Alice und Alex an der Bar
'Aber Geld ist nicht alles, was willst du damit anfangen?' Als ob es bei der Challenge nur um die fünfhunderttausend Euro gegangen wäre. Das beste Programm, das entwickelt wurde analysiert schließlich zukünftig die Daten von Lungenbildern und analysiert sie auf mögliche Krebsanzeichen. Somit sollen zukünftige Lungenkrebsfälle schneller entdeckt und behandelt werden können. Hier ging es nicht nur ums Geld, sondern auch um den Ehrgeiz und die Sache selbst. Wer ein solches neuronales Netzwerk entwickeln konnte, dem standen so ziemlich alle Türen offen. Dennoch sagte der Silberhaarige nichts weiter zu dem Thema. Alice würde es ohnehin nicht verstehen. Außerdem war das neue Thema viel zu nervenaufreibend, als dass Alex sich noch auf das Thema Geld fixieren konnte. Sofort erntete er auf seinen Vortrag ein bissiges Kommentar, gefolgt von einem Augenfunkeln. Simon hatte damit also nichts zu tun. Dann war sie selbst so blöd auf diese absurden Gedanken zu kommen? Immerhin gab sie schnell zu, dass es eine scheiß Idee war und sie nicht so dumm wie ihre Mutter werden wollte. "Mir ist es auch nicht einfach in den Schoß gefallen und ich wusste auch nicht ob es das richtige für mich für immer ist. Aber ich hab es einfach mal versucht. Wenn dir nach einem Jahr, oder auch nach 10 Jahren auffällt, dass das nicht das Richtige ist, dann kannst du immer nochmal etwas anderes lernen und machen. Wichtig ist nur, dass man etwas tut.", gab der Informatiker ruhig von sich. Irgendwie konnte er den Frust seiner Schwester nachvollziehen. Seine Zukunft zu planen, war eben nicht immer einfach und man hatte schnell Angst einen Fehler zu machen. Aber Fehler gehörten nun mal dazu. Ebenso wie Rückschläge. Als sie dann auf das Thema Kind kam war Alex etwas erstaunt über ihre Reaktion. Sie war erst wütend und dann wurde ihr klar, dass es vielleicht genau das war, was sie in Zukunft tun wollte. Innerlich war der Silberhaarige erleichtert, dass die aufgeheizte Situation doch noch ein gutes Ende genommen hatte und Alice nicht einfach abgehauen war. Er hätte es ihr zugetraut und es wäre ihm nur sehr schwer gefallen sie aufzuhalten, denn schließlich war es eigentlich immer noch nicht sein Bier. Trotzdem rang er sich einen weiteren Kommentar ab. Lag sicherlich am Alkohol. "Also erst mal finde ich es gut, dass du das machen willst. Es gibt sicher viele Kinder, denen es so geht wie uns. Und ich mache mir keine Sorgen, dass ich Onkel werde. Ich würde dir... oder vielleicht auch jeder Frau die Kinder will, wünschen, dass sie für es da sein können. Und in der Ausbildung hat man halt doch sehr viel um die Ohren und muss arbeiten und alles. Ich glaube für euch Weiber wäre es da schwer eure Brut für 8 oder 9 Stunden am Tag aus den Händen zu geben. An der Uni ist das was anderes. Da gibt mans ja nur für die Vorlesungen in eine Betreuung oder so." Warum wusste er eigentlich so genau Bescheid? Ach ja, er hatte sich darüber amüsiert, dass eine Kommilitonin von ihm ein Kind bekommen hatte, um ihren Bachelorschnitt zu heben und sich daraufhin mit ihr darüber unterhalten. "Aber es ist sowieso nicht mein Problem. Wenn du Kinder haben willst, dann hab welche. Ich finde nur, dass man damit erwachsen umgehen sollte und ich glaube das schaffst du schon Schwesterchen." Er starrte in sein inzwischen leeres Glas. Machte ihn der Alkohol so freundlich, oder war es tatsächlich die Tatsache, dass sie seine Kette trug? Waren sie wirklich irgendwie Familie? Als sie ihn fragte, ob er ihr den Campus zeigen konnte seufzte er einmal tief. "Ja, kann ich machen, aber dein Kerl studiert doch auch... nimms mir nicht übel, aber ich habe keine Lust mich bei euch einzumischen. Wenn er keinen Bock drauf hat, kannst du mich aber gerne nochmal fragen. Viel kann ich dir aber auch nicht zeigen. Nur halt das was ich selbst kenne." Und er hatte die meisten Kurse im gleichen Gebäude...