Beiträge von Misa-chan

    Bei der Vorstellung, dass Zavier sich von den alten Frauen auf der Umkleide scheuchen ließ, fing Colette an hysterisch zu lachen. Aber das verging ihr schnell wieder, als Zavier beharrte ihre Geschichte auch zu hören. "Naja... so richtig erinnere ich mich nicht. Mir passiert sowas einfach zu oft. Sachen verkehrt herum an, gegen eine Laterne gelaufen, Leute verwechselt... Trotzdem, es ist mir immer wieder peinlich." Sie dachte noch einmal nach, kramte in ihren Erinnerungen nach einem würdigen Erlebnis. "Oh Gott...", stöhnte sie, ihr fiel gerade etwas ein. Natürlich blieb das nicht unbeachtet. Na toll... Ich erzähls ihnen lieber jetzt, sonst diskutieren wir noch bis in die Nacht. Mit einem erneuten Seufzer fing sie an.
    "Na gut... Es gab einen Tag in meinem Leben, an den will ich nie mehr zurückdenken. Zavier weiß ja, dass ich auf eine Mädchenschule ging. Aber meine beste Freundin hatte einen großen Bruder, und in den Ferien plante er oft ziemlich angesagte Parties. Meine Freundin und ich nahmen uns damals vor, dorthin zu gehen, einfach weil wir noch nie auf einer Party waren. Es fing damit an, dass wir zusammen einkaufen gegangen sind um uns das passende Outfit zusammenzustellen. Wer mich kennt, weiß, dass ich natürlich in die Männerumkleide gegangen bin. Es ist mir erst aufgefallen, als ich gerade ein neues Kleid anziehen wollte und ein fetter, bärtiger Mann reinkam. Mit hochrotem Kopf raus, sowas war ich ja schon gewohnt. Dann musste ich aufs Klo. Ich hab diesmal das Schild gesehen und bin aufs Frauenklo. Soll ich weiterreden? Natürlich hing mir ein Stück Klopapier am Rockzipfel. Es war zum Sterben peinlich, vor allem, weil mir niemand etwas sagte, bis ich es selber bemerkt hab. Als wir fertig waren mit einkaufen gingen wir zu meiner Freundin nach Hause. Sie wollte etwas kleines zu essen holen, ich zog mich derweile schonmal um. Naja, ihr Bruder kam rein... Er hat mich von oben nach unten gemustert und grinsend die Tür zugemacht. Als meine Freundin wiederkam, war ich am heulen, aber sie hat mir eingeredet dass wir uns von solchen Kleinigkeiten den Abend nicht vermiesen lassen sollten. Wir gingen also dahin, ohne zu wissen, dass es nur Hochprozentiges zu trinken gab... Das bemerkten wir leider zu spät. Wir haben vorher nie einen Tropfen Alkohol getrunken, dafür kam die Wirkung auch umso heftiger. Was soll ich sagen... ich war der Star des Abends. Man hat sich köstlich über mich amüsiert, besonders als ich mich an den Bruder meiner Freundin rangeschmissen habe, der Kerl, der mich halb nackt gesehen hat. Danach weiß ich nichts mehr, nur, dass ich am nächsten Tag unsanft von meiner Freundin geweckt wurde, die mich von ihrem schlafenden Bruder zerrte. Sie konnte mir auch nicht erzählen, was da abging, aber seitdem sah mich ihr Bruder immer mit so einem wissenden Grinsen an..."
    Colette schämte sich in Grund und Boden, aber jetzt war es wenigstens raus, und wenn man Geschichten erzählt soll es ja auch einfacher sein, darüber hinwegzukommen.
    "Jaa, und was war dein peinlichster Moment??", fragte sie in Richtung des Mädchens, denn vielleicht hatte sie eine noch peinlichere Geschichte parat, damit Colette sich endlich nicht mehr so schämen musste.

    Colette musste wieder lachen, als sie Zaviers empörte Miene sah. Dass gerade er das so ernst nimmt... Als er wirklich nachdenken musste, sich an einen peinlichen Moment in seinem Leben zu erinnern, wurde Colette ein wenig ärgerlich. "Jetzt streng dich doch mal ein bisschen an! Es kann doch nicht sein, dass du niemals ein peinliches Erlebnis hattest!", maulte sie ihn an und schüttelte ihn leicht an den Schultern. Also wirklich... Der kann mir doch nicht weismachen, dass bis jetzt alles bei ihm glatt lief! 
    Als er dann mit einer kurzen Geschichte rausrückte, war Colette alles andere als zufrieden. "Das wars? Sowas nennst du peinlich? Was denkst du, wie oft mir sowas schon passiert ist! Und ich sag dir - zu oft um jetzt alles aufzuzählen...", seufzte sie und verschränkte die Arme, was sie so aussehen ließ als wäre sie ein schmollendes kleines Kind. "Erzähl uns wenigstens, wann du es mitbekommen hast, während oder nachdem du dich umgezogen hast? Oder... hast du es bereut?", fragte sie mit einem breiten Grinsen nach.

    Collettes Gesicht war mittlerweile dunkelrot geworden. Merk er denn nicht wie unangenhem diese Situation für mich ist?? Sie sah auf ihre Schuhe, und versuchte möglichst nicht viel von dem zu verstehen was Zavier gerade dem Mädchen erzählen wollte. Zumal sie wirklich interessiert wirkte... Als Zavier ihr dann auch noch anbot, weiter zu erzählen, gab sie seufzend nach. "Also... Eigentlich gibt es doch garnicht viel zu erzählen.", versuchte sie auszuweichen, doch Zavier grinste sie so schadenfroh an, dass sie beschloss, die ganze Geschichte aus einer anderen Sichtweise zu erzählen. "Obwohl..." Ein kleines Grinsen schlich sich auf ihr Gesicht, während sie dem Mädchen erzählte, wie es zu dem 'Missgeschick' kam: "Wie du wahrscheinlich schon bemerkt hast, ist Zavier sehr schreckhaft. In der Bibiothek wollte ich ihn einfach mal ansprechen und Hallo sagen. So wie das unter Freunden eben üblich ist. Und da hat sich der arme Zav so sehr erschreckt, dass er das ganze Bücherregal mit den kostbaren Büchern umgekippt hat." Sie sah Zavier mit einem tadelndem Blick an. "Zum Glück musste er nichts bezahlen, und ich hab ihm dann auch noch beim Aufräumen geholfen, stimmts, Zav?!" Sie legte übertrieben kumpelhaft ihren Arm um Zavier und wuschelte ihm einmal durch die Haare, während sie anfing zu lachen. "Nein, im Ernst. Es war meine Schuld, ich hab ihn erschreckt und ER hat MIR beim Aufräumen geholfen, nicht umgekehrt. Es war einfach zu verlockend, weil er nie in solche peinlichen Situationen kommt... Oder? Hast du irgendwann mal was peinliches gemacht?" Sie sah ihn fragend von der Seite an. Ich kenn ihn zwar noch nicht so lange, aber das interssiert mich jetzt wirklich. Ich kann mir das garnicht bei ihm vorstellen...

    Das Mädchen war Collette schon wieder sympathisch, weil sie so peinlich berührt war. "Nur um Hallo zu sagen? Ja, das ging anscheinend ziemlich daneben.", lachte sie erleichtert, da die Situation jetzt wesentlich entspannter war. Das Mädchen half ihr auf, und Collette klopfte sich den Dreck von ihren Sachen. Na toll, das ist mein Lieblingkleid. Naja, ich sollte froh sein, dass es nur schmutzig und nicht kaputt gegangen ist. 
    Während Zavier das Mädchen fragte, ob sie sich nicht verletzt hätte, beobachtete Collette sie. Die spitzen Ohren waren natürlich am auffälligsten, aber Collette fiel zuerst der Kleidergeschmack ins Auge. Mal nicht so langweilig... gefällt mir. Aber ihre Gedanken wurden mal wieder von Zavier unterbrochen.
    "Missgeschick? Eh..ja...", antwortete sie mit hochrotem Kopf und stieß Zavier kurz in die Rippen. Dass er aber auch immer darauf hinweisen muss! Dann lachte sie: "Mach dir keine Gedanken darüber, du bist defintiv nicht die einzige, der sowas passiert."

    Collette war froh, dass Zavier ihr antwortete, als hätte er nichts bemerkt. Also kauft er mir das ab. Trotz allem nicht sehr beruhigend... Sie wollte gerade wieder einmal einen Seufzer loslassen, als sie plötzlich ein Rascheln hörte. Sie hielt den Atem an und drehte sich langsam zu Zavier um, in der Hoffnung, kein Monster zu sehen. Oh mein Gott... Ich will noch nicht sterben! Zavier schien das Rascheln auch gehört zu haben, und griff bereits an seinen Bogen. Collette wollte es ihm gleich tun, doch ihr Herz klopfte so sehr, dass sie sich nicht bewegen konnte. Dann hörte sie einen dumpfen Knall, fuhr herum - doch alles, was sie sah, war ein blondes Mädchen auf dem Boden. Während Collette erstmal versuchte, die Situation zu begreifen, stammelte Zavier vor sich hin. Langsam löste sich ihr krampfhafter Griff um ihren Dolch, und sie ließ ihn ins Gras fallen. Verdammt... Ich bin so ein Weichei. Aber warum beobachtet die und auch?! Sie gab sich alle Mühe, einen vernünftigen Satz aus ihrem Mund kommen zu lassen: "Warum...hast du...wieso...Was sollte das denn??"

    Colette folgte Zavier auf Schritt und Tritt, man konnte ja nicht vorsichtig genug sein wenn es um sein eigenes Leben ging. Es wehte ein warmer Wind, was Colettes Stimmung ein wenig hebte. Wenigstens ist Zavier noch da, dann bin ich wenigstens nicht alleine... Als sie eine kleine Brücke überquerten schienen sie am Ziel zu sein. Colette war überrascht, dass es hier so schön war, dass sie beinahe vergessen hätte warum sie waren. Zavier kennt sich hier anscheinend aus... Er passt hier ziemlich gut rein. Ich dagegen... Sie seufzte kurz, und hoffte, dass Zavier es nicht gehört hatte. Er kennt mich wirklich gut genug um zu wissen, dass ich ihm hier nicht wirklich behilflich sein kann... Ich bin eigentlich nur lästig. Irgendwie nett zu wissen, dass er mich trotzdem mitgenommen hat. Sie war ziemlich versunken in ihre Gedanken, dass sie beinahe in Zavier reinlief, welcher stehen geblieben war. Als er vorschlug unter freiem Himmel zu schlafen, setzte ihr Herz kurz aus, um dann doppelt so schnell weiterzuklopfen, dass sie schon Angst hatte, Zavier würde es hören. "U-unter freiem Himmel? Eh..." Sie wurde knallrot und musste sich zusammenreißen, Zavier nicht anzumotzen was für ein Vollidiot er doch war und dass er doch wüsste, wie viel Angst sie hatte. Stattdessen murmelte sie atemlos: "Klar... bestimmt." Dann versuchte sie, möglichst unbemerkt von Zavier, ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. Ich wusste ja, dass ich ängstlich bin, aber SO nervig hab ich mich nicht in Erinnerung... Gott, bestimmt hat Zav auch schon bemerkt, wie lästig ich bin... Er darf mich doch nicht heulen sehen! "Wohin gehen wir eigentlich?", fragte sie möglichst beiläufig, einfach um das Thema zu wechseln.

    Colette wurde immer mulmiger zu Mute. Und Zavier, dieser Idiot bemerkt es nichtmal! Als sie aufstand, um von dem Schwazhaarigen ihren Dolch in die Hand gedrückt zu bekommen, schwankte sie kurz, konnte aber schon nach ein paar Momenten ihr Gleichgewicht wiederfinden. Sie setzte sich wieser, um ihre Waffe zu betrachten, denn sie war ziemlich verblüfft, wie hübsch der Dolch war. Kaum zu glauben, dass sowas hübsches mich vor Monstern schützen soll... Sie wiegte ihn kurz in der Hand und bestaunte ihn von allen Seiten. Sowas würde sicher gut in mein Zimmer passen - aber an der Wand... 
    Seufzend stand sie auf um Zavier zu folgen, welcher fröhlich in Richtung Küche lief. Brötchen heben meine Laune sicher nicht... Aber es ist sicher besser so. Er hat ja Ahnung, im Gegensatz zu mir...
    "Nein... Ich glaube nicht dass wir noch irgendwas vergessen haben.", versuchte sie so natürlich wie möglich zu klingen. Außer vielleicht, dass ich verdammt große Angst vor Monstern hab! Innerlich war Colette nur noch ein Nervenbündel, aber wie sollte ihr Leben denn anders werden wenn sie absolut nichts zulässt?
    "Also... von mir aus können wir los." Sie straffte die Schultern und versuchte so mutig wie nur möglich auszusehen, während sie gerade auf den Weg in ihr 'Verderben' lief.


    ~Zavier und Colette gehen~

    "E-ein Dolch?" Das sind doch diese kleinen, kurzen, spitzen, schwertähnlichen Messerchen. Die sehen ziemlich gefährlich aus. Genau das richtige für mich... Das kann heiter werden. 
    Colette ballte krampfhaft ihre Hände zu Fäusten, bemühte sich aber nicht nur auf ihre Fußspitzen zu linsen. Sie hob ihren Kopf, sah Zavier in die Augen und lächelte möglichst natürlich. "Klar... Ich nehm einfach einen Dolch."
    Ihre Panik verschmolz mit der Hoffnungslosigkeit, aus diesem Disaster niemals wieder rauszukommen, und das widerum führte zu einem leichten Groll gegen Zavier. Wäre ja auch zu viel verlangt, von ihm zu erwarten, dass er mich beschützt... Ich muss mich natürlich selbst verteidigen. Hallo?! Mädchen?! Hilflos?! Wo bleibt der gute alte Märchenprinz, der einen jederzeit vor allen möglichen Gefahren beschützt?!
    Etwas beleidigt setzte sich Colette auf den nächstbesten Stuhl, schlug die Beine übereinander, verschränkte die Arme und starrte Zaviers Rücken böse an, aber wenn er sich umdrehte hatte sie wieder ihre Unschuldsmine aufgesetzt. Er ist an allem Schuld! Wenn ich nie wieder aus diesem Tal rauskomme ist es allein seine Schuld!!

    Colette war es mehr als unangenehm in der Schmiede. Ganz offensichtlich war Zavier ziemlich überrascht, dass sie mitgekommen ist. Ich war auch von mir selbst überrascht... Ich bin einfach nicht für Abenteuer geschaffen. 
    Dann ließ Zavier sie kurz alleine und ging in sein Zimmer, und Colette fühlte sich immer überflüssiger. Etwas unsicher sah sie sich um und ließ ihren Blick möglichst nicht auf die Waffen gerichtet. Wenn ich sie nicht länger als nötig angucken muss ist es vielleicht nicht so schlimm... Sie musste kurz schlucken, dann wartete sie weiter auf Zavier.
    Als dieser wiederkam und sich an den Tresen stellte, beobachtete Colette ihn, denn sie hatte ihn noch nicht ohne seine Mütze gesehen. Sieht nicht schlecht aus... Er sollte öfter seine Mütze abnehmen. Dann stand sie auf und ging mit zu Zavier, um auf Leo zu warten.

    "Das Messhina-Tal?" Colette war noch nie da, deshalb war sie etwas misstrauisch. "Mit... Monstern???" Sie wurde etwas panisch, und irgendwie wollte sie auch nicht mehr dahin. "Ich... kann nicht. Ich hab Angst vor Monstern!" Oh Gott...Oh mein Gott... Monster! Ich bin noch nie einem Monster begengnet und hatte es eigentlich auch nicht vor! Sie versuchte ihre offensichtliche Angst zu verbergen, mittlerweile konnte sie das schon ganz gut. "O-Okay. Ich komm mit." Das werd ich noch bereuen...
    Als Zavier dann noch sagte, sie müssten erst zur Schmiede um Waffen zu holen, tickte Colette innerlich erst recht aus. Wo bin ich jetzt schon wiede rreingeraten?! Ich meine - Waffen! Colette versuchte wenigstens zu lächeln. "Das ist ja... Okay. Gehen wir erstmal zur Schmiede.", sagte sie mit einem Lächeln, doch innerlich war sie am Verzweifeln. Ich hab noch nie gekämpft... Das kann ja heiter werden. Aber ich will echt nicht schon wieder die Spaßbremse sein. Außerdem... Zavier ist ja noch da. Immerhin...
    Schlurfend lief sie zur Tür - immernoch nicht sehr erfreut darüber, wie ihr Ausflug eine überraschende Wendung genommen hatte.
    ~gehen~

    Zavier half Colette dann zum Glück mit dem Regal, dass ein paar weitere Bücher rausfielen interessierte sie persönlich nicht, es lagen eh schon genug unten, da machten zwei, drei weitere auch nichts aus. Aber dieser Bibliothektsmitarbeiter flippte fast aus, als Colette noch ein Buch herunterfiel. Der ist mal schräg drauf... Schon klar, die Bücher sind wertvoll, aber dass er gleich so ausrasten muss... Sie schüttelte kurz verständnislos mit dem Kopf, dann beeilte sich sich mit Zavier die Bücher einzusammeln. Der Mitarbeiter motzte die ganze Zeit rum, dass sie die Bücher noch nach Titel sortieren müssten, was Colette noch mehr nervte. Ich wette die waren vorher auch nicht sortiert... Und der lässt uns gleich mal seine Arbeit erledigen. Sie versuchte, ihre Abneigung gegen den Mitarbeiter nicht zu sehr zu zeigen, denn sonst würde er vielleicht Schadensersatz für einen Kratzer oder eine Delle verlangen, und Colette hatte wirklich keine Lust auf eine sinnlose Diskussion.
    Sie sammelten die letzten Bücher auf, zum Glück verlangte der Mitarbeiter keine Entschädigung, aber sie ernteten einen missbilligenden Blick seinerseits. Colette war ziemlich genervt, und sie wollte nicht länger in der Bibliothek bleiben, also fragte sie Zavier: "Wollen wir irgendwo anders hin?" Sie hoffte dass er eine gute idee hatte, denn sie wollte nicht länger hierbleiben.

    Ein sehr gutes Buch... Muss ich auch irgendwann mal lesen. Sie lachte wieder einmal unbeholfen, wie sie es immer tat wenn ihr etwas peinlich war. "Keine Sorge... Es war meine Schuld, das geht schon klar. Ich bin nicht so zartbesaitet wie alle immer denken, ich komme auch alleine klar..." Ihr letzter Satz kam allerdings nicht so überzeugend rüber wie sie es gern gehabt hätte, denn sie musste sich mit ihrem Ärmel über die Augen wischen und ziemlich laut schniefen. Sie setzte noch an, etwas zu sagen, wurde aber unterbrochen.
    Alles aufräumen...? Das dauert ja Ewigkeiten! Hoffentlich ist nichts kaputtgegangen... Colette schämte sich sehr, dass sie Zavier da mit reingezogen hatte. "Also... Ich räume das alleine wieder auf, das ist kein Problem."
    Sie fing gleich an, das Bücherregal wieder hinzustellen, doch es war viel zu schwer. Sie versuchte es auch von anderen Seiten, aber sie schaffte es einfach nicht allein. Vor Anstrengung keuchend wand sie sich schließlich an Zavier. Da will ich endlich mal etwas alleine schaffen und dann sowas... Ich will diesmal garnicht wissen, was er wohl von mir denkt.,.Sie räusperte sich kurz, dann fing sie an: "Kannst... du mir vielleicht doch helfen?"

    Ein wenig Schadenfreude überkam Colette als Zavier sich erschreckte. Ha! Ich weiß, er hat mich am Hafen nicht mit Absicht erschreckt, aber der Moment war einfach zu verlockend... Doch ihre Schadenfreude endete aprupt als das Regal anfing zu wackeln. Oh Gott... Bitte nicht! Das darf nicht wahr sein... 
    Ein paar Bücher fielen herunter, und Colette bemühte sich, alle aufzufangen, doch das Regal wackelte immernoch. "Oh Gott... Zavier!", fuhr sie ihn an, "Halt das Regal mit fest!" Kurz entschlossen stämmte sie sich gegen das Regal, welches sich zwar wieder aufrichtete, dann aber in die andere Richtung schwankte. "Nein... bitte nicht!" Doch das Regal fiel schon um. Der Knall war so laut, dass Colette ein Schauer über den Rücken lief.
    Ihr Gesicht lief wieder einmal feuerrot an und sie ließ sich auf den Boden fallen. Wie peinlich... Was Zavier wohl mal wieder von mir denkt? Ist ja nicht das erste mal, dass mir peinliche Dinge vor ihm passieren... Sie hätte heulen können, mal wieder war sie an einem Missgeschick schuld. Die Tränen liefen ihr schon über die Wangen, als sie über den Bücherhaufen hinweg ein Buch abseits liegen sah - Der Zauberer von Oz. "Dein Lieblingsbuch?", fragte sie Zavier weinend, als wäre nichts passiert.

    ~Colette kommt an~
    Zufrieden trat Colette durch die Tür. Sie war gut gelaunt und schlug die Tür aus Versehen etwas zu laut zu. Bei dem Knall zuckte sie kurz zusammen und schlug sich die Hand sinnloserweise vor den Mund. Oh Gott... wie peinlich! Das ist eine Bibliothek, das wird sicher nicht gern gesehen sein. Am liebste wäre sie im Boden versunken oder gleich wieder rausgerannt, aber als sie sich wieder umdrehte sah sie, dass fast niemand da war.
    Erleichtert lief Colette zu einem Regal, doch als sie einen bekannten Kopf sah, stoppte sie. Ist das nicht... Zavier?? Sie sah etwas genauer hin. Eindeutig! Ob ich mal zu ihm gehen soll...? 
    Doch ihre Beine marschierten von selbst zu ihn herüber. Tja... kann auch nicht schaden. Dann kam ihr eine brilliante Idee - Ich könnte ihn ja erschrecken! Mit einem diabolischen Grinsen schlich sie zu ihn herüber, beugte sich vor und rief übertrieben freundlich "Hi Zav, was machst du da?" in sein Ohr.

    Colette war etwas überrascht über den schnellen Abgang von Zavier und Rose, doch es ließ sich nicht leugnen, dass sie auch unglaublich erleichtert war.
    Endlich... Es tut mir ja leid, dass ich sie anscheinend vergrault hab, aber langsam wurde es wirklich Zeit für mich zu schlafen. Sie tapste gähnend ins Bad, zog sich um und fiel ins Bett. Den Schlaf brauchte Colette wirklich dringend, sie hatte heute viel erlebt. Zufrieden kuschelte sie sich in ihre Decke und schlief kurz darauf ein.


    ~~~~~~~


    Colette wachte auf, als die Sonne in ihr Zimmer schien. Sie setzte sich gähnend auf, streckte sich und rieb sich die Augen. Dann blinzelte sie in Richtung Fenster. Schon wieder... ein neuer Tag...
    Seufzend schlurfte sie auf ihren Schrank zu, öffnete ihn und zog das erste heraus, was sie sah - ein knallgelbes Kleid, von denen sie so viele im Schrank hatte. Sie zog sich schnell um und überlegte, was sie heute alles machen wollte. Am besten nicht hier bleiben, möglicherweise läuft mir noch Chris in die Arme und fragt mich nach dem Kuchen... Nach ein wenig Nachdenken entschied sie sich in die Bibliothek zu gehen. Ich wollte eh nochmal dahin, da ist das doch der perfekte Zeitpunkt dafür. Kurz entschlossen riss sie die Tür auf, trat nach draußen und schlug sie wieder mit einem lauuten Knall zu.
    ~Colette geht~

    "Nicht noch mehr Kuchen!", stöhnte Colette. Sie war erschöpft, müde und konnte absolut keinen Kuchen mehr sehen. Das ist ja mal wieder eine Ironie... Ich wohne in einer Bäckerei und kann keinen Kuchen mehr sehen. Das kann morgen noch heiter werden...
    Als Rose Zavier dann auch noch begeistert zuistimmte, richtete Colette sich auf und stöhnte nochmal. "Bitte nicht..." Dann schienen Rose und sie zu bemerken, dass Zavier nur einen Witz gemacht hatte. Während Colette sich zufrieden seufzend wieder auf den Boden legte, bemerkte sie dass Rose ziemlich enttäuscht aussah. Im Ernst? Sie will doch nicht etwa... Danach fing sie an rumzujammern dass sie ein Vielfraß wäre. Doch, sie will. Resignierend und emotionslos stand sie auf, latschte zu Rose, tatschte ihr auf die Schulter und sagte gönnerhaft: "Geh einfach runter und nimm dir, was immer du auch willst." Dann latschte sie zurück, legte sich wieder hin, machte die Augen zu und atmete tief durch. Nichts gegen ihre Anwesenheit, aber langsam werde ich müde. Normalerweise schlafe ich um diese Zeit schon. Ich kann sie ja auch nicht zwingen, nach Hause zu gehen, weil ich meinen 'Schönheitsschlaf' brauche... Was solls, ein wenig Gesellschaft ist mal etwas Abwechslung.
    "Okay, Stunde der Wahrheit, Zav. Rose ist noch verfressener als ich. Ich hätte nie gedacht dass das möglich ist." Sie machte die Augen wieder auf und drehte ihren Kopf in Zaviers Richtung. "Ehrlich, sie ist cool." Sie schloss wieder ihre Augen, um noch einen Moment zu entspannen, um noch etwas Energie zu bekommen bevor Rose wieder hochkam.

    "Lidschatten ist gut, den Mascara nehmen wir später - jetzt kommt erst der Lipgloss!", grinste Colette und ließ ihn sich von Rose geben. Ein wenig Mitleid hab ich schon... Aber da muss er jetzt durch! Mit einem fiesen Grinsen kam sie langsam, damit es schön dramatisch wirkte, auf Zavier zu. "Keine Sorge, es wird schon nicht so schlimm werden. Noch haben wir dir nicht die Augenbrauen gezupft. Aber wo wir schonmal dabei sind... - Hey!" kreischte sie auf, als Zavier sie mit einem Kissen bewarf. "Na warte! Mit meinen eigenen Kissen!", lachte sie und hielt sich die Hände schützend vors Gesicht. Nach einem Kissen tastend wich sie ein Stück zur Seite, dann schoss sie mit voller Wucht zurück. Sie ließ den Lipgloss fallen und warf auch Rose ein Kissen zu. Lachend und kreischend lieferten sie sich eine Kissenschlacht, welche mehr oder weniger unentschieden ausging - am Ende lagen alle vor Lachen platt am Boden. Während Colette nach Atem rang und wartete, dass die anderen auch wieder zu Kräften kommen würden, schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf: Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte mal so viel Spaß hatte...

    Colette lachte, als Rose Zavier androhte, ihm die Nägel zu lackieren. Die Vorstellung ist schon irgendwie lustig... Und ich würde es auch zu gerne machen. Aber das ist doch etwas zu grausam für ihn. Schade... Als Rose vorschlug, noch etwas zu unternehmen, seufte Colette kurz.
    Eigentlich... will ich nirgendwo mehr hin. Ich hab doch Angst im Dunkeln... Der Einfachheit halber ließ sie sich nicht von Rose und Zavier bemitleiden, dass sie Angst im Dunkeln hatte, sondern gähnte nur kurz und sagte: "Also ehrlich... Ich will nirgendwo mehr hin. Ich bin ziemlich müde... Und es ist auch schon dunkel." Ihre letzten Worte versuchte sie so unschuldig wie möglich rüberzubringen, als sei es nur einer von vielen Gründen, warum sie nicht woanders hingehen wollte. "Tja Zavier...", fiel ihr gerade ein und ein diabolisches Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus. "Wie es scheint, bleiben wir jetzt ja doch hier... Hol doch schonmal das Schminkzeug.", nickte sie Rose augenzwinkernd zu. Mal sehen, wie er reagiert. Wenn er sich das echt gefallen lässt, zieh ich das auch durch! Mal sehen wie das Endprodukt aussieht...

    Colette schaufelte weiter zufrieden Kuchen in sich hinein.
    Wenn ich so weiter mach, werd ich noch fett! Ach, was solls, so schnell nimmt doch niemand zu... Fröhlich nahm sie sich noch ein Stück und verschlang es genüsslich. Erst als sie bemerkte, wie Zavier und Rose stöhnend, sich den Bauch haltend auf den Boden lagen, hörte sie auf. Sie war zwar noch nicht satt, aber sie war auch nicht mehr hungrig, weshalb sie schweren Herzens das angefangene Stück Kirschkuchen zurücklegte. Kurz darauf überraschte sie der Gefühlsausbruch von Rose. Hä? Was ist denn jetzt los? Auf die Frage, ob Colette ihre neue beste Freundin werden wollte, gab sie erstmal keine Antwort. Natürlich hätte sie sofort zugesagt, wenn diese Situation nur nicht so verwirrend gewesen wäre. "Äh...also...", entgegnete sie nur etwas perplex. Als Rose dann noch ihren Lolli haben wollte, lachte Colette zuerst, doch dann machte sie sich ernsthaft Sorgen. War irgendwas in dem Kuchen? Geht es nur mir so, oder benimmt sie sich seltsam? Vielleicht ist sie immer so? Oder es ist...der Zucker! Wahrscheinlich ist sie überzuckert. Puh, ich dachte schon... "Meinen Lolli? Klar...kannst du den haben. Aber nicht jetzt!", erwiderte Colette lachend, aber mit leicht strengem Unterton. "Wahrscheinlich hast du zu viel Kuchen gegessen, da musst du nicht noch mehr süßes Zeug in dich reinschaufeln." Colette war sich nicht sicher, ob sie das Richtige tat. Ich bin doch nicht ihre Mutter...

    (Warum sollte das schlimm sein? :'D)


    Colette fühlte sich nun doch etwas schuldig, da sie bemerkte, wie hungrig Zavier und Rose waren. Oh Gott... Ich hab mal wieder nur an mich gedacht. Wie peinlich...
    Als beide sie dann auch noch fragten, ob sie nicht etwas zu essen bekommen könnten, schämte Colette sich noch mehr.
    "Eigentlich darf ich nicht..." Doch als Rose vorschlug, einfach etwas von Chris zu nehmen, konnte sie nicht widerstehen. Colette kannte ihn zwar kaum, aber trotzdem hatte sie nichts dagegen. "Das ist etwas anderes...", grinste sie. Ihre kindliche Vorliebe für Streiche und Späße war wieder erwacht.
    Fröhlich bediente sie sich mit Kuchen. "Nehmt euch was ihr wollt, aber krümelt nicht rum!", ermahnte sie Rose und Zavier. "Bringt es am besten gleich nach oben in mein Zimmer!" Sie nahm sich noch ein Stück Kuchen, dann hüpfte sie gut gelaunt voraus in ihr Zimmer. Dort lud sie erstmal ihre gesamte Beute auf ihren kleinen Tisch in der Mitte des Zimmers ab. Als die anderen beiden auch in ihr Zimmer kamen, machte sie sich Gedanken, was diese wohl über ihr Zimmer denken würden. Sie selbst mochte es hier sehr, denn sie hatte von allen das hellste Zimmer, was vor allem an dem riesigen Fenster lag. Überall hingen ihre selbstgemalten Bilder, und ihre Malsachen lagen alle in einer Ecke verstreut. Unter ihrem Kopfkissen sah man einen Lolli herausragen, welchen Colette möglichst unauffällig wieder verschwinden ließ.
    "Soo... Wenn ihr wollt, könnt ihr anfangen - Guten Appetit!", verkündete sie und biss auch schon in ein Stück Kuchen.