Chase und Melanie in einer Bar
Während Melanie sorgfältig die Cocktailkarte las, studierte Chase währenddessen ihre Gesichtszüge, vielmehr noch die blauen Augen, die stetig von links nach rechts huschten. Er war gespannt, was sie wohl auf seinen Vorschlag bezüglich des Trinkspiels antworten würde. Eigentlich rechnete er fest mit einer Zusage. Genau aus diesem Grund sah er sie auch durchaus irritiert an, als über die hübschen Lippen sogleich eine bissige Absage kam. Die gleich darauf folgende Erläuterung ließ den Teenager zunächst eine Augenbraue lupfen doch im nächsten Moment formten sich sein Mund langsam aber stetig zu einem leichten Schmunzeln. Noch mehr Geheimnisse? Das war nun wirklich interessant. Insbesondere wenn man dies im Zusammenhang mit einem Trinkspiel betrachtete sowie ihre zarten Wangen, die etwas rote Farbe bekommen hatte, wenn er das richtig gesehen hatte. Umso bedauerlicher war, dass seine Klassenkameradin seinen Vorschlag direkt abgelehnt hatte.
Chase setzte im nächsten Moment einen Schmollmund auf, der gar nicht mal so extrem gespielt war, legte den Zeigefinger oben in die mittige Falte der Karte und drückte diese ein wenig hinunter, bis Melanies Augen wieder zum Vorschein kamen. “Hast du Angst zu schnell voll zu sein?” Er grinste, ließ die Karte dann wieder los, als Melanie in ansah und gleich darauf wieder die Augen auf die gedruckten Buchstaben richtete. Vielleicht war sie aber auch eines dieser Mädchen, die eher Typ Mauerblümchen waren und bei solchen Spielen komplett nüchtern nach Hause gingen. Der Gedanke war irgendwie absurd, wie Chase fand. Aber vielleicht doch nicht allzu abwegig? Eventuell fiel sie wieder auf seine leicht provokante Frage herein und platzte mit irgendetwas heraus, was sie eigentlich gar nicht hätte sagen wollen. Er hoffte es zumindest.
Der Teenager stützte den rechten Ellbogen auf der Tischplatte ab, legte das Kinn in die Handfläche und wartete, bis sein Gegenüber sich schließlich für einen Caipi entschied. Er nahm ihr die Karte aus der Hand und überflog diese kurz selbst.
Der Kellner tauchte schließlich neben den beiden auf und Chase bestellte einen Cuba Libre sowie zwei Shots, nachdem Melanie ihren Cocktail aufgegeben hatte. Ihren Blick kommentierte er nur mit einem “Ich spendiere dir einen.”
Ja, eigentlich hatte er vorgehabt seine hübsche Begleitung später noch einmal darauf aufmerksam zu machen, dass er noch eine kleine Gegenleistung für sein Schweigen erwartete - in Form von einigen von ihr gezahlten Drinks - aber es war sicherlich auch nicht schlecht ihre Zunge ein wenig zu lockern.
Chase stieß bei ihren nächsten Worten amüsiert die Luft aus. Er würde sicherlich nicht einfach so fröhlich aus dem Nähkästchen plaudern. Aber vielleicht würde es sie dazu bewegen etwas mehr von sich zu erzählen, auch wenn er nur etwas unbedeutendes von sich gab. Kurz überlegte er daher. “Gut …. ich wohne allein in Riverport und gehe gern ins Fitnessstudio.” Ziemlich banal, aber es entsprach der Wahrheit. Sie konnte also nicht meckern, oder? Eventuell würde die erste Info später noch eine Rolle spielen. Wer wusste das schon so genau.
Die Bedienung brachte die Getränke und Chase schob eines der gut gefüllten Shotgläser, die in der Mitte des Tisches platziert worden waren, zu Melanie hinüber. Sogleich hob er sein eigenes Gläschen und sah sie auffordernd mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen an. “Auf dich, meine liebe Melanie."