Finkenweg 12: Apartments von Antoinette, Kotomi + Rumi & Kyle

  • Kyle & Luke


    Kyle hatte Autos noch nie sonderlich gemocht. I mean - wieso auch? Er selbst konnte sie nicht bedienen und er war in New York groß geworden - und damit in einem der wenigen Orte in Amerika, wo man auf diese Dinger nicht angewiesen war. Die einzigen Male, an welchen er hinten in einem Auto gesessen hatte, waren jene gewesen, wo er vom Personal des Hauses oder aber manchmal auch von seiner Mutter zur Privatschule, welche weiter entfernt lag, oder aber zurück von jener, gefahren wurde. Was nicht allzu viele Male waren - wenn man bedachte, dass er nach ein paar Jahren nicht mehr dorthin gebracht und stattdessen von zu Hause aus unterrichtet wurde. Er konnte Autos einfach nicht leiden. Präferierte andere Möglichkeiten der Transportation. Er wusste gar nicht, ob er, seitdem er nicht mehr zur Schule gefahren wurde, vor seiner spontanen Flucht von Zuhause, zusammen mit Luke, jemals wieder in ein Auto gestiegen war. Wahrscheinlich nicht. Es gab ja Niemanden, der ihn hätte fahren können. Und wie gesagt - er konnte Autos nicht leiden. Er fühlte sich in ihnen unwohl. Hatte dies auch dann getan, als die beiden besten Freunde zusammen in einem alten Fahrzeug ihre Flucht, ihre Reise durchs Land begonnen hatten. Zunächst. Aber dann, relativ schnell - da hatte er sich verdammt sicher gefühlt, in diesem Auto, neben diesem Kerl, der nicht mal einen verdammten Führerschein hatte. Machte das Sinn? Vielleicht nicht. Aber neben Luke hatte sich der Amerikaner einfach immer sicher gefühlt. Egal wo. Egal wann. Vertrauen.. war so eine Sache. Sie machte Sachen, die unlogisch erschienen, mit einem Mal logisch. Es gab sonst keine Erklärung für dieses Verhalten - außer einem verdammt riesigen Vertrauen, welches zwischen ihm und Luke herrschte. Ein Vertrauen, dass so groß war, dass er sich nicht nur sicher neben Luke gefühlt hatte, sondern auch.. geborgen. Es war fast wie eine kleine Auszeit von der Welt gewesen, jedes Mal wenn Luke sich hinter das Steuer setzte, den Zündschlüssel drehte und Kyle neben ihm nach Musik suchte, welche die Reise durchs Unbekannte begleiten würde. Eine kleine Auszeit von der Welt.. huh. So etwas gab es Heute nicht. Wie.. schade?

    Es war also ironisch. Dumm. Naiv. Dass Luke Kyle genau das gleiche Vertrauen entgegen brachte, wie der Schwarzhaarige es bei ihm tat. Dass er ihn hinters Steuer ließ. Und dass der Ältere sie beide zusammen gnadenlos in einen Unfall hinein manövrierte. Und dabei auch noch eine dritte Person mit in die Tiefe gerissen hatte. Dass es sich so für Luke anfühlte, in jenem Moment. Aber das machte Sinn, nicht? So endete es immer, wenn man dem Russen vertraute. Tat es das..? Und.. vertraute Kyle tatsächlich, wirklich, wahrhaftig seinem besten Freund? Er war sich nicht.. sicher. Genauso wenig, wie er sich sicher war, was er gerade erwartete. Was auf sein Geständnis folgen würde.

    Es war Verwirrung. Tränen. Noch mehr, als ohnehin schon. Luke schnappte nach Luft. Seine Stimme zitterte, zitterte so so sehr, als er sprach. Der Schwarzhaarige wusste wirklich nicht, was er erwartet hatte. Nichts. Alles. Gab es überhaupt eine Erwartungshaltung, die man haben konnte, nachdem man etwas so grauenhaftes aussprach? Nachdem man es tat, obwohl man wusste, wie sehr er der Person, die man über alles auf der Welt liebte, weh tat? Luke hatte vor wenigen Sekunden, vor wenigen Sätzen noch gesagt, dass er ihn liebte. Kyle hatte diese Liebe erwidert - und trotzdem war er sich bereits nicht mehr sicher, ob sie es tatsächlich taten. Ob diese wenigen Sekunden nicht gereicht hätten, um diese Liebe auszulöschen. Er glaubte Luke, glaubte ihm von ganzem Herzen.. und gleichzeitig tat er es nicht. Es war.. so verdammt schwer ihm zu vertrauen. Seit wann war es so schwer das zu tun? Er war doch sonst immer in das verdammte Auto gestiegen. Aber das Auto.. existierte wohl nicht mehr. War ein Wrack, zerstört - weil der Blauhaarige das Vertrauen an die falsche Person weitergebracht hatte.

    Sein bester Freund ließ ihn nicht aus den Augen. Starrte ihn an. Starrte aus diesen Augen, von welchen der Punk mit einem Mal das Gefühl hatte, dass dessen Flammen mit einem Mal erstickt wurden. Sie leuchteten nicht so, wie sie es sonst für ihn taten, nicht? Es schmerzte. Alles in den Russen schrie danach auf seinen Freund zu zu gehen, ihn in den Arm zu nehmen, ihn irgendwie zu trösten. Aber er tat es nicht. Er hatte Angst. So verdammt große Angst. Und Luke stellte Fragen. Fragte wieso. Fragte wie. Wieso stellte er solche Fragen?? Es war fair, machte Sinn. Aber Gott verdammte Scheiße - wieso stellte er diese verfickten Fragen??
    Kyle blickte seiner besseren Hälfte entgegen, wortlos, ein paar Augenblicke, dann entkam ihm ein nervöses Glucksen zwischen den ganzen Tränen, die nie ein Ende gefunden hatten. Nicht, weil es lustig war. Nichts an dieser ganzen Situation, an dieser ganzen Geschichte war jemals lustig gewesen. Aber genau deshalb entkam es ihm, dieses makabere Geräusch - weil er zu irgendetwas anderem gerade einfach nicht fähig war.
    "Why? How?", wiederholte er leise, das Zittern in seiner Stimme konkurrierte mit dem des Blauhaarigen. Er öffnete den Mund, um zu einer Antwort anzusetzen - schloss ihn dann aber wieder. Immerhin hatte er das Thema ja angesprochen, da er es Luke schuldig gewesen war. Da er ihn nicht länger anlügen wollte. Da er die Wahrheit wissen musste. Da.. verdiente er auch, dass der Russe ein wenig über die passende Antwort nachdachte, nicht? Also.. wieso? Und wie?
    Der Kopf des Schwarzhaarigen wand sich ein kleines Stück zur Seite, seine grauen Iriden folgten dessen Weg und huschten in die rechte obere Ecke. Nachdenken.. darüber, weshalb er Melchior umgebracht hatte, huh..? Das war.. schwierig. Der Junge hatte oft Probleme sich an Dinge zu erinnern, welche in weiter Entfernung lagen. Er wusste, dass sie passiert waren - wusste, dass er Melchior geschubst, dass der kleine Junge gefallen war. Erinnerte sich noch vage bildlich an diese Szenerie. Erinnerte sich aber mehr an die Tage darauf, an den Tag von dessen Beerdigung. Es war einfacher für den Punk die Gefühle zu fühlen, die mit den vagen, mit den fehlenden Erinnerungen zu tun hatten. Die Gefühle, die aufkamen, wenn er an Melchior und dessen Tod dachte. "I.. pushed him down the stairs.. In school.. When.. we were kids.", erklärte er nach einer Weile, jedes Wort entkam ihm zögerlich und er brauchte lange, um die richtigen zu wählen. Ein wenig vergaß er, wo er sich gerade befand. Die Umgebung um ihn herum.. sie erschien unwirklich. Er beachtete sie sowieso nicht wirklich. Starrte zur Seite, starrte in seine Gedanken, doch beides schien leer. Nicht da. Nicht wirklich. Alles war verschwommen.. und der Halbrusse hatte große Probleme, sich auf irgendetwas zu konzentrieren. Je mehr er es versuchte, desto mehr schien ihm die Realität, die Umgebung zu entgleiten. "And.. I did that..", fuhr er fort, seine Augenbrauen verengten sich ein wenig beim sprechen. Gefühle. Gefühle konnte er besser greifen. Das war einfacher. Weniger riskant. Einfacher. Nichts war einfach. Das Gefühl, welches er verspürte, welches das Alles erklärte.. ".. because I fucking hated him. I hated Melchior. He should have never been born." .. Hass. Das Gefühl, welches alles erklärte. Es war so einfach, nicht? Die Tränen hatten aufgehört zu fließen. Schon seitdem Kyle angefangen hatte zu sprechen. Ihm war schlecht, ein wenig zumindest. Wahrscheinlich war ihm sehr, sehr schlecht. Aber das Gefühl, es fühlte sich weit entfernt an. So wie alles. Ein heiseres, kurzes Auflachen. Er wirkte abwesend. Ein wenig, als ob er zu sich selbst sprach, nicht zu seinem Gegenüber. Seine linke Hand war wie automatisch zu seiner linken Körperhälfte gewandert, dort, wo sich die vielen verschieden großen Narben befanden. Stimmt ja, die Erinnerung ging ja weiter. "And afterwards I tried to kill myself."
    Huh? Wait. Kyles Gesichtsausdruck veränderte sich minimal. Da war etwas durcheinander gekommen. Das stimmte so nicht. Das musste er richtig stellen. Er wollte Luke doch die Wahrheit sagen, nicht? Er war so verdammt unkonzentriert. "No.. sorry. Scrap that." Wo war Luke überhaupt? Die grauen Augen wanderten durch den Raum, fanden ihren Gegenüber und blieben wieder auf diesem hängen. Versuchten sich vehement auf diesen zu konzentrieren, sich an diesen zu heften, suchten nach dem Halt, welchen der Blauhaarige doch sonst so symbolisierte. "That was.. later. A.. month.. ago?" So stimmte das, nicht? Wieso kamen ihm mit einem Mal wieder Tränen? It wasn't such a big deal, right? Immerhin hatte er, als er über Melchior gesprochen hatte doch auch nicht geweint. Das machte keinen Sinn. Das war.. evil. Egoistisch. Ihm war schwindelig. Er war müde. Erschöpft. Er konnte sich immer noch nicht richtig auf das Gesicht und noch viel weniger auf die honiggelben Augen vor sich konzentrieren. Wo war der Hass nun eigentlich hin? War er nicht besser, als diese ständige, plötzliche Angst, welche nun wieder hoch kam? Dieses Zittern, welches einfach nicht aufhören wollte? Er wollte am liebsten wegrennen. Aber er wusste nicht, wohin. Wusste nicht, wovor. Und.. wegrennen ging doch nicht. Immerhin war Luke hier, nicht irgendwo sonst? Oh. Und er hatte ihr Fluchtfahrzeug ja mitten in einen Baum hinein gefahren. Unglücklich.

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    Through the darkness of my body parts
    Oh Lord, there is horror in my bones
    ~

  • Luke & Kyle


    Kenny, mit einem großflächigen, roten Handabdruck auf seiner runden Wange. Kenny, wie er auf der gegenüberliegenden Seite der Straße winkt und hüpft, ein erfreuter Blick in seinem Gesicht. Kenny, weinend auf dem Sofa, mit dem Rücken zu ihm gekehrt. Kenny, strahlende Augen, während er die Kerzen auf dem wahrscheinlich hässlichsten Geburtstagskuchen auspustete. Die Bilder durchfluteten seinen Kopf mit jedem weiteren Wort, das Kyles Mund entkam. Die Realität verschwamm mit seinen Gedanken, er war sich nicht mehr sicher, was er vor sich sah. Er liebte ihn doch so sehr, war das nicht genug? Sollten die Bilder nicht begleitet sein von seinem Lachen, von seiner Stimme? Wieso hörte er sie nicht mehr? Hatte er schon vergessen, wie er geklungen hatte? Liebe allein war nie genug. Er war so machtlos gegenüber seinem eigenen Schicksal, er war so schwach. Lukes gesamter Körper zog sich zusammen, als hätte ihn die stechende Kälte von draußen erfasst, doch dabei saß er eigentlich nur hier... mit ihm. Ah, er. Der Grund, warum er überhaupt hier war. Warum er überhaupt wieder ein Dach über dem Kopf hatte und die Wärme genießen konnte. Und doch war es so verdammt kalt.

    Mit viel Druck rieben seine flachen Handflächen über seine Augen. Wenn er hart und lange genug rieb, würde sich das Bild sicherlich ändern, oder? Wenn er gleich die Augen aufmachte, dann wäre alles einfach wieder gut. Dann wären er und seine am meist geliebtesten Menschen hier. Sie wären 14 und ihnen wäre noch nie etwas Schlimmes passiert. Seine schweren Augenlider öffneten sich, die Haut leicht gerötet von der konstanten Reibung und erblickten wenigstens einen dieser Personen, die hier hätten sitzen sollen. Kyle. Kyle... Kyle! Es ging um Kyle, war das nicht offensichtlich? Ein Hauch von Scham wanderte durch seinen Körper, er ekelte sich schon fast vor sich selbst. Es ging nie um seine eigene, traumatische Vergangenheit oder Kenny oder sonst irgendwas. Trotzdem hatte er ständig an seinen kleinen Bruder gedacht, sich um seine eigenen Gefühle in dem Moment gesorgt, anstatt seinem älteren Bruder beizustehen. Wie egoistisch. Dass seine Hände sich in seinen eigenen Haaren verfangen und sich an diesen fast schon festkrallten, war ihm nicht aufgefallen. Seine Augen fielen auf Kyles Gesicht, welches genau so wenig anwesend schien, wie er selbst nur wenige Sekunden zuvor. Krampfhaft versuchte er auf seine Fragen zu antworten, ihm irgendeine befriedigende Auskunft über seine Vergangenheit zu geben. Er erlebte das Geschehene sicherlich gerade erneut, nur auf Lukes Wunsch hin. Er zwang ihn durch diese Tortur, weil er Luke liebte und Angst hatte. Oder nicht? Warum sagte er ihm das jetzt alles? Warum hatte er es ihm vorher nie gesagt? Weil er ihn liebte? Weil er geliebt werden wollte? Adfsjkghfgjkwgrhtidsfkljghfgwjek.

    Er wollte laut aufschreien, seinen Kopf von dem Wirrwarr befreien. Er wollte alles verstehen, gleichzeitig aber auch von nichts wissen. Kyle hatte Melchior gehasst, sagte er? Auf eine Art und Weise hatte er ihm Antworten gegeben, doch im Grunde bildeten sich nur noch mehr Fragen. Fragen, die er nicht stellen sollte. Kyles Anblick verriet dem Blauhaarigen, dass er am Ende seiner Kräfte war. Wo sollte er jetzt anfangen, wohin würde sein Geständnis die beiden nun bringen? Wo- "Was?" Seine Stimme war plötzlich so klar und bestimmend, als wäre er nie Teil des Gespräches davor gewesen, unbeeinflusst von den kürzlichen Sätzen und Emotionen. Sein Körper schnellte ruckartig nach oben und verließ seine zusammengekauerte Position. Stattdessen befand der Teenager sich auf den Knien, wo nur wenige Zentimeter ihn und den Älteren trennten. "A month ago? You fucking tried to kill yourself?" Die steigernde Lautstärke seiner Stimme veränderte die Atmosphäre um sie herum, es wirkte so viel belebter als in den bedrückenden Sekunden zuvor. "Kyle... No." Mit einer Bewegung griff seine rechte Hand nach dem Kragen seines Gegenübers und zog ihn mit einem Ruck an sich, sodass dieser halb auf dem Boden, halb auf ihm selbst landete. "No, no, no, no, no, no." Seine Mimik war eine Mischung aus purer Verzweiflung und Wut. Seine hellen Augen loderten und sein Atem war ohne Zweifel auf der Haut des anderen zu spüren. Diese Wut war nicht Kyle gewidmet. Nein, sie gehörte ganz allein Luke. Alles, was er davor gesagt hatte, war wie vergessen, es war ihm alles andere als wichtig. Ihre Augen trafen sich für mehrere Sekunden, ihre Körper fühlten sich wie Magneten an, doch der Amerikaner war sich nicht sicher ob sie sich gerade anzogen oder abstießen. Sein Griff hielt ihn immer noch fest an sich gezogen. "Kyle, I..." Die richtigen Worte wollten ihm nicht einfallen. Es wäre schön, wenn ihm überhaupt Worte einfallen würden! Sein Atem verschnellerte sich und er spürte die warme Flüssigkeit, wie sie sich langsam aber sicher in seinen Augen ansammelte. Weitere Momente der Stille folgten und als die erste Träne voll genug war, um seine Wange hinunterzurollen, riss er den Körper seines besten Freundes mit solcher Wucht an sich, dass es fast schon weh tat. Schluchzen entkam seiner Kehle, völlig unkontrolliert und die Nässe seiner Tränen weichte durch die Klamotten durch und gelangte an seine Schulter, in welcher Lukes Gesicht vergraben war. Er war so froh, dass Kyle hier war. Er war noch hier, er war bei ihm! Und das, obwohl Luke gegangen war. Er hatte ihn im Stich gelassen, nicht? Es kam alles in ihm hoch. Die Schuldgefühle, gepaart mit der Übelkeit der Wahrheit der Dinge. Abrupt stieß er Kyle von sich und sprang auf. Panik breitete sich sichtbar in seinem Körper aus. Sein Kopf drehte sich in alle Richtungen, war sich nicht ganz sicher wonach er überhaupt suchte. Ein Fluchtweg? Nein, er wollte und konnte Kyle nicht wieder alleine lassen. Oh mein Gott.

    Schließlich stoppten die honiggelben Augen bei der Balkontür, welche er in kürzester Zeit erreichte und aufriss. Der Wind war genau so unbarmherzig wie das Leben zu ihnen gewesen ist und verwehte seine ohnehin schon chaotischen Haare. Seine Beine trugen ihn an den Rand des Balkons, wo sich seine Hände um die Reling klammerten. Sein Gesicht starrte auf den Boden unter ihm, welcher zugegebenermaßen nicht allzu tief entfernt war. Und es kam alles hoch. Sein Körper zog sich erneut zusammen, dieses Mal aber um seinen gesamten Mageninhalt seinen Hals hochwandern und schließlich auskotzen zu lassen. Wäre es nicht so schön und so einfach gewesen, wenn man all das Schlechte, was man in sich trug, einfach so ausstoßen könnte? Er wünschte gerade so sehr, dass er alles rückgängig machen könnte. Wieso machte er den selben Fehler jedes mal, ohne dazu zu lernen? Ein Nichtsnutz war er. "Kyle, I am so fucking sorry th-" Sein Mageninhalt kündigte sich wieder an und unterbrach ihn. Wie lächerlich, nicht einmal eine vernünftige Entschuldigung ließ seine sterbliche Hülle zu.

  • Kyle & Luke


    Tired. Tired. Kyle was.. so... fucking.. tired. Dissociating was a lot harder than u'd fucking imagine. Anstrengend. Kyles Leben war wahrscheinlich.. schon immer anstrengend gewesen. Und vielleicht hatte es auch noch nie einen einzigen Moment gegeben, an welchem er sich nicht müde, nicht erschöpft, nicht am Ende seiner Kräfte gefühlt hatte. Keinen einzigen Moment, in welchem er nicht.. auf ein Ende gehofft hatte. Aber das Ende kam nie, nicht? Ein Ende wurde ihm immer wieder verwehrt. Er hatte es endgültig beenden wollen, damals, auf dem Dach - und dan kam Dirk. Mal wieder wurde er gerettet. Immer wieder wurde er gerettet, aber nie blieb Jemand danach. Nie.. half Jemand. Es war.. so verdammt ermüdent. Er hatte es auch beenden wollen, an dem Tag, an welchem er Luke getroffen hatte, nicht? Ohne es zu wissen hatte der Blauhaarige ihn davon abgehalten. Ihn gerettet. Aber auch er.. war nicht geblieben. Er hatte das Gefühl, dass diese Aufzählung länger sein müsste. Aber es war ein Gefühl, welches er nicht einzuordnen wusste. Es fiel ihm nicht ein. Schwammige Bilder tauchten auf und verschwanden genauso schnell wieder. Wenn er sich gerade nicht so von seinem Körper, von der Welt losgelöst gefühlt hätte, dann hätten diese Bilder wahrscheinlich einen größeren Effekt auf ihn gehabt. Er tat viel, er tat alles, um diese Dinge zu vermeiden. Sie hatten ihn bereits einzuholen versucht, aber.. Huh. Warte. Stimmt. Luke. Hatte er nicht gesagt, dass er immer, konstant, ohne Ausnahme auf ein Ende hoffte? Das.. stimmte so nicht. Seitdem er den Punk in seinem Leben wusste, da.. war dieses Gefühl verschwunden. Der Schwarzhaarige wusste nicht genau wieso, aber das spielte auch keine Rolle. War es.. Glück? Nicht im Sinne von Unglück, sondern im Sinne von.. Erfüllung? Seitdem er Luke kannte, da hatte es eigentlich keinen einzigen Moment, keinen Augenblick, nicht einmal einen Sekundenbruchteil gegeben, an welchem er das Leben nicht geliebt hatte. Weil er.. Luke liebte. So sehr, dass er dem Leben, welches er so sehr hasste, mit einem Mal.. etwas weniger zweifelnd gegenüber stand. Ihm doch the benefit of the doubt entgegenbrachte. Aber war Luke gegangen, nicht. Hatte ihn allein gelassen. Im Stich. Und mit einem Mal war der Zweifel verschwunden. Tired. So, so fucking tired. Wozu hätte er denn noch wach bleiben sollen, wenn er doch so verdammt müde war? Wozu wach bleiben, wenn die Sonne doch schon längst untergegangen, die Welt verlassen hatte? War er der Sonne nicht immer gefolgt? Nicht mehr wach zu bleiben.. war da doch die einzig logische Schlussfolgerung.

    Die Stimme seines besten Freundes, laut, bestimmt, plötzlich - riss ihn aus den Gedanken. Der Russe hatte auch zuvor, bei seinen letzten Worten in die Richtung seines Gegenübers geblickt, sich versucht auf ihn zu konzentrieren, war aber kläglich daran gescheitert. Er hatte ihn angeblickt, aber den Jüngeren einfach nicht richtig sehen können. Doch jetzt, als er diese so bekannte, so geliebte Stimme erklingen hörte, so eindringlich, da war es so, als wäre er ein wenig wachgerüttelt worden, als hätte ihn Jemand unsanft und doch so sanft zugleich ein Stück weit zurück in die Realität befördert. Das Halbblut versuchte gerade seine grauen Augen auf seinen Gegenüber zu fokussieren, das Bild endlich scharf zu stellen, als dieser ruckartig in Bewegung kam. Ironisch, irgendwie. Bei jeder anderen Person hätte ihn dies wahrscheinlich viel mehr interessiert. Hätte er viel mehr darauf reagiert. Er war kurz irritiert, verwirrt, verdutzt von der Bewegung, die nach all der langen Stille in den Punk huschte. Aber es waren keine komplizierten Gefühle, welche sich ansonsten dabei bei ihm breit machten. Keine Angst, keine Panik, keine Wut - still sah er ihm dabei zu, einfach deshalb, weil er Luke anscheinend so sehr, so ganz ohne jegliche Fragen, vertraute, dass er all seine Reaktionen einfach akzeptierte. Kyles Augenbrauen zogen sich ein klein wenig zusammen, als Luke seine vorhin gesprochenen Worte wiederholte, fast so, als verstände er die ganze Verwirrung nicht. Natürlich hatte er sich umbringen wollen. Hatte Kyle den jemals etwas anderes gewollt? Aber wieso wurde Lukes Stimme immer lauter, immer eindringlicher? Der Junge verstand nicht ganz, wieso sie auf einmal das Thema gewechselt haben, verstand ja nicht einmal selbst, wieso er bei dieser Aussage vorhin wieder begonnen hatte zu weinen. Als Luke nach seinem Kragen griff, reagierte der Punk nicht weiter. Er war müde, er verstand nicht, er war verwirrt und - sein bester Freund hätte mit ihm sowieso alles machen können, was auch immer er gewollt hätte. Selbst, wenn er ihm nicht so blind, so vollkommen vertraut hätte - selbst, wenn Luke ihm jetzt ein reales, wirkliches Messer in die Magengrube gestochen hätte. Kyle hätte es einfach.. akzeptiert. Genauso, wie er es bei der nächsten Aktion des Narren getan hätte, wäre.. da nicht seine plötzliche Stimmlage, dieser plötzliche Ausdruck von.. Wut? Verzweiflung? in seinem Gesicht, in den honiggelben Augen gewesen. No..? No, no, no, no? Kyles Augen weiteten sich, gefühlt eine halbe Ewigkeit nachdem er von dem Blauhaarigen zu Boden und teilweise auf ihn drauf gezogen wurde. Graue Iriden, welche vibrierten und ein wenig überwältigt wurden von der Intensität ihres Gegenübers. Strange. He.. cared.. so much about that? Es war das erste Mal, dass Jemand.. so.. reagierte. Urgh. Der Gedanke bereitete ihm ein unbehagliches Gefühlm welches er zu ignorieren versuchte. Immerhin.. war die Sonne ja wieder aufgegangen. Merkwürdig, wie man vergessen konnte, dass die Sonne immer wieder aufging. Dass die Nacht... ja gar nicht endlos war. Kyles Augen wurden schmaler, der Ausdruck in ihnen sanfter, die Tränen, sie kamen wieder, spiegelten die seines besten Freundes, nur ein wenig intensiver. Luke... wanted him... to live? Why.. did that make him feel so fucking.. sad? So fucking happy? Unbeschreibliche, unbegreifliche, absolut wilde, absolut intensive Gefühle. Und.. dann fand er sich in einer Umarmung wieder. Die Augen hatten sich geweitet, nicht or Schreck, sondern vor absolutem Unverständnis. Luke... schluchzte, er spürte, wie seine Schulter feucht wurde. Spürte eine Hand, welche sanft seinen Hinterkopf berührte. Sein bester Freund hielt ihn so fest umschlungen, dass der Halbrusse für einen Moment keine Luft bekam. So fest, als würde er die gesamte Welt in seinen Armen halten versuchen. So fest, als würde alles wieder gut werden, solange er bloß nie wieder losließ. Und.. irgendwie.. schien das auch korrekt. Kyle regte sich nicht, sein Kopf brauchte zu lange, um die Informationen, um die Gefühle zu verarbeiten und sie kamen einfach nicht bei seinem Körper an. Einzig allein seine Augen, aus welchen er heraus gerade die gesamte Welt erblickte, welche ihn in den Armen hielt, mit einer solchen Sanftmut, einer solchen unbeschreiblichen Liebe, einem solch bittersüßen Schmerz, einer solchen Sehnsucht, schienen die Nachricht erhalten zu haben. Mit einem Mal.. war sovieles unwichtig. Mit einem Mal schien die Welt so viel klarer. Mit einem mal.. war es so still. Und irgendwie.. schien alles okay. Kyle schaffte es gerade, seinen Kopf ein wenig gegen den des Blauhaarigen zu lehnen, als..

    Dieser ihn plötzlich von sich stieß, panisch aufstand, sich umsah und Richtung Balkon rannte. Verwirrung, ein paar Sekunenbruchteile, dann war es bloßer Instinkt, bloße Selbstverständlichkeit, mit welcher sein Körper, wenn auch noch immer zittrig, noch immer schwach und unsicher, sicher ebenfalls aufrichtete und seinem besten Freund folgte, hinaus in die kalte Nacht.

    "Luke..", begann er, die Stimme noch nicht ganz wiedergefunden. Er war direkt neben ihm zum stehen gekommen, hatte nicht weiter darüber nachgedacht. War seinem Freund gefolgt, so wie es sich eben richtig angefühlt hatte. Er verstand nicht ganz, was gerade vor sich ging, zu wirr war alles um ihn herum doch gewesen, aber die Nähe, die Gefühle, die Intensität von vorhin hatten ihn diese unheilvolle Angst doch.. irgendwie.. vergessen lassen. Alles, was jetzt zählte war Luke. Und die warmen, grauen Iriden spiegelten hilflose Sorge wieder, als er seine Hand nach Luke ausstreckte und auf dessen Arm legte: "Are you.. are you ok?? What's.. going on?? Im... im sorry? Can I.. can I do something??" Hatte er was falsch gemacht? .. Okay, dumme Frage. Offensichtli- ah, nein. Darüber brauchte er gerade nicht nachdenken. Es ging gerade ganz allein um Luke.

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    ~

  • Luke & Kyle


    Oh Gott. War das alles wirklich wahr? Alleine die Geschichte über den Tod von Kyles Bruder war gerade kaum handlebar gewesen, Luke hatte die Glaubhaftigkeit jedoch kein einziges Mal hinterfragt. Und auch jetzt hinterfragte er nicht wirklich, ob der Suizidversuch wirklich geschehen war. Vielmehr war es ein verzweifelter Versuch, sich selbst in eine Illusion zu flüchten, um sich einzureden, dass es vielleicht doch einen Funken Hoffnung gab, dass all das nicht passiert war. Aber jetzt stand er hier und war mit der Wahrheit konfrontiert - die Wahrheit, dass er Schuld daran war und, dass er seinen besten Freund im Stich gelassen hat und so alleine gelassen hat. Nur, weil er Angst gehabt hatte? Fucking coward. Weil es für ihn am einfachsten zu dem Zeitpunkt gewesen war. You goddamn idiot. Sein Herz raste immer noch so sehr. | l&╳b*¤s•r ⌁K◎rp☐r l⸮g ◊•r ✶✶✶ ✖h♢m, ✧ih⌁r ⇆K#@t⋇ ... so k⧗lt.

    Lukes Ellenbogen stützten sich auf dem Geländer des Balkons ab, seine Handballen waren gegen seine Schläfen gedrückt, während seine Finger sich an seinen Hinterkopf klammerten. Die Sonne schien viel zu hell für seine hellen Augen, weshalb er sie instinktiv schloss und für eine Weile in dieser Position verharrte. Seinen überschüssigen Speichel sammelte er im Mund und spuckte ihn über dem Balkon aus, doch der üble Geschmack verblieb trotzdem auf seiner Zunge. Und dieser würde auch niemals weggehen. Damit würde er jetzt leben müssen.

    Seine Gedanken hatten ihn so fest im Griff gehabt, dass er Kyles Kommen nicht einmal gehört hatte. Er zuckte kurz zusammen, wie hätte es auch anders sein sollen, und wandte seinen Blick auf die dazugestoßene Person. Er sah so besorgt, irgendwie verwirrt und auch traurig aus, was ihn innerlich tötete. Machte er sich jetzt allen Ernstes Sorgen um Luke? Das war so absurd und lächerlich, dass er fast aufgelacht hatte. Aber nein, er ärgerte sich so. Seine Hände umklammerten immer noch fest die Reling, als hätte er Angst, jeden Moment hinunterfallen zu können, aber eigentlich brauchte er diesen physischen Halt einfach nur, um die emotionale Hilfslosigkeit auszugleichen. "Kyle...", setzte er an und atmete noch einmal tief durch. "I am so fucking sorry. I don't know how to make this right, but I stand by what I said. I love you so fucking much. Fucking you over on the day we met was the best thing I could have done." Langsam löste sich die Spannung in seinen Händen, irgendwie fingen sie nach einer Weile an weh zu tun. Sein Körper drehte sich nun zu Kyle, welchen er versuchte so gut wie möglich anzusehen, mit seinen geröteten und nassen Augen. Er liebte Kyle so sehr, dass das ganze Thema mit dem Bruder in diesem Augenblick nicht einmal mehr in seinen Gedanken präsent war. Es war im Gegensatz dazu so... irrelevant? Alles konnte ihm eigentlich egal sein, solange Kyle da war. Hier war. Bei ihm. "I can't do this again. I can't lose you. Not you." Das leichte Zittern in seiner Stimme war nicht mehr so stark wie zuvor, doch immer noch leicht hörbar. Und er meinte es so verdammt ernst in jeglicher Hinsicht. Er hatte es nicht in sich, jemanden nochmal und nochmal und nochmal zu verlieren. Kyle war sich wahrscheinlich gar nicht darüber bewusst, an was für einem dünnen Faden Luke eigentlich hing und wie er die Person war, die ihn schon seit Jahren verhinderte, dass dieser endgültig riss. Ein großer Seufzer folgte. "I am okay. But I just need us to be okay, you know? I need this so badly. I need you to be okay and that is so selfish, but I also just want you to be okay and..." Der Amerikaner hatte das Gefühl, dass er nur vor sich hin brabbelte. Die Tränen begannen wieder zu fließen, der salzige Geschmack breitete sich langsam über seine Mundwinkel aus, was wenigstens besser schmeckte als der bittere Beigeschmack seiner Panik zuvor. "I am so sorry for leaving you, truth is I was... No, I am a coward and I'm so fucking scared all the time. But I guess you were also scared..." Er hätte ihm doch einfach nur beistehen sollen. Zuhören sollen.

  • Kyle & Luke



    Gott. Ihm war schlecht. Ihm war schwindelig. Er fühlte sich müde, erschöpft, kraftlos. Sein Sichtfeld war noch immer etwas verschwommen, aber er versuchte sich so, so sehr auf seinen besten Freund direkt vor ihm zu konzentrieren. Auch die Sache mit seinem kleinen Bruder und das Geständnis darüber.. ah, er hatte nicht mal wirklich Zeit gehabt darüber nachzudenken. So viele Gefühle, die beschreiben könnten, wie verdammt scheiße er sich gerade fühlte und sie würden wahrscheinlich alle nicht genug sein. Aber.. das war ja auch egal, nicht? Luke sah.. furchtbar aus. Wann genau hatte der Blauhaarige angefangen zu zittern? War es Kyle nicht aufgefallen oder hatte es es einfach in dem ganzen Gefecht vergessen? Wie konnte ihm das.. nicht auffallen? Wenn es das nicht war? Unglaublich, dass er sich überhaupt noch beschissener fühlen konnte, als ohnehin schon, aber offensichtlich gab es bei dieser Thematik keine Grenze nach unten. Aber es war egal, wie er sich fühlte, wie zittrig er selbst war, auch wenn dieses Zittern wieder etwas nachgelassen hatte, seitdem seine Hand sich auf den Arm des anderen Punks gelegt hatte. Wen interessierte es schon, ob es einem scheiße ging, wenn sein bester Freund gerade so.. so.. viel.. durchmachte? Wenn es ihm doch genauso schlecht, vielleicht sogar viel schlechter ging? Der Russe hatte keine Ahnung, was gerade passierte. Luke übergab sich, krallte sich an das Metall vor sich und der Ältere sorgte sich. Machte sich so unendlich viele, unendlich große Sorgen. War das seine Schuld? Das musste es doch sein, nicht? Wegen.. dem.. was er über Melchior gesagt hatte? I mean.. das war.. schon.. sehr fucked up gewesen, oder? Einfach so, an diesen random Nachmittag gesagt zu bekommen, was für.. Dinge der Schwarzhaarige getan hatte. Ja. Da machte es Sinn, dass es ein Schock war. Aber.. das machte keinen Sinn, nicht? Das.. passte nicht zu der Reaktion die Luke danach gehabt hatte. Diese Stimme, die ihn so schroff wachgerüttelt hatte, diese Eindringlichkeit, die Betonung darüber, dass er sich hatte umbringen wollen. Die Tränen. Die.. Umarmung, wenn auch kurz, aber mit solch einer Intensivität, als würden Lukes Gefühle ihn nicht erreichen können, wenn die Wucht nicht stark genug war. Er.. verstand nicht ganz. Auch dann nicht, als Luke ihn wieder ansah und zu sprechen begann.

    Wieso.. entschuldigte sich sein bester Freund? Er.. hatte doch überhaupt nichts falsch gemacht? Was zur Hölle sollte dieser bitte richtig stellen müssen?! Der Junge fühlte sich etwas überrumpelt, seine Augen huschten über das Gesicht des Jüngeren, unschlüssig, was er daraus machen sollte. Ein Teil von ihm wusste, dass es um ihren Streit ging. Um seinen Selbstmordversuch. Dass.. sich.. Luke deshalb.. schlecht fühlte? Schuldig? "No... no, no, no..", wiederholte er die Worte, welche Luke vorhin selbst an ihn gerichtet hatte und seine nassen Augen kniffen sich schmerzlich ein Stück weit zusammen. What the fuck? Das wollte er nicht. Er wollte nicht, dass er sich die Schuld gab. Wollte nicht, dass er dachte, dass er ihn im Stich gelassen hatte. Dass er sich dafür hasste, denn Kyle kannte seinen Gegenüber gut genug um selbst in seinem jetzigen Zustand zu wissen, dass er genau dies machen würde. Aber wieso sollte er? Er hatte nichts falsch gemacht und das Halbblut war es doch gar nicht wert und.. ah. Aber es hatte schon verdammt weh getan, nicht? Seine Seele zerrissen? So... sehr weh getan. Ihn umgebracht, noch ehe er es selbst hatte tun können. Weil er Luke so sehr geliebt und ihm doch vertraut hatte - mehr als sich selbst. Und auch Luke liebte ihn und.. fuck. Er wollte am liebsten laut aufschreien, als sein bester Freund sich umdrehte. He.. couldn't lose him? Not.. him? What.. Sein Herz schmerzte. Auf so unverständliche Weise. Wie konnte er Luke so wichtig sein..? War er für ihn wirklich so.. besonders? Wie hatte er ihm das also antun können - Kyle? Wie hatte er nicht darüber nachdenken können, wie der Blauhaarige sich fühlen würde? Sein Leben und der Tod hatten für ihn nie eine Bedeutung gehabt, aber für ihn? Was hatte er sich nur dabei gedacht? Was wenn er wirklich.. gestorben wäre? Was wäre dann aus seinem besten Freund geworden? Wäre er jemals darüber hinweg gekommen? Es machte keinen Sinn, dass dies überhaupt ein Problem war, aber Lukes Gefühle und Reaktionen waren real und.. er konnte sie ja schlecht ignorieren? Leugnen? Mehr und mehr Tränen rollten seine Wagen runter und als er versuchte den Mund zu öffnen entkam ihm ein lautes Schluchzen, für mehr fehlte die nötige Luft. Sein Herz schmerzte. Sein Kopf schmerzte. I can't do this again. I can't lose you. Not you. Stechend. Pochend. Panik. Noch bevor er es wusste, war er zwei Schritte nach Hinten getaumelt, seine linke Hand griff instinktiv nach der Reling, suchten nach irgendeinen Halt, um nicht plötzlich über die eigenen Füße zu stolpern. Not you. Not you. Not you. I can't. I can't. Ein lautes, sich ziehendes Piepen ertönte in seinen Ohren, dröhnte in seinem Kopf und drohte einen Moment lang ihn zu überwältigen. Gefühlsfetzen und nicht einzuordnende Bilder schlugen plötzlich auf ihn ein. Scheiße, fuck, no, er musste sich doch auf Luke konzentrie-

    Sein Körper drehte sich in dieselbe Richtung, in welcher zuvor der seines besten Freundes geblickt hatte und er schmiss sich schnell gegen das Metall bevor ihm alles hoch kam. Sich sein Mageninhalt entleerte und er, wenn er nicht gerade panisch versuchte die ganze Situation irgendwie zu überstehen, wahrscheinlich gefragt hätte, ob die Nachbarn unter ihm Zuhause waren. Und ob sie gerade tatsächlich zwei Mal hintereinander Jemanden über sich hatten erbrechen sehen. Ob man dafür eine Verwarnung bekommen konnte..? So am fucking zweiten Tag nach dem Umzug? Fuck. Er hatte doch nicht einmal was gegessen, außer ein paar lieblosen, vereinzelten Chips? Wie konnte er sich da überhaupt übergeben? Das war doch bescheuert. Er konnte nicht mal sagen ob es mehr an der Realisation lag, in was für eine ausweglose Situation er Luke beinahe gebracht hätte oder daran, dass sein Verstand ihn gerade wohl umzubringen versuchte. Was ja eigentlich nichts Neues war, aber. Fuck. Luke!
    Er hob seinen rechten Arm, welcher näher zu seinem besten Freund lag und hob diesen zittrig und eher schlecht als recht an, um den Zeigefinger hochzuhalten und seinem Mitstreiter irgendwie zu signalisieren, dass.. ja, keine Ahnung. Das er einen fucking Moment brauchte?! Als sich sein Mageninhalt und mehr endlich geleert hatten, keine zwei Sekunden später, versuchte er es doch mit Worten, auch wenn er das Gefühl hatte, jeden Augenblick erneut zu kotzen. "I'm.. okay.", erklärte er, hastig, zittrig und leise. No - das hatte er scheiße ausgedrückt. Ganz offensichtlich ging es ihm ja nicht okay und sein Herz raste und seine Schläfen pochten und er hätte sich am liebsten den Kopf irgendwo gegen geschlagen oder geschrien oder, "..okay, I'm not. Sorry.." Aber das hatte er nicht gemeint. Und hatte Luke nicht genau sowas eben gesagt gehabt?! Er sollte nicht denken, dass.. "But... not... ur fault." Worte. Worte, Worte, Worte. Er brauchte dringend Worte. Wie konnte er seinem besten Freund klar machen, dass es ihm nicht seinetwegen gerade so mies ging? Aber das er.. ganz dringend die Klappe halten musste, da er sich nicht sicher war, was gerade los war und ob er noch mehr falsche Dinge, von denen er nicht mal wusste, dass sie falsch oder gefährlich waren, verkraften konnte?!

    "..I need u to..", er fühlte die stechende Flüssigkeit wieder hochkommen, ".. topic change..!", entkam es ihm also abgehackt, bevor er erneut würgen musste. Sein Arm hatte sich wieder kraftlos gesunken, während der linke sich noch immer an die Reling krallte. Fuck. Sein Atmen fühlte sich genauso schwer wie seine Gliedmaßen an. Es gelang ihm einfach nicht diesen gleichmäßig zu halten, sich darauf zu konzentrieren, sich irgendwie zu beruhigen, sich.. Shit, shit, shit!!

    I'm going back to the start
    Through the darkness of my body parts
    Oh Lord, there is horror in my bones
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