Iris freute sich sehr, dass Carmen ihren Bruder vorstellen wollte. Das hieß sie hatte mal wieder die Gelegenheit ins Dorf zu kommen! Sie war nicht mehr dort gewesen, seitdem die Welt beinahe untergegangen war. Da sie zuvor verdurstend in der Wüste aufgewacht war, konnte man ihr vielleicht verdenken, warum sie in letzter Zeit ihren Turm nicht verlassen hatte. »Wir gehen ins Dorf, wir gehen ins Dorf! ♪♫«, frohlockte die Vampirin und war längst aufgesprungen, um sich ihren schwarzen Umhang überzuziehen. »Dann kann ich auch mein Gesuch abgeben!«, rief sie. Ohne dies weiter zu erklären rannte Iris die Wendeltreppe zu ihrem privaten Zimmer hinauf um ein zerknülltes Papier wieder mit nach unten zunehmen. Voller Stolz präsentierte sie den Zettel ihrer neuen Freundin. »Siehst du? Seit dem Sturm liegt ein riesiger Baum in meinem Blumenbeet, ich kann so gar nichts anpflanzen! Aber alleine krieg ich ihn auch nicht weg... Meinst du dadrauf meldet sich jemand?« Iris wusste ja das die Dorfbewohner die Walinsel meist mieden, so wie Iris nunmal das Dorf mied. Trotzdem erhoffte sie sich ein wenig Hilfe, ansonsten musste sie noch ihr ganzes Beet verlegen! Das Papier sah schon ziemlich zerfleddert darauf und anstatt großen Worten, hatte Iris sich um eine Zeichnung bemüht. Obwohl das junge Mädchen sehr viel las, schrieb sie nicht unbedingt viel. Mit ihren Ölfarben auf ihrer Leinwand konnte Noire auch äußerst gut malen, aber zeichnen war wieder etwas anderes! Trotzdem war sie ziemlich stolz drauf und steckte den Antrag an die Stadtverwaltung sicher ein. »Dann müssten wir nur kurz am Rathausplatz vorbei, wäre das in Ordnung?«, erkundigte sie sich behutsam, ehe Carmen ihre Bedenken äußerste. Daran hatte sie gar nicht gedacht! Dabei wollte sie doch so unbedingt ins Dorf! »Ich hab da eine Idee...«, flüsterte Iris Carmen zu und verschwand kurz in der Küche, um mit einer Flasche voller Tomatensaft wieder zu kommen. »Reiben wir uns damit ein! Er mag keine Tomaten...« War das nicht ein schrecklicher Mann, der keine Tomaten mochte? Grausam! Ohne ihren Gast noch eine weitere Frage zu stellen öffnete Iris die Flasche, goss sich etwas dickflüssigen Tomatensaft auf die Hand und rieb erst Carmen's und schließlich ihr Gesicht damit ein. Es sah vielleicht ein wenig so aus als würden sie aus dem Kopf bluten, aber der Zweck heiligt die Mittel wie man so schön sagte und da es sie sicher hielt (vor was auch immer), scherte Iris sich nicht darum. »Jetzt sollte uns nichts passieren!«, befand sie und ging voraus in Richtung der riesigen Ranke die zur Erde hinabführte.
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