Darren & Yumi | in einem der Hörsäle
Der intensive Blick der jungen Frau, der unentwegt auf ihm ruhte, seinen Körper beobachtete, war dem Kerl nicht entgangen. Er spürte ihre eisblauen Augen auf sich, bei jeder Bewegung, die er machte. Während er den Stoff von seinem Körper zog, das Kostüm wegräumte und sein T-Shirt in die Hand nahm. Keine einzige Sekunde hatte er das Gefühl unbeobachtet zu sein, dass er ihrem Blick entkommen konnte. Nicht, dass er das unbedingt wollte, er genoss es eigentlich sogar. Musste in ihrem Kopf doch sicherlich viel vorgehen, wenn sie ihre hübschen Augen, ihren starren Blick nicht mehr recht kontrollieren konnte. Nachdem seine Kommilitonin und sein scheinbar größter Fan die Bühne und anschließend wahrscheinlich auch den Hörsaal verlassen hatte, bedeckte er seinen nackten Oberkörper wieder mit seinem Shirt. Die leisen Worte der Anderen hatte er dabei nicht gehört, fragte sich in der Zwischenzeit eher ob die Aussage seiner Mitstudentin etwas in Yumi ausgelöst hatten. Dass sie seine verletzte Hand angesprochen hatte, wo er wusste was für Gedanken sich die ehemalige Studentin darum machte. Unnötige Gedanken, denn ihr traf keine Schuld. Das wusste sie aber das konnte sie ihr auch noch so oft erklären. Yumi war ein Dickkopf. „Wahrscheinlich.“, erwiderte er und legte seine Finger an das bärtige Kinn als würde er weiter über diese Aussage nachdenken, schmunzelte dann jedoch und hob seine Schultern. „Vielleicht wurde mir besagter Raum aber auch schon weggenommen. Wie so manch andere Dinge.“ Darren funkelte die junge Erwachsene an. Es brauchte keine Worte mehr und auch keine Erklärungen. Yumi würde genau verstehen, was er damit sagen wollte. Nämlich dass seine Schauspielkollegin, die ihn vorhin noch in den Arm genommen und seine falschen Tränen getrocknet hatte, ihm höchstwahrscheinlich den besagten Raum mit dem Sternchen weggeschnappt hatte. Was auch sonst? Er war immerhin nicht der Einzige in seinem Studium, der eine Hauptrolle ergattert hatte. Auch, wenn das schon viel über das schauspielerische und in diesem Fall auch musikalische Talent dieser Person aussagte aber Darren war auch niemand, der den Erfolg und all den Rum für sich alleine einstecken wollte. Lieber teilte er diese Freude als dass er am Ende alleine da stand. Vielleicht wollte er mit seinen Worten aber auch etwas ganz anderes aussagen. Aber das überließ er dem Köpfchen seiner Gesprächspartnerin. Seine Frage schwebte immer noch im Raum während er auf eine Antwort von Yumi wartete, dabei aus seinem Rucksack seine Schiene holte und vorsichtig anlegte. Auch wenn er die laut seinen Ärzten nicht unbedingt täglich tragen musste, so gab sie ihm doch irgendwie ein Gefühl der Stabilität. Zumindest rein psychisch, denn körperlich war da nicht mehr viel mit Gefühl. Der Schauspielstudent bemerkte eine ungewohnte Nervosität in sich. Es war immer etwas aufregend, wenn man andere nach deren Meinung zu einem Stück fragte. Vor allem wenn es besondere Menschen waren. Menschen, die eine wichtige Rolle im eigenen Leben spielten. „Es hat immer eine andere Bedeutung wenn Menschen darüber urteilen, die sich mit der Materie nicht so sehr auskennen.“, sagte der Musiker. „Wir wissen worauf wir achten müssen, worauf wir beim anderen Wert legen aber als Außenstehender nimmt man nur das Stück alleine wahr. Die Texte und die Emotionen und wie es bei euch ankommt ist sehr viel wichtiger.“ Vorallem wie es bei Yumi an kam. Hatte er sie überzeugt? Mit seinem Können als Schauspieler? Der Student näherte sich dem Blondchen wieder, hatte sich zuvor einige Schritte entfernt und beobachtete sie dabei wie sie sich von der Wand abstieß. Konnte seine braunen Augen nicht von ihr abwenden und spürte den unregelmäßigen Herzschlag in seiner Brust. „Es ist mir wichtig was du davon denkst.“, fügte er hinzu, seine Stimme war leise und er blieb vor Yumi stehen. Sehr viel näher als er eigentlich musste. Schließlich war niemand mehr da, der irgendeinen Fetzen von ihrem Gespräch mitbekommen konnte. Niemand war da, der ihnen merkwürdige Blicke hätte zu werfen können. Es war niemand mehr da, es brannte nur noch ein Scheinwerfer, der die Bühne erhellte und so auch etwas Licht hinter den Vorhang warf. „Du scheust dich sicher nicht davor mir offen und ehrlich Kritik zu geben.“ Ein Grinsen umspielte seine Lippen während er auf das Blondchen hinab sah, widerstand dem Drang seinen Arm zu heben, diese verirrte blonde Strähne hinter ihr Ohr zu streichen und ihre Wange zu berühren. Widerstand dem Drang ihren Körper anzufassen, sie zu spüren und an sich heran zu ziehen. Es war so verdammt schwer. Aber musste er diesem Verlangen überhaupt widerstehen? Warum es nicht einfach zu lassen? Vielleicht weil es immer ein Spiel mit dem Feuer war?