In Biancas Zimmer - Leon & Bianca - Beatrice & Bianca
Sie sah ihn verständnislos an. Keine Katze? Und weiter? Er war ein katzenähnliches Halbwesen und ob nun Katze, Hund oder Fuchs war doch auch schon egal. Bestimmt würde es ihm irgendwie gelingen sich über diesen Baum dort draußen nach unten zu hangeln und so von hier zu entkommen. Am Besten ungesehen denn das war schließlich der Sinn der Sache. Wobei es sich lediglich um Schadenbegrenzung handelte, denn der Schaden war definitiv schon angerichtet. Nun würde ihr Wort gegen das der Bediensteten stehen und auch wenn man meinen würde das ihr Wort mehr Gewicht hatte so war es doch so, dass es wahrscheinlich egal war was geschehen war und nur das zählte was passiert sein hätte können oder was in den Augen der Anderen passiert war. Ein belustigter Laut entfuhr der Adelstochter. Ihre Gefolgschaft? „Es war noch nie meine Gefolgschaft gewesen und wird es wahrscheinlich auch nie…“ kam es schließlich über die Lippen des Mädchens und ihr Blick schweifte einen Moment lang aus dem Fenster ihres Zimmers. Es waren die Bediensteten ihres Vaters. Er war Derjenige, der sie bezahlte und deshalb galt auch ihre Treue ihm. Die Einzige bei der es anders gewesen war, war Tabatha. Bei ihr hatte sie immer das Gefühl gehabt das sie nicht nur Bedienstete gewesen war sondern das sie wirklich auf ihrer Seite war aber seit damals war alles anders und sie hatten sich voneinander entfernt wie sie es auch von allen Menschen getan hatte, sie ihr einmal etwas bedeutet hatten - die sie vielleicht als Freunde bezeichnet hätte. „Wenn du Trampoli verlässt - nimm mich mit…“ Ihre Mundwinkel formten ein Lächeln. Es wirkte traurig aber wurde als sie seinen Blick bemerkte zu einem Grinsen. „…dann kannst du Lösegeld verlangen…“ gab sie dem Halbwesen als Tipp und ein Teil von ihr wusste, dass sie vielleicht aus anderen Gründen mit wollte. Um weg von diesem Käfig zu kommen. All die schönen Kleider waren es ja dann doch nicht wert unter diesen Argusaugen aufzuwachsen. Ständig unter Beobachtung und wehe man tat etwas unpassendes. Forschend tanzte der Blick ihrer blauen Augen über das Gesicht des jungen Mannes als er sich betroffen zeigte als Bianca ihn als Streuner bezeichnete. Es war lediglich Theater. Er machte einen Scherz daraus und ein Teil von ihr bewunderte die Art und Weise wie er sein Leben lebte - so leicht und unbeschwert. Vielleicht war er es der neidisch sein sollte auf all den Wohlstand hier aber in Wirklichkeit war sie neidisch auf die Freiheit, die er genoss aber sie wagte es nicht das auszusprechen. Weil sie dann das undankbare Gör war, wie eh und je? Sie konnte alles haben was man sich für Geld kaufen konnte aber es reichte ihr nicht. Ja. Solche Aussagen würde es dann hageln. Es war Leon, der sie aus ihren Gedanken holte und das nicht gerade auf die sanfte Art und Weise, denn mit einem breiten Grinsen auf den Lippen erinnerte er die Adelstochter daran, dass er wohl kein 0815 Streuner war, da sie ihn in seiner Tierform wohl ausgiebig gestreichelt hatte. Eine zarte Röte zierte die Wangen des Mädchens, welches seinen Blick auswich und den Mund verzog. Sie wollte seinen Worten widersprechen aber wusste das es nicht wirklich Sinn hatte und zeitgleich wurde ihr bewusst, dass sie also auch irgendwie ihn gestreichelt hatte aber in seiner menschlichen Gestalt hatte es definitiv nichts… niedliches an sich sondern etwas anzügliches. Bianca schüttelte sich diesen Gedankengang aus dem Kopf oder versuchte es zumindest und war froh, dass der Langhaarige ihrem Vorschlag nun doch nachzugehen schien indem er aus dem Fenster kletterte. „Jetzt fühlt es sich für dich erst verboten an? Das war es die ganze Zeit!“ blaffte sie ihn an und zog eine Schnute und schielte an ihm vorbei aus dem Fenster. Offensichtlich war hier niemand um die Uhrzeit unterwegs. Gut. So konnte er ungesehen von hier fliehen. Bianca war so darauf fokussiert etwaige Bedienstete zu entdecken, dass ihr nicht auffiel, dass er sich noch einmal zu ihr umdrehte und seine Hand an ihre Wange legte. Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung als sie seinen Blick begegnete und die theatralischen Worte vernahm, die über seine Lippen kamen gefolgt von einem warmen Lachen. Ihr Blick heftete sich schließlich automatisch an seine Lippen, auf denen sein Zeigefinger ruhte. „Verschwinde Streuner…“ verabschiedete Bianca den Anderen und doch lag in dieser Bezeichnung gerade nichts abwertendes. Im Gegenteil. Ihre Stimme war fast sanft und ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln als sie ihm hinterher sah wie er in seiner Tiergestalt den Baum elegant nach unten hopste. „Keine Katze also…hm…“ Der Blick ihrer blauen Augen verfolgte ihn bis er das Grundstück verlassen hatte doch dieser kurze Moment der ruhe wurde jäh von einer schrillen Frauenstimme unterbrochen, beider selbst Bianca kurz zusammenzuckte. Augenblicklich drehte sie sich zu der Gestalt um, die ungefragt in ihr Zimmer rannte und einen Aufstand machte. Hatte sie ihn gesehen? Hatte sie sie belauscht? Wer war diese Person und wie konnte sie es wagen einfach so ihr Zimmer zu betreten? Sie stürmte ans Fenster und hielt nach etwas Ausschau. Einen Hund? Einen Fuchs? Die Fremde wirbelte herum und griff nach den Händen der Adelstochter? Wortlos studierte Bianca den Gesichtsausdruck ihres Gegenübers. Besorgt hatte sie ihre Augenbrauen zusammengezogen und redete wie wild auf das Mädchen mit den Korkenzieherlocken ein. Mit einem Ruck entzog Bianca sich dem Griff der Anderen. „Wie kannst du es wagen einfach so mein Zimmer zu betreten?“ Ein herablassender Laut entfuhr der Adelstochter und sie musterte die Andere. Teure Kleider. Ein adrettes Auftreten aber das überschattete nicht ihren miserablen Charakter und das Nichtwissen um die Etikette in diesem Haus. Wer war sie und was zum Teufel machte sie hier in der Villa und vor allem in ihrem Zimmer. Ihr Blick war abschätzig. „Ich habe dich nicht hereingebeten und wenn du nicht augenblicklich wieder gehst rufe ich die Wache.“ Biancas Blick huschte in Richtung Türe als erwartete sie ohnehin jeden Moment Jemanden. Nicht zuletzt weil die Fremde hier so ein Gebrüll veranstaltete. Ihre Augen funkelten wütend und sie schloss das Fenster mit einem lauten Knall wieder. „Wer glaubst du das du bist einfach so in mein Zimmer einzudringen und Hirngespinste zu erfinden? Hier gibt es keinen Hund und auch keinen Fuchs. Vielleicht solltest du die Klinik aufsuchen denn mit deinem Verstand stimmt offensichtlich etwas gewaltig nicht…“ Erneut ein herablassendes Schnauben. Es fröstelte Bianca leicht. Immerhin war sie immer noch in ihrem Nachtkleid und von draußen war kühle Luft in ihr Zimmer gekommen. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und trat an ihren Schrank um ein passendes Kleid für den Tag zu wählen. Die Auswahl war schier grenzenlos und der Schrank brechend voll. Ein Kleid war schöner als das andere und dennoch erfüllte ihr Anblick Bianca nicht mit Freude. Normalerweise war das der Moment indem sie neue Kleider erwarb und sich für einen kurzen Moment daran erfreute - den Rausch des Kaufens erlag aber machte sie das noch glücklich? Sie behielt den Störenfried im Auge. Ließ sich nicht anmerken, dass ihre Gegenwart sie fast schon verunsicherte. Spionierte dieses Mädchen ihr hinterher? Hatte sie ihr Gespräch mit Leon belauscht? Ihn vielleicht sogar noch in seiner menschlichen Gestalt gesehen? Sie musste herausfinden wieviel sie wusste…