Darren & Yumi - In Darrens Zimmer
Ein Schmunzeln zierte die Lippen des Studenten als er sich auf ihre wilden Vermutungen hinsichtlich der Art und Weise wie seine Therapien wohl ausgesehen haben mochten einließ. Er schmückte es noch ein wenig aus und schien in Erinnerungen zu schwelgen. Der Ausdruck auf seinem Gesicht ließ sie beinahe glauben, dass es wirklich so stattgefunden hatte wie sie es eben noch angedeutet hatte. Das besonnene Lächeln auf seinen Lippen. Das zufriedene Funkeln in seinen Augen. Sie schüttelte den Kopf als sie sich kurz abwandte. Es erstaunte sie immer wieder wie gut er in dem war was er in Zukunft machen wollte. Er war durch und durch ein Schauspieler und im nächsten Moment dann wieder nicht...oder? Vermochte sie das einzuschätzen? Kannten sie einander mittlerweile so gut das sie unterscheiden konnte wann es nur ein Spiel war und wann eben nicht? War es überhaupt möglich sich so gut zu kennen? Einen Moment schloss die Blonde die Augen als könnte sie da die Antwort darauf finden aber das war auch eigentlich nicht nötig. Sie war immerhin diejenige die in auf Abstand halten wollte. Vergebens. Wieder einmal. Dennoch hatte sich an diesem Vorhaben nichts geändert. Richtig? Es waren letztendlich seine folgenden Worte, die sie aus ihren Gedanken rissen. Ein nahezu enttäuschtes Seufzen begleitete das Ausgesprochene. Yumi hob ihren Kopf an und begegnete seinen Blick. Ihre Mundwinkel hoben sich ein wenig ehe sich ein Grinsen auf ihre Lippen schlich. Ein amüsierter Laut drang aus ihrer Kehle ehe sie ihn mit ihren blauen Augen wissend anfunkelte. "Oh beim nächsten Mal musst du mir gleich sagen wenn du die Schüler-Lehrer Nummer durchziehen möchtest dann hol ich meine alte Schuluniform aus dem Schrank..." Spielerisch biss sie sich auf die Lippen bevor es nun an ihr war das Schauspiel aufzulösen und sich dem Fenster zuzuwenden, von welchem aus sie die tanzenden Schneeflocken beobachtete. Beinahe fühlte es sich an wie ganz am Anfang. Als sie ihren Spaß hatten und alles unkompliziert war. Vor den Gefühlen, die nicht geplant waren. Vor dem was sie ihm angetan hatte. Sie senkte den Blick, das freche Grinsen, welches vor wenigen Sekunden noch ihre Lippen umspielt hatte war verschwunden. Vielleicht war sie noch viel mehr eine Schauspielerin. Schon ihr ganzes Leben lang. Als er sich ihr näherte bemühte Yumi sich die aufkeimenden Gedanken beiseite zu schieben und irgendwie gelang es ihr auch. Mehr oder weniger. Nicht zuletzt weil der Anblick des schmollenden Studenten sie doch ein wenig amüsierte. Yumi zog die Augenbrauen zusammen und sah ihn mitleidig an. "Hmmh... dann hab ich wohl noch etwas nachzuholen..." Ihr Blick streifte ganz bewusst seinen entblößten Oberkörper bevor sie ihn mit ihren eisblauen Augen gefangen nahm. Einen Moment zu lange bevor sie sich wieder abwandte - das Fleckchen unter die Lupe nahm an der er gegen das Fenster gehaucht hatte. Ganz automatisch zeichnete sie etwas an jene Stelle. Das Erste was ihr in den Sinn gekommen war wenn sie bei ihm war. Etwas das der Stimmung zwischen ihnen jedoch alles andere als gut tat. Die Stille wurde regelrecht erdrückend als sie schließlich ihre Finger über sein Tattoo wandern ließ - die Worte wie von selbst über ihre Lippen kamen. Worte, die sie nicht zurücknehmen konnte. Worte, die etwas lostraten. Etwas was sie in den letzten Minuten so hervorragend ausgeblendeten hatten auf die Art und Weise wie sie es immer taten. Seine Antwort kam verzögert. Seine Stimme war leise. Er zog sich zurück aber sie ließ es nicht zu. Dabei war es sonst doch immer umgekehrt, oder nicht? Automatisch griff sie nach seiner Hand . ließ ihre Finger über seine Haut tanzen - gefolgt von seinem Blick. Sie studierte seine Mimik als er das tat und sie verriet ihn. Sie verriet, dass er es nicht spüren konnte. Sie verriet seine Verzweiflung. Sie verriet alles was er hinter der Maske des Schauspielers versteckte. Sie bat ihn diese Maske fallen zu lassen - nachdrücklich - zog ihn in eine Umarmung und einen Moment ließ er es einfach geschehen. Er war gebrochen. Sie hatte ihn gebrochen und diese Erkenntnis traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. Sie hatte es zwar immer prophezeit aber nun konnte er es nicht mehr abstreiten. Tränen brannten in ihren Augen und sie blinzelte sie weg. Eine ganze Zeit lang sagte niemand ein Wort und schließlich drang seine Stimme an ihr Ohr. Sie bemerkte ein Zittern darin, spürte etwas Nasses an ihrer Wange woraufhin sie ihn noch fester an sich drückte bis sie nicht mehr wusste wer hier überhaupt wem Halt gab. Schließlich erwiderte er ihre Umarmung - klammerte sich an sie und zog sie mit sich auf den Boden. Einen Moment hatte sie vor Schreck kräftig die Luft in ihre Lungen gesogen aber als sie sachte neben ihm am Boden saß atmete sie langsam wieder aus. Sie spürte wie er sich in ihrem Pullover festkrallte. Sein ganzer Körper zitterte als er seine Stirn auf ihrer Schulter ablegte. Ein Schluchzen drang aus seiner Kehle und etwas in ihrer Brust zog sich zusammen, trieb ihr die Tränen in die Augen, die sich nicht wegblinzeln ließen. Ihre Schuld wog schwer. Unerträglich schwer. Das ist alles deine Schuld. Du hast ihm das angetan. Du allein bist Schuld an dem was ihm passiert ist. Ihre Gedanken ließen sich nicht verdrängen. Wurden immer lauter. Unerträglich. Sein Flüstern schaffte es dennoch die Stimmen in ihrem Kopf zu übertönen - irgendwie. Es gab so viel was ihr auf der Zunge lag. So viel was sie ihm sagen wollte aber nicht konnte weil es alles nur komplizierter machen würde. Es gab einen Weg den sie hiernach gehen musste. Konsequent. Um ihm nicht noch mehr zu schaden aber das war nicht der Moment diesen Plan auszusprechen. Sie vergrub ihre Hand in sein lockiges Haar - drückte seinen Kopf so näher an sich und verweilte einen Moment. Atmete ein. Atmete aus. Schloss die Augen bevor sie ihre Lippen einen Spalt öffnete. Zögerte und dann doch aussprach was ihr in den Sinn kam. "Du bist so viel mehr als nur das. So viel mehr als dein Talent zum Schauspielen..." Ihre Mundwinkel hoben sich einen Augenblick auch wenn ihr nicht zum Lächeln zu Mute war. Unweigerlich kamen ihr die vielen Momente mit ihm in den Sinn und einen Moment hatte sie das Gefühl unter diesen Erinnerungen zu ersticken. Weil dieser Weg hier enden musste um ihm nicht noch mehr Leid zuzufügen. "Man hat erst verloren wenn der Kampf vorbei ist..." Sie löste sich etwas aus seinem Griff nur um ihm direkt anzusehen. Die Tränen in seinen Augen zu sehen. Den Schmerz den sie ihm zugefügt hatte. Fast so als brauchte sie diesen Anblick um ihren Entschluss endgültig zu fällen. Der Druck auf ihrer Brust wurde stärker und einen Moment schloss sie ihre Augen bevor sie sein Gesicht in ihre Hände nahm und ihn so zwang sie direkt anzusehen. "Hast du... aufgehört zu kämpfen?" fragte sie ihn schließlich und sah die Hoffnungslosigkeit in seinen sonst so warmen Blick. Sie spürte seinen Schmerz. Spürte ihn direkt in ihrer Brust und er war fast unerträglich. Fragend wanderte ihr Blick über sein verweintes Gesicht. Ihr Daumen wischte über seine Wange - benetzt mit seinen Tränen. Die Frage stand zwischen ihnen und sie suchte in seinem Blick nach der Antwort aber wurde nicht fündig. "Ich habe dich für hartnäckiger gehalten..." Ihre Augen waren glasig und doch lächelte sie für einen Moment. Ein trauriges Lächeln dem die Hoffnung inne wohnte einen Teil von ihm herauszulocken der noch nicht aufgegeben hatte. Gab es diesen Teil noch? Konnte sie ihn erreichen? War es überhaupt in Ordnung solche Worte in den Mund zu nehmen wo sie doch überhaupt erst dafür gesorgt hatte, dass er in dieser Lage war? Sie hatte nicht das Recht dazu. Sie verdiente es das man sie anschrie. Sie verdiente es das er sie von sich stieß. Sie verdiente niemanden wie ihn. Sie zog ihn wieder an sich, versteckte die Tränen, die stumm über ihre Wangen kullerten während sich ein Teil von ihr wünschte es wäre anders. "Es tut mir so leid..." nuschelte sie leise in die Umarmung. Immer wieder. Oder sprach sie es letztendlich gar nicht aus? Sie vermochte es nicht zu sagen. Spielte es eine Rolle? Worte waren doch ohnehin nichts wert...richtig?