Luke & Kyle
Oh Gott. War das alles wirklich wahr? Alleine die Geschichte über den Tod von Kyles Bruder war gerade kaum handlebar gewesen, Luke hatte die Glaubhaftigkeit jedoch kein einziges Mal hinterfragt. Und auch jetzt hinterfragte er nicht wirklich, ob der Suizidversuch wirklich geschehen war. Vielmehr war es ein verzweifelter Versuch, sich selbst in eine Illusion zu flüchten, um sich einzureden, dass es vielleicht doch einen Funken Hoffnung gab, dass all das nicht passiert war. Aber jetzt stand er hier und war mit der Wahrheit konfrontiert - die Wahrheit, dass er Schuld daran war und, dass er seinen besten Freund im Stich gelassen hat und so alleine gelassen hat. Nur, weil er Angst gehabt hatte? Fucking coward. Weil es für ihn am einfachsten zu dem Zeitpunkt gewesen war. You goddamn idiot. Sein Herz raste immer noch so sehr. | l&╳b*¤s•r ⌁K◎rp☐r l⸮g ◊•r ✶✶✶ ✖h♢m, ✧ih⌁r ⇆K#@t⋇ ... so k⧗lt.
Lukes Ellenbogen stützten sich auf dem Geländer des Balkons ab, seine Handballen waren gegen seine Schläfen gedrückt, während seine Finger sich an seinen Hinterkopf klammerten. Die Sonne schien viel zu hell für seine hellen Augen, weshalb er sie instinktiv schloss und für eine Weile in dieser Position verharrte. Seinen überschüssigen Speichel sammelte er im Mund und spuckte ihn über dem Balkon aus, doch der üble Geschmack verblieb trotzdem auf seiner Zunge. Und dieser würde auch niemals weggehen. Damit würde er jetzt leben müssen.
Seine Gedanken hatten ihn so fest im Griff gehabt, dass er Kyles Kommen nicht einmal gehört hatte. Er zuckte kurz zusammen, wie hätte es auch anders sein sollen, und wandte seinen Blick auf die dazugestoßene Person. Er sah so besorgt, irgendwie verwirrt und auch traurig aus, was ihn innerlich tötete. Machte er sich jetzt allen Ernstes Sorgen um Luke? Das war so absurd und lächerlich, dass er fast aufgelacht hatte. Aber nein, er ärgerte sich so. Seine Hände umklammerten immer noch fest die Reling, als hätte er Angst, jeden Moment hinunterfallen zu können, aber eigentlich brauchte er diesen physischen Halt einfach nur, um die emotionale Hilfslosigkeit auszugleichen. "Kyle...", setzte er an und atmete noch einmal tief durch. "I am so fucking sorry. I don't know how to make this right, but I stand by what I said. I love you so fucking much. Fucking you over on the day we met was the best thing I could have done." Langsam löste sich die Spannung in seinen Händen, irgendwie fingen sie nach einer Weile an weh zu tun. Sein Körper drehte sich nun zu Kyle, welchen er versuchte so gut wie möglich anzusehen, mit seinen geröteten und nassen Augen. Er liebte Kyle so sehr, dass das ganze Thema mit dem Bruder in diesem Augenblick nicht einmal mehr in seinen Gedanken präsent war. Es war im Gegensatz dazu so... irrelevant? Alles konnte ihm eigentlich egal sein, solange Kyle da war. Hier war. Bei ihm. "I can't do this again. I can't lose you. Not you." Das leichte Zittern in seiner Stimme war nicht mehr so stark wie zuvor, doch immer noch leicht hörbar. Und er meinte es so verdammt ernst in jeglicher Hinsicht. Er hatte es nicht in sich, jemanden nochmal und nochmal und nochmal zu verlieren. Kyle war sich wahrscheinlich gar nicht darüber bewusst, an was für einem dünnen Faden Luke eigentlich hing und wie er die Person war, die ihn schon seit Jahren verhinderte, dass dieser endgültig riss. Ein großer Seufzer folgte. "I am okay. But I just need us to be okay, you know? I need this so badly. I need you to be okay and that is so selfish, but I also just want you to be okay and..." Der Amerikaner hatte das Gefühl, dass er nur vor sich hin brabbelte. Die Tränen begannen wieder zu fließen, der salzige Geschmack breitete sich langsam über seine Mundwinkel aus, was wenigstens besser schmeckte als der bittere Beigeschmack seiner Panik zuvor. "I am so sorry for leaving you, truth is I was... No, I am a coward and I'm so fucking scared all the time. But I guess you were also scared..." Er hätte ihm doch einfach nur beistehen sollen. Zuhören sollen.