Beiträge von Theru

    [Simon] mit Alice in der Küche


    Alice war ihm gefolgt. Jedenfalls glaubte er irgendwo zwischen den Stimmen, die in seinem Kopf durcheinanderhallten, die seiner Freundin wahrzunehmen. Und auch in ihr schien ein Sturm zu wüten, eine Flut an Emotionen überrollte sie und Simon bekam einen Vorwurf nach dem anderen ab. Alle verdient. Schließlich war alles, was sie sagte, wahr. Aber er glaubte auch gehört zu haben, dass sie ihn vermisst hatte- und er hatte sie ebenso vermisst. Wenn Simon nicht wütend auf sie, das Baby in ihrem Bauch und vor allem auf sich selbst war, dann vermisste er sie nämlich auch. So sehr, dass es wehtat. Zögerlich sah er hoch, direkt in ihre schönen Augen, die so traurig wirkten. Gerade wollte er den Arm nach ihr ausstrecken, sie an sich ziehen und ihren Duft einatmen. Wie lange hatte er das nicht mehr getan? Aber dann fiel Simons Blick auf den runden Bauch seiner Freundin und ein Gefühl des Ekels überkam ihn. Vielleicht war es Ekel vor sich selbst und dem, was er getan hatte. Vielleicht war es aber auch der Gedanke, sie mit dem Wesen, das da in ihr lebte, teilen zu müssen, der ein solches Gefühl in ihm auslöste. War das überhaupt noch seine kleine, perfekte, unschuldige, naive Alice? Jetzt, wo sie so jung schon ein Kind erwartetet... Eine Weile lang sah Simon sie einfach nur an, dann entwich ihm, ohne es wirklich zu wollen, ein leises "Ich liebe dich". Das Vermissen hatte die Abneigung gegenüber ihrer Schwangerschaft besiegt. Für den Moment musste Simon den Bauch seiner Freundin ignorieren. Bei ihr sein, ihre Nähe spüren, ihrer Stimme lauschen, das wollte er. Das brauchte er. "Wollen wir... nach Hause? Zu dir? Was essen, im Bett liegen, einfach... Zeit miteinander verbringen?" Simons Stimme klang unsicher und leise. Vielleicht meinte sie es ja so, wie sie eben gesagt hatte und sie hasste ihn mittlerweile tatsächlich. Vielleicht wollte sie ihn gar nicht mehr bei sich haben. Aber könnte ihn seine Alice wirklich jemals hassen? "Wir können auch... reden. Über was du willst." Wenn er sich da mal nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte...

    Mia | nicht mehr ganz so allein auf einer Parkbank


    "Eine kleine glückliche Familie, wie du sie selbst nie hattest." Ja, natürlich war das damals Mias Plan gewesen. Natürlich war auch sie nicht ganz unschuldig, hatte immer wieder die Packung Kondome, die Marlin in seinem Nachkästchen aufbewahrt hatte, versteckt oder entsorgt und ihn dann so sehr gereizt, dass er gar nicht anders gekonnt hatte, als sie einfach so zu nehmen, wie Gott sie geschaffen hatte. Ohne eine... Barriere zwischen ihnen. Aber was war falsch daran gewesen?! Abgesehen davon, dass sie sich nicht den richtigen (aber dafür einen extrem gut aussehenden!) Mann dafür ausgesucht hatte, hatte sie das, was sie beide da getan hatten, keine Sekunde bereut. Mia hatte außerdem immer geglaubt, dass sie ihn retten, ihn heilen könnte. Ihn befreien, von seinen Dämonen, von denen er ihr nie wirklich etwas erzählte. Wahrscheinlich, weil er ihr nie vertraut... oder sie jemals geliebt hatte. Das machte sie noch wütender. Sie hatte sich schließlich um sein Kind gekümmert, vielleicht eher schlecht als recht, aber sie hatte ihr Bestes gegeben. Obwohl sie selbst noch ein Kind gewesen war. Gerade schon wollte sie dazu ansetzen, ihm diese Tatsache um die Ohren zu pfeffern, als Marlin ihr Handgelenk packte und sie grob festhielt. "Aua!", Mia kniff kurz die Augen zusammen, erwartete, dass sie sich ebenfalls eine Ohrfeige einfangen würde. Marlins Worte überraschten die nicht mehr ganz so junge Frau jedoch. Deshalb kam auch nicht wie sonst direkt eine Antwort aus ihrem Mund herausgesprudelt- sie musste tatsächlich überlegen, was sie auf diese Frage erwidern sollte, die bei ihr solches Herzklopfen auslöste. Nach kurzer Zeit, entschloss sich Mia dazu, so selbstbewusst sie konnte, in Marlins giftgrüne Augen zu blicken. Ihre Stimme zitterte jedoch deutlich hörbar für alle Anwesenden. "Ich will dich immer, egal was du tust. Selbst wenn du... Wenn du versuchst, mich umzubringen, du bekommst mich nicht los, ich lauf dir so lange nach, bis du unter der Erde liegst. Ich liebe dich, ich liebe dich mehr, als dich irgendein Mensch jemals geliebt hat!" Stimmte wahrscheinlich sogar, klang aber schrecklich kindisch und ganz und gar nach Mia. "Ich will nur bei dir sein... Ich will, dass es dir gut geht." Ihre andere Hand, die eben noch seine Wange getroffen hatte, strich nur vorsichtig über diese, über seinen kratzigen Dreitagebart. Nur kurz, er würde sich ihrer Berührung sowieso gleich wieder entziehen. Mia fing erneut hilfesuchend Marlins Blick ein und hoffte, die Verzweiflung, die sich in ihren Augen spiegelte, würde irgendetwas ändern.

    [Arisa] am Busbahnhof


    Die Zeit des Herren war erneut gekommen und genau aus diesem Grund hatte Arisa das Kloster mitsamt Kapelle verlassen, war in das gefährliche Gefährt gestiegen, was die Stadtmenschen "Bus" getauft hatten und war Richtung Riverport gefahren. Dabei hatte sie immer wieder leise Korinther 13:4-5 vor sich hingemurmelt: "Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu...", war aber letzten Endes zu dem Schluss gekommen, den Busfahrer aufgrund seiner grottenschlechten Fahrkünste in ihr Wutbuch schreiben zu müssen. Gott konnte es nur so gewollt haben. Gleichzeitig fragte sie sich, wieso sie immer die schwersten seiner Prüfungen abbekam, dabei war sie doch noch in der Ausbildung und hatte nicht mal annähernd so viel Lebenserfahrung und Kraft, Schwierigkeiten zu überwinden, wie zum Beispiel Schwester Adelheid. Diese verzog keine Miene, nie, nicht einmal, wenn sie Toilettendienst hatte oder es Backerbsensuppe gab. Seufzend stieg Arisa also in Riverport aus. Bei dieser Kälte hatte sie eigentlich wenig Lust, die letzten Besorgungen für die Weihnachtsfeier zu erledigen, aber sie war nunmal die jüngste Nonne im Kloster und damit, Zitat Schwester Adelheid, "unverbraucht". Damit waren Arisas Beine gemeint, aber sie fand dieses Wort schrecklich anzüglich. Gedankenverloren trottete die Rothaarige also den Weg entlang, ihre Gedanken weiterhin bei dem sicher vom Teufel besessenen Busfahrer, als sie ein ihr unbekanntes Geräusch vernahm. Zu ihrer Überraschung sah sie eine junge Frau links von sich (wo zur Höll- zum Himmel war sie hingelaufen?!) und diese tat etwas... "ILLEGAL! DAS WAS IHR DA TUT IST ILLEGAL!", entfuhr es Arisa. Den Zeigefinger auf das Kunstwerk gerichtet, fiel ihr Blick auf Pandora. Ihre Frisur war sicher auch illegal. Da fehlten einfach Haare auf der einen Seite, oder...?! War sie womöglich... Eine geflüchtete Kriminelle?! Arisa bekam Panik. Schon wieder stand sie einer schier unschaffbaren Prüfung Gottes gegenüber. Und sie hatte nicht mal ein Mobiltelefon, um die Polizei zu rufen.

    Mia | nicht mehr ganz so allein auf einer Parkbank


    War das Wut, die da in seinen giftgrünen Augen funkelte? Mias Herz schlug kurz höher, als sich ihre Blicke trafen. Ein kurzes Flattern, ein kleiner, süchtig machender Adrenalinschub. Ob sie ihn noch wütender machen konnte? Wie weit konnte sie es treiben, wo war der Punkt, an dem er sein cooles, erwachsenes Selbst nicht mehr aufrecht erhalten konnte? Und wie sah die Ziellinie dieses gefährlichen Spiels aus? "Fass mich an, tu mir weh, sei mir nah." Mias Gedanken schwirrten, das Kribbeln fühlte sich immer mehr wie kleine Stromschläge an, die ihren Körper durchfuhren. "Ich war fünfzehn, Marlin", zischte Mia und verdrehte die Augen. "Was hast du dir denn gedacht, was passiert, wenn du ein Kind 'Engelchen' nennst und ihr sagst, dass du sie liebst, hm?" "Auch wenn es nie ernst gemeint war, daraus hast du tatsächlich nie ein Geheimnis gemacht." Es war sicher auch ihre Schuld, irgendwie, schließlich hatte sie zugelassen, dass er ihren Vaterkomplex ausnutzte. Oder hatte er das gar nicht getan? War es am Ende sie gewesen, die ihn verführt hatte? Mia schüttelte verwirrt den Kopf. Doch bevor sie sich zu sehr in ihren Gedanken verlieren konnte, sprach er aus, was er lieber für sich behalten hatte. Keine Sekunde später hatte ihre flache Hand seine Wange getroffen und sie hörte sich selbst schreien. "Sag das nie, nie, nie wieder!" Auch sie hatte es nicht vergessen, wie er sie damals in der Küche angefleht hatte. Selbst jetzt konnte sie den Kloß in ihrem Hals noch fühlen, den er damals verursacht hatte. "Du weißt, dass wir es nicht behalten können... das weißt du doch?!" Als wäre es erst gestern gewesen. "Erinner mich nicht daran, was du damals für Scheiße von dir gegeben hast." Mia biss sich auf die Unterlippe und warf den Kopf in den Nacken. Sie spürte, wie immer mehr Schneeflocken auf ihrem Gesicht landeten. Natürlich war es damals unglaublich naiv von ihr gewesen, zu denken, Marlin würde sich über die ungeplante Schwangerschaft freuen. Aber irgendwie hatte sie es gehofft- und er hatte ihre Hoffnung in wenigen Sekunden vollständig zerstört. Sie hatte sich gefreut. Und er... "Du hast mein Leben zerstört!" Mia fühlte sich so sehr zurückversetzt, dass sie sich für einen Moment fragte, wieso sie diesen Mann überhaupt so liebte. War es am Ende gar keine Liebe, die sie mit ihm verband...?

    Mia | nicht mehr ganz so allein auf einer Parkbank


    "Erwachsen werden ist scheiße und macht keinen Spaß", erwiderte Mia trotzig auf Marlins Frage. "Ich war mal erwachsen, in der Zeit wo Tara klein war und es war das schlimmste, das ich je gemacht hab. Und du warst sowieso nie erwachsen, du hast mich nämlich allein gelassen, du warst so oft einfach verschwunden. Und das machst du heute noch so, oder? Weglaufen, wenn es auch nur ein bisschen zu viel wird. Gefühlt explodiert dann was in deinem Kopf, ich hab noch nie erlebt, dass du ruhig über irgendwas reden kannst. Also erzähl mir nichts von "erwachsen"." Aus Mia war es einfach so herausgesprudelt und beim letzten Satz hatte sie ihr Gesicht zu einer angewiderten Grimasse verzogen. Eigentlich wollte sie nett zu Marlin sein, lieb und brav, um ihn zu bezirzen, aber dazu war sie einfach zu impulsiv. "Erwachsen, pfft". Was war erwachsen überhaupt?! Mias Wut trieb ihr etwas Wärme in ihre kalten Gliedmaßen. Wieso hatte sie sich noch mal keine Jacke mitgenommen? Aber erfrieren, so wie Marlin gesagt hatte, würde sie sicher nicht, dazu loderte ein viel zu heißes Feuer in ihrer Brust. "Du verstehst es echt, die Stimmung zu versauen. Dabei wollte ich nett sein und keine Ahnung, an deinem Schwanz lutschen, oder so." Sie überlegte kurz, ob sie noch eine Liebeserklärung anhängen sollte, entschied sich dann aber dagegen. War irgendwie unpassend. Und sie war sowieso zu wütend. "Aber dann verbring dein Weihnachten allein und deprimiert wie immer, du... du erwachsener blöder Sack!" Ha! Jetzt hatte sie es ihm gegeben, was? Gereizt knabberte Mia an ihrem Fingernagel und wandte den Blick von Marlin ab. Auch für sie würde es also wieder ein deprimierendes Weihnachtsfest werden. Ob sie vielleicht mal Tara anrief...?

    [Simon] kommt an - bei Noita und Alice am Tisch



    "Simon?" Die ganzen Sachen, die er eben auf dem Tisch der beiden Mädchen abgestellt hatte, hatten Alice zwar kurz abgelenkt, aber dann hatte sie ihn doch erkannt. Was hatte ihn verraten? Seine Stimme? Die dabei vielleicht doch etwas zu lustlose Tonlage? Was auch immer es gewesen war, seine wahnsinnig gute Tarnung als verantwortungsvoller Kellner war aufgeflogen. "Ich wünsche einen guten-", Appetit, wollte er sagen, wurde aber jäh von dem Geräusch eines auf dem Boden aufschlagenden Handys unterbrochen. Aus einem Grund, der Simon selbst nicht bekannt war, überkam ihn ein Gefühl von Mitleid. Das Ganze erinnerte ihn an seinen Laptop, der ja auch erst letztens völlig versehentlich kaputt gegangen war. Der junge Mann seufzte und setzte schon dazu an, sich zu bücken, um das Handy vom Boden aufzuheben, als er Alice zuckersüße Stimme erneut vernahm. "Wie bitte?", fragte Simon leise und funkelte seine Freundin wütend an. Am liebsten hätte er ihr direkt vor Noita eine gezimmert, aber der Gedanke an sein bevorstehendes Gehalt hielt ihn davon ab, seinem ersten Impuls nachzugehen. Trotzdem - wie konnte sie es wagen, ihn hier, mitten im Cafe, so bloßzustellen? Alice war schrecklich dumm, naiv... Und dann stand sie auf und Simons Blick fiel auf ihren, mittlerweile schon recht runden Bauch. Simons Atem stockte, während sich seine Finger um das Tablet in seiner Hand klammerten. Fast schon zwanghaft schossen ihm die Bilder von dieser einen Nacht im Krankenhaus durch den Kopf. Das hatte er getan, er hatte es einfach getan und sie hatte ihn darum gebeten, aufzuhören. Irgendwo sah er Nick, dann Alice verweintes Gesicht, seine Hand um ihren Hals. War er das gewesen? Hatte er das wirklich getan? Er selbst? Wer war er überhaupt? Simons Herz raste, wahrscheinlich sah er total irre aus, wie er dastand, seinen leeren, panischen Blick auf das blonde Mädchen vor sich gerichtet. Und das... "Babyklamotten...?" Ja, auf ihrem Handybildschirm, das war eindeutig Babykleidung. Sie freute sich. Alice freute sich auf das Baby, oder? Wieso? Sie war noch so jung. Viel zu jung. Und sie sah so schön aus. "Alice-" Plötzlich übermannte ihn das Gefühl, sie in seine Arme schließen zu wollen. "Es... Es tut mir leid." Und so schnell er gekommen war, war er auch wieder verschwunden. Allerdings nur in die Küche, um sich dort auf die Fließen sinken zu lassen und einen tiefen Atemzug zu nehmen, der jedoch viel zu sehr nach frischen Pfannkuchen roch und von dem ihm schlecht wurde. Was zur Hölle war nur mit ihm los?! Ekel und Reue machten sich in ihm breit, gemischt mit einem Gefühl der Erregung, das ihn völlig aus der Bahn warf. Jeder konnte sehen, dass sie ihm gehörte, richtig? Das hübsche, blonde, minderjährige Mädchen da drüben- Simon schlug sich mit der Faust gegen den Kopf, um den Gedanken aus seinem Kopf zu verscheuchen.

    Sie war sein, nur seins.

    Er hatte das getan.

    Jeder konnte es sehen, dass sie ihm gehörte.

    Er hatte sie gezwungen.

    Ohne ihn war sie nichts.

    Man würde ihn einsperren, irgendwann, ganz sicher.

    Er hatte das alles doch nur aus Liebe getan...

    Mia | nicht mehr ganz so allein auf einer Parkbank


    Verkaufen? Billig? Das klang, als wäre Mia eine Hure. Aber vielleicht war sie das ja auch irgendwo, denn... Im Grund genommen hatte Marlin recht, sie hatte vorgehabt, ihren Körper für Zeit mit ihm zu verkaufen. Aber sie konnte ihn sowieso nicht überreden, wenn er wirklich keine Zeit mit ihr verbringen wollte. Mia schnaubte frustriert und wollte schon aufgeben, als Marlin ihr über die Wange strich. Sofort war das Feuer in Mia wieder entflammt. "Und wenn wir einfach ein bisschen Spaß haben? Das würde dir doch gefallen, oder?" Schließlich war das ursprünglich der Grund gewesen, wieso er sich auf die damals 15-jährige Mia eingelassen hatte. Spaß. Sie war schon immer Spaß gewesen! Gut, früher vielleicht definitiv mehr Spaß, aber sie konnte sicher ein bisschen von ihrem alten Selbst ausgraben. "Wo wolltest du denn gerade hin?" Aber eigentlich wollte sie nur bei ihm sein, sich an ihn kletten, mit ihm mitkommen. "Lass mich hier nicht zurück, bitte."

    [Simon] kommt an - bei Noita und Alice am Tisch


    Simon hatte sich die letzten Wochen intensiv mit Kryptowährung beschäftigt und war der irren Wahnvorstellung nachgejagt, irgendwie reich zu werden und Alice aus der Ferne mit Unmengen an Geld zu unterstützen, damit ihn sein schlechtes Gewissen endlich nicht mehr quälte (schließlich war er das letzte Mal einfach aus dem Krankenhaus geflüchtet, als seine Freundin ihm das Geschlecht ihres Babys verraten hatte) und er gleichzeitig seine Verpflichtung als Vater aufgeben konnte. Ohne ein noch schlechteres Gewissen zu bekommen. Nachdem Simon jedoch nur Geld verloren und keinen Cent dazuverdient hatte, hatte er das Krypto-Geschäft aufgegeben und gleichzeitig wutentbrannt seinen Laptop gegen die Wand in seinem Zimmer geworfen. Was im Nachhinein ziemlich undurchdacht gewesen war, denn jetzt hatte er weder einen Laptop für sein Studium, noch das Geld, einen neuen zu kaufen. Deshalb blieb dem jungen Mann nichts anderes übrig, als Extra-Schichten im Café zu übernehmen. Irgendwie hatte er gehofft, dadurch wenigstens auf andere Gedanken zu kommen, doch nur wenige Sekunden, nachdem Simon sich die dunkelgrüne Café-Schürze umgebunden hatte, erkannte er Alice. "Das ist jetzt nicht wahr." Ja, doch, da saß seine mittlerweile ziemlich schwangere Freundin mit Noita. Wenigstens war es Noita und nicht Leila oder... Nick. Simon unterdrückte das Bedürfnis, sich auf den Tresen zu übergeben und atmete tief ein und aus. Jetzt zu gehen würde wahrscheinlich mit dem Verlust seines Nebenjobs einhergehen und er brauchte einen Laptop, um jemals zu Ende studieren zu können. Also würde er wohl oder übel in den sauren Apfel beißen und die beiden bedienen müssen. Denn soeben war Schichtwechsel gewesen und vor ihm stand eine ziemlich große Auswahl an Getränken und süßen Speisen auf einem Tablett, das darauf wartete, zu Alice und Noitas Tisch gebracht zu werden. Seufzend schnappte Simon sich das Teil und brachte es zu den beiden jungen Frauen. "Darfs... sonst noch was sein?", fragte er leise, nachdem er wortlos alles auf dem Tisch platziert hatte, wobei er hoffte, dass Alice einfach zu vertieft in das Gespräch mit Noita war, um ihn überhaupt zu bemerken. "Wieso zur Hölle frisst sie so viel? Sie wird noch fett", war außerdem ein Gedanke, den sich der Blonde nicht verkneifen konnte.

    Mia | nicht mehr ganz so allein auf einer Parkbank


    Mia bekam fast einen Herzinfarkt, als Marlin sich wieder von ihr abwenden wollte. Zum Glück blieb er dann aber doch stehen und ging auf ihren Spruch über sein Alter ein. Wirklich kreativ war ihr Gesagtes aber tatsächlich nicht gewesen. Sie hatte ihn schon immer aufgrund seines Alters aufgezogen, auch, als sie damals ganz frisch zusammen waren. Aber immerhin war sie damals erst 15 gewesen und er... Alt. Hätte sie damals jemandem von ihrer Beziehung zu Marlin erzählt, hätte sie sicher einige Personen gegen ihn aufgehetzt. Popuri zum Beispiel. Und... Cliff! Aber selbst, als sie schwanger wurde, hatten sich ihre Ziehmutter und ihr Vater kaum für sie interessiert. Niemand war da gewesen, selbst Leila hatte kein besonderes Interesse daran gehabt, Mia mit einem Neugeborenen zu helfen. Ironischerweise war ihr nur Marlin zur Hilfe gekommen, wohl dem schlechten Gewissen geschuldet, dass er bestimmt gehabt hatte, weil er sie bei der Geburt von Tara allein gelassen hatte. Die Erinnerungen an die erste Zeit mit Tara waren zwar verschwommen, aber doch, Mia erinnerte sich daran, dass Marlin (auch, wenn er nicht viel mit seiner Tochter anfangen hatte können) die ersten Jahre eigentlich fast immer bei ihr gewesen war. Wenn auch eher unfreiwillig und nie mit viel Enthusiasmus. Und schließlich war er ja dann doch abgehauen. "Dann sind wir ja schon zwei", meinte Mia und schwieg dann wieder. Und nun? "Du willst doch sicher nicht gleich wieder gehen, oder? Hast du noch ein bisschen Zeit für mich? Wir könnten... Was kleines essen oder so." Erbärmlich. "Zeit für mich"? Wirklich? Wütend auf sich selbst sah Mia zu Boden. Das würde ihn bestimmt nicht hier halten. "Wir können auch vögeln." Noch erbärmlicher ging es wirklich nicht. Aber die Worte kamen einfach so aus ihrem Mund und ihr fiel nicht ein, was Marlin sonst dazu bewegen könnte, zu bleiben. Eigentlich wusste Mia nur, dass er gerne allein war. Und dass er Alkohol mochte. Und ab und zu hatte sie ihn auch ein Buch lesen sehen...

    Mia | nicht mehr ganz so allein auf einer Parkbank


    Immer wieder fielen kleine Schneeflocken auf Mias Gesicht und schmolzen dort sofort wieder. Wenn Mia an Kurzlebigkeit dachte, waren ihr immer zuerst die Kirschblüten eingefallen, die es nur wenige Wochen im Frühling gab, aber eigentlich war das Leben von Schneeflocken von noch kürzerer Dauer. Obwohl es wirklich ziemlich kalt war und es gefühlt auch immer kälter wurde, blieb Mia liegen und ließ sich von den Flöckchen das Gesicht kühlen. Es tat gut, nur zu fühlen und nicht zu denken. Wann hatte sich ihr Kopf zuletzt so leicht angefühlt? Doch das Gefühl war nicht von Dauer. "Du erfrierst noch." Seine Stimme ließ sie heftig zusammenzucken. Reflexartig schnellte Mia hoch und sah ihn fassungslos an. Schon war ihr Kopf wieder schwer. Voller Gedanken. Sie hatte ihn doch... so lange gesucht. War immer wieder Orte abgelaufen, an denen sie ihn vermutet hatte. Hatte das gesamte Internet nach seinem Gesicht durchsucht. Und heute, gerade als sie sich dazu entschieden hatte, die Suche aufzugeben... Stand er vor ihr? Mia wusste nicht, was sie erwidern sollte. Was hatte er noch gleich gesagt? Der Klang seiner Stimme hatte seine Worte völlig übertönt. In ihrer Brust machte sich ein ekliges, enges Gefühl breit und sie musste sich sehr zusammenreißen, ihm nicht direkt um den Hals zu fallen. Oder seine Hand zu greifen. Ihn festzuhalten. Panik. War es Panik, was sie fühlte? Zum ersten Mal in ihrem Leben wurde Mia bewusst, wie intensiv die Gefühle waren, die sie für ihn empfand. Seitdem sie 15 war, drehte sich alles nur um Marlin, jeden Tag. Nicht mal Tara hatte Mias Gedanken so eingenommen. Am liebsten würde sie, ja, was? Mit ihm verschmelzen? Für ihn sterben? Jedenfalls war es das, was das Ziehen in ihrer Brust wollte. Sie liebte ihn nicht, sie war süchtig nach ihm. Mia schluckte. "Hast du mich vermisst?" Sie wollte, das ihren Worten ein Grinsen folgte, aber dem Zittern in ihrer Stimme folgte nur ein kurzes Zucken ihrer Mundwinkel. Diesmal würde sie ihn nicht mehr gehen lassen. Sie würde ihm so lange folgen, bis sie sich vor Erschöpfung auflöste. "Mir macht so ein bisschen Kälte nichts aus. Aber kommst du in dem Alter denn noch zurecht, wenns so kalt ist?", fragte Mia frech und wippte ein wenig mit den Beinen, wie ein kleines Kind.

    Mia | allein auf einer Parkbank


    Ein Morgen in Riverport wie jeder andere. Naja, nicht ganz, denn an diesem Morgen hatte Mia es tatsächlich geschafft, mal wieder einen Fuß vor die Tür zu setzen. Wie lange hatte sie ihre Wohnung nicht mehr verlassen? Ach, im Grunde genommen war es auch egal. Es vermisste sie sowieso niemand, außer vielleicht das Arbeitsamt, das am Laufenden Band Mahnungen schickte. Mia seufzte tief, wobei sich eine kleine weiße Wolke vor ihren Lippen bildete. Es war kalt. Es war Winter; die Zeit im Winter, in der niemand mehr den Winter mochte, weil Weihnachten und Silvester schon Wochen zurücklagen und der Frühling nicht schnell genug da sein konnte. Aber Mia genoss die Kälte. Sie hatte heute morgen geduscht und sich einen der wenigen, noch frischen Pullis aus ihrem Kleiderschrank geschnappt und war dann spazieren gegangen. Mia hatte die exzessive Suche nach Marlin, die sie die letzten Monate vor allem von ihrem Laptop aus betrieben hatte endlich einmal sein lassen. Vielleicht würde sie später noch hier und dort ein bisschen diverse Social Media Seiten stalken... Aber eigentlich wusste sie, dass sie damit keinen Erfolg haben würde. Marlin war nie viel online gewesen "Alter Knacker, wahrscheinlich weiß er nicht mal, wie sowas funktioniert..." und auch sonst hatte sie ihn nie auf irgendwelchen Posts der lokalen Bars erkennen können. Ihre Suche war also durch und durch erfolglos gewesen. Und obwohl das Stechen in ihrem Herzen, das dieser Tatsache geschuldet war, immer noch deutlich spürbar war, hatte es doch etwas nachgelassen. Mia war vielleicht einfach nicht für die große Liebe gemacht oder vielleicht... War es einfach nicht Marlin, vielleicht war ja einfach jemand anderes ihre große Liebe. Oder sie war dazu verdammt, für immer allein zu sein. Noch tiefer seufzend ließ sich Mia auf eine Parkbank sinken und betrachtete den grauen Himmel. Wie lange sie hier wohl liegen konnte, bevor es zu kalt wurde? Wie viel Kälte konnte ihr kleiner, abgemagerter Körper aushalten, bevor...

    Lyka

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    Altersstufe: Erwachsener

    Geburtstag: 07. Dezember

    Herkunft: Rigbarth

    Wohnsitz: Die Sternwarte

    Arbeit: Tischler

    Familie: unbekannt

    Info: Trifft man auf Lyka, würde man ihn wahrscheinlich als freundlichen, hilfsbereiten und ruhigen jungen Mann beschreiben, der immer ein leichtes Lächeln auf den Lippen hat. Der Schein trügt jedoch. Ehrlichkeit ist ein Fremdwort für den Magier- Lyka lügt und betrügt, sobald er auch nur ansatzweise den kleinsten Vorteil für sich darin sieht. Andere Menschen verunsichern, desorientieren und manipulieren funktioniert zu seinem Glück oft viel zu gut. Und sollte ihm jemand auf die Schliche kommen, ist Lyka meist schon lange verschwunden. Von zwischenmenschlichen Beziehungen oder gar Liebe hält er nicht viel. Romantik ist nur Mittel zum Zweck und wahre Gefühle in andere Personen zu investieren eine Verschwendung. Lyka gibt sich nur so lange mit anderen ab, bis sein Ziel erreicht ist und zieht dann weiter. Verluste sind nur dann schlimm, wenn es seine eigenen sind.

    Klasse: Magier

    Charakter: manipulativ, eingebildet, oft genervt (würde das aber nie zeigen), kann gut schauspielern, sieht in jedem das Schlechte, notorischer Lügner, unfair, selbstverliebt, kreativ

    Vorlieben: Bewunderung, Ansehen, Geld, Freiheit, Nervenkitzel, gewinnen, Bewunderung, Aufmerksamkeit, Spaß

    Abneigungen: Naivität, "Liebe", Paare, Aufdringlichkeit, verlieren, Stress, sein Gewissen, welches sich ab und zu meldet, Verpflichtungen

    Zauber: -

    Waffen: -

    Gezähmte Monster: -

    Heldengrad: -

    Vergeben an: ...ich kann das mit der Verlinkung nich

    [Simon] verlässt das Krankenhaus

    Ein Junge also, was? "Ein kleines Ich, das genau so verkorkst sein wird. Ist Charakter vererbbar? Ist Verhalten..." Simon konnte sich nicht vorstellen, dass der Kleine normal werden würde. Mit Alice als Mutter war das schon schwierig. Aber mit ihm als Vater? Entweder würde das Kind also ein Sadist werden oder alles mit sich machen lassen. "Dann sollte er vielleicht doch eher nach mir kommen." Die Vorstellung, dass sein Sohn sich rumschubsen ließ, gefiel Simon ganz und gar nicht. Generell dass es ein Junge wurde fand Simon nicht besonders toll. Ein Mädchen, eines, das so schön war wie Alice, das sich um ihre Mutter kümmerte und bei ihr bleib, wenn er schon längst weg war... Das hatte er sich gewünscht. Aber ein Junge? Sie würde ihrem Sohn jahrelang ins Gesicht sehen und nur das dessen Mannes sehen, der sie so verletzt hatte. Das würde ihr wehtun, richtig? Wollte er das nicht immer? Ihr... wehtun? Simon ließ sich auf den kleinen weißen Hocker sinken, der neben Alice Bett stand. Das war ihm zu viel. Er hatte das nicht richtig durchdacht gehabt. Seufzend sah er Alice an, sah ihr in ihre roten Augen, die wie Rubine funkelten, als sie ihm das Geschlecht verriet. "Es tut mir leid, Alice", meinte Simon irgendwann leise, als das Funkeln aus den Augen seiner Freundin schon längst verschwunden war und sie ihren traurigen Blick starr auf die Bettdecke gerichtet hatte, die über ihr lag. "Es tut mir so leid."

    Dann schwieg er so lange, bis eine Ärztin kam, Alice erneut untersuchte und grünes Licht gab, das Krankenhaus wieder zu verlassen. Simon begleitete seine Freundin nach draußen, sagte aber nach wie vor kein Wort. Er verabschiedete sich auch nicht von ihr, bevor er sich schließlich mit schnellen Schritten davon machte.

    [Simon] mit Alex und Alice in der Notaufnahme


    Simon bemerkte Alex stechenden Blick von der Seite, gab sich aber alle Mühe, Alice Bruder auszublenden. Sowieso zog das kleine schwarz-weiße Bild, das Alice ihm unter die Nase hielt alle Aufmerksamkeit auf sich und Simon wich erschrocken einen Schritt zurück, um ja nicht mit dem Foto in Berührung zu kommen. Als wäre es giftig. Und... das Geschlecht? Wollte er das wirklich wissen? Oder war es ihm egal? "Ich weiß nicht", murmelte er deshalb etwas verloren und hielt weiterhin Abstand zu Alice, ihrem Bruder und dem Baby. Egal ob es ein Junge oder ein Mädchen werden würde, es würde Simon doch sowieso nicht als seinen Vater kennenlernen. Es war besser, wenn er es nicht wusste. Bis das Kind da war, war er schon über alle Berge und eine unnötige emotionale Bindung zu dem Kind aufzubauen war da sicher nicht hilfreich. Jedenfalls war dieser Gedanke der Flucht etwas, an das er sich klammern konnte. Es war wirklich die dümmste Idee seines Lebens gewesen, sie zu schwängern. Nichts von dem, was er mit Alice Schwangerschaft hatte erreichen wollen, war eingetroffen- nichts davon. Nick war immer noch da und das war noch ein Grund, abzuhauen. Sowieso, tat er damit nicht etwas Gutes? Wenn er weg war, würde er Alice auch nicht mehr wehtun können. Hach, was war er nur für ein guter Mensch. "Ist es denn... das Geschlecht geworden, das du dir gewünscht hast?", fragte Simon deshalb und stecke beide Hände in seine Jackentaschen. Alice sah so glücklich aus, als ob sie wirklich glaubte, dass alles gut werden würde. In ihm machte sich der Wunsch breit, sie in seine Arme zu schließen, sich mit ihr zusammen in dem kleinen Krankenhausbett zusammenzurollen und sie wieder nur für sich zu haben. Aber mit Alex in der Nähe war das absolut unvorstellbar und sowieso war er ja auch noch viel zu wütend auf sie.

    Iveine | mit Cheryl und Julius beim Bastelstand


    Ivy war gerade noch völlig damit beschäftigt, sich für eines der bunten Papiere zu entscheiden, als Cheryl und Julius ihr die gebastelten Kronen unter die Nase hielten. "Oh, die sind beide sooo toll!", war das erste, was dem Mädchen einfiel und sie hüpfte ein bisschen vor Aufregung und Freude. Vor allem die von Julius gefiel ihr. Rosa und Lila waren schließlich Ivys Lieblingsfarben und wenn sie ehrlich zu sich war, hätte sie am liebsten direkt nach der pinken Krone gegriffen, sie aufgesetzt und Julius zum Sieger erklärt. Aber sie wollte Cheryls Gefühle wirklich nicht verletzten... Sie waren doch jetzt Freundinnen, oder? Und sowas tat man als Freundin nicht. "Ich mag beide gerne", meinte Ivy deshalb, nachdem sie ein paar Sekunden lang so getan hatte, als ob sie angestrengt nachdenken würde. "Kann ich beide aufsetzen? Ich kann mich einfach nicht entscheiden!" Ohne eine Antwort abzuwarten griff das kleine Blondchen nach den Papierkronen und packte sie sich übereinander auf den Kopf. "Ich bin eine Doppelprinzessin!", rief sie daraufhin und machte einen Knicks zur Demonstration. "Um meine neue Kronen zu feiern sollten wir was machen. Hmm, aber was?" Hoffentlich hielten die Kronen gut und gingen nicht beim spielen gleich wieder kaputt. Vielleicht gab es hier ja was, das man spielen konnte, ohne sich zu sehr zu bewegen? Nicht, dass sie am Ende hinfiel oder so. Diesmal wirklich angestrengt am Überlegen sah Ivy sich um. Kürbisschnitzen vielleicht? Oder das Labyrinth! Oh, am liebsten würde sie niemals wieder nach Hause fahren.


    Mia | mit Marlin bei der Kürbisladung


    Mia traute ihren Ohren kaum, als sie hörte, dass Marlin tatsächlich auf das einging, was sie eben von sich gegeben hatte. Aufgeregt und voller Vorfreude grinste sie ihn an, versuchte nicht mal, sich aus seinem Griff zu befreien. "Ja!" Ja, das war genau das, was sie wollte! Es war das, was sie sich immer gewünscht hatte. Sie würde seins sein, es würde nur sie beide geben. Sie würde ihm vielleicht nicht wichtig werden, aber sie würde ihm Spaß machen. Und dann würde er nicht mehr gehen, richtig? Es war doch völlig egal, aus welchen Gründen er bei ihr blieb- Hauptsache, er blieb. Und schließlich war er damals doch wegen Tara gegangen, oder? Tara hatte keinen Spaß gemacht, nie, und schon gar nicht als nerviges, schreiendes Baby. Sie konnte verstehen, dass Marlin die Flucht ergriffen hatte. Aber jetzt war alles anders. Jetzt konnten sie tun, was immer sie wollten. Und sie würde anders sein, als damals. Sie würde alles für ihn tun. "Egal, was." Mia malte sich bereits vor ihrem geistigen Auge aus, wie ihr gemeinsames Leben wohl aussehen würde. Es trübte ihre Stimmung ein wenig, dass sie sich außer von dem Sex, den sie haben würden, kaum von etwas wirkliche Vorstellungen machen konnte... Aber das lag bestimmt einfach nur daran, dass sie unkreativ war! Es würde ganz toll werden. Es würde perf- "Dann such dir einen anderen Mann." Ihr Blick wechselte zu purer Fassungslosigkeit. Nein, das konnte er nicht abschlagen! Mias Herz krampfte sich zusammen, genau auf die gleiche Art, wie heute morgen. "Nein...", entfuhr es ihr; die Verwirrung und Trauer in ihrer Stimme überrasche sie selbst ein wenig. Damit hatte sie nicht gerechnet. "Bleib stehen." Die junge Frau hatte ihre verzweifelte Bitte viel zu leise ausgesprochen, als dass er sie hätte hören können. Sowieso vergrößerte sich der Abstand zwischen ihnen immer weiter und Mias Beine ließen nicht zu, dass sie etwas an der Situation änderte. Ihr war außerdem schon wieder schlecht. Und kalt. Sie wäre Marlin so gerne nachgelaufen, hätte sich an seinen Arm gekrallt und versucht, ihn aufzuhalten, aber... Was hätte sie sagen sollen? Ihr Kopf war leer. Sie schaffte es einfach nicht, ihn bei sich zu behalten. Es war vollkommen bedeutungslos, was sie ihm erzählte. "..." Mia sah noch eine Weile lang auf die Stelle, an der Marlin in der Menge verschwunden war, bevor sie zitternd die Arme um ihren Körper schlang und den Festplatz ebenfalls verließ.

    --> Geht

    [Simon] mit Alex und Alice in der Notaufnahme

    Simon hatte sich auf dem Weg zum Krankenhaus mehr als einmal überlegt, wieder umzukehren. Einfach zu sich nach Hause zu gehen, wo er sich aufs Bett legen und in Ruhe hätte zocken können. Aber auf der anderen Seite wollte er Alice auch sehen. Aus Sorge um sie, aber vor allem, um sie seinen Hass spüren zu lassen, mit dem er viel zu lange allein in der Bar gesessen hatte. Glaubte Alice wirklich, dass nach der Aktion mit Nick jemals wieder alles gut werden würde? Je näher Simon dem Krankenhaus kam, desto wütender wurde er und desto mehr machte sich der Wunsch in ihm breit, ihr im Detail zu erklären, wieso sie das scheiß Drecksbalg allein aufziehen konnte. Wenn sich nichts änderte, wenn sie sich nicht änderte, dann konnte sie sehen, wo sie blieb. Wäre doch lustig zu sehen, wie sie ohne Familie und ohne ihn versuchte, ihren Schulabschluss nachzuholen. Völlig übermüdet würde sie das Kind verfluchen und natürlich ihre Entscheidung, Nick nicht Lebewohl gesagt zu haben. Und er hätte nach wie vor sein Leben, könnte tun und lassen, was er wollte und wäre nicht mehr Tag und Nacht ihrer unerträglichen Gegenwart ausgesetzt. "Alice Stirling", murmelte Simon am Schalter angekommen und zog seine Kapuze ein Stück vor. Aufgrund seiner dunklen Augenringe sah er sicher nicht so aus, wie jemand, dem man einfach so Auskunft über eine schwangere Patientin gab. Und der Geruch nach Zigaretten und Alkohol machte es auch nicht besser. "Und wer sind Sie?", wollte die Empfangsdame mit viel zu netter Stimme und einem viel zu netten Lächeln wissen und musterte ihn einmal von oben bis unten. "Ihr... Der Vater des Babys." Die Dame überlegte sichtlich, ob sie ihm verriet, wo Alice sich aufhielt, entschied sich schließlich jedoch dafür und Simon machte sich auf den Weg. Hoffentlich war Alex schon weg und er konnte Alice ungestört sagen, dass es zwischen ihnen so gut wie aus war. In der Notaufnahme herrschte Chaos und Simon brauchte ein wenig, um zu finden, wonach er suchte. Schließlich gelang es ihm jedoch, ausfindig zu machen, wo genau Alice lag- dank der auffällig langen, silbernen Haare ihres Bruders, der natürlich an ihrem Bett stand. "Und der Preis für die größte Schwuchtel geht an..." "Na?" Simon vermied es, Alex anzusehen. Er richtete seinen Blick und damit auch seine fast schon gelangweilt klingende Frage an Alice. "Wie ich sehe, lebst du noch."