Alice & Simon | irgendwo in der Küche des Cafés
Gerade noch freute sie sich über ihre doch recht üppige Bestellung an Kakao und verschiedenen Süßspeisen, da war ihr der Appetit auch schon wieder vergangen. Als Simon vor ihr stand, als wäre nie etwas gewesen, als wäre es ein total normaler Tag an dem er seiner total normalen Arbeit nach ging. Aber das war doch alles andere als normal. Vielleicht war es das bis zu diesem Moment auch gewesen, doch jetzt hatte sich alles geändert. Einfach nur weil er ihr ihr Lieblingsgetränk an den Tisch gebracht hatte. Zuerst fiel ihr das Handy aus der Hand, auf dem sie gerade noch verliebt mit ihrer Freundin Bilder von Klamotten angesehen hatte, und dann hörte sie die Stimme ihres Freundes. Fast schon zurückhaltend und zögernd. Was man von ihm so gar nicht kannte. Zumindest war das wahrscheinlich bei anderen Personen so. Aber Alice kannte ihn besser. Es gab niemanden, der Simon so gut kannte wie sie es tat. Deshalb verstand sie auch niemand. Niemand außer Simon selbst. Der Griff um ihr Handy war fest, der Blick ihres Freundes auf ihren mittlerweile gut gewachsenen Bauchs war ihr nicht entgangen. Genauso wie das wütende Funkeln von vorhin. Ein Funkeln, das sie nur allzu gut kannte und das meist auch nichts Gutes zu bedeuten hatte aber hier.. war sie sicher. Als der Vater ihres Kindes sich entschuldigte und kurz darauf, auch nur den Bruchteil einer Sekunde später wieder verschwunden war, setzte sie einen Fuß nach vorne in die Richtung, in der er verschwunden war. Weil sie ihm sofort hinterherlaufen wollte. Es tat ihm leid. Das Blondchen ballte ihre Fäuste. Es tat ihm leid? Das war wirklich alles was er zu sagen hatte? „Noita, ich.. ich muss ihm nach.“ Zuerst sah sie Simon weiter hinterher, dann wandte sie sich zu dem schwarzhaarigen Mädchen. „Bevor er wieder.. viel zu lange verschwindet.“ Alice ließ ihre Worte wie einen Scherz klingen aber sie beiden wussten dass das viel zu schnell der Wahrheit entsprechen konnte. „Es tut mir leid.“, murmelte sie, hoffte dass ihre Freundin nicht wütend auf sie wurde, dass sie sie einfach für ihren Arschlochfreund sitzen ließ, und lief dem Älteren schließlich nach. Sie schlängelte sich durch die verschiedenen Sitzmöglichkeiten und auch wenn auf der Tür, durch die Simon verschwunden war, Nur für Mitarbeiter stand, drückte sie diese langsam auf und steckte ihren Kopf durch. Es klirrte und schepperte, verschiedene Leute sprachen wild durcheinander und der Duft von Pfannkuchen, Fett und Kaffee stieg ihr in die Nase. „Simon?“ Ihr Freund war jetzt nicht auch noch unter die Köche gegangen, oder? Aber nein. Etwas abseits neben einem Tresen saß der junge Mann auf dem Boden, wie er sich in diesem Moment mit der Faust gegen den Kopf schlug. Alice eilte zu ihm, ließ sich auf ihre Knie fallen und umschloss seine Faust mit ihren Händen. Auch wenn er es verdient hätte, dass sie selbst noch einmal zu schlug. Fest. Sehr fest. Aber alles was sie gerade sah war ein Häufchen Elend. Obwohl eigentlich Alice diejenige sein sollte, die das sein sollte. Gut, war sie wahrscheinlich auch. Mit ihrem blassen Gesicht, den dunklen Augenringen, dem traurigen Ausdruck in ihren Augen.. und der Tatsache, dass sie ein Teenager war und ihr erstes Kind unter ihrem Herzen trug. „Ich hab dich so vermisst..“ Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern und natürlich kamen ihr sofort die Tränen. Immerhin war sie nur ein schwaches kleines Mädchen. „Ich hasse dich.“, murmelte sie. „Du bist ein Idiot! Eigentlich sollte ich dich verlassen, du hast gar kein Recht auf dein Kind! Du lässt mich alleine, immer wieder, du verschwindest und tust was weiß ich und.. mit wem und..“ Eigentlich wusste sie gar nicht so Recht was sie sagen wollte. Eigentlich wollte sie nur von ihm in den Arm genommen und fest gedrückt werden.