Darren & Yumi | auf Intensivstation
Wahrscheinlich war der junge Student nochmal eingeschlafen, vielleicht lag er aber auch wach, irgendwie verging die Zeit und doch fühlte es sich an als stünde sie still. Darren wusste nicht wie spät es war und wie viel Zeit seit dem Aufeinandertreffen in der Innenstadt passiert war, doch was er wusste war, dass ihn dieses dauerhafte Gepiepe und Gepfeife der Maschinen schier verrückt machte. Wie hielten es die Pflegekräfte und Ärzte überhaupt aus? Er presste seine Augen zusammen. Auch weil ihn Kopfschmerzen plagten. Aber die waren bei dieser Geräuschkulisse auch nicht verwunderlich. Zwischendrin hatte er bemerkt wie einer der vielen Ärzte um sein Bett geschlichen war, wie er den frischen Verband an seiner Hand angeschaut hatte. Gerne hätte er Fragen gestellt, wollte wissen was das war, was gemacht wurde und noch mehr aber gleichzeitig wollte er auch gar nichts wissen. Sowieso fühlte er sich zu schwach und seine Gedanken waren viel zu durcheinander als dass er einem ernsten Gespräch eines Arztes, die immer viel zu oft mit irgendwelchen Fachbegriffen um sich herum warfen, folgen konnte. Es war ja schön dass sie damit beweisen wollten wie gut sie sich auskannten, wie intelligent und toll sie waren aber es half rein gar nichts in einem Gespräch mit Laien, die danach meist nur noch mehr Fragen hatten wie zuvor. Deshalb tat der Musiker gar nichts dafür dass der Mediziner bemerkte dass er wach war und es dauerte auch gar nicht lange bis er das Zimmer wieder verließ. Davor hatte er noch irgendwas gesagt, wahrscheinlich eher zu sich selbst als zum Patienten und trotzdem hatte sich seine Stimme nicht besonders überzeugend angehört. Sollte der junge Erwachsene sich Sorgen machen oder nicht zu viel darauf geben? Lieber noch einmal nachfragen und es sich in normalen Worten erklären lassen was los war? Das sollte er wohl aber gerade war ihm mehr danach zu schlafen. Es war ihm mehr nach Ruhe, auch wenn er nicht dazu kam. Die Sorgen um Yumi waren zu präsent. Hatte man sein Handy eingepackt? Und wo waren überhaupt seine Klamotten? In seiner Hosentasche musste das Handy sein, mit dem er Yumi schreiben konnte. Oder besser anrufen, da sie sowieso nicht zurück schreiben würde. Langsam öffnete er seine dunklen Augen, hob den Kopf etwas an und schaute sich um. Lag sein Handy vielleicht noch in dieser dunklen Gasse? War es ihm aus der Tasche gefallen als diese Dreckskerle auf ihn eingeschlagen hatten? Bei dieser Erinnerung spürte er die Schmerzen in seinem Körper wieder stärker, das Piepen über seinem Kopf wurde lauter und er sank wieder auf sein Kopfkissen. Wie lange musste er überhaupt hier bleiben und wie lange würde es dauern bis noch einmal ein Arzt kam, der mit ihm sprach, was genau passiert war und was noch auf ihn zu kam? Darren fehlten irgendwie ein paar Erinnerungen womit er die vergangenen letzten Stunden füllen konnte. Der Student schaute auf seine Hand, die dick eingepackt war. Er konnte seine Finger kaum rühren ohne dass es schmerzte und wenn, dann auch nur minimal. Seine Finger bewegten sich kaum und fühlten sich taub an. Das war aber nur im Augenblick so oder? Das würde nicht bleiben, ganz sicher nicht. Oder? Der Musiker spürte etwas Panik in sich. Versuchte sie wegzuatmen, schloss seine Augen und presste seine Lippen aufeinander. Er schaffte es die Schmerzen auszublenden, die Gedanken, die Geräusche. Bis er eine Stimme hörte. Ihre Stimme. Auf einmal öffnete er seine Augen wieder und wollte sich herum drehen, ruckartig, bis ihm wieder einfiel dass er an zu vielen Kabeln und Schläuchen hing und es ihm beinahe unmöglich war sich zu bewegen ohne dass irgendwas abriss und der Monitor über ihm Alarm gab. Sein Herzschlag wurde schneller während er also größtenteils so liegen blieb, trotzdem den Kopf etwas drehte. Hatte er sich das eingebildet? Spielte sein Kopf ihm einen Streich? Wäre wahrscheinlich kaum verwunderlich bei der Menge Schmerzmittel die man ihm gespritzt hatte. Doch er erkannte den Blondschopf an der Tür, die einen Spalt offen stand. Darren öffnete den Mund, wollte nach der Studentin rufen, hielt dann jedoch inne während sie noch mit der Pflegekraft sprach, die wohl noch etwas wissen wollte bevor sie Yumi ins Zimmer hinein brachte. Vielleicht was genau geschehen war? Warum sie nichts dagegen unternommen hatte? Warum sie nicht eher die Polizei gerufen hatte? Er schüttelte den Kopf ganz langsam und hätte wohl spätestens jetzt etwas gesagt, doch erstens versagte seine dunkle Stimme und zweitens war jede Bewegung furchtbar anstrengend. Doch bevor ihn seine Kräfte schließlich wieder verließen hörte er ihre Stimme erneut. Sie war leise, schien sogar ein bisschen unsicher und doch hörte er sie. Darren zog die Bettdecke nach oben, er grinste, versteckte sein in Mitleidenschaft gezogenes Gesicht hinter der dicken Decke und seinem eingebundenem Arm während er leise schmunzelte und seine Freude nicht verstecken konnte. Weil der Monitor seinen schnellen Herzschlag sowieso verriet. Der Kerl wusste dass sie dieses Wort nur gesagt hatte damit sie ihn besuchen durfte weil schließlich nicht irgendwelche entfernten Bekannten einfach zu Besuch kommen durften aber alleine dass sie da war, dass sie dafür diese Lüge auftischte freute ihn. Es war plötzlich ganz still während er ihre Anwesenheit spürte, beinahe schon ihren schnellen Atem hören konnte. Er wusste dass sie da war, dass man sie in sein Zimmer gelassen hatte und wahrscheinlich kämpfte sie gerade mit sich selbst, fragte sich warum sie überhaupt hier war. Schlechtes Gewissen oder wirkliche Sorge? „Fühlst du.. dich nicht schlecht dabei.. die Pflegekräfte hier anzulügen..?“ Seine Stimme klang müde und erschöpft, es war anstrengender als gedacht ganze Sätze zu sprechen und doch blieb er so liegen, bewegte sich erst einmal nicht. Trotzallem hörte man an seiner Stimme dass er weiterhin grinste. Wie könnte er auch nicht.