Irgendwo in der Innenstadt in einem Café - Sky, Noita und ihre schreckliche Mutter
Es tat gut sich mit ihm hier abzuschirmen - nicht an die Auseinandersetzung mit Majo zu denken sondern einfach den Tag und die Gesellschaft des Anderen zu genießen. Jedoch sollte dieses Gefühl nicht von Dauer sein. Eine Stimme in ihrem Kopf wollte es ihr zunichte machen - negative Gedanken, die dem Augenblick die Schönheit nehmen wollten. Die Farbe wich aus ihrem Gesicht - sie senkte den Blick - wich dem seinen aus weil sie der Stimme für einen Moment glaubte - weil sie es so nicht länger ertrug seinem Blick standzuhalten. Weil dieser Gedankengang irgendwie schmerzte. Noita schluckte. Etwas Besonderes? Nein. Hatte sie das tatsächlich geglaubt? Sie fühlte sich nicht so aber war es deshalb verkehrt seine Aufmerksamkeit zu genießen - seine Gesellschaft - sein da sein? Vielleicht verrannte sie sich in etwas - das mochte gut sein aber deshalb war es doch nicht weniger wertvoll, oder? Vorsichtig hob sie ihren Kopf wieder an - sah in die blauen Augen ihres Gegenübers, der sie noch immer mit dem selben Blick musterte. Die Schwarzhaarige blinzelte und wollte gerade wieder zum Wort ansetzen als sie bemerkte das etwas nicht stimmte. Etwas stimmte ganz und gar nicht. Sky saß wie eingefroren ihr Gegenüber - atmete nicht - blinzelte nicht. "Sky...?" kam es zögerlich über die Lippen des Mädchens als sie ihre Hand nach ihm ausstreckte, ihn am Arm berührte. Nichts. Er rührte sich nicht - schien ihre Berührung gar nicht erst wahrzunehmen. Noita runzelte irritiert die Stirn und sah sich schließlich um. Auch die anderen Besucher schienen wie eingefroren in ihrem Tun - als hätte Jemand die Zeit angehalten. Die Schülerin sah sich um - hatte nicht lange die Gelegenheit dazu als ihre Aufmerksamkeit auf ein grelles Licht in ihrer unmittelbaren Umgebung gerichtet wurde. Sie kniff ihre roten Augen zusammen und schützte sich zusätzlich durch ihren angehobenen Arm. Eine ihr sehr wohl bekannte Stimme drang aus dem Licht, in welchem sich folgend auch eine Gestalt manifestierte. Sherry. Natürlich. Wer sonst. Noita holte tief Luft und entließ diese folgend wieder aus ihren Lungen. Einen Moment lang hatte sie die Augen geschlossen nur um den Blick schließlich auf ihre Mutter zu richten. Verständnislos zog sie die Augenbrauen zusammen und schüttelte den Kopf bevor sie den halbvollen Kuchenteller etwas nach vorne schob - weg von sich - den Appetit darauf hatte man ihr immerhin gerade ordentlich verdorben. "Hörst du dich eigentlich selbst reden?" Das konnte nicht ihr Ernst sein, oder? Und doch konnte sich Noita diese unausgesprochene Frage eigentlich selbst beantworten. "Nicht würdig?" Ein belustigter Laut verließ ihre Kehle. "Wir sind nicht mehr oder weniger wert als Menschen. Woher kommt dieser... gottverdammte Größenwahnsinn?" Sie hatte geflucht. Eigentlich nicht ihre Art aber irgendwie brachte diese Frau eine Seite in ihr zum Vorschein, die sie so nicht kannte. Sie konnte sie reizen wie nichts und niemand sonst den sie kannte. Sie erhob sich mit einem Ruck vom Tisch - wollte ihr gar nicht die Möglichkeit geben noch mehr auf sie herabzublicken als sie es ohnehin tat. Sherry ließ es sich nicht nehmen fortzufahren - natürlich nicht - sie wäre nicht die Hexenprinzessin persönlich wenn sie sich von Widerworten abhalten ließe. Noita verschränkte die Hände vor der Brust als ihre sogenannte Mutter ihr riet sich nicht von Sky blenden zu lassen. Unweigerlich huschte der Blick des Mädchens dabei in seine Richtung - entdeckte dort auf seinen Lippen immer noch das Lächeln, welches er ihr gerade eben noch geschenkt hatte bevor Jemand dazwischengefunkt hatte. Noita schnaubte. "Was? Machst du jetzt einen auf besorgte Mutter?" Ein Lachen drang aus ihrer Kehle. Sie kam Jahre zu spät. Die Schwarzhaarige hatte gelernt alleine zurecht zu kommen oder zumindest ohne einen Elternteil. Ihre anfänglichen kläglichen Versuche einen Ersatz zu finden waren ohnehin gescheitert. Sie verglich sie mit ihrer Cousine. Wie seit jeher. Immer ging es nur darum wer besser, mächtiger und versierter im Umgang mit Magie war. Sie wandte sich ab - strich sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr, die sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst hatte. Machte einen Schritt von ihr weg - noch einen bevor sie sich schließlich wieder zu der Frau umdrehte, die für das Chaos hier verantwortlich war. "Es interessiert mich nicht..." Ihre Mundwinkel zuckten kurz nach oben. "Ich will keine Macht. Ich will diese Kräfte nicht und am allerwenigsten will ich dir etwas beweisen." Ihre roten Augen sahen Sherry durchdringend an. Stark. Mutig. All die zahlreichen Eigenschaften, die sie sich selbst eigentlich nicht zuschrieb. Woher kam das?