Beiträge von Avokaddo

    Marlin 2 & Sherry


    Sherry. Wie der Drink? (Nein, er hatte kein Alkoholproblem). Sicherlich ein Fake-Name, so hieß doch niemand. Ein wenig ließ in das jedoch zurückdenken, an die vielen Male, in denen er hinter der Bar gearbeitet hatte. War auf jeden Fall ein angenehmerer Nebenerwerb, als auf einer Farm zu schuften. Andererseits - denk nicht mal dran - wurde er doch auch einfach zu alt für das Nachtleben, nicht? Hmpf. Kurz verzog sich seine Miene, während er einen Schluck trank. Geschmack: semi. Dabei war er allerdings auch kritisch - wie es die meisten waren, wenn es sich um Sachen handelte, die sie selbst beherrschten.

    Sherry richtete sich bei seiner Frage auf. Hatte er also tatsächlich einen Treffer gelandet. Es war seltsam - der intensive Blick, mit dem sie ihn betrachtete, ohne dass sich in ihrem Gesicht eine Regung ablesen ließ. Warum? Marlin ließ es an sich abprallen. Sie hatten ja beide schon eruiert, dass der jeweils Andere schräg drauf war.

    Er bekam eine Antwort, die ehrlich klang. Großeltern - da er selbst keine kannte, kam ihm dieser Gedanke nie. "Du glaubst doch an keinen Gott.", unterstellte er ihr. Wenn ja, würde ihn das sehr überraschen. Es war leicht gläubige Menschen zu belächeln, Marlin fand sie jedoch immer auch ein wenig befremdlich. Musste aber schön sein - wenn man alles was beschissen lief, einfach auf einen ominösen Gott schieben konnte, dessen 'Wille geschehe'. Nein, er konnte mit dieser Philosophie nichts anfangen, sie widerte ihn sogar ein bisschen an. Was ihn nicht davon abhielt, Leuten trotzdem die Hölle zu wünschen.

    "Du bist eine Weinliebhaberin. Vielleicht etwas zu sehr, wenn dir als erster Name Sherry einfällt. Alkoholprobleme?"

    [Murakumo] bei den Entführern & Kindern


    Ach wie schön. Die Kutsche hielt an und er wurde freundlich begrüßt. Murakumo lächelte breit. Jap, das war auf jeden Fall die zornige Stimme, die er zuvor aufgeschnappt hatte. Auf den ersten Blick hingegen wirkte nun alles ruhig. "Ja, vielen Dank fürs Anhalten.", erwiderte er erstmal, die Arme vor der Brust verschränkt, während er überlegte wie er nun am besten vorgehen sollte. "Wisst ihr, ich hab mich gefragt, ob ihr zufällig was mitbekommen hat, von Kindern die vermisst werden." Direkt mit der Tür ins Haus. Der Hüne war nunmal nicht für seine Spionagefähigkeiten bekannt. Noch bevor irgendeiner der Männer etwas sagen konnte, hörte er ein Mädchen schreien. Murakumo legte den Kopf leicht schief, sah an dem Kutscher vorbei nach hinten auf die Ladefläche, wo der Schrei herkam. "Das beantwortet dann meine Frage.", fügte er locker hinzu, seine Augen wurden jedoch schmal, als er sich zurück an die vermeintlichen Entführer wandte.

    Mit einem kräftigen Sprung, setzte er auf den Wagen auf und schlug dem einen kräftig mit der Faust ins Gesicht. Der Schwung beförderte den Kerl ins Aus - der nun hoffentlich bewusstlos auf der Erde lag. Murakumo kümmerte sich nicht weiter, sondern drehte sich direkt zu dem zweiten Mann, der ihn gerade mit einem Messer angriff. Frech. Er blockte den Arm des Angreifers und verdrehte dessen Handgelenk. Schmerzhaft schrie der Kerl auf, ließ das Messer schließlich fallen und ging unbeabsichtigt in die Knie. "Verfluchtes Monster!" Von Murakumos gutem Gemüt blieb nicht mehr viel übrig, als er den Entführer leise, aber bedrohlich aufforderte: "Lass sofort alle frei, sonst-" Knack. Mit einem Ruck hatte er die verdrehte Hand gebrochen. Der Mann schrie erneut auf. "Werd ich ungemütlich."

    Normalerweise würde er ja erst fragen und dann Brutalität anwenden, aber manchmal war schnelles Agieren wichtiger als Höflichkeit. Erst Recht, wenn sie noch andere in ihrer Gewalt hatten - das Halbwesen hatte ja keine Ahnung um wie viele potenzielle Opfer es sich handeln mochte. Der Entführer wimmerte nur noch ohne auf seine Aufforderung zu reagieren. Alles muss man selber machen. Murakumo umfasste mit seiner Pranke den Hals des Kerls, dessen Handgelenk er gebrochen hatte, damit der nicht abhauen konnte, während er dessen Taschen durchsuchte. Tatsächlich zog er einen ganzen Schlüsselbund hervor. Na großartig. Bevor Murakumo ihn verließ, nahm er noch einmal dessen Kopf ins eine Hände und schlug ihn einmal gegen den Kutschenboden. Nur, damit er sich ein wenig benommen fühlte und er nicht noch auf die Idee kam, ihn mit der noch funktionierenden Hand anzugreifen.

    Damit hüpfte er auf die Ladefläche. Jede Menge Kisten, Ladung und Krempel. Die Mädchenstimme rief erneut um Hilfe, so fand er ihr Gefängnis schnell. Das ist unmenschlich. Was fiel diesen Leuten ein? "Ich hol dich hier raus.", raunte er ihr zu und begann die dutzend Schlüssel nacheinander auszutesten. Was war nochmal mit dem zweiten Kerl passiert...?

    [Antoinette] & Wayne



    Ihre Wangen wurden heiß. Je länger Wayne sprach, desto wütender wurde sie. Das war neu. Bisher hatte sie nur ein verdammt schlechtes Gewissen gehabt, sie wusste ihr Verhalten ihm gegenüber war alles andere als fair, sie wusste nur nicht, wie sie das am besten angehen konnte, wie sie das aufklären konnte. Bis er vorhin in der Bibliothek aufgetaucht ist. Und jetzt saßen sie hier, was nach außen hin wie ein Date aussah und es war auch noch ihre Idee gewesen. Das war nicht ihre Absicht, wieder war es nicht ihre Absicht gewesen, also wie schaffte sie es, sich stets so zu verrennen?!

    Sie war wütend, als sie ihn so sprechen hörte. Weil er zum einen verdammt nochmal Recht hatte, es sich aber zum anderen total einfach vorstellte. Seit wann waren Gefühle denn einfach? Oder war das nur sie?

    "Non, natürlich will ich nicht, dass du mich anflehst.", pampte sie zurück. Vielleicht will ich nur, dass du die Gefühle zeigst, wie ich es nicht kann. Aber womöglich tat sie ihm unrecht. Vielleicht war er wirklich so reflektiert und abgeklärt und stolz wie er sagte. Das war doch... im Grunde eine gute Sache, nicht? Mon Dieu, bin ich etwa neidisch, weil er sich über sich im Klaren ist und ich nicht? Mit einem Mal fühlte sie sich noch kleiner, noch beschämter, aber auch sie hatte ihren Stolz und wollte auf keinen Fall, dass er davon Wind bekam. Antoinette reckte ihr Kinn.

    "Was das hier soll? Warst es nicht du, der ein klärendes Gespräch haben wollte? Verzeih, wenn dir das Ambiente nicht passt, mir ist auf die Schnelle nichts passenderes eingefallen.", schoss sie zurück. Je länger sie Wayne zuhörte, je länger sie selbst sprach, desto sicherer wurde sie sich. Obwohl sie irren mochte - Wut blendete so gerne die anderen Gefühle aus. Sie hatte die Momente mit dem blonden Kerl genossen. Sie mochte, wie er sie aus der Komfortzone lockte, wie warmherzig er über seine Familie - inklusive der Tiere - sprach. Er war der Gentleman, der sie bei Regen nach Hause brachte, er war derjenige mit dem sie ewige Zeiten lang den Sonnenuntergang und die Sterne betrachten konnte.

    Er war derjenige, der sie geküsst hatte, in einem Chaos aus Mehl und Schokolade. Süß, schüchtern, aufregend, neu. Und doch hatte sie ihn danach aus ihrer Konditorei geschmissen, anstatt mehr zu wollen, mehr Küsse, mehr Nähe, mehr ihn zu verlangen. Es war süß und schön gewesen und doch war ihr erster Instinkt mehr Abstand zu brauchen.

    Er war derjenige, den sie um eine Beziehung gefragt hatte, weil er Wayne war, weil es schön war mit ihm Zeit zu verbringen, weil es doch der nächste logische Schritt war, wenn man sich mochte, wenn man sich geküsst hatte. Nicht? Und doch hatte sie, kaum nachdem sie die Worte ausgesprochen hatte, ein ganz komisches Bauchgefühl gehabt. Dieses Bauchgefühl das einen vor Fehlern warnte, dass die eigenen Bedürfnisse meist am besten kannte. Wenn sich dieses Empfinden nur von ihrer innewohnenden Anxiety unterscheiden könnte. Die Unsicherheit, die Nervosität, die Beklemmung, die sich körperlich als Anspannung, Kribbeln oder Druck zeigten, mit der kämpfte sie schon lange. Es war schwierig darunter noch das wahre, vage Bauchgefühl zu erkennen.

    Ihre Wut verebbte, als die Erinnerungen über sie hinweg schwappten. Tränen sammelten sich in ihren Augenwinkeln, doch Antoinette hielt sie zurück. Sie war es die ihn verletzt hatte, vor ihm durfte sie nicht weinen.

    "Es ist nicht fair, ich weiß das.", setzte sie schließlich deutlich sanfter zu Wort an, trotz ihrer zugeschnürten Kehle, die ihr den Mund verbieten wollte. Das ist... Traurigkeit, non? "Es war nie meine Absicht, dich zu verletzten. Ich mag dich... als Freund. Aber mehr ist da nicht. Verzeih, dass mir das erst so spät klar geworden ist." Ihr Blick ging ins Leere, sie hatte die Hände auf ihrem Schoß abgelegt. Es schmerzte, sich das einzugestehen, es schmerzte, ihn verletzt zu haben, es schmerzte wohl bald wieder allein zu sein. Aber er hatte seine Antwort bekommen.

    Marlin 2 & Sherry



    Dem hatte er Nichts zu entgegnen. Außerdem: Die Alternative bestand darin zu gehen und zurück zur Farm zu fahren, um weiter für Mindestlohn zu arbeiten. Nee, da stellte er lieber noch ein wenig Arbeitszeitbetrug an. Die Straße hier hoch war immerhin sooo anspruchsvoll zu fahren und die ganzen Kisten voller Gemüse hatte er ganz alleine schleppen müssen! Marlin nahm den Drink entgegen und war tatsächlich überrascht, als sie ihm zuprosten wollte. Für so zugänglich hatte er sie nicht eingeschätzt. Da wollte er sie mal nicht im Regen stehen lassen und tat es ihr gleich. Sein Körper (mit Handtuch um den Hüften, kleine Erinnerung!) war ihr zugewandt und Marlin betrachtete die nackte Frau neben ihm ungeniert. Die letzte Frau, die er unbekleidet gesehen hatte, war sie gewesen - die einzige Person, die es schaffte, ihn regelmäßig aus der Fassung zu bringen. Denk nicht dran. Mia ist Geschichte. Als sich die Frau zu ihm drehte, erwiderte er ihren ungewöhnlich roten Blick - und behielt ihn dort.

    "Nun, wenn wir uns schon auf Geselligkeit und ein Spiel einlasen, sollten wir uns zumindest vorstellen, nicht?" Ein schmales Lächeln verzog sich um seine Lippen. Er hob seinen Drink in ihre Richtung als Zeichen guten Willens. "Marlin. Und nein, ich habe keine Schulden." Obwohl - zählten die unterlassenen Unterhaltskosten an seine Tochter? Hups. "Glaube ich zumindest.", fügte er daher gelassen hinzu. "Du bist ohne Eltern aufgewachsen. Oder mit beschissenen." Ach Moment - das war ja er.

    [Murakumo] & Elsje & griesgrämige Kutscher


    Murakumo und Elsje spazierten durch den Wald. Sie wanderten und suchten, zum Glück war es nicht kalt. Pilze wollten sie zum Festschmaus, darum gingen sie hinaus. Ein Glück war hier alles friedlich und so viele Sachen appetitlich.

    Der Hüne summte leise vor sich hin, während die beiden so durch den Wald gingen. Immerhin waren sie nicht auf der Jagd und ihre Beute konnte erstmal nicht vor ihnen weglaufen. So, wo hatte er die Röhrlinge vorhin gesehen gehabt...? Murakumo verließ sich auf seinen ausgeprägte Orientierungssinn und schon bald hatte er die Stelle wieder entdeckt. "Elsje, schau mal hier!", rief er ihr zu und kniete sich bereits an die Stelle um sie zu ernten. Wo eine Pilzgruppe war, waren weitere nicht weit. Die Kleine machte sich auch direkt ans Werk. Ihm lief direkt das Wasser im Mund zusammen und-

    seine Ohren zuckten. "Ruhe da drinnen! Es sei denn, ihr wollt, dass wir euch festbinden."

    Nanu? Das klang aber gar nicht nett. Murakumo stand auf und wandte den Kopf in die Richtung, aus der die Worte ihn erreicht hatten. Sie waren nicht laut gesprochen worden, aber das mussten sie auch nicht - mit seinen Wolfsohren hörte er genug. Das Trappeln der Hufe, das Quietschen der Räder, murrende Worte - eine Kutsche, die nicht den Hauptweg benutzte? Das war ja interessant.

    "Ich schau mich mal weiter um.", meinte er zu Elsje, blickte dabei jedoch nicht zu ihr. Murakumo war bereits auf seine Beute fixiert.

    Beute? Naa, ich bin nur neugierig. Er rannte los, musste jedoch feststellen, dass auch er keine Kutsche in Menschengestalt einholen konnte. Sowas Blödes aber auch. Also entledigte er sich geschwind seiner Kleidung, nahm sie aber ins Maul, ehe er nun auf allen vier Pfoten weiter rannte. Dank seiner Sinne fiel es ihm nicht schwer, das Gefährt auszumachen. Jetzt wo er näher dran war, hörte er auch noch etwas anderes. Kinderstimmen.

    Der Wolf knurrte und sprintete vorwärts, bis er einen kleinen Vorsprung hatte. Genug Zeit um sich zurück in seine Menschengestalt zu begeben und sich zumindest die Hose überzuziehen. Nackt wurde er meistens für einen Spinner gehalten und als Wolf konnte er nicht reden und er war nunmal nicht der Typ, der blindlings irgendwelche Leute attackierte (wie gewisse Dienstmägde hier im Ort). Stattdessen rannte Murakumo auf den schmalen Waldweg und winkte der herannahenden Kutsche zu. Sicher würden sie ihn nicht gleich überfahren, oder?

    [Antoinette] & Wayne



    Antoinette schwieg. Antoinette schwieg eine ganze Weile, selbst nachdem Wayne seine fast schon eine Ansprache, beendet hatte. Dabei war die Wahrheit ganz einfach. Nur auszusprechen - das war sie nicht. Die junge Belgierin hatte die Lippen aufeinander gepresst und sah ihm nicht in die Augen, jene, die sie doch von nächster Nähe schon hatte betrachten können. Ihre Hände lagen verkrampft in ihrem Schoß, aufgelegt auf den Schichten von Rock und Petticoat. Das ist nicht gut. Wieso hatte sie sich darauf eingelassen, nein sie war es ja selbst gewesen, die ein Café als neutralen Gesprächsort vorgeschlagen hatte. Dumm. Dumm, dumm, dumm. Als ob das nicht total wie ein Date aussah. Als ob sie ihm nicht unbewusst dadurch Hoffnungen gemacht hatte.

    Die Barista kam und brachte ihre Bestellung. Antoinette konnte kaum aufsehen um sich bei ihr zu bedanken und behielt den Blick einfach auf dem Dessert. Auf das sie keinen Appetit hatte. Meine Güte. Das sie nichts Süßes verzehren wollte, stellte die absolute Ausnahme da. Ein Zeichen, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Ich hab's kaputt gemacht.

    Wayne's Worte rauschten in ihren Ohren. Er war viel zu nachsichtig und stellte sie auf ein Podest, welches sie nicht wollte. "Ich versteh dich nicht.", presste sie schließlich hervor, wich noch immer seinen Blick aus. "Ich hab dich buchstäblich geghosted und es ist jetzt nicht so, als ob ich stolz drauf wäre, ich wusste nur nicht was ich machen sollte, ich-," Meine Güte klang das erbärmlich. Faule Ausreden. Nein! Nein, das stimmte nicht. Sie war nur nicht... so gut mit ihren Gefühlen. Aber er offenbar auch nicht, konnte ihr keiner erzählen, dass er sie nicht unterdrückte. Vorhin waren sie aus ihm rausgeplatzt und ganz ehrlich, das war eine absolut natürliche Reaktion gewesen, die sie ihm kaum vorhalten konnte. Sie hatte Fehler gemacht. Aber ehrlich zu sein - nicht nur zu ihm, zu sich selber - das war hart. Aber irgendwie machte sie seine Antwort nur wütend. Und in diesem Moment wollte sie gar nicht um Entschuldigung bitten. Antoinette holte einmal tief Luft und suchte diesmal seinen Blick.

    "Nein, ich verstehe dich nicht.", wiederholte sie, "Du akzeptierst das, so einfach? Wenn ich dich zurückweise? Meine Entscheidung, herzlichen Dank das du mir meinen eigenen Entscheidungsraum lässt, sehr gütig." Es war nicht fair. Ehrlich gesagt war Wayne doch genau das, was man sich wünschen konnte von einem Mann, wenn die Beziehung zu Ende ging. Dass er einen nicht verfolgte, stalkte, drangsalierte, unter Druck setzte, erpresste, schlecht redete. Sondern zwar verletzt war, getroffen, wütend, sauer, eingeschnappt - aber es akzeptierte.

    Nur das Wayne auf Antoinette weder verletzt, wütend noch eingeschnappt wirkte. Das verwirrte - und provozierte - sie.

    Aber vielleicht... vielleicht geht es ihm wie mir und er hat festgestellt, dass die Gefühle nicht stark genug sind...? Aber wozu dann das Ganze? Moment.

    Der Gedanke kam ganz plötzlich. Keine Gefühle. Beziehung zu Ende. Es durchzuckte sie regelrecht und mit einem Mal erkannte sie, dass sie tatsächlich einen Schlussstrich ziehen wollte. Sogar musste. Weil das Ganze nur hinauszögern - das wurde ihm nicht gerecht. Keiner von ihnen.

    Jetzt musste sie es nur noch aussprechen. "Weil ich denke, genau darauf läuft es hinaus."

    [Murakumo] & Elsje


    Elsje nahm ihm die Weinflasche einfach aus der Hand und probierte direkt. Keine Hemmungen, die Kleine. "Eehhh...", entkam ihm nur, als sie ihm die Frage nach ihrem Alter stellte. Was wusste er schon? Das sie kein Kind mehr sein konnte, weil sie in der Taverne hatte, nein diese Mathematik spielte sich in seinem Hirn nicht ab. Aber alas, er hatte sein Badehaus in Rigbarth verloren, weil er nicht mit Geld umgehen konnte. Blöde Zahlen. "Glaub da antworte ich besser nicht drauf." Murakumo streckte sich. Reichte ja, wenn er ein alter Wolf war. "Gute Idee, hab vorhin auch ne Stelle gesehen gehabt mit einigen Röhrlingen." Er liebte es, dass Elsje so Feuer und Flamme war, was das Kochen betraf. Ihr überließ er das Fleisch, während er das Gemüse schnibbelte. Schweigend arbeiteten sie eine Weile nebeneinander her. Das Feuer ließ er nach einer Weile zur Glut verkommen, die Sonne begann sich langsam gen Horizont zu senken. Murakumo sah auf. "Ich würde sagen, du packst alles in den Kessel, damit es schmoren kann und dann gehen wir Pilze sammeln, bevor uns die Sonne vorher noch untergeht." Pilze brauchten sowieso nicht so lange, hoffentlich hatte er sich die Stelle vorhin gut gemerkt. Mit einem toten Reh im Schlepptau war es nunmal nicht ganz so einfach. Murakumo holte ein kleines, geflochtenes Körbchen sowie ein Messer aus der Hütte. "Willst du mit oder willst du lieber aufpassen, dass mit dem Essen nichts passiert?", fragte er sie ganz offen. Es sollte zwar nichts passieren, aber nicht das ein hungriger Dieb um die Ecke kam oder so. Oder seine Schwester. Hatte es alles schon gegeben.

    [Hahkota] & Yahto



    Glücklicherweise hatte keiner der beiden Jungs bei der Flucht aus dem Haus Feuer gefangen.

    ...

    Dachte er. Bis Hahkota merkte, dass sich etwas seltsam warm an seinem Rücken anfühlte. Erschrocken zog er sich das Shirt aus, welches tatsächlich glomm und schmiss es in die Wiese. Die war jahreszeitbedingt feucht, immerhin etwas Glück an dieser Stelle. Hatte zur Folge, dass er jetzt oberkörperfrei rumlaufen musste. Die Kälte in diesen Zonen behagte ihm gar nicht, aber alas, das Haus brannte ja und er war voller Adrenalin, also fühlte er sich trotzdem ganz erhitzt.

    Was er nicht gewusst hatte: Bei einem Feuer sollten ja Fenster und Türen geschlossen werden, da Luft das Feuer nur anheizte. Aber bei ihnen zu Hause existierten keine Fenster und Türen, also woher sollte er das wissen?! Nein viel wahrscheinlicher war doch, dass der Feuergott jetzt erzürnt war, weil ihm seine Beute entkommen war und die Flammen deswegen noch wilder loderten. Hahkota rutschte das Herz in die Hose.

    Die Stimme seines Blutsbruders drang an seine Ohren und riss ihn aus seiner Trance. Er rannte zum Wasserhahn an der Hauswand - eine Ecke, die noch lange nicht betroffen sein würde. Hahkota drehte am Wasserhahn, drehte sich dann zu Yahto um - kein Wasser.

    "WIESO KOMMT KEIN WASSER?!", rief er und drehte panisch den Knauf hin und her. Das im Winter das Wasser außen abgeschaltet wurde, aufgrund von Eis un dFrost, konnte er ja nicht wissen! "Es ist der Feuergott! Er hat uns verflucht!"

    [Cedric] & Alessa | Küche


    Es war ein zögerlicher Austausch, den die beiden Geschwister hier vollzogen. Ein langsames Vortasten, immer am Überlegen, wie viel Informationen gerade angebracht waren, ab wann man Sorge hatte, zu viel zu werden, zu viel zu verlangen. Dabei wünschten sich beide so sehr eine Schulter zum ausweinen, eine Schulter, die einem Halt gab - die einen auffing, wenn man strauchelte. Nur das Vertrauen, das musste erst wieder hart erarbeitet werden.

    Und Cedric wollte das so sehr.

    Er blinzelte überrascht, als Nicks Name fiel - das Alessa sich tatsächlich daran erinnerte zeigte, dass sie sich doch mal nahe gestanden waren. Nick. Sein bester Freund. Ob sie das nochmal fixen konnten? Ich muss auf ihn zugehen. Verdammt, er vermisste ihn. Vermisste seinen Kumpel schon so lange, doch die Emotion war ihm einfach abhanden gekommen, vergraben unter einer Schwere, die er nicht benennen konnte. Nur als Alessa ihn so direkt auf Nick ansprach, konnte er das Gefühl nicht länger unterdrücken. Ced schluckte, blinzelte aufkommende Tränen weg. Nicht weinen. Nicht schon wieder, oh man. Aber seine Schwester hatte da einen ziemlich wunden Punkt getroffen.

    Was ist passiert das du das Gefühl hattest nicht zu den Menschen kommen zu können die dich lieben?

    "Ich weiß nicht.", erwiderte er fast heiser, schlang die Arme noch ein wenig fester um sich. Da war sie wieder, diese nutzlose Antwort. Das Gewitter in seinem Kopf, welches ihn log und betrog. Weil du eine Last bist. Weil sie doch nur dulden, weil sie zu nett sind, dir die Wahrheit ins Gesicht zu sagen. Weil sie dich bemitleiden. Weil an dir nichts. liebenswertes. ist.

    Du weißt es also doch.

    Der Kloß in seinem Hals war so dick geworden, dass er Mühe hatte Worte zu formulieren. "Ich weiß nicht, also, ich weiß das es unlogisch ist.", begann er und hatte Schwierigkeiten damit, sein Durcheinander in vernünftige Bahnen zu lenken. Es war hart, die Wahrheit auszusprechen, hart, ihr überhaupt entgegen zu treten. Anzuerkennen, dass er sie überhaupt hatte. "Ich glaub... ich glaub nur nicht daran, dass ich jemanden was wert bin." Da. Jetzt war es raus. Scheiße tat das weh. Wenn man es aussprach, wurde es nochmal so viel realer.

    Cedric presste die Lippen aufeinander, um die Tränen zurückzuhalten, doch sie liefen ihn trotzdem als stummer Zeuge über die Wangen. Verdammt nochmal. Ihm war, als würden seine Gefühle aus ihm herausplatzen wollen. "Nick... hab ich im Stich gelassen-.", fuhr er mit rauer Stimme fort, als müsse er es schnell zu Ende bringen, bevor sich seine Zunge wieder verknotete. "-Mit Simon hab ich mich verkracht, Alice gegenüber war ich total ignorant, der mir liebsten Person hab ich das Herz gebrochen und an dich hab ich auch kaum gedacht und ehrlich gesagt bin ich aus reiner Verzweiflung hier und ich weiß, dass ist total selbstsüchtig, ich weiß nur nicht mehr weiter und ich-" wollte das es einfach aufhörte. Er sah den Abgrund vor sich. Jemanden, der kommt, der dir irgendeinen Unsinn erzählt, dir sagt, es gäbe noch eine Chance für dich, du seist es wert? Cedric warf sein Wasserglas um, bemerkte es jedoch nur am Rande. Sein Herz raste und er bekam kaum noch Luft. "Sorry.", wollte er sagen, ein Teil von ihm registrierte, dass er das Wasser aufwischen sollte. "Sorry." Kein Laut. "Sorrysorrysorrysorry."

    [Murakumo] & Elsje


    Langsam taute die Kleine auf. Schön! Murakumo erspähte ein schüchternes Lächeln, welches er erwiderte - ausnahmsweise ganz still. Auch wenn er in einer einsamen Hütte im Wald leben mochte, schätzte Murakumo Geselligkeit und legte wert darauf, dass sich andere mit ihm wohlfühlten. Außerdem freute er sich, nachdem seine Schwester und Nichte schon nicht da waren, heute Abend Gesellschaft beim Kochen und Essen zu haben. "Fantastisch!", erwiderte er daher entsprechend enthusiastisch und sein Grinsen wurde breiter, als Elsje all die feinen Sachen aufzählte, die sie ihm mit anbot. Klang nach einem fairen Deal! Das Mädel wirkte auf einmal wie ausgetauscht. Aber vielleicht hatte sie ja nur die Furcht vor ihm verloren (obwohl er es ja war, der sich erschreckt hatte, aber das ignorierte er geflissentlich). "Sehr gerne." Murakumo deutete auf den Behälter, in denen er die Innereien zwischengelagert hatte. Er überließ ihr die Aufgabe und holte erst einmal Feuerholz, um das Feuer anzuheizen. Später würden sie davon vor allem die Glut benötigen, aber dafür mussten sie erstmal ordentlich Hitze bekommen. Hielt auch die Mücken fern. Nervige Biester. Aus dem Haus holte er weitere Utensilien: Schneidebretter und Messer, der gewünschte Essig und natürlich Wein. Murakumo wollte ihn ihr schon hinstellen, als er die Flasche noch einmal zurückzog. "Moment, darfst du überhaupt schon trinken?!" Wie alt war die Kleine denn? Doch nur ein bisschen älter als seine kleine Hina, oder? Ah, das Alter von Menschen war aber auch knifflig zu erraten. "Gib mir mal was von dem Gemüse, dann schnibbel ich das schonmal."

    [Hahkota] & Yahto // bringen das Lagerfeuer ins Haus - und sich aus dem Haus


    Obwohl er selbst in Panik verfallen war, erkannte Hahkota aus den Augenwinkeln, wie Tränen der Verzweiflung in die Augen seines Blutsbruders stiegen. Das ließ ihn mit einem Mal ruhig werden - Zeit, sich wie ein großer Bruder zu benehmen.

    Hahkota warf den unnützen Feuerlöscher zur Seite, seine Gedanken rasten, suchten nach einer neuen Lösung. Was konnten sie tun um das verfluchte (im wahrsten Sinne des Wortes!) Feuer zu löschen?!?! Als dann ein grausiges Pfeifen ertönte, tat es der junge Mann seinem Bruder gleich. Was war das?! "WEISS NICHT!", stöhnte Hahkota. Das war ja nicht auszuhalten!

    Hahkota tat das Einzige was ihm in dem Moment noch einfiel - er ergriff die Flucht.

    Das Feuer hatte die Vorhänge beinahe zur Gänze aufgefressen und begann sich langsam durch den Teppich zu fräsen. Die Zimmerpflanze hatte es auch schon erwischt. (Zugegeben, die hätte es eh nicht mehr lange gemacht). Die Vorhänge zierten - bzw. hatten geziert - die Terassentür. Hahkota nahm sich ein Herz und ging gezielten Schrittes auf die Flammen zu, riss die Türe auf, bedeutete Yahto ihm zu folgen (okay, maybe war er schlau und nahm einen Eingang, der nicht brannte) und stieg ins freie.

    Frische Luft.

    Atmen.

    Immer noch das nervige Pfeifen im Hintergrund. Okay, irgendwo war doch hier ein Gartenschlauch gewesen oder...?

    [Murakumo] & Elsje


    Während Murakumo so rumwerkelte, in einer Tätigkeit von dem ich nicht die geringste Ahnung habe in welcher Reihenfolge was passieren muss und die ich als Veganer jetzt auch nicht im Detail recherchieren will, stellte die Kleine sich vor. Der Wolfsmann hatte ihr den Rücken zugedreht und war dabei zwei Krüge Wasser zu holen, einen drückte er Elsje in die Hand. "Jep, mit meiner Schwester und Nichte, die sind aber gerade nicht da. Hab sie schon länger nicht gesehen, wenn ich mal so drüber nachdenke... wie dem auch sei. Das Leben im Ort ist nichts für uns und hier haben wir alles, was wir brauchen.", erklärte er recht freimütig und leerte dann seinen Krug. Harte Arbeit machte durstig! Stay hydrated kids! Wieder schielte das Mädel zu dem toten Reh. Vielleicht war er mittlerweile einfach abgestumpft. Er folgte ihrem Blick, eine Hand in die Hüfte gestemmt, drehte den Kopf jedoch zu ihr zurück, als sie sich erklärte. Ihre Augen funkelten. Derart fasziniert, hm? "Warte was?" Ein tiefes Lachen löste sich in seiner Brust. Mit so einer Antwort hatte er nicht gerechnet. Gut, wer sich im Wald verlief, der durfte auch Hunger mitbringen. Ein Grinsen blieb, als er Elsje belustigt ansah. "Heute wollte ich einige Innereien mit etwas Gemüse schmoren.", verriet er ihr, als würde er ihr ein Geheimnis anvertrauen. Innereien war etwas, dass viele nicht mochten. Etwas vom Muskelfleisch würde er behalten und pökeln - den Rest verkaufte er anschließend in der Stadt. "Ich lad dich ein, wenn du mir beim Kochen zur Hand gehen willst Elsje.", schlug er vor. Auch wenn er die Hilfe nicht brauchte, denn er liebte das Kochen - so schien das Mädel doch sehr erpicht darauf zu sein.

    [Antoinette] & Wayne



    Es war verdammt unangenehm. Schweigend trotteten sie nebeneinander her in Richtung Café mit all den unausgesprochenen Dingen zwischen ihnen. Antoinette bereute ihren Vorschlag sofort. Aber hier saßen sie nun, in einem Café, als wäre das hier ein Date. Wobei ihre Dates nie klassisch gewesen waren. Nein, sie waren reiten gewesen und durch ein Maislabyrinth geirrt, Dinge die eigentlich so gar nicht ihre Art waren. Aber es war nicht schlecht gewesen - nur anders, als sie es gewohnt war.

    Am Tisch gab es eine Karte und die junge Dame war froh, etwas zur Ablenkung zu haben. "Du musst schon selbst für dich entscheiden.", murmelte sie als Antwort, den Blick weiterhin auf das Menü gerichtet. Wobei es so viel nicht zu lesen gab, auf der einen Seite Getränke, auf der anderen eine kleine Auswahl. Als die Barista an ihren Tisch kam, bestellte sie für sich einen Matcha Latte und ein Stück der Schoko-Mousse-Tart, die sie beim Hereingehen in der Vitrine erspäht hatte. Erwartungsvoll blickte sie zu ihrem einstigen Schwarm. Wie konnte er nur so indifferent sein, wenn es um so etwas superbes wie Desserts ging?

    [Chris] & Colette



    Der Pferdewagen fuhr über den holprigen Weg, Chris hatte seinen Kopf abgestützt und schaute in die Ferne. Die Landschaft, die immer vertrauter wurde, Wiesen, Wälder, Flüsse. Keine Monster. Zum Glück keine Monster. Er bewunderte jedoch keineswegs die Idylle vor sich. Nein, sein Kopf schwelgte in Erinnerungen. Macarons, Madeleines, Florentiner... Namen, die einem die Zunge verdrehen konnten - diese war jedoch ganz mit neuen Geschmäckern verwöhnt. Ein wohliges Seufzen kam ihm über die Lippen, als seine Schwester das riesige Crossaint erwähnte. Beeindruckend wie dies in solcher Größe gestaltet werden konnte und so lecker.

    Schließlich hielt der Wagen, der sie so freundlich mit aufgegabelt hatte. Trampoli. Endlich waren sie zurück. Ob er diesmal bleiben konnte? Wollte? Er schüttelte den Kopf, um aufkommende Sorgen zu vertreiben. Nein, heute würden sie ankommen und ihre Ankunft genießen! Kaum war das Gepäck abgeladen, fiel Colette ihm um die Arme. Er liebte es, wenn sie sich so freute, liebte ihre überschwängliche Art. Auch wenn es schwierig war sie zurück zu umarmen, wenn sie dabei so herumhopste. Sein Lächeln blieb, wandelte sich jedoch in ein kurzes Kichern als Colette sich von ihm wegstieß und dabei fast stürzte. "Wenn du nicht vorsichtiger bist, wird das nichts mit den ganzen Rezepten ausprobieren.", lachte er, "Komm lass uns mal sehen in welchem Zustand unsere Bäckerei ist." Damit schulterte er auch seine Tasche, nahm das Gepäck und öffnete die Tür in ihr Heim. Unsere Bäckerei. Eigentlich war er ja schon vor seiner Schwester losgezogen. Er hatte Alvarna einfach nochmal sehen müssen um irgendwie damit abschließen zu können. Das... hatte nicht so ganz funktioniert. Stattdessen hatte es ihn innerlich weiter zur Flucht getrieben. Erst als er seiner Schwester ganz zufällig - ganz im ernst, wie hoch standen die Chancen? - in einem anderen Land begegnet war, hatte er Sehnsucht nach Hause gespürt. Oder besser gesagt: einem zu Hause. Und gemerkt, zu Hause war, wo seine Familie war. Ich hab sie echt so vermisst.

    Als er die Türen zur Bäckerei öffnete, kam ihm ein Hauch von Nichts entgegen. Muffige Luft, fette Staubschicht. Chris kniff die Augen zusammen, als würde sich der verlassene Anblick von alleine auflösen. Das sah nach einer Menge Arbeit aus. Er drehte sich auf der Stelle um, sah zu seiner Schwester, die nicht weit hinter ihm war. "Weißt du Colette,", meinte er langsam, "Wir können auch... einfach weiter reisen... ahahaha."

    [Antoinette] 2.0 & Wayne >> gehen



    Antoinette nickte langsam, als er sich für seinen Tonfall entschuldigte. Nicht, dass er das müsste - sie wäre an seiner Stelle ein richtiges Biest gewesen. Aber so war Wayne nicht. Nein, er war sanft und fürsorglich und stets um andere bedacht. Das er den Fehler bei sich suchte, anstatt sie einfach zu verunglimpfen, sagte so viel über seinen Charakter aus. Ihr trotzdem einen Raum gab und sie zu nichts drängte. Das hatte sie gar nicht verdient. Er ist ein guter Mensch. Sie könnte ihn jetzt einfach fortschicken und er würde das akzeptieren. Sich tausend Fragen stellen, die sich in seinem Kopf im Kreis drehen würden, aber er würde es akzeptieren und gehen. Ohne sie noch einmal anzusprechen. Das wär's dann. Nein! Das... das wollte sie auch nicht. Ein Teil von ihr wollte ihn nicht verlieren, obwohl sie es ja gewesen war, die sich von ihm entfernt hatte. Sie fühlte sich miserabel. Warum nur, waren Gefühle so kompliziert? Und warum verpassten sie ihr regelmäßig Magenbeschwerden? Uuhh... 'Bitte Geh' - dann könnte sie ganz einfach Verdrängen und Vergessen. Aber es wäre nicht fair, non? Es wäre ganz und gar nicht fair.

    "Wir könnten... in ein Café gehen...?", schlug sie zögerlich vor, wich seinem Blick weiterhin aus. Als könnte er darin zu viel erkennen. Vielleicht würde ein Gespräch auch für sie Klärung bringen. Sie wusste es nicht. Aber es war das Mindeste was sie tun konnte, um ihre Beziehung zu beenden. Willst du das denn? Wirklich? Aber was sonst sollte sie wollen?



    lässt du sie ankommen?

    [Marlin] & Mia



    So. Einfach.

    Mia beschuldigte ihn, fluchte, zeterte herum, provozierte ihn, reizte ihn so. sehr. Zu sehr. Sie hasste ihn.

    Mia flehte ihn an, bettelte, schmeichelte, unterbreitete fragwürdige Angebote, machte sich an ihn ran. Sie liebte ihn. Zu sehr.

    Dornen und Rosen. Es war beinahe faszinierend, wie schnell, wie einfach, ihre Stimmung kippen konnte. Mit nur einigen wenigen Worten.

    Mia erwiderte seinen Blick, giftgrün, kalt, mit reinem Trotz. Und Verzweiflung. Er hörte es an dem Zittern ihrer Stimme, ihre Emotionen, die sie nicht unter Kontrolle hatte. Sie hasste ihn, weil er immer weglief, weil er sie nicht wollte, weil er nicht bei ihr blieb, sich nicht ihrer Liebe fügte, weil er sie alleine gelassen hatte, weil er sie immer wieder provozierte. Sie liebte ihn weil... weil? Nein, das war keine Liebe. Das war Wahnsinn.

    Marlin schnaubte, weil er solch lächerlichen Gedankengänge zuließ. Er war immer noch verdammt wütend. Über jedes ihrer Worte in den letzten 15 Minuten, die einen zu wahren Kern getroffen hatten. Wütend über die verschissene Ohrfeige, die sie noch bereuen sollte, sobald keine Gaffer in der Nähe standen.

    Wütend, weil sie es wagte, einem Mann wie ihm Liebe zu deklarieren.

    Sie kochte in ihm, brodelte, trieb ihn dazu ein Ventil zu suchen, egal was für eines. In seinen Fingern juckte es, seine Aggressionen einfach rauszulassen, sie in aller Öffentlichkeit zu schlagen. Diese eine Grenze, die er nie wagte zu überschreiten. Weil es ihn, nach allen Jahren immer noch an ihn erinnerte, diesen verfluchten Wichser.

    Mia, nackt in ihrem Bett, die Haut voller blauer Flecke. Ein Rahmen des Möglichen.

    "Ich hasse dich.", zischte er.

    Ihre Hand an seiner Wange, ihre Berührung an seinem Kinn. Es brannte. Entbrannte. Das sie es wagt- Der Zorn war aus ihren blauen Augen verschwunden, wich einer seltenen Verletzlichkeit. Ihr Verlangen nach ihm fraß sie förmlich auf. Das sie das selbst nicht erkannte?! Schön. Wann waren sie einander überhaupt so gefährlich nahe gekommen? Scheiße.

    Er küsste sie. Nicht liebevoll, nicht verlangend. Aufgebracht. Die Hand, die sie festgehalten hatte, glitt an ihrem Rücken nach oben, zog sie näher an sich heran. Die andere hielt ihren Kopf fest, verstärkte den Kuss. Marlin hätte es wissen müssen. Wenn Mia ihn reizte, hatte sie leichtes Spiel. Er hasste das. Dieses verdammte Miststück. Vielleicht war es von Anfang an unabwendbar gewesen. Marlin löste den Kuss ebenso brutal, wie er ihn begonnen hatte, brachte eine Armlänge Abstand zwischen sie, hielt dennoch weiterhin den Kontakt. Er warf ihr einen giftigen Blick zu, ehe er knurrte: "Let's fuck then."

    [Antoinette] 2.0 & Wayne



    Antoinette krümmte sich innerlich. Das war auch echt unnötig von ihr gewesen. Zu ihrer Verteidigung: Er hatte auch keine sinnvollen Fragen gestellt. Aber sie bemerkte den Schmerz in seinem Gesicht und wusste, dass sie dafür verantwortlich war. Ich bin ein furchtbarer Mensch. Sie wusste, sie hatte kein Recht diesen Schmerz zu teilen, das ließ sich aber nicht so einfach abstellen. "Wayne, ich-", begann sie zögerlich, seinem Blick ausweichend. Sie reichte ihm sowieso nur bis zur Brust, trotz hoher Schuhe. Bleib einfach ruhig. Ihre Gefühle unterdrücken? Kein Problem für die Belgierin. "Ich hab mich nicht korrekt verhalten, das tut mir leid. Nur... weiß ich jetzt auch nicht weiter, was ich sagen soll oder machen kann oder... oder..." Ihre Stimme war immer leiser geworden, bis sie schließlich abbrach. Was er hören wollte? Die Wahrheit. Was war die Wahrheit? Sie hatte keine Ahnung. Sie wusste es nicht. Keine Ahnung. Was sollte sie ihm da groß erzählen, wenn sie sich selbst nicht verstand? Und wie sollte man das eigene Unverständnis anderen Personen klar machen? Es ging nicht. Deswegen war es so viel einfacher, wenn auch schmerzhaft, es einfach sein zu lassen, solange bis alles einfach vergessen war und sie sich nie wieder sahen. Das war bisher ihre Strategie gewesen - bis Wayne jetzt hier aufgetaucht war. Und nach Antworten verlangte, die sie nicht hatte. Antoinette senkte ihren Blick und knabberte nervös an ihrer Unterlippe herum. Die Bibliothek war auch wahrlich nicht der passende Ort dafür. Ob sie besser woanders hin gehen sollten? Aber dann hatte sie ja immer noch nicht viel zu sagen - und sicher keine zufriedenstellenden Antworten parat. Das hab ich auf ganzer Linie verbockt.

    [Antoinette] 2.0 & Wayne



    Galt das wirklich noch als Zufall? Antoinette schloss die Augen, versuchte für einen Moment alles auszublenden. Atme. Langsam nahm sie das Buch herunter und blickte in Wayne's Richtung. Ausgerechnet. Sie knabberte an ihrer Unterlippe, ehe sie versuchte Worte zu finden. Aber welche Worte sollten die Funkstille erklären? "Ahm... nun...", meinte sie nervös, seinem Blick ausweichend. Sie hatte gehofft, die Bibliothek wäre ein Safespace und nicht, dass sie sich plötzlich mit ihrem... ja, was? Versuch einer Romanze? auseinandersetzen musste. Auf einmal verstand sie Yuri's Bedürfnis, stets wegzurennen sehr, sehr gut. Am liebsten hätte sie die Beine in die Hand genommen, eine entschuldigende Ausrede erfunden und hätte das Weite gesucht. Nur... das das zu nichts führte. Und das sie genau wusste, wie sich der Part fühlte, der einfach stehen gelassen wurde. Zweifelnd. Miserabel. Also atmete sie einmal lange aus, legte ihr Buch zur Seite und stand auf. Was sich vielleicht noch als Fehler entpuppen sollte, denn ihre Beine fühlten sich an wie Wackelpudding. Den hatte sie noch nie gemocht. Und als Meisterin der Desserts würde sie ja wohl wissen, was gut war und was nicht.

    "Hallo.", hauchte sie, nervös mit den Fingern nestelnd. Ihr Kleid hatte zu wenig Schleifen, an denen man rumspielen konnte. Aber die Textur des Rockes war schön, leicht raue Wollmischung, die ihren Händen ein angenehmes Gefühl gaben, wenn sie darüberstrich.

    Dann hörte sie ihn, seine Stimme. Verbissener, die ihr bekannte Sanftheit verloren. Weshalb sollte es auch anders sein? Sie hatte ihn ja praktisch geghosted. "Kein Geist.", erwiderte sie daher schlicht, "Auch wenn ich prinzipiell von der Existenz von Geistern überzeugt bin, wandle ich nach wie vor unter den Lebenden." Das war... vielleicht eine unnötig lange Antwort, die viel sagte, aber nichts beinhaltete. Was machst du denn?! Willst du, dass er sich veräppelt vorkommt oder wie?, schalt sie sich innerlich. Dabei wusste sie nur nicht, was sie überhaupt sagen sollte und ihr vor Aufregung klopfendes Herz half nicht im Geringsten, wenn es darum ging, einen kühlen Kopf zu behalten. Außerdem - er hatte doch mit Geistern angefangen.

    [Antoinette] 2.0 in der Bibliothek


    Während Antoinette noch den Notruf rief, weil Yuri umgekippt war, machte sich Antoinette auf den Weg in die Bücherei. Wieso auch eins nach dem anderen machen.

    Der Grund warum sich die junge Belgierin in die Welt der Bücher begeben wollte, war eigentlich, um sich für neue Rezeptideen inspirieren zu lassen. Aber dann kam sie am Fantasy Regal vorbei und sie blieb stehen. Es war nicht unbedingt die Fantasy, die sie reizte, die war nur ein Beiwerk. Romantasy war das Zauberwort! Sie mochte auch normale Liebesromane ohne Fantasy Aspekt, aber irgendwie gefiel ihr die magische Note. Brachte nochmal eine andere Dynamik rein. Auch wenn es vermutlich äußerst unwahrscheinlich war, dass sich ein 500 Jahre alter Fae Lord für eine 19-jährige Sterbliche interessierte, aber darum ging es hier nicht. Es ging darum, dass er ein ganzes Königreich für sie opfern würde und sie vor den 300 Jahre andauernden Konflikten schützte, denn er konnte ja nicht wissen, dass sie als Einzige in der Lage war, am Ende alle zu retten!! Und auf ihrer Mission mussten sie sich ein Bett teilen, der schicksalhafte Moment, in dem sich die Leidenschaft zwischen ihnen entfachte. Klischeehaft hin oder her, Antoinette fühlte sich prächtig unterhalten. Also nahm sie sich ein, zwei, zehn Bücher aus dem Regal, setzte sich auf eine Couch und schmökerte hinein. Ausnahmsweise durfte sie auch mal etwas für sich tun, oder? Sie liebte ihre Arbeit, aber... nur dafür zu Leben zehrte an ihr. Nur gab es in ihrem Leben nicht viel Ausgleich, weswegen sie sich vorgenommen hatte, vielleicht hin und wieder etwas Neues auszuprobieren. Neujahresvorsätze oder so.

    Das ging so lange gut, bis sie aus den Augenwinkeln sah, wie ein gewisser Blondschopf durch die Regale wanderte. Was macht Wayne denn hier?! Panik stieg in ihr hoch. Anstatt sich mühsam mit ihrem Gefühlschaos zu beschäftigen, hatte sie nämlich das Einfache gemacht: es ignoriert. Ihn ignoriert. Das er sie ausgerechnet hier einholen würde, damit hatte sie am allerwenigsten gerechnet. Merde! Antoinette zog das dicke Buch einfach vor den Kopf, in der Hoffnung, dass er sie nicht bemerken würde. Aber ein Buch konnte nur so viel von ihr verstecken und ihr elegantes Kleidchen sprach Bände - nicht, dass sie sich darüber bewusst wäre.