Beiträge von Ella

    Joe 2 & Tori 2


    Ungeduldig trommelte der Hüne mit den Fingern auf der Theke. Langsam begann er sich zu fragen, was eigentlich los sei. So lange musste er noch nie auf eine Bedienunf warten. Da öffnete sich plötzlich schwungvoll die Tür und Rita trat hinter den Tresen. Joe richtete sich unbewusst auf, stand plötzlich stramm - das tat er komischerweise immer wenn sie den Raum betrat -, aber sie würdigte ihn keines Blickes. Sie wirkte gestresst. Sie stackste schnurstracks an ihn vorbei und verschwand in irgendeiner dunklen Ecke hinter den Tresen. Joe sah ihr immer noch nach, als ein piepsiger, kleiner Laut an sein Ohr drang. Beinah hätte er sie überhört - es war zwar noch nicht sonderlich viel in der Tarverne los, aber die Geräusche aus der Küche, das Kochen der Eintöpfe, das klappernde Geschirr reichten, um sie fast zu übertönen. Aber zum Glück hatte Joe ein recht gutes Gehör und vermutlich bedarf es keiner extra Betonung, aber es war besonders sensibel, wenn es um zarte Frauenstimmen ging.

    "Oh, hallo", sagte Joe und er gab sich keine Mühe seine Überraschung zu verbergen. Vor ihm stand ein zartes Mädchen - war sie nicht viel zu jung, um hier zu arbeiten? Sie hatte ihr langes, blondes zu einem Flechtezopf zusammen gebunden und schaute ihn durch ihre dicken Brillengläser schüchtern, wenn nicht sogar ängstlich an. Irgendwie erinnerte sie ihn an jemanden ...

    "Wow", sagte er mit seinen charmantesten Lächeln, "bist du nicht viel zu schön, um an einer Theke wie dieser hier zu arbeiten?"

    ...

    Vermutlich fing er sich gerade den tödlichsten Blick von Rita ein, sollte sie diesen Satz gehört haben.

    Joe bekam davon - falls es so sein sollte - aber nichts mit. Er hatte nur noch Augen für das kleine blonde Mäuschen da.

    "Vielleicht kannst du mir ja eine Flasche deines besten Weines bringen?", säuselte er mit seinen strahlend goldenen Augen. "Und zwei Gläser, bitte."

    Micah & Shara

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    Es war komisch ihre Hand zu halten. Aber Micah würde lügen, wenn er sagen würde, dass er diese Nähe nicht genießen würde. Es lösten Gefühle in ihn aus. Tiefe Zuneigung, Freundschaft und Geborgenheit. Aber auch negative Gefühle. Schuldgefühle und Angst. Er fühlte ihre schmalen Finger und ihre weiche Haut und wieder einmal glaubte er den Duft von Rosen zu riechen. Unwillkürlich drückte er etwas mehr zu. Seine Worte hingen schwer in der Luft. Er wendete den Blick ab, obwohl sie sein Gesicht in der Dunkelheit sowieso nicht sehen konnte. Seine Augen waren nass, aber die Tränen trauten sich nicht über seine Wangen. Als sie endlich etwas sagte, fiel die Last für einen kurzen Moment von seinen Schultern, wie ein zweihundert Kilo schwerer Heuballen, der von seinen Wagen fiel. Seine Nackenhaare stellten sich auf. Er war ihr nichts schuldig. Warum wusste er, dass sie das sagen würde? Er hatte auch ein Päckchen zu tragen. Hmpf. Wut stieg in ihn auf. "Warum bist du nicht sauer?", hörte er sich plötzlich sagen, der Druck um ihre Hand wurde stärker. "Oder enttäuscht? Warum bist du verständnisvoll?" Sie war schon groß. Vielleicht war das seine Antwort? Vielleicht war sie einfach reifer als er. Vielleicht konnte sie mit ihren Gefühlen besser umgehen. Warum machten ihre Worte ihn so wütend? Führten sie ihn seine eigene Unfähigkeit vor Augen? War es das? War Shara so perfekt? War sie so harmoniebedürftig, dass sie es anderen immer recht machen musste. Oder fühlte sie wirklich so? Wieder einmal kreisten seine Gedanken. Micah hatte die schlechte Eigenschaft immer alles zu überdenken und zu überdenken und zu überdenken. Erst das Zittern in der Stimme des Mädchens ließ ihn wieder ins Hier und Jetzt kommen. Erschrocken fuhr er herum, dabei ließ er ihre Hand los. Die Wut in ihm war plötzlich wie weggeblasen. "V-verzeihung ... i-ich wollte dir nicht ... ich ..." Micah legte die Hände auf sein Gesicht. Verdammt. Er fühlte sich so fehl am Platz. Egal was er machte, was er sagte, er konnte doch eh nichts richtig machen ... "Vielleicht", flüsterte er, während er sich langsam erhob. "... ist es doch besser, wenn ich jetzt gehe."


    Misasagi & Priscilla

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    Priscilla, also. "Freut mich deine Bekanntschaft zu machen!" Auch wenn der Satz etwas verspätet kam. Obwohl die Kleine Angst vor Monstern zu haben schien, schien sie sehr interessiert an Misasagis Geschichten zu sein. "Ob sie mich in Ruhe lassen, hm?", lachte sie. "Oh nein! Sie wollen mich am liebsten ZER-FLEI-SCHEN!" Plötzlich war sie Priscillas Gesicht ganz nah. Mit weitaufgerissenen Augen starrte sie sie an. Dann machte sie wieder einen Satz zurück mit einen breiten Lächeln auf den Lippen. "Aber das beruht auf Gegenseitigkeit." Und so ließ sie das Thema erstmal so stehen. Bei der ersten Begegung sollte sie ihr vielleicht noch nicht erklären, wie genau sie ihr Geld verdiente. Eine Weile gingen sie nebeneinander her. Priscilla schien über ihre Worte nachzudenken, jedenfalls hatte sie den Blick auf den Boden gesenkt. Als sie endlich ihre Frage stellte, blickte Misasagi überrascht auf. Was mit Hinas Vater war, hm? "Hm, keine Ahnung", sagte sie schließlich. "Ich kenne ihn nicht." Und so ließ sie die Kleine erstmal im Dunkeln stehen. Ob sie das mit Absicht machte? In Rätseln sprechen? Ja. Ein hundertprotzentiges Ja! Es machte ihr ja so viel Spaß die Menschen zu verwirren! Zu gerne wüsste sie, was Priscilla gerade dachte? Welches Kopfkino ihre Worte wohl in ihr ausgelösten? Haha!
    Als sie endlich ihren Laden erreichten wuchs Misasagis Enthusiasmus bis zum Mond im Gegensatz zu dem ihrer Begleitung. Der war gerad' tief im Keller. Vermutlich bereute sie gerade ihre Entscheidung mit dem Halbwesen mitgegangen zu sein. Misasagi suchte immer noch den richtigen Schlüssel. Zwei Schlösser hatte sie schon geöffnet. "Sicherheit ist das A und O!", versicherte sie dem Mädchen. "Auch wenn es einige Unannehmlichkeiten mit sich bringt ... wie die alltägliche Schlüsselsuche!" Sie nahm einen weiteren Schlüssel und diesmal passte er. Die Tür öffnete sich. "Hereinspaziert! Hereinspaziert ... Kommen Sie und staunen Sie! Aber bitte nichts anfassen!" Das Innere des Ladens war genauso schmuddelig und baufällig wie das Äußere vermuten ließ. Sämliche Regale waren bis zum Anschlag mit allerhand Krempel gefüllt. Verschlossenen und offenen Kisten stapelten sich mitten im Raum. Und es roch nach einer Mischung aus Räucherstäbchen und Mottenkugeln. Und mittendrin ein überaus stolzes Halbwesen. Sie war so stolz, dass sie ganz vergessen hatte, warum sie eigentlich in den Laden gekommen sind.

    Joe & Martin4620-pasted-from-clipboard-png


    Auf den Kommentar des Jungen reagierte der Hüne mit einen breiten Grinsen. Gewiss brauchte er sich keine Gedanken diesbezüglich machen. So notgeil war er nun wieder auch nicht. Joe hatte kein Problem damit, morgen nochmal bei Martins Bruder vorbeizuschauen. Dann konnte er sich gebührend verabschieden. Wie rührend. Er hatte es nicht weiter kommentiert, er hatte nur zustimmend genickt. Dann drehte er sich langsam auf die Seite "Dann träum' mal süß ...", zischte er noch, ehe er die Augen schloss und wenige Sekunden später schnarchend einschlief. Ob Martin auch so viel Glück gehabt hatte? Eigentlich interessierte es den Hünen auch gar nicht. Solange er morgen gut Erz abbauen und sich erfolgreich gegen Monsterangriffen wehren konnte, war es ihm gleich.
    Am nächsten Morgen öffnete er die Augen noch vor Sonnenaufgang. Wenn ein Abenteuer vor der Tür stand, brauchte er nicht viel Schlaf. "Wach auf!", sagte er zu den anderen, während er schon durch das kleine Zimmer tigerte. Er zog sich frische Sachen an und wies den anderen an sich ebenfalls frisch zu machen, was auch immer das für ihn bedeutete. Dann stolperte der Hünen aus dem Zimmer kurz in den Waschbereich und danach in die Küche. Noch war niemand weiterer wach. Wieder packte er einen Proviantbeutel so voll, das er sie mindestens zwei Wochen lang satt halten würde. Bevor er jedoch zurück zu Martin ging organisierte er einen weiteren Wagen, nicht so groß, wie der von gestern, aber ähnlich groß. Und mit 'organisieren' meinte er 'leihen' und mit 'leihen' meinte er 'klau-' ... ist ja auch egal. Er stellte ihn wieder beim Hintereingang ab, legte den Proviantbeutel drauf und ging dann zu Martin ins Zimmer um ihn und die restlichen Waffen und Werkzeuge zu holen. "Bereit?", lächelte der Hüne breit. "Es ist alles vorbereit. Von mir aus können wir sofort aufbrechen!"

    Yatho, Rumi & Hahkota


    Das war schon ein ungewöhnliches Bild. Zwei junge Männer, die aufgebracht aneinander herum wurschtelten. "Hör auf, Hahkota! Hab' dich nicht so! Und zieh' einfach mein T-shirt an!" Und das brennende Haus im Hintergrund. Er hatte das T-shirt schon fast über den Kopf gezogen, als sein Blutsbruder es wieder herunter zog. So entstand ein kleines Handgemenge. Ein Hin und Her von "Nein, du frierst!" und "Nein, du frierst!". Bis Rumi die Situation entschärfte. Sie reichte Hahkota ihre blaue Jacke und Yatho schaute sie bloß mit großen Augen ungläubig an. Er sah fragend zu seinen Blutsbruder, die Hände immer noch am Ausschnitt seines T-shirts, falls er es sich doch anders überlegte, dann sagte er aber nichts dazu.
    Als die Feuerwehr kam wurde es laut und hektisch. Das blaue Licht war so grell, dass Yatho immer wieder die Augen zusammenkneifen musste. Trotzdem beobachtete er gespannt, wie die Feuerwehr mit ihren großen Gartenschlauch das Feuer löschte. Sein Herz klopfte schnell und Rumi drückte beruhigend seinen Arm. Er solle keine Angst haben, sagte sie. Er schaute sie mit großen, dunklen Augen an und sagte dann: "Das ... das ... ist ja unglaublich!" Irgendjemand hätte vorher schon die Feuerwehr rufen sollen. Dann hätten sie sich eine Menge Ärger erspart!
    So stand er da, mit Rumi und seinen Blutsbruder im Arm. "Schau mal da!", sagte er aufgeregt zu Hahkota. "Wow!" Wie ein kleiner aufgeregter Junge, der das erste Mal ein Feuerwehrauto sah. Und diese kindliche Freude sollte noch eine Weile anhalten. Denn Yatho war sich in diesen Moment nicht bewusst, dass sie gerade ihr ganzes Hab und Gut verloren. Dass ihre Wertsachen, die vor allem aus Erinnerungsstücken eines anderen Lebens auf einer Insel bestanden, gerade unwiderruflich vernichtet wurden. Yatho konnte sich erst wieder von diesen Anblick los reißen, als Rumi fragend vor ihm stand. Die Feuerwehr wollte die Ursache dieses verheerenden Brandes wissen. Die Ursache? Der Junge schaute zu seinen älteren Bruder und dann nickte er wohlwissend. Als sie mit ihrer Erklärung fertig waren, war die Feuerwehr mindestens genauso verdutzt wie Rumi. "Hahkota hatte im Wald eine Hexe getroffen.", war schon mal nicht die Einleitung, die die anderen erwartet hätten. Er hatte es geschafft, ihr ein verfluchtes "Werkzeug" abzunehmen. Als sie versuchten es "unschädlich zu machen", fing das in "Weihwasser" getauchte Tuch plötzlich Feuer. Eine ganz normale Geschichte ... oder?

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    Die Ereignisse diesen Tages spielten sich irgendwo zwischen den Klinkaufenthalt und den Vorkommnissen in der Schmiede ab. Nach einem langen Arbeitstag in der Kaserne, während Joe versuchte hatte Bade erfolgnislos zu imponieren, fand er sich wieder einmal in der Tarverne wieder. Seinen Lieblingsort. Nicht nur, dass die Köchin Elsje unfassbar gut kochte, auch der Alkohol tat sein übriges. Es machte den Tag angenehmer. Gab den Abend einen gebührenden Abschluss. Joe liebte es zu trinken und in der Tarverne gab es immer angenehme Gesellschaft. Normalerweise. Als Joe an diesen Abend die Taverne betrat, war der Tresen nicht besetzt. "Hallo?", rief der Rothaarige. "Jemand da? Hier ist zahlende Kundschaft?" Irgendjemand würde ihn wohl Sake ausschenken können, oder?

    Orland & Aria, Murakumo & Elsje

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    Aria drückte fest seine Hand und er versuchte es zaghaft zu erwidern. Träumte er? Da draußen war jemand der sie rettete? Wirklich? Orland konnte es nicht glauben. Sein Kopf schmerzte immer noch höllisch und er hatte ein lautes Piepen im Ohr, aber er konnte deutlich die lauten Geräusche von draußen hören. Dumpfe Gewalt, laute Schreie, da passierte irgendwas. Irgendwas, was sie retten würde. Aria war ganz dicht bei ihn, sie flüsterte ihn beruhigende Worte ins Ohr. Normalerweise konnte er so viel körperliche Nähe nicht leiden, aber in diesem Moment war alles anders. Es tat ihm gut, Arias Stimme zu hören und ihre Hand zu halten.
    Plötzlich ein lauter Knall und dann drang helles Licht in die Kiste, Orland musste die Augen fest zusammenkneifen. Reflexartig legte er einen Arm beschützend über Aria. Obwohl er in diesen Moment nicht in der Lage gewesen wäre irgendjemanden zu beschützen. Hatten sie es geschafft? Die Kiste war offen! Sie waren frei, oder? Vorsichtig öffnete er die Augen und er erkannte einen großen Mann vor der Kiste stehen. Oder war es vielmehr eine Erscheinung? Er hatte langes, violettes Haar, dass seinen gesamten Körper bedeckte. Wenn nicht alles so schnell gegangen wäre, hätte Orland ihn besser anschauen können um zu erkennen: es handelte sich um ein Halbwesen. Egal! Sie mussten hier raus! Und zwar schnell. "Komm!", rief er Aria zu, während er versuchte sich aufzurichten, zuckte wieder ein starker Schmerz durch seinen Kopf. "Argh!" Aria musste ihn helfen. Sie krabbelten an dem Halbwesen vorbei und fielen neben die Kutsche an die Seite, genau in dem Moment, wo ihr Retter von einem der Ganoven angegriffen wurde. Er hörte ihn schreien. Oh nein! Sie haben ihn verwundet! Mit einer Hand am Kopf schaute er mit großen Augen zu Aria. Er sagte nichts, er konnte nichts sagen, das Adrenalin in seinen Adern zeigte seine Wirkung. Sie mussten rennen, oder? So schnell sie konnten, einfach weg! Ihr Retter würde mit den Entführern schon fertig werden, oder? Da verwandelte sich ihr Retter plötzlich in einen Wolf. Wenn Orland es nicht selbst gesehen hätte, hätte er es nicht geglaubt. Wie angewurzelt blieb er stehen, nichts, nicht einmal Aria hätte ihn hier fortbewegen können. Auch wenn diese Situation sehr beängstigend und furchtbar war ... in diesen Moment stand Orland völlig fasziniert da und beobachtete das Geschehen. Ein Wolf. Ein Halbmensch. Der einen Menschen bei lebendigen Leib verspeiste. Nichts was Kinder in diesen Alter sehen sollten. Unglaublich! Ob man so einen Halbmensch zähmen konnte?

    Elsje, die Elsje-Sachen macht
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    Jux in diesem Moment purzelte eine 27-Jährige einen Abhang herunter, wie es normalerweise nur Kinder taten. Seitlich drehte sich ihr Körper um ihre eigene Achse bis sie schließlich hart mit der Körpermitte gegen einen Baum prallte. Autsch. Das war heftig. Langsam richtete sie sich auf. Sie war so langsam den Berg herunter gepurzelt, dass sie das ganze Geschehene gar nicht mitbekommen hatte. Die Kinder, die aus der Kiste kletterten. Murakumo, der sich in einen Wolf verwandelte und einen Entführer als Vorspeise genießte. Als sie sich aufrichtete, in ihren Kopf drehte sich noch alles, entdeckte sie plötzlich die Kinder. Einen Jungen mit weißen langen Haaren, der Murakumo anblickte, als würde da Gott persönlich vor ihm stehen. Und ein Mädchen. In den Armen eines Mannes. Ein Messer an ihrer Kehle. "Zurück Halbwesen! Oder ich mach die Kleinen einen Kopf kürzer!" Was? Was ging denn da ab!? Wo waren sie denn hier reingeraten! Elsje schaute erschrocken zu Murakumo. Der blutete am Arm. Oh nein! Der andere hat ihn verwundet! "Siehst du die Fesseln da", sagte er Entführer und deutete auf die Seile an der Kutschte. "Leg die um!" Der hoffte wohl noch so unbeschadet verschwinden zu können! Ha! Nicht mit Elsje! Als sie den Berg runtergepurzelt war, waren alle Pilze aus dem Korb gefallen. Alle? Ja! ALLE! Verdammt nochmal! Jetzt lag der leere Korb neben ihr. Dieser würde gleich an den Kopf des Ganoven landen! Fest entschlossen schnappte sie sich den Korb, aber als sie ausholen wollte, stolperte sie über ihre eigenen Füße und landete der Länge nach im Gras. "Verflucht-!" Immerhin hatte sie die Aufmerksamkeit des Entführers erregen können. Der schaute nun entgeistert zu ihr rüber. Jetzt konnte das Mädchen entkommen, oder? Oder Murakumo konnte sie jetzt retten. Wenn er nicht schon in Fesseln lag ...




    Sherry & Marlin

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    Mit erhobener Augenbraue und einem leichten Lächeln auf den Lippen studierte sie das Gesicht des Schwarzhaarigen. Seine Unterstellung brachte sie zum Schmunzeln. "Oh Gott, nein", lächelte sie. Und mit einem Zwinkern sagte sie: "Ich glaube nur an den Teufel."
    Fortan sind Hexen im christlichen Glaube mit dem Teufel verbunden. Schließlich soll er es gewesen sein, der ihnen ihre übersinnlichen Fähigkeiten verliehen hatte. Der Pakt mit dem Teufel. So sagen es jedenfalls einige Hexen in ihren Zirkel. Andere glaubten an andere Sagen.

    In einigen asiatischen Philosophien, wie dem Buddhismus, kann die Erlösung von schlechtem Karma durch positive oder negativer Handlungen und die Befolgung bestimmter Lehren dazu führen, dass man über naturgemäße Kräfte, einschließlich der Magie, verfügt. Diese Variante gefiel Sherry besser. Es war eine viel schönere Vorstellung selbst für diese übernatürlichen Kräfte verantwortlich zu sein, als sie von jemand drittes erstanden zu haben. Wobei sie der Gedanke mit dem Teufel zu schlafen auch ein wenig erregte.
    Weinliebhaberin? Sie musste kurz über seine Worte nachdenken. "Als erster Name? Glaubst du, ich lüge dich an? Das würde mir doch niemals einfallen. Ich heiße wirklich Sherry. Sherry van Lichtenstein. Du kannst es in der Bibliothek in den Geschichtsbüchern nachschlagen. Ich bin die Hexe, die nicht brennen kann." Vermutlich hielt der andere sie jetzt für völlig geistesgestört. Da fasselte sie von Teufeln, Hexen und Hexenverbrennungen, wobei sie sich bis ebend noch so gut verstanden hatten. Egal, er würde es bestimmt mit Humor nehmen. "Und nein ich bin keine Weinliebhaberin. Seh' ich nicht mehr wie eine typische Cosmopolitan-Trinkerin aus?" Sie legte sich eine wirre Haarsträhne hinters Ohr. "Keine Alkoholprobleme. Ich trinke nur zu besonderen Anlässen." Zum Beispiel um mit einen völlig fremden, nackten Mann übers Leben zu philosophieren. Zum Thema passend hätte sie jetzt fragen können, ob er schon mal die ein oder andere Droge über längere Zeit ausprobiert hätte. Aber das wäre zu offensichtlich und zu langweilig gewesen. Obwohl sie mit dieser Frage sicherlich einen Treffer gelandet hätte. Stattdessen hatte sie sich eine andere Frage überlegt. "Du hast keine Freunde. Vielleicht weil du keine willst. Es ist dir zu anstrengend." Sherry kniff die Augen provokativ zusammen. "Oder vielleicht will auch niemand mit dir befreundet sein ...?" Wie sie darauf kam? Keine Ahnung. Hauptsache die Frage war provokant. Der Typ da vor ihr war so ironisch und selbstgefällig, er legte sicherlich keinen Wert auf zwischenmenschliche Beziehungen. Woher sie das wusste? Seine Art ähnelte ihrer. So einfach ist das.



    Joe & Martin

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    Ein kleiner Bruder, also. Sie haben nur einander. Zu diesen Zeiten gab es leider viele Waisen. Und Martin hatte versprochen, sich immer um ihn zu kümmern. Wie rührend! "Verspreche nicht, was du nicht halten kannst, haha!", polterte er los. Er hielt sich den dicken Bauch, der auf und ab wippte. Dann winkte er ab und sagte: "Hehe, war bloß ein Spaß, Kleiner. Wir regeln das morgen schon, da bin ich sehr zuversichtlich." Da vertraute er voll und ganz auf seine Fähigkeiten. "Aber wir sollten es auch nicht auf die allzu leichte Schulter nehmen. Willst du noch was essen? Sonst würde ich vorschlagen, dass wir gleich schlafen gehen. Wir müssen morgen fit sein und wir sollten noch vor Sonnenaufgang los. Du kannst deinen Bruder ja noch eine Nachricht hinterlassen, damit er sich nicht sorgt, keine Ahnung ... wie lange wir weg sein werden." Und ob sie jemals wieder kamen? Joe stand auf und schob die Waffen und das andere Metall vor dem Schrank beiseite. Er holte einen Schlafsack hervor und warf ihn Martin vor die Füße. "Als meinen allerersten Übernachtungsgast, hatte ich eigentlich immer jemand anderen im Sinn ..." Jemand weiblicheren. ""Hmm ...", scherzte Joe. "Man nimmt, was man kriegen kann." Dann streifte er sich die Schuhe von den Füßen und legte sich ins Bett.

    Lukas & Rosalind3798-lukas-png

    Als er von seinen Reisen erzählte, hatte er die edle Dame das erste Mal so richtig lächeln sehen. Auch zuvor schon hatte ein Lächeln ihre Lippen geschmück, aber sicherlich nur der Höflichkeit und des Anstands wegen. Dieses Lächeln allerdings erreichte ihre Augen, es hatte etwas ehrliches, etwas sehnsüchtiges. In diesen Moment stellte er sich vor, wie er ihr mehr von seinen Reisen erzählte. Wie schön es wäre, ihr von seinen Erlebnissen und Begegnungen zu berichten. Und wie sie ihn gespannt zu hören würde. Aber das würde in diesen Moment den Rahmen sprengen. Stichwort: die Tragödie von Alvarna war sowieso ein Stimmungskiller. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich und ihre Mundwinkel hingen wieder herunter. "Wohl wahr", sinnierte er, "Aber nach Regen kommt Sonnenschein, nach schweren Zeiten, Prüfungen, Tragödien oder Schwierigkeiten, die wie starker Regen wirken, wird die Freude Gottes und sein Licht wieder sichtbar," er lächelte und seine Augen begannen zu strahlen, "wie die Sonne." Er ließ es offen, ob er damit Astors gescheitertes Experiment meinte. Konnte das wirklich Gottes Wille gewesen sein?
    Die edle Dame hielt plötzlich inne. Die Gesangsbücher verweilten noch etwas in den hinteren Reihen. Lukas sagte nichts dazu, es war ihn ohnehin unangenehm die edle Dame für sich arbeiten zu lassen. Er schaute ihr direkt in die Augen. Es war, als versuche er direkt durch sie hindurch zu schauen. Direkt in ihre Seele. Alter Perversling. Ihre Frage schockierte ihn nicht. Er hörte sie auch nicht das erste Mal. Ständig kamen Leute in die Kapelle, die gerade eine Glaubens- und/oder Identitätskrise durchmachten. Gehörte auch die edle Dame zu einen dieser Leute? Immerhin sagte die Frage mehr über den Fragensteller aus. Lukas wurde sein ganzes Leben lang auf diese eine Frage vorbereitet. Die Mönche im Kloster und auch Gordon hatte es ihn immer und immer wieder gelehrt. Er hatte die Antwort einstudiert. "Glaube ist nicht die Abwesenheit von Zweifeln, sondern die Gegenwart des Glaubens mitten im Zweifel. Gott ist

    nah, ganz nah. Er will nicht nur um uns sein, sondern in uns. Er will uns mit seinem Licht durchdringen und alles in uns hell machen. Wenn das an uns geschieht, genesen wir, empfangen wir den Geist von Gott, der uns in alle Wahrheit leitet." Lukas lächelte, auch wenn es seine Augen nicht erreichte. "Das Leben stellt uns immer wieder vor schwierigen Prüfungen ..."

    (Doppelpost, sorry!)

    Misasagi & Priscilla vor ihren Laden
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    Als das Mädchen zu quietschen begann, musste Misasagi laut loslachen. Dabei lachte sie das Mädchen nicht aus. Nicht direkt. Ihr Lachen war herzlicher Natur. Es war als würde sie Hina aufziehen, die quietschte dann auch manchmal so rum. Ihre Kleine war bestimmt schon zu Hause bei ihrem Onkel und kaute ihn ein Ohr ab. Sie war eine kleine Quasselstrippe und schon sehr selbstständig für ihr Alter. Hoffentlich machte sie sich jetzt keine Sorgen über Misasagis Verbleib. Vermutlich dachte sie, dass ihre Mutter wieder etwas gefunden hatte, was sie für ihren Laden gebrauchen konnte. Solche Allüren hatte sie öfters, dann verbrachte sie plötzlich Stunden im Wald und sammelte irgendwelche Steine, anstatt nach Hause zu kommen.
    "Ich heiße übrigens Misasagi", stellte sie sich dem Mädchen vor. Dann erzählte sie ihr auf dem Weg zum Marktplatz alles wissenswerte über ihren Laden. "Alles begann mit meiner Sammelleidenschaft. Als Halbwesen treibe ich mich gerne in allen möglichen Höhlen und Dungeons rum. Dabei kann man eine Menge coole Sachen finden! Ich wohne mit meiner Tochter und meinen Bruder zusammen und als unser Haus aus allen Nähten platzte, hatte er die Idee mit den Laden. Schon witzig, sonst ist mein Bruder nicht so geschäftstüchtig." Misasagi lächelte. Tja, und jetzt platzte der Laden bald aus allen Nähten. Das Geschäft lief nicht besonders gut, aber das erzählte sie der Rosahaarigen nicht. Nicht viele Leute hatten Interesse an Orgerzähnen oder Insektenpanzern. Ab und zu verschlug es ein paar Alchemisten in ihr Geschäft um Zutaten für ihre Tränke zu kaufen, aber Misasagi brachte es nicht übers Herz ihre allseits geliebten Meerjungfrauenschuppen zu in einen Topf köcheln zu sehen. Allein der Gedanke daran ließ es ihr kalt den Rücken herunter laufen.
    "Tadaa!", verkündete sie schließlich mit erhobenen Armen. "Da sind wir!" Das Gebäude vor dem sie standen hob sich stark von den anderen ab. Es war alles andere als prunkvoll. Im Gegensatz zu den anderen Häusern im Viertel wirkte dieses sehr heruntergekommen und ... baufällig. Misasagi hatte es ganz billig erstanden. Vielleicht schreckte auch das Äußere die meisten Kunden ab. Manche befürchteten wohlmöglich die Decke auf dem Kopf zu bekommen.
    Misasagi holte klirrend einen Schlüsselbund hervor und hielt ihn Priscilla vor die Nase. Daran waren bestimmt zwanzig Schlüssel dran befestigt. Fünf brauchte sie alleine für die Schlösser an der Eingangstür. Misasagi scheute keine Kosten und Mühen, wenn es um das Beschützen des Inhalts um ihren Laden ging. Da steckte ihr ganzes Herzblut drin. "Warte", sagte sie, während sie versuchte die richtigen Schlüssel zu finden. "Das dauert nur einen kleinen Moment ..."

    Misasagi & Priscilla

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    Einen Moment lang dachte das junge Mädchen über ihren Vorschlag nach. Misasagi hörte ihr Herz nicht mehr so schnell schlagen, allmählich schien sie sich zu beruhigen, vielleicht konnte sie sich auch bald in ihrer Anwesenheit entspannen. Als sie schließlich schüchtern ihren Vorschlag annahm, klatschte Misasagi begeistert in die Hände. "Ja, super! Es wird dir gefallen, ganz sicher! Wir müssen nur in die Stadt gehen zu meinen Laden!" Natürlich hatte sie kein Notizbuch dabei und auch keine wasserfeste Tinte. Das war nichts, was Misasagi im Alltag viel gebrauchte, sie hielt nicht viel von Buchführung. Leider. Und das als tüchtige Geschäftsfrau. Jetzt schnappte sie sich doch ganz ungeniert die Hand der jungen Frau und zog sie Richtung Innenstadt. "Komm", rief sie freudig. Dann drehte sie sich um und sagte mit ernster Miene: "Oder möchtest du lieber auf meinen Rücken reiten? Du weißt ja, als Fuchs bin ich schneller!" Hehe, es sollte bloß ein Witz sein, dahingehend bewies sie leider kein Feingefühl. Was Monster anging, schien ihr Gegenüber aber sehr empfindlich zu sein.


    3798-lukas-pngLukas & Rosalind


    Lukas hob den Kopf. Gott sei stets präsent. Sie war so verständnisvoll und sanft, sie hatte genau die richtigen Worte gefunden, um Lukas' finstere Miene in ein Lächeln zu verwandeln. Daran merkte man, dass sie eine Dame des höheren Standes war. Sie war bewandert über die Macht der Worte. Sie kann die Wahrnehmung eines jeden prägen und sogar die Überzeugungen. Sie kann unser Verhalten ändern oder auch steuern, und sofern die Worte von einer schönen Frau stammen, schaltest du das Hirn ab und machst eh alles, was sie wollen. Einen Moment musste Lukas über die Sticheleien des Teufels auf seiner Schulter nachdenken. Normalerweise würde er diese einfach abtun, versuchen, ihn zu ignorieren. Doch die Antwort auf die Frage der edlen Damen, was ihn eigentlich zur Religion geführt hatte, war vielleicht genau das. Der sichergestellte Abstand zu schönen Frauen, den sie waren sein Untergang. Aber das konnte er so der schönen Dame ja nicht sagen. Das war auch nicht ganz richtig. Schöne Frauen hatten ihn nicht zur Religion geführt, aber es war - auf jeden Fall - ein Grund, religös zu bleiben.
    Er beobachtete sie, wie sie die Bücher wieder einsammelte. Eigentlich hatte er ihr helfen wollen, aber verharrte auf der harten Holzbank, als wäre er mit ihr verschmolzen. "Nun ja", antwortete der Geistliche sanft. Er hatte ein freundliches Lächeln auf den Lippen, er erzählte gerne seine Geschichte, auch wenn es eigentlich keine erfreuliche war. "Es wurde mir sozusagen in die Wiege gelegt. Beziehungsweise hatte man mich als Säugling vor einem Kloster abgelegt. Ich kenne meine Eltern nicht. Ich kenne nur Gott. Die Mönche im Kloster haben mich aufgezogen. Das ist mein Leben, ich kenne nichts anderes." Er lächelte und strich sich die Kutte glatt. "Als ich volljährig war, begann ich zu reisen. Auf meiner Pilgerfahrt landete ich schließlich in Alvarna und nach der Tragödie ...", er musste schlucken, dieses Thema war für viele ein sehr emotionales, "landete ich hier in Trampoli. Mittlerweile steht mir nicht mehr der Sinn nach reisen ..." Die Kurzversion seiner Geschichte, die längere war vielmehr geprägt von neurotischen Störungen, Spielsucht, Glaubenskrisen, Selbstzweifeln und auch sein Ableben und seine Wiederauferstehung und die Anwesenheit des kleinen Teufelchens auf seiner Schulter ließ er lieber erstmal aus.

    Joe & Martin
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    Joe sagte nichts auf seine Frage. Er lächelte bloß. Was wird denn das? Er hatte nicht vor sich zu betrinken, auch wenn es nach einer noch größeren Herausforderung klang mit einen Kater ins Monsterareal zu ziehen. Und Joe liebte Herausforderungen! Wenn er dann trotzdem mit den gesuchten Erz zurückkommen würde, wäre er doch ultra krass, oder? Aber er wollte sein Glück nicht nochmals überstrapazieren. Außerdem glaubte er, dass der Grünschnabel da nicht der allerbeste Saufkumpane war. Der Spaß würde wohlmöglich auf der Strecke bleiben, so betrübt, wie der da in sein Bier starrte.

    Der Rothaarige schichtete gerade sein Brot: ein Stück Käse auf ein dickes Stück harte Wurst und darauf wieder ein Stück Käse. Darauf noch eine Scheibe Brot, sodass es gerade so noch in seinen Mund reinpasste. Geil. Noch mit vollen Mund nahm er einen großen Bissen von den Apfel. Erst jetzt bemerkte er, was für einen großen Hunger er eigentlich hatte. Der Grünschnabel vor ihm sah immer noch sehr deprimiert aus. Weder das leckere Essen, noch das Bier konnte seine Laune aufbessern. Er glaubte, richtig in der Scheiße zu stecken. Er versuchte die Fassung zu wahren, aber selbst Joe, der Sympathiebolzen schlechthin, bemerkte, Martins Unsicherheit. Konnte man ihn auch nicht verdenken. Ein wenig Mitleid hatte der Rothaarige ja mit den anderen. Er wollte jetzt auch nicht unbedingt in seiner Haut stecken. "Nichts, was sich nicht regeln lässt", lächelte der Rothaarige. "Du weißt doch, was man sagt. Jeder ist seines Glückes Schmied." Hoffentlich konnten diese weisen Worte den anderen ein wenig aufmuntern. Immerhin war er sehr zuversichtlich seine Worte bald in die Tat umzusetzen. "Morgen sieht die Welt schon ganz anders aus ..." Er nahm einen großen Schluck seines Bieres und drehte sich dann rülpsend auf den Rücken. Er öffnete die Schnalle seines Gürtels und ließ dann ganz ungeniert einen Teil seines vollen Bauches raushängen. Jetzt hätte er auch die Augen schließen und ein wenig schlummern können, aber Martins Gemurmel ließ ihn wieder aufhorchen. "Hm? Hast du Frau und Kinder zu versorgen?" Konnte ja nicht jeder so ein verwegenes Junggesellenen Leben führen wie er. Zu diesen Zeiten war es nicht ungewöhnlich sich schon in jungen Jahren zu binden und eine Familie zu gründen.

    Yatho, Hahkota & Rumi


    "Sie sagt", sagte Yatho zu Hahkota in ihrer Muttersprache, "dass sie Hilfe holt. Wir sollen uns keine Sorgen machen." Als er seinen Blick eine Sekunde von Rumi abwendete, bemerkte er endlich, dass Hahkota oberkörperfrei war. "Warum bist du nackt?", fragte er ihn wieder in seiner Muttersprache. "Dir muss doch kalt sein! Willst du mein T-shirt haben?" Er war schon dabei es über seinen Kopf zu ziehen, während er den anderen fragte. Auch wenn das brennende Haus einiges an Wärme abgab, war es zu dieser Jahreszeit sehr kalt draußen. In ihrer Heimat war das anders. Dieses Klima waren sie nicht gewohnt. Leider hatte Yatho auch keine Jacke dabei, aber wenn sein Blutsbruder fror würde er ihn ohne zu zögern sofort sein letztes Hemd geben.

    Als dieses laute, komische Geräusch aufkam, dass das klirrende Geräusch im Haus (den Rauchmelder) fast übertönte, hielt Hahkota sich die Ohren zu und Yatho tat es ihn gleich. "WAS IST DAS?", fragte er Rumi. Die Feuerwehr? "Die Feuerwehr!", übersetzte er es seinen Bruder, als ob er genau wüsste, was das ist. Hoffentlich kann diese Feuerwehr den Feuergott wieder beruhigen!

    Rumi hielt sich an seinen Arm fest und er legte seine Hand auf ihre. Ihre Berührung beruhigte ihn. "Uns geht es gut!", sagte er. Seltsamerweise haben sie das alles ohne Verletztungen überstanden.

    Auf einmal wurde alles blau um sie herum. "WAS IST DAS?", fragte er Rumi wieder. Er musste die Augen zusammenkneifen. War das die Macht der Feuerwehr? Rumi rief sie zu sich rüber und dann erkannte Yatho zu seiner Überraschung eine Gruppe von Männern, die einen großen Gartenschlauch dabei hatten. Sie stellten sich vor den Haus auf und dann kam ein gigantischer Wasserstrahl aus dem Schlauch. Wow! Fasziniert beobachtete er das Geschehen.

    Yatho, Hahkota & Rumi


    Zum Glück hatte Yatho nicht mitbekommen, dass Hahkotas T-shirt Feuer gefangen hatte. Er wäre durchgedreht. Vor Sorge und vor Bewunderung. Unbeeindruckt hatte er es einfach ausgezogen und ins Gras geworfen. Bitte, wie konnte man nur so cool sein? Darum war er Yathos Vorbild, sein Idol. Ihn konnte einfach nichts aus der Ruhe bringen! Nicht mal, wenn er brannte.

    Yatho hielt immer noch den Gartenschlau fest. Allzeit bereit, aber das Wasser ließ auf sich warten. Dann hörte er Hahkota schreien. "WAS?!" Es funktionierte nicht. Schon wieder! Das konnte doch nicht wahr sein! Yatho sah zu seinen Blutsbruder. Er hatte recht, sie mussten es einsehen: der Feuergott hatte sie verflucht. Ihr Haus würde abbrennen. Vielleicht hatten sie ihn so verärgert, dass er die ganze Stadt in Schutt und Asche legen würde?

    Was konnten sie jetzt noch machen? Er kannte kein Ritual, dass den Feuergott besänftigen würde. Da hörte er plötzlich eine freudige Stimme hinter ihm. Er wirbelte herum. Rumi! Sie stand direkt vor ihm - sie musste über den Zaun geklettert sein. Leuchtend blaue Augen starrte ihn an. "Rumi!", rief er freudig und breitete die Arme aus. Wie lange hatte er sie nicht mehr gesehen? Er drückte sie an seine Brust, es war so schön, wieder den Duft ihrer Haare zu riechen, dass er das brennende Haus hinter ihm für einen Moment vergessen konnte. Als sie ihn an wies vom Haus wegzugehen, stolperte er ein paar Schritte nach vorne. Schützend legte er den Arm um Rumi und sie stellten sich einige Meter (mit sicheren Abstand) vor das Haus. "Hahkota komm her", rief er seinen Blutsbruder und dann beobachtete er, wie Rumi in ihrem Handy herum tippte. Er wusste, was ein Handy war ohne recht zu wissen, was eigentlich ein Handy war. Aber viele benutzten es viel für alles Mögliche, es schien ein sehr nützliches Werkzeug zu sein. Plötzlich hielt sie sich das Ding ans Ohr und sprach hinein. Yatho sah zu Hahkota und zuckte mit den Schultern. Er wusste nicht recht, wie ihnen das jetzt helfen sollte, aber er vertraute auf das was Rumi gesagt hatte. Sie holt Hilfe. "Nein", sagte Yatho. "Es ist niemand mehr im Haus."

    Elsje / Murakumo /Aria / Orland


    Den lieben langen Tag stand Elsje in der Küche und schlug mit einen schweren Hammer Fleisch weich oder sie rührte den Eintopf mit einer großen Kelle so lange um, bis ihre Unterarme schmerzten. Manchmal trug sie vierzig Pfund schwere Säcke, einen auf jeder Schulter, vom Vorratskeller bis zur Küche - und doch war sie schwere körperliche Anstrengung nicht gewohnt. Das merkte sie, als sie diesen 'Berg' bestieg, wobei man es eher als Anhöhe bezeichnen müsste. Schon nach wenigen Metern wurden ihre Beine schwer und ihre Lunge brannte. Von diesen Moment an, nahm sie sich vor, wollte sie öfters in der Natur nach Zutaten suchen, anstatt sie immer auf dem Marktplatz zu kaufen. Das sparte nicht nur Geld, man hielt dann auch seinen Körper fit!

    Als sie endlich den höchsten Punkt des Berges erreichte, fiel sie erschöpft auf die Knie. Ach du heiliges Backrohr! Gleich morgen sollte sie mit Krafttraining anfangen! Dass so eine 'leichte' Anhöhe ihr so zu schaffen machte, verletzte schon etwas ihren Stolz. Leider war sie auch wieder etwas müde. Das Nickerchen vorhin hatte gut getan, aber es war ja auch schon wieder eine Weile her.

    Aber sie durfte jetzt nicht schlafen, sie musste wach bleiben, die blauen Pilze einsammeln und dann zur Feuerstelle zurückkehren, wo die Innereien schmorten.
    Sie setzte sich also auf die Fersen und sortierte gewissenhaft, so, wie sie es ebend getan hatte, die guten von den schlechten Pilzen aus.
    Wieder einmal war sie so in ihrer Arbeit vertieft, dass sie die Welt um sich herum komplett ausblendete. Es grenzte an ein Wunder, aber sie bekam nichts von der Schlägerei ihres neuen Beikochs mit auf dem Pfad direkt unter ihr. Sie summte eine Melodie, die Murakumos sehr ähnlich war und sie hörte die Fäusteschläge und die brechenden Knochen nicht. Vielleicht hatte ihr der Rauch und Dampf, der normalerweise so beim Kochen endstand auch leider schon das Gehirn etwas vernebelt. Als Elsje ihre Arbeit beendet hatte, richtete sie sich langsam auf. Huch! Beide Füße waren ihr eingeschlafen, weil sie solange im Fersensitz gesessen hatte, urgh, war das unangenehm. Sie hüpfte von einen Bein zum anderen und als sie den Blick hob, entdeckte sie Murakumo der vor - ja, einer Kutsche? - stand. Nachdenklich blickte er auf sie herab. Was machte er denn da? Wo kommt denn plötzlich diese Kutsche her. Den schwarzgekleideten, bewusstlosen Mann auf der Sitzfläche fiel ihr zu diesen Zeitpunkt noch gar nicht auf. Ihre Augen hafteten eher an den anderen schwarzgekleideten Mann der nun mit erhobener Klinge hinter ihm stand. Elsje riss die Augen auf. "MURAKUMO!", schrie sie, so laut, wie noch nie zu vorher in ihren Leben. "Hinter dir-!" In diesen Moment stolperte sie nach vorne. Sie hatte kein Gefühl in ihren Füßen und leider war sie auf eine weiche, nachgiebige Stelle getreten. Sie geriet ins Straucheln. Und dann purzelte sie den Abhang herunter.


    Orland / Aria in der Kiste



    Noch immer lag der junge Halbelf bewusstlos auf den Boden. Aria bemerkte schnell, dass etwas nicht stimmte - so lange war er nur selten still. Sie rüttelte an seiner Schulter und flehte ihn an, aufzuwachen. Ohne Erfolg. Seine Augen blieben geschlossen. Seine Gliedmaßen waren schlapp. Aber sein Atem ging ruhig weiter. So bekam der Junge nichts vom weiteren Geschehen mit. Von Arias Hilfeschreien und von der darauf folgenden Prügelei. Es rumpelte und pumpelte auf der Kutsche und die dumpfe Geräusche und die spitzen Schreie ließen das Innere der Kiste vibrieren. Orland musste sich die Ohren zu halten. Dieser Schrei, als der Arm des Mannes gebrochen wurde, war so grell, dass es in Orlands Kopf schmerzte, als würde man ihn mit einer spitzen überdimensional großen Nadel aufspießen. Autsch ...
    Er stöhnte auf. "A-Aria ...?" Eine Hand blieb an seinen Kopf, die andere suchte nach ihr in der Dunkelheit. "W-was ist los ... sind wir ..." entkommen?"

    Micah & Shara


    Ich könnte dich nie hassen. Nie. Warum? Micah kniff die Augen zusammen. Verdammt. Wut stieg in ihn auf. Warum Wut? Keine Ahnung. Warum hatte sie ihn in ihr Haus eingeladen? Warum hatte sie ihn ihr Bett angeboten. Warum - um alles in der Welt - hatte sie ein schlechtes Gewissen, wenn er auf den Boden lag? Er hatte doch nichts anderes verdient! Wobei - er hatte es nicht mall verdient, überhaupt in ihrer Nähe zu sein. Er hatte es nicht verdient auf ihren Fußboden zu schlafen. Und doch lag er hier, die Arme ausgebreitet, den Kopf auf einen Kissen abgelegt, dass so herrlich nach ihr duftete. Er hielt es nicht aus. Plötzlich saß er neben Shara auf der Bettkante. Keine Ahnung, wann und wie er aufgestanden war. Er hielt ihre Hand fest - so fest wie er konnte. So fest, dass es fast weh tat. Das was in der Höhle passiert war, war das eine. Aber ... "Ich war nicht für dich da ...", wie konnte sie ihn da nicht hassen? Wenn seine Worte bloß leere Taten waren. "I-ich kann mich nicht an jenen Tag erinnern ... die Tragödie von Alvarna ... aber ich weiß, was mit dir passiert ist, was mit deiner Schwester passiert ist ... i-ich ..." Ich hätte alles stehen und liegen lassen sollen. "Ich war so mit mir selber beschäftigt, dass ich ... du hättest jeden Grund mich zu hassen. Ich habe dich in Stich gelassen." Im schlimmsten Moment ihres Lebens war er nicht für sie da gewesen. Auch danach nicht. Er hatte ein Leben auf der Farm gefristet, als wäre nie etwas passiert. Shara zu sehen, ihre Hand zu halten - es fühlte sich so falsch an. "Ich war dir kein guter Freund ..." Wie konnte ich es jemals wieder werden? Er traute sich nicht, die Frage auszusprechen. Er fürchtete sich vor ihrer Antwort. Auch wenn sie ihn nicht hasste, hasste er sich mit jeder Faser seines Körpers selbst. Und umso länger er Shara anschaute, umso schlimmer wurde es. Auch wenn es dunkel war und er ihre Gesichtszüge nur erahnen konnte.

    Sherry & Marlin

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    Sie prosteten sich zu, während sie sich tief in die Augen schauten - das war wichtig, hatte sie mal gehört -, Michael hatte jedenfalls immer darauf bestanden, auch wenn Sherry nicht wusste, wieso eigentlich. Sie hatte es auch nie hinterfragt.
    Er stellte sich als Marlin vor, wenn sie schon ein Spiel spielten, hatte er gesagt, konnten sie sich auch einander vorstellen. Einen Moment überlegte sie ihn einen falschen Namen zu nennen. Es wäre lustig gewesen, sie würde ihn eh nie wiedersehen, was hatte sie also zu verlieren. "Sherry", sagte sie schließlich, weil ihr kein falscher Name auf die Schnelle einfiel. Hm. Sie beobachtete seine Gesichtszüge. Eine kleine Falte bildete sich auf seiner Stirn, aber sonst war sein Gesicht, seine grünen Augen unantastbar. Ein Pokerface. Er hatte keine Schulden, sagte er, glaubte er. Hm. Sherry wusste nicht, ob sie das glauben sollte, da stellte er schon die nächste Frage. Ob sie ohne Eltern aufgewachsen war. Oder mit beschissenen. Sie richtete sich auf und wieder beobachtete sie die Gesichtszüge des anderen. Die kleine Falte auf seiner Stirn, sie versuchte sich diese einzuprägen. Sollte sie ihn anlügen? Oder sollte sie die Wahrheit sagen? Sie überlegte einen Moment. Eigentlich hatte sie das Spiel vorgeschlagen, um den anderen aus der Reserve zu locken. Aber manchmal musste man etwas 'opfern', um es noch spannender zu gestalten. Sie nahm einen Schluck ihres Drinks. "Meine Eltern", sagte sie wahrheitsgetreu, "waren quasi nie existent." Sie kannte sie nur aus Erzählungen. "Meine Großmutter hat mich aufgezogen, Gott hab sie selig, ich hoffe,schmort in der Hölle. Nächste Frage."

    Misasagi & Priscilla4031-misasagi-png

    Verwechselt? "Ja", sagte sie entschieden und mit einen freundlichen Lächeln im Gesicht. "Verwechselt! Du hast genauso schönes, rosanes Haar wie meine Tochter!" Misasagi widerstand das Verlangen durch das Haar der Fremden zu streichen. Unter höchster Anstrengung! "Tut mir leid", sagte sie wieder. "Ich wollte dich nicht erschrecken! Normalerweise waren nicht viele Leute unterwegs zu dieser Jahreszeit ..."
    Die junge Frau richtete sich vorsichtig auf, dann drehte sie sich um und fuhr erschrocken zusammen. "Was ist los?" Ein Notizbuch, dass sie aus dem Brunnen fischte. Völlig durchnässt. "Oh", entfuhr es ihr. "Stand da etwas wichtiges drinne? Das tut mir leid ..." Sie wollte die junge Frau trösten, aber sie wusste nicht wie. Irgendwie musste sie ihr doch helfen. "Es tut mir so leid ... ich könnte es ersetzen! Also physisch! Natürlich kann ich eure Gedanken nicht wieder herstellen, aber ... ich habe in der Stadt einen Laden und ich verkaufe auch Notizbücher. Und Tinte, die bei Wasser nicht verwischt! Wasserfest, sozusagen! Das ist super praktisch! Ich würde es dir schenken! Als Wiedergutmachung! Was hälst du davon?" Zu gerne hätte sie wieder nach der Hand des jungen Mädchens gegriffen, aber sie konnte noch an sich halten. Dieses Mädchen hatte Angst vor ihr ... sie sollte sie nicht noch weiter überfordern mit Körperkontakt.

    Lukas & Rosalind
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    Vielleicht
    kam sie nochmal darauf zurück. Vielleicht. Ein Lächeln bildete sich auf das Gesicht des Geistlichen. Ein Lächeln des puren Glückes. Herr Gott! Er kannte sie erst seit fünf Minuten, aber Lukas war sich zu hundert Prozent sicher, dass sie die Frau seiner Träume war. Gott persönlich hatte sie geschickt! Nein, der Teufel! Er hatte doch ein Gelübte abgelegt! Aber die tief grünen Augen dieser Frau, ließen ihn an seiner endgültgen Entscheidung zweifeln. Oder war es das kleine Teufelchen auf seiner Schulter, dass ihn verbotene und dreckige Dinge zuflüsterte, die er alle mit dieser wunderschönen Frau anstellen könnte, wenn er seinen Glauben einfach über Bord werfen würde. Was er - um Himmelswillen - niemals tun würde! Egal, wie schön sie war. Egal, wie verlockend die Worte des Teufels waren. Sein Glaube war stark. Stärker als seine Gelüste, oder? Die Worte der jungen Frau holten ihn ins Hier und Jetzt zurück. Bücher könnten ihre Finger nicht schmutzig machen. Da hatte sie recht. Es waren nur Bücher. Er entfernte sich ein paar Meter, blieb aber hinter einer Säule stehen. Sie konnte ihn nicht sehen, aber er konnte sie beobachten, wie sie zur Kiste mit den Büchern ging. Wie sie darin blätterte und sie auf die besagte Seite aufschlug. Er versuchte sich die kleine Falte, die sich auf ihrer Stirn bildete, einzuprägen. Er war geblendet von ihrer Schönheit. Ihr langes, blaues Haar Schluck Wellen wie die stürmische See, als sie die Bücher in den Sitzreihen verteilte. Er konnte seinen Blick nicht von ihr abwenden, es freute ihn, als sie zu summen begann. Wie die Stimme eines Engels Er schloss die Augen, das Himmelstor vor Augen und die edle Dame mit Engelsflügeln an der Pforte, als ... als plötzlich Gordon hinter ihm stand. "Lukas?"
    Hatte er ihn etwa beobachtet? Hatte er ihn erwischt? Oh Gott! Er unterhielt sich einige Minuten mit den Geistlichen und als er zurück zu der adligen Dame zurück ging, war seine Miene finster. Er schleppte sich zu einer der Bänke und ließ sich dort nieder wie ein nasser Sack. "Es tut mir leid ... Es tut mir leid euch mitteilen müssen, aber heute findet leider kein Gottesdienst statt ... mal wieder." Er nahm das Gesangsbuch vor ihm und drückte es fest an seine Brust. "Gordon fühlt sich krank und ... abgesehen von Ihnen ist niemand hier ... und ... es tut mir leid ... Die Bücher müssen wir wohl wieder einsammeln."