Darren & Yumi - In Darrens Zimmer
Sie hob eine Augenbraue als der Student mit diesem 0815 Spruch ankam. Oder war das am Ende die Philosophie dieser besagten Frau? So gut kannte die Blonde Marie Kondo dann doch nicht. Offensichtlich. Man musste dafür nur einen Blick in ihr Zimmer werfen. So oder so hatte sie kein Interesse daran etwas an diesem Part ihres Lebensstils zu verändern. "Achja? Auf diese Hälfte kann ich gut und gerne verzichten..." In ihren Augen war das Zeitverschwendung und irgendwie bekam sie es ja doch nicht hin also warum versuchen Jemand zu sein, der man nicht war. Der Lockenkopf sprach wohl nicht nur über die Unordnung in ihrem Zimmer aber das war ja auch nichts Neues. Nicht umsonst schlossen viele Menschen von einem unordentlichen Lebensraum auf einen chaotischen Kopf. Eine Schlussfolgerung, die gerade in Yumis Fall den Nagel auf den Kopf traf. Einen Moment trafen sich ihre Blicke. Beide wussten wovon er sprach. Was er andeutete. Das Chaos, in das sie ihn nicht hineinziehen wollte aber doch kläglich daran gescheitert war. Sie ließ es jedoch ihn erneut darauf hinzuweisen, was er nun davon hatte. es war unpassend im Angesicht der Tatsache, dass der Schauspielstudent nun hier in seinem Bett lag - im Selbstmitleid ertrank oder vielmehr in dem Alkohol mit dem er eben jenes Selbstmitleid runterspülen wollte. Man brauchte in solchen Situationen niemanden der neben einem lag und 'Ich habe dich ja gewarnt' sagt - es einem jede Sekunde lang spüren ließ. Yumi schüttelte den Kopf als der Dunkelhaarige ihr hinsichtlich ihrer Misere bezüglich ihres Studiums versicherte das sie nicht allein war - das es Menschen gab, die das mit ihr durchstanden. "Nein? Ist noch Jemand in dieser Lage? Das hab ich wohl verpasst..." Ein abschätziger Laut kam über ihre Lippen und gleichzeitig wusste sie dass sie selbst daran Schuld war - das sie nichts dafür getan hatte um das zu verhindern. Man hatte sie verwarnt. Mehrmals. Immer wieder. Aber sie blieb den Vorlesungen fern weil sie irgendwie wusste, dass das nicht das war was sie machen wollte. Sie seufzte. Wusste genau was für ein Miststück sie gerade war. Das es nicht fair war ihren Frust bei ihm abzuladen. Das er genug durchmachen musste. Das sie nicht minder Schuld daran war. Yumi strich sich über das Gesicht. Atmete einmal tief ein und wieder aus. "Das kann und werde ich nicht annehmen. Nichts davon." Ihre Stimme klang wieder ruhiger. Der abschätzige Tonfall war verschwunden und war einem freundlicheren Umgangston gewichen. Wieviel wollte er eigentlich noch verlieren? Sie hatte ihm so viel genommen und dennoch opferte er sich dermaßen für sie auf. Unter anderen Umständen hätte sie ihn als naiv beschimpft aber das war nicht der richtige Zeitpunkt. Yumi sah in das Gesicht des Anderen - ließ ihren Blick darüber gleiten. "Du bist mir nichts schuldig. Im Gegenteil..." Sie würde das schon irgendwie hinkriegen. Irgendwann. Wenn sie bereit war sich damit auseinanderzusetzen. Am letzten Drücker. Wenn es nicht mehr möglich war es von sich zu schieben. Wie immer. "Ich schaffe das irgendwie... alleine." Ich brauche niemanden. Seit jeher kämpfte sie sich alleine durch also warum etwas daran ändern? Auf sich selbst konnte man sich verlassen. Andere Menschen enttäuschten einen - verließen einen. Darum war es gut diese Mauern gebaut zu haben - sie aufrecht zu halten. Sie würde ihren Weg finden? Sicher? Irgendeinen Weg gab es immer. Aber ob sie damit glücklich war, war eine andere Sache. Dazu musste die junge Erwachsene erst einmal wissen was sie glücklich machen würde. Die Sanftheit mit der er sprach obwohl sie ihren Frust an ihm ausließ war wie eine Liebkosung - wie eine zärtliche Umarmung. Das Lächeln, welches er ihr im schummrigen Licht des Mondes schenkte brachte ihr Herz zum Stolpern, bevor sie ihren Blick abwandte, die Augen schloss und Stille zwischen ihnen einkehrte. Für einen Moment - bis er ihr antwortete. Kurz linste sie in seine Richtung. Ihre Lippen öffneten sich einen Spalt. Sie zögerte. "Was... wenn es dieses 'mehr' nie gibt?" Flüchtig wanderte der Blick ihrer blauen Augen über sein Gesicht, bevor sie ihren Kopf wieder wegdrehte, die Augen schloss. Was wenn sie nie dazu in der Lage war? Mehr zu empfinden? Mehr zu geben? Was wenn sie einfach zu wenig war? Kam ihm das gar nicht in den Sinn? War er so geblendet? Yumi presste ihre Lippen aufeinander. Atmete ruhig ein und wieder aus obwohl es in ihrem Kopf tobte.
Der Moment verstrich als Darren einen gewissen Silberhaarigen ins Spiel brachte. Er klang gleichgültig. Jegliche Sanftheit war aus seiner Stimme verschwunden - fast so als wäre er ein anderer Mensch. Eine Medaille mit zwei Seiten. Yumi lachte auf. "Das was ich ihm antue..." wiederholte sie seinen Wortlaut. Wieder einmal war sie das Miststück nicht wahr? Wie damals. Aber wahrscheinlich hatten sie alle recht. Es musste doch so sein. Sie hatte es verdient. Vielleicht war es auch an der Zeit, dass Darren das begriff. "Und du glaubst, dass du mehr Ahnung davon hast...?" Von der Liebe, wie er so schön sagte. Yumi funkelte ihn durch ihre blauen Augen an. "Vielleicht kann ich einfach nicht anders? Vielleicht ist das alles was ich geben kann? Hast du schon einmal daran gedacht?" Er belächelte allein die Idee wieder mit ihrem Exfreund zusammen zu kommen und das provozierte Yumi nur noch mehr. Sie hatte sich wieder in eine halbsitzende Position gebracht, mit einer Hand krallte sie sich in seinem Bettlaken fest und dieses Mal ganz sicher nicht zum Vergnügen. "Vielleicht akzeptiert er das ja und versucht nicht zwanghaft etwas in mir zu sehen was ich nicht bin..." Beinahe musste sie selbst über ihre Aussage lachen. Aber Yumi war zu sehr in Rage als das sie das zugelassen hätte. Ihr Brustkorb hob und senkte sich und als der Lockenkopf sich vom Bett erhob konnte sie endlich wieder durchatmen. Sie beruhigte sich wieder, folgte den Bewegungen des Anderen mit ihren Blicken bis die Gitarre gegen die Wand donnerte und sie sich wieder Jahre zurückversetzt fühlte. Automatisch hatte sie ihre Hände schützend über ihren Kopf gelegt. Ein Reflex? Angesichts seiner Worte. Die gleichen Worte wie damals. Warum er? Mit der selben Frustration hervorgepresst. Wut. Verzweiflung. Alles was sie ihn damals hatte fühlen lassen weil sie wollte, dass er den selben Schmerz verspürte und das völlig unbegründet. Weil sie einfachen Worten geglaubt hatte. Ihre zusammengekniffenen Augen öffneten sich zaghaft als sie ihren Namen vernahm aber als sich eine Hand nach ihr ausstreckte zuckte sie erneut kaum merklich zusammen. Ein dumpfes Geräusch war zu hören. Kein Schmerz. Sie blinzelte - sah in dunkelbraune Augen, die sie besorgt musterten. Es dauerte eine Sekunde vielleicht zwei bis sie begriff, dass sie sich nicht in jener Situation damals wiederfand - das es Jahre später war. Ihr Puls raste, ihr Atem ging schnell. Fast schon orientierungslos sah sie sich im Zimmer um, welches nur durch das Mondlicht erhellt wurde. Ihre Lippen öffneten sich einen Spalt als die Anspannung in ihrem Körper ein wenig nachließ. Darren... Ihre Stimme versagte. Sie räusperte sich und begegnete seinem Blick, der sie besorgt musterte. Ihre Hände sanken langsam - fast in Zeitlupe wieder. Sachte berührte ihre Fingerkuppen dabei seine Hand, die er am Bett abgelegt hatte. Eine flüchtige Berührung - kaum merklich - fast schon zufällig. "Ich... hab mich nur erschreckt..." erklärte sie schließlich ihr Verhalten und hob die Mundwinkel als wäre gerade nichts vorgefallen und deutete daraufhin auf die demolierte Gitarre, die in der Ecke lag. "Bei der... solltest du dich entschuldigen..." Sie hatte ganz schön was abbekommen. Ein Versuch abzulenken? Von seinen Worten? Von seinem Verhalten? Von ihrer Reaktion? Ein ziemlich schlechter Versuch zugegebenermaßen...