Finkenweg 12: Apartments von Antoinette, Kotomi + Rumi & Kyle

  • Der mehrstöckige Wohnkomplex liegt am Rande von Riverport und ist aufgrund seiner meernahen Lage sehr beliebt. Auf drei Ebenen befinden sich Apartments die von Einwohnern der Stadt bewohnt werden. Jede Wohnung verfügt über ausreichend Platz und bietet neben moderner Technik auch einen Aufzug an. Die Bewohner der unteren Wohnung haben zusätzlich Zugang zu einem eigenen Garten während die Stockwerke darüber jeweils einen großen Balkon haben. Highlight des Hauses ist eine für alle zugängliche Dachterrasse, auf der Sitzmöglichkeiten vorhanden sind. Von dort aus lässt sich die Skyline Riverports wunderbar beobachten.


    Bewohner: Antoinette, Kotomi + Rumi, Kyle



  • Kyle, Zwischenstopp~


    Ein kleines Seufzen. Eine eigentlich doch eher seltene Reaktion des jungen Mannes, aber manchmal, da passte es einfach. Was genau passte? Uff, keine Ahnung, wieso fragt ihr eigentlich mich? Kyle seufzte erneut, als er sich von seinem weichen Sofa aufrappelte und gab dann ein leises, angestrengtes Stöhnen von sich, als er sich schlussendlich komplett aufrichtete. Kaffee. Er brauchte ganz dringend einen Kaffee. Er konnte Kaffee nicht mal sonderlich leiden. Wieso zum Fick hatte er dann eigentlich überhaupt eine Maschine in seiner Wohnung stehen? Ah, ja genau. Er hatte zuviel Geld, Langeweile und war mal kurzzeitig der Überzeugung gewesen, würde er nur oft genug von diesem Zeug trinken, so würde er es schon irgendwann mögen. Tja, falsch gedacht. Der atemberaubende Tag, an dem jenes passierte - bis jetzt war er definitiv noch nicht gekommen. Wie konnte Marina dieses Gesöff eigentlich jeden Tag mehrfach und dann auch noch freiwillig trinken? Gott, sie schien es sogar zu genießen? Er würde ja jetzt sagen, sie konnte unmöglich ein normaler Mensch sein, aber.. naja. Er wusste es nun mal besser. Egal. Gerade - da war er froh über diesen, wahrscheinlich um 3, 4 Uhr morgens getätigten, Kauf und ließ sich schleunigst eine Portion von dem braunen Zeug herstellen lassen. Aaah, scheiße man. Wann war er eigentlich gestern ins Bett gegangen?? Und wann zur Hölle war Ran nach Hause gegangen? Er sollte ihr wahrscheinlich eine Nachricht schreiben, also gleich, nein, später, wenn er wieder halbwegs.. halbwegs lebendig war? Gott, wie hatte er es eigentlich geschafft so verdammt besoffen zu sein und trotzdem kein einziges Mal zu kotzen? Hatte er sich dafür nicht irgendso eine Art Preis verdient? Dem Halbrussen entkam ein kleines Husten und er verzog kurz das Gesicht. Hatte Kaffee da einen ähnlichen Effekt wie Tee? Konnte das Getränk der Hölle seinem Hals vielleicht ein wenig gut tun? Oder musste er mit den Konsequenzen eines rauen Halses leben lernen? Kyle war wirklich mehr, als ein Partyraucher. Aber auf die geniale Idee zu kommen, eine gesamte Packungen - noch dazu eine große - ganz allein in wenigen Stunden aufzurauchen? Wie beschissen dumm war sein betrunkenes Ich nur gewesen? Und hatte sein Vergangenheits-Ich nicht ein Wörtchen mitzureden und hatte dieses nicht eigentlich mit dem Rauchen aufhören wollen? Okay, im Endeffekt hatte er das auch gemacht, aber an dem Tag wo er Cedric getroffen hatte war einiges hochgekommen und.. oh shit. Oh shit, apropo hochkommen. Der Rothaarige krallte sich schnell an die Küchentheke vor ihm, als ihm ein Schwall Übelkeit entgegenkam. Okay, tief Luft holen. Ganz normal weiteratmen, komm schon, wir wollten jetzt sicher nicht ins verdammte Waschbecken kotzen. Kyle, du wirst jetzt nicht in das verdammte Waschbecken kotzen. Und..

    Okay, phew. Das hatten wir überlebt. Der Punk war sich nicht sicher, ob die Übelkeit mit Sicherheit verschwunden war, aber zumindest hatte er seinen Preis doch noch nicht wieder verloren. Der Amerikaner warf einen Blick zur Kaffeemaschine, sie schien bald fertig zu sein. Kyle legte den Kopf ein wenig, nachdenklich, zur Seite, als er etwas weiter hinten in der Ecke das alte Handy erblickte, mit dem er vor einer Weile Ced geschrieben hatte und welches ihm fröhlich mitteilte, dass die Batterie inzwischen vollkommen aufgeladen war. Ja, natürlich. Wenn man vom Teufel sprach, huh? Er riss das Handy vom Ladekabel und warf einen Blick drauf und - was, ernsthaft? Er hatte tatsächlich eine Nachricht von dem Blonden bekommen? Und.. was zum Fick war das für eine Nachricht? Es konnte an der allgemeinen After-Party Situation liegen, doch der Gepiercte wusste nicht, worauf der Junge hinaus wollte. Woher hast du das gewusst? Konnte er sich nicht ein bisschen genauer ausdrücken? Vor allem, wenn man bedachte, dass er ihm eine Nachricht davor mitgeteilt hatte, von Kyle umgebracht worden zu sein? Was das, jetzt wo er darüber nochmal nachdenken konnte, auch immer bedeuten sollte? Okay, nein - was sollte das eigentlich bedeuten? Du hast mich umgebracht? Konnte ihm das bitte mal irgendwer erklären? Kyle griff nach seinem heißen Kaffee und tippte dem Typen eine schnelle Antwort. Vielleicht nicht die beste Idee, aber gab es bei so einer Nachricht überhaupt eine gute Antwort drauf? Und .. nope. Nope, Kaffee schmeckte immer noch scheiße. Ob er die Maschine nicht vielleicht doch noch an irgendwen verschenken sollte? Er seufzte und schmiss sich noch einmal auf's Sofa. Wenn es ihm besser gehen würde, dann würde er heute noch zum Friseur gehen. Es wurde mal wieder Zeit für eine neue Haarfarbe. Vielleicht würde er aber auch erst Morgen gehen. Oder vielleicht aber auch erst.. irgendwann mal. Ach stimmt, vielleicht auch nochmal schauen, ob Ran noch lebte.. eine 'Where the fuck are u??' Nachricht würde für's Erste sicher reichen, oder? Das musste sie, denn Kyle wollte definitiv noch ein paar Stunden nutzlos auf dem Sofa rumgammeln und sich vielleicht vornehmen, nächstes mal weniger zu trinken. Würde er im Endeffekt wahrscheinlich aber trotzdem nicht.

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  • [Rumi] ~ First Post (nach langer Zeit)

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    Es fühlte sich an, als hätte sie eine kleine Ewigkeit geschlafen. Dabei war es doch gar nicht so lange, oder etwa doch? Vor einer Weile waren die beiden Schwestern in ein kleines Apartment gezogen, in welchem sie sich inzwischen schon ganz gut eingerichtet hatten. Rumi erwachte nach einem langen und tiefen Schlaf in ihrem Zimmer. Ein Blick auf ihren elektronischen Wecker verriet ihr, dass es noch Vormittag war. Es war Samstag und damit der Beginn eines entspannten Wochenendes. Rumi erhob sich aus ihrem bequemen Bett und tapste durch das Zimmer zum Fenster, wo sie die Rolläden hochzog und einen Blick nach draußen warf. Das warme licht der Sonne strahlte auf die Stadt. Es versprach, ein warmer Tag zu werden. Mit einem Lächeln auf den Lippen wechselte die Rosahaarige von ihrem Pyjama in ein paar frische Klamotten. Dann spazierte sie ins Badezimmer, um sich zu waschen und herzurichten. Schlussendlich kam sie in die Küche. Dort lag eine Notiz von Kotomi, dass sie außer Haus war und später wiederkommen würde. Natürlich mit dem Zusatz, dass die Jüngere sich bevorzugt im Schutze des Apartments aufhalten solle. Seufzend schüttelte Rumi den Kopf. Es war so ein schöner Tag und wenn ihre Schwester ausgehen konnte, dann konnte sie es genauso. Zuerst frühstückte die Jugendliche, dann aber verließ sie das Apartment und schlussendlich das Gebäude. Bei so schönem Wetter musste sie einfach die Sonne genießen. Und sie hatte auch schon eine Idee, wo sie das tun könnte.


    Finkenweg 12 >> Strand

  • [Antoinette] kommt & geht~



    Es war bereits dunkel und der Himmel sternenverhangen, als Antoinette schließlich vor ihrer Wohnungstür stand und den Schlüssel im Schloss herumdrehte. Bepackt war sie mit einer ganzen Dose an Pralinen, die sie im Laden bereits hübsch eingepackt hatte. Hoffentlich würden sie den Geschmack von Wayne's Grand-maman treffen! Oh, und den seinen auch... Bei dem Gedanken an ihm stahl sich ein roter Schimmer auf ihre blassen Wangen. Sie legte zwei Fingerspitzen an ihre Lippen und erinnerte sich an den Geschmack der seinen zurück. Kurz stand sie so da, an die Innenseite ihrer Haustür gelehnt, lies die Zeit verstreichen, mit dem Kopf ganz woanders, ehe sie langsam die verpackte Pralinenbox auf ihrer Kommode abstellte und sich noch immer abwesend die Schuhe auszog. Es dauerte noch einen Moment oder zwei, dann kam Leben in die kleine Dame. Sie schaltete die Lichter an, sprintete mit den Worten Bonjour chère maison! in die Küche, setzte Teewasser auf, rutschte - da auf Strümpfen - quer durch den Flur ins behagliche Wohnzimmer, wo sie erst einmal ihre Musikbox anschaltete. Kurz darauf begann sie laut auf französisch mitzusingen und durch ihre Wohnung zu tanzen. Nebenbei goss sie den Tee auf, ließ sich jedoch davon nicht abbringen weiter ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Ob die Nachbarn sie hörten, daran dachte sie gerade nicht oder es war ihr auch ganz einfach egal. Man sah die kleine Dame selten so ausgelassen, so ganz und gar von sich gelöst. Contenance und Disziplin waren ihr immerhin sehr wichtig, doch gerade, da war sie ganz für sich, alleine und doch nicht einsam, endlich einmal nicht. Freude, Glück und Aufregung durchfluteten ihren Körper, so dass sie sich selbst gar nicht bremsen konnte - oder wollte. Sie war glücklich, wirklich glücklich - und wollte einmal nicht auf die Aber-Wenn's in ihrem Kopf hören, sich einmal nicht von Zweifel abhalten und von Unsicherheit übermannen lassen. Ihr Herz klopfte schnell, dem Tanzen und Singen geschuldet, aber auch dem so viel mehr, was sich in diesem abspielte. Als die Energie Antoinette allmählich verließ, griff sie sich ihren Tee und eine dünne, kuschlige Decke. Mit beiden bewaffnet, setzte sie sich auf den kleinen Balkon, der mit einigen Pflanzen und Lichterketten verhübscht war. Obwohl es Sommer war, empfand sie die Nacht als frisch, als sie sich auf der niedrigen Holzbank ausbreitete, in die Decke eingelullt und die Teetasse in der Hand. Sie betrachtete den Sternenhimmel, der ihr fast zuzuflüstern schien und ließ die Gedanken einfach nur treiben. Wayne war bei ihr gewesen, sie hatten sich geküsst... mehrmals. Sie würde ihn besuchen gehen, übermorgen vielleicht, oder auch morgen schon, es war einerlei. Die Sehnsucht nach ihm, nach das, was er ihr möglicherweise anbot, war riesengroß - es machte ihr Angst, aber gerade, da ließ Antoinette diese nicht an sich heran. Im Gegenteil vermochte das Lächeln auf ihren Zügen überhaupt nicht mehr zu weichen und es war das beste Gefühl, welches sie seit Langem verspürte.


    Möglicherweise war sie auf der kleinen Holzbank eingeschlafen, den Tee zuvor geleert. Die Stadt schlief bereits, als Antoinette müde die Augen öffnete, sich daran erinnerte wo sie war. Die Müdigkeit hing noch über sie, als sie sich widerwillig aufraffte, um dorthin zu gehen, wo sie hingehörte - ins Bett. Vielleicht sollte sie einmal über einen Hängesessel auf dem Balkon nachdenken, das wäre wohl bequemer - und hätte was. Ideen, für ein anderen Mal - nicht für nachts um 04 Uhr.


    Am nächsten Morgen fühlte Antoinette sich... zerstört. Dabei hatte sie überraschend lange geschlafen, Gott sei Dank hatte sie frei. Morgen, dachte sie sich, Morgen werde ich nach Sternbach fahren. Heute fühlte sie sich ganz und gar nicht ausgehtauglich genug. Sie fasste sich ein Herz und schrieb Wayne direkt mit ihrem Vorhaben, immerhin hatten sie noch daran gedacht, endlich einmal Nummern auszutauschen. Was könnte ich noch machen? Sie wollte backen, das tat sie so viel seltener als das Kreieren von Pralinen. Mit Früchten? Das klang gut. Ein Kuchen oder gar eine Torte? Dann fiel ihr noch was ein. Ich brauche Hosen... und besaß sie überhaupt noch ein paar flacher Schuhe?! Aus Erfahrung ließ sich sagen, der Boden der Farm war nicht für... ihre Art Kleidung ausgelegt. Nervosität packte sie erneut - was würde nur die Oma zu ihr sagen? Wo sie offensichtlich so gar nicht zu ihnen passte? Ob auch Wayne irgendwann so denken würde? Arrête ça., ermahnte sie sich selbst, beschloss aber - bevor die Torte dran war, würde sie ihren begehbaren Kleiderschrank genau unter die Lupe nehmen. Sie schluckte. Antoinette wusste bereits jetzt, dass das sehr schnell im Chaos enden konnte - sie würde nicht sagen sie besaß zu viel Kleidung (so etwas gab es nicht!), aber... ja. Genau. Es war schwierig. Hosen... Hosen.... Okay, sie würde etwas finden. Und dann würde sie ihre Torte machen. Und dann... war vermutlich der Tag vorbei. Morgen, also, huh? Mit diesem Plan im Kopf machte Antoinette sich an den lange angebrochenen Tag, um am darauffolgenden diesen Mann zu besuchen, der ihr sowieso nicht aus dem Kopf ging. Ah, es war schon ein wenig hoffnungslos, nicht wahr?

  • [Rumi] ~ Zwischenstopp

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    Der Tag am Strand war wunderschön gewesen. Rumi hatte nicht nur die Wärme und die Sonne, sondern auch ihr Gespräch mit Darren sehr genossen. Die Rosahaarige betrat das Apartmentgebäude mit beschwingten Schritt. Statt des Aufzugs nahm sie sogar die Treppen, leise vor sich hin summend. Als sie die Tür zur Wohnung aufschloss und in das Apartment eintrat, sah sie sich um. Sie brauchte gar nichts zu sagen, denn die Stille verriet ihr, dass Kotomi nicht Zuhause war. Seit ihre ältere Schwester aufgrund einer Mieterhöhung einen zweiten Job angenommen hatte, bekam Rumi sie kaum noch zu Gesicht. Einerseits bedeutete das natürlich, dass die beiden weniger stritten, jedoch vermisste Rumi ihre Schwester trotz allem. Die Schülerin atmete tief ein und aus, sie wollte sich davon nicht ihre gute Laune verderben lassen. Und so schlenderte sie in die Küche, um sich etwas zu Essen zu machen. Danach war es Zeit, ihren Schrank nach einem Kostüm für das Fest in Sternbach zu finden. Sie liebte Halloween und Verkleiden und so war es nicht verwunderlich, dass Rumi das perfekte Kostüm finden wollte. Da Geld nicht gerade eines der Dinge war, welche Rumi zu Hauf besaß, musste sie kreativ werden. In ihrem Kleiderschrank fand sie ein simples, weißes Kleid und eine Feinstrumpfhose, ein paar Wollstrümpfe und ein paar Schuhe, welche sie verwenden konnte. Da kam ihr eine Idee. Um diese umzusetzen, müsste sie aber in die Stadt und ein paar Kleinigkeiten kaufen, welche hoffentlich nicht zu teuer sein würden. In der Innenstadt besorgte sich Rumi etwas Theaterschminke, einen auswaschbaren Textilstift und ein paar weißer Haarbänder. Alles zusammen kostete sie glücklicherweise nicht viel, was daran lag, dass die Jugendliche inzwischen die billigen Läden der Stadt kannte. Wieder Zuhause angekommen hatte die Schülerin noch einiges an Zeit und so machte sie sich an die Arbeit. Sie zog die Feinstrumpfhose, welche sie bereits Zuhause gehabt hatte, an und machte sich leichte Markierungen auf Kniehöhe, damit sie dort sowohl vorne als auch hinten Puppengelenke aufmalen konnte. Damit war schon das Meiste erledigt. Die Rosahaarige machte eine Pause und aß nochmal eine Kleinigkeit, ehe sie sich ihr zusammengestelltes Puppenkostüm anzog, sich die Haare machte und sich dann eine Referenz am Handy suchte, um das Make-Up zu machen. Sie stellte sich vor den Spiegel und trug sorgfältig die Theaterschminke auf, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden war. Der Abend war inzwischen bereits hereingebrochen und so nahm sich Rumi ihre Handtasche und verließ das Apartment.


    Finkenweg 12 >> Gaststätte "Kleine Rübe" (Sternbach)

  • Kyle & Ced


    Ein wenig war es ja unangenehm, dass der Weg zu Kyles Wohnung so weit entfernt war. Also, eigentlich - da war er ja gar nicht so unendlich weit entfernt, es hätte durchaus schlimmer sein können und hätte er Cedric durchaus aus in Sternbach vorfinden und hierher schleppen müssen - doch eine Weile lang unterwegs waren sie trotzdem. Sie hätten natürlich auch den Bus nehmen können, der sie die 3 Stationen ebenfalls und auch noch viel schneller hätte zum Ziel führen können, doch.. Kyle entschied sich diesen Fakt unerwähnt zu lassen. So ein Fahrzeug wäre um diese Uhrzeit um einiges voller und enger und lauter als der Weg, welchen sie gerade gingen und er war sich sicher, dass die gewählte Option dem Blonden mehr gefiel, als die ihm Unbekannte. Also sah der Weißhaarige kurz dem wegfahrenden Bus hinterher, welcher um die Ecke bog und schon fuhren sie ihren Weg fort, welcher grob gesagt so gute zwanzig Minuten andauerte. Kurz fragte der Punk sich, ob Ced eigentlich schon jemals in dieser Gegend hier gewesen war - stimmt, wie lang lebte er eigentlich schon hier? Studierte er hier bloß? Machte ein Auslandssemester? Lebte er vielleicht schon länger hier, vielleicht sogar schon immer? Er hatte absolut keine Ahnung, wusste nicht einmal, was genau der Mann neben ihm tat. Irgendetwas mit Schule oder Studium definitiv, das hatte sich aus ihrem allerersten Gespräch damals ergeben, aber ansonsten..? Merkwürdig eigentlich, dass er gerade einen völlig Fremden Heim brachte. Vielleicht hätte ihn das unter anderen Umständen ja gestört - vielleicht aber auch nicht. Wie es von des Älteren Seite aus wohl aussah? Wahrscheinlich gab es diesbezüglich nicht viele, vielleicht im Moment sogar gar keine Gedanken. "Wir sind fast da.", kündigte er also an, als sie um die letzte Ecke Bogen, die sie noch wenige Meter von dem Gebäude trennte, keine Antwort oder große Reaktion erwartend. Vielleicht hätte er es besser nicht ankündigen sollen, vermutlich sah Cedric jetzt hoch, die Situation wurde real, Gewissensbisse und mögliche Fluchtgedanken konnten an die Oberfläche drängen. Ah, aber dafür war gar keine Zeit, nicht? Kyle drehte den Schlüssel in der Tür, stieg mit seiner Bekanntschaft die Treppen empor, verkniff sich einen kleinen Witz über die fehlende Wiederholung des Huckepacks dabei. Erneut drehte sich der Schlüssel, dann öffnete sich die Tür zur Wohnung des Russen, ein dunkler Flur wurde sichtbar und etwas helles, gelbes blitzte nicht weit vor Kyles Augen auf. Überrascht, dies definitiv nicht erwartend, zuckte der Weißhaarige schlagartig zusammen, machte reflexartig einen kleinen Schritt nach hinten, knallte dabei gegen den Oberkörper seiner Begleitung und fasste sich erschrocken mit der linken Hand an die Brust. "FUCK!", rief er, ein wenig außer Atem vor Schreck, in die beleuchtete Halle hinein und nach ein paar Sekundenbruchteilen schien sein Körper und Gehirn wieder normal zu funktionieren. "Fuck..", wiederholte er erneut, diesmal leiser, mit einem Hauch des Amüsements in seiner Stimme, während die leuchtenden, gelben Punkte sich ein wenig in die Schräge neigten und man durch die Gewöhnung an die Dunkelheit auch einen schwarzen, flauschigen Schwanz erkennen konnte, welcher sich anmutig bewegte. "Lucky... Ich hab' ganz vergessen, dass ich dich hab'." Schien der schwarzen Katzendame allerdings wenig auszumachen. Oh, apropo etwas ausmachen. "Oh, sorry.", entkam ihm, diesmal an Ced gewandt, als er sich wieder von ihm entfernte, nachdem er diesen zuvor ungewollt ein wenig attackiert hatte.

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  • [Cedric] & Kyle

    kommen an


    Cedric fror. Er hatte keine Jacke mitgenommen, denn tagsüber war es bereits angenehm warm gewesen und das er sich der Kälte der Nacht gegenüber gestellt sah, damit hatte er nicht gerechnet. In vielerlei Hinsicht nicht. Doch er beschwerte sich nicht. Im Gegenteil war jene Kühle seltsam erfrischend, ein eindeutiges Zeichen für die Realität, in der er sich befand. Sie verschaffte ihm einen klaren Kopf, lenkte die Gedanken weg von dem eigens geschaffenen Chaos hin zu dieser simplen Tatsache, derer er sich nicht erwehren konnte: Ihm war kalt.

    Die Straßen vor ihnen, lagen im Dunkeln, in der Stille, nur erleuchtet von den Laternen, die ihren Weg zäunten. Schon bald hatte Cedric die Orientierung verloren, hatte nicht auf die Richtung geachtet, die sie einschlugen. Musste er das? War es naiv, einem Fremden so leichtgläubig zu folgen? Keine Fragen, die er sich stellte. Es mochte vieles sein, waghalsig, unbedarft, doch für ihn war es einfach nur unwirklich. Dieses Gefühl ließ sich nicht abschütteln, nicht so leicht, und so konzentrierte er sich einfach leicht auf die Schritte, die sie gingen und die kühle Nachtluft, die ihn umgab. Bis Kyle ihr Ziel schließlich ankündigte. Ein Ziel?

    Erst damit blickte Cedric auf. Im schalen Licht der Laterne ließ sich die Umgebung nicht genau ausmachen. Das war vielleicht auch gut so, denn beim Anblick des Hochhauses, hätte er möglicherweise die Flucht ergriffen. Auch so, kroch der Wunsch einfach umzukehren, wegzugehen in ihm hoch, nur abgehalten von der Tatsache, dass es keinen Ort gab, an den er gehen konnte, keinen, an dem er erwünscht war und keinen, an dem er sein wollte. Er würde sonst wohl die ganze Nacht durch die Stadt irren, bis er vor Erschöpfung und Müdigkeit nicht mehr konnte und sich letzten Endes nach Verbrauch seiner letzten Reserven, an die nächstbeste Ecke oder unter eine Brücke setzen in der Hoffnung, er würde aufhören zu existieren. Das dieses Szenario in seinem jetzigen Zustand überhaupt nicht abwegig war, schockierte ihn nicht einmal mehr. Vage erinnerte er sich an eine Freundin, die ihm einst beim Geigespielen auf offener Straße begegnet war und die Befürchtung geäußert hatte, er sei obdachlos. Die Erinnerung wog nun schwer in seiner Brust.

    Kyle hatte die Tür geöffnet und er folgte ihm durch den Treppenflur, ein Stockwerk hoch, zwei, ehe der Schlüssel im Schloss erneut herumgedreht wurde. Cedric war ihm einfach gefolgt. Es hatte bis hierhin gedauert, bis die Unsicherheit erneut zuschlug. Was mache ich hier überhaupt? Ja... was? Er kannte den Kerl dort ja kaum. War die Ermangelung an anderen Möglichkeiten Grund genug hier einzukehren? Quasi als Eindringling? Aber musste er sich darum wirklich noch Sorgen machen - gerade jetzt? Sich zu fragen, was er ein Kyle's Stelle gemacht hätte, hätte er einen Menschen vom sicheren Suizid abgehalten - er konnte nicht. Mochte es ihm an Empathie oder Vorstellungskraft fehlen, er konnte gerade nicht soweit denken und sowieso, blieb ihm nichts anderes mehr übrig. War es zu spät um noch umzukehren? Aber dann fand er sich nur im Weg des Obdachlosen wieder und vermutlich war das Einkehren bei einem gastfreundlichen Fremden dann doch das geringere Übel. Überhaupt ein Übel?

    Seine Gedanken waren ein wenig verquer, zweifellos und so bemerkte er nicht, dass die Aufmerksamkeit seines Gastgebers gerade ganz woanders lag, zumindest solange nicht, bis ein lautes 'FUCK' die Stille zerschnitt. Cedric wurde angerempelt, als Kyle einen erschrockenen Schritt nach hinten machte, ehe er jemanden - oder etwas? - begrüßte. Er blinzelte kurz irritiert, ehe auch er ausmachte, worum es sich handelte. Eine... Katze? Sicher hatte er mit nichts gerechnet und das der Punk Haustierbesitzer war davon noch am allerwenigsten. Dafür gab es keinen besonderen Grund immerhin, wie bereits festgestellt, kannte er seinen Lebensretter noch ausgesprochen wenig. Ein Teil von ihm wollte sich um eine Erwiderung bemühen, aber zugegeben, seine Lippen waren nun schon so lange versiegelt - und auch zuvor ausgesprochen ungesprächig gewesen - dass er lediglich leicht den Kopf schüttelte, um ein 'Kein Problem' zu suggerieren. Eine schwarze Katze namens Lucky. Das war schon ein wenig herrlich ironisch und nach allem was heute Geschehen war, ließ sich nur hoffen, dass sich das Omen für diesen jungen Mann tatsächlich in Glück, statt in weiterem Pech zeigen würde. Doch wer war er, um darüber eine Entscheidung zu treffen?

  • Kyle & Ced


    Okay, der versehentliche Zusammenstoß schien Ced nicht sonderlich viel auszumachen - zumindest nicht mehr oder weniger, als es die Ereignisse des gesamten Tages sowieso schon getan hatten. Kyle hatte noch einen kurzen Blick zu seiner Begleitung geworfen, welche nicht sonderlich viel Reaktionsfähigkeit an den Tag legte - aber hey, dieser Tag war aber auch wirklich, wirklich lang gewesen. Also mehr als verständlich, nicht? Der Weißhaarige selbst war langsam schon ein wenig erschöpft, also konnte er nur erahnen, wie es der Blonden gehen musste. Er zögerte also nicht lange, und drehte sich wieder vom Mann weg, Richtung Eingang, durch welchen er sogleich auch schritt, rechts von sich direkt einen Lichtschalter betätigend. Doch statt einem grellen, blendenden Licht in der Mitte des Raumes, erhellten unzählige, kaum zählbare warm-weiße Lichter den langen Flur, welche durch die blau-schwarze Färbung der Wände wie Sterne am Nachthimmel eines kleinen, fast unberührten Dorfes wirkten. Die Sterne, welche durch reflektierende Farbe an die Decke gemalt worden waren, halfen bei diesem Bild noch ein Stückchen weiter und auch ein Teil der Dekoration schien im Dunkeln zu leuchten. Der Russe ging ein Stück weiter zu Lucky, begann die schwarze Katze ein wenig am Hals und am Kopf zu kraulen und nach anfänglichem eingeschnappt sein, schien diese es auch wieder zu genießen. "Sorry Baby, ich hoff' ich hab' dich nicht zu lang mit dem Futter warten lassen.", sprach er leise zu seinem Lebensbegleiter, welcher keine Beschwerden von sich gab - also sollte das schon passen. Der Amerikaner wand sich wieder zu seinem Freund, zum einen, um zu sehen, ob er ihm auch wirklich gefolgt war, zum anderen, da er nun das Wort an ihn wandte und nicht an den haarigen Vierbeiner: "Alsooo... hier links ist das Bad, du kannst alles dort drin benutzen und machen was du willst, ob Baden oder sonst was, tu dir keinen Zwang an.", erklärte er und ging dann jedoch in die rechte Richtung, in das größte Zimmer der Wohnung, legte den Lichtschalter um und diesmal schien es sich tatsächlich sogar um eine normale Lichtquelle zu handeln. Der Raum war riesig und es waren so viele verschiedene Dinge dort aufzufinden, dass man zunächst vielleicht einmal den Überblick verlieren konnte. Am auffälligsten war wahrscheinlich der weiße Flügel, welcher vom Eingang aus links in der Ecke zu finden war, sowie das Schlagzeug, welches am anderen Ende des Zimmers, direkt neben dem Balkon stand. Viele Schränke zierten den Raum, auf ihnen waren die verschiedensten Liköre und Alkohol zu finden, sie reichten von normalen, bis zu fast mystisch aussehenden Flaschen. Auch die unzähligen Kerzen und Edelsteine, welche in der gesamten Wohnung verteilt waren, fielen wohl schnell ins Auge - genauso wie die Lichterketten und die von kosmischen Themen geprägten Bilder an den Wänden. Einige davon schienen von irgendwem gemalt worden zu sein, zeigten Figuren - bekannte und weniger bekannte. Naja, wer wusste schon, was Cedric sich für Serien und Filme ansah? Vielleicht waren sie ja doch bekannter, als erwartet? Auch eine Art Altar, der möglicherweise für einen Besucher etwas befremdlich wirken könnte, war zu erkennen - und Kyle war in jenem Moment doch relativ froh darüber, bei diesem keine düstere Thematik genommen zu haben, ansonsten hätte der Musiker wohl erwartet einem möglichen Menschenopfer in die Falle getreten zu sein. Wobei, ob ihm das gerade allzu sehr was ausmachen würde? In der Mitte des Raums stand ein großer Tisch, auf welchem Tarotkarten und ein Zettel ausgebreitet waren: "Hier ist das Wohnzimmer, wenn du weiter geradeaus gehst kommst du ins Schlafzimmer und hier links ist die Küche.. da vorn der Balkon.. Und..", er hielt inne, als er weiter in den Raum geschritten war und ihm eben jener Tisch ins Auge fiel. Shit. Nicht shit wegen den Tarotkarten - auch, wenn diese Ced wahrscheinlich wieder ein mulmiges Gefühl geben könnten, was dem Punk gerade nicht ganz so bewusst war. Sondern shit wegen dem fucking Zettel. "Wie gesagt, du kannst hier machen was du möchtest, wirklich, auch wenn das wohl die Chliche-Gastgeber-Aussage schlechthin ist." Er machte sich beim Sprechen langsam in die Richtung des Tischs und schnappte sich auffällig versucht unauffällig den Zettel von dort und zerknüllte ihn, ein wenig peinlich berührt, in seiner Hand. "Ah, hast du Hunger? Dumme Frage, ich weiß. But I figured I should at least ask."

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  • [Cedric] & Kyle


    Noch standen sie im Flur. Noch war Zeit umzukehren.

    Aber machen wir uns nichts draus. Wir haben schon mehr als einmal festgestellt, dass das von allen möglichen Dingen nicht passieren wird. Nicht nach allem was heute passiert ist.

    Die Tür fiel also ins Schloss und Kyle betätigte den Lichtschalter. Zu seiner Überraschung wirkte es dadurch weniger, als würden sie noch in einem Flur stehen, sondern - mit ein wenig Fantasie vielleicht - unter... Sternenhimmel? Es würde nicht die erste Sache sein, die ihn in Verwunderung versetzte. Cedric hatte zugegebenermaßen keine Zeit gehabt um sich die mögliche Behausung seines Lebensretters vorzustellen. Nein, besser gesagt - er hatte keinen Kopf dafür gehabt, nicht einen nichtigen Gedanken daran verschwendet, ganz einfach weil es - pardon me - nicht wichtig war. Zumal er den Punk ja nur flüchtig kannte, wenn man so wollte. Dennoch musste eine gewisse Grunderwartung in seinem Unterbewusstsein geformt worden sein, denn sonst wäre er jetzt nicht überrascht. Es mag vorurteilsbehaftet sein, aber instinktiv hätte Ced eher auf eine schäbige, schlecht ausgestattete, chaotische Bude getippt, vielleicht mit dem Geruch von Rauch, Weed oder Alkohol versetzt. Nicht jedoch... naja, das. Schweigend war er seinem Gastgeber gefolgt und blieb abrupt im Türrahmen des Wohnzimmers stehen, während Kyle sich weiter in den großen Raum bewegte. Zu viele Dinge (die ihm überwiegend ein Rätsel aufgaben) erschlugen ihn förmlich, nicht weil es viel war, sondern weil es fremd war. Oh, und wegen: "... du besitzt einen Flügel?" Cedric schluckte. Langsam dämmerte es ihm. Er war ganz einfach tatsächlich gestorben. Kyle war sein persönlicher Todesgeist, der ihn abholen kam und ganz einfach in der Gestalt eines Punks erschienen war, um sich so möglichst in ein normales Weltbild zu fügen. Das würde das Gerede über die Bedeutung des Todes und die Esoterik erklären. Wenn er es auch mehr als einmal abgestritten haben mochte. Vielleicht wurde ihm einfach noch ein letztes Mal die schönen Dinge des Lebens vergönnt, bevor seine Seele sich ins Nichts zersetzte - oder was auch sonst nach dem Tod passierte. Wie freundlich. Anders konnte er sich das nicht erklären. Die sanfte Blase, in die er aufgefangen wurde im Angesichts des Schreckens. Die Tarotkarten auf dem Tisch, die sich sicherlich aus der Erinnerung von Antoinette's Legung in dieses Bild manifestierten. Und das Instrument, um ihm eine letzte Freude zu bereiten. (Das Schlagzeug ignorieren wir gekonnt, das interessiert hier niemanden.) Denn im ernst, welcher Normalsterbliche hatte denn einen fucking Flügel in einem überdimensionalen Wohnzimmer stehen?!

    Normalsterblich war relativ. Vielleicht war der Gedanke eines bereits durchlebenden Todes für einen kurzen Augenblick durch seinen Kopf geschossen, aber seien wir ehrlich: dann würde sich Cedric anders fühlen. Es war diese ureigene Gewissheit, dieses Verständnis von Leben und wie es sich anfühlte, die ihm jegliche Illusion nahm. Illusionen, denen war er zwar ein einfaches Opfer, dennoch war diese hier keine davon. Und sollte sich der Tod nicht, nun, leichter anfühlen? War es nicht das, was sich jeder Selbstmörder, jede Selbstmörderin, insgeheim erhoffte, die sie dazu brachte, diesen grausamen, endlichen Weg zu beschreiten? Die Hoffnung, nicht auf Besserung, aber das es aufhörte. Nichts hatte hier je aufgehört, die Zeit war einfach weiter gerieselt, die Schwere in seinem Herzen wog noch genauso schwer. Nein, er war nicht tot und demnach war dies kein Phantasma, sondern die Realität. Wenn auch weitaus skurriler als erwartet. Zu einem anderen Zeitpunkt wäre Cedric mehr als neidisch gewesen und hätte so einiges dafür gegeben, um dieses ganz und gar bildhübsche Piano einmal zu spielen. Doch Neid und Anerkennung gehörten zu den Luxusgefühlen, die gerade keinen Platz hatten. (Im ernst, ein Flügel!!)

    "Sicher, dass das hier deine Wohnung ist?", setzte Cedric scherzhaft an. Der Anflug eines Witzes wohl auch nur, um gerade zu kompensieren, wo er sich befand. Hatte seine Tante diese Luxusvilla heimlich gesponsert? Vielleicht? Cedric hatte beim Sprechen den Blick vom Flügel abgewandt (und dem ganzen Rest natürlich auch) und an Kyle gerichtet, möglicherweise, um die Antwort in seinem Gesicht ablesen zu können, ob nicht allen Dingen zum trotz tatsächlich etwas an seiner Aussage dran war. Er sah noch, wie Kyle einen Zettel verschwinden ließ, während er ihm nebenbei etwas zu Essen anbot. Cedric blinzelte einen Moment irritiert, noch abgelenkt, vom Verhalten des Anderen. Doch er wollte nicht nachfragen - seine Vorstellung von Höflichkeit hatte er nach wie vor behalten und als fremder Gast fühlte er sich ganz automatisch wie eine Bürde (in dem Fall vielleicht noch mehr als normal), da war es in seinem Sinne jegliche zusätzliche Verlegenheiten zu vermeiden. (Neugierde war zudem noch nie eine seiner Eigenschaften gewesen - ganz zu meinem Leidwesen, ich will nämlich wissen was auf diesem vermaledeiten Zettel steht! chrm.) "Ähm.", kam es also nur über seine Lippen, nach wie vor ein wenig irritiert, schließlich von Kyles Hand wieder in sein Gesicht blicken. Ein kurzer Moment des Schweigens. Alles was ihm bei Kyle's Frage in den Kopf kam war buchstäblich die Erinnerung an seine letzte Mahlzeit - ergo dem Erbrochenem auf dem Dach. (Oh boy, we've been far from here) Vermutlich haftete ihn die glorreiche Mischung von Angstschweiß, Überreste seines Mageninhaltes, Tränen und Baustellendreck noch an. Anstatt Kyle also ein klares Ja oder Nein auf seine Frage zu geben, entgegnete Cedric bloß: "Ich... würde duschen gehen." Kurze Pause. "... kann ich mir was leihen...?" Ein Handtuch und Wechselklamotten waren nicht die dümmste Idee. Das mir dem Bad hatte Kyle immerhin angeboten, oder? Ganz sicher war er sich nicht mehr, aber hey, damit tat Ced ihm nur selbst einen Gefallen. Außerdem war es die perfekte Methode um der Situation zu entfliehen - was offensichtlich ein omnipräsenter Wunsch seinerseits war. Was sollte er auch machen? Cedric hatte ganz einfach keine Ahnung wie er mit der Gesamtlage umgehen sollte.

  • Kyle & Ced


    Ganz erstaunlicherweise hatte Cedric wohl offensichtlich bemerkt, was Kyle hier gerade versuchte. Naja, zumindest hatte er es wohl definitiv mitbekommen. Überrascht war nun weder Kyle, noch sonst irgendjemand hier, aber trotzdem hatte der Weißhaarige nun doch ein wenig gehofft, doch unauffällig genug zu sein. Er war ganz in seiner Geheimmission vertieft gewesen, dass es ihm zunächst einmal überhaupt nicht auffiel, auf was in seiner Wohnung der Blick des beinahe Selbstmörders eigentlich haften blieb. Kläglich überlegte er stattdessen, wo er diesen blöden Zettel am besten loswerden konnte - ohne, dass er irgendwie aus Versehen ein Gesprächsthema werden würde. Wobei, brauchte er ihn nicht noch später? Schließlich hatte er vorhin seine kleine Tarotsession mittendrin beendet gehabt, um noch rechtzeitig seinen Einkauf erledigen zu können. Was, im Endeffekt, ziemlich ironisch war, wenn man einmal in Betracht zog, dass er seinen ersten Versuch diesbezüglich am heutigen Tage doch überhaupt erst deshalb abgebrochen hatte, weil ihm der lang verschollene Postbote beinahe über den Weg gelaufen wäre. Und dann befragte er eines seiner Kartendecks doch tatsächlich noch danach, was er davon halten und deshalb machen sollte und - verpasste dadurch beinahe erneut die Gelegenheit seine Besorgungen zu erledigen. Naja, wobei andererseits, da wäre er ohne diesen Ablauf der Dinge wohl nicht mit der besonderen, unerwarteten Besorgung heimgekehrt, welche nun mitten in seinem Wohnzimmer stand. Oh stimmt, wo wir gerade davon sprachen - hatte der Kerl nicht auch gerade eben etwas gesagt? "..Huh?", hinterfragte der Punk also, sprachlich gekonnt, die Worte des Blonden und versuchte sich noch einmal an diese zu erinnern. Als sie ihm jedoch wieder in Erinnerung kamen, so schien er für einen Augenblick nur umso verwirrter - so, als wüsste er nicht, was Cedric eigentlich genau von ihm wollte, er es allerdings gerade herausfinden wollte. Es dauerte ein paar Sekunden, in jenen Kyle wohl klar wurde, wie seine Wohnung eigentlich aussah - also, so für andere Menschen. Immerhin war der Halbrusse in einem reichen Elternhause aufgewachsen und das hier war sein Zuhause - da war es einfach, manchmal für einen Moment zu vergessen, dass seine Wohnverhältnisse nicht dem üblichen Standard entsprachen. Wahrscheinlich hatte Cedric eher mit etwas gerechnet, was wie seine letzten zwei Wohnungen aussah - nun ja, ein chaotisches, möglicherweise fragwürdiges Loch von zwei Teenagern eben und dazu nun mal eben auch noch Punks. Ah, ja - da war der Ältere wohl ein wenig zu spät für gekommen. Ein kleines, belustigtes Geräusch entkam Kyles Lippen: "..Wieso? Was genau hat mich verraten?", womit er die scherzhaften Andeutungen seines Gegenübers erwiderte. Als dieser dann jedoch vom Duschen sprach, da sah Kyle darin gleich zwei Dinge: einen Fortschritt und eine perfekte Gelegenheit um, während er kurz ins Schlafzimmer huschte - was er auch sogleich, nach einem kurzen, symbolischen Nicken, auch tat - den störenden Zettel in seiner Hand kurz im Mülleimer dort loszuwerden. Keine Minute später war der Mann auch zurückgekehrt, die eben noch beschäftigte Hand nun frei und im anderen Arm einen kleinen Haufen mit schwarzen und weißen Kleidungsstücken im Arm. Naja, eine schwarze, gemütliche Hose für Ceds Aufenthalt hier und ein einfaches, etwas oversized weißes Shirt schienen gerade wohl angebrachter, als mit seinem Gast ein spontanes, erzwungenes Umstyling zu veranstalten. Das hoben sie sich natürlich noch für später auf. "Hier.", sagte er, während er, nun wieder neben Cedric angekommen, die Sachen in seine Richtung hielt, "Handtücher und alles was du brauchst findest du im Bad. Nimm dir alle Zeit der Welt, ich hab' heut nichts mehr vor." Eine kurze Pause, dann: "... Aber wenn du in zwei Stunden nicht wieder da bist, trete ich die Tür ein." Ein kleines Schmunzeln, auch, wenn dieses Szenario wahrscheinlich gar nicht mal so komplett abwegig war - was beiden Anwesenden wohl irgendwo klar war, aber gerade darin lag ja auch der Witz, nicht?

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  • [Cedric] | Kyle's Bad


    Wann hatte es angefangen? Das sich die Welt so... so gläsern anfühlte?

    Es gab kein Wort, um es richtig zu beschreiben - das hier. Was auch immer es war. Gläsern schien nah heran zu kommen. Als könnte die neue Wirklichkeit einfach so zerbrechen, mit nur einer falschen Bewegung. Es war ein schmaler Grad den er hier wanderte. Ein Spaziergang auf einem gespannten Seil, welches als einziger Übergang zur anderen Seite diente. Nur, das er die andere Seite noch nicht sah und benanntes Seil eher einem dünnen Faden glich. Leicht zu reißen. Es brauchte nicht viel, um erneut zu fallen, in den bodenlosen Abgrund unter ihm. Endlos.

    Cedric bemühte sich wirklich. Bemühte sich, seine Sinne, sein selbst beisammen zu halten, um den Balanceakt auf dem Strick zu bewältigen. 'Ein Strick wäre auch eine gute Möglichkeit gewesen'. Nein. Nein. Er durfte nicht nach unten sehen, doch auch nicht zu weit in die Ferne - auf ein Ziel hin, welches möglicherweise gar nicht existierte. Die Illusion, der Glaube daran, dass es tatsächlich nur eine Schlucht war, die er überqueren musste, war alles, was ihn noch hielt. Wenn dem nicht so wäre - was wäre dann noch? Wenn die andere Seite der Kluft niemals zu erreichen wäre, wozu dann die Mühe machen? Wozu das alles auf sich nehmen? Er brauchte diese Lüge. Andere mochten sie Hoffnung nennen, doch für den Hoffnungslosen war diese Benennung pure Blasphemie. Er war ein Seiltänzer, mit dem Unterschied, dass er mit dem Tod höchstselbst tanzte. Oder aber zumindest der Klarheit seines Verstandes.

    Seltsamerweise half es hier zu sein. In dieser ihm so fremden Wohnung, die alles andere als... üblich wirkte. Gläsern. Unecht. Aber es half. Der Blick nur einen Schritt weiter war alles, was er wagen konnte.

    Cedric nahm die Ersatzklamotten von Kyle entgegen, nahm den Scherz zur mit einem Nicken zur Kenntnis, auch wenn es ihm eine Gänsehaut verpasste. Es wäre gelogen, hätte er nicht einmal ironisch daran gedacht, sich in der Dusche zu ertränken. Es scheiterte an den physikalischen Gesetzmäßigkeiten, aber Gedanken, nun, die scherten sich zumeist nicht um Logik. Das war immerhin ein Grundsatz Problem.


    Cedric schloss die Badezimmertür hinter sich, lehnte sich mit dem Rücken daran und atmete erst einmal spürbar aus. Erst danach erlaubte er sich, sich umzusehen.

    Was zum Teufel.

    Ced blinzelte perplex und entschloss sich, es einfach hinzunehmen. Das Warum zu hinterfragen oder sich auch nur der Irritation hinzugeben kostete zu viel Kraft. Kraft, die er gerade nur spärlich übrig hatte. Er akzeptierte also einfach dieses riesengroße, luxuriös eingerichtete, schicke, dunkelgeflieste Badezimmer. Und die Kristallbadewanne mittendrin. (Ob die echt war oder nur so aussah?) Nein, er wollte es gar nicht wissen. Das Kyle speziell war, wusste er längst, aber offenbar war er auch mehr als extravagant. (Das hätte ihm spätestens beim Flügel im Wohnzimmer bewusst werden müssen). Wie auch immer.

    Cedric stieß sich sanft von der Tür ab, legte die Klamotten auf einer Kommode ab und besah sich im Spiegel. Sogleich wandte er sich wieder ab, konnte dem eigenen Blick im Spiegel nicht stand halten. Die Haare zu lang, farblos, matt. Das Gesicht eingefallen, die Wangen blass. Dicke Tränensäcke unter seinen Augen, der Ausdruck gehetzt, als würde er von etwas gejagt. Seine ganze Gestalt schrie nach Erschöpfung. Cedric bemerkte, wie sich seine Hände am Waschbecken fest gekrallt hatten. Er richtete sich sanft auf, begann sein Hemd aufzuknöpfen. Es dauerte, denn seine Hände zitterten. Dabei wirkte sein Kopf ruhig, warum also zitterten seine Hände? Das dunkelblaue Hemd war in fast einwandfreien Zustand, abgesehen von seinem Geruch. Seltsam, irgendwie. Aber was hatte er erwartet? Blutspuren? Wovon denn? Geschichten mochten einen Kampf um das Leben vielleicht so illustrieren, doch der Tod war nicht immer blutig. Nein, in der heutigen Zeit war vielmehr das Gegenteil der Fall. Sein Beispiel zeigte es deutlich. Cedric war bereits seit sehr langer Zeit am Sterben. Unsichtbar. Ungesehen. Verkannt, auch sich selbst gegenüber.

    'Wann hast du zum Letzten mal etwas Richtiges gegessen?'

    Ihm drehte sich der Magen um. Plötzlich prasselten Erinnerungen der letzten Monate auf ihn ein. Alle zusammen, gleichzeitig, gnadenlos, als sei ein Damm gebrochen. Ran's wütendes Gesicht, im selben Moment der Hauch von Sehnsucht in ihren Augen. Noita's Lächeln. Ihre Tränen. Ihr zierliches Antlitz völlig gerötet. Er hatte Versprechen gebrochen. Lügen. Wahrheit. Völlig verdreht. Majo, die ihn zurechtwies, Simon, der ihn anbrüllte, Nick, den er verraten hatte. Probleme, für die er keine Lösung gewusst hatte. Noch immer nicht wusste. Was wusste er schon? Ah, es wäre so viel leichter, wenn er sich einfach nicht mehr kümmern müsste. Wenn er weg wäre von dieser verruchten Welt.

    Er fand sich über der Kloschüssel wieder. Aber da kam natürlich nichts. Was auch? Er hatte längst alles gegeben. Sein magerer Körper hielt sich an dem fest, was ihm noch blieb.

    Das Wasser prasselte mit hohem Druck von oben herab. Er stellte es auf kalt. Es war unangenehm, aber spürbar. Ah. Seine Beine gaben unter ihm nach. Kraft, huh? Eine Rarität. Cedric setzte sich auf den Boden der riesigen Dusche, die Beine angezogen, ließ sich von oben stetig berieseln, wie sanfter Regen, der ihn einhüllte. Zwei Stunden? Ah, Zeit war schwierig, war es schon immer gewesen. Es würde kaum ausreichen, um seine Schuld von ihm hinweg zu waschen, aber es war einen Versuch wert. Was sollte er auch sonst tun?

    »My life to yours. My Breath become yours.«

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  • Kyle & Ced


    Es dauer nicht lange und Cedric wand ihm den Rücken zu. Nicht lange und er begann loszugehen, Richtung Badezimmer, in welchem er sogleich dann auch verschwand. Kyle hörte, wie die Tür zuging, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte und wartete einen Moment. Einen kleinen, aber gleichzeitig auch langen Moment lang, bis er sich sicher war, dass der Ältere von Beiden nicht direkt wieder herauskommen würde und dann, als es soweit war, schloss er kurzerhand die Augen, holte erst einmal einen tiefen Schwall Luft, welchen er sogleich wieder hinaus ließ. "Shit..", murmelte er leise, die Hände fuhren einmal über sein ganzes Gesicht und als sie ihre Aufgabe erledigt hatten, ließ er sie wieder sinken, die Augen inzwischen wieder geöffnet. Eine Weile lang, wahrscheinlich ein paar Minuten, stand er einfach nur so da, starrte ins Leere, einfach, um den Augenblick der Stille, der Ruhe willkommen zu heißen. Dann, ohne groß weiter darüber nachzudenken, tat er das erstbeste, was ihm in den Sinn kam, und das war es eine Packung Zigaretten und ein Feuerzeug aus seinem Rucksack zu holen und sich mit beidem zusammen auf seinen großen Balkon zu begeben. Das Feuerzeug klickte, der Mann lehnte sich ans Geländer und nahm den ersten Zug, sein Blick wanderte in der Umgebung umher. Er merkte schnell, dass seine Hände unruhig waren, auch, wenn man es nicht wirklich als merken bezeichnen konnte, war er sich dieser Tatsache, dieser Nervosität doch die ganze Zeit über schon bewusst gewesen. Ob die Zigarette da helfen würde? Sicher war er sich nicht, aber falls es nicht so war, hatte er ja noch einige mehr da, um Abhilfe zu schaffen. Shit. Ja, shit, war nun wirklich der richtige Ausdruck dafür, nicht? Es war merkwürdig, gerade allein zu sein, Cedric nicht in der umliegenden Nähe zu haben, aber im Endeffekt, da war es auch für ihn ein notwendiger Moment. Gott, wie sollte es denn auch nicht so sein? Seit dem Moment, wo er diese zwei bekannten Gesichter erblickt hatte, in die Baustelle geschlichen und beiden Figuren aufs Dach gefolgt war, hatte er keine einzige Sekunde gehabt, um das gerade Geschehene auch nur ansatzweise verarbeiten, nein, auch nur durchdenken zu können. What the fuck, man? Was zur Hölle war eigentlich in den letzten drei Stunden passiert? Waren es überhaupt drei Stunden gewesen? Vermutlich? Um den Dreh rum? Der Punk merkte, wie er wieder nervöser wurde, nahm einige Züge nacheinander und schloss erneut kurz die Augen. Was war passiert? Wieso war Cedric auf dem Dach gewesen? Wieso war es dieser andere Mann gewesen, dieser Unbekannte, der ihm doch so bekannt war? In welcher Verbindung standen sie? Konnte es Zufall sein, dass ausgerechnet er in diese Situation gerannt war? Das machte keinen Sinn, an so etwas wie reine Zufälle glaubte er nicht. Was sollte er jetzt machen? Ja, das war der springende Punkt. Was - verdammt nochmal, sollte er jetzt machen? Er hatte eine Person, die er kaum kannte, in seiner Wohnung und noch dazu hatte diese gerade eben versucht von einem verfickten Hochhaus zu springen. Oder was dazu angestiftet worden? Fuck, machte es das nicht noch schlimmer? Nicht noch komplizierter? Der Amerikaner musste gar nicht erst zugeben, dass er keine Ahnung hatte, wie er sich jetzt zu verhalten hatte, was er jetzt tun sollte und es machte ihn verrückt. Sollte er Luke schreiben? Ihn um Hilfe fragen? Nach einem Rat bitten? Ihn rüber holen? Gott, er wusste doch nicht einmal, wie er diese Situation gerade überhaupt ansatzweise erklären sollte. Und eine weitere Person, hier, jetzt, gerade? Zweifelhaft, dass dies sich auf irgendeine Weise positiv auf Cedric auswirken konnte. Als Kyle die dritte Kippe anzündete, schweifte sein Blick nach Unten, auf den Boden, der vom Balkon aus so weit entfernt wirkte - aber nicht ansatzweise so weit entfernt, wie es der Boden bei dem Gebäude zuvor getan hätte. Kurz war ihm die Überlegung in den Sinn gekommen, ob es nicht gefährlich war, seine Bekanntschaft im Badezimmer allein zu lassen, wenn man einmal bedachte, dass dort Dinge wie Rasierklingen oder eine Schere oder Sonstiges lag - aber diesen Gedankengang verwarf der Russe schnell, denn dies wäre eine, zugegeben, ziemlich grausige Methode und er bezweifelte stark, dass der Musiker in einer fremden Wohnung auf solch eine Idee kommen würde. Nach der fünften Zigarette ging der Heranwachsende wieder ins Wohnzimmer hinein, wusch sich die Hände und stand erneut eine Weile lang planlos im Wohnzimmer herum. Die Frage danach, was er jetzt tun sollte, nein, was jetzt zu tun war, stand noch immer genauso im Raum herum. Aber im Endeffekt.. da gab es keine Antwort darauf, nicht? Die Einzige, die er vielleicht geben konnte, war, dass er überhaupt irgendetwas tat. Warum war er dennoch so verdammt verunsichert? Weil er einst in derselben Situation gewesen war? Und dann von Dirk aufgenommen worden war - auch, wenn dieser einen ziemlich miesen Job geleistet hatte und am Ende nicht einmal gemerkt hatte, als das Halbblut am frühen Morgen wieder ausgebüxt war? Weil dieser nicht einmal auf die Idee gekommen war, ihn in irgendeiner Weise zu kontaktieren? Sich in irgendeiner Weise darum gekümmert hatte, was danach passiert war? Sich in irgendeiner Weise darum geschert hatte, was mit ihm passiert war, wo er hingegangen war, ob er noch lebte? Ah, vielleicht war es ja auch ein Hauch von Wut, nicht von Nervosität? Gefühle schienen Heute, gerade, zumindest eine komplizierte Sache zu sein. Erneut ein tiefer, langer Luftzug - und der Halbrusse entschied sich mit dieser Geste nun auch von den Gedanken, den Gefühlen, die ihn gerade so verwirrten, abzulassen. Er wollte damit aufhören, sich wegen Dingen verrückt zu machen - auch wenn es natürlich absolut okay war, über diese nachzudenken. Bloß.. gab es einen Punkt, an dem es zuviel wurde und er damit begann, an sich Selbst und alle um ihn herum zu zweifeln. Bullshit. Es reichte. Es gab sowieso nie eine richtige, hundertprozentige, absolut perfekte Lösung - also anstatt sich den Kopf zu zerbrechen, wieso nicht einfach leben und sich erst um Fehler sorgen, wenn es welche gab, die man zu berichtigen hatte? Cedric war schon eine ganze Weile lang im Bad, aber Kyle machte sich deshalb keine Sorgen - erwartete, nein, war sich eigentlich ziemlich sicher in der Vermutung, dass dieser wahrscheinlich reglos unter der Dusche stand, vielleicht hockte, vielleicht auch gar nicht mehr realisierte, dass er eigentlich unter einer Dusche stand. Ein Moment der Ruhe, ein Moment des stillen Existierens, auch, wenn man doch gar nicht mehr existieren wollte. Es machte vielleicht von Außen hin keinen Sinn, aber irgendwie, da machte es das doch. Ein Moment, in dem man nicht wirklich fühlen, nicht wirklich leben musste, auch wenn man es dennoch tat - auch wenn man dennoch Zeit schindete. Der Gepiercte war ein wenig überrascht davon, dass außer einer verbeulten Dose, der Inhalt seines Rucksacks den grandiosen Fall tatsächlich komplett unbeschadet überlebt hatte. Cedric ließ sich Zeit, also fing Kyle an, einen Couscoussalat zuzubereiten und ein paar Nuggies in den Ofen zu tun - hey, vielleicht würde das aufrechterhalten der Tradition den Jungen ja ein wenig erheitern? Er stellte die Sachen auf den Wohnzimmertisch ab, nahm sich ein Glas aus dem Schrank, zusammen mit ein paar Alkoholsorten und mixte sich in der Küche kurzerhand einen schnellen Cocktail. Betrunken zu sein wäre gerade keine gute Entscheidung, natürlich - das war aber ja auch nicht sein Plan. Aber gegen ein wenig Alkohol im Blut war ja nichts auszusetzen, okay?

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  • [Cedric] & Kyle | Wohnzimmer


    Cedric erlaubte seinen Gedanken abzudriften.

    Nichts bestimmtes. Nichts, an dem er festhielt. Den Bereich der Panik umschiffte er mühsam. Er ließ sie fließen, so, wie auch das Wasser an ihm herabfloss. Ein Teil von ihm wünschte sich, dem einfach folgen zu können. Auf das seine Ängste sich auflösten, wie Wasser zu Nebel. So einfach war es nicht, nicht wahr?

    An einem Punkt bemerkte er vage, dass sein Körper zitterte. Seine Lippen waren längst blau und erst da fiel ihm auf, dass er die Dusche noch immer auf kalt gestellt hatte. Die Vorstellung, sich zu bewegen um die Armatur zu korrigieren, wirkte zu anstrengend, zu beschwerlich, als das er sich dazu durchringen konnte. Es dauerte, bis er schließlich den Widerstand überwinden konnte. Ced tastete mit einer Hand nach oben um schließlich auf lau umzustellen. Die Änderung fühlte sich für ihn bereits warm an.

    Warm. Wohlig. Angenehm.

    Nicht so heiß, dass es brannte. Nur so viel, dass es ein seltsames Gefühl von... Geborgenheit auslöste. Als wäre diese wohltuende Wärme in der Lage ihn vergessen zu lassen.

    Stattdessen erinnerte Ced sich. Daran, wie er als Kind mit Simon gespielt hatte. An das Eis im Sommer, welche Sue ihnen immer spendiert hatte. An die guten Momente mit Nick. An die Euphorie, als Ran Ja zu ihm gesagt hatte. An den Abend an dem Alessa und ihre Freundin einen Narren aus ihm gemacht hatten. An die chaotischen Tage in Russland, als sie alle zusammen gefahren waren. An jenen Tag, an dem er Noita das erste Mal begegnet war bis hin zu jenem Frühlingstag beim Picknick. Obwohl ihre anfangs zufälligen Begegnungen meist in der Kälte des Winters stattgefunden hatten, war da eine stete Wärme gewesen, jenen die von ihr ausging, die alles andere hinweg geschmolzen hatte.

    Jene, die er nun verloren hatte.

    Wie er alles verloren hatte.

    Alles, was ihm je wichtig gewesen war.

    Die Wärme des Wasser drang nicht länger zu ihm durch, er spürte die Tropfen nicht einmal mehr richtig, lediglich als dumpfes Trommeln auf seiner Haut.

    Cedric weinte.

    Die Tränen vermischten sich mit dem Leitungswasser, welches auf ihn herab prasselte. Er hatte nicht gewusst, noch Tränen übrig zu haben. Nach alledem, ein Gefühl statt endloser Leere. Seine Apathie wandelte sich in Schmerz, ein jener, den nur Kummer bringen konnte. Er weinte um seinen Verlust, den er nicht mehr rückgängig machen konnte. Er weinte solange, bis er sich erneut leer, matt und ausgelaugt fühlte. Nein, danach fühlte er sich nicht besser. Was hattet ihr denn erwartet? So einfach ließen sich Schwierigkeiten nur in schlechten Ratschlägen lösen.


    Nachdem seine Haut ganz weich und schrumpelig wurde, drehte der junge Mann schließlich das Wasser ab und stolperte aus der Luxusdusche. Der Blick im Spiegel verfolgte ihn. Entgegen bester Aussichten, fühlte Cedric sich nun nicht erfrischt und energiegeladen, aber zumindest sauber. Das war ja schon einmal ein Anfang. Ced zog sich die Klamotten über, die Kyle ihm gegeben hatte. Weißes Shirt, schwarze Jogginghose. Nichts, was sich die vergangenen Stunden hatte geben müssen. Cedric ließ den Blick durch das Bad schweifen, zögerlich, zweifelnd. Es war schwer zu begreifen, wo er sich befand. Und noch viel schwieriger, warum. Die noch so frische Erinnerung schnürte ihm die Kehle zu.

    Was war in den letzten Stunden geschehen?

    Nichts, was er jemals vergessen konnte. Und doch schienen die Tatsachen bereits durcheinander zu geraten, Verwirrungen die ineinander griffen, daraus eine fremde Geschichte spinnen wollten. Nichts, was er zu verantworten hatte. Oder? Dieser Anblick - Ausblick - würde ihn verfolgen. Das er hier stand, in Kyle's Badezimmer, glich einem Wunder. Dieser Fakt erschütterte ihn bis ins Mark. Der Wunsch zu Leben und zu Sterben kämpfte gerade jeweils darum, die Oberhand zu gewinnen. Cedric wusste nicht, welche Seite gewinnen würde. Er würde das niemals vergessen - aber für den Moment, da musste er diese Frage verdrängen. Weil er sich sonst in der Ecke des Raumes wiederfand, die Hände auf Ohren gepresst, die Knie angezogen, sich den immer selben Fragen stellend, auf die er keine Antwort wusste. Noch nicht. Vielleicht nie. Und er war sich sicher - und diese Gewissheit flößte ihm ungeheure Angst ein - dass er nicht in der Lage war, der stichelnden Stimme in seinen Hinterkopf genug Kontra zu bieten. Sie kannte ihn, kannte seine Schwachstellen und sie fand genug Munition in diesem Raum, um einen zweiten Versuch zu wagen. Ganz leicht.

    Nein. Nein. Er durfte nicht daran denken, durfte sich keinen Fragen stellen, nicht jetzt, nicht solange er alleine war und nicht solange eine Unsicherheit im höchsten Maße in ihm residierte, eine, die jedes Fundament in ihm zerstört hatte. Er musste sich dazu durchringen, einen Schritt nach dem nächsten zu gehen, ohne das Warum zu hinterfragen, denn ansonsten würde er wahnsinnig werden. Zumindest gerade, zumindest so, wie er jetzt war.


    Cedric verließ das Bad schließlich, im Flur blieb sein Blick auf der Haustüre hängen, ehe er sich zurück ins Wohnzimmer begab. Der Flügel nahm erneut seine Aufmerksamkeit in Anspruch, ehe sein Blick weiter zur Couch wanderte, auf der es Kyle sich mit einem Cocktail und etwas zu Essen bequem gemacht hatte. Es, nein, Kyle roch nach Rauch. Sein Magen rebellierte beim Anblick der Kost, doch der verkümmerte, rationale Teil seines Hirns war der Ansicht, dass ein wenig Nahrung eine sehr, sehr kluge Idee war. In Theorie zumindest. Cedric fing Kyle's Blick ein und zuckte nur langsam mit den Schultern, ehe er verhalten näher trat. Seine Geste war der beste Kommentar, den er gerade abgeben konnte, denn er wusste nicht was er sagen sollte. Ob es etwas zu sagen gab. Vermutlich vieles, aber doch auch... keine Ahnung. Weder eine Entschuldigung noch eine Danksagung wären adäquat gewesen, also schien ein nichtssagendes Schulterzucken, doch die beste Aussage zu sein, ehe er sich dem Punk gegenüber setzte.

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  • Kyle & Ced


    Es dauerte tatsächlich eine ganze Weile, bis Cedric wieder aus dem Badezimmer kam. Kyle konnte nur schätzen, wie lange es wirklich dauerte, da er die Zeit nicht mitverfolgt hatte, die Vermutung, dass ihn dies ein wenig verrückt gemacht hätte, war diesbezüglich zu stark gewesen, um es wirklich zu versuchen. Der Weißhaarige hatte bereits ein paar seiner Nuggies gegessen und ein Viertel seines Cocktails getrunken, als er hörte wie sich eine Tür öffnete und eine Person nicht lange danach ins selbe Zimmer trat, in welchem auch er sich befand. Er drehte sich nicht um, wartete, bis der Ältere in sein Blickfeld trat und er zu ihm hoch sah. Ein Schulterszucken des Blonden folgte, ehe er sich ihm gegenüber setzte und der Russe wartete einige Augenblicke, nichtssagend, während er weiterhin an seinem Cocktail nippte. Es gab keinen genauen, wirklichen Grund weshalb er nichts sagte, weshalb er bedacht eine Weile wartete - bloß die Möglichkeit, dass sein Gegenüber vielleicht doch noch etwas zu sagen hatte, das Wort erheben mochte und Kyle hatte das Gefühl, wäre dies der Fall - so war es doch die richtige Entscheidung seinerseits ihm zu gewähren, ihn die Situation leiten zu lassen, auf ihn zu reagieren. Der Kopf des Halbbluts neigte sich ein wenig zur Seite, er schluckte die Flüssigkeit in seiner Kehle runter, das Glas in seiner Hand entfernte sich von seinen Lippen und ihm entkam nach kurzer Zeit ein kleines, belustigtes Geräusch aus dem Rachen. Es war einer dieser Momente, die nach Situationskomik schrien und dem Punk beschlich das Gefühl, dass er seine Reaktion vor seinem Gast zu erklären hatte. "It's kinda funny, you know.", begann er seine Erklärung, begriff aber schnell, dass diese keine wirkliche darstellte, "When I was in your situation - I legit couldn't shut my damn mouth for a fucking second." Was er damit aussagen wollte? Nicht viel, aber gleichzeitig konnte man dadurch vielleicht viel vermuten. Es war bloß etwas, was ihm in jenem Moment erst richtig, aber teilweise schon den ganzen Abend aufgefallen war und es war irgendwie skurril, dieser Kontrast zwischen den beiden Männern. Die offensichtlichen und weniger offensichtlichen Gemeinsamkeiten und die genauso vielfältigen Unterschiede. Kyle musterte das Gesicht Cedrics ein wenig, konnte aus diesem jedoch wenig ablesen. Was Sinn machte, wenn man dies einmal mit seinem Gemütszustand verglich - war sein Innenleben im Moment genauso still, genauso ausdruckslos wie seine Miene? Der Gepiercte hob sein Glas in einer gestenhaften Bewegung leicht an, sein Kopf war noch immer ein Stück weit zur Seite geneigt. "Soll ich dir auch einen machen?", fragte er, auch wenn er vermutete, die Antwort darauf schon zu kennen. Wobei, ganz so sicher, da war er sich da doch nicht. Hatte der Blonde bei ihrem letzten Treffen am Ende hin nicht auch etwas von seinem Cider getrunken? Nachdem er von der Offenbarung Kyles, sich seiner Schusswunde bewusst zu sein, so außerordentlich geschockt gewesen war? Man konnte wohlwollend behaupten, dass die heutige Nacht eine ähnliche Note trug, wer konnte also wissen?

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  • [Cedric] & Kyle | Wohnzimmer


    Es war okay.

    Die Situation, gerade. Als ob sich ein Sturm für's Erste gelegt hätte und so die Wellen nun ruhiger wogten. Ausgeglichener. Der nächste Sturm braute sich mit Sicherheit bereits zusammen - es war nur natürlich. So sicher, wie auf jede Nacht ein Tag folgen würde. Nur, dass die Nächte lang und die Tage häufig wolkenverhangen waren und genau das machte es so unendlich schwierig an das Licht zu glauben. Nicht selten war er davon überzeugt, dass es ihn in seiner Dunkelheit vergessen hatte. Das war es immerhin, was ihn den Aufstieg hatte gehen lassen, nicht wahr? Es war nie gleich schlimm, aber das war schwierig im Kopf zu behalten, wenn er sich ganz unten befand.

    Gerade war es okay. Nicht hell, nicht gut, aber aushaltbar. Zugegeben, es war auch schwer möglich, die letzten Stunden auf der Furchtbarkeitsskala noch zu toppen. Nicht völlig ausgeschlossen, aber - erfreulicherweise - auch nicht eintreffend. Cedric hatte das Verlangen, sich in einer Ecke im Badezimmer wie einen Wurm zusammen zu kauern und einfach aufzugeben, erfolgreich zurückgedrängt und - mit Verlaub - das war eine ordentliche Leistung.

    Also erlaubte sich Cedric etwas ganz und gar Verwegenes.

    Er nahm sich einen Teller und lud sich etwas Couscous Salat auf. Beim Anblick der Nuggies zuckten seine Mundwinkel, aber er ließ sie liegen. Schwer zu beschreiben, aber der Anblick von totem Tier hob seinen eh schon geringen Appetit nicht gerade.

    Das Schweigen zwischen den beiden Männern fühlte sich nicht unangenehm an. Cedric wähnte sich nicht im Zugzwang, hatte nicht den Eindruck etwas erklären oder sich rechtfertigen zu müssen. Und im ernst, was gab es noch zu sagen? Vieles, wahrscheinlich. Aber nichts für den Moment.

    Als Cedric die erste Gabel auflud, brach Kyle schließlich die Stille. Ced ließ die Worte auf sich wirken - und aß. Er sah nicht zu dem Punk, sein Blick galt dem Teller. Trotz all seiner Appetitlosigkeit, fühlte es sich richtig an, etwas zu essen. Endlich. Und er nahm sich Zeit. Zeit.

    "Was hast du denn alles gesagt?", fragte er eventuell, bei der Frage kurz zu Kyle sehend, ehe er sich wieder dem Essen zuwandte.

    Es wunderte ihn nicht. Er war noch nie die gesprächigste Person gewesen, vom Wesen einfach zurückhaltend. Kyle hingegen - er sagte was er dachte. In der möglichst kompliziertesten Weise wie irgend möglich, aber nichtsdestotrotz. Auch auf dem Dach hatte der Punk so viel erzählt. Um ihn abzulenken wahrscheinlich, vielleicht auch, um ihn zu beruhigen. Oder sich selbst? Cedric hatte zugehört, hatte - lethargisch - auch reagiert, doch die Worte und Erzählungen schienen bereits furchtbar unscharf zu werden. Erinnerungen waren eine vertrackte Angelegenheit.

    Kyle hatte ihm erzählt, dass er es zweimal versucht hatte. Das Herz wurde ihm schwer dabei. Wie oft würde er sich womöglich wieder in einer solchen Situation wiederfinden? Könnte er wieder soweit fallen? Ja, die Antwort als ein Wispern in seinem Kopf. Könnte er. Der Sturm, der sich erneut zusammen braute. Immer und immer wieder. Die Angst brachte die vorsichtige Balance mit einem Schlag durcheinander und der dadurch entstehende Kloß im Hals hinderte ihn daran, einen weiteren Bissen zu sich zu nehmen. Die Regung zeichnete sich definitiv auf seinem Gesicht ab.

    "Ich...", begann er, suchte vergeblich nach Worten. Er war nicht Kyle. Er konnte sich definitiv nicht um Kopf und Kragen reden und sich so von seinen Gedanken ablenken. Aber vielleicht konnte er anfangen mehr als drei Worte auf einmal zu benutzen und versuchen auszudrücken, was in seinem Kopf vor sich ging. Dann konnte er zumindest so beginnen, sich über sich selbst aufzuklären denn nein, Cedric verstand sich selbst ebenfalls nicht. Was in ihm vorging war nicht komplett rational. "Ich habe Angst davor, es nochmal zu versuchen.", sagte er schließlich leise.

    Er war sich selbst sein größter Feind. Auch jetzt war er sich nicht darüber einig, ob es seine starke oder schwache Seite gewesen war, die ihn zu dem Entschluss gebracht hatte. Ebenso, ob es stark oder schwach war, diesen Entschluss nicht bis zum Ende durchzuführen. Er wusste es nicht. Sicher, gemeinhin sagte man, es seie so viel mutiger sich für das Leben zu entscheiden, für das es schwieriger war und eine Flucht sei feige, aber war dem wirklich so? Wer wagte sich darüber ein Urteil zu erlauben? War das fair? Für ihn wirkten beide Optionen gleich furchtbar, was also tun, wenn es keine dritte Möglichkeit gab? Die Verzweiflung, die Ausweglosigkeit, die ihn dazu gebracht hatte, wirkten ebenso stark, ebenso präsent, wie die Furcht vor dem freien Fall. Die Panik vor der Endlichkeit, sodass ihm nicht einmal mehr sein eigener Schmerz blieb. Was war besser? Es schien unmöglich, die Antwort auf diese Frage jemals so simpel herunter brechen zu können.

    Cedric setzte den Teller schließlich ab. Er hatte weniger gegessen als beabsichtigt, doch seine Gedanken kreisten zu sehr. Er blinzelte nur, leicht irritiert, als Kyle ihm nach einem Drink fragte. Er überlegte - ehrlich. Doch für all den Effekt den Alkohol hatte, klang das nach keiner guten Idee. Hemmungen abbauen? Es war klar: Alkohol würde ihn nun weder lockerer noch heiterer werden lassen, sondern im Gegenteil, die behelfsmäßigen Barrikaden auflösen - und die Flut an negativen Emotionen war jetzt schon schwierig zu lancieren. Alkohol würde es nur schlimmer machen. Also schüttelte er nur sachte den Kopf. Sollte er noch etwas sagen? Es versuchen? Eine lockere Aussage war definitiv zu viel verlangt, aber wie wäre es mit einer einfachen, simplen Aussage? "Das hätte das Gegenteil von einem gewünschten Effekt.", entgegnete er - ziemlich solide, mind me. Den Blick erneut abwendend, nahm er zögerlich den Teller wieder auf. Zweiter Versuch.

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  • Kyle & Ced


    Das Kopfschütteln des jungen Mannes auf seine Frage hin kam nun nicht allzu überraschend für Kyle. Hey, es hatte letztendlich auch nur eine 33,3% Chance gegeben, dass er seinem Besucher nun tatsächlich einen Cocktail mixen müsste. Die anderen Optionen waren gewesen es nun einmal nicht zu tun - oder aber, vielleicht, möglicherweise, im Laufe des weiteren Abends noch. Die darauffolgende Erklärung des Mannes machte Sinn für den Punk, auch wenn er zugeben musste, ein wenig enttäuscht darüber zu sein - auch, wenn es nicht genug war, um es sich auf irgendeine Weise von Außen hin anmerken zu lassen. Stattdessen war er es, der ausnahmsweise wortlos die Schultern zuckte, als Geste der Zustimmung und gleichzeitig Gleichgültigkeit - was es auch war, denn nur, weil er die anderen beiden Optionen präferiert hätte, hieß das nicht, dass er die Entscheidung nicht akzeptierte oder nicht damit leben konnte. Hieß bloß, dass nun weder Ced, noch er diesen Abend betrunken beenden würden. Was es ein wenig schwieriger machen würde, den Blonden nach dem heutigen Tag aus seiner Schale zu holen - aber hey, seiner eigenen Aussage nach war er sowieso nicht der Typ, der gut auf Alkohol reagierte, nicht? Oder war es bloß eine Vermutung auf die jetzige Situation bezogen? Eh.. das würde er schon irgendwann noch herausfinden. Kyle hatte seinen Cocktail inzwischen bereits zur Hälfte getrunken, hatte während seiner präsenten Gedankengänge das Glas wieder an seine Lippen gelegt und die Flüssigkeit darin über eben jene laufen lassen - als Cedric, welcher zuvor noch, zu seinem Wohlgefallen tatsächlich etwas von dem Essen in die Nähe seines eigenen Mundes gebracht hatte, das Wort ergriff und ihm eine kurze, schlichte Frage stellte. Augenblicklich verschluckte der Russe sich, ließ das Glas ein Stück weit nach unten sinken und hielt sich schnell die geballte Faust seiner freien Hand vor den Mund, um zu verhindern, das Getränk in seinem Rachen wieder auszuspucken. "Shit.", entkam es ihm nach wenigen Sekunden, als er die Flüssigkeit erfolgreich runtergeschluckt hatte und sich räusperte, ehe er direkt zu seinem Gegenüber blickte, "I really did not see that one coming." Kyle sah den Musiker eine ganze Weile lang an, klimperte dabei in seiner Überraschung mehrfach mit den Wimpern, nicht sicher, ob er nicht irgendeinen Witz, irgendeine Ironie oder eine Art Hinweis übersehen hatte, welche der Kerl ihm nun gnädigerweise vor die Füße werfen würde. "Warte, wirklich? Du willst das wirklich wissen, like, for real?", hinterfragte er dann, als die erwartete Aufklärung nicht kam, offensichtlich noch immer absolut verblüfft von dem Fakt, dass irgendjemand tatsächlich auf die Idee gekommen war, diesbezüglich genauer zu hinterfragen. Doch das Thema änderte sich schnell, als Cedric sich kurze Zeit später wieder in seinen eigenen Gedanken befand, sich aber dafür entschied, diese mit dem Raum - vielleicht aber auch gar gezielt mit dem Amerikaner - zu teilen. Kyle schwieg, schwieg mehrere Sekunden lang, stellte das Glas in seiner Hand währenddessen auf den Tisch vor ihm ab, ein nasser Film zeichnete sich durch die Kälte darauf ab, ein Fakt, welchen das Halbblut mit seinen Augen einen Moment lang verfolgte. Nach kurzer Bedenkzeit blickte er wieder auf, zu seinem Gegenüber, sein Kopf war erneut ein wenig zur Seite geneigt, kaum merklich. "Meinst du.. vor dem zweiten Versuch selbst, oder dass es zu einem weiteren kommt?", fragte er schließlich, die Worte langsam und betont aussprechend. Vielleicht machte diese Frage auf den ersten Blick keinen Sinn, aber der Blick und die Art und Weise, wie der Weißhaarige diese Frage gestellt hatten, ließen darauf schließen, dass mehr dahinter steckte. Dass es scheinbar doch irgendwo einen gewissen Unterschied gab.


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  • [Cedric] & Kyle | Wohnzimmer


    Der Couscoussalat auf seinem Teller leerte sich langsam.

    Was gab es dazu zu sagen? Es schmeckte ganz gut. Außerdem war Essen eine ganz und gar wunderbare Sache, auf die man sich konzentrieren konnte. Auf jeden Fall besser als andere... Dinge.

    Cedric sah abrupt auf, als Kyle sich an seinem Getränk verschluckte. Er zog die Augenbrauen nach oben - in einem skeptisch-verwundertem Blick. Ein 'Dir geht's gut, ja?' war deutlich in Ced's Gesicht abzulesen. Anstatt diese also unnötigerweise Worte werten zu lassen, kaute er einfach seelenruhig weiter. Das sollte dem Jungen nun auch mal vergönnt sein.

    Es dauerte eine ganze Weile bis sich sein Gegenüber wieder beruhigte. Ehrlich gesagt verstand Cedric in keinster Weise was so witzig gewesen war, aber es schien, als würde sich das Lachen fast ein wenig auf ihn auswirken. Wie sonst wäre seine unerwartete Gesprächigkeit, die folgte, zu erklären?

    "Freut mich, dass ich dich doch auch überraschen kann.", sagte Cedric. Er sprach leise und ein wenig so, als wäre jedes einzelne Wort ein kleines Wunder, doch beides war nach außen hin kaum auszumachen. "Ich finde, das war eine logische Gegenfrage." Er zuckte kurz gleichgültig mit den Schultern. "Und nicht, das ich besonders viel Weisheit da hinein interpretieren würde." Er schüttelte leicht den Kopf, ehe er sich weiter dem Essen widmete. Der Sarkasmus kam doch an, oder?

    Cedric verfiel in Schweigen. Vielleicht war sein Laberlimit auch einfach schon wieder aufgebraucht. Er hatte wieder eine ernste Frage gestellt, als könne sein verkorkstes Hirn auf Dauer gar nichts anderes zulassen. And because time in posts is messy again. Er nahm sich Zeit um Kyle's Gegenfrage auch korrekt zu verarbeiten - obwohl im die Antwort sofort klar gewesen war. Da brauchte er nicht lange zu überleben. Und doch antwortete er nicht sofort. Spürte stattdessen beide der furchterregenden Szenarien nach. Natürlich hingen sie zusammen und so fürchtete er sich natürlich vor beidem. Dennoch war der Unterschied nicht unerheblich. "Zweiteres.", sagte er schließlich leise, leiser noch als zuvor. Dann stellte er den Teller vor sich auf den dunklen Tisch, verschränkte die Hände ineinander und ließ den Blick durch den Raum schweifen. Ehrlich gesagt, verlor er sich darin jedoch gerade nicht - obwohl es mehr als genug zu sehen gab - es diente nur der Ablenkung.

    Zweiteres. Nicht, das der Versuch selbst nicht absolut grauenerregend gewesen war. Und doch hatte er sich so betäubt gefühlt, bereits mehr tot als lebendig, dass der wahre Horror fast ein wenig an seiner abgestumpften Hülle abgeperlt war. Zudem war er sabotiert worden - zweimal (keine schlechte Quote für einen Versuch, oder?) - was nur alles mehr durcheinander brachte. So oder so, eine Aktion war immer nur ein Moment - die Spitze des Eisberges. Bis es dazu kam, bis es jemanden - ihn - dazu trieb, all die Stunden vorher, die man tragen - ertragen - musste. Cedric schluckte. Er würde es wieder spüren, die Verzweiflung, die Hoffnungslosigkeit, die Panik. Die Dunkelheit. Die Frage ob er lebte oder nicht, schien mit einem mal zweitrangig zu sein. War es nicht viel wichtiger, wie er lebte? Wie er es schaffen konnte, diese Gefühle in ihm in Schach zu halten, nicht einmal zu überkommen, sondern nur soweit zuzulassen, dass sie ihn nicht weiterhin so sehr zermürben konnten, wie sie es bereits getan hatten? Damit er sich nicht eines Tages wieder an einem Abgrund stehend sah?

  • Kyle & Ced


    Der Teller in Cedrics Händen leerte sich in gleichmäßigem Tempo, solange, bis er es nicht mehr tat. Cedric antwortete nach einer kurzen Weile der Überlegung auf die Frage seines Gegenübers und daraufhin stand der Teller wieder auf dem Tisch. Der Blick des Blonden schweifte ab, in den Raum, ins Leere, besser gesagt - fixierte sich aber auch vielleicht auf irgendetwas, auf eine einzelne Sache - immerhin war dies eine nicht allzu unerfolgreiche Methode, um sich zu erden. Was genau davon es also war, konnte Kyle nicht sagen, aber es war auch nicht wichtig, nicht? Nicht immer war alles von großer Bedeutung, nicht immer die richtige Antwort ein Muss. Also hatte auch der Punk in der Zwischenzeit zum zweiten Teller in der Runde gegriffen, sich ein wenig vom Salat und dann noch ein paar der Nuggies daraufgelegt. Er hatte gerade ein Stück von dem ersten abgebissen, hielt den Rest davon noch immer in seiner Hand, nicht weit von seinem Gesicht entfernt, hatte dieser nun doch erfolgreich den Platz in seiner linken Hand eingenommen, welcher vorhin noch vom Cocktailglas gefüllt worden war. "Mhm.", war er, was er als Erstes über die Lippen brachte, seine Augen sahen auf das Stück Essen zwischen seinen Fingern hinunter, "Dann hast du dir die Frage damit quasi selbst beantwortet, nicht?" Er blickte wieder auf, zurück zu seinem Freund, erst nachdem er die Antwort, die auch gleich eine Frage gewesen war, in den Raum geworfen hatte. Sie war wahrscheinlich verwirrend - auf mehreren Ebenen. Zum einen, da Cedric per se ja keine Frage, sondern eine Aussage von sich gegeben hatte - und zum anderen, da es möglicherweise fragwürdig war, wie er zu eben jenem Schluss kam. Und was verdammt nochmal war denn bitte diese Antwort, die nun bitte so offensichtlich zu sein schien? "Du hast Angst vor einem weiteren Versuch. Ich glaube nicht, dass es nochmal dazu kommen wird.", fuhr er dann mit seiner Erklärung fort, wohl wissend, dass auch dies nicht wirklich voll überzeugender Argumente war. Kyle nahm den Rest des Nuggies in den Mund, die Beine, die bis eben noch überkreuzt waren, bewegten sich beide mit ihrer Sohle zum Boden. "I mean.. We already figured out before, that it was never dying you were after. Dir hat es einfach an anderen Optionen gefehlt, an einem Ausweg, einer Lösung." Seine Pupillen wanden sich von Cedric ab, galten nun dem Tisch und der Mann erhob sich, stand ein Stück weit auf und beugte sich rüber, zur Seite seines Besuchs, wo er kurz an dem Tisch herumspielte, um ein Fach zu öffnen, in welchem sich ein Haufen gekühlter Getränke befand. Er nahm eine Flasche Wasser heraus, schloss sie hinter sich wieder und öffnete die Flasche, um ins übrig gebliebene, leere Glas einen Teil davon zu füllen. Ein kleines Lächeln zierte seine Lippen, als er zum wahrscheinlich etwas konfusen Musiker hochblickte und sich derweil wieder auf seinen üblichen Platz zurücksinken ließ. "That's what friends are there for. Um dir dabei zu helfen, welche zu finden, wenn du's selbst gerade nicht mehr kannst." Der Gepiercte nahm sein eigenes Glas wieder in die Hand, hielt es ein wenig in Cedrics Richtung, bereit anzustoßen und das Grinsen auf seinem Gesicht deutete darauf, dass dieser es ihm möglicherweise gleichtun sollte: "You just have to trust them a little." Die symbolische Geste noch immer innehaltend, regte sich Kyles Gesicht kurz in eine Richtung, die so aussah, als wäre ihm gerade wieder etwas eingefallen, was er vergessen hatte, weshalb er noch kurz, völlig beiläufig hinzufügte: "Oh. Und ich hab den Kerl, der mir geholfen hat, quasi nonstop mit Beleidigungen bombadiert. Und.. mich danach eventueeeeeeeell noch mit ihm geprügelt. Und.. ihn dazu gezwungen, mich mit nach Hause zu nehmen. Und.. dann noch mehr beleidigt. Ich bin apparently also sehr überzeugend." Auf die letzte, nicht ganz so ernst gemeinte Aussage, entkam dem Weißhaarigen ein kleines Lachen.

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  • [Cedric] & Kyle | Wohnzimmer


    Kyle setzte zu einer Antwort an und erst da richtete Cedric seinen schweifenden Blick wieder auf sein Gegenüber. Frage? Zugegeben, genug Fragen schwirrten in seinem Kopf herum, doch er konnte sich nicht entsinnen, gerade eine gestellt zu haben. Doch er hatte sich bereits ein wenig daran gewöhnt, dass der Punk einem in seinen Ausführungen häufig drei Schritte Voraus war. Doch manchmal, immerhin, hielt er auch inne und ruderte zurück, um die Anderen aufholen zu lassen.

    Also brauchte Cedric nicht nachzuhaken, diesmal zumindest nicht. Er brauchte nur zu lauschen. Kyle erklärte sich wohlüberlegt und mit einer Sicherheit, die Ced nicht ganz nachvollziehen konnte. Wie konnte er sich dessen so gewiss sein? Dennoch nickte Cedric langsam. Er verstand, was Kyle ihm sagen wollte, er war sich selbst nur nicht sicher, ob er dem auch Glauben schenken konnte.

    Doch wie konnte eine Lösung für ihn aussehen?

    Die erdrückende Ausweglosigkeit, die so übermächtig schien, ließ ihn innerlich zu Boden gehen. Ich weiß es nicht., dachte er, Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht.

    Aber vielleicht musste er es ja auch noch gar nicht wissen? Vermutlich hatte es nur den gegenteiligen Effekt, wenn er sich deswegen auch noch unter Druck setzte. Aber wie konnte er da-

    Er wurde davon abgelenkt, als Kyle plötzlich aufstand und sich über den Tisch beugte, um ein Seitenfach zu öffnen. Ein gekühltes Seitenfach, wohlgemerkt. Huh. Wie viele Luxusobjekte besaß dieser Punk eigentlich? Ced folgte den Handhabungen seines Gastgebers mit gewisser Neugierde und nahm schließlich das Glas Wasser an, welches ihm angeboten wurde.

    "Okay.", wisperte er schließlich, entgegnete den Prost, perplex davon, wie sehr in die Ruhe und Zuversicht seines neuen Freundes doch einnahm. Als er zustimmte, spürte er, wie sich sein innerer Widerstand ein wenig löste. Schätze, wenn er schon nicht sich selbst trauen konnte, konnte auch nichts dabei passieren, wenn er sich anderen anvertraute. Schlimmer konnte es immerhin dadurch kaum noch werden. Und vielleicht hätte er das schon viel, viel früher tun sollen. Sich den Leuten die er kannte, seine Freunde, diejenigen die er liebte, sich ihnen anvertrauen sollen, statt sie eine nach dem anderen von sich wegzustoßen. Das solange und mit einer solchen Ausdauer, dass er sich schlussendlich wahrlich alleine, verloren in der Dunkelheit, wiederfand. Das hatte er nicht gewollt, nicht wirklich. Und doch hatte er alles dafür getan, ohne sich dessen überhaupt bewusst zu sein.

    Cedric nahm einen Schluck und dann das Glas in beide Hände, das schwappende Wasser darin betrachtend. Erst als Kyle noch eine Anekdote anfügte, sah er wieder auf, musterte das Lachen im Gesicht des Weißhaarigen. Es munterte ihn irgendwie auf, auch wenn das was Kyle erzählte seltsam skurril war. Also, im Grunde nichts Neues. "Und, seid ihr Freunde geworden?", fragte Ced ins Blaue hinein. Es war vermutlich eine selten komische Frage zu stellen, aber naja? Ehrlich gesagt rührte sie daher, weil Cedric selbst eine ungewöhnliche Freundschaft mit diesem Mann begann zu verbinden und ihn würde es einfach in keinster Weise wundern, wenn Kyle zu seinem Retter trotz Beleidigungen, Prügel und Flüche ebenfalls eine Freundschaft aufbauen konnte. Menschen kamen ja durch die unterschiedlichsten Sachen zusammen. Vermutlich wäre die viel offensichtlichere Frage gewesen, warum Kyle jene Person überhaupt beleidigt, sich mit ihm geprügelt und ihn verflucht hatte - aber hey, jeder hatte so seine Methoden im Schock? Vielleicht? Das mit dem selbst nach Hause einladen verstand Cedric ja noch - alleine zu sein nach dem wäre für ihn jetzt auch eine äußerst ungesunde Erfahrung und er war froh darum, dass Kyle ihn einfach zu sich entführt hatte. Es war gut nicht mit seinen Gedanken alleine zu sein.

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  • Kyle & Ced


    Kyle konnte nicht anders, als seine Lippen ein Stück weit zucken zu lassen, als Cedric letztendlich seinen Anstoß erwiderte. Ehrlich gesagt war er sich überhaupt nicht so sicher gewesen, ob jener dies tun würde - hey, so lange kannten sie sich im Endeffekt ja nun auch nicht und der Punk musste zugeben, dass es gar nicht so einfach war, seinen Gegenüber einzuschätzen (zumal er durch Worte und Aktionen nicht besonders viel über sich selbst preisgab bisher), aber am Ende, da hatte er es ja sowieso getan, nicht? Der Russe überlegte sich kurz, ob er nicht einfach die falschen Fragen stellte - auf den Fakt, des nicht viel über seinen Gegenüber wissend bezogen, aber andererseits.. gab es bisher auch nicht wirklich die Gelegenheit dazu, richtige oder falsche Fragen zu stellen, also verwarf er diesen Einwand schnell wieder. Erneut war es nur mäßig, was dem Älteren über die Lippen kam, gar ein einziges Wort nur - doch das Halbblut schien den Eindruck zu haben, dass seine Worte zumindest ansatzweise einen Effekt gehabt zu haben schienen. Auch, wenn er nicht viel über den Mann, der gerade aus seinem Weinglas, auf seinem Sofa, sein kaltes Wasser trank, so hatte er dennoch das Gefühl.. ihn doch ein wenig deuten zu können? Ihn ein wenig zu verstehen? Schon so, wie man es nun einmal mit einer Person tat, welche man eine Weile lang kannte. Und sein Gefühl war es auch, dass ihm zusprach, dass seine Beobachtungen richtig lagen und sich tatsächlich etwas in dem Jungen gerührt hatte. Eine Sache, die Kyle dann aber doch noch zugeben musste - und er wusste diesmal wirklich nicht, wie der Musiker das machte -, war die Fähigkeit des Blonden, ganz alltägliche, unauffällige Dinge zu tun, so zu wirken, als sei er mit den Gedanken noch ganz woanders - und dann plötzlich wie aus dem Nichts Fragen in den Raum zu werfen. Hatte er nicht gerade noch mit seinem Wasser herumgespielt? Plötzlich blickte er jedoch auf und stellte ihm eine Frage. Eine nicht gerade übliche Frage, noch dazu, weshalb sich auf dem Gesichtsausdruck des Amerikaners eine Mischung aus Erstaunen, aber auch einer kurzen Belustigung über diesen Fakt ausbreitete. Es war kein Geheimnis, dass er manchmal als fragwürdig und skurril galt - und ganz ehrlich, darin lag ja auch ein wenig der Spaß an der ganzen Sache, nicht? - aber Ced? Seine Gedankenwelt schien auch nicht gerade ohne und allzu linear. Als das kurze Erstaunen verschwunden war, während die Belustigung über die definitiv nicht mundanen Ansätze seines Freundes noch immer unterschwellig ein wenig auf seinen Lippen verblieb, schienen dem Gepiercten doch tatsächlich einmal für ein paar Augenblicke die Worte zu fehlen. "Ah... uhm..", begann er also, die Iriden, die doch oft gezielt auf irgendetwas schauten, wanderten dabei in die linken oberen Ecken seiner Augen, sein Kopf drehte sich ein wenig nach links, von Ced wegblickend. Ob sie Freunde geworden waren, fragte er. "I.. don't really.. know?", beendete er dann und fast klangen diese Worte eher so, als ob er die Frage zurückwarf, als könnte jemand anderes im Raum eine Antwort geben, die ihnen beiden weiterhelfen würde - aber, und dies war nicht wirklich überraschend, passierte dies nicht. Mit noch immer gleichbleibendem Blick versuchte der Mann ein wenig über die Frage nachzudenken, gab dann jedoch schnell auf und wand sich wieder zu dem Blonden, die Pupillen wieder zentriert im Bilde. Ein kleines Seufzen entkam seinen Lippen und er zuckte mit seinen Schultern, ehe er das Glas wieder in die Hand nahm. "I mean.. ich kannte ihn schon vorher, so isses nicht. Aber es war.. alles sehr verwirrend und kompliziert und zugegeben, ich war damals sicher nicht die beste Gesellschaft und das ich pretty much niemals fucking nüchtern war hat definitiv auch nicht geholfen-" Er hielt kurz inne, als er realisierte, dass er gerade noch das mehr als halbleere Cocktailglas festhielt, darauf bedacht, weiterhin daraus zu trinken und hob dann kurz ermahnend den Zeigefinger eben jener Hand: "-Sag nichts. I swear to fucking god. Das ist absoluter und reiner Zufall, dass du mich bisher immer nur mit Alkohol gesehen hast." Er machte eine Pause, trank, so als hätte er eben jene Dinge gerade nicht gesagt, einen großen Schluck von seinem Getränk und schlug dann seine Beine überkreuz. "Anyway.", fuhr er fort, "Ich hab ihn seitdem nicht mehr gesehen und er ist sogar weggezogen, apparently. Nein, das stimmt so nicht. Ich hab' ihn heut wiedergesehen, absolut ungeplant - und meine absolut geniale Reaktion war gewesen wegzulaufen. Literally. Ziemlich ereignisreicher Tag bei mir, wie es scheint." Nach dieser Aussage konnte er sich ein kleines Kichern nicht verkneifen - denn seien wir mal ehrlich, hatte er damit nicht sogar ziemlich Recht? "So what would you say, Ced? Care to share a second opinion with me?" Weshalb er diese letzte Frage stellte, diesen letzten Teil anfügte, das konnte er nicht so genau sagen. Vielleicht war er einfach ein wenig gespannt darauf, was Cedric dazu sagen würde, deshalb auch die ehrliche Neugierde in seiner Stimme - auch wenn dem Mann definitiv viel zu viele Informationen dazu fehlen und der Punk ihm auch nicht gerade unendlich viele zur Verfügung gestellt hatte. Aber trotzdem war er neugierig, was Ced dazu sagen würde und um ehrlich zu sein, war diese Begegnung, trotz all der anderen wilden Dinge, die Heute geschehen waren, immer noch etwas, was sich nicht aus seinen Gedanken schleichen wollte. Irgendwo nervte es ihn ein wenig, machte ihn wütend - gab ihm viel zu viele verschiedene Gefühle, mit denen er gerade nicht umzugehen wusste. Was ebenfalls so nicht stimmte - auf einem gewissen Level wusste er genau, was da in ihm vor sich ging, aber genauer darüber nachzudenken, dies alles vor sich auszupacken und sich komplett und hunderprozentig darauf einlassen? Nope. Das würde er mit Sicherheit nicht tun. In ein paar Tagen? Vielleicht. Heute? Morgen? Nein, danke. Nichtsdestotrotz legte der Grauäugige dennoch einen bestimmten Wert auf das, was der Blonde ihm antworten würde. Solange, bis zwei Gehirnzellen, die in den letzten Minuten scheinbar damit beschäftigt waren, in einer hinteren Ecke von Kyles Gehirn Tetris zu spielen, endlich aneinander gerieten und dafür sorgten, dass Kyle einen Moment lang etwas intensiver auf den Tisch vor sich starrte und die Augenbrauen ein wenig verzog. "Wait.. Gibt es eigentlich einen spezifischen Grund, warum du die Nuggies so diskriminierst?" Irgendwann musste dem Jungen ja auffallen, dass in dieser Hinsicht etwas nicht stimmte, nicht? Auch, wenn man an seinem Tonfall erkennen konnte, dass er die Frage nicht sehr ernst nehmen konnte. Aber nichtsdestotrotz! Es ging hier um ein sehr wichtiges und seriöses Thema! Der Punk musste doch schließlich wissen, ob er es hier nicht nur mit einem Nuggiemörder, sonder auch einem Nuggierassisten zu tun hatte?!

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