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#1 - {Sherry & Rick}
Mit gemächlichen, ruhigen Schritten schlich ein Wesen, komplett gehüllt in schwarzem Stoff, umher, tappte so manches Mal in die zurückgelassene Pfütze eines längst vergessenen Regenschauers - Und jedes Mal, wenn dies geschah, so entfleuchte der ungehobelten Kehle jener kuriosen, pechschwarzen Kreatur ein lauter Fluch, welcher ein gewisses Gebiet einnahm, an den hochgewachsenen, alten Baumstämmen vorbei kroch und anschließend im feuchten, verhüllenden Nebel verschallte. Sumpfig und modrig, ein seichter Nebelschleier, knorrige Bäume, sowie die verzweifelten Schreie hiesiger Vögel. Zufrieden nickte die Gestalt, in einem erwartungsvollen Schimmer glänzten die ihrigen Lippen auf. Ein abschreckendes Gehölz wie eben dieses es war, wurde von der Öffentlichkeit gemieden, wurde verabscheut, gefürchtet - Einzig mit zitternden Beinen und bibbernder Stimme wagten sich die wenigen Mutigen, diejenigen, die sich von Gerüchten nicht jedweden Mumm nehmen ließen, in die geheimnisvollen Wälder, welche von Sagen und Geschichten umrankt waren. Einsam waren solche Tannichte, einsam und verlassen, Ruhe hatte man da sicherlich genug. Abermals nickte die schwarze Silhouette, die noch immer durch den Dunst wanderte, nahezu schon stolzierte. Ja, ganz gewiss! Ganz gewiss doch würde ein derartiger Hain dem Zwecke zu hundert Prozent dienen können! Von Geheimnis und mysteriösem Flair besaß das Gebiet sicherlich zu genüge, was nicht nur dem Geschmack der weiblichen Figur mundete, sondern noch dazu auf eine weitere Sache verwies: Alt, morsch, beinahe zerfallen - Vielleicht, ja, vielleicht würde die Frau hier ja fündig werden? Vielleicht hätte sie ihrer kurzen Suche doch endlich das lang erwartete Ende schenken können, wenn sie erfolgreich war? Wonach sie suchte? Ein vergessenes Schloss, eine Ruine, ein Opfer der Zeit. Sie suchte ein neues Heim, nachdem sie ihr altes aufgrund eines... peinlichen Vorfalles namens Noita verlassen hatte und danach quasi ziellos durch die Welt streifte, nur um nach einem passenden, einem interessanten Ort zu suchen. Die wenigsten Gegenden und Städte weckten die schlummernde Neugier in der erfahrenen Dame, die die finstere Kapuze ihres langen, schwarzes Mantels tiefer in ihr Gesicht zog. Und Riverport? Riverport war... Nun, nicht besonders, aber durchaus interessant, nicht zuletzt, weil es da jenes kuriose Gehölz gab, in welchem sie sich gerade befand. Mittlerweile war das Fräulein bereits tiefer in das Mysterium Nebelwald eingedrungen, fand aber ebenso schnell wieder raus, als sie mit Bedrücken feststellen musste, dass die Suche nach einem unbehausten, abgenutzten Schloss Jahre andauern könnte - Geduldig war die Dame ja nie wirklich gewesen, nicht mit solch trivialen Dingen wie ein geeignetes, für sie würdiges Gebäude, was letztlich wohl dafür sorgte, dass ihr Geduldsfaden sich mit der Zeit immer mehr verdünnisierte und zum Ende hin - also in ebenjenem Augenblick - riss. Grummelnd, sichtlich angesäuert riss die schwarz gekleidete Gestalt sich die schwere Kapuze von dem Kopf, schüttelte ungalant ihr Haupt, auf dass auch die letzten blonden, welligen Strähnen ihren Weg aus dem Stoff fanden. Gleichsam mit ihrer lockigen Mähne enthüllte die Frau damit auch ihre tiefroten, finster funkelnden Augen, eine verzogene Miene und ebenso ihre Existenz als Sherry van Liechtenstein. Mit den Zähnen knirschend marschierte, nein, viel mehr trampelte sie den matschigen Erdboden entlang - Zeitverschwendung! Reine, nichtsnutzige Zeitverschwendung war jene Stadt! Uninteressant! Nicht einmal jener Wald mit Potenzial konnte ihr etwas attraktiveres als einen dämlichen Vogel, der noch dazu so klang als würde er gerade krepieren, bieten!
Dies war jedoch der Moment, indem etwas ihre Aufmerksamkeit erregte. Still schweigend stockte Sherry, würgte jedweden Fluch, der auf ihrer Zunge rastete, sogleich ab. Ihr nichts sagender, inzwischen beruhigter Blick starrte in die Leere, die sich vor ihr ergab, die eigentlich aus ein paar Bäumen und getrocknetem Laub bestand. Verdutzt horchte die Hexenprinzessin auf, rührte sich nicht. Ein Wort war in nächster Nähe gefallen. Ein Name. Ihr Name. Moment... Ihr Name? Irritiert blinzelte die Zauberin, gab auch weiterhin keinen einzigen Mucks von sich. Was hatte ausgerechnet ihr Name dort zu suchen? Dort, in Riverport? In Riverport, einer Stadt, welche sie gerade erst vor ein, zwei Tagen für sich entdeckt hatte? War es ein Gerücht? Ein amüsiertes Lächeln bildete sich auf ihren zarten Lippen ab. Gerpcht? Wie? Wann war sie bitte einer einzigen Menschenseele über den Weg gelaufen? Ob sie wer gesehen hatte? Ob jemand... Ach, das brachte doch nichts! Unnützes Grübeln war schließlich in den meisten Fällen gehaltlos! Stattdessen... Stattdessen wandte die Hexe sich auf ihrer Ferse um, blickte zur Seite und musste zwischen einigen Ästen einen Mann mit braunen Haaren in ihr Augenmerk nehmen. »Wer«, ließ die Rotäugige ihre kräftige, entschlossene Stimme in einem merklich abfälligen, zischenden Ton ertönen, »hat diesem mickrigen Würmchen erlaubt, meinen Namen auszusprechen?« Angewidert war sie, eher weniger davon angetan, dass jemand über ihren Aufenthalt in der interessanten Stadt bescheid wusste. Auch gab sie sich nicht sonderlich froh darüber, dass es ein Fremder war, der da ihren Namen in ihrer Anwesenheit in den dreckigen, unwürdigen Mund nahm. Was anschließend zu hören war, war ein schnell schwindendes Schnipsen, gebunden an einen simplen, unauffälligen Teleportationszauber - Wohin es sie brachte? Hinter den unbekannten Mann. Verschmitzt war das Grinsen, welches Sherry auf ihrem Gesichte trug, als sie die Arme verschränkte, sich mit dem Rücken an den des Mannes lehnte. »Und wer hat dem Würmchen meinen Namen auf seine Zunge gelegt?« Gleichermaßen empört, wie auch belustigt, stieß die Blondine sich von dem Herren ab, schlich in einem Halbkreis um ihn, bis sie letztlich vor ihm stand. Dem jungen Mann schenkte sie nicht mehr als einen herablassenden Blick - und das obwohl sie kleiner war! -, ehe etwas anderes ihr in das geliebte Augenmerk fiel: Eine alte, klapprige Hütte, ziemlich klein, schlecht gebaut. Ihr Blick wechselte zwischen den beiden Dingen hin und her, als die versierte Hexe schließlich in ein ordentliches Prusten fiel. »Ach, wie niedlich!«, stieß sie lachend, wissentlich, dass es dem Angesprochenen vermutlich ganz und gar nicht gefiel, was sie da tat, aus, »Das Würmchen dachte wirklich, dass ich - die Hexenprinzessin - darin leben würde..?«, mithilfe einer knappen Geste deutete Sherry derweil auf besagtes Gebäude. Eine Hütte, eine derart einfach gebaute, leicht zu findende Waldresidenz sollte ihr Heim sein? Lächerlich! Das? Das konnte sie über ein kurzes Ausatmen doch auseinander reißen und umwerfen! Es war ihr schlichtweg nicht zumutbar, unwürdig! Was sie benötigte, war schließlich ein sagenumwobenes Schloss und nicht ein jämmerliches Spielkartenhaus, das bei der ersten Gelegenheit in sich zusammenfiel! Jedenfalls... Als ihr abfälliges Gelächter endlich ein Ende fand, wedelte die Frau verneinend mit dem Zeigefinger vor sich hin und her, schüttelte dazu den Kopf, »Schau, ich weiß nicht, wer dir diesen derart absurden und unglaublich lachhaften Gedanken eingepflanzt hat...«, schlagartig nahm ihr Gesichtsausdruck an Ernst zu, »Aber du solltest diese Person schleunigst in die Mülltonne kloppen. Da gehört so jemand törichtes nämlich hin.«