Nicht...gut? Es war der kurze Moment der Stille, gefolgt von einem umherschweifenden Blick im Raum - sein Gastgeber diesmal, nicht er selbst - der Cedric fragen ließ, ob er von all den vermeintlich unbedarften Fragen, die er stellen konnte, sich vergriffen hatte. Er drängte das Gefühl der Unsicherheit jedoch zurück. Wenn er sich einer Sache sicher war - naja, zumindest relativ sicher - dann jene, dass der Punk ihn immer mit absoluter Ehrlichkeit entgegen gekommen war. Also gab es keinen Grund, rein auf vagen Annahmen alle vorangegangenen Schritte zu zerdenken.
Als Kyle's Antwort als Fragestellung erklang, wartete Cedric ob noch etwas kam. Denn welche Erwiderung wäre daraufhin schon angemessen? Der Punk wandte sich ihm schließlich wieder zu und fuhr in der Tat mit einer näheren Ausführung fort. Ced beobachtete, wie Kyle ausholte, eine gewisse Ironie realisierte, sich rechtfertigte und einen großen Schluck seines Cocktails genehmigte. Das kam ihm alles so surreal und doch so vollkommen normal vor, dass sich der Anflug eines Lächeln auf den Lippen des Musikers abzeichnete. Nur leicht und doch so wertvoll, wie ein stummes Lachen. Er wusste nicht einmal genau weswegen. Es lag einfach an der Art und Weise wie Kyle erzählte. Obwohl es ihn zu beschäftigen schien - ein einfacher Eindruck, den Ced wahrnahm - erzählte er leichtherzig. Und fragte ihn dann nach seiner Meinung.
Cedric blinzelte verwirrt. Was sollte er dazu sagen? Solange er die Person, um die es sich in der Erzählung handelte, nicht einmal kannte? Na schön. Dennoch konnte er sich auch ein bisschen Mühe geben. Nichts was er sagte, würde irgendetwas bewirken, aber es war ganz gut, an Fragen und Geschehnisse Anderer zu partizipieren. Besser als an seinen eigenen hängen zu bleiben auf jeden Fall. Cedric schwenkte das Glas in seiner Hand und betrachtete die Bewegungen des Wasser darin, während er sich eine Antwort zurecht legte.
"Du warst betrunken, hast ihn verprügelt, beleidigt und keine andere Seite von dir gezeigt?", versuchte er die Erzählungen zusammen zu fassen und hielt den Blick dabei auf das Wasser im Glas gerichtet. Und Cedric hatte bisher geglaubt, er wäre eine miese Gesellschaft, aber rein anhand der vorliegenden Aussagen, gab es an Kyle's Folgerung dazu nichts auszusetzen. Ein wenig tröstend war diese Ähnlichkeit immerhin. Er hob sein Glas an und trank den Rest aus.
"Ehrlich gesagt.", sagte er dann, das leere Glas auf den Tisch stellend, "Wäre ich auch weg gelaufen. Egal in welcher Lage von euch beiden ich gewesen wäre." Er zuckte mit den Schultern. Weglaufen war immerhin eines der Dinge, in dem auch er schon reichlich Erfahrung gesammelt hatte. Er hatte die Wahrheit zu Ran verleugnet, hatte das Geständnis zu Noita hinaus gezögert, jegliche ernste Auseinandersetzung mit seinem Bruder nicht wahrhaben wollen und war schließlich vor seinem Leben davon gerannt. Jepp. Weglaufen konnte er gut. Aber beruhigend zu wissen, dass er nicht alleine damit war. Es war zwar genau genommen nicht die Antwort zu der Frage gewesen, die Kyle gestellt hatte, aber zu sagen wie es um die Freundschaft um Kyle und seinen Retter - also indirekt auch Cedric's selbst, meine Güte - stand, war ein wenig viel verlangt, nicht? Alleine das er überhaupt einen derartigen Kommentar von sich gegeben hatte, fühlte sich fast überzogen an - dabei hatte Kyle ihn ja explizit danach gefragt. Er schüttelte leicht den Kopf, bei dem Gedanken daran, dass das Wiedersehen mit seinem Lebensretter und dann selbst das Leben einer Person zu retten, beides auf Kyle's Tagesplan gestanden hatte. Oder Nicht-Plan wohl eher, dennoch - manchmal spielte das Schicksal schon komische Sachen, nicht?
"Wenn ich so darüber nachdenke...", ergänzte Cedric zögerlich, "War es ganz gut, dass du weggelaufen bist." Wenn er sich nun stattdessen mit dem Unbekannten auseinandergesetzt hätte? Dann wäre Kyle nicht dort gewesen, wo er ihn gebraucht hatte - ohne es zu wissen. Ein kalter Schauder fuhr seinen Rücken hinab bei dem Gedanken an die Alternative. So knapp.
Daher war er dankbar für die Ablenkung, die Kyle ihm bot. Als hätte er es gemerkt - oder wollte er sich nur selbst zerstreuen? Anstatt einer simplen Antwort, gab Cedric jedoch eine leichtfertige. "Ich finde.", begann er, "Du solltest stolz darauf sein, dass ich überhaupt etwas gegessen habe." War das... etwa ein Anflug von Selbstironie? Oha! Ermutigt davon fuhr er fort. "Das letzte Mal mich überreden wollte-," Oh. Alice. Schwanger und in einer gewaltvollen Beziehung mit seinem Bruder. Der Gedanke schmerzte. Unnötig zu sagen, dass ihr Versuch gemeinsam etwas zu Essen, fehlgeschlagen war. Als hätte er sich daran verbrannt, lenkte Cedric wieder ein. "Naja, jedenfalls, ich bin bedient.", sagte er und, weil es passend erschien: "Aber danke." Der Couscoussalat war jedenfalls gut gewesen. Und Cedric schätzte das Angebot der Nuggies durchaus, selbst wenn er nicht zugriff.