Der Polisee

Kohaku saß noch nicht lange auf dem Boden, als sie von irgendwoher eher schlurfende Schritte hörte. Neugierig hob sie den Kopf und schaute sich um. Das es etwas vielleicht nicht so freundlich gestimmtes Wesen war kam ihr in keiner Sekunde in den Sinn. Aber in kurzer Entfernung stand ein Mädchen mit blonden Flechtzöpfen und einer recht großen Brille. Ihr Aussehen schrie ihre Schüchternheit lauter heraus als jedes Plakat es könnte, aber seit wann nahm eine Kohaku auf soetwas Rücksicht? Ein Lächeln blitze über ihr Gesicht. Zwar war sie meistens eher vom ruhigeren Typ, aber oft wurde sie auch stark mit ihrem Frohsinn gestärkt und aufgebauscht. "Hallo!" rief sie freudig aus. Sie hatte nicht erwartet hier draußen auf irgendjemanden zu treffen, dadurch freute es sie umso mehr. Die Grünhaarige überlegte einen Moment, ob sie aufspringen sollte, aber dann hatte sie Angst die Andere irgendwie zu vertreiben, aber natürlich kam ihr der Gedanke erst, als sie schon stand. Sie druckste einen kurzen Augenblick herum, dann hob sie die Hand zum Gruß. "Ich äh, ich bin Kohaku. Willst du dich vielleicht zu mir setzen?" platzte es aus ihr heraus und sie bemerkte auch, dass sie ja gar nicht mehr saß. Sie ließ sich wieder zu Boden sinken. Mit großen Augen beobachtete sie die Blonde. Der halbgegessene Apfel lag vergessen auf dem plattgesessenen Fleckchen Gras wo sie vorher gesessen hatte.

Tori erschrak sich, als das Mädchen so plötzlich aufsprang, merkte jedoch schnell, dass diese ihr freundlich gesinnt war.
"I-Ich heiße Tori.", bemühte sie sich schnell zu sagen, als die Grünhaarige sich vorstellte. "G-Gibt das nicht.. Grasflecken?", gab sie zu bedenken, immerhin wollte sie das mit Iris' Geld bezahlte Kleid nicht sofort wieder zerstören. Allerdings bemerkte das Blondchen schnell wie albern, gar überheblich das rüberkommen musste. Vor lauter Peinlichkeit lief sie rot an. "W-Wie blöd von m-mir.. entschuldige bitte." Zögerlich, da sie nicht wusste ob sie bei Kohaku noch erwünscht war, setzte sie sich neben das kleine Mädchen. "Dein Apfel!", bemerkte sie plötzlich, da er nun in greifbarer Nähe war, hob ihn hoch und ließ ihn prompt wieder fallen, denn die Ameisen hatten sich bereits über ihn hergemacht. Warum sie wohl vorhin so missmutig geguckt hat..? Sie traute sich jedoch nicht zu fragen.

Kohaku machte große Augen, als die Andere, die sich als Tori vorstellte, wegen Grasflecken nachfragte. Sie fuhr mit den Händen über den Rasen. "Naja wenn dich hinwirfst wie eine Irre oder sonst wie drüber ruschst dann ja" antwortete sie perplex, doch da hatte die Blonde sich schon für ihre Frage entschuldigt und hingesetzt. Sie winkte ab. "Iwo, das ist doch nicht blöd, nur weil sich andere keinen Kopf drum machen" rief sie aus und beobachtete, wie Tori ihren vergessenen Apfel hochhob und auch direkt wieder fallen ließ. Kohaku fing an zu lachen, als sie das leicht entsetzte Gesicht der anderen sah. "Ach, sollen ihn die Ameisen essen. Dann haben sie heute eben mal einen Feiertag!" Sie zuckte mit den Schultern und schob ihn mit dem Fuß ein Stück von ihnen weg. Ihr Blick wanderte zurück zu dem zu eisigen Nass.
"Ich wäre voll gerne ins Wasser gegeangen, aber da ist es viel zu kalt" bemerkte sie dann mit einem etwas quengelnden Unterton. "Ich hoffe das Wetter wird langsam endlich mal sommerlich wird. Die ganze Zeit muss man sich überlegen was man sich anzieht." Mit den Worten ließ sie sich hintenüber kippen und lag somit mit dem Rücken auf dem Rasen und der Vorderseite in der Sonne. "Wenigstens ist die Sonne schon etwas wärmer."

Tori lächelte ihr Gegenüber vorsichtig an. Ihre offene, fröhliche Art war ungewohnt, jedoch erfrischend, nur wusste sie nie viel hinzuzufügen. Ohjeh, hoffentlich hielt Kohaku sie deshalb nicht für unsympathisch!
"I-Ins Wasser?", meinte sie überrascht. Tatsächlich war der Winter dieses Jahr lang gewesen, lang und düster. Natürlich hatte sich das Wasser noch nicht erwärmt, doch das Blondchen hatte auch gar nicht daran gedacht, eine Runde schwimmen zu gehen. Sie war seit jeher eine schlechte Schwimmerin gewesen. "Ja, du hast Recht.", stimmte Tori dem Mädchen zu, während sie etwas abwesend auf die spiegelglatte Wasseroberfläche blickte. Sie konnte sich selbst darin sehen, mit Kohaku neben sich, ihre Haare wuchsen allmählich wieder. Im Gegensatz zur Grünhaarigen hatte sie das Kleiderproblem der Überlegungen nicht, da ihre Kleider in Alverna verbrannt waren und ihr Hab&Gut sich daher immer noch bis aufs Nötigste beschränkte. "B-Bist du häufig hier.. draußen?", erkundigte sie sich vorsichtig und bemühte sich das Gespräch aufrecht zu erhalten.

Nachdem er Tori nachhause gebracht hatte, das Mädchen war mehr als nur fertig mit den Nerven und Leon hatte Angst, sie würde gleich zusammenbrechen, hatte er sich auf den Weg in die Klinik gemacht. Die Wunde an seinem Kopf musste endlich versorgt werden. Und nun suchte er Ruhe, denn das war die beste Medizin für seine Kopfschmerzen. Deswegen suchte er den Polisee auf, der nachts ein wunderschönes Szenario bot. Am Seeufer ließ er sich nieder. Leider war es schon zu kalt, um die Füße hineinhängen zu lassen. Mit der Hand tastete er, ob der Verband um seinen Kopf noch fest genug saß und legte sich nun auf den Rücken, ehe er die Augen schloss und die Stille genoß, die nur ab und an durch ein Zirpen durchbrochen wurde.

« Runenarchiv.

Der Vollmond schien hell vom Himmel, wodurch die weiße Schneedecke unnatürlich rein von sich aus zu leuchten täuschte. Es war mitten in der Nacht, kalt und das Dorf lag ruhig in der Stille da. Cinnamon liebte solche Momente. Der Mond hatte sie förmlich nach draußen gezogen und nun schlug sie wahllos einen Weg ein, ehe ihre Füße sie zum Polisee brachten. Die Rothaarige zog kurz die Schuhe aus um mit ihren nackten Füßen frische Spuren in den noch unberührten Schnee zu setzen. Der See kam in Sichtweite und Cinnamon traute ihrer Brille nicht, als sie dort liegen sah. "Bequem?", Bei der Begrüßung beugte sich das Mädchen über ihn und warf so einen Schatten auf sein Gesicht. "Wir haben Winter."

Natürlich hatte Leon schon gehört, dass sich jemand auf ihn zu bewegte. Der Schnee verriet jeden Schritt. Nicht nur durch die Abdrücke, die die Person hinterließ, auch das leise Knistern, welches er von sich gab, sobald jemand die Schneedecke durchbrach. "Ich weiß, ich sehe den Schnee. Und spüre es.", antwortete das Halbwesen unbeeindruckt, ehe er seine Augen öffnete und das Gesicht des rothaarigen Mädchens über sich sah. "Ich hab Kopfweh, da tut das Kühle ganz gut.." Leon setzte sich auf. "Und was machst du hier? Angeln? Bei einem zugefrorenen See? Oder spazierst du immer nachts durch die Gegend?"

Cinnamon richtete den Kopf ebenfalls wieder gerat, als Leon sich aufsetzte. "Ich habe keine Angel bei, wie du sehen solltest. Oder hat dir dein Kopfschmerz bereits den Sehwillen genommen?" Die Rothaarige sah ihn eine Weile stumm an, "Was hast du angestellt?" Sie deutete auf den dicken Verband um seinen Kopf, "Ich hatte dich nicht für einen Kerl eingeschätzt, der sich gerne prügelt.", meinte Cinna, ehe sie sich neben ihn setzte und sich die Schuhe wieder anzog. Langsam.. froren ihre Füße nämlich ab. "Immer nicht.", erwiderte sie noch, "Aber der Vollmond hat mich eingeladen. Und bei dir? Ich wusste nicht, dass Wildkätzchen nachtaktiv sind, schlafen sie nicht eigentlich 24 von 25 Stunden am Tag?"

"Es ist dunkel.. und so genau hab ich dich jetzt auch nicht angesehen. Es war eher.. eine Vermutung." Tief seufzend als hätte man ihn aus dem schönsten Schlaf mit dem tollsten Traum erweckt, erhob sich Leon auf seine Beine und klopfte sich auf die Hose, damit der wenige Schnee, der noch nicht aufgeweicht war, auf den Boden fiel. "Lange Geschichte.", entgegnete das Halbwesen und richtete seinen Blick auf den vollen Mond, den das Mädchen einen Augenblick später erwähnte. "Ich hab mich nicht geprügelt.. sowas würde ich niemals machen. Hast du nicht mitbekommen, was in den letzten Wochen hier passiert ist?" Enttäuscht schüttelte er den Kopf und guckte grinsend zu der rothaarigen Brillenträgerin. "Du hast dich wahrscheinlich so sehr in dein Angel..dings reingesteigert oder hast dich in Geschichten verloren, dass du das Drama, welches sich hier abgespielt hat, gar nicht wirklich mitbekommen hast. Und ja, mindestens 25 Stunden! Siehst du doch."

"Nein es ist hell!", entgegnete Cinnamon energisch. "Hast du dir diese Fülle an Vollmond mal angesehen?" Die Rothaarige horchte gespannt. "Ich mag Geschichten.", hauchte sie, "Außer zum Lesen - das ist mir meist zu langatmig. Für einen Prügelkerl hatte ich dich ehrlich gesagt auch nicht eingeschätzt, du isst ja nichtmal Fisch, vieeel zu weich zum Prügeln so ein Kerl!" Cinnamon überlegte kurz, "Nein.. warum was ist denn in den letzten Wochen passiert? Ich meine.. Wochen? Also.. so viel hab ich auch nicht geangelt das ich.. Sagmal war das ein Vorwurf?" Sie verschränkte die Arme vor der Brust und wartete auf seine Antwort.

"Einige der Einwohner wurden entführt..", erklärte das Halbwesen, sein Grinsen schwand und sein Blick wurde trüb. "Es wurden Rettungstrupps gegründet, die nach ihnen gesucht haben. Letzten Endes gab es einen grausamen Kampf auf einer Insel jenseits des Meeres. Wer oder was überlebt hat.. das kann ich nicht beantworten." Näher wollte Leon nicht auf dieses Thema eingehen. Das würde nur den Abend versauen und das war das Geringste, was er wollte. "Wie dem auch sei, davon kommt meine Verletzung. Ich bin wohl noch glimpflich davon gekommen, hm?" Ein Moment der Stille verstrich, ehe er sein bekanntes Grinsen aufsetzte. "Als würde ich dir Vorwürfe machen! Niemals!" Er piekste Cinna in die Seite. "Es war lediglich eine Vermutung!"

"Entführt?", Cinnamon runzelte die Stirn. Vielleicht hatte Leon recht und sie hatte tatsächlich zu viel geangelt, dass sie das nicht mitbekommen hatte. "Wow.. Wer sollte so etwas tun, was steckte dahinter? Mit einem Mal brennte die Rothaarige darauf mehr darüber zu erfahren, einfach nur um die Hintergründe zu verstehen. Daher fand sie es fast ein klein wenig Schade nicht bei den Rettungstrupps dabei gewesen zu sein - wobei sie sicherlich alles andere als nützlich gewesen wäre, außerdem waren große Massen eh nicht so ihr Ding - doch so wie selbst Leon jetzt dreinsah, konnte sie wohl heilfroh sein. Cinnamon zuckte reflexartig kurz zusammen, als das Halbwesen sie in die Seite pieckste, ehe sie sich neben ihn setzte und zum vollen Mond hochsah. "Kein Wunder das du nicht schlafen kannst.", rutschte es ihr heraus, "Ich mag diesen See. Er hat eine beruhigende und entspannende Wirkung, nicht?", fuhr das Mädchen leise fort. Eine Weile blieben die beiden so am See sitzen und genossen einfach nur die Stille, die sie umgab.

"Ehrlich gesagt.." Leon ließ den Kopf sinken, ehe er fort fuhr. "..weiß ich das nicht. Teils bin ich auch froh, nicht im Mittelpunkt des Kampfes gewesen zu sein und all das Unheil aus der Nähe zu sehen. Mich hat schnell ein Stein erwischt, wie du sehen kannst, daher lag ich sicher und geschützt in einem Busch. Wunderbar, nicht wahr?" Eigentlich hatte das Halbwesen doch Glück gehabt. Mehr als diese leichte Platzwunde hatte er nicht abbekommen, das war doch gut. Allerdings nagte an ihm das Gefühl, bei dieser Rettungsaktion beeindruckend unhilfreich gewesen zu sein. "Das Wichtigste ist jetzt, das alles einfach zu vergessen. Für alle Beteiligten." In diesem Augenblick tat ihm die Stille um den See wirklich gut. Aber keine Zeit, um der Vergangenheit nachzuhängen. "Aber das Leben muss ja weiter gehen.", grinste er und nickte daraufhin. "Das stimmt.. allerdings auch ganz schön langweilig!" Leon seufzte übertrieben.
"..Willst du einen Schneemann bauen?"

Cinnamon sah Leon einen Moment lang Perplex an. Ihn hat ein Stein erwischt und er lag KO im Busch.. bitte was? So wie er es sagte, musste die Rothaarige wirklich an sich halten nicht laut loszulachen. Doch sie besaß genug Selbstkontrolle und so verkrampfte sich nur Mund wie Bauch ein wenig. Sie verstand, dass der Kerl nicht mehr darüber nachdenken wollte.. auch wenn er alles verschlafen hatte.
"Langweilig!", wiederholte sie entrüstet. Typisch Mann! Mit dem Angeln konnte er sich ja auch schon nicht anfreunden und bei seiner eingelegten Schwimmpause hatte er ihr die ganzen Fische verschreckt. Sie schüttelte den Kopf und stand auf. "E-Einen Schneemann?" Cinnamon sah das Halbwesen perplex an. Ihn hatte tatsächlich was am Kopf getroffen. Gleichzeitig leuchteten ihre Augen jedoch bei dem Gedanken. "Erst wenn du mich besiegst.", erwiderte die Brillenträgerin jedoch diszipliniert und rollte sich schnell eine Schneekugel, mit der sie Leon bewarf. Unschuldig dreinblickend wartete sie auf seine Reaktion.

Das Halbwesen hüpfte auf seine Beine und guckte sofort um sich. Wo war wohl der beste Platz? Wo würde es Herrn Schneemann am besten gefallen? "Sollen wir dort drüben.." Just im Moment als Leon seinen Arm hob, um auf einen Baumstumpf einige Meter von den beiden entfernt deuten wollte, traf ihn Cinnas Schneeball an der Schulter. Ein kleiner Kreis aus Schnee zeichnete sich auf seiner Jacke ab. "Das ist kein Schneemann..", murmelte er enttäuscht, als hätte man ihm sein Lieblingsspielzeug weggenommen. Oder ihm erzählt, es gäbe das Christkind nicht.
"Na warte!!" Hastig schaufelte der Mensch mit Wüstenfuchsohren sich Schnee in die Hände und ließ diese über Cinnamon herabrieseln. Und während sie damit beschäftigt war, sich das weiße Pulver von Gesicht zu klopfen, kam auch schon der erste Gegenangriff geflogen und Leon brachte ein paar Meter zwischen die beiden. "Und ich wollte, dass das friedlich bleibt!"

Leon's Rache kam schnell. Ein Batallion von Schneeflocken kam auf sie von oben herabgeschossen und während sie die Überreste des Schlachtfeldes aus ihrem Gesicht entfernte wurde die Rothaarige ein weiteres mal angeschossen. Doch der Feind wagte es noch nicht den finalen Schlag durchzuführen, konnte die Übermacht der MS Cinnamon nur schwer einschätzen. Aus diesem Grund ging das feindliche Lager zurück um sich eine neue Strategie auszudenken die hellen Linien des Lichts am besten auszumerzen und kaltblütig zu erdrosseln. Doch so leicht würde sich Cinnamon nicht geschlagen geben. "Friedlich? Ha! Hast du nicht vorhin noch gesagt, der Polisee sei dir zu langweilig? Hahahahaha, gegen mich hasst du keine Chance!", rief sie ihm zu, während das Mädchen sich in Gedanken eine Lösung überlegte - denn das Zimtschiff war bereits angeschlagen und sie brauchte dringend neue Energie um die Ressourcen neu aufzufüllen. Da! Wenn sie es bis zu der strahlenden kalten Scheibe schaffen würde - das war ihre Chance! Das feindliche Lager würde sich sicherlich nicht bis dorthin vorwagen, doch dafür musste sie die gegnerischen Wand erstmal durchbrechen. Ob ihr das gelingen würde?
Schnell formte Cinnamon einige Schneebälle, die sie abfeuerte. Erstmal ablenken, bis der geeignete Zeitpunkt kommen würde!

Leon staunte nicht schlecht, als das rothaarige Mädchen auf einmal Feuer und Flamme für die eine kleine Schneeballschlacht wurde. Es sah fast so aus, als würde sie sich Strategien und Pläne in ihrem Kopf zurecht richten, die sie zur richtigen Zeit umsetzen würde. Das Halbwesen lachte lauf auf. "Und wie ich das habe!" Auch er sah um sich, formte währenddessen einige Schneebälle, die er abfeuerte, und gleichzeitig so gut wie es nur ging denen von Cinnamon auswich. Wo könne er sich nur am besten verstecken? Es war weit und breit kein hoher Felsen zu sehen und in den Wald laufen, der sich rings um den See erstreckte, war zu weit. Und der See an sich? Aber Cinna würde ihm auf das Eis folgen, so wie sie gerade in Fahrt war!
Somit blieb dem Wüstenbewohner nichts anderes übrig, als weiterhin auszuweichen. Aber als er sich einmal zu schnell bückte und sich wieder aufrichtete, spielte sein Kopf nicht mehr mit. Leon legte seine Hand vorsichtig auf den Verband und deutete mit der anderen seiner Gegnerin, inne zu halten. "Ugh.." Schmerzverzerrt kniff er die Augen zusammen. "Ich glaube, ich sollte langsamer tun.."

Cinnamons Gesicht wurde ganz rot vor Anstrengung, doch das Mädchen hatte dabei einen Heidenspaß! Gerade als die Rothaarige durch die feindlichen Linien preschen wollte um auf das Eisfeld zu gelangen, machte Leon schlapp. Argwöhnisch musterte sie ihren Gegner. War es eine Falle, ein Hinterhalt? Nein, danach sah es nicht aus. Zimt näherte sich ihm langsam, es musste ihn auf dieser Insel wirklich übel erwischt haben. "Wenn du zu alt für solche Geschichten bist, können wir jetzt auch den Schneemann bauen.", meinte sie gönnerhaft, "Gnädigerweise würde ich das Match dann als Unentschieden gelten, immerhin bin ich ja eindeutig besser aufgestellt als du. Was hälst du davon?" Cinnamon rückte ihre Brille gerade und hielt dem Halbwesen eine Hand hin. "Hm?"

"Definitiv. Ich werde wirklich zu alt dafür.. sieht man es mir nicht an! Die Falten! Das bleiche Gesicht!" Das Halbwesen zog an seinen Wangen. "Da hilft keine Faltencreme mehr!" Na immerhin war ihm sein Humor bei den Kopfschmerzen nicht vergangen. "Das wiederholen wir, mit einem Unentschieden gebe ich mich nicht zufrieden! Immerhin hätte ich dieses Match ganz klar für mich entschieden." Grinsend griff Leon nach ihrer Hand und richtete sich auf.
"Mein Kopf ist nicht so ganz einverstanden mit dem wilden Herumgetobe.. wie es eigentlich Kinder tun.. aber hey, Cinna, ich wusste gar nicht, dass in dir so eine kindliche und begeisterte Art steckt."

Cinnamon schmunzelte über Leons Beschreibung. "Jaaaa ist klar, ne?", erwiderte sie spöttisch. Aber da er ja von sich so sehr überzeugt war (wie sie zwar auch.. aber das ignorieren wir mal), konnte die Rothaarige es sich nich nehmen, den letzten verbliebenen Schneeball auf ihn zu werfen. "Eine kindliche Art? Das bildest du dir ein. Ich hab mich dir lediglich angepasst, immerhin warst du derjenige der einen Schneemann bauen wollte, nicht?", gab sie zurück. "Was ist der Punkt darin erwachsen zu sein, wenn man nicht ab und zu wieder ein Kind sein kann?" Mittlerweile zogen neue Wolken auf, die den vollen Mond verdeckten, wodurch es gleich ein Stück dunkler wurde. Cinnamon hatte die nächtliche Stunde ganz vergessen, so hellwach und fit fühlte sie sich.