Beiträge von schachtl

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | im Zimmer von Yumi


    Der junge Kerl schüttelte den Kopf. Ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen während Yumi sich abwand, er seinen Blick aber nicht von ihr losreißen konnte. „Keine Sorge.“, begann er, verschränkte die Arme vor seiner Brust und neigte den Kopf etwas zur Seite. „Keine Zeit die ich für dich aufwende oder.. mir für dich nehme, ist je verschwendet.“ Und wenn er es sagte, dann meinte der Student das auch so. Und Yumi wusste das. Es war ihm durchaus bewusst wie naiv das wirken musste, dass man ihn dadurch wahrscheinlich nur als blind und vielleicht auch als dumm und blauäugig bezeichnete. Doch Menschen die nicht das fühlten was er fühlte, andere konnten nicht das sehen was er sah. Nicht mal Yumi tat das. Immerhin konnte sie kein Verständnis dafür aufbringen. Nicht für seine Gefühle und das, was er sich wünschte. Menschen die liebten konnten viel aushalten, viel akzeptieren. Darren war bereit dafür, im Grunde tat er es sowieso schon Monate. Seit er sich seiner Gefühle bewusst geworden war, seit die Studentin ihm mehr bedeutete als eine normale Mitbewohnerin, Jemanden dem er hier und da einmal über dem Weg lief. Wahrscheinlich hätte er alles schon längst an den Nagel hängen sollen, es aufgeben und einfach weiterziehen. Sich die Zeit nicht nehmen, sich nach Jemand anderem umschauen, der vielleicht das für ihm empfinden konnte, was er sich wünschte. Gar erwartete. Aber so einfach war das nicht. Yumi konnte das sooft sagen. Und eigentlich wusste sie es doch selbst wie schwer es war wichtige Menschen loszulassen oder? „Vielleicht habe ich dadurch auch nur versucht mir selbst etwas einzureden.“, sagte er schließlich noch, hob dabei seine Schultern, hatte eigentlich keine wirklich gute und logische Erklärung dafür, was er der Blonden erzählt hatte. Warum er sie derart angelogen hatte. Oder konnte man das irgendwie als Notlügen abtun? Wahrscheinlich eher nicht und das wusste er selbst auch irgendwo, wollte das Thema auch irgendwie ruhen lassen. Der Musiker wusste dass er etwas falsch gemacht hatte und jetzt, wo er darüber nachdachte, wusste er gar nicht genau warum er es getan hatte. War es so, wie Yumi es sagte? Weil er sie schützen wollte? Ihr das schlechte Gewissen nehmen? Ihr zeigen dass alles gar nicht so schlimm war, dass er auf dem Weg der Besserung war, dass bald alles wieder zurück zur Normalität kehren konnte? Eigentlich ein törichter Gedanke, denn selbst wenn seine Lügen der Wahrheit entsprochen hätten, selbst wenn er nach diesem Zwischenfall keine bleibenden Schäden beibehalten hätte, selbst dann wäre alles nicht mehr so wie es vorher war oder? Es war nichts was man unter den Tisch fallen lassen konnte. Egal was dabei rausgekommen wäre, was dabei rausgekommen war. Ob die angehende Psychologin sich Gedanken darum machte, Sorgen hatte und vielleicht sogar.. Angst? Davor, dass er ihr versicherte immer nach ihr zu sehen, auf sie aufzupassen und wenn es sein musste, nochmal diese Gefahr einzugehen? Dass nochmal so etwas passierte? Natürlich hatte Darren keine Lust auf einen Krankenhausaufenthalt, auf gebrochene Knochen, beschädigte Nerven und einer inneren Blutung aber er hatte genauso wenig Lust darauf dass Yumi etwas passierte. Aber war es nicht auch ein bisschen zu viel verlangt dass sie sich solche Gedanken machte? Der Schauspielstudent war schließlich schon froh dass ihm diese Tatsache aufgefallen war, dass sie unbewusst zu gab dass sie alle seine Nachrichten gelesen hatte. Vielleicht auch nur überflogen aber trotzdem hatte sie sich die Zeit genommen. Zeit für ihn. Darüber durfte er sich doch freuen. Und das ließ er sich auch nicht von ihr nehmen. Sein Grinsen wurde nur noch breiter als sie ihre Worte aussprach, schnaubte, es abtat als wäre es rein gar nichts. Und doch wusste er, wussten sie beide, dass es nicht Nichts war. Genauso wusste er, dass diese Küsse, die sie sich schenkten, nicht Nichts waren. Dass sie keine normalen Küsse waren. Darren spürte die Sehnsucht darin, den Geschmack nach mehr. Es war schon viel zu lange her gewesen dass er Yumi geküsst hatte. Dass er ihre Lippen gespürt hatte. Dass er sie bei sich gespürt hatte. Ihre Wärme, das Klopfen ihres Herzens, das er schon gleich hörte nachdem er sie an sich heran gezogen hatte. Die Blonde hatte sich nicht gewehrt, hatte sich auf ihn gesetzt, auf seinem Schoß Platz genommen. Überraschungsmoment? Die Sorge dass sie ihm vielleicht weh tat, wenn sie sich wehrte und ihn wegstieß? Was es auch war, Darren machte sich keine Gedanken darum, lauschte eher ihrem beruhigendem Herzschlag, der aufgrund seiner Schnelle gar nicht so beruhigend war. „Du versuchst es zu sehr.“, nuschelte er, spürte eine Gänsehaut über seinen Körper wandern. Ausgehend von seinem Rücken, dort wo ihre Hände ihn berührten. Seine Augen hielt er geschlossen, nahm ihren süßlichen Duft wahr. Ihre besondere Wärme. Genoss einfach diesen Augenblick, diese Ruhe, diesen wunderbaren Moment bis er beinahe unsanft von ihr weggezogen wurde. Dadurch, dass sie am Stoff seines Pullovers zog. Ein leises „Hey“ verließ seine Lippen, enttäuscht davon dass er ihrem Herzschlag nicht mehr lauschen konnte, dass Yumi ihm das untersagte. Er wollte schon protestieren doch wurde folgend auch daran gehindert indem sie beinahe über ihn herfiel. Ihn wieder an sich heran zog, seine Lippen beanspruchte, einen Kuss einforderte, den er nur zu gerne erwiderte. Ein leises Stöhnen drang aus seiner Kehle als Yumi sich an ihn krallte, sich mit ihren Fingern in seinen zerzausten Locken festhielt, daran zog. Ihr Körper strahlte eine wahnsinnige Hitze aus die auf ihn überschwappte. Der bestimmte Druck ihrer Beine, mit denen sie den Studenten in diesem Moment fast schon gefangen nahm, sorgten nur noch mehr dafür dass er sich diesem Kuss hingab, mehr Leidenschaft hinein legte. Doch leider zog sie sich wieder zurück, beendete diesen intensiven Kuss und er musste erst einmal durchatmen. Der angehende Schauspieler hielt seine Augen einen Moment noch geschlossen, öffnete sie folgend und erwiderte ihren Blick. Er erkannte das Funkeln in diesem hellen Blau. Er spürte ihre zarten Berührungen, wie ihre Finger über seine Wange streichelten, seine Lippen berührten, die sich zu einem Schmunzeln formten. „Du willst wetten..?“, fragte der Dunkelhaarige während er seinen Griff um ihren Körper weiter lockerte, seine Hände an ihrem Rücken hinab streiften und schließlich unter ihren übergroßen Pullover schlüpften, nur um im nächsten Augenblick mit seinen Fingern über die nackte Haut ihres Rückens zu streicheln. Auch wenn er auf der linken Seite nichts spürte. Nicht einmal den Widerstand merkte. Kurz senkte er seinen Blick als ihm diese Tatsache wieder bewusst wurde. „Warum willst du mich so sehr davon überzeugen? Damit schließlich ich es bin der geht?“ Seine Stimme war lediglich ein Flüstern und doch klang er amüsiert über die Tatsache dass sie erneut ein Spiel daraus machte. Eine Wette, gut oder böse, das es für Darren nicht gab. Sanft drückte er ihren Körper näher zu sich. Seine Lippen hauchten kleine Küsse auf ihren Hals, auf ihre Wange und schließlich ihren Mund. Es waren flüchtige Küsse. Der Student öffnete seine braunen Augen wieder und sah auf. „Weil du es nicht kannst?“, fragte er und ließ es doch wie eine Feststellung klingen. „Weil ich dir etwas bedeute?“ Genau wie diese Worte. „Weil dir etwas fehlen würde?“ Vielleicht ziemlich gewagte Aussagen im Anbetracht der Tatsache, dass Yumi den Kerl noch vor wenigen Minuten mehr oder weniger fort geschickt hatte und doch war ein gewisses Verständnis da, immerhin saß sie mittlerweile auf seinem Schoß. Sie hatte sich an ihn gekrallt, ihn geküsst und nicht etwa das Gegenteil. Es war wie immer ein Widerspruch, etwas das die Studentin ja schon fast ausmachte. Seine verletzte Hand kam unter ihrem Pullover hervor während die Finger seiner anderen Hand weiter über ihren Rücken streiften, schließlich auch nach vorne rutschten und dort langsam über die nackte Haut ihres Bauches huschten, dem Bund ihrer Strumpfhose sowie Unterwäsche gefährlich nahe kam. „Weil ich dir fehlen würde.“, wisperte er gegen ihre Lippen, hob den Blick an und hielt einen Augenblick inne. Seine verletzte Hand hatte er auf ihrem Oberschenkel abgelegt.

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | im Zimmer von Yumi


    Der junge Kerl schmunzelte. Es wunderte ihn nicht mehr wirklich dass sie so auf seine Worte reagierte. Dass sie immer versuchte das letzte Wort zu haben, seine Aussagen so zu drehen und zu wenden damit sie ihm noch einmal aufzeigen konnte dass es alles keinen Sinn hatte. Egal was er diesbezüglich sagte. Es war verloren, es war hoffnungslos. Yumi erwähnte es auffällig oft. Ob sie wirklich davon überzeugt war dass Darren sich das zu Herzen nahm? Dass er darüber nachdachte, alles in Frage stellte? Eigentlich sollte sie ihn doch langsam kennen oder? Kaum merklich schüttelte er seinen Kopf. Es gab nichts zu suchen, es war nichts verloren und er gab auch nicht auf. Nicht solange die Studentin sich so gab, wie sie es tat und wahrscheinlich selbst noch darüber hinaus. „Oh, was? Nein, sag sowas nicht..“, erwiderte Darren, schien doch betroffen von ihren Worten und hielt sich auch für einen Moment die flache Hand an die Brust während er Yumi mit seinem Blick verfolgt, die sich zwar hin und wieder von ihrem Tun ablenken ließ aber doch nicht ganz stoppte. „Ich habe extra neue Bettwäsche gekauft..“ Ein angestrengtes Seufzen verließ die Lippen des Mannes und er stemmte die Hände in die Hüften während er den Kopf schüttelte. Natürlich entsprach das nicht wirklich der Wahrheit, wann hätte er denn auch in den letzten Wochen die Zeit für so etwas gehabt. Aber ein bisschen Spaß durfte ja schließlich nicht fehlen um damit auf ihre klare Ansage zu reagieren, die eigentlich absolut keine Widerworte zu ließ. Wahrscheinlich und ihrer Reaktion zufolge hatte sie auch nicht damit gerechnet dass der Schauspielstudent den Anderen bemitleiden wollte weil er die Worte der Blonden so ausgelegt hatte damit sie sich eher gegen sie selbst richteten. Jedoch ließ auch er das Thema fallen und ging nicht mehr weiter darauf ein, schien auch Yumi selbst nichts mehr dazu sagen zu wollen, hatte sie auch ihren Satz nicht beendet. Beide jungen Erwachsenen waren begabt darin Worte so für sich zu nutzen wie sie es wollten, sie nahmen sich dabei nichts. Ob das gut war oder nicht, ob es fair war oder manchmal nur unnötig Spannungen erzeugte, das war wohl das Spannende an der Sache und das fanden wohl beide Seiten interessant genug um es immer wieder zu tun. Doch dieses Mal blieben beide für einen Augenblick still nachdem Darren sich erklärt hatte. Seine Entschuldigung weiter ausgeführt hatte. Warum er sich schlecht fühlte, es immer noch tat und gleichzeitig immer noch eine Spur von Erleichterung in sich spürte weil er wusste, dass Yumi in Ruhe gelassen worden war. Egal was mit ihm passiert war, was er für Folgen davon getragen hatte und es auch immer noch tat, offensichtlich, er hatte das geschafft was er wollte und das war es doch was zählte. Zumindest für ihn aber je mehr er sagte und sich erklärte, desto mehr wurde ihm bewusst dass es die Studentin wohl nicht erreichen würde. Weil ihr schlechtes Gewissen zu groß war, die Schuld, die sie spürte? Überflüssigerweise, weil sie rein gar keine Schuld traf? Immerhin hatte sie es nicht wissen können, war nicht aktiv daran beteiligt gewesen. Dass seine Hand derart verletzt worden war und es wahrscheinlich auch sein Leben lang so blieb, es hatte niemand ahnen können. Aber jetzt war es so und trotz diesem Fakt war er sich sicher, er würde immer wieder so handeln. „Ich weiß.“, antwortete der Kerl und nickte kaum merklich. „Aber ich.. werde es trotzdem machen.“ Der Blick seiner warmen Augen suchten den ihren, man konnte darin erkennen dass er es ernst meinte, dass er von dem was er sagte überzeugt war. Klar, er konnte Yumi nicht Tag für Tag verfolgen oder an ihrer Seite sein, er konnte nicht ihr Hündchen sein und ständig da sein. Aber trotzdem würde er nicht einfach nur zuschauen, wie konnte er auch? Darren hatte es ihr eben gerade gesagt – sie war ihm wichtig. Verdammt wichtig. Eigentlich auch nichts, was sie nicht schon längst hätte wissen können, was ihr klar sein musste, wenn sie sich nicht vor allem und jedem verschloss. Der Musiker öffnete seinen Mund und wollte ihr widersprechen oder zumindest etwas dazu sagen, doch ihm fehlten für diesen Moment die Worte. Immerhin war es wahr, dass er gelogen hatte was seine Gesundheit betraf. Zwar nicht immer, gab es schließlich schon Tage wo es aussah als würde alles den richtigen Weg einschlagen, als würde die Therapie anschlagen, doch diese Tage waren zu selten als dass man wirklich davon sprechen konnte, dass es besser wurde. Gar gut war. Er presste seine Lippen aufeinander, sah ebenfalls zu seiner einbandagierten Hand bis er vom Blick ihrer hellen Augen gefangen genommen wurde. Jedoch nur für ein paar Sekunden, bis er den Kopf weiter hängen ließ und mit seiner anderen Hand den verrutschten Verband etwas hinrichtete. „Du hast also jede einzelne meiner Nachrichten gelesen..“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage, die wenn auch nur rein rhetorisch war. Wie hätte sie ihm diesen Vorwurf sonst machen können? Yumi hatte sich die Zeit genommen und seine teilweise langen Texte gelesen und sie nicht nur ignoriert. Weil sie sich Sorgen gemacht hatte, weil sie sich wirklich dafür interessierte wie es ihm ging, weil sie sich darüber vielleicht sogar gefreut hatte von ihm zu hören? Darren konnte das Grinsen nicht länger zurück halten, auch wenn er sich auf die Unterlippe biss während er den Kopf wieder anhob, das Mädchen anfunkelte. Aber mehr auch nicht mehr sagte, es einfach so im Raum stehen ließ. Dass er sich darüber freute mochte für manche wahrscheinlich lächerlich scheinen, wenn sie davon wussten aber für ihn war es eben etwas Besonderes. Genauso wie ihre Küsse es waren, die er sehnsüchtig erwiderte und genauso schenkte. Als konnte er gar nicht genug von ihren Lippen bekommen und eigentlich war dem auch so. Doch ihr forsches Aufeinandertreffen, die Küsse und Annäherungen fanden schneller wieder ihr Ende als es ihm lieb war und doch spielte er einen entscheidenden Part. Denn nachdem sein Lippen zärtlich ihren Hals berührt hatten, entfernte er sich, machte es sich auf ihrem Bett bequem als wäre es selbstverständlich und ließ sie nicht aus den Augen während er sprach und die Worte seine Lippen verließen. Er hielt inne und Yumi kam ihm näher. Sein Blick wanderte flüchtig über die Studentin und heftete sich schließlich an ihr Gesicht, er sah in die blauen Augen der jungen Frau, die einen Schritt nach dem anderen machte und schließlich vor ihm stehen blieb. Darren hob seinen Kopf ein Stückchen an, hörte ihr zu und ein Grinsen zierte seine Lippen. Gerade als er für einen Moment nach unten sehen wollte, vielleicht um einen Blick ihrer fast nackten, schlanken Beine zu erhaschen oder einfach nur weil er über ihre Worte nachdenken wollte, wer wusste das schon, spürte er ihre Finger an seinem bärtigen Kinn. Er war gezwungen sie anzusehen und so tastete sich sein Blick über ihr wunderschönes Gesicht, war abermals davon fasziniert was für ein unfassbar schöner Mensch sie war. Yumi griff das Thema natürlich auf. Falsche Entscheidungen. Jeder traf sie irgendwann einmal, früher oder später. Ihr warmer Atem kitzelte auf seiner Haut, streifte seine Lippen, so nah war sie an ihn heran getreten. „Hmm..“, begann er, neigte seinen Kopf so gut es ihm möglich war etwas zur Seite und ein Grinsen umspielte seine Lippen. „Klingt nach einer Hauptrolle die sich selbst noch nicht so ganz sicher ist.“ Kurz senkte er seinen Blick, ließ ihn über ihre Lippen gleiten bevor sie ihm noch ein Stückchen näher kam. Er spürte bereits die Wärme ihrer Lippen, konnte sie beinahe auf seinen spüren. Es fehlte nicht mehr viel. Als würde sie ihn herausfordern. Wer zuerst nachgab? Waren sie da nicht schon längst darüber hinaus? „Willst du mir so sehr beweisen wie schlecht du angeblich bist?“ Fast schon amüsant und vor allem auffällig, mal wieder. Darren schmunzelte wobei sich ihre Lippen etwas berührten. Es war beinahe unmöglich dass sie es nicht taten. Es passte kaum mehr als ein Blatt Papier zwischen sie. Es kribbelte auf seinen Lippen. Darren hob seine Arme und griff mit einer Hand an ihren Oberarm, packte sie dort sanft und zog sie an sich heran während er mit seinem anderen Arm um ihren schlanken Körper fasste. Hier fehlte ihm ja die Fähigkeit nach irgendetwas zu greifen. Jedoch war es auch nicht weiter nötig, die angehende Psychologin wehrte sich nicht, ließ sich an ihn heran ziehen sodass sie schließlich auf ihm saß, die Beine neben seinem Körper platziert. „Das wirst du nicht schaffen.“, flüsterte er und schlang schließlich beide Arme um sie, drückte die Studentin an sich heran während er seinen Kopf zur Seite drehte und ihn so an ihre Brust legte. Darren hörte ihr Herz schlagen. Schneller als normal. Er lächelte. Was es auch war, vielleicht ja immer noch die Tatsache dass er sie etwas überrumpelt hatte aber er mochte es lieber sich einzureden dass es wegen seiner Anwesenheit so schnell polterte, wegen seiner Berührungen. Der Wuschelkopf verharrte in dieser Position, drückte sich noch enger an die Blonde heran, genoss einfach die Nähe, die Ruhe, ihre Wärme. Er bemerkte abermals wie sehr er Yumi vermisst hatte.

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | im Zimmer von Yumi


    Nach seiner Vernunft also? Die Mundwinkel des jungen Mannes huschten nach oben. „Dass du dachtest du findest sie in meiner Wäsche.. interessant, wirklich.“, murmelte er, strich sich erneut über den Bart und erwiderte den schnellen Blick der Studentin, die wohl sehr viel mehr mit ihren Worten ansprechen wollte und es doch nur in knappen Worten tat. So war man es von ihr auch gewohnt. Blicke erzählten oft viel mehr als es Worte schaffen konnten. Doch diese Herausforderung nahm er nicht an, beließ das Thema dabei und eröffnete keine Diskussion darüber ob er seine Vernunft nun verloren hatte oder weiter in sich trug, sie nur verschiedene Ansichten dazu hatten. Schließlich redeten sie doch wieder über ein anderes Thema, was sich jedoch auch etwas vermischte. „Glaubst du ich gebe Tipps, wenn ich mich selbst nicht daran halte?“ Der Musiker schüttelte den Kopf, strich sich eine Haarsträhne von der Stirn und grinste während er die Arme vor seiner Brust verschränkte. „Du brauchst aber keineswegs eifersüchtig zu sein. Darüber wen ich in mein Zimmer lasse und wen nicht.. keiner wird dir deinen Platz darin wegnehmen.“ Auffällig ließ er seinen Blick über sie wandern und nickte ein paar Mal um seine Aussage zu bekräftigen, wirkte dabei auch sehr ernst aber schmunzelte keine Sekunde später. Auch wenn er seine Worte wirklich so meinte, wie er es gesagt hatte. Dass es da niemanden gab, keine andere Frau, die diesen Platz einnehmen konnte. Die sein Herz so einnehmen konnte, wie Yumi es tat. Jedes Mal wenn sie sich trafen und auch wenn sie es nicht taten. Schließlich ließen allein die unzähligen Gedanken an die Blonde sein Herz immer wieder ganz schnell schlagen. Die dunklen Augenbrauen zog er zusammen, er schaute mitleidig auf die junge Dame und schüttelte den Kopf ganz langsam. „Der Arme.“, seufzte Darren. Wer sagte es ihrem Ex denn, dass sie diese tolle Rolle der liebenden Freundin gar nicht spielen wollte? Hatte sie das im gleichen Satz erwähnt als sie ihn um eine zweite Chance gebeten hat? Der Kerl konnte nicht anders und grinste, versuchte es trotzdem zu verstecken und presste daher die Lippen aufeinander während er den Blick von ihr abwandte, nach unten schaute und an diesen wahrscheinlich nie statt gefundenen Moment dachte. Jedoch schob er diese Gedanken in irgendeine Ecke seines Kopfes damit er nicht länger daran denken musste und es funktionierte hervorragend, überwogen im Augenblick eh mehr die schmerzenden Erinnerungen an die Tage und Nächte im Krankenhaus. Ein leichter aber stechender Schmerz machte sich in seiner Magengegend bemerkbar. „Brauchst du dafür wirklich eine Erklärung? Glaubst du mir nicht oder willst du mir nicht glauben? Mir ist es verdammt wichtig dass es dir gut geht. Du bist mir wichtig. Wie.. Ich..“ Der junge Kerl geriet ins Stocken, suchte nach den richtigen Worten obwohl er auch irgendwie wusste dass es die wohl nicht gab. Weil sie den Grund dafür doch lange kannte. Warum es ihm so wichtig war dass sie unversehrt war. Dass es ihr gut ging, dass man ihr nichts antat. Ihr Wohl war ihm so unendlich wichtig, dass er es nicht beschreiben konnte. „Nein, das kann ich nicht und nachdem was passiert ist, ist der Gedanke noch schwerer zu ertragen..“ Aber die Studentin jetzt darum zu bitten Zuhause zu bleiben, sich nicht mehr in solche Situationen zu begeben, mehr nachzudenken bevor sie sich in derartige Abenteuer stürzte.. Darren wusste, dass es keinen Sinn hatte. Das war eben Yumi. „Ich kann nur hoffen dass du.. vorsichtiger wirst.“, fügte er hinzu, leise, ließ den Kopf hängen und zog die Augenbrauen zusammen. Dabei versuchte er nicht darüber nachzudenken was passiert wäre, wäre er in diesem Augenblick nicht an dieser engen Gasse vorbei gelaufen. Ein Gedanke den er schließlich nicht weiter ausführte, sich wieder auf das blonde Mädchen konzentrierte, das ihm abermals irgendwelche Worte vor die Füße spuckte. Auf die er im ersten Moment nichts erwidern konnte. Anders als bei ihrem Blick, dem er begegnete als er seinen Kopf wieder anhob. Das Funkeln, das ihrer Aussage nur noch mehr Ausdruck verlieh. Ihm die Realität nur nochmal vor Augen führte, ihm klar machte was auf dem Spiel stand und was er eigentlich schon verloren hatte. Darren öffnete seine Lippen, wollte ihr widersprechen, das noch nicht alles in Stein gemeißelt war, es gab noch Möglichkeiten. Vielleicht hätte er den Ärzten auch manchmal besser zuhören sollen. „Es wird Mittel und Wege geben..“, antwortete er schließlich obwohl er nicht mal genau wusste was er damit sagen wollte. Mittel und Wege was seine Verletzung betraf? Heilungsmöglichkeiten? Wunder der Medizin? Oder einfach einen anderen Weg einschlagen was seine Zukunft betraf? Neue Wünsche und Träume? Sicher schwer aber nicht unmöglich. Der junge Erwachsene setzte schließlich zu einer Entschuldigung an, seine Stimme war dünn während er daran dachte was er Yumi zugemutet hatte. Dass er überhaupt Erwartungen erhoben hatte, dass sie ihn besuchte. Mehrmals und dabei noch brav an seinem Krankenbett saß. Händchen haltend? Beinahe wäre ihm ein Schmunzeln über die Lippen gekommen und er wollte nach ihrer Hand greifen, doch sein Blick heftete sich an seine verletzte Hand, die er etwas angehoben hatte. „Dass du das.. mit ansehen musstest. Ich.. ich hätte dich gerne früher gefunden.“ Er sah in die blauen Augen der Studentin. Ob seine Worte weitaus mehr bedeuteten als es zunächst den Anschein hatte? Zu gerne hätte er Yumi diesen Kontakt erspart, die Angst die sie in diesem Moment verspürt haben musste als der Kerl ihr zu Nahe kam, sich nicht abschütteln ließ. Oder was für Emotionen hatten sich im Inneren des Mädchens abgespielt? In all diesen Stunden, in denen Darren nicht einmal bei Bewusstsein war und sie somit alleine gelassen hatte. „Und ich habe noch erwartet dass du zu mir kommst.“, sagte der Kerl und fuhr sich mit der Hand durch die zerzausten Locken, er schmunzelte kurz, mehr über sich und seine Erwartungen. „Eigentlich ziemlich unfair von mir. Vielleicht hätte ich dir auch nicht all die Nachrichten schicken sollen damit du Abstand bekommst und ich dich nicht tagtäglich daran erinnere..“ Er seufzte leise, schien im Augenblick die Taten der letzten Wochen alle in Frage zu stellen. Weil er eigentlich nur so gehandelt hatte damit es ihm besser ging und er nie darüber nachgedacht hatte, ob Yumi das überhaupt wollte. Dass er niemals eine Antwort bekommen hatte, hatte ihn auch nicht daran gehindert weiter zu machen weil er es von ihr ja schon kannte aber dass es vielleicht auch ein Zeichen dafür war, dass sie nichts mehr dazu hören wollte weil es sie belastete, daran hatte er gar nicht gedacht. Die Nähe von Yumi, die Wärme die sie ausstrahlte war es schließlich, die ihm diese Zweifel vergessen ließen, zumindest für den Augenblick in dem sich ihre Lippen trafen. Mehrmals und immer wieder. Auch ihm entkam diesmal ein wohlwollender Laut, der beinahe von ihren gierigen Küssen verschluckt wurde, aber doch noch zu hören war. Seine Hand berührten ihren Körper, wanderte langsam darüber, streichelte über das kleine bisschen nackte Haut an ihren Oberschenkeln. Eine Kostprobe? Während sein anderer Arm an ihrer Hüfte lag, sie damit näher an sich drückte so gut er konnte, ließen sie sich gegenseitig frei, gaben sich Zeit durchzuatmen, was die letzten Sekunden doch etwas zu kurz gekommen war. Es war die Sehnsucht die überwogen hatte, das berauschende Gefühl ihre Küsse wieder zu spüren. Darren hielt den Kopf etwas gesenkt, da Yumi ein kleines bisschen kleiner war und so konnte er auch das süße Grinsen auf ihren Lippen erkennen. Auf ihre Worte hin schmunzelte der Schauspielstudent, hielt dann jedoch inne als sie ihm die Wange tätschelte und ihm diesen Rat gab. Ein Seufzen kam über seine Lippen und er wirkte doch etwas enttäuscht, wobei das natürlich ein reines Spiel war. Welches er auch nur für einen Moment aufrecht hielt. „Gibt es etwa nur eine Hauptrolle?“ Seine Hand tastete sich langsam nach oben, schob dabei ihren schwarzen Pullover mit bis seine Fingerspitzen die zarte Haut ihres Bauches spürte. Seine Lippen berührten ihre Wange, küssten folgend ihren Hals. Zärtlich hauchte er ihr einzelne Küsse dorthin. „Sollte ich mich dann dieses Mal zurück lehnen und den Part des Zuschauers übernehmen?“, flüsterte er, sein warmer Atem streichelte die empfindliche Haut ihres Halses bis er sich schließlich wieder etwas entfernte, seine Hand jedoch lag immer noch auf ihrem Handy. „Dabei zusehen wie die Hauptrolle die falschen Entscheidungen trifft..“ Als das Smartphone schließlich am Rand des Schreibtisches lag, sogar noch etwas über den Rand hinaus sodass es drohte zu fallen, nahm er seine Hand weg. Man konnte es auch darauf schieben dass er kein Gespür dafür hatte, es ihm aus der Hand gekommen war, immerhin hatte er es mit der linken Hand geführt, die ja bekannterweise nicht mehr so funktionierte wie sie sollte. Da passierte es schon mal dass er Bewegungen machte, die so nicht gewollt waren. Darren war der Blick der Studentin natürlich nicht entgangen. Der Blick auf seine Lippen. Ein amüsiertes Grinsen zierte diese nun bis der angehende Schauspieler sich ganz von ihr entfernte, ihr wieder Raum zum Atmen gab und den kurzen Weg zu ihrem Bett überwand, wo er schließlich Platz nahm und selbst erstmal tief Luft holte. „Gibt es Popcorn?“, fragte er, lehnte sich auf einen Arm und legte die verletzte Hand auf seinen Oberschenkel. „Manchmal dauert es doch ein bisschen bis man herausfindet wer die zweite Hauptrolle spielt..“ In Romanzen kristallisierte sich das zwar relativ schnell heraus, in anderen Genren hingegen war das oft nicht so schnell klar. In Dramen zum Beispiel.

    3163-hinarpg-png

    Hina & Alessa | in ihrem Zimmer


    Als ihre beste Freundin sich für ihre kalten Hände entschuldigte, schüttelte Hina nur ihren Kopf. Sie sagte nichts mehr dazu. Vielleicht lag es auch wirklich nur daran, dass sie zusammen gezuckt war. Immerhin war es draußen noch recht kühl oder? Sie waren auch gerade erst ins Haus der Gardners gekommen und der Taxifahrer hatte auch noch nie etwas von einer Heizung gehört. Bestimmt lag es daran und nicht an dem Bauchkribbeln, dem süßen Stromschlag den sie bekommen hatte. Das gute Gefühl, das sich in ihrem Körper ausgebreitet hatte und dem stillen Wunsch, dass Alessa weiter machte. Die Blonde musste diese Gedanken stumm schalten, sie am besten gar nicht mehr zu lassen. Das konnte nicht gut enden. „Oh wow.. seit wann hast du Probleme mit meinem Rücken?“, sagte das Mädchen mit erhobenen Augenbrauen als sie einen Blick zurück in ihr hübsches Zimmer warf, Alessa anschaute und ihre Unterlippe hervor schob. Ein kurzer Hundeblick, dann wurde ihre grauen Augen größer. „Warte.. sieht mein Rücken schlimm aus? Hab ich Schrammen? Oder blaue Flecken?“ Sie versuchte kurz selbst einen Blick zu erhaschen, ließ es aber schnell wieder bleiben weil es keinen Sinn machte und sie sowieso nichts sehen konnte. Es würde sie aber nicht wundern wenn auch dort sich ein paar Verletzungen abzeichneten. Wo sie schließlich diese Böschung hinab gerutscht war. Schließlich schüttelte sie die verschwommene Erinnerung einfach hinfort und tauchte nackt ins heiße Bad ein, das dann schließlich auch komplett dafür sorgte dass ihr Kopf für eine kurze Zeit die Klappe hielt. Ein wohlwollender Laut verließ die hübschen Lippen als sie sich zurück lehnte, darauf achtete ihren verletzten Arm nicht ins Wasser zu tauchten, und ihre grauen Augen schloss. Den Moment einfach kostete, wie das warme Wasser ihren Körper umgab und sich ihre Muskeln auch gleich entspannten. „Wie wunderbar..“, flüsterte das Mädchen ganz leise in den Wasserdampf hinein bis sie schließlich Alessa hörte, die ihr gefolgt war und nun in der Tür stand. Ihre Freundin lehnte ab und sie senkte ihren Kopf ein bisschen, tauchte mit ihrem Mund unter Wasser und atmete aus wodurch ein paar Blubberblasen entstanden. „Oh, okay.“, sagte sie schließlich leise nachdem sie sich wieder etwas aufgerichtet hatte, mit diesem vielen Schaum spielte und den wohligen Geruch einatmete. Sie lehnte sich mit den Armen auf den Badewannenrand und schaute hinüber zu dem anderen Blondchen im Raum. Ihr Blick wanderte langsam über sie, begutachtete ihr wunderschönes Ouftit, das mal wieder von vorne bis hinten und oben bis unten gut zu ihr passte. Gut durchdacht war und einfach perfekt an ihr aussah. Hina lächelte, schöpfte dann mit ihrer Hand etwas Wasser und warf die wenigen Tropfen die noch über waren zu Alessa. Wahrscheinlich traf sie nicht einmal was. Bevor sie sich wieder auf den Rand lehnte, strich sie ihre langen Haare hinter ihren Rücken und grinste dann. „Faule Ausreden.. ich bin sauber, an mir klebt kein Schmutz mehr, keine Angst..“ Die Schülerin kicherte. Natürlich wusste sie dass es nicht gesund war zu oft am Tag zu duschen aber sonst sagte Alessa doch nie Nein wenn es um ein schönes heißes Bad ging oder? Sie biss sich auf ihre Unterlippe und wandt den Blick ab. War es Alessa unangenehm? Nachdem was zwischen ihnen passiert war? Weil sie nicht wollte dass so etwas noch einmal passierte weil sie keinen Spaß daran gehabt hatte? „Alessa, du.. also ich..“ Ihre Stimme musste ziemlich leise gewesen sein, kaum zu hören, denn es kam eine Frage ihrer besseren Hälfte und so schluckte sie ihre Worte einfach hinunter. „Ich habe Hunger.“, verkündete sie dann und zog etwas Schaum an sich heran als sie sich vom Wannenrand entfernte, bedeckte ihre Brüste etwas damit. „Lass uns Essen gehen, okay? Und danach shoppen?“ Sich mit neuen Klamotten einzukleiden auch wenn man schon längst genug hatte und der Kleiderschrank aus allen Nähten platzte, half doch immer an solchen Tagen und machten sie viel besser. „Aber eigentlich ist es mir auch egal.. wir können uns auch gerne etwas bestellen. Hauptsache du bist da.“ Hina lächelte und sah hinüber zu ihrer Besten, die weiter wie angewurzelt in der Tür stand. Im nächsten Augenblick griff sie nach ihrem teuren Shampoo und hielt es in ihren Händen. Natürlich hätte sie ihre Haare auch selbst einseifen können aber warum sich nicht verwöhnen lassen, wo ihre Freundin ihr schon dieses Angebot gemacht hatte? Deshalb hielt sie die Shampooflasche in ihre Richtung. „Steht das Angebot noch?“

    3814-leon-pngLeon, Bianca & Tabatha | im Krankenzimmer


    Eigentlich brannten da noch so einige Worte auf seinen Lippen, so viel was er Bianca hatte erwidern wollen weil sie mit jedem ihrer Widerworte und zickigen Antworten nur noch mehr lieferte worauf er reagieren konnte. Womit er sie etwas in Bedrängnis bringen konnte aber das natürlich auf seine super süße und charmante Art und Weise. Die man an dem Halbwesen halt so liebte. Denn er brachte seine Mitmenschen gerne in Verlegenheit oder in Situationen wo sie erst einmal sprachlos waren und nicht so recht wussten, wie sie angemessen antworten konnten. Oder eben rote Bäckchen bekamen, so wie Bianca. Aber irgendwie verschwammen alle Worte und Gedanken, alles war schwarz geworden und bis vor ein paar Sekunden hatte er nur diese starken Schmerzen gefühlt, die sich von seinem Bein aus in seinem ganzen Körper ausgebreitet hatten. Nicht nur aufgrund der Tatsache dass er eine tiefe Wunde dort klaffen hatte, die die merkwürdige Bedienstete ihm zugefügt hatte, es lag auch an der nicht besonders tollen Hilfe der Adeligen. Man konnte ihr ja noch anrechnen, dass sie es versucht hatte, aber dieses Mal hätte sie es einfach gut sein lassen sollen. Dieser brennende Schmerz der ihm durch Mark und Bein gegangen war, also wirklich, hatte wohl das Fass zum Überlaufen gebracht. Seinem Körper damit zu viel Schmerz zugemutet sodass dieser erstmal eine Pause brauchte. Leon war schwarz vor Augen geworden, alles vor seinen hellen Augen hatte seine Umrisse verloren, ineinander verschwommen, bis er schließlich nichts mehr hatte erkennen können. Weit entfernt hörte die verzweifelte Stimme der jungen Frau, doch dann war es plötzlich ganz still. Schließlich hatte er das Bewusstsein verloren, wusste nicht wie viel Zeit vergangen war, wusste auch nicht mehr was überhaupt genau gesagt worden war. Aber eigentlich sollten die netten Damen auch lieber aufhören mit den lieben Plaudereien, immerhin lag er hier gerade auf dieser unbequemen Liege. Ohne Bewusstsein. Aber auch ohne Schmerzen. Hatte vielleicht doch etwas Gutes. Hätte er sich denken können, wenn er dazu in der Lage wäre aber das änderte sich dann doch wieder recht schnell als die Hand der Adelstochter an seine Wange klatschte. War die Alte noch ganz bei Trost? Das hätte er Bianca am liebsten um die Ohren gehauen aber er war noch damit beschäftigt das Pfeifen in seinem Ohr und Kopf loszuwerden, das er Dank ihrer Ohrfeige hatte. Sein Kopf kippte wieder in die Mitte, er wollte die Hand heben, sie auf seine Stirn legen, doch Leon bemerkte wie sie sich ihm näherte. Anscheinend hatte ihre Zofe den Raum verlassen, sonst würde Bianca ihm wahrscheinlich niemals so nahe gekommen wie sie es gerade tat. Wollte sie ihn wiederbeleben? Konnte sie nicht sehen dass er atmete? Gut, in Panik konnte man das schon mal übersehen, passierte. Das Halbwesen unterdrückte ein Grinsen, wollte sich diese Show schon geben aber hätte es natürlich niemals ganz zugelassen und wäre nicht gerade die Tür aufgegangen, hätte er auch die hellen Augen geöffnet. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Schließlich spürte er die sanften Hände an seinem Bein, spürte wie man es versorgte und blinzelte auch unter seinen fast geschlossenen Augenlidern hervor, ließ die Prozedur über sich ergehen und verzog hier und da auch mal das Gesicht weil es doch auch angenehmere Dinge gab aber da musste er wohl durch. Es kehrte Ruhe ein. Keiner sagte ein Wort und Leon zweifelte kurz ob man ihn ganz alleine gelassen hatte, doch er hörte das laute Atmen Biancas und schließlich auch die Stimme seiner Angreiferin. „Brauche ich einen Wachhund?“, presste er hervor und öffnete seine Augen wieder, blinzelte ein paar Mal und stöhnte laut als er sich langsam aufrichtete. Zumindest ein bisschen. Sein Blick wanderte durch den Raum, er sah eine kleine Tasse neben seiner Liege stehen, wahrscheinlich ein Heilmittel. „Ich würde mich ja wohler fühlen mit Bianca an meiner Seite..“ Seine Mundwinkel zuckten nach oben und er nahm das Mädchen ins Visier. „Sie rammt mir wenigstens kein Messer ins Bein.“ Zumindest hoffte er das. Der Wüstenbewohner legte seinen Oberkörper wieder ab, drehte sich etwas zur Seite und griff nach der kleinen Tasse. Versuchte es zumindest, doch sie stand zu weit weg und jede Bewegung schmerzte irgendwie.

    3717-reinhard-pngReinhard & Eunice | in der Küche


    Die verschiedenen Geschmäcker des Sandwiches, die Reinhard zwischen seinen Fingern festhielt und herzhaft hinein bieß, breiteten sich in seinem Mund aus und mit jedem Bissen mehr erkannte er mehr Zutaten, die sie darin verarbeitet hatte. Wenn schon ein einfaches belegtes Brot mit solch Hingabe zubereitet worden war, wie schmeckte dann erst eine richtige, vollwerte Mahlzeit von dieser jungen Dame? Bei diesem Gedanken konnte Reinhard nicht anders und musste aufsehen, bewunderte die Fremde, die da gemeinsam mit ihm amTisch des Wachposten saß. Ob sie sie einfach fragen sollte? Ob sie die Dame, die sich als Eunice vorgestellt hatte, darum bitten sollte? Aber das kam mit Sicherheit unhöflich und war auch wirklich nicht angebracht wenn man daran dachte, dass sie gerade erst mit einem Korb prall gefüllt mit frisch zubereitetem Essen hier angekommen war um den Wächtern für ihre Arbeit zu danken und sie für die heutigen Arbeiten zu stärken. Weshalb er die Bitte mit dem nächsten Bissen hinunter schluckte. „Es ist auf jeden Fall eine Menge..“, stellte er nochmal fest, schob das letzte bisschen Sandwich in den Mund und ließ seinen Blick über den Inhalt des Korbes schweifen. Die restliche Soße des belegten Brotes, das ihm im Mundwinkel und auch etwas auf der Wange kleben geblieben war, bemerkte er dabei nicht und kam auch irgendwie nicht auf die Idee nach einer Serviette zu greifen. Viel zu sehr konzentrierte er sich diesmal auf die Worte des Besuchs. „Eure Gäste können sich glücklich schätzen. Mit dem Wissen sollte ich demnächst auch einmal der Taverne einen Besuch abstatten.. ich habe mir gerade noch vorgestellt wie lecker eine warme Mahlzeit von Ihnen wäre.“ Jetzt hatte er diesen Gedanken doch laut augesprochen und räusperte sich im nächsten Augenblick. „Also nicht jetzt gleich! Irgendwann! Jetzt kann ich nicht gleich noch etwas Essen gehen, ich muss arbeiten! Und das Sandwich war wirklich sehr lecker. Und genau richtig!“ Ren kratzte sich am Hinterkopf, strich sich durch die wuscheligen Haare und lächelte so gut er konnte. „Mit zu viel Essen im Magen lässt sich nicht gut trainieren.“ Da wurde einem nur schlecht und das war dann auch nicht der richtige Weg. Sein Blick galt nachdem er den Inhalt des Korbes wieder abgedeckt hatte Eunice, die wohl über seine Frage nachdachte. War nicht etwas, das man liebte und das man gerne machte weil es eben ein gutes Gefühl hinterließ, ein Hobby? Oder wie sagte man dann dazu? Leidenschaft? Reinhard überlegte kurz und wurde dann selbst mit dieser Frage konfrontiert. „Ich denke das Training ist so etwas wie ein Hobby für mich. Auch meine Arbeit aber eben etwas, das ich gerne tue. Immerhin lerne ich so meine Schwächen kennen und kann etwas daran ändern, sollte es jemals zu einem richtigen Kampf kommen.“ Und so etwas konnte immer mal passieren. „Ah, da fällt mir ein, dass ich langsam los sollte, ich..“ Reinhard sprang auf, wollte schon loslaufen, hielt in seiner Bewegung aber inne. „Wollen.. Sie mich begleiten?“, fragte er kurzerhand weil er die hübsche Dame nicht sitzen lassen wollte. Nicht nachdem sie eine so nette Geste gemacht hatte. „Ich muss mich nur etwas umsehen, durch die Stadt gehen, nach dem Rechten sehen..“ Kurz erklärte er seine heutige Aufgabe, da er gerade noch von Kämpfen gesprochen hatte und Eunice damit nicht verunsichern oder gar einschüchtern wollte. „Es ist.. wie ein großer Spaziergang. Nur muss ich etwas aufmerksamer sein.“ Ob es dann gut war jemanden an seiner Seite zu haben? Aber es wäre auch mal eine Abwechslung..

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | im Zimmer von Yumi


    Der Musiker neigte seinen Kopf ein wenig zur Seite, seine Augenbrauen hoben sich unschuldig als wäre er sich keiner Schuld bewusst was Ordnung an ging, als Yumi ihm diesen Spitznamen gab, der eigentlich so gar nicht stimmte, sodass er auch den Kopf schüttelte. „Marie..“, wiederholte er, tippte sich dabei ans bärtige Kinn und hob auch den Blick an, nahm eine Denkerpose ein während er grübelte. Als hörte er den Namen zum ersten Mal. Aber das war auch ein Ding der Unmöglichkeit, diesen speziellen Namen bis heute nicht gehört zu haben. Schließlich kannte jeder diese Frau, der Zugang zu sozialen Medien hatte und auch irgendwelche anderen Menschen kannte. Das reichte schon, war sie vor einigen Monaten immerhin Gesprächsthema Nummer Eins gewesen und man hatte nichts Anderes mehr gehört. Da öffnete er seine braunen Augen etwas mehr, wirkte überrascht und zugleich skeptisch als er Yumi weiter beobachtete wie sie für ihn wahllos Dinge in ihren Rucksack stopfte aber mit Sicherheit wusste sie ja ganz genau, was sie da einpackte. „Soll das etwa heißen du hast meine Schränke durchgewühlt oder woher weißt du dass ich meine Klamotten in ihrem Stil verstaue.. wonach du wohl gesucht hast, hmm..“ Der Kerl hielt seine Arme weiter verschränkt vor der Brust während er das Mädchen anfunkelte, mit seinen Fingern über sein Bart strich und es nicht mehr lange brauchte bis ihm schließlich ein Lachen über die Lippen kam. „Man muss nur wissen wie man in kürzester Zeit das Chaos versteckt um den Schein zu wahren.“ Er nickte ein paar Mal als hätte er gerade einen wirklich lebenswichtigen Tipp gegeben. „Oder einfach nur die Menschen in sein Zimmer lassen vor denen man sich nicht für herumliegende Klamotten oder sonstigen Kram schämen muss. Sich mit den richtigen Menschen umgeben ist eben wichtig.“, sagte er und ließ sich folgend von dem direkten Blick ihrer blauen Augen einnehmen. Sah sie einfach an, versank in diesem hellen Blau, das er so liebte. Darren konnte nicht anders als zu schmunzeln, machte eine Handbewegung und hob dazu noch seine Schultern. „Alles eine Frage der Übung, glaub mir.. ich weiß, wovon ich spreche.“, antwortete er darauf und seufzte, stemmte die Hände in die Hüfte Spielte eine Rolle, wie auch sie. Jedoch wahrscheinlich lange nicht so ernst und ohne diesen Blick, der Bände sprach. „Man muss es nur wollen.“ Er fügte diese Worte noch hinzu als sie sich schon von ihm abgewandt hatte, weiter packte als müsste sie jetzt sofort ihr Zimmer für den nächsten Studenten verlassen, als wäre sie auf der Flucht. Vor Verantwortung oder den Folgen ihres Handelns. Auch irgendwie passend dazu, wovon er im Folgenden sprach oder? Der Schauspielstudent ließ seinen Kopf kurz sinken, er lockerte seine Arme und das Grinsen verschwand von seinen Lippen. Weil er mehr oder weniger plötzlich von seinem Krankenhausaufenthalt erzählte. Davon, dass er auf die Blondine gewartet hatte. Jeden Tag. Obwohl er genau gewusst hatte, wie dämlich und hoffnungslos es war. Trotzdem hatte er nicht loslassen können, jedes Mal hatte er sofort zur Tür gesehen wenn es geklopft hatte, wenn er gehört hatte dass jemand das Krankenzimmer betrat. Manchmal hatte er sogar das Pflegepersonal gefragt ob jemand da gewesen war, doch niemals kam ein Ja. Nie hatte ihn jemand besucht. Was ja auch kaum möglich war, da auch kaum einer davon gewusst hatte. Was besser so war weil er auch irgendwo seine Ruhe gebraucht hatte. Vielleicht um das ganze Erlebnis noch einmal zu überdenken, vielleicht weil er auch ein bisschen in Selbstmitleid gebadet hatte. „Hast du eigentlich einmal kurz darüber nachgedacht was mit dir passiert wäre? Was sie mit dir angestellt hätten, wenn ich nicht dazwischen gegangen wäre?“ Darren schüttelte den Kopf, er schnaubte nachdem sie ihm diese Worte vor die Füße gespuckt hatte. Er war lauter geworden. „Ein einziges Mal? Ich denke kaum dass sie auf ein einfaches Nein von dir gehört hätten. Ich.. will gar nicht daran denken was geschehen wäre, wenn ich dich nicht gefunden hätte..“ Seine Stimme zitterte. Eigentlich wollte er wütend klingen, hatte dies vielleicht am Anfang, doch der Gedanke was diese Dreckskerle mit ihr hätten anstellen können raubte ihm die Wut, sorgte dafür dass ihm schlecht wurde. Wahrscheinlich hätte er auch seine Hände zu Fäusten geballt aber das war ihm zumindest mit seiner linken Hand eh nicht möglich. „Mir war klar was passieren kann, ich bin nicht dumm, ich wusste worauf ich mich einlasse aber ich hätte es niemals ignorieren können. Als mir klar wurde dass er dich nicht in Frieden lassen wird, wie nah er bei dir stand und dich angefasst hat, ich.. da war mir alles andere egal.“, erklärte der Student und hatte mittlerweile seinen Blick von ihr abgewandt, hatte zu viele Bilder im Kopf mit denen er klar kommen musste obwohl er sie nicht sehen wollte. Gerade eben nicht, eigentlich nie aber sie verfolgten ihn. Vorallem ihre erschrockenen, angstvollen Blicke, die er erhascht hatte während er auf dem Boden gelegen hatte. Sich nicht mehr wehren konnte, obwohl er es natürlich gewollt hatte aber es war leichter gesagt als getan, wenn eine überwiegende Mehrheit auf einen einschlug und mit aller Kraft eintrat. „Dass sie dich in Ruhe gelassen haben, nimmt mir einen großen Teil der Schmerzen. Glaub es mir oder nicht. Ich.. erwarte kein Danke, keine Wiedergutmachung. Es ist mir egal ob du mich gebeten hättest oder nicht, ich habe mich dazu entschieden und ich trage selbst die Schuld. Also gib sie nicht dir.“ Immerhin war es doch so gewesen. Der Musiker selbst war dazwischen gegangen, wurde nicht darum gebeten, weder gezwungen, noch sonst was. Er schüttelte den Kopf, seufzte, hatte seine Augenbrauen näher zueinander gezogen während er zurück dachte. Eine unangenehme Gänsehaut jagte über seinen Körper, ein kalter Schauer. „Was wäre geschehen wenn ich einfach gegangen wäre, wenn ich dich nicht gesehen hätte..? Yumi.. warum begibst du dich in diese Gefahr..?“ Augen zu und durch? Flüchten weil sie das so gut konnte? Beinahe wäre ihm ein Schnauben über die Lippen gekommen. Lächerlich. Beide wussten genau was passiert wäre, wenn er sie nicht in dieser dreckigen Gasse gefunden hätte und sicher wollte es sich keiner der beiden ganz und gar vorstellen. „Ich habe gewartet und war mir dennoch bewusst dass es hoffnungslos ist. Ich habe jeden Tag gefragt ob man dich gesehen hat aber gleichzeitig kam ich mir total dämlich vor. Wieso solltest du auch kommen..? Es war sicher nicht einfach mich so zu sehen.. ich muss schrecklich ausgesehen haben.“ Er versuchte den Ernst des Themas mit einem Schmunzeln etwas aufzulockern, als wäre es ihm wirklich unangenehm gewesen dass Yumi ihn so gesehen hatte. Übersäht mit blauen Flecken, Schrammen, mit unzählichen Schläuchen und Kabeln, eingekleidet in dieses hübsche Patientenhemdchen. An sich war ihm das mehr als egal, es gab wahrscheinlich nicht viel was ihm vor der Blonden wirklich peinlich war aber jemanden im Krankenhaus begegnen zu müssen, mitansehen zu müssen wie diese Person in einem Krankenbett lag und dann auch noch auf einer Intensivstation, die ja wie der Name schon sagte nicht für die eher einfacheren Fälle da war, war sicher kein Zucker schlecken. Darren wollte sich gar nicht vorstellen was für Gedanken ihr durch den Kopf gegangen sein mussten. „Es tut mir leid.“ Leise seufzend strich er sich durch die zerzausten Haare. Es waren schließlich die Tränen der jungen Frau die sein Herz noch schwerer werden ließ, weshalb er einen Druck auf seiner Brust spürte und es gleichzeitig so schnell schlug, dass es fest dagegen trommelte. Ihre Nähe beruhigte ihn, löste eine gewisse Wärme in ihm aus, doch gleichzeitig sorgte sie für einen kalten Schauer, ein bedrückendes Gefühl. Er fühlte sich schlecht und verantwortlich für ihre Tränen. Ein Gefühlschaos, das kein Ende finden wollte. So schnell zumindest nicht. Als Yumi schließlich eine Antwort auf seine Frage gefunden hatte, wohin das Leben sie führen würde, wohin sie gehen wollte, schüttelte er nur kaum merklich den Kopf. Die Mundwinkel des Mannes zuckten sogar nach oben. Es war eine knappe Antwort, die ihr schlussendlich so schnell über die Lippen gekommen war, die ihn wirklich überhaupt nicht wunderte. Immerhin passte sie zu ihr. Ohne einen genauen Plan weiter gehen, ja nicht anhalten. Aber das bedeutete nicht dass er es auch so akzeptierte, es gut hieß, was sie machte. Yumi aufhalten? Ein Ding der Unmöglichkeit. Aber ihr trotzdem einen anderen Weg zeigen, den sie einschlagen konnte, das war in Ordnung oder? Zumindest könnte er damit anfangen ihr anzubieten bei ihm zu bleiben. Zwar waren die Studentenzimmer wirklich nicht die größten Räume des Wohnheims aber für die erste Zeit war es doch eine Möglichkeit. Wahrscheinlich hätte sie laut gelacht, hätte er auch nur irgendein Wort in diese Richtung gesagt, weshalb er ganz einfach Taten folgen ließ. Die doch sowieso mehr Ausdruck verleihten oder? Die Frage beantwortete, die die Studentin gerade noch stellen wollte und doch unterbrochen wurde. Zunächst sanft kostete er den Geschmack ihrer Lippen, schmeckte noch die salzigen Tränen, die sie benetzten, die sie vor wenigen Minuten noch vergossen hatte. Doch dieses Mal ließ er diesen Gedanken nicht zu, ließ nicht zu dass sein Kopf ihm einen Strich durch die Rechnung machte. Aber es war ihm sowieso kaum möglich irgendeinen klaren Gedanken zu fassen in diesem Augenblick, als Yumi seinen Kuss erwiderte und darauf einging. Als er ihr leises Seufzen hörte. Als sie ihre Hände an seine Handgelenke legte. Eine Gänsehaut jagte über seinen Körper. Wollte sie ihn wegstoßen? Oder festhalten? Eine Wirrwarr verschiedener Gefühle versuchte sich in ihm auszubreiten, das wärmende Herzklopften zu vertreiben, doch jede Sekunde mehr, die dieser mittlerweile intensiver gewordene Kuss andauerte, desto mehr war er davon überzeugt dass sie ihn nicht loswerden wollte. Dass sie ihn festhalten wollte. Nicht gehen lassen. Mit leiser Stimme flüsterte er diese Worte, diese Frage, die keine Antwort brauchte. Darren erwiderte den Blick ihrer halb geöffneten blauen Augen. Natürlich bemerkte er das Funkeln, das Spiel, das darin glitzerte. „Die Rolle des anderen Mannes..?“, wiederholte er. Seine Stimme klang nicht fragend oder überrrascht. Nicht verwirrt oder dergleichen. Dieses Mal war er es, der eine Pause einlegte. Eine Pause um nachzudenken? Über das, was sie gesagt hatte. Über diesen unmoralischen Vorschlag? Sein Blick senkte sich, er schaute auf seine Hand, die weiterhin an ihrem Gesicht lag. Ganz zart und ganz leicht spürte er ihre Berührung. Er sah sie und doch fehlte die Intensität ihrer Finger, die über seine Haut streichelten. Ein Zeichen dafür, dass seine Nerven immer noch geschädigt waren. Nicht nur die seiner Finger, es war auch sein Handrücken und seine Handinnenflächen, die er weitaus weniger als normal spüren konnte. Darren schmunzelte für einen Moment, in dem er auch seine Augen geschlossen hielt, sie dann wieder öffnete und den Kopf anhob. Dabei streifte sein Blick ihre Lippen, dann fixierte er sie wieder. „Nein.“ Der Daumen seiner intakten Hand strich über ihre Wangen. An manchen Stellen spürte er noch ihre Tränen. Ihre Wange war noch feucht. Darren hielt inne, als wolle er dieses kleine Wort, das doch so viel bedeutete, wirken lassen. Aber eigentlich wartete er nur auf Widerworte. Weil man es von ihr kannte richtig? Yumi war selten sprachlos, hatte immer etwas zu sagen, vorallem in Momenten wie diesen. Aber dann wurde ihm bewusst, dass er eigentlich gar nicht warten wollte. Worauf auch? Weshalb seine Lippen erneut die ihren trafen, fordernder als zuvor, leidenschaftlicher. Seine Zunge verlangte Einlass und gleichzeitig drängte er die Studentin weiter in das Zimmer hinein. Eine seiner Hände ließ von ihrem Gesicht ab, ging auf Wanderschaft, strich oberflächlich über den dunklen Stoff ihres übergroßen Pullovers, der ihren schlanken Körper versteckte. Während seine Küsse immer gieriger wurden, sein Herzschlag sich mit jeder Sekunde beschleunigte, hatte er das Mädchen durch ihr Zimmer geführt. Bis zu ihrem Schreibtisch, der wie alles andere in ihrem Zimmer nicht gerade perfekt sortiert war. Seine Hand strich seitlich über ihren Oberschenkel, dort wo ihr Pullover endete. Dort verweilte auch seine Hand während seine andere und verletzte Hand sich von ihrem Körper entfernte, genau wie seine Lippen die ihren. Darren nutzte diese Sekunden um durchzuatmen, er öffnete seine Augen, beobachtete Yumi und legte seine Hand auf das Handy der angehenden Psychologin. Welches noch dort auf dem Tisch lag und sich vorhin erst bemerkbar gemacht hatte. Welches dafür verantwortlich gewesen war dass Yumi ihn im Grunde zum Gehen aufgefordert hatte. Der junge Mann schob ihr Handy etwas zur Seite, näher zum Rand des Schreibtisches. Ob er mit dieser Handbewegung, mit dieser Geste etwas hatte sagen und ausdrücken wollen? „Du weißt dass ich mehr an den Hauptrollen interessiert bin..“ Sicher gab er sich nicht mit irgendwelchen Nebenrollen zufrieden. Vorallem nicht in diesem Fall. Nicht in ihrem Leben. Dafür würde er kämpfen. Jetzt und auch in Zukunft.

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | im Zimmer von Yumi


    „Oh, nein..“, log der Student gekonnt während er zudem noch seinen Kopf etwas schüttelte, seine ein Stück zu lang gewachsenen Haare in sein Gesicht fielen, die er mit einer schnellen Handbewegung zur Seite wischte, um sich noch einmal ausgiebig umzusehen. Diesmal aber weniger um wirklich nach etwas zu suchen das darauf hindeutete dass sie vielleicht doch die Wahrheit gesagt hatte, dass sie es nochmal mit ihrem Ex-Freund versuchte und es nicht nur sagte damit er endlich das Weite suchte. Es war mehr um seine kleine, nichtige Lüge zu unterstreichen, wie er es auch in seinen folgenden Worten tat. Seine Augenbrauen hatte er zudem noch etwas angehoben. „Es ist nur immer wieder überraschend wie viel Chaos in ein so kleines Zimmer passt..“ Ein Schmunzeln zierte seine Lippen. Immerhin waren diese Studentenzimmer wirklich nicht die größten Räume, passte gerade einmal das Nötigste in diese vier Wände. Aber mehr konnte und sollte man wahrscheinlich auch nicht erwarten, vor allem wenn man dazu noch bedachte, dass das Studentenheim lange in die Jahre gekommen war und hier und da auch schon seine Fehler hatte. Generell waren die meisten Studenten aber auch einfach zufrieden und glücklich darüber ein kostenloses Dach über dem Kopf zu haben. Jedoch galt das nicht mehr für jeden der Bewohner, wie er noch vor ein paar Minuten mitbekommen hatte. Noch immer schwirrte die Frage in seinem Kopf was der Auslöser für diese schwerwiegende Entscheidung war, was Yumi angestellt hatte, was vorgefallen war oder was man ihr vielleicht sogar vorhielt und die Studentin selbst keine Nerven dafür hatte irgendwelche Situationen klar zu stellen. Was es auch war überschattete mehr die Sorge um die Psychologiestudentin seine Gedanken. Sorge, Angst oder einfach beides weil er auf gar keinen Fall wollte dass sie von nun an einfach draußen unterwegs war und das unentwegt. Oder dass sie von einem Bett ins nächste hüpfte, immerhin hätte sie so zumindest einen Schlafplatz und er war froh, dass die Blonde schließlich wieder sprach, damit er diese dummen und verletzenden Gedanken nicht weiter in seinem Kopf ausschmücken wollte. Immerhin wollte er Yumi nicht einmal im Stillen etwas andichten aber in der Not griff man doch immer zu eher fragwürdigen Dingen. „Hm, es hätte mich doch auch gewundert, wenn du hier noch einen Überblick hast..“ Der Schauspielstudent schüttelte zwar nochmals seinen Kopf aber im Grunde interessierte ihn das Chaos auch gar nicht wirklich und darüber urteilen wollte er auch nicht. Immerhin war es nicht sein Zimmer. Und ihres auch nicht mehr lange. Ob sie sich dessen überhaupt wirklich bewusst war oder verdrängte sie das einfach? Bis zu dem Tag an dem der Schlüssel nicht mehr ins Schloss passte? Als Yumi kurz aufschaute, ihr hastiges Packen unterbrach um ihm zustimmende Worte entgegen zu bringen, konnte auch er selbst nicht anders als kurz aufzulachen. „Sind wir jetzt wieder bei diesem Schüler Lehrer Ding angekommen?“ Das war doch auch schon mehrmals Thema gewesen oder nicht? Und wahrscheinlich hätte er auch mehr dazu gesagt, es näher ausgeführt, wenn nicht ihr eiskalter Blick ihn in diesen Moment durchbohrt hätte. Ihn damit gefangen hielt während er ihr näher gekommen war, nur oberflächlich dieses Gespräch in der Uni angekratzt hatte. Und doch hatte Yumi es sofort verstanden, verteidigte sich, alleine schon mit der Kälte in ihren hellblauen Augen. „Warst du es nicht die meinte ihr liegt diese Rolle nicht? Die liebende Freundin..“, sagte der junge Kerl, erwiderte ihren Blick jedoch nur bis zu dem Augenblick als ihr ein Lachen über die Lippen kam und sie sich weiter um ihre Habseligkeiten kümmerte. Hatte nicht so etwas im Krankenhaus gesagt? Als sie die liebende Freundin spielen musste um Darren besuchen zu dürfen. Der Musiker zog seine Augenbrauen zusammen, dachte nach. „Ich erinnere mich daran. Auch wenn alles ein bisschen verzerrt ist.. als läge ein grauer Schleier darüber. Wahrscheinlich liegt es an den unzähligen Medikamenten die man mir gespritzt hat damit ich wenigstens irgendwie überlebe.“ Darren ließ seine Worte eher danach klingen als erzählte er eine normale Geschichte, als ginge es nicht darum dass er auf einer Intensivstation lag. Aus mehreren, nicht gerade guten Gründen. „Es war kurz bevor ich das Bewusstsein verloren hatte. Ich noch einmal operiert werden musste..“ Der Student hielt inne, presste seine Lippen aufeinander, wollte eigentlich gar nicht darüber reden und doch ließ es sich nicht aufhalten. „Und von da an habe ich auf dich gewartet.“, fügte er hinzu, war sich aber folgend gar nicht mehr sicher ob er diese Worte auch laut ausgesprochen oder sich diese doch nur gedacht hatte. Wie auch immer, war es egal, weil es auch nichts war, das Yumi nicht hätte hören sollen. Es war auch ein Fakt, den sie doch selbst wusste oder? Dass er auf sie gewartet hatte, auf einen Besuch gehofft und doch bitter enttäuscht worden war. Doch Darren hatte stets versucht sich Erklärungen einfallen zu lassen. Hatte darüber nachgedacht welches armseliges Bild er abgab, was für Gefühle es vielleicht in ihr auslöste. Immerhin war es bestimmt nicht leicht Menschen die man kannte so zu sehen. Beinahe ans Bett gefesselt, angeschlossen an unzähligen Kabeln und Schläuchen. Er hatte es schlussendlich schon verstanden. Hatte er ja auch irgendwie gemusst. Irgendwann konnte er es nicht mehr mit ansehen, wie die Studentin durch ihr Zimmer huschte, hier und dort nach etwas griff das in ihrem Rucksack landete. Es hatte kein System, keine Ordnung, wahrscheinlich auch kein Wunder in diesem Zimmer, wie sie auch vorhin noch festgestellt hatte. Der Kerl hielt sie an, kam ihr näher, merkte erneut wie wenig seine Finger auf Berührungen reagierten und ging schließlich in die Hocke bis er die ersten Tropfen spürte. Ihre ersten Tränen. Tränen die er trocknen wollte und sich zunächst erstmal nicht bewegte. Keinen Millimeter, er schien erstarrt, schaute zu ihr hinauf mit großen Augen. Ungläubig weil er es nicht glauben konnte, nicht wollte. Es war nie leicht jemanden weinen zu sehen, doch es war nochmal ein ganz anderes Gefühl wenn es jemand war, für den man Gefühle hatte. Den man liebte. Es überforderte beinahe schon und doch erhob er sich im nächsten Augenblick, zog die junge Frau an sich heran, legte seine Arme ganz eng an sie. Darren spürte wie sie zitterte, hörte das leise Schluchzen, das einher kam mit den Tränen. Sein Herz wurde schwer und als sie sich an ihn krallte, seine Finger in dem Stoff seines Pullovers vergrub, ließ er seine Finger in ihre Haare gleiten, legte die Hand an ihren Hinterkopf. Leise flehte er, wusste aber genauso dass es nichts brachte, dass man nicht auf einmal aufhörte damit Tränen zu vergießen, nur weil man darum gebeten wurde. Das wusste er. Weil er auch selbst mit den Tränen kämpfen musste. Spätestens als er merkte wie die Spannung in ihrem Körper nach ließ, wie ruhig sie in seinen Armen wurde. Fühlte sie sich wohl? Konnte er ihr Halt geben? Konnte er ihr zumindest ein Stück weit das geben, was sie in diesem Augenblick brauchte ohne dass sie es aussprechen konnte? Darren presste die Lippen aufeinander während er sein Gesicht an ihr versteckte, ihre Tränen auf seiner Haut spürte. Der angehende Schauspieler atmete einige Male durch, roch an ihrem Parfum, roch sie selbst, was ihn durchaus auch etwas beruhigte. Nur kurz darauf entfernte er sich ein bisschen. „Ich..“, begann er, seine Stimme zitterte und er schien für einen Moment mehr durch sie hindurch zu sehen, doch mittlerweile hatte sie auch ihren Kopf gesenkt. Wollte sie sich dadurch verstecken, dafür Sorgen dass er ihre Tränen nicht mehr sah, die zwar langsam versiegten, jedoch immer noch zu sehen waren? In Darren tobte ein Sturm aus verschiedenen Gefühlen, gerade jetzt wo er über ihre Worte nachdachte. Wen er damit überzeugen wollte. Wen galt es zu überzeugen? Eigentlich beide. „Ich weiß es nicht..“ Die Stimme des Mannes war ganz dünn, brüchig, zitternd. „Es ist so schwer daran zu glauben dass es wieder besser wird.“ Auch wenn er so gerne an die Worte der Ärzte und die verordnete Therapie und deren Erfolg glauben wollte. Wie konnte er weiter optimistisch sein wenn nichts davon anschlug? Wenn sich rein gar nichts änderte? Seine Arme legten sich um ihre schmale Taille, jedoch nur für einen ganz kurzen Augenblick, bis Yumi sich aus dieser Umarmung löste, ihn alleine stehen ließ und wahrscheinlich wirkte er gerade nicht mehr als ein Häufchen Elend weil ihm ihre Tränen viel zu sehr zusetzten. Das hatte er nicht gewollt. Niemals. Dass das Handy der Studentin schließlich mit der Grund war, warum sie sich aus seinen Armen gelöst hatte, bemerkte er erst ein paar Sekunden später, hatte ihr noch dabei zugesehen wie sie ihre Tränen weggewischt hatte und nichts mehr blieb als etwas verschmiertes Make-Up und rote Augen. Sein Blick folgte ihr, huschte über das helle Handydisplay, auch wenn er auf die Ferne rein gar nichts erkennen konnte und es ihm auch gar nicht zu stand, schließlich war das eigene Handy immer auch eine Art Tagebuch. Doch irgendwie konnte er sich denken wer da etwas wollte. Jemand, der sowieso immer zwischen ihnen stand. Störte, auch wenn er nicht einmal in der Nähe war. „Nein.“, sagte er nachdem er ein paar Mal tief durchgeatmet hatte. Ein unglaubwürdiger Laut verließ seine Lippen. Er klang fast schon böse. „Glaubst du ich lasse dich jetzt alleine..?“ Das konnte sie nicht erwarten. Nicht nachdem was vorgefallen war. Nachdem sie.. geweint hatte. Vor ihm. Für viele waren Tränen an sich nichts Besonderes, etwas was eben mal passierte. Aber es war Yumi. „Ich kann dich nicht alleine lassen wenn ich nicht weiß wohin du gehst.“ Der angehende Schauspieler hatte seine Worte nicht einmal ganz ausgesprochen und doch wusste er schon was sie darauf erwidern würde. Immerhin ließ sie doch auch keine Gelegenheit aus um ihm genau das unter die Nase zu reiben oder? Damit er ihr auch glaubte, auch wenn er glauben sollte was er wollte. „Ich habe zu lange auf diesen Moment gewartet.“, murmelte er, fuhr sich durch die Haare und fing ihren Blick wieder ein. „Zu lange um dich jetzt einfach hier stehen zu lassen.“ Darren überwandt abermals den Abstand zwischen ihnen, wieder einmal ging er diesen Schritt aber war es ja auch irgendwo gewohnt oder? Er ignorierte ihre Worte, ignorierte ihr Handy, ignorierte den Namen, den er zwar nicht gesehen hatte, aber sie dazu veranlasst hatte diese Worte auszusprechen. Darren ignorierte all das als er seine Hände an ihr Gesicht legte, oder es mit der einen immerhin versuchte, und seine Lippen auf ihre drückte. Kaum eine Sekunde später vergrub er seine intakte Hand und seine Finger in ihrer blonden Mähne, vertiefte den Kuss, verlangte sehnsüchtig nach mehr während er das Mädchen küsste und sein Herz sich beinahe überschlug. Wie sehr hatte er dieses Gefühl vermisst? Ihre weichen Lippen, das Kribbeln in seinem Bauch, das warme Gefühl in seinem Körper. Er blendete die Welt aus, spürte nur sie in dieser Sekunde, solange sie andauerte „Wie könnte ich dich jetzt alleine lassen..?“, wisperte er, ihre Lippen lösten sich voneinander, nur ein kleines bisschen.

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | im Zimmer von Yumi


    „Meinst du mein Name steht dann gleich daneben im Wörterbuch?“, fragte der junge Musiker, wirkte dabei ziemlich ernst und davon überzeugt, dass es so gehören musste, wenn Yumi das schon so sagte. Kurz hatte er seinen Kopf ein Stückweit angehoben, wirkte nachdenklich als spielte er mit dem Gedanken gleich auch nachzusehen oder Verantwortliche dafür mit ins Boot zu holen aber es war lediglich ein Schauspiel, denn wenn er eines nicht verlernt hatte in den letzten Tagen und Wochen, war es das Spielen. Die Wahrheit verstecken und sie mit einem guten Schauspiel zu überdecken. Denn wenn die Therapeuten und Ärzte nach seinem Befinden gefragt hatten, hatte er ihnen immer glaubwürdig versichern können, dass es ihm besser ging. Dass er langsam und täglich mehr Gefühl in seinen Fingern zurück bekam. Manche schienen etwas zweifelnd, weil er sie immer noch nicht ganz bewegen konnte aber mit einem netten Lächeln waren diese Zweifel auch beiseite geräumt gewesen. Und das gegenseitige Necken und Spielchen spielen, war doch auch ihr Ding. Etwas, das die beiden doch irgendwie auf eine gewisse Art und Weise verband oder? Darren ließ seinen Kopf wieder sinken während er schmunzelte, sich von seinem kleinen Hustenanfall wieder erholt hatte, und ihr schließlich ein paar Schritte folgte und die Arme vor der Brust verschränkte. Sein Blick wanderte flüchtig und doch auch aufmerksam durch das Zimmer der Studentin. Weil er etwas finden wollte? Gleichzeitig aber auch nicht? Hinweise oder Dinge, die nicht ihr gehörten, die vielleicht ihm gehörten, die sie hier hatte weil er zu oft hier war? Der Musiker presste seine Lippen aufeinander, schloss die dunklen Augen auch für einen kurzen Moment bis er tief durchatmete. „Worte können immerhin so viel bedeuten und gleichzeitig auch gar nichts.“, sagte er in den chaotischen Raum hinein als würde er gar nicht wirklich mit Yumi reden, mehr mit sich selbst, als wollte er seine Gedanken einfach loswerden. Ob er der Studentin damit eine Lüge unterstellen wollte? Ihr damit sagen, dass er ihren Worten damals in der Universität nicht glaubte? Oder mehr hoffte, dass sie nicht der Wahrheit entsprachen? Oder vielleicht wollte er sich das einfach so von der Seele sprechen, wer wusste es schon. „Sie sind manchmal doch leichter vorzuspielen als Taten..“, fügte er hinzu, es war klar worauf er anspielte. Insbesondere weil er Yumi nicht aus den Augen ließ. Ihr beinahe hastiges Zusammenpacken mit seinem Blick verfolgte. Beide wussten dass das, was er sagte, nicht wirklich das war, was er auch glaubte. Zumindest nicht immer, war er immerhin ein Mann meist der lieber Worte nutzte als Taten, das hatte man auch bei diesem kleinen Zwischenfall bemerkt. Vielleicht hätte er sich dort zwar verteidigen wollen aber war er nicht einmal dazu gekommen. Was jetzt sowieso auch keine Rolle mehr spielte, denn Dinge waren geschehen und ließen sich nicht mehr ändern. Der Kerl spürte ein Zwicken an seiner Narbe an seinem Bauch, rieb flüchtig darüber und kam der Psychologiestudentin immer etwas näher während sie sprachen, während die Blonde weiter irgendwelchen Unsinn redete. Davon dass andere in ihrer Nähe immer nur verletzt zu wurden. Andauernd. Noch bevor er ihr näher kam, ihr Handgelenk packte, ihr sagte wie er seine Worte gemeint hatte, hatte er den Kopf geschüttelt. Da es nicht der Wahrheit entsprach. Nicht für ihn. Vielleicht dachte sie das, vielleicht war es so einfacher die Menschen wegzustoßen. Aber egal was es war, wie sie es meinte und was ihre Gedanken dahinter waren, alles war vergessen als er ihren Atem beinahe an seiner Haut spürte. Als er ihr so nahe war, sein Herz gegen seine Brust klopfte. Darren ihr klar machten wollte, wie sehr sie ihm gefehlt hatte und eigentlich hatte er noch so viel mehr sagen können und irgendwie auch wollen, jedoch machte ihm das fehlende Gefühl in seinen Fingern einen Strich durch die Rechnung. Vielleicht war es auch besser so, nicht, dass ihm am Ende noch Worte über die Lippen gekommen wären, die er bereut hätte. Zumindest in diesem Augenblick. Der junge Kerl zog sich zurück indem er in die Hocke ging, nach ihrem halb gepackten Rucksack griff, ihn ihr geben wollte und dabei wissen wollte wohin ihr Weg sie führte. Wo wollte sie schlafen? Bei ihm? War er ihre nächste Anlaufstelle? Weil sie sowieso die Hälfte ihrer Zeit bei ihm übernachtete, in seinem Bett schlief? Ihm wurde schlecht bei dieser Vorstellung. Diese lästigen Gedanken ließen sich kaum abstellen. Aber wie konnte er auch, immerhin waren sie doch auch gerechtfertigt oder? Darren hatte seinen Kopf etwas sinken lassen, schaute auf den Boden während er seine Augenbrauen zusammen zog und sich selbst etwas verfluchte dafür, dass er seine Gedanken nicht einfach abstellen konnte. Die zitternde Stimme der Studentin ließ ihn wieder aufmerksamer werden und bevor er sie wieder ganz ansah, bemerkte er Wassertropfen auf seiner Hand, die er nach wie vor ausgestreckt hatte, da er ihr den Rucksack hinhielt. Sein Blick wanderte dorthin und er ließ seinen Arm schließlich etwas sinken während er fragend auf die Tropfen an seiner Hand schaute. Woher..? Als es ihm schließlich bewusst wurde, wurden seine Augen größer und er schaute hinauf. Yumi weinte. Darren hatte bereits an ihrer Stimme erkannt dass etwas nicht stimmte, sie war dünn gewesen, nur ein Flüstern. Auch, als sie ihren Satz beendete. Genau das ansprach, was er selbst kaum tat. Was er zwar wusste, sich jedoch kaum eingestehen wollte. Weil es bestimmt bald besser werden würde. Irgendwann. Obwohl er selbst wusste, dass es, je mehr Zeit verging, kaum noch die Chance darauf gab, dass es besser wurde. Zwar brauchte alles seine Zeit zu heilen und vor allem bei Nervenschäden brauchte es laut Ärzten wohl noch länger aber war nicht schon die Zeitspanne dafür überschritten? Der Mund des Mannes öffnete sich, er wollte etwas sagen, doch kamen keine Worte über seine Lippen. Kein Laut verließ sie. Sein Mund war trocken. Er spürte einen Druck auf seiner Brust. Ein Druck der kaum auszuhalten war. Einen stechenden Schmerz. „Yumi..“ Sie weinte. Es war seine Schuld oder? Warum hatte er nicht auch hier der Schauspieler sein können, der er die letzten Wochen gewesen war? Ihr sagen, dass alles gut war, dass es wieder so war wie vor seinem Krankenhausaufenthalt. Vor diesem Tag. Jetzt fiel auch ihm der Rucksack aus der Hand. Mit einem dumpfen Schlag landete er auf dem Boden und es war im Augenblick auch alles, was man hörte. Die stillen Tränen tropften weiter von ihrem Kinn während Darren sich wie gelähmt fühlte. Beinahe unfähig etwas zu unternehmen mit dem zerfressenden Gedanken im Kopf Schuld daran zu sein. Schuld an ihren Tränen oder gab es doch einen anderen Grund, der für ihn gerade nicht greifbar, nicht erklärend oder schlüssig wäre? Mittlerweile hatten sich seine trockenen Lippen wieder geschlossen, er presste sie aufeinander und senkte zugleich den Kopf. Yumi weinte. Er spürte diesen Schmerz in sich. Kein Schmerz der von seiner alten Operationswunde ausging. Kein Schmerz, den er hin und wieder und wieder spürte, wenn er die falschen Bewegungen machte. Kein Zwicken, kein Stechen. Es war ein Schmerz, den er kaum beschreiben konnte, wenn er darüber nachdachte. Was hatte er nur getan? Und was genau tat er jetzt? Wie ein Häufchen Elend am Boden kauern, im Stillen darüber zu philosophieren ob er die Schuld trug, was er auf jeden Fall tat, aber war das jetzt so wichtig, wichtiger als ihre Tränen zu trocknen? Aber was, wenn er das gar nicht konnte, wenn er nicht derjenige war? Nicht derjenige, der dazu im Stande war? Nicht jetzt, nicht bald und auch nicht irgendwann? Noch immer hatte er ihre ablehnende Haltung im Kopf, ihre Hände an seiner Brust, den bestimmten Druck mit dem sie ihn weggestoßen hatte. Weil sie keine Nähe wollte. Weil sie keine Nähe brauchte. Oder? Der Schauspielstudent kniff seine dunklen Augen zusammen. Es war doch egal. „Nein..“, flüsterte er, schüttelte den Kopf, schnellte nach oben und nahm das Mädchen in seine Arme. „Nein, bitte.“ Eng drückte er ihren schlanken Körper an sich, ließ kaum mehr Platz zum Atmen. Darren hörte ihre schnelle Atmung, er spürte sie und auch ihre feuchten Wangen als er seinen Kopf neben ihrem vergrub. Es war fast so als suchte er Zuflucht bei ihr und vielleicht tat er das gewissermaßen auch. Zuflucht und einen Platz, an dem alles in Ordnung war, an dem er nicht daran denken musste und damit konfrontiert wurde, dass einige seiner Träume wahrscheinlich niemals in Erfüllung gehen konnten. Nicht mit einer Hand, deren Finger er nicht rühren konnte, die er einfach gar nicht spürte. Wie sollte er so wieder Instrumente spielen? Er war kaum eines dieser berühmten Wunderkinder die plötzlich lernten mit einer Hand zu spielen oder einfach das Beste daraus machten, somit erfolgreich wurden aber beim besten Willen war er nicht so Jemand. „Es tut mir so leid, Yumi. Es.. es wird schon wieder. Es wird besser werden.“ Hatte er so etwas doch auch in seinen Nachrichten erwähnt oder? Dass es besser wurde, dass er das Gefühl zurück bekam. Doch jetzt hatte es sich als Lüge herausgestellt. Eine Lüge damit sie sich keine Sorgen machte. Oder war es egoistisch davon auszugehen, dass sie sich überhaupt welche machte? Er atmete oberflächlich als er sich etwas von ihr entfernte, jedoch nur soweit bis er in ihr Gesicht sehen konnte. Die geröteten Augen, die glänzenden Tränen. Während seine rechte Hand sich noch in ihrer Mähen vergraben hatte, an ihrem Hinterkopf lag den er gerade noch an sich gedrückt hatte, legte er seine andere Hand an ihre Wange und streichelte mit seinen Fingern über ihre feuchte Wange. Wischte die Tränen weg, die er verursacht hatte. Mehr schlecht als Recht und auch wirklich unbeholfen, wo er seine Finger kaum rühren konnte. Aber vielleicht wollte er ihr auch beweisen dass schon alles gut so war, irgendwie eben. Sein Blick galt flüchtig ihren von Tränen benetzten Lippen bevor er wieder in das helle Blau ihrer Augen eintauchte. Wenn auch nur für einen kurzen Moment, bis er selbst bemerkte dass seine Augen glasig wurden, dass sich Tränen darin sammelten, die er versuchte wegzublinzeln. Es war so schwer sie weinen zu sehen, es tat so weh. Der Musiker vergrub sein Gesicht wieder an ihr, hielt sie im Arm, doch lange nicht so fest wie er eigentlich wollte. Damit sie sich aus seiner Umarmung winden konnte. „Ich bin da..“, flüsterte er, ganz leise. Der Student war da. Und das war es doch, was zählte, oder?

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | im Zimmer von Yumi


    Ein dumpfes Gefühl war in ihm zurück geblieben, es hatte ihn ganz leicht gefröstelt als er sich einen kleinen Schritt von ihr entfernt hatte. Ihr damit den wohl nötigen Freiraum zurück gab, nach dem sie sich während ihrer Umarmung gesehnt hatte. Immerhin hatte sie ihn mehr oder weniger von sich geschubst, stumm danach verlangt dass er die Nähe auflöste. Auch wenn für einen winzigen Moment gedacht hatte ihren kräftigen Herzschlag gespürt zu haben aber vielleicht war es Einbildung gewesen, reines Wunschdenken. Darren wusste zwar selbst, dass er nie mit irgendwelchen Erwartungen oder Hoffnungen auf diese Art von Begegnungen zu gehen sollte aber dennoch tat er es, konnte diese Gefühle auch gar nicht abschalten. Das machte alles nicht wirklich einfacher aber was tun? Das, was Yumi selbst erwartete, ihm immer wieder sagte, dass er das Weite suchen sollte, sich fern halten, ihr nicht zu Nahe kommen, das war keine Option. Nichts davon, rein gar nichts. Das war nicht der Weg, den er einschlagen wollte. Daran war die Studentin doch auch selbst Schuld. Durch ihr widersprüchliches Verhalten, die Blicke und die Berührungen die sie Darren schenkte. Aber der Musiker wollte ihr keine Schuld geben, war es doch mehr sein eigenes Herz der die Bekanntschaft der beiden auf diese Art erschwerte. Das Schmunzeln auf ihren Lippen jagte ihm eine Gänsehaut über den Körper, vertrieb das Frösteln. Er beobachtete sie genau, achtete auf ihre angehobenen Mundwinkel, das Lächeln, ihre weichen Lippen, die Worte wiederholten, die ihm nur allzu bekannt waren. Es hatte zwar einen Augenblick gedauert, immerhin war er durch ihre Erscheinung, durch die zarten Lippen, das hübsche Gesicht ein wenig abgelenkt aber es fiel ihm schneller wieder ein weshalb er seine Augenbrauen hob, danach den Kopf schüttelte und seufzte. „Wir sollten unsere Geheimverstecke wirklich mal überdenken.“, warf der Kerl ein und strich sich kurz mit seinen gesunden Fingern über den Bart, der auch schon wieder um ein gutes Stück länger war als sonst. Als machte er sich in dieser Sekunde schon Gedanken darüber, wo er seine imaginäre Kiste mit heimlich gemachten Fotos oder gesammelten Gegenständen sonst in seinem Zimmer verstecken konnte. Eine Kiste, die es natürlich nicht gab, waren seine Hobbys dann doch andere, weshalb er diese Gedanken auch schnell wieder beiseite schob. Sein Blick folgte dem ihren, er schaute hinab auf seine immer noch einbandagierte Hand. Kurz überlegte der Student etwas dazu zu sagen, er öffnete sogar seinen Mund einen Spalt, doch ließ es schließlich. Was hätte er auch sagen sollen? Dass alles wieder gut war, es nicht so schlimm war wie es vielleicht aufgrund der Bandage aussah? Man hatte ihm gesagt er sollte das Teil immer mal wieder tragen, weil es ihm eine gewisse Stabilität gab, wo er einen großen Teil seiner Hand einfach nicht spüren konnte. Nicht vollkommen zumindest. Nicht mehr als ein Kribbeln, ein paar schmerzvolle Stiche, wenn er eine falsche Bewegung machen wollte und es versuchte. In den letzten Tagen seiner Reha hatte er sie allerdings kaum noch getragen, nur noch außerhalb seines Zimmers. Weil er müde geworden war? Hoffnungslos? Darren wusste es nicht genau und während er daran dachte, zog er unbewusst seine Augenbrauen zusammen und verharrte in dieser Position, plauderte anschließend weiter über belanglose Dinge, über irgendwelche höchstwahrscheinlich nicht existente Fotografien damit das oberflächliche Gespräch nicht auf zurück liegende Geschehnisse gelenkt wurde. Damit es nicht in die falsche Richtung gelenkt wurde und trotzdem schaffte er es irgendwie. Zwar war es nicht sein Unfall, der jetzt zum Thema wurde, viel mehr etwas anderes, das in der Vergangenheit passiert war. Oder war es mittlerweile die Gegenwart? Die Zukunft? Darren hob seine Schultern, hatte gar keine wirklich richtige Antwort dafür. Hatte er erwartet dass Yumi ihm gleich mit einem breiten, strahlendem Grinsen und roten Wangen ein paar Fotos hervor holt und dazu noch die lustigen Geschichten erzählte, wie es dazu gekommen war? Vielleicht ein bisschen aus dem Nähkästchen plauderte, wie sie wieder mit Alex ein Paar geworden war? Nein, wirklich nicht, weshalb er auch seinen Kopf kaum merklich schüttelte, sich mit der Hand durch die länger gewachsenen Locken fuhr und am Hinterkopf kratzte. Darren hob seinen Blick wieder an, begegnete den starren Blick ihrer blauen Augen, der ihn beinahe festnagelte. Als ob sie nur darauf wartete dass er ihn ansprach. Dass sein Name fiel und sie Darren endlich noch einmal beweisen konnte dass sie damals in der Uni nicht gelogen hatte? Dass es wirklich die Wahrheit gewesen war? Der Schauspielstudent atmete einmal tief durch während er seine Augen kurz geschlossen hielt, damit er nicht länger darüber nachdachte aber auch damit die Schmerzen etwas nachließen. „Nein..“, murmelte der Musiker, ließ zunächst offen welche Aussage der Blonden er wirklich verneinte, ob er etwas fragen wollte, ob er mit der Antwort umgehen konnte. Ein schwaches Grinsen zierte seine Lippen, die sich mittlerweile auch wieder von den Schlägen und Tritten der Typen erholt hatten. „Ich sehe es dann lieber mit meinen eigenen Augen. Nicht dass du vor Langweile noch mit Photoshop herum gespielt hast und mir was vormachen willst.“ Misstrauisch funkelte er das Mädchen an, jedoch nur für einen Moment bis er kurz lachte und schließlich zu husten begann. Er hielt sich die Ellenbeuge vor den Mund und drehte sich etwas zur Seite während Yumi aus dem Flur verschwand, in ihr Zimmer flüchtete aber die Tür offen ließ. Für ihn. Wie schon so oft. Im übertragenen Sinne. „Glaubst du, alles was du kannst ist andere Menschen zu verletzen?“ Darren wartete noch einen Moment ehe er ihr folgte, ein paar Schritte in ihr Zimmer, das nur ein klein wenig chaotisch war. Jedoch interessierte ihn das nicht wirklich, galt seine Aufmerksamkeit alleine Yumi, die sich schon drauf an dran machte ihre Sachen in einen Rucksack zu packen. Wahllos, was wohl gerade in Griffweite lag.Du fehlst mir.“, wiederholte er, kam Yumi näher, betonte dabei das erste, kurze Wort und griff nach ihrem Handgelenk als sie sich erhob um nach weiteren Sachen in ihrem Zimmer zu suchen, die im Rucksack landen sollten, der bei seinem Griff auch zu Boden fiel. „Alles von dir.. auch das, was du anscheinend nicht sehen kannst.“ Der Student lockerte den Griff an ihrem Handgelenk, ließ seine Hand dieses mal an ihrem Arm hinauf wandern und legte sich schließlich an ihren Hals während er seine andere Hand anhob, mit seinen Fingern über ihre Wange strich und seine Lippen aufeinander presste, da er absolut nichts spürte. Darren wusste wie sich ihre Haut anfühlte, wie weich und zart sie war, kannte die Wärme, die von ihr ausging aber jetzt war da nichts. Ein flüchtiges Gefühl, als streichelte man mit einer dünnen Feder über seine Finger, war alles, was er spüren konnte. Der angehende Schauspieler stand nah bei ihr, hatte seinen Blick etwas gesenkt, starrte auf seine fast tauben Finger und versuchte seine Mimik etwas zu entspannen. Da man ihm ansehen konnte, dass etwas nicht stimmte. Doch er konnte es nicht, ließ von ihr ab und schaffte wieder etwas Abstand. „Wohin..“, begann der Wuschelkopf, ging in die Hocke, griff nach dem herunter gefallenen Rucksack und streckte ihn Yumi entgegen während er weiter dort unten verharrte und zu ihr hinauf schaute. Dabei legte er seine linke Hand nah seinen Bauch, versteckte sie etwas mit seinem anderen Arm. „Wohin willst du gehen?“ Sein Blick glitt über ihre Lippen, die er gerade am allerliebsten geküsst hätte, sie gespürt hätte aber Yumi hatte ihn bereits vorhin zu verstehen gegeben, dass sie es nicht wollte. Und dann sollte er das auch akzeptieren oder?

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | vor ihrem Zimmer


    Der Musiker hielt den Blickkontakt aufrecht, war der alten Schrulle freundlich zugewandt während diese weiter gegen die junge Studentin schoss und man konnte ihr ansehen, wie sehr sie sich über die Tatsache freute, dass die Blonde das Wohnheim verlassen musste. Darren hielt sich zurück und fragte nicht nach den Gründen, auch wenn die Leitung wahrscheinlich liebend gerne geplaudert und erzählt hätte, was die Ursache für diesen Rauswurf war. Natürlich hätte sie dabei ihre eigene Meinung dazu nicht ausgelassen und dabei auch keine Möglichkeit ausgelassen sich über die Eskapaden und Regelverstöße der angehenden Psychologin zu berichten. Aber einerseits ging es ihn eigentlich wirklich nichts an, vor allem nicht wenn man nach Yumis Meinung fragte, da er sowieso nichts in ihrem Leben zu suchen hatte und daher wohl auch nicht irgendwelche Hintergründe erfahren sollte und zweitens, was in diesem Moment ausschlaggebend war, weshalb er nicht weiter nachfragte, und nur freundlich lächelte als die Dame schnellen und erfolgreichen Schrittes das Weite suchte, dass er eben jene eigentlich nur loswerden wollte. Auf minutenlange Vorträge und Ausführen hatte er wirklich nicht die Lust, nicht jetzt und auch nicht in naher Zukunft. Leise hörte er noch die angebrochenen Worte der Blonden, bekam eine Gänsehaut bei ihrer Stimme. Bei ihrer Nähe, der Wärme die sie ausstrahlte, ihrem Duft. Fest schloss er die Studentin in seine Arme. Mit jeder Sekunde drückte er das Mädchen näher an sich, vergrub sein Gesicht in ihrer blonden Mähne. Es war ihm kaum möglich zu beschreiben wie sehr er Yumi vermisst hatte, wie sehr ihm ihre Nähe gefehlt hatte. Lautlos formte er Worte mit seinen Lippen. Trotzdem bemerkte er wie sie sich in seinen Armen verkrampfte, zunächst kläglich versuchte ihn wegzudrücken. Darren spürte den leichten Druck an seiner Brust, ihre Hände die sich dagegen stemmten als wäre sie mit sich selbst am Kämpfen. Als wüsste sie nicht was sie machen sollte. Seine Nähe zulassen, diese Umarmung genießen oder ihn von sich stoßen und in ihr Zimmer verschwinden. Abschließen und die Welt ausschließen. Der Schauspielstudent wollte dieses dumpfe Gefühl ausblenden, schloss seine Arme weiter und enger um sie, wahrscheinlich auch viel zu sehr. Als er ein Zwicken an seinem Bauch spürte, einen leichten Schmerz an seiner Narbe und als auch der Druck der Studentin, mit dem sie ihn von sich drückte stärker wurde, löste er schließlich die Umarmung. Seine dunklen Augen wurden für einen Moment größer, sein Mund öffnete sich einen Spalt doch er sagte nichts, schaute Yumi einfach nur stumm an als sich ihre Blicke kreuzten und er nach den passenden Worten suchte. Worte die ihm fehlten. Weil ihn dieses Aufeinandertreffen nach so vielen Wochen sprachlos machte? Weil er nicht wusste, was er sagen wollte und sie eigentlich am liebsten noch länger in seinen Armen gehalten hätte? „Entschuldige..“, flüsterte er schließlich nach einer kurzen Pause und ließ seine Hände an ihren Armen hinab gleiten, ließ von ihr ab und brachte auch etwas Abstand zwischen sie. Nicht unbedingt weil er das so wollte aber weil er das Gefühl hatte, dass Yumi es brauchte. Der Musiker schmunzelte. „Ich wäre dir wahrscheinlich eh keine große Hilfe.“, erwiderte er daraufhin und hob seine Schultern, sein Blick wanderte flüchtig zu ihrer geschlossenen Zimmertür bevor er sie wieder durch seine braunen Augen hindurch anschaute. „Und wer weiß was ich in deinem Chaos so alles finden würde..“ Er hob eine Augenbraue als ginge er davon aus dass sich hinter ihrer Tür jede Menge Dinge befanden, die auf gar keinen Fall was für seine Augen waren. Vielleicht ja sogar Alex. Aber das wiederum wäre wohl etwas, was für sie sicher Willkommen wäre oder? Damit sie Darren reindrücken konnte, dass sie jetzt wieder ein glückliches Paar waren, damit Darren schnell wieder das Weite suchte und akzeptierte, dass es hier nichts für ihn mehr gab. Aber ob er es selbst dann akzeptieren würde? „Irgendwelche Nacktbilder oder Fundstücke von deinen Stalker Eskapaden.“, fügte er hinzu, schaute sie misstrauisch an als könnte man es auch durchaus von der Studentin erwarten. Dabei hatte er die Arme vor der Brust etwas verschränkt, legte aber eigentlich nur seinen noch etwas geschwächten Arm auf dem anderen ab. „Oder Pärchenfotos.“ Der Student hatte seinen Blick schließlich ganz abgewandt, schaute nach unten, auf seine einbandagierte Hand, dann auf den Boden. Eigentlich wollte er nicht darüber nachdenken, wollte nicht wissen was in den letzten Wochen passiert war und doch stellte er sich diese Fragen oder eigentlich nur diese einzige Frage, die ihn nicht loslassen wollte, an die er bei all seinen Nachrichten an sie schon gedacht hatte. Der stechende Schmerz an seiner Narbe kehrte zurück, er schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Die nächsten Tage sollte er sich noch einmal bei einem Arzt vorstellen und mögliche Probleme ansprechen, wenn er den Termin nicht vergaß, immerhin hatte er durch die letzten Wochen außerhalb seines normalen Lebens eh irgendwie das Gefühl für die Zeit verloren. Es war fast so als glitt ihm das Leben weiter aus der Hand, wo ihm diese tolle Reha doch eigentlich hätte helfen sollen. Damit er seine Finger wieder gänzlich spüren konnte, keine Schmerzen mehr hatte.. „Du fehlst mir.“, kam es schließlich nach dieser Ruhe über seine Lippen. Doch mit all den zweifelnden Gedanken im Kopf, sah er Yumi nicht an, hielt den Blick weiter gesenkt.

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren | bei Yumi vor ihrem Zimmer


    Noch während seines Krankenhausaufenthaltes hatte man ihn für eine Reha angemeldet. Warum denn auch nicht, hatte man ihn gefragt und nur die schönsten Dinge darüber erzählt. Ihm waren die verschiedensten Papiere und Anmeldeformulare vor die Nase gelegt worden, die er natürlich unterschreiben musste und die zuständigen Damen, die ihn deshalb immer wieder besuchten, konnten froh sein dass es nicht seine rechte Hand erwischt hatte, denn sonst hätte man lange auf eine ersehnte Unterschrift warten können. Darren hatte nicht so recht gewusst, was er davon halten sollte, ob es nicht besser war Zuhause im Wohnheim zu bleiben und sein Studium weiter zu verfolgen. Immerhin war es sicher nicht allzu gut, wochenlang zu fehlen, schließlich fehlte er jetzt auch schon viel zu lange. Jedoch stellte er sich auch die Frage ob man ihn momentan überhaupt im Theater gebrauchen konnte. Klar gab es immer mal wieder Rollen, die man auch in seiner Verfassung hätte spielen können, aber eigentlich war sein Ziel ja nicht wirklich einen verkleideten Baum darzustellen. Um die Verantwortlichen zufrieden zu stellen und zumindest mit guter Hoffnung voran zu gehen, hatte er all dem zugestimmt und war nun nach seiner Entlassung im Wohnheim um seinen Koffer zu packen. Kaum war er angekommen, führte ihn sein erster Weg zwar ins richtige Stockwerk, jedoch nicht zu seinem Zimmer. Der Student klopfte an Yumis Zimmertür, ungeachtet darauf dass er wahrscheinlich wie der wandelnde Tod aussah. Blass, immer noch nicht wirklich fit aber wohl gesund genug um das Krankenhaus verlassen zu dürfen. Seine Entlassungspapiere hielt er noch in den Händen, hatte er diese kurz überflogen während der Fahrt hierher aber war auch nicht wirklich schlau daraus geworden. Irgendwas mit unzähligen Verletzungen der Fingerknochen, Sehnen, Nerven. Eine innere Blutung.. irgendwann hatte er einfach alles wieder zusammen gefaltet und hätte es am liebsten wieder vergessen, doch wie konnte er auch? Während er wartete, die Papiere in seiner Hand aus versehen zerknüllte, spürte er an seiner anderen Hand kaum etwas. Konnte sie nicht zu einer Faust ballen oder sonst etwas tun. Sie kribbelten je mehr er es versuchte und bis auf ein kleines Zittern hatte er nichts hinbekommen. Darren presste die Lippen aufeinander, wollte nochmal an ihrer Tür klopfen aber ließ es schließlich. Yumi war nicht da. Oder sie wollte nicht da sein. Ein leises Seufzen verließ seine Lippen, seinen Kopf hielt er gesenkt. Ob er mehr gehofft oder erwartet hatte? Wahrscheinlich schon, obwohl er es sich auch so vorgestellt hatte. Selbst wenn sie da war, ob sie ihn überhaupt sehen wollte? Der Kerl hatte sich in den letzten Tagen nicht melden können, hatte ihr nicht sagen können dass es ihm besser ging, den Umständen entsprechend eben aber wenn Yumi sich dafür interessiert hätte, wäre sie dann nicht vorbei gekommen? Oder hätte wenigstens angerufen? Irgendetwas eben. Aber gleichzeitig wusste er auch selbst, dass es eigentlich lächerlich war, an was er dachte. Was für Gedanken er sich machte. Der Schauspielstudent schüttelte den Kopf und drehte sich herum, man hatte ihm bereits für den nächsten Tag und früh morgens ein Taxi bestellt. Eigentlich entgegenkommend, so musste er sich nicht darum kümmern, hatte er eh nicht wirklich aufmerksam zugehört und wahrgenommen, wohin genau es für ihn ging. Er versuchte optimistisch zu sein, freute sich auch irgendwo auf die kommenden Wochen, hoffte dass es ihm etwas brachte. Dass es da wieder gut wurde. Auch wenn ihn die letzten Tage eher vom Gegenteil überzeugen wollten. Er ließ das Zimmer der Studentin hinter sich und ging zu seinem, passierte dabei gezwungenermaßen das von Alex und wurde langsamer, sein Blick heftete sich an die Tür und für den Bruchteil einer Sekunde dachte er sogar daran bei ihm zu klopfen. Weil er hoffte dass er alleine die Tür öffnete? Dass Alex fragte was er hier wollte, dass Yumi nicht da war, dass er sie zu lange nicht gesehen hatte und es auch keine gemeinsame Zukunft gab, von der die Blonde gesprochen hatte? Aber es war dumm. Egal was passierte, wenn er an die Tür klopfte, es war lächerlich weshalb er diese Gedanken schnell wieder beiseite schob und in seinem Zimmer anfing seinen Koffer zu packen. Wahllos Klamotten hinein warf und eben alles, was er brauchen konnte. Wirklich ordentlich wurde das zwar nicht aber da er seine Hand auch noch kaum rühren konnte, seine OP-Wunden auch immer noch bei jeder Bewegung zu viel schmerzten, konnte er es nicht besser. Aber war es ja auch nicht wirklich wichtig. Mittlerweile war auch sein Handy wieder etwas aufgeladen, sodass er nach Nachrichten schauen und sie beantworten konnte. Einige hatten nach ihm gefragt, seine Familie mehrmals angerufen, doch es fehlte ihm die Energie zu antworten. Zumindest viel zu antworten und auch wollte er nicht erzählen, was vorgefallen war. Es sollte sich niemand Sorgen machte. Darren suchte nach ihrer Nummer, nach ihrem gemeinsamen Chatverlauf. Keine Nachricht. Gar nichts. Der Student spürte einen Druck auf seiner Brust und versuchte sogar sie anzurufen, jedoch ohne Erfolg. Er versuchte es noch ein paar Mal, wahrscheinlich viel zu oft, bis er schließlich fürs Erste aufgab und sich nachdem er noch ein paar Schmerztabletten eingeworfen hatte, auch schon auf sein Bett legte und einschlief. Am nächsten Tag klingelte früh sein Wecker, den er ausschaltete und gleich seine Nachrichten prüfte, den Kopf schüttelte und über sich selbst schmunzelte. Über die Gedanken die er sich gemacht hatte, die Hoffnungen. Kurzerhand tippte er eine kurze Nachricht an sie. Dass er jetzt für ein paar Wochen weg war, dass man ihn auf Reha schickte und dass er sie vermisste. Ob er der Studentin damit auf die Nerven ging, ob sie seine Nummer nicht schon blockiert hatte oder seine Worte überhaupt las? Eigentlich war es ihm egal. Darren hatte das Bedürfnis ihr alles mitzuteilen. Vor allem, dass es ihm besser ging, was zwar nicht voll und ganz stimmte aber er wollte nicht dass sie sich irgendwelche schwachsinnigen Gedanken machte, die nicht stimmten. Dass sie Schuld war oder dergleichen. Einigermaßen schnell sammelte er alle wichtigen Dinge zusammen, schaute noch einmal in die Richtung ihrer verschlossenen Zimmertür und verließ das Wohnheim für einige Wochen, die ihn hoffentlich wieder auf einen guten Weg brachten.


    Zumindest hatte er das gehofft und sich auch auf all die Übungen und Gespräche eingelassen, mal mehr und mal weniger, je nachdem was die Schmerzen mit ihm anstellten und wie sehr er sich darauf konzentrieren konnte. Aber die Wochen waren schneller vorbei gegangen als er gedacht hatte und darüber war er im Endeffekt auch froh. Denn jeder Tag mehr hatte ihm gezeigt dass es nicht möglich war. Keine Übung schlug an, keine Massage half ihm. Seine Finger blieben überwiegend taub, seine Hand schmerzte. Ab und an hatte er zwar das Gefühl dass es sich besserte, doch dieser Optimismus verflüchtigte sich auch immer wieder. Täglich schrieb er Yumi, hielt sie auf dem Laufenden, auch wenn er nie eine Antwort bekam. Darren schickte ihr Bilder oder erzählte von seinen Anwendungen. Von den anderen Patienten und von Geschichten, die man ihm erzählt hatte. Mal schrieb er mehr, an anderen Tagen hielt er sich eher zurück, war mit sich selbst am kämpfen gewesen. Irgendwie hielt ihn das auf dem Weg, hielt ihn davor zurück stehen zu bleiben oder gar rückwärts zu gehen. Am Tag seiner Entlassung verließ er die Klinik mit gemischten Gefühlen, jedoch überwog die Freude wieder zurück ins Wohnheim zu kommen. Seine Freunde wieder zu sehen, die ihm immer wieder Genesungswünsche geschickt hatten. Vor allem aber hatte ihn jeder Tag mehr das Gefühl gegeben dass er sich von Yumi entfernte, egal wie oft er sich bei ihr gemeldet hatte. Sein Kopf war voll mit Fragen und Ängsten, dass ihre Worte damals in der Uni doch keine Lüge gewesen waren. Dass sie jetzt vielleicht schon in seinen Armen lag. Lachend und sich küssend weil sie wieder ein zuckersüßes Pärchen waren. Ihm wurde schlecht bei dem Gedanken und es wurde kaum besser als er sich im Taxi dem Wohnheim näherte. Die ersten Stunden verbrachte er damit seinen Koffer in die Ecke zu werfen, sich hinzulegen, noch ein bisschen unruhigen Schlaf nachzuholen bevor er in die Universität musste, ein paar Formalitäten abklären und Nachweise einreichen. Obwohl er eigentlich lieber zu ihr gegangen wäre. Wenn es auch etwas absurd war, wo sie ihn mit Sicherheit nicht sehen wollte. Fast kam er sich schon blöd vor, wo er sich sonst kaum Gedanken darum machte was Yumi von seinem Wunsch nach ihrer Nähe hielt. Immerhin ließ sie diese ja auch zu und wenn man die Blonde kannte wusste man, dass sie Dinge, die sie nicht abhaben konnte, auch nicht in ihrem Leben wollte. Daher.. Der junge Kerl war wieder im Wohnheim angekommen und schob das Handy in seine Hosentaschen nachdem er noch eine Nachricht beantwortet hatte und stieg die Treppen hinauf, merkte doch dass es anstrengender war als vor diesem nicht so schönem Erlebnis und hörte im obersten Stockwerk die gut gelaunte Stimme der Wohnheimleitung. Eigentlich etwas außergewöhnliches, denn bekannterweise war die Dame eher immer etwas grimmig unterwegs. Dass hier gerade eine kleine Jagd stattgefunden hatte, war ihm gar nicht wirklich aufgefallen, hing er momentan doch öfters seinen Gedanken nach als man von ihm gewohnt war und außerdem hatte er den stützenden Verband an seiner Hand zurecht gerückt. Erst als er die letzte Treppenstufe hinter sich gelassen hatte, sah er aufmerksam um sich und seine dunklen Augen wurden größer als er Yumi entdeckte. Sein Herz schlug augenblicklich schneller und ohne groß darüber nachzudenken, als führte ihn sein aufgeregtes Herz von selbst, ging er zu beiden Damen, bekam noch die letzten Wortfetzen mit und hob erst die Augenbrauen, bevor er sie verwirrt enger zusammen zog. „Zimmer räumen?“, wiederholte er, schaute das Mädchen flüchtig an, was ihm schwer fiel weil er seinen Blick in diesem Moment am liebsten gar nicht mehr von ihr losreißen wollte, aber dennoch schien die Situation nicht wirklich passend hierfür. „Oh, Herr Anderson! Wie ich sehe sind Sie zurück von ihrem Reha Aufenthalt? Ich hoffe Sie haben sich gut erholt und helfen dem Fräulein Havard. Sicher gibt es da jede Menge Chaos zu beseitigen..“, schnaubte die mürrische Frau, inspizierte die junge Studentin mit missbilligendem Blick und schüttelte den Kopf. „Bis Ende des Monats. Keinen Tag länger.“ Mit dieser ernsten Ansage, die gar keine Wiederrede zu ließ, drehte sie sich herum und warf ihren altmodischen Schal über ihre Schulter bevor sie die Studenten alleine ließ. Überrascht und doch etwas irritiert schaute er der Wohnheimleitung hinterher, die wieder die Treppe hinunter stapfte, bis man ihre Stöckelschuhe nicht mehr klappern hörte. Zwar stellte sich Darren sehr wohl die Frage was das zu bedeuten hatte, ob ihre endlos lange Liste an Regelverstößen schließlich doch zu lange geworden war oder ob es andere Gründe hatte, weshalb sie ihr Zimmer räumen musste, aber war es das worüber er jetzt reden wollte? Nein, wirklich nicht. Ohne einen Kommentar zu dieser Begegnung abzugeben drehte sich der Musiker zu ihr und hatte Yumi im nächsten Augenblick auch schon in seinen Armen. Fiel ihr beinahe um den Hals. Drückte ihren Körper fest an sich heran, wahrscheinlich auch ein bisschen zu fest aber gerade brauchte er das. Irgendwie fühlte er sich erleichtert, er fühlte sich das erste Mal seit mehreren Wochen wieder gut. Darren sagte nichts. Er roch ihr süßliches Parfum, den Duft ihres Shampoos und auch einfach nur sie selbst. Er vergrub sein Gesicht bei ihr. Die Kapuze seines Pullovers, die er vorhin noch über seinen Kopf gezogen hatte, rutschte zurück. Wie sehr hatte er das Mädchen nur vermisst..

    4047-beatrice-pngBeatrice & Eric | vor dem Laden für exotische Güter


    „Sollte ich das? Ja?“ Die junge Prinzessin legte ihren schlanken Finger an das schmale Kinn, tippte ein paar Mal darauf während sie dem Kerl zuhörte, ihn beobachtete und die Regungen in seinem Gesicht begutachtete. Das Grinsen auf seinen Lippen. „Es klingt wie eine Einladung..“, sprach die Adelige während sie mit einer ihrer seidigen Haarsträhnen spielte, sie zwischen ihren Fingern drehte und zwirbelte. „Seid ihr also so Jemand? Der in diesem beschaulichen Städtchen die Damen und Herren reihenweise verzaubert?“ Sie hob ihre geschwungenen Augenbrauen, ließ ihren Blick über den hübschen Mann wandern und kicherte anschließend, legte ihm flüchtig die Hand auf die Schulter und winkte dann ab. Es war natürlich nur ein Scherz, jedoch hatten seine Worte eben danach geklungen als wartete er nur darauf dass er ein schönes Mädchen verzaubern konnte. Beatrice wandt ihren Blick wieder ab und warf ihre Haare über die Schultern, verschränkte ihre Arme und neigte den Kopf ein wenig zur Seite. „So sehen Sie auch aus. Ein bisschen treudoof. Aber es mag seine Vorteile haben.. durch die Welt zu gehen und jedem Menschen zu misstrauen bringt einen selbst auch an keine guten Orte. Es hilft der Seele nicht so pessimistisch zu sein. Aber einer jeden neuen Bekanntschaft blind zu vertrauen? Es ist ein gar schweres Thema.“ Nach ein paar ruhigen Sekunden lehnte sie sich ein Stückchen nach vorne, als hätte ein besonders kostbares Stück in der Auslage ihre Aufmerksamkeit bekommen, doch eigentlich betrachtete die Dame nur ihr eigenes Spiegelbild. Dabei drehte sie auch ihren Kopf ein bisschen hin und her bevor sie sich wieder zur Seite drehte und den Mann wieder komplett ansah. „Dem ist leider so, als Teil einer Adelsfamilie muss man sorgsam mit seinem Vertrauen umgehen. Nicht nur, dass man sonst verletzt wird, man kann auch ganz schnell ganz arm werden, wenn man diese netten Bekanntschaften nicht genau beobachtet.“ Ihre blauen Augen funkelten, als würde sie gerade genau dasgleiche mit ihm machen. Ihn genau beobachten, sein Verhalten analysieren und irgendwie tat sie das auch, gehörte es zu ihrer Persönlichkeit, doch sie schmunzelte daraufhin damit ihr Verhalten eher als Spaß aufgefasst werden konnte. „Erst sprecht Ihr unser Geld an und jetzt auch noch unseren besonderen Met? Wenn Ihr so weiter macht, kann ich euch mein Vertrauen bei aller Liebe wirklich nicht schenken.“, entgegnete die Adelsdame mit gehobenen Augenbrauen und sah misstrauisch in die braunen Augen, die sie beobachteten. „Am Ende benutzt ihr mich nur.. für den besten Met der Stadt.“ Dramatisch legte sie ihren Handrücken an ihre Stirn, lehnte sich sogar etwas zurück aber schaffte es nicht lange das Spiel aufrecht zu erhalten, kicherte schließlich hinter hervor gehaltener Hand. Jedoch nur für kurz, da man dem Fremden anmerkte, wie sehr ihn das Thema seiner Amnesie zu schaffen machte. Verständlicherweise musste man sagen, Beatrice wollte gar nicht daran denken was für Gefühle das in ihr auslösen konnte. Nicht zu wissen was man in seinem bisherigen Leben gemacht hatte. Was man bisher für ein Mensch war. Immerhin hätte man auch ein Serienmörder sein können. Wer wusste das schon? Passend dass sie dazu gerade über die Dunkelheit in den Menschen sprachen. „Keine Sorge..“, erwiderte die junge Dame und lehnte sich ihm etwas entgegen. „Ich kann gut auf mich aufpassen.“ Beatrice zwinkerte ihm zu, brachte wieder den nötigen Abstand zwischen die beiden und strich sich die silbernen Haare etwas aus dem Gesicht bevor sie von ihrer Vergangenheit erzählte. Also von dem Teil, den sie sich mehr oder weniger ausgedacht hatte, der eine glatte Lüge war, ein Plan geschmiedet mit ihren Eltern damit sie an diesen Ort gehen und die Adelsfamilie bespitzeln konnte. Der Kerl schien ihr das kleine Schauspiel abzukaufen und so war sie fast schon ein bisschen begeistert von ihren Künsten, hatte sie aber auch lange dafür geübt und eigentlich hatte sie das nicht das erste Mal in ihrem Leben gemacht. Sie war eben eine verwöhnte Prinzessin, manchmal spielte man da gerne mal das arme Mädchen damit man erst Recht das bekam, was man wollte. Wenn mal wieder Jemand zu blind war und ihr ihre Wünsche nicht von den hübschen Augen ablesen hatte können. „Oder? Ich wüsste nicht was ich ohne sie gemacht hätte. Die Straße ist schließlich kein Ort für mich.“ Etwas angewidert schüttelte sie ihren Kopf und sah in die braunen Augen des Anderen nachdem ihr Blick über sein markantes Gesicht gewandert war. „Sollte ich?“ Der Mund des Mädchens stand offen während sie ihn beobachtete, nicht aus den Augen ließ. „Oder sollte ich fragen – kann ich? Kann ich Ihnen denn vertrauen? Beweisen Sie es mir..“ Es verstrichen ein paar Augenblicke in dem sie ihn weiter ernst anschaute, beinahe schon ein bisschen voller Erwartung. Als wollte sie ein Ja hören, als wartete sie nur auf einen Menschen, dem sie ihre Geheimnisse anvertrauen konnte. Aber Beatrice war weiß Gott nicht der Mensch, der irgendwem sein Herz ausschüttete. Sie war kein pubertierendes kleines Mädchen, keine Frau die sich das Leben selbst schwer machte mit lächerlichen Problemen. „Beweis es mir, Eric. Indem du mich in den besten Gasthof der Stadt einlädst.“, sagte sie schließlich. Zwar erwartete sie nicht, dass es eine große Auswahl in diesem kleinen Städtchen gab aber dann konnte er ihr zumindest das beste Gericht vorschlagen oder?

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren | verlässt das Krankenhaus


    Es war wahrscheinlich nur für den Bruchteil einer Sekunde in dem er seinen nicht allzu verletzten Arm anhob, ihn in die Richtung der jungen Studentin streckte, die Hoffnung hatte sie erreichen zu können obwohl er wusste dass sie dieses Mal viel zu weit weg war. Nicht in seiner Reichweite. Ob er ebenso hoffte dass sie auf ihn zu kam, seine Hand nahm, ihm sagte dass alles gut werden würde? Wahrscheinlich. Ob er ebenso wusste, dass das nicht passieren würde? Genauso wahrscheinlich. Manchmal hatte es den Anschein als hätte er es geschafft, als wäre er ihr einen großen Schritt nähergekommen, als hätte er Yumi gesehen, wirklich gesehen, doch schon einen Moment später entfernte sie sich viel zu sehr und viel zu schnell. Wie auch jetzt, nur dass es eher daran lag, dass sich alles in diesem fremden Zimmer drehte. Dass sich alles hinter einem Tränenschleier versteckte. Darren formte ihren Namen mit seinen Lippen, hatte jedoch keine Kraft mehr ihn auch wirklich auszusprechen. Alles was er noch wahr nahm war der viel zu schnelle und laute Alarm des Monitors und die leise Stimme des Mädchens, die in dem Lärm beinahe unterging. Dass folgend Ärzte und Pflegekräfte das Zimmer stürmten als ginge es um Leben und Tod, das war schon zu einem Zeitpunkt, den Darren gar nicht mehr mitbekam. Anscheinend war seine zertrümmerte Hand lange nicht das einzige Problem. Die Typen hatten ihn also doch noch übler angerichtet als zuerst angenommen. Das medizinische Personal handelte routiniert, versorgten den Studenten, brauchten Yumi hinaus und ihn schließlich nach ein paar raschen Untersuchungen direkt in den nächsten freien OP-Saal. Es folgte eine Not-OP, eine Narkose, Stiche und Nähte mit denen sie seine innere Blutung stoppten und versorgten. Es waren wohl ein paar Tritte zu viel in seine Magengegend gewesen. Der Musiker bekam Blut transfundiert, verschiedenste Medikamente, Flüssigkeit und wurde nach einer erfolgreichen OP zurück auf die Intensivstation gebracht. Stunden später, vielleicht waren es auch Tage gewesen, so genau konnte er es nicht sagen, er hatte das Gefühl für die Zeit verloren, erwachte der Kerl. Nur langsam gewöhnten sich seine müden Augen an das helle Licht. Darren schnappte nach Luft, hatte das Gefühl nicht richtig atmen zu können, schnellte nach oben und setzte sich auf. Dabei riss er wohl auch ein paar Kabel von seiner Brust, die dort mit kleinen Klebelektroden festgemacht waren. Etwa im gleichen Augenblick durchfuhren ihn furchtbare Schmerzen wie mehrere kleine Blitze und er riss die Bettdecke schlagartig von sich. Seine Augen wurden größer als er das Pflaster entdeckte, kleine Fläschchen die hervor schauten und an dünnen Schläuchen an ihm hingen. Der Zug, den er an seinem Hals spürte, wurde schlimmer bis ihm klar wurde, dass er auch dort gefangen gehalten wurde. Sein Kopf drehte sich, er kniff seine Augen zusammen, er versuchte seine Gedanken zu ordnen, doch nichts machte irgendwie Sinn. Warum er hier war, warum man ihn an dieses Bett fesselte, warum man ihm Blut abnahm, was für Flüssigkeiten man ihm zuführte. Der Musiker schaute auf, sah an das Bettende und hätte schwören können Yumi dort zu sehen. „Yumi..?“ Er kniff seine Augen zusammen, blinzelte einige Male. Doch da war niemand. Sie war nicht hier. Wo war sie? Darren erinnerte sich, sie war hier gewesen. Die Psychologiestudentin hatte ihn doch besucht? „Yumi?!“ Seine Stimme wurde lauter und etwa im selben Augenblick, trat eine Pflegekraft in das Zimmer, gefolgt von einem Kollegen, die ihn ruhig aber bestimmt wieder zurück aufs Bett drückten. „Lasst mich, nein, wo ist Yumi? Was habt ihr mit ihr gemacht?!“ Während er sich wehrte und weigerte liegen zu bleiben, was dachten diese aufdringlichen Pfleger eigentlich was sie mit ihm taten, schaute er immer wieder ans Bettende. Drehte sich, warf Blicke in alle Ecken des Zimmers, fand sie aber nicht. Natürlich nicht. Spielte sein Kopf verrückt? „Yumi!“, rief er. „Wo bist du?!“ Seine Stimme wurde lauter, mit jedem Wort mehr das ihm über die Lippen kam. Seine geröteten Augen füllten sich mit Tränen, er schluchzte bis er allmählich die Kraft verlor sich zu wehren. Sein Körper wurde müde und bevor ihm die Augen wieder zu fielen, sah er wie eine der Pflegerinnen auf den Geräten herum drückte. Ihm wohl etwas spritzte oder zumindest so dafür sorgte, dass er aufhörte die Intensivstation zusammen zu brüllen.

    Es folgten anstrengende und schmerzvolle Tage. In denen er sich für sein Verhalten entschuldigte nachdem man ihm davon erzählt hatte, da er sich an kaum noch etwas erinnerte. Der Student fragte immer wieder nach Yumi, doch niemand konnte ihm etwas sagen. Was viele schon etwas stutzig machte, immerhin war die Blonde hier ja als seine Freundin bekannt aber er beantwortete diese neugierigen Fragen einfach nur mit einem müden Lächeln und manchmal mit einem Nicken oder Kopfschütteln, je nachdem. Seit viel zu vielen Tagen hatte er sich bei niemanden gemeldet, konnte es auch gar nicht. Ob seine Familie sich Sorgen machte? Seine Freunde? Die alle seit diesem einen Abend nichts von ihm gehört hatten. Eigentlich wusste nur Yumi davon oder? Und sie war nicht hier. Er spürte einen Druck auf seiner Brust, schloss seine Augen und drehte sich herum, so gut er konnte. Immer wieder versuchte er nebenbei und unbeobachtete seine Finger zu bewegen, scheiterte aber daran. Die Hoffnung, dass es einzig und allein an der frischen Operation, der Betäubung und dem fest sitzendem Verband lag, hatte sich aufgelöst. Er war enttäuscht worden, denn jetzt war diese OP bereits einige Tage her, die Wunden nicht mehr frisch und trotzdem konnte er seine Finger kaum rühren. Nur ein bisschen und es wurde besser, was vielleicht wieder neue Hoffnung machen konnte, doch dieses Mal fiel es ihm verdammt schwer, welche zu schöpfen. Ungewohnt für den jungen Mann, der eigentlich immer positiv dachte, nie versuchte das schlechte zu sehen aber vielleicht brauchte er diese Hoffnung woanders und da gerade genug davon. Darren sah Ärzte kommen und gehen, Pflegekräfte wechselten ihre Schichten und nach einem längeren Aufenthalt mit Komplikationen konnte er nachdem er noch einige Tage auf einer Normalstation verbracht, dort Krankengymnastik und andere Therapien bekommen hatte, das Krankenhaus auch verlassen. Ob es ihm bei seiner Entlassung wirklich gut ging? Natürlich hatte er bei den Ärzten diese Frage mit einem überzeugendem Ja beantwortet, es fiel ihm nicht schwer den braven Patienten zu spielen, so zu tun als ginge es ihm gut. Aber eigentlich entsprach das nicht der Wahrheit. Zwar war die Wunde an seinem Bauch bereits gut am Heilen, die Mediziner waren zumindest damit zufrieden, aber die Verletzungen seiner Hand wogen viel schwerer und da hatte sich eigentlich gar nichts getan. Es fiel ihm von Tag zu Tag schwerer optimistisch zu bleiben wenn man keine Fortschritte sah sondern eher mit dem Gegenteil konfrontiert wurde. Auch, wenn die Pflegekräfte ihm immer Mut zugesprochen hatte, die weißbekittelten Männer und Frauen ihm von Fällen erzählt hatten, bei denen alles gut verlaufen war. Was wenn er nie dazu gehören würde? Mit seinen Entlassungspapieren in der Tasche ließ er diese beschissene Erfahrung also hinter sich, machte sich auf ins Wohnheim um dort seinen Koffer zupacken. Denn auch, wenn er eigentlich keine Energie dafür hatte, hatte man ihn zu einer Reha überredet. Weil es dort besser werden sollte. Dort sollte er wieder zu Kräften kommen, trainieren, Behandlungen erwarteten ihn dort damit sein Leben so weiter gehen konnte, wie er es geplant hatte. Ob er Yumi davor noch sehen konnte? Was hatte man ihr überhaupt gesagt und warum hatte sie ihn nicht noch einmal besucht? Obwohl er sich die Frage doch selbst beantworten konnte, stellte er sie sich in Gedanken, konnte nicht aufhören daran zu denken was sie sich selbst vorgeworfen hatte. Dass sie sich die Schuld gab, dass sie ihm nicht gut tat. Dass er sich fern halten sollte. Darren schüttelte den Kopf und stieg ins gerufene Taxi. Hoffte dabei so sehr dass er die Studentin im Wohnheim finden konnte bevor er für weitere Wochen weg war.

    3700-alicerpg-pngAlice & Marlin | zwischen den Bücherreihen


    Es war ja auch klar dass ein einfacher Tag nicht einmal normal ablaufen konnte oder? Ohne irgendwelche Zwischenfälle, Streiereien, Stress oder fliegende Bücher. Ohne Schwindelanfälle oder andere Schwangerschaftswehwehchen. Es war anstrengend und dabei hatte Alice noch einige Wochen vor sich. Und an das Ende der Schwangerschaft und der Geburt wollte sie gar nicht denken, das versuchte sie noch etwas zu verdrängen bis es dann schmerzhafte Wahrheit wurde. Das Mädchen zwinkerte ein paar Mal bis die Welt sich wieder verschärfte, bis sie nicht mehr das Gefühl hatte alles bewegte sich. Was gepaart mit ihrer Müdigkeit nur dazu geführt hatte, dass sie das Bücherregal angerempelt hatte und es wunderte sie doch ein bisschen wie leicht diese Regale hier waren, hatte man die nicht irgendwie fest machen können? Oder wer hatte die Bücher so schlampig da hinein gestellt, dass sie bei einem Schubser von einer so kleinen Person wie Alice gleich aus den Reihen vielen? Oder war sie mittlerweile gar nicht mehr so klein mit dem Bauch, den sie vor sich herum schleppte. Der zwar noch nicht gigantisch war aber dennoch sichtbar und manchmal schon echt schwer. Noch ein weiterer Gedanke, den sie immer wieder schnell verbannte. Wie groß ihr Bauch noch wurde, wie groß das Baby darin wurde und dass es irgendwann auch raus musste.. und da war sie schon wieder an diesem Punkt. Doch jetzt musste sie erstmal die herunter gefallenen Bücher aufheben und wieder einsortieren bevor sie noch Ärger von den Bibliothekaren bekam. Denn darauf hatte sie nicht wirklich Lust. Aber dazu kam sie folgend auch gar nicht, stolperte in einen wildfremden Mann, der das Missgeschick auch noch mitbekommen hatte. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ihre leise Entschuldigung war wohl lange nicht ausreichend dafür und vielleicht hätte sie sich noch weiter erklärt oder eben nochmal entschuldigt, hätte der Fremde sie nicht direkt so dumm angeschnauzt. Klar war es ihr Fehler und es tat ihr auch wirklich leid, wenn sie ihn verletzt hatte, aber musste man denn immer gleich so unfreundlich werden?! Das schwangere Mädchen öffnete ihren Mund nachdem sie unsanft von ihm weg gestoßen wurde, hielt aber sofort den Atem an als er den Namen ihrer Mutter aussprach. Ihre roten Augen wurden größer während ihr Blick fragend und überrascht über das Gesicht des älteren Mannes wanderte. Mehr sagte er aber auch nicht während er sie weiter fest hielt, was ihm wohl auch bald auffiel. „Knapp daneben.“, sagte sie schließlich und strich sich eine Strähne hinters Ohr bevor sie ihren Kopf zur Seite neigte. „Du kennst meine Mama?“ Man hatte ihr ja schon desöfteren gesagt dass sie ihrer Mutter beinahe wie aus dem Gesicht geschnitten aussah, Alice fand das zwar nicht aber es war auch nicht weiter schlimm, immerhin war Katja eine wirklich schöne Frau. Ob jetzt auch noch oder ob sie sich vielleicht einige Gesichts-OPs unterzogen und sich damit verunstaltet hatte, das konnte sie nicht sagen und woher sollte sie es auch wissen, der Kontakt zu ihrer Mutter war ja auch nicht vorhanden. „Ah, tut mir leid, nochmal..“ Als er anfing die heraus gefallenen Bücher aufzuheben, tat die Jugendliche es ihm gleich und wunderte sich zugleich dass wohl niemanden der Krach aufgefallen war. Aber besser für sie. „Mir war wohl schwindelig oder ich weiß auch nicht.. viel Schlaf habe ich heute auch nicht bekommen. Oder zumindest war er nicht wirklich erholsam.“ Sie seufzte, schob das Buch an seinem Rücken mit dem Zeigefinger zurück und sah dann zur Seite, beobachtete den mürrischen Kerl. „Danke für deine Hilfe.“

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | auf Intensivstation


    Es wunderte den jungen Mann nicht dass Yumi nichts dazu sagte. Dass sie schwieg. Lediglich erneut ihre Meinung allein durch einen abfälligen Laut Kund tat. Mehr musste sie auch nicht sagen, sie musste ihm keine Widerworte oder sonstige Kommentare entgegenbringen, da er alleine deshalb schon wusste, was sie sich wohl gerade dachte. Oder zumindest annähernd. Darren war sich sehr wohl darüber im Klaren dass es absolut unterschiedliche Dinge waren, nichts was man auch nur irgendwie vergleichen konnte. Die Rollen in einem Theaterstück waren nicht real, sie waren nur ein Spiel. Ein Charakter, den man wieder ablegte und dann los wurde. Oder zumindest sollte dem so sein, immerhin hörte man immer wieder mal, dass manche das nicht mehr konnten, Teile von dieser Rolle mit ins reale Leben nahmen. Darren machte sich aber auch gar nicht die Mühe sich zu erklären, es war sowieso schon anstrengend genug zu sprechen, wurden die Schmerzen gefühlt auch wieder schlimmer. Er seufzte nur leise während er die Wärme die von ihr ausging an sich spürte, jedoch nicht mehr für lange, bis die Blonde beschloss dass es genug war und auf Abstand ging. „Gar nichts anscheinend.“, erwiderte der verletzte Mann mit einem Schultern zucken. „Aber es tut so gut deine Nähe zu spüren.“ Kurz nur hatte er seinen Kopf nach unten sinken lassen, tief durch geatmet um mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen wieder aufzusehen, das Blau ihrer Augen zu erkundigen. Seine Lippen formten eine stumme Entschuldigung bis er sich ein Stückchen bewegte, seine Position änderte wie auch Yumi es getan hatte. Diese Betten waren hart und unbequem, wie sollte man darin nur irgendwie wieder gesund werden? Die Lippen des Mannes öffneten sich, er schob die pessimistischen Gedanken beiseite, wollte gar nicht wirklich darüber nachdenken was noch kommen konnte oder besser, was nicht mehr kommen konnte. Das Gefühl in seinen Fingern. Die Tatsache, dass er nie mehr wieder Musik spielen konnte. „Den Helden gespielt?“ Der Musiker schüttelte seinen Kopf. Er schmunzelte, jedoch nur für einen Augenblick bis sich seine Miene schließlich änderte, er ernst wurde und das Mädchen auch nicht mehr aus den Augen ließ. Am liebsten hätte er sie wieder an sich heran geholt, sie an ihrer Hand gepackt, sie zu sich gezogen, sie in den Arm genommen. Aber sie war außer Reichweite und er mit den Kabeln und Schläuchen beinahe am Bett gefesselt. Natürlich könnte er jederzeit alles von sich reißen, aufstehen und zu ihr gehen. Doch würde es nur einen Alarm geben und so sicher ob er die Kraft dazu hatte wirklich aufzustehen, das war er sich auch gar nicht. „Lass es..“, sagte er schließlich während er den Kopf langsam schüttelte. „Ich erwarte nichts und ich.. war auch nicht der Meinung dass du mir hier gleich um den Hals fällst vor lauter Dankbarkeit und Erleichterung. Dass ich dein Held bin oder so etwas..“ Man merkte ihm an dass ihm das Reden schwerer fiel, dass ihm teilweise die Luft fehlte. Seine Augen spielten ihm einen Streich, verschwamm teilweise seine Sicht während er Yumi weiter im Blick behielt, sodass er öfters blinzeln musste damit sie wieder aufklarte. Er spürte sein Herz schneller klopfen, er hörte es dank des Monitors sogar und war sich nicht sicher ob es die Aufregung war, die aufkeimende Wut dass Yumi so sprach oder ob es doch an etwas anderem lag. Den Schmerzen, die wieder schlimmer wurden, die mittlerweile auch wieder seinen Bauch betrafen? Dort, wo die Kerle ihn getreten und geboxt hatten. Darren wollte weiter sprechen, fing an sich zu erklären aber wurde unterbrochen und verfluchte die Ärzte innerlich, war aber gleichzeitig auch erleichtert endlich jemanden zu sehen der ihm erklären konnte, was passiert war. Was man mit ihm gemacht hatte und was vielleicht noch folgte. Nachdem für alle Anwesenden geklärt war dass die junge Studentin bleiben konnte, wartete die Schar von Ärzten auch gar nicht wirklich darauf ob sie sich schlussendlich für das Gehen oder Bleiben entschied. Sie fuhren einfach fort, drehten ihr wieder den Rücken zu und blätterten wild durch die vor ihnen liegenden Dokumente. Darren aber sah zunächst nur zu ihr, konnte nicht leugnen dass er sich freute dass sie nicht ging. Dass sie in diesem Zimmer blieb und sich gemeinsam mit ihm anhörte was die Ärzte ihm zu sagen hatten. Beinahe hätte er die Hand nach ihr ausgestreckt, die die nicht eingewickelt und taub war, weil er das Gefühl hatte er verlor den Halt, dass der Boden unter ihm wackelte aber schon plauderte die Ärzteschar los, erzählte was von vielen Verletzungen, von schweren Operationsbedingungen, sie deuteten auf ihre eigenen Hände und tauschten Blicke aus. Der Student zog seine Augenbrauen zusammen, sein Kopf hämmerte und es fiel ihm schwer dem Gespräch zu folgen. „Es kann sein dass das Taubheitsgefühl in ihren Fingern bleibt.“, sprach der Brillenträger, rückte das Teil auf seiner Nase zurecht und sah betreten zu Boden. „Natürlich ist es nicht ausgeschlossen dass Ihr Gefühl zurück kommt und wenn dem so ist, wird es eine lange Zeit in Anspruch nehmen. Die zertrümmerten Knochen und durchtrennten Nerven müssen heilen und je nachdem wie sie das machen, können wir genauere Auskünfte geben.“, mischte sich ein anderer Arzt mit ein der währenddessen noch die Infusionen überprüfte, die man ihm gerade verabreichte. „Wir beobachten das und veranlassen in den nächsten Tagen Untersuchungen. Danach sehen die Dinge vielleicht schon wieder anders aus.“ Doch so optimistisch der Arzt wahrscheinlich klingen wollte, es gelang ihm kaum. Das merkte Darren und sicher auch jeder andere der Anwesenden in seinem Krankenzimmer. Er nickte, sagte nichts, war irgendwie auch unfähig die passenden Worte zu finden und sie auszusprechen. Vielleicht hätte er sich auch bedanken sollen aber sein Mund war staubrocken. Der junge Erwachsene ließ seinen Kopf sinken, ließ sich die Worte der Ärzte noch einmal langsam durch den Kopf gehen. Dabei bemerkte er gar nicht dass sich die Reihen gelichtet hatten, dass die Ärzte und auch die Pflegekräfte den Raum verlassen hatten und es letztlich nur noch Yumi und er selbst waren, die zurück gelassen und wieder sich selbst überlassen wurden. Was wenn dem wirklich so war, wenn das, was die Mediziner ihm gerade gesagt hatten, wirklich so eintreffen würde. Zerplatzte damit sein Traum, war das nicht irgendwie das Ende? Bevor es überhaupt richtig begonnen hatte? Seine Karriere, das, was er sich für seine Zukunft vorgestellt hatte, einfach vorbei? Nein, das konnte nicht der Wahrheit entsprechen, diese Männer in ihren viel zu langen Kitteln mussten sich irren. Mittlerweile konnte er seine Finger doch wieder normal bewegen, es hatte sicher nur am Narkosemittel gelegen oder? Er warf seinen leeren Blick auf seine verbundene Hand und versuchte vergebens etwas zu tun, lediglich die Fingerspitzen bewegten sich. Ganz leicht und da war er sich nicht einmal sicher ob er nicht einfach nur zitterte. Von all den Gefühlen, die sich gerade in ihm abspielten. Darren presste seine Lippen aufeinander. Hatte er vorhin nicht noch von Träumen gesprochen? Davon, dass das hier kein Albtraum werden sollte? Der Kerl hob seinen Kopf wieder an, riss seinen Blick von dem kleinen Blutfleck auf seinem Verband los und fand Yumi, die nach wie vor bei ihm war. Was ihn erleichterte, was ihn aufatmen ließ und doch erdrückte ihn die Stille, die sich in seinem Patientenzimmer ausgebreitet hatte. Seine Diagnose hing schwer in der Luft, die Tatsache dass er viel verloren hatte und selbst die Ärzte nicht sagen konnte ob er es je wieder finden würde. Das Gefühl in seinen Finger, die Fähigkeit seine Hand überhaupt je wieder normal zu benutzen. Seine braunen Augen weiteten sich etwas als die Blonde sprach, als sie sich erneut von ihm abwand, als er das Zittern in ihrer Stimme hörte, was ihn innerlich beinahe zerriss. Wie gerne wäre er jetzt aufgestanden, hätte sie in den Arm genommen. Irgendwie brauchte er Halt, schien ihn aber nicht zu finden. Sein Körper fühlte sich an wie gelähmt und es war nicht nur das was die Mediziner ihm gesagt hatten, was schwer auf ihm lag, es waren auch die Schmerzen, die dadurch nur schlimmer geworden waren. Langsam schüttelte er den Kopf, wurde schneller und seine rechte Hand vergrub sich in seiner Decke. „Nein.“, entgegnete er bestimmt, behielt sie weiter im Blick. „Nein.. das werde ich nicht. Warum.. sollte ich das wollen?“ Erneut schüttelte der Student seinen Kopf, was seinem Schwindel nicht wirklich half. Er spürte sein Herz gegen seine Brust trommeln, kalter Schweiß sammelte sich auf seiner Stirn. „Ich..“ Darren setzte sich wieder etwas auf, lehnte seinen Oberkörper nach vorne und hielt seine Hand an seinen Bauch während er sein Gesicht schmerzverzerrt verzog. „Ich könnte es nicht ertragen dich.. nicht mehr zu sehen, Yumi, das.. das weißt du.“ Seine Stimme war leiser geworden, sie zitterte. „Daran bist nicht du Schuld.“, sagte er nach einer kurzen Pause, in der er tief durch geatmet hatte. Der Verletzte wischte sich über die Stirn. „Du bist nicht Schuld.“, wiederholte er, beinahe wie in Trance. Seine Augen wurden glasig und er spürte einzelne Tränen auf seinen Wangen. „Ich brauche dich.“ Der junge Mann war blass geworden, der Monitor über seinem Kopf schlug Alarm, sein Blutdruck sank während sein Puls weiter in die Höhe schoss. Etwas stimmte nicht. Darren streckte den Arm nach ihr aus.

    3163-hinarpg-png

    Hina & Alessa | in ihrem Zimmer


    Es war einfach sofort ein anderes Gefühl als die Blondinnen das Haus des Ranchers betraten. Das Zuhause von Hina, das wie eigentlich immer leer und ruhig war. Die Schülerin sparte es sich sogar, rief nicht nach ihren Eltern und es wunderte sie tatsächlich, dass sie noch keinen Anruf bekommen hatte. Hatten die im Krankenhaus nicht gesagt, dass man versucht hatte ihre Eltern zu erreichen? Hatten sie gelogen oder es irgendwann aufgegeben? Wobei ersteres plausibler klang, immerhin hatten sie doch auch gar keine Telefonnummern bekommen. Weder Chase noch Wayne hätten eine Nummer herausrücken können und das Handy des Mädchens war eh gesperrt gewesen. Wie auch immer und was auch immer in der Zeit passiert war, in dem sie nicht bei Bewusstsein oder auf guten Schmerzmitteln gewesen war, jetzt war das auch nicht weiter wichtig. Ihre Mutter badete wahrscheinlich eh gerade entspannt in den feinsten Kräutern während ihr Vater irgendwelche Interessenten durch die hiesigen Wälder schickte damit sie Spuren lesen lernten oder Fallen aufstellten um irgendwelche Tiere zu fangen und zu verarzten. Oder was auch immer er eigentlich machte. Die Zeit, in der Hina sich dafür interessiert hatte, war längst vorbei und je näher sie ihrem Zimmer kam, je mehr Treppenstufen sie hinter sich ließ, desto leiser wurden auch ihre Gedanken bezüglich ihrer Eltern. Warum an sie denken, wenn sie jetzt gerade gar nicht in ihrer Nähe waren? Einzig und allein Alessa war an ihrer Seite. Immer und auch für immer. Das Mädchen warf flüchtig einen Blick über ihre Schulter, schaute auf die schöne Gestalt die ihr folgte und sie merkte ihren Herzschlag, der sich beschleunigte und bevor sie noch unaufmerksam wurde und stolperte und sich ihren eh schon verletzten Arm nur noch mehr verletzte, schaute sie schnell wieder nach vorne und atmete erleichtert auf als sie ihr eigenes Zimmer erreichten. Es war gleich etwas ganz anderes in den eigenen vier Wänden zu sein, an dem Ort wo man lebte, dem man seinen eigenen Charme gegeben hatte. „Ach, wir schreiben die Geschichten einfach neu. In denen die Schönen überleben und die verzweifelten Jungfrauen als erste sterben. Die will sowieso niemand sehen.“, erwiderte das Mädchen zum Thema Horrorfilmklischees und lachte. Schnell entschloss sich die Schülerin zu einem heißen Bad, was sie vorbereitete und schließlich ihre Beste um ihre Hilfe bat, denn alleine kam sie nicht aus diesem engen Fummel heraus. Hina spürte den warmen Atem der Anderen auf ihrer Haut, auch wenn sie sich nicht allzu nah waren, vielleicht war es auch einfach ein Windstoß von irgendwoher aber es änderte nichts daran, dass sich eine Gänsehaut auf ihrem Körper ausbreitete, dass diese Art von Nähe sie nervös machte. Etwas, das sie doch recht selten verspürte, immerhin war sie die Nähe von anderen Personen gewohnt, wenn sie mal wieder Jemanden von einer Party mit Nachhause nahm. Aber das hier war auch einfach anders. Immerhin war es ihre beste Freundin, die er gerade dabei half sich auszuziehen, die den Reißverschluss öffnete und deren sanfte Berührungen sie auf ihrer Haut spürte. Die Blonde zuckte etwas zusammen. Nicht etwa weil Alessa kalte Finger hatte, sondern es war einfach die Berührung an sich. Sie war nicht unangenehm, ganz und gar nicht, eher das Gegenteil und vielleicht verunsicherte sie es, dass sie ein Kribbeln in ihrem Bauch spürte, dass ihr Herz stolperte, dass sie für einen kurzen Augenblick das Verlangen hatte sich umzudrehen und das Mädchen zu küssen. Ihre Wangen färbten sich rot. „Ich hätte mir vielleicht Schmerzmittel mitnehmen sollen.“, seufzte das junge Fräulein und versuchte damit die Reaktion ihres Körpers auf Alessas Berührungen zu erklären. Zwar hatte die Dame nach wie vor leichte Schmerzen aber nichts was man nicht aushalten konnte. Oder vielleicht mit Alkohol betäuben? Kurz überlegte sie, verwarf den Gedanken aber doch. „Danke.“ Damit warf sie auch das dunkle Dessous in die Ecke nachdem sie sich geräuspert und wieder etwas gefangen hatte. War es ihr unangenehm dass sie so fühlte? Dass sie dieses Verlangen spürte? Oder war es eher so etwas wie Angst? Weil es doch so viel zerstören konnte? Etwas, das sie nicht wollte, ganz und gar nicht. „Willst du mir etwa den Rücken schrubben?“ Sie war bereits ein paar Schritte voraus ins Badezimmer gegangen bevor sie sich wieder etwas zur Seite drehte, Alessa anschaute. Dabei bedeckten ihre langen und auch zerzausten Haare ihre nackte Brust und die Blonde grinste. „Das darfst du gerne.“ Hina zwinkerte und warf ihr Höschen in den Wäschekorb, war schließlich nackt und stieg folgend in die heiße Badewanne. „Aaah.. tut das gut!“ Die Jugendliche atmete auf, schloss ihre Augen und lehnte sich zurück. Ihren verletzten Arm legte sie am Badewannenrand ab, wollte nicht dass die Pflaster und der lockere Verband nass wurden. Weil sie nicht wieder zurück ins Krankenhaus wollte um das frisch verbinden zu lassen und wo ihre Verbandmaterialien waren, die sie desöfteren mal für Wunden, die im Suff entstanden, brauchte, das wusste sie gerade nicht. „Oder willst.. du auch mit rein..?“, fragte sie. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass die Freundinnen zusammen badeten. Es war nichts Besonderes zwischen ihnen. Das war doch irgendwie normal. Und Alessa hatte sich eine Entspannung ja auch verdient. Aber warum klopfte ihr Herz dann so und warum war sie so aufgeregt? Waren da also doch Gefühle im Spiel?

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | auf Intensivstation


    Schließlich hatte auch Darren für einen Moment seinen Blick von ihr abgewandt während sie sprach, ihm beinahe schon Vorwürfe dafür machte, dass er irgendwie für sich versuchte, der Situation etwas Gutes abzugewinnen. Was generell schon schwer war aber für ihn selbst machte es das einfach besser, wenn die Studentin in seiner Nähe war. Da fühlte er gut, er fühlte sich wohl, er spürte diese Wärme in seiner Brust und sein Herz, das angenehm ein paar Takte schneller schlug. Und war das verwerflich? Der Musiker hatte seinen Kopf etwas sinken lassen, starrte zunächst die blass gestreifte Bettwäsche an ehe er seine dunklen Augen zusammenkniff. Das grelle Licht an der Decke blendete ihn. Es machte seine klopfenden Kopfschmerzen noch schlimmer. Nachdem die Psychologiestudentin verstummt war, ihre Meinung zu seinen Spinnereien abgegeben hatte, es war nicht schwer zu verstehen wie sie ihre Worte meinte, immerhin kannte Darren das Mädchen mittlerweile doch recht gut und wusste wie sie etwas sagen wollte, je nachdem was für Töne sie von sich gab, wie ihre Stimmlage war, öffnete er seinen Mund einen Spalt weit als wollte er ihr eine Antwort geben. Und auch, wenn er das wirklich vorgehabt hatte, kam kein Ton über seine Lippen. Sein Mund war trocken. Aus den halb geöffneten Augenwinkeln heraus hatte er ihre erneut ausladende Handbewegung gesehen, die ihn nur nochmal auf die vorherrschende Situation aufmerksam machen wollten. Als wüsste er nicht, wo er gerade war. Was mit ihm passiert war, was man mit ihm angestellt hatte. Aber was war besser, im Selbstmitleid zu baden weil man ein schwacher Kerl war der sich nicht zu wehren wusste, der übel zusammen geschlagen wurde oder einfach ein bisschen darüber zu spaßen weil Lachen doch irgendwie die beste Medizin war? Vielleicht waren es aber auch wirklich die Menge an Medikamenten die er bekam, die ihn den Ernst der Lage gar nicht richtig erkennen ließen. Vielleicht aber und das war eigentlich am Wahrscheinlichsten, wollte er der jungen Frau einfach zeigen, dass es ihm gut ging. Darren wollte nicht, dass sie sich Sorgen machte. Oder Vorwürfe. Weil vorallem letzteres einfach absurd war, immerhin war sie nicht Schuld daran, dass er in diesem Bett lag. Umgeben von den Geräten, die immer mal wieder einen Alarm auslösten, die ihn mit Schmerzmitteln und Flüssigkeit versorgten und ihn gleichzeitig auch irgendwie ans Bett fesselten. Aber ein bisschen Bewegungsfreiheit hatte er und das reichte aus um die Studentin zu sich ins Bett zu holen. Ob sie wollte oder nicht und beide kannten Yumi gut genug um zu wissen, dass man das Blondchen manchmal auch zu ihrem Glück zwingen musste. Ob sie seine Nähe gerade wollte oder nicht, Darren brauchte sie auf jeden Fall. Er brauchte das Mädchen. Er brauchte ihre Wärme, ihren Duft, das Gefühl von Geborgenheit das er verspürte, wenn er sie bei sich hatte. Vielleicht war es egoistisch, vielleicht sogar fehl am Platz und falsch aber manchmal musste man eben an sich denken und Yumi schien den Halt auch ein Stück weit zu brauchen. Schließlich hüpfte sie nicht sofort wieder auf, schubste ihn weg oder brüllte ihn an. Den einzigen Kommentar zu diesem Moment brachte die skeptische Pflegekraft die ins Zimmer gestürmt kam und die jungen Erwachsenen so vorfand, gleich noch eine Warnung aussprach und nach ein paar prüfenden Blicken und Handgriffen wieder verschwand. „Das ist nicht schlimm.“, sagte er, leise und schmunzelnd, hätte wahrscheinlich noch die Schultern angehoben aber lehnte sich lieber an sie bevor er schließlich weiter sprach. „Das kommt mit der Zeit. Ich spreche aus Erfahrung.“ Immerhin war er Schauspieler und wusste dass es manchmal eben seine Zeit brauchte bis man sich an bestimmte Rollen gewöhnte. Dass sie hier von einer anderen Rolle sprachen, keiner Rolle in einem Theaterstück, das war beiden bewusst aber trotzdem war es doch etwas, das man lernen konnte oder? Voraussetzung war alleine der Wille, dass das Herz mitspielte. Darren wusste im ersten Augenblick als sich die Studentin von ihm abwand und wegrutschte nicht ob es daran lag dass er sie erdrückte, zu viel wollte, zu viel verlangte oder ob es an den Worten lag, die er ausgesprochen hatte. Das, was er wusste von seinem einbandagierten Arm. Den er auch kurz begutachtete, hin und her drehte, erneut versuchte seine Finger zu bewegen aber scheiterte weshalb er seine Augenbrauen zusammen zog. Aber vielleicht sollte er sich nicht allzu viele Gedanken darum machen. Die Ärzte wussten sicher was sie taten, was sie gemacht hatten und alles würde bestimmt gut werden. Warum negativ denken, wenn es noch keinen Grund dazu gab? Und warum negativ denken, wenn er Yumi gerade an seiner Seite hatte und ihre Nähe genießen konnte? Jedoch auch nicht mehr für lange. Bis es ihr anscheinend zu viel wurde. Yumi erhob ihre Stimme, nicht zu laut damit die Pflegekraft wieder ins Zimmer stürmte aber dennoch war sie lauter. Darren erwiderte ihren Blick, erkannte das wütende Funkeln. Er öffnete seinen Mund, kam jedoch gar nicht dazu etwas zu sagen, denn aus der Blonden sprudelte es plötzlich, sie sprang auf und schüttelte den Kopf. War es so verwerflich froh darüber zu sein dass es ihr den Umständen entsprechend gut ging? Sollte er nicht glücklich darüber sein? „Yumi..“ Es war nicht so als hätte er daran nicht schon gedacht. Wenn das für immer so blieb, wenn seine Hand nicht wieder heilte. Wenn seine Finger sein Leben lang teilweise taub blieben. Aber jetzt wo Yumi es so aussprach, schien es klarer und deutlicher. Irgendwie echter und er merkte Angst in sich aufsteigen weshalb er seinen Blick von ihr abwandt, erneut auf seine verletzte Hand starrte, sie jedoch nicht bewegte, einfach dort liegen sah und den kleinen Blutfleck bemerkte, der sich gebildet hatte. Den man am Verband sah. War der da schon gewesen oder bluteten seine Wunden wieder? „Du bist für nichts davon verantwortlich, Yumi.“, sagte er schließlich, hob seinen Kopf wieder, schüttelte ihn und rutschte wieder etwas zurück damit er sich ans Bettende lehnen konnte. Der Musiker atmete tief ein und wieder aus, fuhr sich mit der anderen Hand durch die zerzausten Haare. „Denk das nicht. Ich bin hierfür verantwortlich, es ist alles meine eigene Schuld. Hör auf-“ Gerade wollte er sich wieder nach vorne lehnen, weiter sprechen aber die Tür öffnete sich und Ärzte gemeinsam mit Krankenschwestern betraten den Raum, grüßten die Anwesenden und warfen Blicke auf den Patienten, dessen Besuch und schließlich auf die Unterlagen und Akten, die am anderen Bettende auf einem kleinen Tisch lagen. Sie wechselten für ihn unterständliche Worte miteinander, blätterten durch die Dokumente während seine Krankenschwester sich um den Verband kümmerte, ihn kontrollierte und auch seine sonstigen Wunden begutachtete. Immerhin hatte er auch im Gesicht Pflaster, an den Händen und Beinen. „Könnten Sie kurz einen Augenblick draußen warten? Oder ist es Ihnen Recht, dass die junge Dame hier ist, Herr Anderson? Wir würden gerne etwas besprechen..“ Darren hatte die Studentin die Zeit über nicht aus den Augen gelassen und schüttelte ganz leicht den Kopf. „Sie darf hier bleiben. Wenn sie das möchte. Sie darf alles wissen.“