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#19 - {Raven & Vishnal}
Warum? Warum, warum, warum, warum?! Warum stoppte der Fluss dieser dämlichen Tränen nicht? Warum tauchten immer mehr von ihnen auf? Hastig, fast schon der Verzweiflung nahe wischte die junge Dame sich mehrmals mit dem Mantelarm durch das Gesicht – Doch kaum waren die ersten bitteren Wassertropfen verschwunden, meldete sich gleich die nächste Flut zu Worte. Wütend biss Raven die weißen Zahnreihen aufeinander, immer fester und fester. Wütend war sie in der Tat, wütend auf ihr jämmerliches Selbst, welches es nicht einmal schaffte, sich wieder aufzuraffen und ein anständiges Gespräch mit einer unbekannten Person zu führen. Was sollte sie tun? Wie sollte sie reagieren, um jene Situation noch zu retten? Ein letztes Mal versuchte der Rotschopf den Tränen einen Strich durch die Rechnung zu ziehen, ein letzter Versuch sich ein liebliches Lächeln auf die Lippen zu zaubern – Elendiges Scheitern. Schweren Mutes begann das Fräulein die herausbrechenden Emotionen zu dulden und grub die benetzten Handschuhe in den wärmenden Futterstoff des geliebten Mantels. Am liebsten wäre sie hier an Ort und Stelle wohl zu Boden gegangen und ihrem Bett aufgewacht, wissentlich, dass sämtliche Ereignisse, die ihr lediglich Kummer und Verwirrung brachten, ein einziger, unlustiger Albtraum waren. Aber dem war nicht so, dem würde auch niemals so werden. Das wusste sie.
Irritiert zuckte die Elfe zusammen, als der fein gekleidete Mann eine Entschuldigung äußerte, auf dass sie sich zaghaft umdrehte, über die Schulter einen Blick auf den merklich hilflosen Mann warf. Verdutztes Blinzeln erfolgte, als müsste sie erst noch verstehen, was der Herr da von sich gegeben hatte. E-Eine Entschuldigung..? Ravens gerötete Augen weiteten sich, ehe sie ihm mit einem wilden Kopfschütteln, sowie eines verneinenden Geräusches entgegen kam. Um Verzeihung beten? Wofür? »Ihr...«, eröffnete das Halbwesen schließlich einen Satz, ihre Stimme unglaublich leise, als würde sie jeden Moment schwinden und fortan fernbleiben. Etwas überfordert verstummte sie jedoch, räumte eine Nachdenkzeit von mehreren Sekunden, wenn nicht Minuten ein. »... Ihr habt nichts falsch gemacht«, fügte sie nuschelnd an. Kurz darauf wandte sie ihr Augenmerk von dem Blauhaarigen ab, schweifte erneut über die farbige Blütenpracht, welche nach wie vor in der frischen Brise friedlich vor sich her wippte. Ein recht kurzweiliger Aufenthalt auf dieser weiten Erde, huh? Das war wohl der Preis, den sie für ihr herrliches Strahlen zollen mussten? Skeptisch kniff die Schmiedin die himmelblauen Äuglein zusammen, versuchte den Antworten des Fremden den ein oder anderen Gedanken zu schenken. Eigentlich... Ja, eigentlich ergaben seine Worte sogar Sinn – Glück weilt nicht ewig, irgendwann muss es verblühen, um Raum für weiteres Glück zu schaffen. Schließlich lehnte die Dame sich ein wenig zurück, der Tränenfluss fing an, zu verrinnen. Fröhlich oder glücklich war sie mitnichten, viel mehr zupfte der chaotische Sturm aus Misere und Wut noch immer an den Marionettenfäden. Vielleicht aber entwickelte sich eine gewisse Zufriedenheit, die ebenjenes Durcheinander vorerst zu mildern wusste. Erneut tupfte sie mit dem ohnehin schon feuchten Ärmelsaum über ihr Gesicht, hoffend die Überbleibsel des salzigen Wassers allesamt entfernen zu können. Nicht weiter zaudernd entschlüsselte sie anschließend die verschlossenen Lippen, ließ ein sanftes »Verzeiht« entweichen, woraufhin noch ein verlegenes »Ich... danke Euch eher« folgte.