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#12 - {Raven & Leon}
Schweigsam. Schweigsam war die junge Dame wohl schon immer gewesen, seit ihrer Ankunft in der Waldstadt, Alverna und auch Trampoli blieb davon wohl nicht verschont. Es missfiel der Rothaarigen, sich mit der Anwesenheit anderer Menschen, Elfen oder sonstiger Lebewesen, die in der Lage waren, zu sprechen, zu schmücken. Ebenso missfiel es ihr das Gespräch mit ebenjenen zu suchen, es schien ihr allein schon ein steiniger Weg zu sein, überhaupt erst einmal ein mögliches Thema für eine derartig offene Konversation anzutreffen. Worüber sollte sie schon groß sprechen, wenn sie nicht wusste, wie die Kreatur vor ihr reagieren würde, wenn sie sie nicht ausgiebig genug kannte? Und wie sollte sie jemanden kennenlernen, wenn sie keinen Ansatzpunkt dafür finden konnte? Welch' teuflischer Kreislauf es doch war, der sie da hinter stählernen Gittern gefangen hielt, nicht ausbrechen ließ, sie streng bewachte! Es waren Situationen wie diese, welche der vermeintlich verbitterten, gefühllosen Frau abermals in ebenjenen Teufelskreis schickten - Sicher, das Gegenüber, Leon, hatte in diesem Fall die Verantwortung der Themensuche übernommen, jedoch änderte dies ganz gewiss nichts an dem schweigsamen Gemüt des Halbwesens. Es war ein simples Schweigen, gefolgt von der zuvor genannten Antwort. Ein Schweigen, welches allem Anschein nach den Gesprächspartner durchaus verwirrte, stutzen ließ. Kein Wunder, wenn man genauer darüber nachdachte, denn eigentlich bestand der Sinn von Fragen ja auch darin, ein Gespräch am Leben zu erhalten und nicht direkt im Keim zu ersticken, oder..?
Tatsache ist jedoch, dass die Reaktion des Blauhaarigen eine recht scherzhafte zu sein schien, zumindest beteuerte der Mann seine Enttäuschung gleichermaßen so stark wie seine sichtbare Erleichterung. Sich wundernd hob Raven entsprechend eine Augenbraue an, schob dann jedoch jedweden Hinweis auf Verwunderung beiseite, um die Bemerkungen des anderen Sprechers mithilfe eines zaghaften, angedeuteten Lächelns zu kommentieren: »Die Enttäuschung steht dir tatsächlich im Gesicht geschrieben« Dass auch dies, wie so ziemlich all die anderen Sprüche der Halbelfe, nicht im geringsten als ein ernstes Exemplar anzunehmen war, verriet dabei ausnahmsweise einmal der offensichtlich übertriebene Unterton, mit welchem sie das "tatsächlich" betonte. Vielleicht, so könnte man meinen, sollte der langhaarige Herr sich an dieser Stelle geehrt fühlen! Schließlich geschah es nur allzu selten, dass Raven überhaupt irgendwelche Anstalten machte, um die Ironie oder den Sarkasmus in ihrer Rede für jeden blinden Dummkopf, der auf diesem Planeten umher wanderte, ersichtlich zu machen - Nein, nein, meistens handelte es sich dabei um einen stumpfen, schroffen Ton, welcher für den Phönix sicherlich schon eine Art Merkmale bildete.
Jedenfalls verlagerte die Schmiedin ihr Körpergewicht auf das rechte Bein, um dem verschwindend unauffälligen Drang zur Bewegung einen Gefallen zu leisten, und blickte den ebenfalls Blauäugigen, der bereits bei seiner nächsten Frage angelangt war, nachdenklich an. Ob sie überhaupt genügend Zeit zum Studieren ihrer Magie besaß? Nun... Wenn man es genau nahm, dann konnte sich das harsche Fräulein es nur selten leisten, sich gehen zu lassen oder gar einen simplen Zauber einzuüben - Wenn man es genau nahm, dann duldete der grimmige, alte Herr von Schmied und Hausherr auch keine faulen Säcke, die verstaubt in einer Ecke standen und nicht aushalfen. Doch... Nun, genau das waren sie wohl alle. Aus welchem Grunde auch immer hatte der Rotschopf in der letzten Zeit tatsächlich keinen ordentlichen Schmiedehammer mehr in den Händen gehalten, lediglich die mickrigen Werkzeuge, welche sie zum Herstellen der Prototypen so mancher Schmuckstücke - bei denen Leo ganz gewiss etwas wie »Das ist doch keine Schmiedekunst! Und damit hast du deine Zeit verbracht?!« oder dergleichen geschrien hätte - in Gebrauch genommen hatte, mussten in den vergangenen Tagen herhalten. »Zu genüge«, gab Raven schließlich knapp von sich, sicher, dem Gegenüber nichts von der ausnahmsweise unerledigten Arbeit zu erzählen. »Zumindest hab ich ihn einigermaßen unter Kontrolle«, fügte sie nach einigen Sekunden nachträglich hinzu. Während die Halbelfe sich scheinbar ohne tieferen Grund vor der Arbeit drückte, arbeitete sie nicht nur an den Plänen für eine Kollektion, sondern auch an der neu errungenen Kunst - In letzter Zeit zwar nicht mehr so oft, wie zuvor, aber dennoch tat sie es! Das eher nebensächliche Training brachte ihr dabei jedoch nur eine geringe Ernte, mit anderen Worten, waren weitere Übungen auf dem Plan, um zumindest einen gezielten, präziseren Einsatz zu ermöglichen. Des Weiteren blieb die erhoffte Erleuchtung aus, wirklich schlauer als zuvor war Raven im Bezug auf ihre Existenz als Halbmonster jedenfalls noch nicht.Anschließend vergingen weitere schweigsame Augenblicke, drei, vier Mal ein Blinzeln vielleicht, ehe die Rothaarige ihr Kinn mitsamt des Mundes abermals in dem wärmenden Schal, welcher sich um ihren Hals herum rankte, vergrub, den Blick vom Gegenüber abwandte. »Was... Ist mit dir und deinem Zauber...?«, zaghaft nuschelte sie ebenjene Worte in besagtes Stück Stoff hinein, erinnerte sich vage daran, dass der sonderbare Kerl vor ihr doch ebenfalls einen Zweig der Magie bei dem hiesigen Großmeister gesucht und auch gefunden hatte.
// Hier auch nochmal: Sorry TwT