[IMG:http://fs1.directupload.net/images/150620/88lp76gy.png]Bei Forté und Dylas
Irritiert musterte Kiel den zweiten Kerl im Bunde. Was hatte er da gerade gesagt? Zwar kannte er ihn nicht, aber dennoch hätte er ihn nicht als eine Person eingeschätzt, die freimütig über die Liebe plaudert. Dennoch nickte der Blondschopf, wenn auch etwas geistesabwesend. Vermutlich hatte der Elefant viel durchmachen müssen, doch er hatte recht. Zumindest hatte Kiel ebenfalls das seltsame beklemmende Gefühl in der Brust, dass die Einsamkeit ihn bis an sein Lebensende begleiten würde. Bisher hatte er immer auf Forté zählen können doch nun … nun schien sie wohl nicht mehr viel für ihn übrig zu haben. Bestimmt hatte sie vorher immer nur so fürsorglich getan und empfand es insgeheim als unsagbar lästig sich um ihren dummen kleinen Bruder kümmern zu müssen. Vielleicht waren deshalb auch seine Eltern gegangen …? Mit jedem weiteren in Unmut getränkes Wort, welches sie ihm an den Kopf warf, versteifte er sich zunehmend. Normaler Weise hätte er dies nicht auf sich sitzen lassen und munter gekontert, doch das seltsame Gebräu lenkte immer noch seine Gedanken und Empfindungen. Somit überfiel ihn eine unangenehme Ohnmacht, die ihn weiter in seinen eigenen Sumpf aus Selbstmitleid drängte. War er wirklich so unfähig? War er wirklich so nutzlos, dass er nicht einmal den Elan aufbringen konnte seine eigene Schwester bei ihrer Arbeit zu unterstützen? Hatte er sie wirklich im Stich gelassen? Eine laute Stimme in seinem Inneren schrie ihm ganz laut ein JA entgegen. JA, du dämliches nutzloses Balg! JA, du bist ein schlechter Bruder! Doch während sich ein dicker Kloß in seinem Hals bildete und die Verzweiflung seine Brust eng zusammen schnürte, ließ die Wirkung des Tranks so langsam wieder nach.
Der Selbstzweifel verflog nach und nach und ließ Kiel mit seiner eigenen Verwirrung zurück. Er sah erst Dylas, dann Forté verwundert an, musterte dann die zerbrochene kleine Flasche auf dem Boden. Die Selbstzweifel waren verschwunden, doch Fortés Worte hallten immer noch in seinem Kopf, weshalb er sie ansah und versuchte ihren Gesichtsausdruck zu deuten. Ob sie und Dylas ebenfalls von diesem seltsamen Zustand betroffen waren? Dylas Worte hatten so überzeugend geklungen; so voller Leid! Und auch der Zorn seiner Schwester hatte sich so real angefühlt. Was sollte er nur darüber denken? “Forté du-” eine kurze Pause, in der er der Wächterin weiterhin in die Augen sah “Du meinst das nicht ernst … oder?”, war schließlich alles, was Kiel über seine Lippen brachte. Unsicherheit lag in seinem Blick. Kurz linste er zu dem Kerl mit den Puschelohren hinüber. Ein Seufzer trat über seine Lippen und er fuhr sich mit der Hand durchs Gesicht. “Was war das bitte für ein komisches Zeug?”, murmelte Kiel schließlich; mehr zu sich selbst als an irgendjemanden adressiert.