Alice & Nick | in einem Patientenzimmer
Das Lächeln, was zu Beginn ihres Gespräches noch auf ihren rosigen Lippen gelegen hatte, war mit dem Moment fort als sie auch im Augenwinkel an seinem Gesichtsausdruck erkannt hatte, dass er sie fragend gar verwirrt anschaute. Es war zwar wie früher, Alice fühlte sich wohl in seiner Nähe und hatte nicht das Gefühl, dass sie sich monatelang nicht mehr gesehen hatten aber dennoch änderte sich gerade in diesem Augenblick etwas. In welche Richtung es ging, welche Richtung ihre Freundschaft jetzt einschlagen würde, das Mädchen war sich absolut nicht sicher. Sie kannte seine Meinung. Die Jugendliche wusste ganz genau, was Nick über ihren Freund und baldigen Vater ihres Kindes dachte und was er von ihm hielt. Aber Freunde waren auch da um so etwas zu akzeptieren, um Beziehungen anzuerkennen, auch wenn sie absolut nicht der Meinung waren, dass sie einander gut taten. Mehr als seine Hilfe anbieten konnte man meist nicht, wenn es sich um Liebe handelte und dem war so. Schließlich liebte Alice ihren Simon, egal was er machte. Trotz der Tatsache, dass er sich momentan so gar nicht für sein baldiges Kind interessierte aber sicher brauchte er einfach seine Zeit. Das war schon okay so! Sobald ihr die Worte über die Lippen gekommen waren, war es Still im sonst so leeren Patientenzimmer. Wahrscheinlich hätte man eine Stecknadel fallen gehört. Alice traute sich nicht ihren Blick zu heben, sie vergrub ihre Finger im Stoff ihres übergroßen Hoddies und brauchte einen Moment ehe sie ihren Kopf schließlich an hob und in das mehr als geschockte und auch überforderte Gesicht ihres Freundes zu sehen. „Natürlich.“ Alice widerstand dem kindlichen Drang die Hände vor der Brust zu verschränken und den Älteren böse anzufunkeln. Was dachte er? Was spann er sich in seinem Kopf zusammen? Niemals würde das Blondchen ihren Freund betrügen. Also.. nicht noch einmal, das wäre so etwas wie ihr sicherer Tod. Auch wenn sie sich vielleicht gerne an manchen Tagen, in manchen Augenblicken an diesen zaghaften und zärtlichen Kuss mit Nick zurück erinnerte, ihre roten Augen kurz über seine Lippen huschten aber das war Vergangenheit. Das gehörte nicht hierher und das würde auch niemals in ihre Zukunft passen. Da war einzig und alleine Simon und das sollte ihr Freund auch langsam verstehen. „Simon ist der Vater.“, versicherte sie dem Jungen deshalb nochmal. Es war nicht schwer zu erkennen wie überfordert er war. Aber die Schülerin nahm es ihm nicht übel, wer weiß wie sie reagiert hätte wenn sie eine so ähnliche Nachricht von seiner Freundin erfahren hatte, die sie vielleicht auf den Tod nicht ausstehen konnte. Und ihre eher unehrliche Antwort zu ihrem Befinden half da wahrscheinlich auch nicht viel. „Das ist schon okay, Nick, du musst nichts sagen.“ Am Ende sagte er noch etwas Falsches, versuchte ihr wieder etwas zu unterstellen und in ihrem momentanen Zustand konnte eigentlich jedes Wort schon zu viel sein. Ein Lächeln malte sich auf ihre Lippen. „Ich wollte es dir nur endlich sagen. Es ist mir wichtig dass du es weißt, auch wenn du nicht glücklich damit bist.“, sagte das Mädchen und wand ihren Blick wieder von ihm ab. „Ich will nur dass du es akzeptierst. Und ihn auch.. Simon gehört zu mir.“ Jedes mal kribbelte es in ihrem Bauch, ihr Herz schlug ein paar Takte schneller als sie seinen Namen aussprach und ihre Gedanken sich um ihn drehten. „Wir werden eine Familie sein und ich will dass du trotzdem an meiner Seite bist weil.. du bist mein Freund und.. ich möchte dich nicht verlieren. Nicht deshalb.“ Ihre Hand legte sich auf die kleine Wölbung unter der feuchten Stoffjacke, die sie trug. „Also.. ja, ich finde ein 'Herzlichen Glückwunsch' durchaus angebracht.“, meinte sie schließlich und konnte sich dabei ein Grinsen nicht verkneifen. Es war vielleicht nicht alles perfekt aber das würde es sicher noch werden. Alice hoffte nur dass das alles nicht irgendwann einmal eskalierte..