Beiträge von Astor


    Nein. Ein Hauch von Ungläubigkeit durchfuhr den dunklen Magier, als Kanno und seine Helfer es schafften das große Tor zu öffnen. Wie konnte das sein? Wie konnte es dieser Pöbel schaffen bis ins Herz der Walinsel vorzudringen?! Wie konnten sie es überhaupt wagen seinen Plan zu vereiteln?! Ein Zischen entfuhr dem Maskenträger. Sie waren zu früh, wie hatten sie das nur geschafft?! Dieser Möchtegernmagier und seine Helfer kamen auf ihn zu, wollten ihn allen Ernstes aufhalten. Sie hatten für die nötige Ablenkung gesorgt, seine Toten waren noch nicht so weit und nun fehlte es ihm schlussendlich doch an Zeit. Astor wusste wann es besser war sich zurückzuziehen und verschwand ins Dunkel hinein, wo ihm niemand folgen konnte. Die Toten überließ er ihrem Schicksal. Nun, da sein Ritual unterbrochen wurde, waren sie wertlos für ihn. Doch eines stand außer Frage: Er würde wiederkommen um zu beenden was er angefangen hatte.

    Trampoli war dem Untergang geweiht. So erschien zumindest der Blick von außen, denn mächtig wirkte die Magie des Unbekannten auf die Stadt unter der Insel. In den antiken Hallen des schwebenden Atolls jedoch vermochte kein Laut die Stille zu unterbrechen. Jegliche Wesen die hier lebten hatten sich ins Innere des tiefen Höhlensystems zurückgezogen aus Furcht vor dem Wirken des Unheilvollen, der sich ihre Heimat einvernommen hatte. Schwach waren sie alle und der Gedanke an die reine Überlegenheit, die ihm zugegen war ließ einen Augenblick lang ein Lächeln hinter der Maske erahnen. "Bald.", wisperte er den archaischen Runen die den Raum mit einem mysteriösen blauen Licht erfüllten leise zu. Seine Monster hatten die törichten Dorfbewohner lange genug abgelenkt um das Ritual in die notwendigen Wege zu leiten. Je machtvoller die Magie desto länger waren Vorkehrungen vonnöten - ein Grundatz der Zauberkunst der sich selbst Astor beugen musste. Umso mehr konnte er die Unwissenheit des Volkes genießen, die nach wie vor von nichts ahnten. Wie herrlich würde es sich anfühlen, sobald sie sich ihrem Schicksal ergeben mussten! "Es ist Zeit." Ein Hauch von Euphorie war zu erkennen, als der Unbekannte das Ritual in die nächste Phase einleitete. Die zuvor noch bläulich schimmernden Runen verschwanden für einen Augenblick der Zeit, ehe sie anschließend in einem hell goldenem Licht erstrahlten, welches leicht zu pulsieren schien. Ein Geheimnis war sein Vorhaben nun längst nicht mehr, denn der Schein schimmerte über die komplette Walinsel, über die Dächer der Stadt hinweg, riss Löcher in die dunklen Wolken hinein, auf das sich die Runen im Wettergespirnst dort hauchzart schimmerten. Der volle Mond der so plötzlich den Tag vertrieben hatte verdunkelte sich unheilvoll und bekam eine blass rötliche Färbung. Unwichtige Aspekte, unwichtig für ihn, dessen Augenmerk nur auf das Zentrum der alten, verbotenen Magie gerichtet war. Es würde nicht mehr lange dauern, bis der Zauber vollendet war und die Seelen der Vergangenen sein Eigen sein würden. Der Unbekannte öffnete den Mund, unter der Maske nicht zu erkennen und begann Worte einer toten Sprache zu sprechen. Sein Vorhaben würde vollbracht sein, sobald die letzten Laute seine Lippen verlassen hatten...

    Irgendwo tief im eisigen Herzen der Walinsel ertönten einige Schritte, deren lauter Wiederhall sogleich von den zerfallen Wänden einer Ruine gefangen wurde. Sie waren schnell, aber keineswegs eilig, vielleicht jedoch etwas zornig. Kopfschüttelnd betrat die mysteriöse Gestalt, dessen Gesicht sich unter einer Maske verbarg und bisher noch niemandem bekannt war, einen riesigen Saal inmitten jener vergessenen Ruinen. "Erbärmlich!", rief der unbekannte Mantelträger. Welch' eine Enttäuschung sein letztes Vorhaben doch war! Aber nun... In der Mitte des Raumes angekommen stieß er, der sich zuvor mit dem Namen Astor vorgestellt hatte, seine Hand gen Boden, woraufhin sich über einige Minuten hinweg ein pochendes Leuchten ausbreitete - Etappenweise bildeten sich vielerlei Kreise rund um die Handfläche, dicht gefolgt von kuriosen Runen, die letzten Endes eine Art Magiekreis formten; einen ungewöhnlich großen noch dazu. Aber nun... Nun war die Zeit gekommen, dem miserablen Scheitern seiner Pläne, den dummen Menschen ein Ende zu setzen!


    Ein boshaftes Lachen entkam seiner Kehle, als das Licht an Intensität zunahm, die fliegende Insel merklich zu beben begann. Vielleicht kam es einem vor wie eine Sinnestäuschung, doch tatsächlich verlor der schwebende Walbrocken langsam an Höhe, als würde etwas an seiner Kraft nagen, sie rauben. Zeitgleich machten sich jedoch auch Veränderungen außerhalb bemerkbar: Als hätte man an der Uhr gedreht und die Zeit vorgespult, verschwand sämtliches Tageslicht über Trampoli. Der Tag schuf Platz für die unerwartete Nacht und der Vollmond hing bedrohlich über der Stadt. Auch zogen eine Vielzahl von Wolken auf, pechschwarz und unruhig - Gewitterwolken. Die Winde nahmen deutlich an Stärke zu, hier und da rammte ein Blitz in den Grund, dicht gefolgt von dem lauten Gebrüll des Donners.
    Anliegende Monster wurden unruhig, tobten wahllos umher. "Zeit, schafft mir Zeit!", wisperte der Unbekannte, ehe die Bestien sich auf den Weg machten, all das zerstörten, was so unglücklich genug war, um ihren Weg zu kreuzen.

    Jeremy und Leo betrachteten diese orientierungslose und vor allem zerfahrene Gruppe. Es musste sehr amüsant gewesen sein, so manchen Flüchtling bei einer Art Kaffeekränzchen vorzufinden, während ein anderer um sein Leben kämpfte. Jeder hatte hier andere Vorstellungen von einem Überlebenskampf... Sich einen Weg durch die Monsterbrut zu bahnen schien aussichtslos, bis ein grünhaariges Mädchen ein Gebüsch in Brand steckte. "Das hätte mir mal einfallen müssen." gluckste der alte Magier und war nicht sonderlich erstaunt darüber, wie schnell sich das Feuer ausbreitete, schließlich kannte er sich gut genug damit aus. Ganz anders als die Monster, die sich in Scharen aus dem Staub machten, als ihnen das Inferno zu nahe kam. "Wir sollten zur Lichtung gehen. Meint ihr nicht, Kinder?" Ausreden und Widerworte ließen die beiden Greise gar nicht erst durchgehen, daher kam auch wirklich jeder dieser erbärmlichen Würstchen mit. Dort waren sie zumindest erstmal vor dem Brand sicher, schließlich konnte es sich nicht durch den Boden ausbreiten. Die Erleichterung über das letztendliche Erreichen dieses Ortes sollte jedoch nicht besonders groß sein, denn der Fluchtweg wurde von einem maskierten Wesen blockiert. "Sieh an, sieh an, ihr habt es nicht nur geschafft, den Angriffen zu entgehen... nein, ihr musstet auch noch weiteres Territorium der Monster vernichten! Damit werdet ihr nicht davon kommen!" entfuhr es mit leicht hallender Stimme aus seiner Kehle, ohne dass man auch nur einen Gesichtszuck hinter der Maske erkennen konnte. "Ihr fragt euch sicher, warum euch das alles hier wiederfährt, habe ich Recht?" Das habt ihr alles mir zu verdanken. Die Monster stehen alle unter meiner Kontrolle, wie es mir gefällt. Und ich werde dafür sorgen, dass sie zurück bekommen, was ihnen zusteht." Zu diesem Zeitpunkt wusste niemand, was genau der Mann damit meinte, Tatsache war jedoch, dass er sich als persönlicher Rächer der Monster sieht, die von den Menschen schlecht behandelt und vertrieben wurden. Selbst Jeremy war verblüfft und erkannte die Fähigkeiten seines Gegenübers an. "Der ist ein ganz anderes Kaliber, als die Monster von eben." dachte sich der Magier laut und sah zum ersten Mal seit dem Weggang durch den Wald nicht mehr amüsiert, sondern konzentriert aus. "Oh, keine Bange. Ich werde mir nicht die Finger an euch schmutzig machen, das werden meine beiden Gefährten für mich erledigen." Er schnippte kurz mit den Fingern und plötzlich erschienen aus dem Nichts zwei große Löwen, einer lila, einer rot. Diese wirkten wohlbemerkt nicht bester Laune, dies bestätigte ihr anschließendes Kampfgebrüll. Der Mann fuhr fort. "Das war's dann für Euch. Übrigens, mein Name ist Astor. Merkt euch den Namen gut, für den Fall, dass ihr überleben solltet... denn wir werden uns dann garantiert wiedersehen." Astor, als der Mann, der er sich vorstellte, stieß daraufhin ein boshaftes Lachen aus, wie man es von einem Bösewicht gewohnt war und verschwand wieder, ohne den anderen auch nur eine Chancezum Reden zu lassen. Nun wurde der Gruppe ein Ultimatum gestellt. Hinter ihnen eine Feuerwand, die den halben Wald bereits verschlungen hatte, außer das was vor ihnen lag. Vor ihnen zwei Bestien die nur darauf warteten, ihre Opfer zu zerreißen. Die Aufgabe war klar. Sie mussten so schnell wie möglich an ihnen vorbei, um lebend aus dem Wald zu kommen.