Dorothy & Iris Noire | vor dem Glockenturm
Die junge Frau hielt den Atem an. Was blitzte da im Mondschein? Was war das? War es das was sie glaubte zu sehen oder erlaubte sich die Fremde einen Scherz? Einen.. ganz schlechten Scherz. Doch die Erscheinung, das Verhalten, die spitzen Eckzähne... solche Wesen gab es doch nur in Geschichten oder? In gruseligen Geschichten, die Dorothy eigentlich mied weil sie ihr Angst machten. Obwohl ihr Papa ihr immer versicherte dass niemand ihr etwas anhaben konnte, da Gott sie beschützte. Aber jetzt war sie allein, fühlte sich auch allein, da nicht einmal Fern in ihren Armen war. Das war aber allein ihre Schuld weil sie nicht aufgepasst hatte. „D-das.. du-du.. i-ich..“ Sie war unfähig irgendwas über ihre Lippen zu bekommen. Ihr Mund war trocken, sie drückte ihre Hände fest an ihre Brust und hatte das Gefühl dass ihre Kraft sie verließ allein bei dem Gedanken dass die hübsche Fremde wirklich ein Vampir war. Ein Vampir! Dorothy konnte es nicht glauben, wollte es doch weiter für eine Märchengeschichte halten aber das hier war kein Märchen. Das hier war die Wahrheit, die Realität und das wurde ihr immer mehr bewusst, je mehr sie sprach. Die süße Stimme der Anderen jagte ihr einen Schauer über den Rücken, sie schüttelte sich und presste ihre Lippen aufeinander. „D-danke..?“, sagte sie, ihre Mundwinkel zuckten kurz nach oben. Dorothy mochte ihren Namen selbst. Die Bedeutung dahinter. Für ihren Vater war sie immer ein Geschenk Gottes gewesen. Er sagte das ganz oft. Zu jeder Gelegenheit und das Mädchen fühlte sich dabei immer als etwas ganz Besonderes. Zumindest für diesen einen Augenblick. Jetzt fühlte sie sich machtlos, wenig besonders und ausgeliefert. Obwohl sie stark sein sollte. Für Fern! Der immer noch in den Klauen dieser Frau war. Sicher war ihm schon ganz übel bei dem Rumgewackel! Die Tochter des Priesters wurde aufmerksamer als sie von einer Idee sprach aber gleichzeitig bekam sie es auch mit der Angst zu tun. Mehr noch als sowieso schon. „W-was für.. welche I-idee..?“ Die roten Äuglein des Mädchens wurden größer. Die Fremde wollte einen hübschen Blumenstrauß? Das war es? Dann würde sie ihren geliebten besten Freund wieder bekommen? Ein kleiner Hoffnungsschimmer erhellte ihr Gesicht und das Mädchen machte sich eilig daran diesen Wunsch zu erfüllen. Oder eher war es ein Befehl wahrscheinlich aber was es war, es war egal, hauptsache Dorothy machte es. Und so pflückte sie einige Blumen, wählte sie mit Bedacht, griff nach roten Blumen, die die Augen der Frau darstellen sollten. Gepaart mit den grünen Blättern. Sie fand es ziemlich faszinierend dass sie verschieden farbige Augen hatte. Sonderbar. Wie alles an ihr. Für einen Moment krallte sie sich ziemlich fest an die Blümchen, die sie bereits in ihren Händen hielt bis ihr aufmerksamer Blick etwas fand, was sie kurz sprachlos machte. Mehr als sonst. „W-was..“ Mit langsamen Schritten näherte sie sich dem Glockenturm. Trat an die dicken Mauern heran und bückte sich. „Sch-schau mal.. das ist.. selten.“ Ihre Finger berührten den schmalen Stiel einer Schwertlilie, pflückte sie und wunderte sich. Es war eine einzelne Blume, die dicht an der steinernen Mauer gewachsen war. „Normalerweise.. brauchen.. sie Licht. A-aber hier.. hier ist doch meist.. Schatten.“ Denn selbst bei Tageslicht warf der Glockenturm viel zu viel Schatten an dieses kleine Plätzchen, das sich diese wunderschöne Blume ausgesucht hatte. „Die Farben..“ Die anderen Blumen hatte Dorothy etwas geistesabwesend abgelegt während sie mit dieser einzelnen Lilie auf die fremde Frau zu ging. Mit langsam Schritten, ihr Blick lag auf dem Blütenkelch. „Weiß und schwarz.“, flüsterte sie in ihrer Nähe. Die Schwertlilie hatte nicht nur eine Farbe, sie war geteilt. Schwarz und weiß. Die einzelnen Blätter waren in diesen Farben getaucht. Wirklich sonderbar.. ob das etwas zu bedeuten hatte? Dorothy streckte ihre Arme aus und hielt sie der Vampirdame hin.