Das Badehaus


  • Die verwöhnte Miss rollte mit den Augen, verschränkte ihre Arme vor der Brust und warf Kyle einen anschuldigenden Blick zu. Es war unerhört von ihm zu glauben, dass Bianca de Sainte Coquille ein mieses Karma hatte. Die Blauhaarige glaubte ohnehin nicht an diesen Hokuspokus. Mit ihrer Aussage wollte sie vorhin lediglich darauf hinweisen das Menschen, die sich ihr gegenüber nicht entsprechend verhielten oder sich ihr in den Weg stellten auch mit den Konsequenzen leben mussten und in diesem Fall eben durch einen unfreiwilligen Tauchgang. Ein abfälliges Schnauben verlies die zarten Lippen des reichen Mädchens. Die Blauhaarige war felsenfest davon überzaugt das es soetwas wie Schicksal nicht gab. Es war lediglich ein Wort. Es exisiterte nicht. Jeder war selbst für seine Zukunft verantwortlich und mit jedem Handeln nahm er darauf Einfluss und diese Tatsache hatte rein gar nichts mit Schicksal zu tun. "Mach dich nicht lächerlich, Kyle..." , kam es schließlich von Bianca. "...ich bin nicht diejenige die unfreiwillig baden gegangen ist." Diesmal zierte ein beinahe schadenfrohes Grinsen die Lippen der Schönheit. Dieses amüsierte Grinsen schwand aber sofort wieder als Kyles Blick sich senkte und er Worte in den Mund nahm, mit denen sie ganz und gar nicht gerechnet hatte. Ihre angespannte Haltung lockerte sich etwas, sie verschränkte ihr Arme nicht länger sondern lies sie locker an ihren Seiten herabhängen. Mit undeutbaren Blick musterte sie ihren Gegenüber und schon im nächsten Moment ballte sie ihre Hände zu Fäusten. Sie biss sich auf die Lippen und legte ihre Stirn in Falten. Ein wütendes Funkeln war in ihren Augen zu erkennen. "WAS IST DAS BITTE FÜR EINE FRAGE?!" Die reiche Schönheit vergriff sich wie so oft im Ton und schrie Kyle schon beinahe an. Warum sollte sie sich seinen Tod wünschen? Auf diese völlig bescheuerte Idee konnte auch wirklich nur er kommen. Bianca war dermaßen erzürnt über seine Aussage, dass sie ihn am Liebsten ein zweites Mal in das Wasserbecken gestoßen hätte. Vielleicht war aber auch genau dies das Problem. War er zu lange unter Wasser gewesen? War sein Gehirn vielleicht mit unzureichend Sauerstoff versorgt worden? Vielleicht war er auch einfach nur bescheuert. Ein Seufzen verließ die Lippen der Blauhaarigen und ihre angespannte Körperhaltung lies nach. Sie fasste sich an die Stirn. Von dieser Idiotie bekam sie Kopfschmerzen. Bewusst versuchte sie wieder ein wnig runter zu kommen. Wenn es so weitergeht würde Kyle noch ein ausschlaggebender Grund für einen etwaigen Herzinfarkt sein. Seine Aussage bezüglich ihrer Fähigkeit Gefühle zu verbergen schenkte sie wenig Beachtung. Nach diesem Gefühlsausbruch konnte es sich bei seiner Aussage lediglich um Ironie handeln, oder? Schwer zu sagen. Kyle war immer schon ein Rätsel für die versnobte Miss Bianca. Sie hatte ihn nie verstanden und wahrscheinlich würde sie es auch niemals. Möglicherweise musste sie das auch gar nicht aber alles wäre wesentlich einfacher gewesen wenn es so gewesen wäre. Das Mädchen mit dem blauen Haar seufzte und sah Kyle wieder an. "Da kenne ich noch jemanden..." Ihre Augen liesen nicht von Kyle ab aber sie waren leer, erzähten keine Geschichte, sahen ihn einfach nur an. Man sagte zwar das die Augen der Spiegel zur Seele waren aber das war bei Bianca definitiv nicht der Fall. Ihre Augen verrieten nichts, genau so wenig wie es ihre Mimik taten. Sie hatte sich wieder unter Kontrolle. Es war beinahe so als hätte es den kleinen Gefühlsausbruch niemals gegeben.


  • Tatsächlich war Kyle überrascht von Biancas Reaktion. Dass er das nicht so ganz ernst gemeint hatte, das hätte sie doch bemerken können, oder nicht? Natürlich wünschte sie ihm nicht den Tod, ebenso wenig wie er sich ihren herbeisehnen würde. Sie hatten ein schwieriges Verhältnis zueinander, das wussten auch genügend Menschen wahrscheinlich, dennoch hatte er niemals auch nur ansatzweise gehofft, dass ihr etwas geschehen würde.
    Eigentlich hatte er zuvor noch darauf antworten wollen, dass nicht er es war, der zuerst ins Becken gefallen ist, bei ihrem letzten Treffen hatte immerhin er sie aus dem Wasser fischen müssen, doch dazu war er nicht mehr gekommen. Letztendlich hatte Bianca ihn beinahe schon angeschrien und er musste seine Aussage, sie hätte sich unter Kontrolle, wohl oder übel zurückziehen.
    Kyle sah erstaunt aus, dann lächelte er kurzzeitig, bis seine Miene wieder ernst wurde. Er hatte nicht vor, ihr zu zeigen, dass ihre Reaktion ihn auch nur ansatzweise freute, auch wenn sie es tat. Schließlich konnte er sie noch immer dazu bringen, ihre Deckung fallen zu lassen, selbst wenn es nur die Wut war, die Überhand nahm. Schließlich aber schüttelte er leicht den Kopf. „Bianca“, sagte er ruhig, beinahe beschwichtigend, gab es dann aber auf. Alles, was er sagen würde, würde falsch bei ihr ankommen, dessen war er sich sicher.
    Letztlich beruhigte sie sich allerdings von selbst und auch darüber war Kyle mehr als froh, beinahe schon erleichtert. Nun hatte Bianca sich wieder unter Kontrolle und er konnte so dann doch besser mit ihr umgehen. Sehr viel besser. „Übrigens hast du die Tradition eingeführt, unfreiwillig schwimmen zu gehen. Ich erinnere dich an unser letztes Treffen.“ Er grinste nicht mehr, nicht einmal mehr sarkastisch und schien für kurze Zeit selbst daran zurückzudenken. Doch diese Erinnerung wurde zurück in eine Ecke seiner Gedanken geschoben, weil er direkt in Biancas leere Augen blickte.
    „Ja“, stimmte er ihr zu, „meistens.“ Ebenso wie bei ihr, man konnte nicht immer die Kontrolle behalten. Allerdings schien Bianca sie heute schon desöfteren verloren zu haben, wenn er so an ihren physischen Angriff dem Mann gegenüber dachte. Aber das erwähnte er jetzt nicht auch noch, erst einmal war es wichtig, dass sie dieses Treffen hinter sich brachten. Und zumindest war diese unangenehme Spannung verschwunden. „Du hast dich gar nicht verändert seit dem letzten Mal. Nicht einmal älter siehst du aus. Glückwunsch.“ Keine Falten. Immerhin. Allerdings war auch das eher ein Spaß, sie sollte genügend Intelligenz besitzen, das zu bemerken, schließlich war sie alles andere als dumm. Trotzdem war er sich sicher, sie würde darauf reagieren, er wollte nur keine seltsame Stille entstehen lassen.


  • Für einen kurzen Augenblick war ein Lächeln auf den schmalen Lippen ihres Gegenübers erschienen. Es war flüchtig aber dennoch hatte die Blauhaarige einen Blick darauf erhaschen können. Im nächsten Augenblick war sie sich aber schon nicht mehr sicher ob es tatsächlich exisitiert hatte oder ob ihre Augen ihr lediglich einen Streich gespielt hatten. Irritiert musterte die Adelstochter Kyle. Von dem Lächeln fehlte jede Spur und es hatte auch keinen Sinn weiter danach zu suchen, da ihr Gegenüber wieder seine ernste Miene aufgesetzt hatte. Er beherrschte es wahrlich seine Gefühle für sich zu behalten. Wahrscheinlich konnte er damit sogar mit Bianca mithalten. Mit großer Wahrscheinlichkeit war dieses 'Talent' für das Chaos zwischen ihnen in der Vergangenheit verantwortlich. Keiner von Beiden wollte seine Maske ablegen und sich verwundbar machen. Eigentlich eine sehr feige Taktik. Aber von dieser Meinung wollte die Schönheit nichts wissen. Ihre Lippen blieben versiegelt wenn es um Kyles und ihre Vergangenheit ging. Sie mied dieses Thema und bisher war es eigentlich ziemlich gut gegangen. Selbstverständlich. Der Betroffene war schließlich für eine sehr lange Zeit untergetaucht und so war es ein Leichtes dieses Thema zu meiden. Mit Kyles Auftauchen würde sich dies gewiss als schwierig erweisen.
    Als sich die Tochter des weltberühmten Gourmets wieder beruhigt hatte nutzte Kyle diese Gelegenheit gleich wieder um die Blauhaarige auf die Palme zu bringen in dem er sie auf ihr letztes Treffen ansprach. Die einzigartig blauen Augen Biancas verengten sich und fixierten ihren Gegenüber bevor sie sich mit einem abfälligen Laut abwandte und ihre Arme vor ihrer Brust verschränkte. Ganz bewusst hatte die Schöne dieses Treffen verdrängt, da es nicht gerade für ihre Person sprach. Die Peinlichkeit die mit diesem Treffen verbunden war liesen ihre Wangen einen leichten Rotschimmer annehmen aber durch ihr abgewandtes Gesicht konnte Kyle diese Reaktion vermutlich nicht vernehmen. Gut so. Am Ende würde er sich darauf noch etwas einbilden und das brauchte er nun wirklich nicht. Der Adelstochter war es nur unangenehm, dass sie in eine derartig peinliche Situation gekommen war und mehr nicht. Das hatte alles ganz und gar nichts mit Kyle zu tun. Felsenfest davon überzeugt wandte sie sich schließlich doch wieder ihrem Gegenüber zu aber nicht ohne sich vorher das Handtuch etwas straffer um ihren Körper zu wickeln, da es langsam aber sicher immer weiter nach unten rutschte. Nicht verwunderlich wenn es einen derartigen Gefühlsausbruch seiner Trägerin miterleben musste. Selbst ein unbelebter Gegenstand wie dieses Handtuch sucht in diesem Fall mit Freuden das Weite.
    "Sollte das ein Kompliment sein?" Bianca zog eine Augenbraue nach oben und sah Kyle skeptisch an. Warum sollte sie sich auch verändert haben? Es gab an ihr nichts auszusetzen und sie war mit ihrer Person rund um zufrieden. Das die Schönheit sich auch äußerlich kaum verändert hat war ebenfalls nicht verwunderlich. Sie gab gut Acht auf sich und versuchte Stress so gut es ging zu vermeiden. Es war nicht imemr leicht. Schließlich musste sie sich des Öfteren über das gemeine Volk ärgern und das führte schon mal dazu , dass der Blutdruck der jungen Schönheit in die Höhe schoß. Fast schon automatisch fragte sie sich ob Kyle ebenfalls noch der selbe Kyle wie damals war. War er immer noch Derjenige für den sie Sympathie empfand? Schon möglich aber es war viel geschehen und man konnte sich doch schwer nach diesem Wortwechsel ein Bild davon machen oder doch? "Kennst du mich gut genug um dieses Urteil zu fällen?" Ihr Augen suchten sie seinen und liesen nicht davon ab. Abwartend musterte sie Kyle. Sie war beinahe schon beinahe gespannt wie die Antwort ihres Gegenübers ausfallen würde aber lies sich die Anspannung keineswegs anmerken. Auch wenn es ziemlich ungewohnt war mit ihrem Gegenüber zu sprechen so hatte sich die anfängliche Anspannung doch etwas minimiert. Dies bedeutete allerdings noch lange nicht, dass man das Gespräch als angenehm bezeichnen konnte. Wahrscheinlich konnte sogar ein Blinder spüren, dass zwischen den Beiden schon sehr viel vorgefallen war.


  • Kyle sah Bianca an, musterte sie und beobachtete jede ihrer Bewegung, damit ihm nichts entging. Beinahe so, als wären seine Augen unfähig, den Blick von ihr abzuwenden, viel zu interessant war die junge Frau vor ihm, die ihn noch immer auf eine seltsame Art faszinierte. Er konnte nicht sagen, ob es Sympathie war, momentan fand er sie interessant, so wie man Menschen interessant finden konnte, die man seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte und mit denen man etwas verband. Bianca und er hatten einer – wenn auch eher unschöne – Geschichte, er wusste, dass sie beide das am liebsten verdrängen würden. Kyle hatte es nicht wieder ausgraben wollen, vielleicht, weil es irgendwo, ganz, ganz tief in ihm drin, tatsächlich noch wehtat, wenn es auch nur ein winziger Funken war. Doch dessen war er sich selbst nicht einmal bewusst. Nein, alles was er wusste, war, dass er sie versuchte zu durchschauen, sich jede Reaktion einzuprägen und dementsprechend reagieren zu können. Er wollte nicht kalt erwischt werden, nicht von ihr. Von niemandem.
    Als sie sich wegdrehte, konnte er ihr Gesicht nicht mehr sehen und somit entging ihm auch der Rotschimmer auf ihren Wangen, etwas, war er schade gefunden hätte, hätte er es gewusst. „Ringst du nach Fassung?“, fragte er. „Oder ist es dir peinlich?“ Vielleicht sogar beides? Er zog die Augenbrauen kurz ein Stück zusammen, sah ihr wieder in die Augen, sobald sie in seine Richtung sah.
    „Vielleicht“, entgegnete er ruhig. „Sieh es an als was du möchtest.“ Er war sich selbst nicht mal sicher, ob er es ernst oder spöttisch gemeint hatte, wahrscheinlicher war allerdings letzteres. „Wenn du möchtest, kannst du mir sagen, wie ich aussehe. Furchtbar, abartig, widerlich, ekelerregend? In dieser Hinsicht hast du schließlich einen großen Wortschatz, Miss Bianca.“ Nun, das war nun definitiv spöttisch gemeint, wenn es auch keine Beleidigung darstellen sollte. Den ‚Pöbel‘ oder das ‚gemeine Volk‘ – wie sie es so gerne nannte –, konnte man nun mal nicht anders bezeichnen. Wenn man Menschen mit ihr verglich waren diese grundsätzlich weniger wert oder zumindest mit weniger Talent oder gutem Aussehen beschenkt worden. Tatsächlich war sie hübsch, wenn nicht sogar schön, doch darüber wollte er nicht nachdenken. Es war einfacher, wenn sie so miteinander redeten, wie sie es nun taten. Auch wenn er sich, wie so oft, fragte, von wem sie ihr Aussehen geerbt hatte. Die älteren Herren der Familie waren allesamt keine Schönheiten und dass alle nach einer außergewöhnlich schönen Mutter kommen sollten, daran zweifelte er stark.
    „Das wird sich zeigen“, antwortete er Bianca. „Eine Zeit lang dachte ich, ich kenne dich gut genug, um deine Gedanken zu erraten. Vielleicht ist es tatsächlich so, vielleicht hast du dich aber nur äußerlich nicht verändert. Oder vielleicht kannte ich dich nie.“ Er zuckte kurz die Schultern, zum ersten Mal löste er wieder den Blick von ihr, blickte in das Wasser, in dem er eben noch entspannt hatte. Er konnte ihre beiden Abbilder sehen wie sie sich direkt gegenüber standen. Als er hierher kam, hätte er wirklich nicht damit gerechnet. „Dann frage ich nun dich – denkst du, dass du mich kennst? Mich einschätzen kannst?“


  • Cia fuhr mit ihrem Finger über die Wasseroberfläche und beobachtete, welche Schwingungen ihre Bewegung verursachte. Sie folgte anbei den Worten der Blonden Dame. Natürlich war es etwas unhöflich, ihr nicht in die Augen zu sehen, während sie sprach, doch die Wahrsagerin sah den Leuten nicht gern in die Augen. In ihnen konnte man einfach zu viel von den Menschen sehen – ihrer Meinung nach. „Da hast du Recht...“, sie schien etwas Gedankenverloren, die Kreise im Wasser faszinierten die Rosahaarige sehr. „...Hier kann man einfach die Gedanken an alles vergessen und sich entspannen!“, Alicia schloss für einen Moment ihre Augen und lehnte sich zurück.
    „Es freut mich, dich kennen zu lernen Daria! Ich denke von mir ist eine Entschuldigung angebracht, mein Name ist Alicia!“, sie lächelte der Elfe freundlich zu. „Darf ich dich etwas fragen? Du bist doch eine Elfe richtig? Bist du Kämpferisch oder Magisch geprägt?“, Elfen waren schon immer faszinierend für sie. Viele hatten eine poetische und sehr liebevolle Seite, andere hatten sich darauf spezialisiert zu kämpfen und zu verteidigen. Die Neugierde in ihrer Stimme konnte Daria schlecht überhört haben.

    • "Ich bin keine Puppe, die man aus einem verstaubten Regal holt, wenn Jemand gerade nicht da ist, und wenn dieser Jemand wieder zurückkehrt, achtlos ins Regal gestellt wird und wieder von allen... gehasst wird." •


  • Die Begegnung mit Kyle war äußerst befremdlich für die Adelstochter. Ihre letztes Aufeinandertreffen lag schon lange zurück und die Zeit in der sie normal miteinander umgegangen waren, lag noch viel weiter zurück. Diese längst vergangene Zeit hatte sich in Gehirn eingebrannt wie es nur die wenigsten Dinge taten. Nicht etwa weil das blaublütige Mädchen dumm war sondern vielmehr weil sie nur wenige Dinge als derartig wichtig erachtete, um sie sich auf Dauer zu behalten. Ohne es zu willentlich hervorgerufen zu haben, beschlich die Blauhaarige ein Gedanke. Sie fragte sich wie Kyle und sie früher miteinander umgegangen waren. Ob ihre Gespräche damals auch einen bitteren Beigeschmack hatten oder ob dieser negative Part ihnen erspart geblieben war. Vielleicht waren sie immer schon so miteinander umgegangen wie sie es nun taten und sie hatte diese Schattenseite verdrängt. Hatte die Beiden auch früher schon so bewusst auf die Reaktion des Anderen geachtet und versucht die eigenen Emotionen für sich zu behalten? Fragen über Fragen die wohl nicht so schnell beantwortet werden würden. Wenn Bianca diese Fragen selbst nicht beantworten konnte, wer dann? Niemand. Oder? Jedenfalls waren diese Fragen zu diesem Zeitpunkt ohnehin nichtig. Was brachte es schon sie sich zu stellen, wenn man darauf keine Antwort wusste?
    "Selbstverständlich nicht" , gab Bianca schließlich fast schon trotzig zurück und kniff ihre Augenbrauen zusammen. Mehr hatte sie der Neckerei seitens Kyle nicht hinzuzufügen und das gab sie ihn auch durch ihr folgendes Schweigen zu verstehen. Stattdessen schnappte sich sich eine ihrer Locken und zwirbelte sie um ihren Finger. Selbstverständlich konnte Kyle es bei seinem Spott nicht belassen. Wie immer ging er noch einen Schritt weiter um das reiche Mädchen aus der Fassung zu bringen und sich über ihre Reaktion zu amüsieren. Diese Genugtuung wollte sie ihn aber nicht (erneut) geben und so biss sich die Blauhaarige sprichwörtlich auf die Zunge und grinste ihren Gegenüber stattdessen an. "Ich verzichte..." Schließlich lies sie ihre gezwirbelte Haarsträhne wieder los. "Ein großer Wortschatz ist sehr hilfreich und zeugt von Bildung mein Lieber. Daran ist nichts verwerflich." Die Abfälligkeit mit der er ihren Namen aussprach war nicht zu überhören aber die Blauhaarige lies sich auf seinen Spott nicht ein. Ohnehin wäre sie es gewesen, die ihr kleines Wortgefecht gewinnen würde.
    Nachdem sich die Tochter des weltberühmten Gourmet nicht auf Kyles Aussage eingelassen hatte fuhr er mit einem anderen Thema fort. Es war nahezu erstaunlich wie dieser Mensch so rasch von seinem Spott abweichen kann um einem ernsteren Thema nachzugehen. Ohne eine Miene zu verziehen lauschte die reiche Miss den Worten ihres Gegenübers, sie sah in diese warmen, braunen Augen,bis sie sich von ihr abwendeten und über das Wasser schweiften. Einen kurzen Augenblick überlegte die Blauhaarige und lies sich die Worte Kyles durch den Kopf gehen. "Nein ich kenne dich nicht und könnte dich auch nicht einschätzen aber das ist nur selbstverständlich. Man kennt einen Menschen nie vollkommen..." Bianca löste das Handtuch um ihren Körper und legte es sich um die Schultern, da ihr mittlerweile etwas frisch geworden wahr.


  • Die Situation hatte sich blitzartig zu einem einzigen Chaos entfaltet. Die Tochter des reichen Herrn De Saint de Coquille hatte ihn attackiert und die anderen hatten nur verlegene Blicke übrig oder nahmen eilig reißaus. Auch den Grünhaarigen hielt nun nichts mehr im Badehaus, da die bildhübsche Elfe die er verführen wollte auch gegangen war und die restlichen Leute im Badehaus waren nicht wirklich Interessant für den Frauenheld. Der junge Mann zog sich am Rand der Wasserbecken hoch und schlenderte in Richtung der Umkleiden, wo er zuvor seine Sachen verstaut hatte. Denn schließlich wollte er seine Kleidung trocken verwahrt wissen. So war es auch, die trockene Kleidung lag nach wie vor dort wo Carlos sie verstaut hatte. Zusammen mit einem Badetuch nahm er diese, verschwand in einer der Umkleidekabinen aus Holz. Der Grünhaarige trocknete sich ab, legte seine Kleidungsstücke an. Zuletzt zog er das Paar Schuhe an, welches er dabei hatte und machte sich auf den Weg durch den großen Flur hin zu dem Tresen. Wenn Carlos den Tresen erreicht hatte war es ein leichtes das Badehaus zu verlassen den die massive Eichentür war dann nur noch einige Schritte entfernt. Der junge Mann war da und öffnete die große Eichentür. Mit einem sanften aber doch hörbarem knarren und qietschen öffnete sich die Tür nach außen hin und mit eben dem selben qietschen und knarren ging sie auch wieder zu, bevor die Tür ins Schloss fiel. Carlos hatte den Ort aller unruhen verlassen, allerdings war er sich selbst noch nicht sicher was er jetzt tun würde. Der Grünhaarige würde sich wie so oft einfach wieder von seinen Beinen führen lassen, das war oftmals die beste Idee.

    Carlos verlässt das Badehaus


  • Für einen Augenblick beobachtete auch Daria die kleinen Wellen, die das Badewasser nach Alicias Berührung schlug. Jedoch wand sie ihren Blick in die hellen Augen der jungen Frau, als diese ihr eine Frage stellte, die der Blonden ein Lächeln auf die Lippen zauberte. „Ich habe mich der Magie hingegeben.“, erläuterte die Elfin knapp und strich sich eine nasse, verirrte Strähne von der Stirn. „Diese Art des Kampfes ist für mich sehr viel interessanter und zu meist vorteilhafter. Eine schwere Waffe in den Händen zu halten und mit dieser auf meinen Gegner einzuschlagen, das wäre nichts für mich. Allerdings bewundere ich diese Art von Kämpfer. Jeder hat eine Strategie und verdammt.. diese Schwerter oder Äxte sind ganz schön schwer.“ Daria lachte leise. „Aber ich werde meiner Magie treu bleiben. Vor kurzem bin ich bei Kanno als Magierin in die Lehre gegangen und ich freue mich schon sehr darauf, mehr darüber zu lernen.“ Das Mädchen schweifte mit ihren Gedanken kurz ab, erinnerte sich an ihre ersten Male, als sie ihre magischen Fähigkeiten ausprobierte und das gute und neue Gefühl, das sie dabei hatte. Ein leichtes Kopfschütteln brachte sie zurück ins Hier und Jetzt und etwas entschuldigend sah sie wieder zu ihrer neuen Bekanntschaft. „Wie ist das bei dir? Wofür entscheidest du dich im Kampf, wenn es dazu kommt?“


  • Kyle war sich nicht sicher, was er von diesem Gespräch halten sollte. Er war müde und erschöpft und die dunklen Ringe unter seinen Augen dürften Bianca nicht verborgen geblieben sein, dennoch redeten sie nun miteinander und schafften es nicht, diese Situation zu beenden und getrennte Wege zu gehen. Was aber auch daran lag, dass Kyle noch nicht in der Lage dazu war, loszulassen. Und würde er jetzt einfach gehen, würde er das tun, das wusste er. Also würden sie dieses Spielchen weiterhin spielen, bis sie sich bald wiedersahen und alles so ablief wie immer. So wie heute. Vielleicht würde es immer so weitergehen, vielleicht konnten sie gar nicht anders miteinander kommunizieren.
    „Einen großen Wortschatz, den du ausschließlich dazu verwendest, deine materielle Überlegenheit zu verdeutlichen, hm?“ Er grinste sie sarkastisch an, verkniff sich aber eine Aussage über ihren emotionalen Zustand. Den kannte er nicht, dazu hatte er sie zu lange nicht mehr gesehen, außerdem war das etwas, was ihn wahrscheinlich ebenso sehr treffen würde wie ihn selbst. Und er hatte nicht vor sie zu verletzen – und sich selbst ganz bestimmt auch nicht.
    Ihre Antwort auf seine Frage überraschte ihn nicht im geringsten. „Nie“, murmelte er kurz in Gedanken versunken. „Das ist gut möglich.“ Erneut grinste er, noch immer nicht freundlich. „Pessimistisch wie eh und je. Du scheinst ansteckend zu sein, fast wie eine Krankheit. Überträgst deine Einstellungen auf andere Menschen, was dir zu passen scheinst. Schließlich bist du die einzige, die recht hat, nicht wahr?“ Sie hatte bestimmte Ansichten und niemand konnte sie vom Gegenteil überzeugen. Sie war eine sture Prinzessin, die nicht aus ihrem goldenen Käfig ausbrechen konnte, auch wenn sie wollte. Nicht für immer, aber ihren Kopf aus dem Fenster strecken, vielleicht die Beine nach unten baumeln lassen.
    Kyle würde ihr gern helfen. Vielleicht war es das, was die beiden damals verbunden hatte. Nein. Das alles waren nur Vermutungen und es brachte nichts, weiterhin darüber nachzudenken. Bianca war nicht zu helfen und obwohl er insgeheim gern noch weiter darüber nachgedacht hätte, was die beiden verband und was sie wohl von alledem hielt, brachte es nichts und er wandte sich der kühlen, meist beherrschten Schale der Eiskönigin zu. „Das erste Gesicht, dem ich begegne, bist du. Welch ein Glück.“ Er sah ihr erneut direkt in die Augen.


  • Die Stimmung, welche zwischen den Beiden vorherrschte war sonderbar. Sie standen hier inmitten des Badehauses. Sie genossen im Vergleich zu den anderen Gästen kein entspannendes Bad in einem den zahlreichen Becken. Sie standen hier zwischen Tür und Angel und hatten sich seit ihrer Begegnung nicht von der Stelle bewegt. Ungefähr so konnte man auch ihre Beziehung zueinander beschreiben. Wenn ihre Beziehung zueinander gut gewesen wäre, hätten sie das Badehaus vielleicht gemeinsam hinter sich gelassen und sich danach irgendwo niedergelassen um zusammen etwas zu trinken oder einen Spaziergang zu unternehmen. Wäre ihre Beziehung abgrundtief schlecht gewesen, hätten sie einander ignoriert und jeder wäre seinen Weg gegangen. Es war nichts Ganzes und auch nicht Nichts. So war es seit jeher gewesen und wahrscheinlich würde es auch immer so sein. Keiner von Beiden war bereit dazu das Gespräch zu beenden und das obwohl sie eigentlich Nichtigkeiten austauschten und einander die Schattenseiten aufzeigten. Wohin führte das? Eine Frage die man nicht zwangsläufig beantworten musste. Man konnte einfach abwarten. Vielleicht war das sogar das Einzige was man tun konnte. Bianca selbst verspach sich nicht sonderlich viel von diesem Gespräch und doch tat es irgendwie gut Kyle wohlbehalten wieder zu sehen auch wenn seine Augenringe Bände sprachen. Er war am Leben und allein diese Tatsache erleichterte die Schönheit mit dem blauen Haar. In seiner Abwesenheit war sie sich nicht einmal seines Überlebens sicher. Woher auch? Kyle war für eine sehr lange Zeit verschwunden gewesen und da malte man sich bald das Schlimmste aus.
    "Vielmehr ein großer Wortschatz, welcher verdeutlicht, dass ich eine entsprechende Bildung genossen habe." Unglaublich das dieser Kerl es schaffte pausenlos auf ihrer Art herumzutrampeln und das auch noch ohne eine Spur Reue zu zeigen. Bianca würde ihn aber unter keinen Umständen die Genugtuung geben und wieder aus ihrer Haut fahren, denn die Tochter des berühmten Gourmet beschlich so langsam aber sicher das Gefühl, dass Kyle genau dies provozierte. Dieses Spielchen konnte man allerdings auch gut zu zweit spielen. Schließlich ließ Kyle nicht locker und nach seinem missglücktem Versuch die Schönheit aufzuziehen, wagte er gleich noch einen Versuch. Ein Lachen verlies die Lippen Biancas. "Du verwechselst pessimistisch mit realistisch und du scheinst außerdem zu vergessen, dass die Einstellung anderer Menschen mich in keinster Weise kümmern." Das reiche Mädchen zuckte mit den Schultern. Sie hatte noch nie viel auf die Meinung Anderer gegeben also warum sollte sie plötzlich damit beginnen? Ein idiotischer Gedanke. Die Blauhaarige ging nicht weiter auf das Spielchen ihres Gegenübers ein. Weder verneinte noch bejahte sie seine Aussage. Sie sah Kyle einfach nur an. Bianca hoffte in dem Fall, dass Blicke mehr als tausend Worte sagten. Auf seine Aussage hin, dass sie das erste Gesicht war, dass Kyle gesehen hatte, hob die Schönheit eine ihrer Augenbrauen an. "War das Sarkasmus?" Irgendwie konnte sie sich kaum vorstellen, dass er diese Worte ernst meinte. Das wäre äußerst untypisch für ihn. Seltsamerweise hatte Bianca allerdings immer das Gefühl, dass er lediglich mit ihr auf diese Art und Weise sprach. Zu Anderen war er wesentlich freundlicher. Die verwöhnte Göre musterte das Gesicht ihres Gegenübers um vielleicht darin bereits die Antwort auf ihre Frage zu finden. Das bescheuerte Grinsen war zumindest aus seinem Gesicht verschwunden aber dennoch war dies gewiuss kein Zeichen dafür, dass er es ernst meinte. Wahrscheinlich würde er sogleich zu lachen beginnen oder sein bescheuertes Grinsen würde erneut seine Lippen zieren.


  • Kyle musterte Bianca lange, bevor er antwortete. Nicht, weil er großartig überlegen musste, was er erwiderte, sondern weil er einen Moment der Ruhe genoss und es auf irgendeine Weise auch schön war, Biancas Gesicht zu sehen. Er hatte nicht mitbekommen, was in seiner Zeit der Abwesenheit hier passiert war, aber alleine die Verluste, die sie alle hatten einbüßen müssen, war Zeichen genug gewesen, dass es sicherlich nicht allen gut ging. Er wusste nicht genau, wie sie sich fühlte, auch ihre Zofe war ums Leben gekommen, ebenso wie ein Angehöriger ihrer Familie, auch wenn er bezweifelte, dass sie zu diesem ein enges Verhältnis gehabt hatte. Doch das Leben in ihrer Gemeinschaft war noch nie einfach gewesen, Dörfer wurden zerstört, Menschen getötet. Und Kyle war verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt und noch immer zerfraßen ihn so manche Gedanken und Albträume, hielten ihn davon ab, zu seinem früheren Selbst zurückzukehren. Doch er bezweifelte auch, dass es jemals dazu kommen würde, er konnte nicht mehr so unbeschwert sein, stets freundlich sein und lächeln, jedem eine Chance geben. Es war unmöglich geworden, obwohl er in geheimen Momenten diesem alten Kyle nachtrauerte.
    „Du hattest die Möglichkeiten für gute Bildung und nutzt sie dafür, andere niederzumachen und stets die Bianca zu zeigen, die allen überlegen ist. Oder die gerne allen überlegen wäre.“ Er grinste nicht mehr, nicht einmal mehr sarkastisch, stattdessen schien er sie weiterhin nachdenklich zu mustern, war deutlich ernster geworden. Wieder einmal. „Nein, die kümmert dich nicht“, stimmte er ihr schließlich zu, „und das ist gut so. Es wäre unerträglich, würdest du jammern, weil jemand eine andere Meinung hat als du. Oder würdest du weinen, weil jemand dich nicht mag.“ Dann würde sie wahrscheinlich gar nicht mehr damit aufhören, Tränen zu vergießen, doch er wusste, dass sie nicht einmal mit Absicht Leute von sich stieß. Es war ihre Art, sie hatte weder vor, von allen geliebt noch von allen gehasst zu werden. Sollten die Menschen von ihr denken, was sie wollten. In diesem Punkt war sie unabhängig.
    „Sarkasmus?“, fragte er nach, wirkte beinahe irritiert. „Nein, war es nicht. Ich bin noch nicht lange zurück, zuvor bin ich keinem begegnet. Oder ich habe niemanden erkannt, niemanden wirklich angesehen. Bei dir ist es schwer, dich nicht zu bemerken, besonders, wenn du in mich hinein läufst.“ Er hob eine Augenbraue und legte sich eine Hand in den Nacken. Er wusste nicht, ob dieses Gespräch bald enden oder noch lange fortdauern würde, er konnte es nicht einschätzen. Kyle war sich außerdem nicht sicher, was von beidem ihm lieber war.


  • Der Blick ihres Gegenübers war unangenehm und penetrant aber die wohlhabende Schönheit ließ sich dadurch nicht beirren. Sie war es nicht anders gewohnt als von den Menschen in ihrer Umgebung angestarrt zu werden. Egal wohin sie auch ging, sie war ständig ein Blickfang. Niemand konnte sich von ihr abwenden, selbst wenn er es wollte. Bianca hob sich von der Masse ab und das war auch gut so. Es war ihr zuwider mit dem gemeinen Volk gleichgesetzt zu werden. Sie war wohlhabend und ihre Familie war einflussreich. Die anderen Menschen sollten dies auch sehen. Für Gewöhnlich bemerkte sie die Blicke der Anderen gar nicht mehr aber der Blick ihres Gegenübers war anders oder zumindest empfand die Blauhaarige ihn als anders. Mit großer Wahrscheinlichkeit lag es daran, dass sie eine gemeinsame Geschichte hatten und Kyle für sie nicht mit der Masse gleichzusetzen war. Nicht etwa weil er etwas derartig Besonderes war sondern weil er irgendwie anders war. Kyle hatte sie niemals besonders behandelt oder sie lediglich auf ihren Reichtum reduziert und möglicherweise gab es da irgendwas tief in der Blauhaarigen, das genau darauf gewartet hatte. Unbewusst natürlich. Niemals hätte die Adelstochter diese Gedanken mit ihm geteilt. Sie glaubte diesen tief verborgenen Gedanken nicht einmal selbst und vergrub ihn ganz gern unter all den Nichtigkeiten. Mit einem Lächeln auf den Lippen lauschte sie den Worten ihres Gegenübers. Als er fertig gesprochen hatte entglitt der reichen Schönheit ein Lachen. „Du urteilst ohne zu wissen, was dahinter steckt. Macht dich das zu etwas Besserem?“ Sie sah ihrer Bekanntschaft tief in die Augen. Was glaubte Kyle eigentlich? Bei ihrem ersten Treffen seit Langem versuchte er die Hintergründe in den Vordergrund zu rücken um sich ein Bild über die Blauhaarige zu verschaffen. Wie gewaltig er doch irrte. Vielleicht hatte er sie tatsächlich nie gekannt. Vielleicht war er doch nur einer von Vielen. War Bianca deswegen enttäuscht? Keine Ahnung. Wenn sie es war, konnte sie ihre etwaige Enttäuschung gut verbergen. Unberührt fuhr sie im Gespräch fort. „Natürlich ist es gut so. Es wäre dumm etwas auf die Meinung Anderer zu geben. Jeder führt sein eigenes und einmalige Leben und das sollte er niemals von Anderen abhängig machen.“ Allein die Vorstellung sie würde aufgrund einer anderen Meinung in Tränen ausbrechen amüsierte die Blauhaarige. Wie absurd. Insgeheim fragte sich die Tochter des berühmten Gourmets ob es tatsächlich solche Menschen gab, die so handelten. Wenn ja taten sie ihr auf gewisse Art und Weise Leid.
    Der irritierte Blick Kyles verwunderte Bianca. Es schien beinahe so als wäre es für ihn derartig absonderlich, dass er Gebrauch von Sarkasmus machte. Das Mädchen mit dem blauen Haar wusste es allerdings besser. Beinahe ihr ganzes Gespräch war von Sarkasmus und Ironie behangen. Es schien beinahe so, als wären die Beiden nicht in der Lage normal miteinander zu sprechen. „…oder wenn du dich mir in den Weg stellst“, fügte Bianca den Worten ihres Gegenübers noch hinzu. Gewiss ließ sie die kleine Stichelei seitens ihrer Bekanntschaft nicht einfach so auf sich sitzen aber mit großer Wahrscheinlichkeit war Kyle dies klar und vermutlich hatte er genau diese Tatsache mit seiner Aussage heraufbeschworen.


  • Kyle brauchte Bianca nur ansehen und er konnte zumindest grob erraten, was sie dachte. In welche Richtung ihre Gedanken gingen. Ihrem Blick nach zu urteilen stellte sie sich im Moment höher als andere Menschen, doch das war nicht besonders schwer gewesen. Schließlich dachte sie oft genug daran, Kyle wusste das, auch wenn sie sich entfremdet hatten.
    Anscheinend waren sie noch nicht fremd genug, sonst wären sie aneinander vorbei gegangen, den Blick gesenkt, vielleicht hoch erhoben und durch den anderen hindurch blickend. Aber es war immer noch etwas da, irgendetwas, was sie beiden anzog wie die Motten das Licht, auch wenn er sich weigerte, an positive Gefühle zu denken. Es war lediglich die gemeinsame Geschichte, die sie hatten, die Vergangenheit, die sie beide hinter sich lassen wollten und nicht konnten. Weil sie am Ende eben doch nicht wollten. Doch Kyle wusste das noch nicht, ebenso wenig wie Bianca das bereits herausgefunden haben dürfte.
    Nein“, antwortete er ihr ohne zu zögern und schüttelte den Kopf, um diese Aussage zu unterstreichen. „Ich stelle Vermutungen auf. Ich weiß nicht, ob mein Urteil über dich immer noch gerechtfertigt ist.“ Sein Urteil, dass er vor seinem Verschwinden gefällt hatte, seine Meinung über Bianca. „Ich kann nicht einfach über dich urteilen.“ Kurz musste er dem Drang widerstehen, einen Schritt auf sie zuzugehen, konnte sich aber beherrschen und bewegte sich nicht einen Millimeter in ihre Richtung.
    Er brauchte allerdings eine Weile, um auf ihre nächste Aussage zu reagieren, sah sie unverwandt an und erwiderte ihren Blick. „Ich würde dir gerne ein Kompliment deswegen machen“, murmelte er. „Aber ich lasse es. Du brauchst es nicht und es würde nichts bringen.“ Er grinste noch immer nicht. „Zumal ich es anscheinend doch nicht so sehr will, wenn ich es nicht tue.“ Doch, eigentlich wollte er. Aber er würde ihr das nicht zeigen, würde sich nichts davon anmerken war. Bianca war nicht die einzige, die sich unter Kontrolle hatte, Kyle hatte dazu gelernt.
    Ich stelle mich dir in den Weg, wenn ich aus dem Bad steige? Das nächste Mal bleibe ich am besten sitzen, dann kannst du dich revanchieren und mich retten, wenn ich aus dem Wasser gezogen werden muss.“ Er allerdings nicht, weil er hinein gefallen, sondern zu lange drin geblieben war. Und das war immerhin schon ein ziemlicher Unterschied, da er ihretwegen sitzen bleiben würde. Müssen würde. Er würde es nicht tun, natürlich nicht, er wollte nur die Stichelei ein wenig weiter fortführen. Alles andere wäre seltsam zwischen ihnen, sonst würden sie sich anschweigen und trotzdem nicht gehen können.
    Es war ihm egal, dass sie einen der Wege zwischen den Bädern blockierten. Sollten die anderen an ihnen vorbeischwimmen, am besten wäre es, es würde niemand ihr Gespräch mitbekommen. Es ging keinen etwas an, im Moment fühlte er sich, als wäre diese Situation so unglaublich intim, dass… Ja, dass was? Er sollte gehen. Er sollte wirklich endlich gehen, sonst würde das Gespräch niemals enden, aber er konnte nicht. Nur ein Gedanke streifte in diesem Augenblick durch den Kopf.
    Noch nicht.


  • Julia betrat schwer atmend das Badehaus. Die Einkäufe waren nicht gerade leicht und wenn Julia ehrlich war hätte sie sich wirklich darüber gefreut wenn Joe ihr diese Last abgenommen hätte. Aber das war ja nicht der erste schwere Einkauf den sie allein nach Hause tragen musste. Als sie durch die Eingangshalle auf die Treppe zulief grüßte sie die anwesenden Gäste alle mit einem freundlichen Lächeln. Dann schritt sie die alten Stufen nach oben, ging in die Küche und verstaute die Einkäufe in den dafür vorgesehenen Schränken. Sobald alles verstaut war gönnte sich Julia ein kurzes, entspannendes Bad und machte sich dann bettfertig. Schließlich hatte sie ihre Arbeit für heute erledigt und zudem waren ja auch Persia und Melody anwesend um ein wenig nach den Gästen zu sehen.
    Nach einer ruhigen, erholsamen Nacht und einem guten Frühstück zog sich Julia eines ihrer liebsten Kleider an, machte ihre Haare zurecht und verließ das Badehaus mit Mantel, Schal und Mütze.
    Geht~


  • Die Antwort ihres Gegenübers kam rasch. Rascher als die blauhaarige Schönheit es erwartet hatte. Bestimmtheit lag in Kyles Worten. Er war felsenfest von seinen Worten überzeugt, sonst hätte er zumindest eine Sekunde gezögert, bevor er zu einer Antwort ansetzte. Er war wahrhaftig. Seine Mimik und Gestik stimmten mit seiner Aussage zu hundert Prozent überein. Ohne es zu wollen fragte sich Bianca wie sein Urteil bezüglich ihrer Person früher war aber sie lies sich nichts anmerken. Ihre Gesichtszüge blieben unverändert und doch wunderte sie sich warum sie sich derartige Gedanken machte. Vielmehr sollte Kyle sich fragen wie sie über ihn dachte nachdem was geschehen oder auch nicht geschehen war. Generell war die hochgeborene Miss der Meinung, dass ihr Urteil von wesentlich wichtigerer Bedeutung war, als das seine. Warum interessierte sie sich also für die Meinung eines simplen Bauernjungen? Er war doch nicht mehr wert als das restliche Gesindel in diesem mickrigen, schäbigen Dorf. Die Adelstochter wusste aber, dass dem nicht so war. Er war nicht wie all die Anderen hier. Im Gegensatz zu den Gesprächen mit dem gemeinen Volk war dieses hier anders. Man konnte es keineswegs als einen netten Plausch unter Freunden bezeichnen aber dennoch war es auf eine gewisse Art und Weise untypisch für Bianca auf diese Art und Weise mit Menschen umzugehen. Aus einem ihr unbekannten Grund war es für die Schönheit unmöglich ihn wie die Anderen zu behandeln und dennoch konnte sie keinen normalen Smalltalk führen. Sie hätten einandern nichts zu sagen. Dies war vermutlich der Grund warum sie sich in dieses scheinbar unwichtige Gespräch flüchteten. Beide kamen aus derartig unterschiedlichen Welten, dass es unmöglich war auf normaler Ebene zu kommunizieren. Diese unterschiedlichen Welten hatten in der Vergangenheit beinahe zueinander gefunden und nun wussten die beiden Welten nicht wie es weitergehen sollte. Waren sie noch immer so fremd wie zu anfangs oder waren sie sich ein Stück näher gekommen. Wo sollten die ansetzen? Die Antwort auf diese Frage würde ausbleiben. Niemand wusste die vielleicht offensichtliche Antwort darauf. "Jeder urteilt zu jedem Zeitpunkt...", gab die wohlhabende Miss de Sainte Coquilles knapp und ohne die Miene zu verziehen von sich. "...ob reich oder arm, hässlich oder bildschön, Männchen oder Weibchen, alle." Ein undeutbares Lächeln hatte sich auf ihre Lippen gestohlen und sie sah Kyle durch ihre saphirblauen Augen an. Das Grinsen von Kyles Lippen war zu diesem Zeitpunkt verschwunden. Es fehlte jede Spur von ihm und man mochte kaum glauben, dass es überhaupt jemals da gewesen war.
    Die anschließende Aussage ihres Gegenübers führte zur Verwirrung seitens des wohlhabenden Mädchens. Wahrscheinlich war es genau dies, was Kyle auch damit bezwecken wollte. Schwer zu sagen ob er diese Aussage nur getätigt hatte um ihre Reaktion darauf zu prüfen oder aber ob er sein etwaiges Kompliment auf eine sehr untypische Art und Weise rüberbringen wollte. Kurzzeitig formten sich die Augen Biancas zu Schlitzen um dem Grund auf die Spur zu kommen. Vergebens. Es hatte keinerlei Sinn hinter seine Beweggründe dafür zu kommen, da er sie zu gut verbarg. Als Kyle mit seiner Aussage zum Ende kam, musste die Blauhaarige lachen. Es war kein fröhliches Lachen und auch kein schadenfrohes. Vielmehr schien es Überlegenheit zu vermitteln. "Ich schätze allein, dass du es angesprochen hast, macht es zu einem Kompliment." Ganz egal wie sehr er es nun verneinen würde, Bianca wusste es besser. Warum sollte man etwas ansprechen, wenn man es nicht wirklich wollte? Vorallem wenn es um so etwas banales wie ein Kompliment ging. Die Tochter des weltberühmten Gourmets war es gewohnt von Komplimenten überhäuft zu werden und daher war es nichts Neues für sie. In gewisser Weise aber doch. Bianca konnte sich nicht daran erinnern, dass ihr Gegenüber ihr schon einmal ein Kompliment gemacht hatte. Wenn dann lag es eine gefühlte Ewigkeit zurück.
    " Du erweckst nicht den Eindruck, dass man dich retten müsse", erwiderte Bianca unbekümmert und lies sich nicht anmerken, wie unangenehm ihr die Situation damals war. Möglicherweise sah man einen leichten Rotschimmer auf ihren Wangen aber die Adelstochter wusste wie sie dies verbergen konnte und wandte ihren Blick von Kyle gekonnt ab. Der Blick der wohlhabenden Schönheit ruhte auf dem Wasser. Sie fragte sich wieviel Zeit mittlerweile vergangen war und wie lange dieses Gespräch noch dauern würde. Zu jedem Zeitpunkt hätte sie es abbrechen und Kyle zurücklassen können aber irgendetwas hielt sie davon ab. Irgendetwas war noch nicht bereit von dannen zu ziehen. Irgendetwas in ihr konnte nicht loslassen. Hätte man sie darauf angesprochen, hätte Bianca es vehement abgestritten.


  • Alicia schmunzelte amüsiert. Eine interessante Elfe. Ihren Worten folgend wurde das kleine Lächeln in ihren Mundwinkeln immer größer. „Da hast du recht. Waffen sind wirklich nicht gerade leicht. Wofür ich mich entscheide? Ich liebe den Nahkampf. Ich habe es bisher nicht anders gelernt, denn... ein guter Freund von mir zog schon immer das Schwert der Magie vor. Wenn ich ehrlich sein soll, würde ich gerne ein wenig Magie lernen... Meine Mutter ist zum Beispiel Heilerin. Es ist ein interessanter Beruf.“, die Rosahaarige lehnte sich etwas zurück. „Ich bin eigentlich Wahrsagerin. Aber auch irgendwie nicht. Ich mag es gerne, den Menschen einen kleinen Schubs in die Richtung zu geben, doch andererseits kann ich mich nicht entscheiden, was ich nun letztlich werden möchte. Ich würde so vieles ausprobieren...“, sie dachte nach. Tatsächlich verübte sie keinen wirklichen „Beruf“ sie wusste von allem ein bisschen und doch irgendwo nichts. Alicia schüttelte den Kopf: „Bisher habe ich mich immer für mein Schwert entschieden. Es mag sich vielleicht etwas gewalttätig anhören... Doch das Gefühl, sein Schwert aus dem schafft zu ziehen und einen Gegner mit eigener Kraft zu schlagen... Das kann ich einfach nicht beschreiben. Damals – als wir aus Alvarna flüchten mussten, da hatte ich einen solchen Kampfgeist in mir, dass ich trotz der Schmerzen und der Narbe die ich noch davon trage, wirklich stolz auf mich bin die Leute verteidigt zu haben!“, ja diesen Kampf würde sie nie vergessen. Es war ein Kampf auf Leben und Tod gewesen. Lächelnd blickte sie die Elfe an. „Ich mag es eigentlich nicht wirklich gewalttätig zu sein und ich liebe Magie. Es hat mich einfach der Umstände wegen woanders hin verschlagen. Ich finde es beeindruckend, dass du dich der Magie so verschrieben hast! Darf ich fragen, welche Zauber du bereits beherrschst?“, Cia war eigentlich recht stolz auf sich. Für gewöhnlich öffnete sie sich den Menschen nicht so schnell, doch Daria faszinierte sie doch zu sehr.

    • "Ich bin keine Puppe, die man aus einem verstaubten Regal holt, wenn Jemand gerade nicht da ist, und wenn dieser Jemand wieder zurückkehrt, achtlos ins Regal gestellt wird und wieder von allen... gehasst wird." •


  • „Wirklich?“, erwiderte die junge Magierin überrascht, als Alicia ihre Liebe zum Nahkampf und Umgang mit ihrem Schwert ausdrückte. Es war etwas, womit Daria nicht gerechnet hatte, da die rosahaarige Dame nicht wirklich vor Körperkraft strotzte. Zumindest war sie eine zierliche Frau.. mit gewissen Vorzügen. Aber wahrscheinlich war dies wieder ein perfektes Beispiel, wie sehr man sich in Menschen doch täuschen kann. Ein Lächeln malte sich auf die Lippen der Blondine, als ihr Gegenüber die Kunst des Wahrsagens ansprach und sofort klinkte sich das Mädchen in das Thema ein. „Du beherrscht das Wahrsagen? Wow, nicht viele haben das Glück, diese Gabe zu bekommen. Oder zumindest.. gibt es wenige, die auch wirklich dazu in der Lage sind und es nicht einfach vorgaukeln.“ Und Daria traute ihrer neuen Bekanntschaft nicht zu, dass sie eine dieser Gaukler war. „Nun, Alicia, du bist noch jung. Und du hast dadurch noch genug Zeit um herauszufinden, was du aus deinem Leben machen willst. Außerdem lassen sich der Nahkampf und die Magie auch verbinden.“ Daria schöpfte mit ihren Händen etwas des heißen Wassers und kippte es über ihr Gesicht und nachdem sie einen Moment inne gehalten, die Augen geschlossen und die Ruhe genossen hatte, antwortete sie der Wahrsagerin. „Bis jetzt beherrsche ich leider nur einen Zauber der Arkanmagie. Laut Kanno nennt er sich Verwandlung und ich glaube.. der Name spricht dabei für sich.“, schmunzelte die Magierin, ehe sie einmal abtauchte und sich anschließend die blonde Mähne zurück strich. „Ich denke.. es ist für mich langsam an der Zeit, das Wasser zu verlassen. Sonst gleicht meine Haut die einer alten Omi. Und wer will das in unserem Alter schon?“ Ein schwaches Grinsen lag auf ihren Lippen. „Danke für die netten Worte und hoffentlich sieht man sich mal wieder? Vielleicht sogar schon bald in Kannos Stube, damit du bei dem meinem Meister einen neuen Zauber erlernen kannst?“ Daria verließ die heiße Quelle, drehte sich kurz bevor sie die Damenumkleide betrat nochmals zu Alicia und winkte ihr. Die Elfin flocht ihre feuchten Haare zu einem Zopf, streifte sich ihre Kleider über und verließ das Badehaus.


  • Das Gespräch zog sich in die Länge, zehrte von ihm und seiner Kraft. Er wusste, dass er später ausgelaugt sein würde, müde, zu müde, um klar denken zu können und doch noch immer nicht müde genug, um zu schlafen. So ging es seit Tagen, Wochen, vielleicht Monaten. Er hatte sein Zeitgefühl verloren. Wie lange war Cammy schon tot?
    Und wenn er schlief, wurde er verfolgt. Verfolgt von Albträumen und Nachtmahren, Wesen, die ihn quälten und ihn niemals genesen ließen. Wie sollte er vergessen, was gewesen war? Jemals loslassen können? Er hing an Cammy, weil sie stets bei ihm war. Auf jedem Weg begleitete sie ihn, hielt sich an ihm fest, damit er sie niemals vergaß. Und Bianca – Bianca.
    Bianca wollte er nicht vergessen. Das hieß, doch, er wollte es und gleichzeitig auch nicht. Er konnte nicht, weil es endgültig wäre. Eigentlich wäre es am besten, würde er beide nicht vergessen, weder Bianca noch Cammy, doch die Gedanken schmerzten ihn und er würde niemals zur Ruhe kommen. Vielleicht würde er kaputt gehen. Durch sein Verschwinden hatte er sich auch den letzten Rest Freundschaft zerstört, der noch geblieben war.
    Seine ehemalige Liebste, das blauhaarige Biest, die adlige Schönheit, sie stand vor ihm und sie redeten. Nicht wie in alten Zeiten und doch ganz genau so. Hatte sich etwas verändert? „Mag sein“, stimmte er zu, klang etwas abwesend, während er sie musterte. Oder sah er durch sie hindurch? „Aber es bleibt nicht unbedingt ein bleibendes Urteil. Wir nehmen es wahr, aber es ändert nicht zwingend unsere Meinung über einen Menschen.“ Kyle senkte kurz den Blick, Müdigkeit überfiel ihn. Aber er wollte nicht gehen, konnte nicht gehen. Nicht jetzt. Nicht schon.
    „Du siehst doch sowieso beinahe alles als ein Kompliment an. Das überrascht mich also nicht.“ Er bestritt nicht, dass es als Kompliment gemeint war, das wäre unsinnig – schließlich stimmte es. Allerdings würde er es auch nicht zugeben, ihr nicht diese Genugtuung vergönnen.
    „Nicht?“, fragte er wenig überrascht. Er hatte den Blick erneut auf sie gerichtet, doch nun wandte sie sich ab. Er fragte nicht nach, weshalb sie auf das Wasser sah, ob sie etwas versteckte, eine mögliche Reaktion auf seine Worte vielleicht. Er musste es nicht wissen, nicht unbedingt.
    Ihm lag es auf der Zunge, etwas zu erwidern. Warum denkst du das? Ich bin nicht immer der, der andere retten kann. Besonders im Moment würde es ihm schwerfallen. Er könnte sich in diesen verstreichenden Sekunden wahrscheinlich nicht einmal selbst retten. Er versank nicht im Selbstmitleid und er sprach diese Gedanken nicht aus, doch er fragte sich, ob sie dachte, er sei gesund. Das war er nicht. Er war kaputt und verbraucht und ausgebrannt. Er brauchte einfach eine Zeit, bis er wieder bei Kräften war. Irgendwann war er es wieder. Vielleicht half es ihm, zurück zu sein. Vielleicht würde seine Rückkehr alles noch schlimmer machen. Die Zeit würde es zeigen.


  • Kyle wirkte müde, beinahe als koste ihn dieses Gespräch in etwa so viel Kraft wie es die Blauhaarige kostete. Es war mühsam und es zerrte an einem wie ein tollwütiges Tier. Dennoch konnte man es nicht hinter sich lassen. Bianca beschäftigte sich selbstverständlich nicht damit warum dem so war. Für die reiche Schönheit war es einfach so. Es zu hinterfragen würde nur Dinge in ihr aufwirbelen, die sie unter keinen Umständen gebrauchen konnte. Dinge aus der Vergangenheit die allen Anschein nach in der Gegenwart dennoch vorhanden waren auch wenn sie es leugnete. Die Aussage ihres Gegenübers war korrekt daher stimmte die blauhaarige Schönheit ihm nickend zu. Ihr Blick war ebenso leer wie der seine. Vielleicht lag es daran, dass dieses Gespräch sich dem Ende neigte oder aber weil es unheimlich viel Kraft kostete mit Kyle zu sprechen. Bianca bemühte sich, sich dies nicht ansehen zu lassen auch wenn ihr geschwächter Blick etwas anderes sagte. Kyle würde sie nicht darauf ansprechen. Warum auch? Das würde zwangsläufig eine Gegenfrage hervortun und so wie sie den jungen Mann in Erinnerung hatte, wollte er auf die etwaige Gegenfrage nicht antworten. Der Kopf der Adelstochter hob sich als Kyle ihre als selbstverständlich gesehene Aussage mit einer einer Frage beantwortete. Bis jetzt hatte sie imemr den Eindruck gehabt, dass er sehr gut mit allem klar kam. Für sie war es immer Kyle der mit allem selbst klar kam und niemals um Hilfe bat. Der Blick Biancas war fragend und ein Fünkchen Überraschung war darin zu erkennen. Bisher hatte sie diese Meinung von ihm nie angezweifelt weil er ihr niemals einen Grund dafür gegeben hatte. Bis jetzt. Ein wenig überforderte diese Antwort die Blauhaarige. Damit hatte sie wirklich nicht gerechnet und dementsprechend wusste sie auch nicht was sie darauf erwidern sollte darum sah sie ihren Gegenüber erstmals mit ihren blauen Augen durchdringlich an. bevor er sich von ihr abwandte. Möglicherweise hatte er sich verplapprt und bereute seine knappe aber bedeutungsschwangere Antwort. Auch Bianca wandte ihren Blick wieder ab, setzte kurz zu einer Antwort an aber beschloss dann doch vorerst zu schweigen und die zwischen ihnen aufkeimende Stille auf sich wirken zu lassen. Es war keine Stille im Sinne von ' Wir haben uns nichts zu sagen' sondern eine bedachte Stille oder zumindest hatte die wohlhabende Miss diesen Eindruck.
    Schließlich durchbrach die Stimme der Adelstochter doch noch die entstandene Stille. "Zumindest glaube ich nicht, dass du um Rettung bitten würdest..." Sie würde es vermutlich auch nicht tun. Das Wort 'vermutlich' konnte man sogar ganz streichen. Bianca würde ganz bestimmt nicht tun. Sie war auch nicht bereit um Hilfe zu bitten wenn es um die wichtigen Dinge im Leben ging, da sie eine starke Persönlichkeit war und diese Persönlichkeit nicht angekratzt werden durfte. Es war etwas anderes jemanden zu haben, der einem die Haare bürstete als jemanden zu haben, der einem bei dem persönlichen, emotionalen Ballast beistand. Solche Menschen hatte Bianca vielleicht einmal aber das war lange her. Zu lange. Vielleicht war es Felicity oder Alicia und möglicherweise war es auch ihre Zofe Tabatha aber sie alle hatten Bianca eines Tages verlassen. Manche waren für immer weg und manche hatten sie nur emotional verlassen. Es machte kaum Unterschied. Die Tatsache war das sie damit alleine dastand. Das Adelstöchterchen verkniff sich ein Seufzen und erhob ihr Haupt erneut um den Blickkontakt mit ihrem Gegenüber zu suchen. Ein Lächeln schlich sich auf die Lippen der Schönen. Ihr Lächeln war nicht zu deuten. Unergründlich wie eh und je. Sie verringerte den Abstand zwischen sich und Kyle und streckte sich um an seine Wange zu gelangen. "Auf Wiedersehen, Kyle." Bianca hauchte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Ihre Lippen berührten seine Haut nur für den Hauch einer Sekunde, bevor sie sich wieder von ihm entfernte. "Gib Bescheid falls du wieder das Weite suchst." Ohne mit der Wimper zu zucken oder sich ein Mal umzudrehen lies sie Kyle im Badehaus stehen. Zumindest hatte sie sich nun von ihm verabschiedet. Wenn er nun gehen würde, wäre es gewiss anders als damals. Nun hatte sie sich angemessen verabschiedet. Das würde es leichter machen.
    Im Umkleidebereich entledigte sich die Schönheit ihrer Badeklamotten und schlüpfte wieder in ihr sorgfältig zusammen gelegtes Kleidchen. Ehe Bianca die Umkleide verließ, strich sie ihr prächtiges Kleid glatt. Nachdem die Adelstochter sich ihr Haar zurechtgelegt hatte, verließ sie die Umkleide und wenig später auch das Badehaus. Der Besuch in diesem Gebäude war nicht wirklich so entspannend gewesen, wie es sich die blauhaarige Schönheit vorgestellt hatte aber zumindest war die Begegnung mit Kyle nicht so unschön wie sie es sich vorgestellt hatte. Ein Gedanke den sie gewiss für sich behalten würde.


  • Bianca ging es nicht gut. Kyle sah es ihr an, blickte ihr in die Augen undkonnte sehen, was mit ihr los war. Sie müde sie war, wie ausgelaugt, wie leer. Sie schien keine Kraft mehr zu besitzen, schien sich so zu fühlen wie er, obwohl er sich sicher war, dass sie des Nachts zumindest die Augen schließen und Träume träumen konnte, die sich nicht wie heißes Eisen in ihr Gedächtnis einbrannten. Sie wurde nicht von Gestalten verfolgt, die versuchten, ihr das Leben zu erschweren. Sie leiden ließen. Hieß das nicht sogar, er tat sich das selbst an?
    Er blickte sie an, stand zwischen dem Drang zu fliehen und bei ihr zu bleiben, obwohl seine Anwesenheit es für beide noch schlimmer machte. Er sprach nicht, antwortete ihr nicht auf ihre Vermutung, dass er nicht darum bitten würde, gerettet zu werden. Sie hatte recht, das wusste sie. Ein wenig kannte sie ihn noch, er hatte sich nicht vollkommen verändert. Ebenso wenig wie sie.
    Die Stimmung war gekippt, sie zogen sich nicht mehr auf und sie beide dachten in dieselbe Richtung. Das Gespräch wurde ernster, obwohl es das bereits von Anfang an gewesen war, getarnt hinter Worten, die den anderen anstacheln sollten, allerdings niemals verletzten.
    Kyle musterte die junge Dame vor sich, sobald sie den Kopf erhob. Sie schien eine Entscheidung gefasst zu haben, eine, die für sie beide in diesem Augenblick besser war. Er ahnte es und es war kein Untergang, selbst wenn er dem Ende dieses Gesprächs mit gemischten Gefühlen entgegen sah. Erleichterung und Bedrückung, Verbitterung. Sie würde gehen, er würde gehen und bis sie einander erneut begegneten, konnte viel Zeit vergehen. Kyle wusste nicht, ob er das wollte, momentan wusste er gar nichts. Er stand da und wartete, hatte das Gespräch noch weiter andauern lassen, und gleichzeitig auch beenden wollen. Es war schwer.
    „Ich gehe nicht mehr“, antwortete er noch, während er spürte, dass sie ihn auf die Wange küsste. Beinahe wollte er zurückzucken, sie von sich stoßen und sagen, sie solle ihn nicht mehr berühren, dabei verstand er nicht, weshalb er so reagieren sollte. Er war überfordert. Denn gleichzeitig hatte er es vermisst. Hatte er Bianca vermisst? Nein. Glaubte er. Er sollte nicht mehr darüber nachdenken. Aber er hatte die Gespräche vermisst, die vertrauten Gesichter. Selbst Biancas, obwohl es so kompliziert zwischen ihnen war und er nicht einmal verstand, weshalb sie ihn berührt hatte. Er hatte gedacht, dass es diese Barriere zwischen ihnen gäbe, eine Hürde, eine Mauer, die niemals durchstoßen werden sollte, weil sie nicht wussten, wie sie nun miteinander umgehen sollten. Und doch hatte sie ihn auf die Wange geküsst und war gegangen. Hatte sich verabschiedet, falls er für immer gehen sollte. Schon wieder.
    Kyle schloss für einen Moment die Augen, nur für Sekunden, bevor er sie aufriss und mit schnellen Schritten in die Umkleide ging und seine Kleidung wieder anlegte. Bianca war schon fort und bevor er einschlief und ertrank, machte er sich auch auf den Weg. Er wusste noch nicht wohin, wen er als nächstes treffen würde, doch nichts würde so kompliziert werden wie seine Begegnung, sein Gespräch mit Bianca.~

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