Das Badehaus

  • Ein wenig enttäuscht von Barretts Antwort wich die Rosahaarige etwas nach hinten. Über sowas machte sich ein Junge also Gedanken? - Über die Haare eines Mädchens?
    Eigentlich hatte Alicia mehr erwartet und das wusste er sicher auch. Die junge Frau dachte sie hätte ihn bei irgendetwas ertappt und war schon so nahe dran es zu erfahren - vergebens, hatte sie wirklich gedacht, Barrett würde ihr die Wahrheit sagen? - Wie dumm von ihr. "Ich denke...", fing Cia an uns legte leicht den Kopf schief. "...du solltest dir nicht so den Kopf zerbrechen über ein paar Haare."
    Im Grunde war Alicia jetzt in der selben Situation wie vor ein paar Minuten. Dabei war die Rosahaarige sich sicher, sie hätte sich gerettet wenn sie die selbe Frage Barrett stellt. Eine Ausrede wollte ihr auch nicht auf anhieb einfallen, nichtmal eine kleine Ausrede mit einem niedrigen Niveau, die ihr keiner abkaufen würde.
    Die Wahrsagerin strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, ehe sie auf seine Frage antwortete. "Woran ich denke?", wiederhohlte sie nochmals und zuckte anschließend mit den Schultern. "Ich weiß nicht so genau. An alles mögliche? An früher, an jetzt, an gestern, an morgen, an Bianca, an Ray, an dich, an die Klinik, an die Zukunft. Wer weiß." Das war ihre Antwort. Eine Antwort die den Braunhaarigen sicher nicht zufrieden stellen würde. So leicht würde sie ihre Gedanken nicht ausplaudern, oh nein.

  • Nagut. Dann waren die Gedanken um ihre Haare eben ziemlich unnötig - aber Barrett war nicht die Art man, die ständig über hochkomplexe Dinge nachdachte, oder wie man die Welt retten konnte, oder wie die Dinge um ihn herum funktionierten. Ihre Reaktion fand er ziemlich unfreundlich und bewegte sich unterbewusst ein wenig von seiner Begleiterin weg.
    Eigentlich hätte Barrett damit rechnen müssen, dass Alicia sich zu ihren Gedanken nicht äußern würde. Wäre auch nur zu schön um wahr zu sein. Doch er war es gewohnt nicht alles zu kriegen was er wollte, das hatte er schon seit seiner Kindheit gelernt. Doch daraus hatte sich irgendwann einmal der Trieb entwickelt, seinen Gegenüber so zu manipulieren, dass er bekam was er wollte. "Früher...? Und an Mich?", wiederholte er grinsend. "Was genau?!", fügte er eindringlich hinzu und fasste kurz die Hoffnung doch noch zu bekommen, worauf er vorher spekuliert hatte: Was Alicia über ihre Situation und vor allem über ihn dachte. Schließlich war der Gedanke daran mit seiner Ex in ein heißes Bad zu steigen ja irgendwie absurd. Doch kaum hatte er diesen Gedanken übersprungen knüpfte sich Barretts Gehirn daran fest. Konnte er sie überhaupt so nennen? Es war das erste mal, dass die beiden zusammen im Badehaus waren. Früher hatten sie das nie gemacht; und wenn Barrett mal so darüber nachdachte, dann erinnerte er sich an nicht mehr viel, das die beiden damals gemeinsam getan hatten. Natürlich, die paar Dinge, die er ihr neulich unter dem Baum am Kirschblütenplatz anvertraut hatte... aber auch nicht mehr. Es kam dem Jungen fast so vor als würde er Alicia erst richtig kennen, seit er sie vor einigen Tagen zufällig am Hafen wieder getroffen hatte. Mittlerweile war er nicht mehr ganz sicher ob die beiden früher überhaupt mal ein Paar waren - oder ob man es so nennen könnte. Diese ganzen Gedenken machten Barrett ein wenig deprimiert.

  • War ja klar, dass er es nicht sein lassen kann. , dachte sich das Mädchen, als Barrett versuchte sie weiter zu löchern. Vielleicht hätte sie das:'an dich' einfach außen vor lassen sollen. Nun war ihr Plan doch nicht so aufgegangen wie erhofft. Höchst wahrscheinlich hatte sie ihren Begleiter nur noch neugieriger gemacht. Und das Früher? - Ohja, dass hätte sie auch weglassen müssen. Barrett dachte jetzt sicher an die Zeit, in der die Beiden ein kleines bisschen ineinander verliebt waren. Doch diese Zeit war vorbei...oder? Wenn Alicia Barrett so ansah, kamen leichte Zweifel auf. War da wirklich nichts mehr? Gar nichts? Oder Redete sie sich das nur ein? Nein! Barrett dachte sicher genauso wie sie darüber. Da ist nichts mehr. Damals war alles noch anders. Anders als heute.
    Leicht schüttelte sie den Kopf Um diese ganzen Fragen in ihrem Kopf loszuwerden und wandte ihren Blick von dem Jungen ab. Für ihn war das Thema abgeschlossen und für sie auch, dass dachte sie zumindest...
    Jetzt hatte Alicia erstmal ein anderes Problem. Was sollte sie ihm sagen? "Barrett?", fing die junge Frau nach wenigen Minuten oder Sekunden des Schweigens an und blickte langsam wieder zu ihm auf. "Warum interessiert dich das? Woran ich denke und...was ich über dich denke?" Ihr Ton war recht normal mit einem Hauch von Geflüster. Ihre blauen Augen fixierten sich auf den Mund des Jungen, aus dem hoffentlich eine brauchbare Antwort heraus kommen würde. Eine Antwort mit der sie etwas anfangen konnte und sie im nach hinein nicht genauso schlau machte.

  • Barrett wusste nun selbst nicht, was er dazu sagen sollte. Alicia ging es vorher scheinbar jedoch genauso. Eigentlich hatte er sich auf einen unbeschwerten Nachmittag mit seiner alten/neuen Bekanntschaft im Badehaus gefreut, nicht auf Konversationen die ihn an den Rande seiner Überzeugungs- und Sprachkunst bringen würden. Zudem hatte Alicia wohl nicht vor ihn gleich wieder in Ruhe zu lassen. Sie grub dort, wo er seine Geheimnisse und Gedanken tief vergraben hatte und danach den Boden mit einer Schicht aus Gleichgültigkeit und Ausdruckslosigkeit versiegelt hatte. Nun schien diese Barriere zu brechen. Fast hätte ihr der Junge gesagt wieso er sich dafür interessierte, doch sein Stolz erlaubte es ihm nicht. Wäre es jetzt ein anderes Thema gewesen, so hätte der Junge ihr wahrscheinlich geantwortet "Nicht so wichtig, vergiss es" - aber das war es nun mal nicht...
    "Naja...", fing er an. Vielleicht war es mal an der Zeit Alicia etwas mehr Information zukommen zu lassen. Dann könnte er ausloten wie sie reagieren würde "...das interessiert mich eben... weil ich selbst in letzter Zeit auch häufig daran denke." Kaum hatte er diesen kurzen Satz gesagt, kam es ihm so vor als wäre das nicht genug um aus Alicia alles herauszulocken. Ohne seinen Blick von ihrem zu trennen bewegte er sich langsam durch das Wasser auf sie zu, bis er kuz vor ihr stehen blieb. "Also... an dich."

  • Wow! Barrett reagierte wie ein normaler Mensch! Fast schon hätte Alicia gedacht, sie hätte ihn überzeugt und er würde alles ausplaudern doch wieder kam es anders. Er antwortete mit etwas, dass sie nicht im geringsten vermutet hatte - nicht mal in 100 Jahren. Sprach da wirklich Barrett? - Erlaubte er sich einen Scherz mit ihr? Nein, dass würde der Braunhaarige nicht tun und selbst wenn, es wirkte total echt auf Alicia.
    Als er dann noch auf die junge Frau zukam wusste sie nicht was sie tun sollte. Aus dem Becken und abhauen? Solange sie noch die Möglichkeit dazu hatte? Nein, dass kam nicht in Frage, dass taten doch nur Feiglinge...Sie würde dem ihm sowieso wieder über den Weg laufen, dass Dorf war auch ziemlich klein, und außerdem würde es dann sicher den selben Lauf nehmen wie das letzte mal.
    Um ehrlich zu sein freute sie sich darüber ein wenig, aber sie wusste nicht sie es zuordnen sollte. War es schlecht oder nicht? Dachte er wirklich das selbe wie sie?
    Sprachlos blieb die Rosahaarige stehen. Ihr Körper bewegte sich keinen Millimeter weg, keinen Einzigen. Ihr Herz klopfte schneller und schneller sodass sie fast schon Angst hatte er könnte es hören. Ihre Augen konnten auch seinem Blick nicht ausweichen. Und etwas dazu sagen konnte sie gar nicht erst. Was auch? - Genauer löchern wollte die Wahrsagerin ihn nicht.
    Alicia...ganz ruhig. Warte erstmal ab, vielleicht...vielleicht fängt er im nächsten Moment das lachen an und entlüftet seinen Scherz!

  • Die Szene wirkte auf Barrett ziemlich merkwürdig. Da sagte er einmal etwas ohne Ausflüchte und Hintergedanken, schon kam er sich wieder blöd vor. Genau deshalb tat er so etwas nicht. "Ganz toll, sie straft mich mit Schweigen...", dachte sich der Junge und seufzte leise. Wieso konnte nicht einmal etwas richtig laufen im Bezug auf Alicia? Erst verlies sie ihn von einem Tag auf den anderen (naja, Barrett hatte Gedächtnisverlust, aber trotzdem!), dann hatten die beiden einen ziemlich 'erlebnisreichen' Ausflug in die Wildnis und nun stand er vor ihr wie ein kleiner Junge, der etwas unverzeihliches getan hatte und nun vor einem Anschiss Angst hatte. Doch egal wie lange er wartete, Alicia schien erstarrt wie eine Salzsäule - und das wohl nicht im positiven Sinn. So viel glaubte der er zumindest verstanden zu haben.
    "H-Hab ich was falsches gesagt?", fragte Barrett und legte seinen Kopf schief, so dass das Wasser in seine Haaren nun die linke Kopfseite herunterlief. Wartete sie nun darauf, dass er die ganze Sache noch entschärfen würde? Oder etwa dass er das ganze als Scherz entlarven würde? Im ersten Moment wollte er auch nichts sagen um Alicia so zum antworten zu zwingen, doch dann entschied er sich anders. "Alicia?", fragte er zunächst, "...was ist?"
    Ungeduldig wankte er hin und her, schaute durch die Gegend und dann wieder zu der jungen Frau ihm gegenüber. Ein bisschen musste der Junge sich schon konzentrieren ihr Gesicht nicht um einige cm nach unten zu verpassen. So nahe, wie er nun an ihr stand würde das sicher auffallen, auch wenn Alicia in einer Art Schockstarre gefangen war - und Barrett wollte nicht noch unhöflicher sein. Ganz zum Schluss drängte sich ihm der Gedanke auf, dass sie nun vielleicht gehen würde. Vielleicht hatte er in ihr dieselben Gefühle ausgelöst wie der kurze Kuss, den sie ihm vor einigen Stunden gegeben hatte. Glück und Trauer zugleich.

  • Immernoch starrte Alicia den jungen Mann vor ihr an. Barrett wirkte auch etwas überfordert mit der Situation. Nun blinzelte die Rosahaarige und schüttelte kurz darauf den Kopf. Nach einigen Minuten des Schweigens konnte sie wieder sprechen. Ein kurzes "Nein." folgte und sie wandte ihre blauen Augen von Barrett ab, was sollte sie den groß dazu sagen? Sie benahm sich wie ein Teenager, der gerade die Liebe seines Lebens vor sich hatte und kein Wort heraus bekam.
    "Nein, du hast nichts falsches gesagt." Hatte er auch nicht, ganz im Gegenteil. Alicia wollte doch auf sowas hinaus, ein kleines bisschen zumindest. "Nur..." Wieder hebte Alicia ihren Kopf an, sodass sie Barrett genau ins Gesicht schauen konnte. "...nur habe ich deine Antwort nicht kommen sehen. Ich habe mit allem gerechnet, Barrett. Nur mit dieser einen Antwort nicht.", erklärte sie ihm.
    Jetzt hatte auch das Badehaus, dass warme Becken und die ganze Atmosphäre keine entspannende Wirkung mehr auf sie. Eigentlich dachte die Rosahaarige sie könnte sich ein wenig normal mit ihrem Begleiter unterhalten. Aber das ging anscheinend nicht, solange nicht die offenen Fragen von damals geklärt waren.
    Alicia würde sich jetzt am liebsten ein falsches Lächeln aufmalen und sagen, dass es egal ist, was gerade passiert ist. Das Problem war nur, Cia konnte es nicht. Ihr war es auch nicht egal, Barrett war ihr nicht egal.

  • Ein Lächeln legte sich auf Barretts Gesicht. Seine Gedanken von vorhin bewahrheiteten sich nicht. Alicia würde nicht verschwinden, nein, wahrscheinlich würde sie sogar noch länger hier bleiben, da nun wohl ihr Interesse geweckt war. Doch ihre Reaktion war nicht ganz wie ihr erstes "Du hast nichts Falsches gesagt" vermuten lies. Nun war Barrett wieder verwirrt. Vielleicht hatte er doch etwas Falsches gesagt - oder zumindest zu einem falschen Zeitpunkt.
    "Möchtest du ernsthaft über früher reden?", fragte er dann ins Blaue hinein. Für ihn war die ganze Sache noch nicht abgeschlossen - wie sollte sie auch? Das ganze schien ihm bei Alicia nun immer mehr so zu sein wie bei ihm. Wenn sie nun noch etwas empfand? Oder wieder? Barrett wusste nicht recht... wie sollte dann ihre Zukunft aussehen? Etwa so wie die Vergangenheit? Das konnte er ihr nicht antun... "Moment mal.. Barry, was denkst du da? Das ist doch gar nicht deine Art! Du gehst vor, vor allem! Du glaubst doch nicht..." Doch Alicia strahlte eine Wärme und Geborgenheit aus, es war fast so als würde die Zeit stehen bleiben. In diesem Moment merkte Barrett, dass die junge Frau ihm gegenüber etwas ganz Besonderes war. Etwas dass er noch nie bemerkt hatte, nicht mal als die beiden für kurze Zeit ein "Paar" waren. Der Junge kannte dieses Gefühl nicht und so kam es, dass er Angst davor bekam. Barrett hatte nie wirklich einen besten Freund gehabt mit dem er etwa einen Ausflug ins Messhina Valley gemacht hätte oder ins Badehaus. Viel lieber wäre er alleine rumgelungert und hätte Monster kurz und klein geschlagen.
    "Lass uns doch da rüber gehen", schlug er dann vor und deutete auf eine Bank, an der das Wasser seichter war. Sie hatte in etwa die Form eines menschlichen Körpers, war also dafür gemacht sich dort hinzulegen und zu entspannen. Dort wäre es bestimmt besser über die Vergangenheit sprechen, als mitten im Becken stehend.

  • Hatte sie da etwa ein lächeln auf Barretts Lippen wahrgenommen, ein kleines? Auch wenn es nur kurz Platz in seinem Gesicht gefunden hatte, viel ihr deutlich eine winzige Last vom Körper. Es machte den Anschein, dass die ganze Sache nicht nur sie interessierte und Barrett kalt ließ. Nein, ganz im Gegenteil. Es sah so aus, als ob sich heute - an diesem Tag - alles klären würde. Jede Frage würde ihre Antwort bekommen und wäre damit aus dem Weg geräumt. Eine Straße ohne Steine und Äste würde enstehen, über die man nicht mehr stolpern konnte.
    Mittlerweile klopfte der Rosahaarigen ihr Herz im normalem Takt. Vorher wäre es ihr vor Aufregen und Schock fast aus der Brust gesprungen.
    Ein entschlossenes nicken von Cia folgte. Ja, sie würde über früher reden wollen. Es war doch egal ob jetzt oder später, irgendwann mussten sie es hinter sich bringen und jetzt - jetzt war die passende Gelegenheit dazu. Noch schlimmer würde es ja nicht werden, oder?
    Als Barrett zu einer Bank zeigte schaute Alicia ihn noch kurz an, lächelte und steuerte dann die Bank an.
    Was er wohl dazu sagen würde? Was sollte Alicia antworten? Eigentlich wusste das Mädchen sich nicht wirklich darauf vorzubereiten. Wahrscheinlich müsste sie spontan handeln oder nein, viel einfacher - die Wahrheit sagen. Aber was wenn sie das Früher ganz anders wahrgenommen hatte als der Braunhaarige? - Sie würde sich blamieren!
    An der Bank angekommen drehte sich die Wahrsagerin nach ihrem Begleiter um und war ihm ein kleines lächeln zu, warum wusste sie selbst nicht so genau. Eine Art Reflex vielleicht?

  • "Echt komisch", war das einzige, waren die einzigen Gedanken, die in der Situation in Barretts Kopf vor sich gingen. Normalerweise war Alicia nie so schweigsam... Verblüfft schaute er ihr nach, wie sie langsam zu der Unterwasserbank schwebte. Kurz darauf setzte er sich auch in Bewegung und traf kurz nach ihr dort ein. Hier, wo das Wasser etwas flacher war, war es nicht mehr ganz so heiß wie mitten im Bad, er konnte sich jetzt voll und ganz auf Alicia konzentrieren. Mit einem Ruck hob er sich die abgerundete Kante nach oben und legte sich dann in die vorgefertigte Form, spürte die Mosaiksteinchen an seinem Rücken und sah Alicia es ihm dann gleich tun. Barrett rutschte etwas näher zu ihr, so dass sich sein linker und ihr rechter Oberarm leicht streiften. Ein Impuls ging durch Barretts Körper und der Junge atmete tief ein.
    Bisher war ja alles ziemlich gut verlaufen... nur was sollte er sie jetzt fragen? Natürlich kamen ihm 1000 Fragen in den Sinn, doch jede war peinlicher als die vorherige. Da seine Begleiterin wohl nicht dein Eindruck machte sprechen zu wollen - oder zu können - ergriff Barrett das Wort. "Du, Alicia", fing er an und senkte seinen Blick dann von ihrem Gesicht zu ihren Schultern. Vielleicht sollte er mit einer einfachen Frage beginnen? "Wie hast du dich damals so gefühlt?", sagte er schließlich und sah der jungen Frau wieder in ihre blau-schimmernden Augen. Natürlich war es wichtiger wie sie sich jetzt fühlte... doch das ganze erst einmal auf die Vergangenheit zu beziehen war sicher einfacher. "Erzähl mir alles", fügte Barrett dann noch hinzu, wer wusste ob Alicia nicht wieder nur einen Satz herausbringen würde?

  • Irgendwie war es klar, dass so eine Frage gleich als erstes kam. Warum warten und unnötig reden, wenn man es gleich auf den Punkt bringen kann? Das Problem war nur, dass sie nicht so recht wusste was sie antworten sollte. Einfach ausplaudern, wie sie sich gefühlt hatte, damals wo noch alles in Ordnung war.
    Mit geschlossenem Mund schaute sie zu dem Braunhaarigen, der eine Antwort kaum abwarten konnte. Sie wollte über früher reden, also hatte sie sich diese Situation selbst zuzuschreiben. "Naja...", fing sie an und wandte ihren Blick von ihm ab. "...gute Frage.", nuschelte das Mädchen anschließend und strich sich ihre nassen Locken aus dem Gesicht. Am besten war es, wenn Alicia ganz von vorne anfing, sie wusste sowieso nicht sorecht wo sie anfangen sollte.
    "Als du das erste mal in die Klinik kamst, wusste ich eigentlich gar nichts über dich, trotzdem mochte ich dich von anhieb. Irgendwann stellte sich dann heraus das du der Sohn von Byle warst." sagte die Rosahaarige und lächelte ein wenig. "Ich habe es zuerst nicht geglaubt, weil du in der Klinik so zurückhaltend wirktest und keines wegs so, wie dich die anderen Dorfbewohner beschrieben. Und irgendwann als..." Die Wahrsagerin brach den Satz ab. Sollte sie ihm das wirklich sagen? Ja oder? Es waren ja nicht die jetzigen Gefühle sondern die vor einiger Zeit - von der Vergangenheit. "...wir uns besser kennen lernten und uns sogar küssten, ich weiß nicht. Vielleicht war ich im nach hinein ein wenig angetan von dir." Den letzten Teil drückte das Mädchen etwas undeutlich und leise aus, mit purer Absicht. "Und dann kamen die ganzen Probleme. Du weißt...Felicity und mein Bruder und du hast dich nicht mehr gemeldet und für mich war dieses Thema dann erstmal abgeschlossen." Ob es das war, was Barrett überhaupt hören wollte wusste Alicia nicht recht - jetzt war es draußen und es war zu spät es zurück zunehmen.

  • Barrett hatte eigentlich ein "Ich war glücklich damals" erwartet - oder zumindest erhofft. Zudem machte Alicia das ganze nicht viel besser. "...für mich war dieses Thema dann erstmal abgeschlossen", wiederholte er in Gedanken und sah zur Decke. Von hier aus konnte man sie ziemlich gut erkennen, vom Beckeninneren aus war sie aufgrund des Dampfes nur schwer identifizierbar. Verträumt schaute er sich die konturlose, beige und kuppelförmige Decke an. Was sollte er nun darauf sagen? Während er ihre Worte gedanklich noch einmal durchging bemerkte er, dass sie ihm scheinbar nicht wirklich die Schuld für das Scheitern ihrer jungen Liebe gab. Aber konnte er es überhaupt so nennen? Barrett musste unbedingt rausbekommen was das für Alicia gewesen war. Ob er nur einer unter vielen war oder etwas ganz besonderes. Wenn er sich die hübsche Rosahaarige so ansah konnte das durchaus sein. Barrett schluckte; war es wirklich so?
    Sofort fragte er nach, keine Sekunde sollte mehr verstreichen. "Alicia. Was genau war das damals für dich? Eine Beziehung? Eine Liebelei? Oder... nichts?" Das letzte Wort hätte der Junge am liebsten nicht gesagt, doch es gehörte genauso dazu wie die ersten beiden. Ebensogleich machte Barrett sich bereit auf dieselbe Frage zu antworten, obwohl er selbst nicht ganz wusste was das nun war. Damals hätte er wahrscheinlich ganz anders geantwortet als heute und nun waren die beiden ein Stück erwachsener, damals war also vorbei, oder nicht?

  • Barrett sagte nichts dazu sondern ging zu einer anderen Frage über. Direkter konnte er nicht fragen. Alicia schaute Barrett an, war es diese eine Frage auf die er schon die ganze Zeit hinaus wollte. Eine Frage auf die Cia keine wirkliche Antwort hatte, sie stellte sich die Frage selbst. Cia wusste doch selbst nicht, was sie darüber dachte. Ohne Bedeutung war es für sie nicht, dass war schonmal klar. Aber was war es für ihn? Wahrscheinlich weniger als für die Wahrsagerin.
    "Nichts? - Wie kommst du dazu sowas zu fragen?!", zischte die junge Frau und hätte dem Jungen am liebsten eine Geknallt. Wenn es für sie nichts war, hätte sie ihn damals doch gar nicht erst geküsst und ihm dann Vorwürfe gemacht, weshalb er sich nicht meldete. "Für mich war das alles andere, nur nicht nichts." Mit diesem Satz stellte sie klar, dass Barrett ihr keines wegs gleichgültig war.
    Eine Liebelei oder sowas in der Art war es auch nicht. Und eine Beziehung? Konnte man einen kleinen Kuss als Beziehung sehen?
    "Ich denke irgendetwas, dass vor einer Beziehung kommt. Warum fragst du? Was war es denn für dich Barrett? Wie hast du dich damals gefühlt?" Nun drehte Alicia den Spieß einfach um, schließlich wollte auch die Rosahaarige Klarheit darüber.

  • Alicias Reaktion folgte prompt. Anscheinend war es ihr nicht egal, ganz im Gegenteil. Barrett fragte sich sogar ob sie vielleicht etwas untertrieb und sich vor ihm nicht bloß zu stellen. Warum er fragte ja ja wohl klar: Es interessierte ihn. Nur wie er das empfand war für den jungen Mann trotz langer Überlegung noch nicht so klar. Selbst wenn er 100 Jahre hätte, würde er wahrscheinlich nicht mehr rausbekommen als ein unsicheres Gefühl in der Magengegend.
    Doch seit wann redete der Junge über seine Gefühle? Wenn er sich recht erinnerte, tat er das nicht mal mit seinem Vater - welcher sein engster Vertrauter war. Doch bei Alicia war das ganze anders. Als sie sich vor ein paar Tagen trafen, war er noch etwas voreingenommen, doch ihre freundliche Art hatte irgendetwas vertrautes, das er schon ewig gesucht hatte und doch nie gefunden. Mit ihr in diesem Becken zu liegen und über seine Gefühle zu reden war besser als das erhabene Gefühl, welches er beim Abschlachten jeglicher verachtungswürdigen Kreatur aus den Verliesen bekam.
    "Wie ich mich gefühlt habe?", wiederholte er in Gedanken "Naja, gut denke ich mal." Dann machte er eine Pause und sah Alicia wieder in die Augen. "...und ich hab mich schrecklich gefühlt, als es vorbei war. Dass.... ich dir das angetan hab." Trotz seiner Zuneigung zur der jungen Frau, die neben ihm lag, fiel es dem stillen Jungen nicht leicht das auszusprechen. Doch vielleicht konnte er ja einiges mit einer ehrlichen Entschuldigung wieder gut machen?

  • Sprachlos von dem was der Braunhaarige gerade gesagt hatte, schrecke das Mädchen wie aus einem Alptraum auf. Ihre Haare die mittlerweile von oben bis unten klatsch nass waren, klebten an ihrem Körper, so als würden sie die junge Frau festhalten, binden als Zeichen nicht zu gehen.
    Das war doch genau das was Alicia hören wollte, mehr wollte sie doch gar nicht wissen. Ihre größte Frage war hiermit geklärt, aber? Aber wie sah es jetzt aus? Fühlte sich Barrett jetzt wieder gut Nachdem sie sich wieder getroffen hatten oder nicht?
    Alicia drehte ihren Kopf zu Barrett der immernoch die selbe Position wie vorher hatte. "Und jetzt?", fragte das Mädchen etwas leiser, wandte ihre blauen Augen von Barrett ab und betrachtete die kleinen Wellen, die sie durch ihre etwas hektische Bewegung verursacht hatte. "Wie fühlst du dich jetzt?"
    Nach diesem Satz setzte wieder die Stille ein. War das vorhin auch noch eine Entschuldigung? Zumindest teilweise? Cia atmete leicht aus. Sie konnte ihm deshalb keine Vorwürfe machen. Alicia war mindestens genauso daran Schuld wie er.

  • Eigentlich unmöglich, dass es eine noch schwerere Frage gab als die, welche er gerade beantwortet hatte. Barrett zögerte etwas, machte dann seinen Mund auf nur um ihn kurz darauf wieder zu schließen. Alicia war wirklich direkt, scheinbar wollte sie nicht wirklich über die Vergangenheit reden, wie er zunächst angenommen hatte. Sondern viel mehr über das hier und jetzt - zwar war ihm das nur Recht, trotzdem hatte er so seine Bedenken.
    Dann sagte er etwas, das er wohl nie zu sagen von sich erwartet hätte und wohl auch nie wieder so sagen würde. Ein Lächeln hüpfte über das Gesicht des Jungen, dann sah er Alicia tief in die Augen und sprach. "Jetzt fühle ich mich auch gut. Denn ich liege hier im Wasser mit einer hübschen, interessanten und netten jungen Frau." 'Leicht bekleidet' unterschlug er erst mal, das könnte die ganze Situation wohl noch drehen. Das war dann auch alles was er herausbrachte. Als Alicia dann kurz überlegte was sie sagen sollte fragte der Junge gleich was ihn interessierte, war ja nur fair! Eine Hand bewegte sich lautlos durchs Wasser und legte sich sanft auf Alicias Bauch nieder. "Was fühlst du gerade?", flüsterte er mit seiner tiefen Stimme und unterbrach seinen Blick in Alicias Augen (welche ein wenig erschrocken wirkte) nicht. "Hoffentlich hast du dich nicht übernommen mein Freund..."

  • Nach einigen Minuten machte sich auf ihren Lippen ebenfalls ein sanftes Lächeln breit, auch wenn es nur ein kleines war, man konnte es als Erleichterung zählen. Ihm ging es gut. Immer oder nur in ihrer Anwesenheit? - Egal. Im Moment war alles bestens. Alles schien vorerst geklärt und es grenzte an dem Wort Perfekt. Solange keine weiteren unangenehmen Fragen kamen.
    Der Rosahaarigen ihre Wangen färbte sich leicht rot, lag es an der Wärme die das Wasser verursachte? Kein Wunder, die Zwei waren hier auch schon ewig drin. Oder lag es einfach daran, was Barrett sagte? Er wusste wohl auch wie man Frauen um den Finger wickelte.
    Ehe das Mädchen irgendetwas machen konnte, spürte sie seine Hand auf ihrem Bauch. Sowas hatte er bis jetzt noch nie gemacht. Alicia dachte nicht sonderlich darüber nach, legte ihre Hand auf seine und atmete aus und wieder ein, bevor sie ihm eine Antwort gab.
    "Ich denke genauso gut wie dir", gab sie Barrett als Antwort und setzte wieder ein leichtes Lächeln auf. Wer hätte gedacht das sich die Beiden nochmal so nah kommen würden? Aber ob das eine so gute Idee war? Was wären wenn es genauso ausgehen würde wie das letzte Mal?

  • Barrett lächelte ebenfalls. Es war eins der Lächeln, die man nicht weg bekam, egal wie sehr man es versuchte. Der Junge wusste sich nicht zu helfen. Jede Sekunde wurde er mehr und mehr von Alicia angezogen, es schien ihm fast so als drücke in eine unsichtbare Kraft in ihre Richtung, die zwar sanft war, doch die er nicht aufhalten konnte. Seine Hand strich langsam über ihren Bauch, während er, gefesselt von ihrem Blick, immer näher kam.
    "Ist da noch was?", fragte die Stimme in seinem Kopf, die zweifellos dem alten Barrett gehörte, der aus den dunkelsten Ecken seines Gedächtnisses hervor gekrochen kam und ihm neue Hoffnung gab. Doch wie sollte er das herausfinden ohne die falschen Worte zu wählen? Spontan entschied Barrett sich für eine - in seinen Augen bessere - Lösung. Barretts Hand drehte sich um, ergriff die von Alicia und hielt sie fest. Fast im selben Moment beugte sich der Junge zu ihr hinüber, etwas aus dem Wasser, bis er kurz vor ihrem Gesicht Halt machte. "Alicia, ich...", flüsterte er leise, dann nahm er seine Eitelkeit von sich und küsste sie langsam und intensiv auf den Mund. Sofort kam dieses vertraute Gefühl von damals zurück, es war als würde er alles noch einmal sehen, in etwa so, wie man sein Leben noch einmal vorbeiziehen sieht, kurz bevor man stirbt. Auch wenn es nur einige Sekunden waren, kam ihm das ganze vor wie eine halbe Ewigkeit. Nicht lange und er zog sich zurück, lies sich ins Wasser fallen, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und starrte zurück zur Decke. "Wie fühlt sich das an?", fragte er nach einer kurzen Atempause.
    Im Nachhinein würde er nicht glauben, dass er das getan hatte.

  • Ohne eine Ahnung zu haben was Barrett vorhatte blieb Alicia in der Position. Er kam näher und näher und langsam hatte sie eine kleine Vorahnung von dem, was barrett vor hatte. Er wird doch nicht. Kurz nachdem Alicia diesen Gedanken in ihrem Kopf ausgesprochen hatte passierte es. Der Braunhaarige küsste sie und diesmal ohne zu zögern, vollkommen entschlossen es durchzuziehen. Bei ersten Kuss musste nämlich Alicia einen Schritt auf ihn zu gehen und jetzt? - Jetzt hätte die Wahrsagerin es nie gewagt ihn zu küssen. Sie hätte nicht die nötige Portion Mut aufbringen können.
    Sichtlich überrascht sah sie nach dem Kuss aus, dass würde sogar jeder Blinde sehen. Wie sie sich jetzt fühlte konnte Alicia nicht beschreiben und ließ ihren Blick überall hinschweifen außer zu dem Braunhaarigen. "Ich weiß nicht.", antwortete sie ihm darauf und beschloss dann doch wieder ins tiefere Wasser zu gehen.
    Wahrscheinlich war Barrett ziemlich stolz auf sich, dass er sich das getraut hatte. Und nun? Wie sollte es weiter gehen? Waren sie ein Paar? Zwei Verliebte oder was waren sie überhaupt? Normale Freunde auf keinen Fall mehr.

  • Alicia schien das ganze nicht so sehr gefallen zu haben wie ihm. Langsam stieg sie auf und entfernte sich von ihm (oder hab ich das falsch verstanden?), sie schwamm ziemlich zügig weiter hinein und Barretts Blick konnte ihr aufgrund des Dampfes schon bald nicht mehr folgen. "Nein. Nein! NEIN!", schrie die Stimme in seinem Kopf wieder und wieder. Hatte er etwas falsch gemacht? Hatte er etwa den falschen Zeitpunkt ausgewählt? Hatte er eventuell den Ausdruck in ihren Augen fehlinterpretiert? Vielleicht hätte der Junge ja doch standhaft bleiben müssen und sich nicht von seinen Gefühlen übermannen lassen dürfen. Mehr und mehr fragte er sich, ob es richtig war Alicia geküsst zu haben.
    Trotz all dieser möglichen Fehler machte Alicias Verhalten auf Barrett einen seltsamen Eindruck. Wenn sie gegen das Ganze war, wieso hatte sie ihm dann schon bei seinem Versuch nicht gleich eine geknallt? Oder wenigstens gesagt, dass sie das nicht wollte? Zeit hatte sie ja genug. Sollte er ihr nun nachgehen oder würde das alles schlimmer machen? Soweit Barrett über Frauen Bescheid wusste, mochten sie es nicht unter Druck gesetzt zu werden. Eventuell war sein Kuss ja zu viel auf einmal für Alicia. Die beiden hatten sich ja erst vor einigen Tagen wieder getroffen. Dann war es wahrscheinlich auch zu viel Druck, wenn er ihr jetzt folgte. "Barry, du bist so blöd!", sagte er leise zu sich selbst.
    War jetzt alles vorbei? Barrett glaubte es fast.