mehrere Male tief durch, ehe ihr Herz wieder ein normales Tempo anschlug. Wenigstens war ihr nun nicht mehr kalt, im Gegenteil. Und ihre Füße spürte sie auch nicht mehr, aber immerhin waren sie noch dran. Außerdem konnte sie sich nicht beklagen, schließlich war Brodik derjenige, der die Kälte und die Schmerzen ertragen musste. Nach einem Moment der Ruhe ließ sie sich von ihm aufhelfen und hüpfte in großen Schritten durch den Schnee hinüber zu ihren Schuhen welche sie, ebenso wie ihr Kollege, ohne Socken anzog. „Ich sag ja, Eislaufen ist lebensgefährlich.“, sagte sie schmunzelnd – es bereitete ihr ungemein gute Laune, dass sie es wirklich geschafft hatten - als die Angefrorene und der fast Erfrorene den Rückweg antraten um nicht auch noch der Kälte der Nacht ausgesetzt zu sein. Forté wunderte sich, dass er noch genügend Kraft hatte sich auf den Beinen halten zu können, scheinbar hatte sie ihn was das anging wirklich unterschätzt. Sobald sie wieder zuhause waren würde sie ihm Tee kochen und ihm ein heißes Fußbad machen, damit er zumindest ein wenig auftauen konnte. Ob er wollte oder nicht.~


  • Es war ein allzu weiter Weg vom Badehaus bis zum Polisee, weshalb sie noch genügend Zeit hatten, um sich den Sonnenuntergang anzusehen. Gemeinsam schlenderten die beiden Mädchen an den Obstbäumen entlang, von welchen sich Selphy ab und zu mal ein paar Früchte schnappte und sie in ihren Taschen verstaute. Ihr kleiner Spaziergang endete am Rand des Sees, wo sich die beiden dann niederließen, während ihnen eine leichte Brise durch die Haare fuhr. Mit den Händen stützte sie sich so ab, dass sie sich ein Stück nach hinten lehnen konnte und dabei noch in den Himmel blicken konnte. "Okay, also..." Sie wusste gar nicht wo sie anfangen sollte, weshalb sie erstmal den ganzen Tag wieder in ihrem Kopf durchgehen musste. "Ah, genau! Ich habe im Runenarchiv zwei Mädchen kennen gelernt und dann sind wir eben auf das Thema Magie gekommen. Da wir die anderen Gäste nicht stören wollten, sind wir dabei Spazieren gegangen und... mehr weiß ich nicht. Ich erinnere mich nur noch daran, wie ich mit einem der Mädchen auf der Pluvia-Insel aufgewacht bin. Sie konnte sich ebenfalls an nichts erinnern, weshalb wir uns schnell auf den Weg zurück zum Strand gemacht haben, wer weiß was alles auf der Insel lauern könnte!" Wo war überhaupt das dritte Mädchen geblieben...?


  • Der Weg vom Badehaus zum Polisee war zwar nicht weit, aber die vielen Stufen bis man endlich oben angekommen war, waren für Julia immer wieder anstrengend. Im Gegensatz zu Selphy brauchte sie nach dem Aufstieg erst mal eine kurze Pause. Ihre blonde Freundin hatte sich zwischenzeitlich schon weiter vorgewagt und tänzelte zwischen den vielen Obstbäumen herum. Julia folgte ihr schließlich mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Jetzt da sie hier waren und die Sonne langsam unterging und alles in orange färbte, war die Badehausbewohnerin froh mitgegangen zu sein. "Es ist so schön hier.", murmelte sie, als die beiden sich am Rand des Sees niederließen und Selphy mit der Erzählung ihrer Abenteuergeschichte anfing. Sie war also mit einem anderen Mädchen zur Pulvia-Insel gefahren, konnte sich aber nicht daran erinnern was sie dort hingetrieben hatte? "Das ist ja seltsam." Julia blickte ihre Freundin mit einer Mischung aus Verwunderung und Besorgnis an. Es schien Selphy gut zu gehen und sie hatte keine offensichtlichen Wunden. "Na solange dir nichts passiert ist... ich bin beeindruckt dass ihr zwei euch überhaupt auf die Insel getraut habt. Ich würde es vermeiden wenn ich könnte. Es wimmelt dort schließlich von Monstern und Gefahren." Ein Schauer lief der Grünhaarigen über den Rücken. Wie gruselig allein die Vorstellung für sie war wieder von so einem ekligen Pflanzenmonster angegriffen zu werden wie in dieser Grotte. "Mir war unser Ausflug neulich schon aufregend genug. Vielleicht wird es Zeit für mich noch ein paar Zauber zu lernen, dass ich mich besser verteidigen kann gegen die Gefahren hier." Tatsächlich hatte sich Julia überlegt hier im Dorf bei jemandem in die Lehre zu gehen. Zusätzliche Erfahrungen waren schließlich immer gut zu gebrauchen.


  • Mit einem Lächeln blickte sie in die lila Augen von Julia als diese die Umgebung betrachtete. "Ja, nicht? Es ist einer meiner Lieblingsorte. Ich komme gerne hier her um zu lesen, aber auch wenn ich mich zu Hause nicht wohl fühle, bietet der Ort mir ein wunderschönes und ruhiges Plätzchen... Vorrausgesetzt es sind nicht allzu viele Menschen hier. Leider ist es besonders im Sommer überfüllt, doch am Abend machen sich die meisten schon auf den Heimweg." Weshalb die beiden Mädchen gerade Glück hatten, denn die Sonne war schon dabei unterzugehen und somit waren sie die einzigen, die sich in diesem Moment am See befanden. Es war ein wirklich schönes Gefühl Julia von ihren letzten Erlebnissen erzählen zu können, ohne dabei Angst zu haben, sie würde sie damit nerven. Die Grünhaarige hatte ihr die ganze Zeit über aufmerksam zugehört und schien sich auch ein wenig um Selphy zu sorgen. "Aber hör mal, auf der Insel gibt es Pflanzen wie im Buch beschrieben! So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen!" Ihre hellblauen Augen weiteten sich, als sie ihrer Freundin von den merkwürdigsten Blumen und den riesigen Bäumen berichtete. "Ich weiß nicht warum, aber ich habe einfach dieses merkwürdige Gefühl, dass ich auf der Insel etwas vergessen habe... Deshalb möchte ich später gerne erneut dorthin fahren." Als Julia ihr von ihren Plänen das Zaubern zu erlernen berichtete, erinnerte sie sich an Daria, mit der sie ebenfalls auf der Pluvia-Insel gewesen ist. "Ja, ich glaube... dass das echt keine schlechte Idee wäre! Ich würde auch gerne den einen oder anderen Zauber beherrschen, darüber habe ich noch heute Vormittag nachgedacht. Vielleicht könnten wir ja zusammen zu Kano gehen, was meinst du?" Erneut lächelte sie, sah dieses Mal aber gen Himmel, während sie sich mit ihren Händen auf dem Boden stützte.


  • Julia sah Selphy mit einer Mischung aus Neid und Freundlichkeit an, während diese über den Polisee sprach. Der Neid rührte daher, dass sie selbst hier kaum solche magischen Orte kannte, aber jetzt, da ihre Freundin ihr diesen gezeigt hatte würde sie wohl immer mal wieder zum Entspannen hier her kommen. Die Abenteuergeschichte von Selphy stimmte die Grünhaarige zuversichtlicher was ihre Pläne bezüglich des Berufes anging. Allerdings war Julia darüber besorgt, dass die Blonde nochmals zur Pulvia-Insel zurück wollte. Schließlich gab es da abgesehen von den wunderschönen Pflanzen auch einige gefährliche Monster. "Du gehst aber nicht allein zurück auf diese Insel! Ich werde mitkommen!", erklärte sie mahnend. Ihre Aussage unterstrich die Badehausbewohnerin mit einem warnenden Zeigefinger und einem ernsten Gesichtsausdruck. Erst als Selphy vorschlug zusammen zu Kano zu gehen entspannte sie ihre Muskeln wieder. "Das können wir gerne machen. Aber ich denke nicht dass ich bei ihm in die Lehre gehen werde. Ich glaube die Zauberei liegt mir nicht so wirklich..." Sie hatte eine Weile darüber nachgedacht und letztendlich war Julia zu dem Entschluss gekommen, dass sie eben nicht gerne kämpfte, sondern viel lieber anderen half. Heilerin. Das war ein Beruf der in Kombination mit ihrer Arbeit auch mehr Sinn machte. Seufzend legte die Grünhaarige ihren Kopf in den Nacken und stützte sich mit den Händen hinter ihrem Rücken ab, wobei sie aus versehen Selphys Hand berührte. "Oh... entschuldige." Lächelnd zog sie ihre Hand zurück und sah wieder zu ihrer Freundin. "Möchtest du gleich los gehen, oder haben wir noch etwas Zeit uns hier zu entspannen?"

  • Quinn hatte es irgendwie geschafft! Sie war draußen.
    Aber wo war sie hier überhaupt genau..? Das junge Mädchen lief eine Zeit lang, ihren Stock immer mit beiden Händen fest umklammert, bis sie schließlich an einem ihr schon wieder eher bekannten See ankam.
    "Der Polisee!", rief sie, ließ ihren Stock am Ufer fallen und hüpfte sogleich mit den Füßen in das Wasser. Es war zwar etwas frisch, aber für Quinn war es das Gefühl von Freiheit. Ihr Abenteuer hatte jetzt angefangen!
    Sie durfte nur nicht erwischt werden.


  • Selphy schien zu müde zu sein, um noch mehr mit Julia zu unternehmen und nachdem die beiden Frauen ein paar der Früchte gegessen hatten, die Selphy ergattert hatte machten sie sich zurück auf den Weg. Die Badehausbewoherin verabschiedete sich von ihrer Freundin und ging weiter zum Warenhaus.


    ~gehen~


    (Sry für den kurzen Post, aber ich will Julia auch nicht einfach so wo anders auftauch lassen... aber ohne Selphy einen langen Post zu schreiben ist auch blöd - deswegen so :'D)


  • Schon seit einigen Stunden streunte der junge Wüstenfuchs durch die Wälder. Nach dem Besuch bei Elena war er nachhause verschwunden, hatte etwas gegessen, ein Bad genommen und sich kurz darauf wieder nach draußen in die freie Welt aufgemacht. Leon war gern an der frischen Luft und das auch mal außerhalb seiner geliebten Wüste. Weshalb es ihn jetzt hierher verschlug. Das Tier lief über die hölzerne Brücke, beobachtete aufmerksam seine Umgebung und blieb schließlich am Ufer des Polisees zum Stehen. Bevor er allerdings in das seichte Wasser spazierte, verwandelte sich Leon wieder in seine menschliche Gestalt, schlüpfte aus seinen Sandalen und ging wenige Schritte in das kühle Nass. Jedoch langsam und möglichst vorsichtig.. er wollte die vielen Fische nicht weit von ihm entfernt nicht zu sehr erschrecken.


  • ~Kommt an
    Im Gasthof war plötzlich jeder mit sich selbst beschäftigt gewesen, Odette war mit Vishnal gegangen und Lily hatte sie auch aus den Augen verloren. Also beschloss die junge Frau einfach, spazieren zu gehen. Eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen. Der Polisee war an diesem Tag ganz besonders schön. Ehe sie sich versah, entdeckte die Braunhaarige einen wunderschönen Wüstenfuchs. Gefesselt von dessen Anblick blieb Vio stehen. Sie mochte es sehr, Tiere und Monster zu beobachten. Auch wenn viele Bewohner – welche von Alvarna herzogen, Monstern gegenüber sehr schlecht eingestellt waren. Violet fand es immer unverständlich wie man eine solche Einstellung hegen konnte!
    Doch schon kurz darauf... Traute die junge Frau ihren Augen nicht! Der Wüstenfuchs verwandelte sich in einen Menschen! „Wow...“, ihr blieb die Sprache weg. Langsam näherte sie sich dem Weißhaarigen Mann an. Sie wollte ihn keineswegs erschrecken. Zudem war er gerade ins Wasser gestiegen. Sie betrachtete seine Ohren mit ihren honigfarbenen Augen. Dieser Mann war unglaublich faszinierend! „Entschuldigung...“, sie kam sich unglaublich aufdringlich vor. „Du hast wirklich schöne Ohren!“, murmelte sie schließlich doch ganz fasziniert. Violet hoffte inständig, dass der Weißhaarige ihre Aussage nicht falsch aufnahm oder sich gar beleidigt fühlte. Bei manchen Menschen oder Tieren... konnte man ja nicht wissen, wie sie auf Komplimente reagierten.

    • "Ich bin keine Puppe, die man aus einem verstaubten Regal holt, wenn Jemand gerade nicht da ist, und wenn dieser Jemand wieder zurückkehrt, achtlos ins Regal gestellt wird und wieder von allen... gehasst wird." •


  • Das Halbwesen blieb nahe des Ufers im Wasser stehen und beobachtete das Geschehen um sich herum. Der kleine Fischschwarm nah bei ihm, die vielen bunten Pflanzen die um den See herum wuchsen und auch wie die Wolken am Himmel vorüberzogen. Endlich, das hieß doch, dass es endlich mal wieder wirklich warmen Sonnenschein geben würde! Leon beugte sich etwas nach unten, fasste mit seinen Händen etwas Wasser auf und gerade in diesem Augenblick hörte er eine Stimme nicht weit hinter ihm. Der Kerl drehte sich herum und entdeckte eine brünette junge Frau, die ihn auf seine tierischen Ohren ansprach. „Oh, dankeschön.“, erwiderte er lächelnd ihr Kompliment. „Das höre ich nicht zum ersten Mal.“ Grinsend sah Leon in ihre hellen Augen und schritt dann langsam aus dem Wasser. „Ich bin Leon. Suchst du jemanden? Oder genießt du auch die letzten Sommertage hier? Ich hab das Gefühl, der Herbst rückt immer näher..“


    edit weil Jacky ja abgegeben hat, püh//
    Nach einem kurzen Gespräch mit der jungen Dame, verabschiedete sich diese schon wieder, entschuldigte sich bei ihm und verließ den Polisee. Leon setzte sich still an das Ende des Steges, welcher in den See hineinragte. Die Blätter der Bäume hatten sich lange schon ins Orangene und Rote gefärbt und bedeckten teils die matte Wiese. Nicht mehr lange, dann müssen wir uns wieder mit der Kälte des Winters auseinander setzen.. Seufzend lehnte sich das Halbwesen nach hinten und stützte sich mit den Armen.

    nothing bad is gonna happen. i'm gonna take care of you now.

    i promise.

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  • Angestrengt, langsam, vor allem aber auch vorsichtig waren die Schritte, mit dessen Hilfe Raven den dünnen Gebirgspfad entlang schlenderte. Sie hatte bereits vor einiger Zeit aufgegeben die Schritte mitzuzählen; nicht, dass sie sowas gerne tat, allerdings konnte man es durchaus als angenehmen Zeitvertreib ansehen, nicht? Jedenfalls kam ihr jeder einzelne Meter deutlich länger und langwieriger vor, als er es in Wirklichkeit war, wodurch aus einem Meter innerhalb weniger Sekunden beispielsweise gefühlte fünf oder gar zehn gemacht wurde! Welcher durchtriebene Geist hatte das Halbmonster bitte noch einmal mit listigen Worten dazu überredet, jenen viel zu langen und steilen Weg zu erklimmen, nur um mit ein paar halbverrotteten Früchten zur heimischen Schmiede zurückzukehren?! Für einen kurzen Augenblick, wenige Fußlängen vom eigentlichen Ziel - dem See mit seiner achso idyllischen und bezaubernden Aura - entfernt, stoppte das Elfenmädchen in ihrem Gang, stockte und schlug sich die offene, platte Hand gegen die eigene Stirn. Ach, stimmt ja, sie selbst hatte diesen Vorschlag gemacht. Gemacht, um nachher nicht dem Zorn des Schmiedemeisters zum Opfer zu fallen, sollte er den Schuhwerfer von zuvor ausfindig gemacht haben. Eigene Dummheit. Und das galt wohl allen Personen, die in den vergangenen Sätzen angesprochen wurden.
    Jedenfalls vergingen weitere Momente, welche das Halbwesen leichtsinnigerweise mit lästigem Bergsteigen verbracht hatte, um dann endlich einmal den ersehnten Ort betrachten zu können: Ein wahrlich großes Gewässer erstreckte sich vor ihr, weit konnten die lauen Wellen, angetrieben von sachtem Winde, in dem natürlichen Wasserbecken schwimmen, hier und da stießen sie auf das Ufer mickriger Inseln oder hinterließen ein plätscherndes Geräusch beim Treffen mit hölzernen Stegpfosten. Augenblicklich verzog sich die Miene der Rothaarigen, welche nun nicht mehr viel von der kühlen Fassade aufweisen konnte, eher noch begann diese sekündlich zu bröckeln und sich in das sauerstoffreiche Nichts aufzulösen, das sie allesamt umgab. Wasser. Eine Menge davon. Eine zu große, übertriebene Menge, wenn man sich für die Meinung der Blauäugigen interessierte. Wasser. In einem See. Was für eine Seltenheit, oho! Sie hätte es wissen müssen. Hätte wissen müssen, dass jener Kurzausflug ein schrecklicher Plan gewesen ist - Erst ein unglaublich, unnötig langer Weg und anschließend ein Haufen kühles Nass, in welchem sie jeden Moment ertrinken könnte, würde sie nah genug kommen... Vorrausgesetzt der Steg würde einbrechen, wenn sie auf ihm stand. Nervös kratzte das Fräulein sich am Hinterkopf, ehe die entsprechende Hand direkt darauf in der Manteltasche verschwand. Eines stand mit ganzer Sicherheit fest: Auf das stabil wirkende Holzgerüst würde sie sich heute zumindest nicht mehr trauen - Nicht, dass sie sich vor möglichen Ereignissen fürchtete, aber... Nun, sagen wir, es löste ein Gefühl des Unwohlseins aus. Und überhaupt: Was wollte ein feuriges Wesen wie der flammende Phönix höchstpersönlich bitte schon in einem See machen? Die Asche würde doch nur... Die herbstliche Kälte jagte der jungen Dame einen Schauer über den Rücken, während diese unsicher an eine Stelle des Seeufers tappste, an der ein paar schützende Büsche Wache hielten. Die vorangegangenen Gedanken von wegen der fehlenden Fertigkeit des Schwimmens verbannte die stille Persönlichkeit rasch aus ihren Gedanken, hielt stattdessen Ausschau nach brauchbaren Ressourcen - Und wenn es auch vollkommen unpassendes Erz war; das sah schließlich immer noch besser als gar nichts aus, oder?
    Tatsache ist, dass sie dabei eine bekannte Silhouette am anderen, dem Gewässer zugewandten Ende entdeckte: Große Ohren, die eines Raubtiers, eines Wüstenfuchses saßen auf dem Haupte der Person, welche Raven einst vor einiger Zeit im örtlichen Runenarchiv getroffen hatte. Wie genau lautete sein Name nochmal...? Leon? Klar war jedenfalls, dass die männliche Gestalt etwas in ihr rührte, sodass sie auf vorsichtige Art und Weise vom Ufer Abstand nahm, um sich dem Stege zu nähern. »Hey«, setzte sie in relativ lautem Tone an, fixierte den Herren mit einem kühlen Blick, »lange nicht mehr gesehen, was?«, fuhr sie fort, ehe ein Anflug eines seidigen Lächelns sich ankündigte. So schlecht die Halbelfe auch darin war, mit gewissen Menschen zu kommunizieren, so gern hatte sie dennoch die Gesellschaft geringer Zahlen. Oh ja, das unerwartete Treffen erfreute sie tatsächlich ein klitzekleines bisschen - Aber es wäre sicherlich noch erfreulicher gewesen, wäre der Rotschopf nicht direkt auf dem ersten Holzbalken des Steges stehen geblieben...


  • Das Halbmonster schloss seine Augen. Die deutlich kühlere Luft pfiff um seinen Kopf und seine Fellohren, sogar einige Strähnen seines langen Haares kitzelten sein Gesicht, sodass Leon einige Male die Haare zurück strich, bis er es letztendlich aufgab, da es ja doch keinen Sinn hatte. Das war wohl ein Nachteil seiner Mähne. Aber dennoch würde der Mann nie auf die Idee kommen, sie zu kürzen, da es doch einfach ein Teil von ihm war und ihn auch irgendwie ausmachte, wenn man es denn so nennen konnte. Während der stille Kerl auf dem knarrenden Holzsteg verweilte und einfach die Stille genoss, die hier hoch über dem Dorf herrschte und manch andere wohl als überaus langweilig empfunden hätte, näherte sich eine Person, die Leon schon von einigen Metern her hörte. Seinen großen Lauschern sei Dank. Das Halbwesen drehte sich herum, als eine Stimme erklang und es stellte sich heraus, dass es sich dieses Mal nicht um eine fremde Person handelte, die von Langeweile getrieben den Weg zum See gefunden hatte. „Hallo.“, erwiderte Leon die Begrüßung der rothaarigen Frau ebenso lächelnd und erhob sich im nächsten Augenblick. „Lange nicht gesehen, aber gleich wieder erkannt.“ Ein Grinsen umspielte seine Lippen und langsam trugen in seine Beine zu seiner alten Bekanntschaft. „Wie geht’s dir?“ Leon stemmte die Hände in seine Seiten als er bei Raven war und diese für einen Augenblick musterte. Die Blauäugige war eine wirklich hübsche Frau.. würde sie nur manchmal etwas öfter lächeln! „Kommst du mit deiner Magie zurecht?“, erfragte der junge Mann, da ihre letzte Begegnung bei Kanno war und allesamt einen Zauber lernen wollten. „Hast du schon ausversehen etwas oder.. jemanden abgefackelt?“


  • Raven zog unmittelbar nach der Ankunft des Blauhaarigen eine der dünnen Augenbrauen in die Höhe, vergrub die angefrorenen Hände in den weichen Seitentaschen des schweren Mantels. Auf seine gänzlich gewöhnliche Frage reagierte sie anfangs jedoch nur mit einem undeutlichen Nicken, wartete einige Momente ab, ehe sie dem hochgewachsenen Herren eine knappe Antwort schenkte. »Gut, denke ich, lebendig bin ich wohl noch«, entkam die feste Stimme der ihrigen Kehle, während das unauffällige Lächeln weiterhin die farblosen Lippen umspielte, »Wie sieht's bei dir aus?« Leon war in der Tat ein ungewöhnlicher Herr, wie die Rothaarige fand - Und das lag ganz gewiss nicht nur an den flauschigen Fellohren, die aus seinem Haupte wuchsen, nein, nein, generell sein Auftreten erschien ihr markant. Zögerlich ließ die Halbelfe wenige Sekunden später das Augenmerk von dem Gegenüber ab, senkte es mitsamt des restlichen Kopfes, sodass der knarrende Holzsteg nun wieder voll und ganz im Fixpunkt lag. Trockenes Schlucken, dicht gefolgt von einem relativ kurzen Schritt nach hinten. Glücklicherweise, so muss man sagen, unterbrach der Gesprächspartner wohl mehr oder minder unbeabsichtigt jedweden aufkommenden, ungewünschten Gedankengang, indem er dem Gespräch lediglich ein weiteres Thema leistete. Schweigend hob das Halbwesen das Kinn wieder an, blinzelte den Wüstenfuchs in menschlicher Haut überrascht an. Stille regierte für die folgenden Augenblicke. Es war keine peinliche oder beängstigende Stille, so fühlte es sich jedensfalls nicht an, viel mehr wirkte es wie ein simpler Moment des Nichtssagens - Ausdruckslos, unwichtig, sogleich vergessen. Langsam fischte sie die rechte Hand aus den Wärme spendenden Manteltaschen, kratzte sich irritiert an der Wange. Magie? Wie sie damit zurecht kam? Am liebsten hätte die Rothaarige wohl losgelacht, nervös gelacht, am liebsten hätte sie diese Frage wohl eiskalt ignoriert und im Raume stehen gelassen, aber... Das tat sie gewiss nicht, nichts zuletzt, weil ein Themawechsel in ebenjenem Augenblick sicherlich zu auffällig gewesen wäre. Wenn man es genau nahm, so hatte sie auch nicht den geringsten Grund gehabt, um überhaupt so zu handeln - Man sage einfach, dass ihr diese Frage durchaus unangenehm war. Raven rollte mit den Augen - ausweichen würde sie sowieso nicht mehr können - und fasste sich mit der hervorgeholten Hand an die Hüfte. »Keine Sorge«, winkte das Fräulein ab, zog die zuvor ungebrauchte Hand dazu und schüttelte sie verneinend, »Bis ich einen Waldbrand verursache, musst du leider noch warten.« Das stimmte sogar! Nun, bisher zumindest hatte die Langhaarige noch nicht viel mit dem feurigen Atemzauber anfangen können - Sicher, sie hatte ihn nach dem Abgang aus dem Runenarchiv ausgiebig vor der Schmiede geübt und fast einen Busch angezündet, aber ansonsten..? Ansonsten brachte die Magie ihr bisher nicht mehr als eine raue Stimme. Und fast angefackeltes Buschwerk. Vielleicht... Die junge Frau seufzte, vielleicht sollte sie tatsächlich mehr mit ihrer neugefundenen Gabe machen und die noch vorhandenen Grenzen austesten..? Immerhin war die Freude äußerst groß, als der heimische Magier ihr den Zauber beibrachte, immerhin führte er sie näher an die vergessene Vergangenheit, immerhin... Die Schmiedin schüttelte ihr Haupt. Das war nicht der Zeitpunkt, um darüber nachzudenken, oder..?


  • „Mir geht es ebenso gut. Bestens eigentlich. Ich habe nichts zu beklagen.“ Bis vielleicht auf die Tatsache, dass der Winter allmählich näher rückte und somit seine am meist verabscheuendste Jahreszeit Einzug hielt. Aber sich jetzt über derart unwichtige Themen zu beschweren wäre in etwa so sinnvoll und peinlich gewesen, als seine rothaarige Bekannte mit der Frage 'Schönes Wetter heute, nicht wahr?' zu konfrontieren. Mal davon abgesehen, dass sie mit seiner bereits gestellten Frage nicht zurecht kam. Zumindest machte es den Anschein, als müsste der Rotschopf gründlich über eine passende Antwort nachdenken, was den jungen Kerl etwas stutzig machte, da seine Worte doch eigentlich nicht dazu gedacht waren, ein seltsames Schweigen hervor zu rufen. Ob es dem Fräulein unangenehm war, über ihre magischen Fähigkeiten zu plaudern? Hatte sie überhaupt keinen Zauber vom alten Magier beigebracht bekommen oder war sie schlichtweg nicht dazu geeignet, mit der Magie umzugehen? Es gab viele Möglichkeiten, jedoch räumte Raven seine wirren Gedanken beiseite, als sie den Mund öffnete. Was den Halb-Wüstenfuchs ein Grinsen auf die Lippen jagte. „Was? Kein Brand? Nun bin ich aber enttäuscht. Und zugleich wohl auch erleichtert.“, plauderte Leon und verschränkte im nächsten Augenblick seine Arme vor der Brust. „Hast du denn überhaupt schon Zeit in deinem strengen Tagesplan als Schmiedin gefunden, um deine Magie zu üben? Du hast gehört, was Kanno sagte.“ Zumindest konnte sich das verwandelte Tier vorstellen, dass der alte Herr etwas dergleichen gesagt haben könnte.. „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.“

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