Kyle & Ced [Cursed auf 'nem Dach]
Cedric sagte nicht viel, aber Kyle hatte auch nicht mit viel gerechnet. Ehrlich gesagt sagte der Blonde nichts, sah bloß einen Augenblick lang auf, während Kyle seine Worte sprach und er fragte sich, was genau an seinen Worten ihn eigentlich zu dieser Reaktion bewegt hatte. Aber das war gut. Fand Kyle. Es war gut, dass er immer mehr reagierte, auch wenn die Reaktionen nicht wirklich tatkräftig waren. Aber das machte nichts, der Amerikaner würde sich schon etwas einfallen lassen - schon das Ruder übernehmen, wenn der Blauäugige nicht wollte. Er war echt froh darüber, dass er in der Regel ein Mensch war, der viel und gerne redete - ansonsten wäre ihm wahrscheinlich schon längst der Gesprächsstoff ausgegangen. Gott, wie hatte Dirk das Ganze damals eigentlich hingekriegt? Gut, die Situationen waren komplett verschieden gewesen, das musste der Punk zugeben, aber wenn man einmal bedachte, wie anders der Charakter des Postboten war, dann war er schon ein wenig überrascht. Cedric sagte nichts - also ließ Kyle es ebenfalls bleiben. Es war nicht so, als drängte irgendetwas in ihm danach, Cedric irgendwelche intimen Details zu erzählen - aber im Endeffekt, hätte er irgendeine Art von Interesse gezeigt, dann hätte er es getan. Schon irgendwie merkwürdig, wie wenig Probleme er damit hatte. Inzwischen hatte? So genau hatte er darüber gar nicht nachgedacht. Kyles Augenbrauen zogen sich leicht zusammen, als er plötzlich spürte, wie die Atmung seines Gegenübers schneller wurde. Sein Blick huschte kurz zur Brust des Mannes, dann zu seinem Gesicht, seinem Mund, seiner Atmung. Shit, bekam er jetzt auch noch eine Panikattacke? Hatte er zuviel gefordert? 'Ich kann nicht' - hörte er ihn sagen. Und dann biss er sich auf die Lippe, so fest, dass sich bald ein wenig Blut zeigte. Dude. Unruhe war es, die sich in Kyles Mimik mischte, während er den Jungen vor sich musterte, einen Moment lang überlegte, was genau er jetzt tun sollte. Was ging dem Musiker bloß durch den Kopf? War es wirklich die Aussicht aufs Aufstehen, die ihm so grotesk erschien? Sollte er ihm noch etwas Zeit geben? Mit ihm hier sitzen bleiben? Oder sollte er sich doch dafür entscheiden, ihn hochzuheben und ein Stück weit zu tragen? War das eine gute Idee? Der Weißhaarige wollte gerade zum Wort ansetzen, da kam Bewegung in den Jungen. "Huh?" Moment, was? Hatte er nicht vor fünf Sekunden noch nein gesagt? Etwas überrascht folgte er mit seinem Blick den Regungen des Blonden und als er versuchte aufzustehen, noch immer an ihm geklammert, da stand der Russe auch auf, vorsichtig, die Hände von seinem Körper abstehend, bereit, Cedric notfalls Rückendeckung zu geben oder gar aufzufangen. Und dann stand er da, der Ältere und Kyles Gesicht zierte automatisch ein schnelles Grinsen. "Oh, nice!", kommentierte er mit einem Hauch kindlicher Begeisterung und nachdem er Ced ein paar Sekunden gab, um sich an die neue Position zu gewöhnen, ging er mit ihm zusammen langsamen Schrittes los. Es funktionierte echt besser als erwartet, auch wenn Kyle seine Kraft nutzen musste, um seinen Mitstreiten abzustützen. Es waren nur wenige Schritte, die sie vollführt hatten - aber es war viel, viel für den Moment. "Siehst du, Ced? Du kriegst das hin. Du hast jetzt schon mehr hingekriegt, als du von dir gedacht hättest." Das Grinsen wurde breiter und Gott sei Dank gab es gerade auch keinen Grund mehr um weitere Tränen fließen zu lassen, weshalb sie langsam auch versiegten. Die beiden Jungen gingen weiter, es dauerte ein wenig und sie gingen nicht viel, hatten etwas mehr als das halbe Dach überquert, waren bei Kyles verlorenem Rucksack angekommen. Kyle hielt an, sah sich den schwarzen Stoff einen Sekundenbruchteil lang an und sah dann kurz hoch. Die Sonne schien. Huh. Das hatte er für kurze Zeit fast vergessen. Die Sonne schien, schien über das Dach hinweg, schien jetzt auch auf sie beiden, jetzt, wo sie sich vom Licht stehlenden Zaun entfernt hatten. "Lass uns.. erstmal hier bleiben. Uns etwas hinsetzen. Ich weiger' mich gerade sowieso nochmal 16 fucking Etagen runter zu steigen. Außerdem..", er machte eine Pause und während er sprach bewegte er sich zusammen mit Cedric langsam zu Boden, ".. hab ich noch ein paar Pillen im Rucksack, dementsprechend wäre gerade ein ziemlich ungünstiger Zeitpunkt von einem Bauarbeiter erwischt zu werden." Ein schiefes Grinsen, dann kramte er rasch in seinem Rucksack herum und holte eine kleine Dose, sowie eine Literflasche Cola hervor. Er schien kurz intensiv zu überlegen - Dosencola schmeckte besser als die aus Flaschen. Er wollte schon gern diese verdammte Dose haben. Aber Cedric in dem Zustand eine fette Flasche hinzuhalten? Aww, man. Opfer mussten wohl gebracht werden. - Dann öffnete er die Dose und hielt sie dem Blonden mit einem schmalen Lächeln hin. "Hier, trink was. Der Zucker sollte helfen deinem Kreislauf wieder einen Kick zu geben. Alternativ verpasse ich dir einen, also lehn' jetzt bloß nicht ab." Immerhin hatte er noch einen bei Cedric offen. Auch, wenn er das gerade nicht ansprechen würde. Und auch, wenn es soviel gab, wo er gerne nachfragen würde. Es gab wirklich, wirklich viele Fragen. Aber jetzt würde er sie noch nicht stellen. Würde er sie überhaupt stellen müssen? Oder würde Ced von selbst irgendwann mit der Sprache rausrücken?