[Simon] mit Alice in der Küche
Alice war ihm gefolgt. Jedenfalls glaubte er irgendwo zwischen den Stimmen, die in seinem Kopf durcheinanderhallten, die seiner Freundin wahrzunehmen. Und auch in ihr schien ein Sturm zu wüten, eine Flut an Emotionen überrollte sie und Simon bekam einen Vorwurf nach dem anderen ab. Alle verdient. Schließlich war alles, was sie sagte, wahr. Aber er glaubte auch gehört zu haben, dass sie ihn vermisst hatte- und er hatte sie ebenso vermisst. Wenn Simon nicht wütend auf sie, das Baby in ihrem Bauch und vor allem auf sich selbst war, dann vermisste er sie nämlich auch. So sehr, dass es wehtat. Zögerlich sah er hoch, direkt in ihre schönen Augen, die so traurig wirkten. Gerade wollte er den Arm nach ihr ausstrecken, sie an sich ziehen und ihren Duft einatmen. Wie lange hatte er das nicht mehr getan? Aber dann fiel Simons Blick auf den runden Bauch seiner Freundin und ein Gefühl des Ekels überkam ihn. Vielleicht war es Ekel vor sich selbst und dem, was er getan hatte. Vielleicht war es aber auch der Gedanke, sie mit dem Wesen, das da in ihr lebte, teilen zu müssen, der ein solches Gefühl in ihm auslöste. War das überhaupt noch seine kleine, perfekte, unschuldige, naive Alice? Jetzt, wo sie so jung schon ein Kind erwartetet... Eine Weile lang sah Simon sie einfach nur an, dann entwich ihm, ohne es wirklich zu wollen, ein leises "Ich liebe dich". Das Vermissen hatte die Abneigung gegenüber ihrer Schwangerschaft besiegt. Für den Moment musste Simon den Bauch seiner Freundin ignorieren. Bei ihr sein, ihre Nähe spüren, ihrer Stimme lauschen, das wollte er. Das brauchte er. "Wollen wir... nach Hause? Zu dir? Was essen, im Bett liegen, einfach... Zeit miteinander verbringen?" Simons Stimme klang unsicher und leise. Vielleicht meinte sie es ja so, wie sie eben gesagt hatte und sie hasste ihn mittlerweile tatsächlich. Vielleicht wollte sie ihn gar nicht mehr bei sich haben. Aber könnte ihn seine Alice wirklich jemals hassen? "Wir können auch... reden. Über was du willst." Wenn er sich da mal nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt hatte...