Beiträge von Misa-chan

    "Oh Gott... D-das tut mir leid...", stotterte Collette nervös, dann beeilte sie sich, ein Fenster zu öffnen. Der Gestank breitete sich schnell aus, und in der ganzen Küche roch es bereits ziemlich eklig. Während Zavier rausstürmte, um Wasser zu holen, dachte Collette ernsthaft darüber nach, sich einfach irgendwo einzuschließen und nie wieder herauszukommen. Der Gedanke schien recht verlockend, und ihre Mitmenschen würden garantiert auch nichts dagegen haben. Aber mit einem entrüsteten Kopfschütteln entkam sie diesem Gedanken. Es nützt doch auch nicht, jetzt über so einen Schwachsinn nachzudenken! Der Gestank wurde von Minute zu Minute schlimmer, und Collette fing an sich zu fragen, was überhaupt in dem Eimer war. Sie beugte sich vorsichtig runter, und passte auf, dass sie nicht in eine Pfütze fiel. Dann tauchte sie zaghaft einen Finger in die Brühe und roch daran. Der Gestank war kaum zu ertragen, sie musste husten, und noch immer hatte sie keine Ahnung was das für eine Substanz war. Optisch hätte sie es ja für Milch gehalten, aber von der Konsistenz her hätte sie beinahe gedacht, ein Trank von Zavier wäre schief gegangen. Als Zavier mit einem Eimer Wasser zurückkam stand sie Naserümpfend auf. Etwas unschlüssig stand sie im Weg, während er den Boden wischte. Nochmal entschuldigte sie sich bei Zavier, welcher das aber anscheinend etwas gelassener sah als sie. Bei seinem Kommentar über ihre Begrüßungen fühlte sich Collette ziemlich ertappt. Obwohl sie das ja nicht mit Absicht machte, fühlte sie sich doch immer schuldig. Um vom Thema abzulenken, wies sie Zavier, welcher mittlerweile fertig mit aufwischen war, darauf hin, dass sie doch zusammen den Trank brauen wollten. "Wenn wir heute noch den Trank brauen wollen, müssen wir noch die restlichen Zutaten finden! Am besten ist, wir gehen gleich nach dem Frühstück los!"

    Collette reagierte schnell als jemand ihr die Bettdecke wegzog, indem sie sie mit einsernem Griff festhielt. Um nichts in der Welt hätte sie sich diese angenehme Wärme einfach so wegnehmen lassen. Sie murrte ein paar Wörter ins Kissen, um Zavier zu zeigen, dass sie noch lange nicht bereit war, aufzustehen. Dass Zav dann auch noch irgendwas mit Frühsatück faselte, nervte sie dann aber gewaltig. "Zaaahaaav... Ich bin froh, dass ich nach deinen Schnarchattacken überhaupt noch einschlafen konnte! Jetzt lass mich doch einfach mal weiterschlafen und weck mich wenn es hell ist!" Als sie keine Antwort bekam, gähnte sie ausgiebig und öffnete vorsichtig ihre Augen. Als sie dann von warmen Sonnenstrahlen geblendet wurde, verkroch sie sich schnell unter die Decke. "Ich bin doch eben erst wieder eingeschlafen... da kann es doch noch gar nicht schon wieder Morgen sein...", murmelte sie beleidigt zu sich selbst. Nach ein paar Sekunden kam sie vorsichtig wieder hoch. Zav hat doch irgendwas mit Frühstück gesagt... Ich denke, ich sollte einfach langsam mal wach werden. Verschlafen öffnete sie erst das eine Auge, dann das andere und blinzelte in Sonnenlicht. Dann streckte sie sich ausgiebig und tapste zum Fenster, in der Hoffnung, dass frische Luft sie auch ein wenig aktiver machen würde. Es öffnete sich mit einem kleinen Qietschgeräusch, und Collette atmete einmal tief durch. Es wehte ein kühler Wind, aber da die Sonne schien, war es angenehm, nicht kalt. Es roch wie ein warmer Sommertag, und Collette war auf einmal voller Tatendrang. Sie war sich sicher, dass heute etwas Gutes passieren würde. Fröhlich rannte sie zu Zav in die Küche. Er stand mit dem Rücken zu ihr, sie kam freudestrahlend an mit einem lauten "Mooooorgen Zaaaav!" und umarmte ihn stürmisch von hinten. "Was gibt´s denn zum Frühstück? Kann ich dir helfen? Heute brauen wir zusammen deinen Trank, okay? Okay??"

    @ Dystariel: Tut mir leid, wenn du gerade ein Auge auf eine neue Rolle geworfen hattest, aber Fly hat recht - wir müssen uns erstmal einen Überblick verschaffen :'D
    Außerdem ist es für die Leute, die nicht immer regelmäßig posten können, eine gute Chance ihre Rollen zu behalten. Und wenn sie die nicht nutzen, misten wir nächsten Monat ganz sicher aus^^

    Collette wachte zum zweiten mal in dieser Nacht auf, und dabei noch unsanfter, falls das überhaupt möglich war. Zaviers Schnarchen wurde immer lauter, und Collette wurde immer wütender. Kann er nicht mal für eine Minute aufhören zu schnarchen?! Sie stöhnte laut auf, in der Hoffnung, Zavier könnte es hören. Als das nicht half, vergrub sie ihren Kopf unter dem Kissen und stopfte mit der Decke jedes sichtbare Loch, damit es so schalldicht wie möglich war. Dann spitzte sie die Ohren und lauschte, ob ihre Deckenkonstruktion Zaviers Schnarchen standhielt. Tatsächlich hörte sie eine Weile lang nichts, weshalb sie zufrieden versuchte weiterzuschlafen. Nach ein paar Minuten jedoch setzte Zavier sein Schnarchen fort, und Collette versuchte, so ruhig wie möglich zu bleiben, indem sie abwechselnd in die Decke und in ihren Arm biss. Dann aber übertrieb es Zavier. Erst zappelte er herum wie ein Fisch auf dem Trockenen, dann legte er Collette seinen Arm um seine Taille. Augenblicklich wurde Collette feuerrot. "Zav... lass das!", murmelte sie peinlich berührt. Wenn das die Anderen sehen würden... 
    Collette hatte sich gerade an Zaviers Schlaflage gewöhnt - sie empfand es sogar schon als angenehm - da schmiss sich Zavier auf sie und überrollte sie. Collette blieb die Luft weg und musste anfangen zu husten, aber selbst das weckte Zavier nicht auf. Collette ging kurz in ihrem Kopf die Möglichkeiten durch, wie sie jetzt reagieren könnte, entschloss sich jedoch dann kurzerhand, Zavier aus dem Bett zu schmeißen. Mit jeder Menge Kraftaufwand gelang es ihr, sich unter Zavier hervorzuwinden. Dann schubste sie ihn an den Rand des Bettes und schließlich auf den Boden. Ein dumpfer Aufprall hallte durch das Zimmer, und Collette bekam auf einmal ein schlechtes Gewissen. Was, wenn er sich verletzt hätte? "Zav? B-bist du wach?" Sie bekam keine Antwort. Hm, wenn man Schmerzen hätte, würde man sicher aufwachen. Also geht es ihm sicher gut. Zufrieden machte sie sich auf dem Bett breit. Ich hätte ihn schon früher rausschmeißen sollen, es ist perfekt für einen allein! Da es ziemlich anstrengend war, Zavier aus dem Bett zu hieven, schlief Collette sorgenfrei und ohne ein Schnarchen im Hintergrund ein.

    Collette wachte unsanft auf. Murrend sah sie zum Fenster hinaus, aber es blendete sie nichts. Etwas verwirrt blickte sie blinzelnd genauer hin. Weshalb ist sie denn sonst aufgewacht, wenn es nicht hell war? Dann hörte sie den Grund. Laut und deutlich. Nicht im Ernst... Das ist nicht sein Ernst... Neben ihr drang ein Geschnarche aus dem Kissen, und Collette musste sich zusammenreißen, Zavier nicht einfach wachzurütteln. Sie atmete tief durch, und steckte den Kopf unter die Decke, in der Hoffnung dass dann das Geschnarche leiser werden würde.
    Minuten vergingen, und Collette wurde immer gereizter. Sie hielt sich die Hände über die Ohren, aber das Schnarchen hatte sich bereits in ihrem Kopf festgesetzt. Langsam wurde es ihr zu viel. So vorsichtig wie möglich rüttelte sie an Zaviers Schulter. "Zav...?" Als keine Reaktion kam, wurde sie ungeduldig. "Zav? Mensch Zav, jetzt wach auf!" Zavier öffnete verschlafen die Augen, und Collette entfuhr ein Seufzer der Erleichterung. "Zav, kann es sein dass du... naja... schnarchst?!" Sie drehte sich zu ihm und sah ihn an. "Du kannst meinetwegen weiterschlafen, aber wenn du nochmal schnarchst, rüttel ich dich ohne Probleme noch einmal wach, darauf kannst du wetten! Gute Nacht!" Sie wollte nicht wissen, was Zavier nun von ihr dachte, dafür war sie zu müde. Sie kuschelte sich nur in das Kissen, und sie schlief schnell wieder ein.

    "Ich soll auf dem Bett schlafen?" Collette bekam jetzt schon Gewissensbisse, und als Zavier noch einmal auf die außerordentlich ungemütlichen Eigenschaften vom Boden hinwies, musste sie kurz schlucken. Ich glaube nicht, dass das okay so ist. Ich meine... ich kann ihn doch nicht einfach so aus seinem Bett vertreiben. Andererseits... Zavier hatte es ihr schließlich angeboten, und da er ja auch recht zuvorkommend war, könnte es ihn vielleicht kränken, oder möglicherweise fühlte er sich auch in seiner Ehre verletzt. Letzteres war zwar ziemlich unwahrscheinlich, aber dennoch möglich. Nachdenklich ließ sie sich aufs Bett fallen und überlegte, ob sie ihn nun darauf ansprechen sollte oder nicht. Zavier schlug vor, schlafen zu gehen, und Collette setzte sich erstmal auf. Sie wollte Zavier gerade anbieten, selbst in seinem Bett zu schlafen, da gab er einen wehleidigen Seufzer von sich. Collette musste auf einmal grinsen. Achsoo... Von wegen 'Gentleman'! Sie rollte auf die Seite und sah Zavier triumphierend an. "Selbst schuld, wenn du mir das Bett überlässt! Ich glaube, du hast es mit deiner Großzügigkeit etwas übertrieben, Zav..." Aber Zaviers leidende Miene brachte sie zum Lachen. "Aaach... Komm schon hoch. Es ist ja eh dein Bett." Während Zavier aufstand, um ins Bett zu gehen, realisierte Collette schlagartig die Konsequenzen. Was denkt Zavier wohl über sie, wenn sie mal wieder im Schlaf redet?! Oder wenn sie ihn als Kuscheltier nimmt! Geschockt über die möglichen Peinlichkeiten drehte sie Zavier schnell den Rücken zu. "Ich hoffe, es macht dir nichts aus...", murmelte sie noch über ihre Schulter hinweg, dann dämmerte sie schon weg.

    Collettes Gesicht nahm eine blassrote Farbe an, als Zavier sie "Liebes" nannte, doch das gab sich schnell wieder.
    Während Zavier damit fortfuhr, ihre Fragen zu beantworten, angelte sie sich noch ein Brötchen, welches sie genüsslich verspeiste während sie Zavier zuhörte. Morgen ist gut. Ein bisschen früh vielleicht, aber besser als jetzt. Hätte Zavier jetzt den Trank brauen wollen, wäre Collette ihm wahrscheinlich zwischendurch eingeschlafen. Sie musste demonstrativ gähnen, doch wenn man bedachte, dass er nicht einmal alle Zutaten zusammen hatte, hatten beide doch noch ziemlich viel zu tun.
    Sie hörte eine Weile nur mit einem halben Ohr zu, doch dann spitzte sie wieder die Ohren, denn sie wofür der Trank war, interessierte sie am meisten. Umso enttäuschter war sie, dass er es ihr nicht sagte. "Das ist jetzt nicht dein Ernst?!" Pah... Da könnte ich genauso gut nur daneben stehen ohne ihm zu helfen! Sie war ein wenig beleidigt, dass sie es erst morgen erfahren würde, aber da konnte man jetzt auch nichts mehr ändern. Sie hätte Zavier höchstens anbetteln können, aber dafür war sie wiederum zu müde. "Dämliche Geheimnistuerei..." Sie boxte Zavier leicht gegen die Schulter, dann gähnte sie. "Bist du genauso müde wie ich?" Zavier musste ihr keine Antwort geben, sie sah es ihm an. Dann sah sie sich ein wenig unbehaglich in dem Raum um. "Tja... Wo soll ich denn nach deiner Meinung schlafen?"

    Collette musste gar nicht lange warte, da stürmte Zavier schon ins Zimmer, im Schlepptau einige Brötchen. Collette hob kurz eine Augenbraue, denn die Brötchen wirkten nicht gerade, als hätte er sie gerade eben erst gefunden. Sie waren etwas gequetscht, und als Collette eins in die Hand nahm, bemerkte sie, dass es wohl noch vom Vormittag war, als Zav die Brötchen geschmiert hatte. Natürlich machte es ihr nichts aus, die übrig gebliebenen Brötchen zu essen, aber sie verstand nicht, warum Zav nicht einfach gesagt hatte, dass sie noch die Brötchen übrig hatten. Trotzdem lächelte sie Zav dankbar an, nahm sich ein mir Käse belegtes Brötchen und biss hinein. Eins muss man ihm lassen - die Brötchen mögen vielleicht nicht mehr so frisch aussehen, aber schmecken tun sie immer noch ausgezeichnet. Sie warf ihm einen annerkennenden Blick zu, dann widmete sie sich wieder ihrem Brötchen. Zwischen zwei Bissen kam ihr noch einmal Zaviers Trank in den Sinn, und sie konnte sich nicht verkneifen, ihn weiter danach zu fragen. "Also, wegen diesem Trank... Wofür ist er denn jetzt genau? Und wann willst du ihn brauen? Brauchst du noch irgendwas, kann ich dir schon mal bei irgendwas helfen?" Sie realisierte, dass sie mal wieder zu viel gefragt hatte. Um nicht tatenlos auf eine Antwort zu warten, biss sie ein letztes mal in ihr Brötchen und wischte die Krümel von ihrem Kleid.

    Zavier versicherte Collette, dass sie nicht überflüssig sein würde. Sie selbst war sich dabei nicht so sicher, schließlich hatte sie keine Erfahrung in solchen Dingen. Andererseits tröstete sie sich mit dem Gedanken, dass es schließlich auch Zaviers erster Trank sein wird, und er sowas anscheinend auch noch nie vorher gemacht hatte. Als Zaviers Magen lautstark knurrte, musste Collette anfangen zu lachen, weil er leicht rot wurde. Sie selbst war auch ziemlich hungrig, und natürlich war ihr nächstes Gesprächsthema, was sie wohl essen könnten. Während Zavier mal wieder einen Butler imitierte, überlegte Collette sich, was sie wohl essen könnte. Zu verfressen darf ich auch nicht wirken. Also am besten was einfaches... "Also... Brot wäre perfekt. Obwohl... falls es noch Obst gibt, wäre das natürlich auch klasse." Sie lächelte Zavier dankbar an, welcher auch sofort aufstand. Er ist richtig zuvorkommend. Man könnte fast sagen... ein Gentleman. Sie kicherte leise vor sich hin. Dann fiel ihr der Brief von Sakura wieder ein, und ihre Laune verfinsterte sich. Ich muss ihn irgendwie loswerden... Am besten so, dass ihn niemand finden kann. Sie überlegte kurz, aber das einzige, was ihr einfiel, war verbrennen, durchweichen oder einfach wegwerfen. Denn wie sich herausstellte, als Collette sich noch einmal die Überreste ansah, konnte man kein Wort entziffern. Ha! Dann kann ich es also einfach nur wegwerfen, ohne dass es jemand bemerken wird. Und Zav erst recht nicht. Triumphierend sammelte sie die Teile wieder ein und marschierte zu Zaviers Fenster. Im nächstnen Augenblick segelte der zerrissene Brief auf den Erdboden. Zufrieden machte Collette das Fenster wieder zu und setzte sich erwartungsvoll auf das Bett, als wäre nichts gewesen.

    Collette war ziemlich erleichtert, dass Zavier den Themenwechsel so einfach hingenommen hatte, aber mindestens genauso erleichtert war sie darüber, dass sie hier übernachten durfte. Zu ihrem Glück verlangte Zavier keine Erklärung, und Collette konnte endlich guten Gewissens wieder aufhören, nervös auf ihre Schuhspitzen zu gucken. Die Bemerkung von ihm, dass er sie wegen ihrem Gewicht nicht noch einmal schleppen würde, überhörte sie mit einem Lachen. Dann hörte sie neugierig zu, was Zavier zu erzählen hatte.
    Ein Alchemist? Interessant... So sieht er gar nicht aus. Er hörte gar nicht mehr auf zu erzählen, und obwohl Colette auch wirklich aufmerksam zuhörte und nachfragte, wurde sie langsam ungeduldig was ihre Frage betraf. Als er plötzlich mir Erzählen aufhörte und sich räusperte, spitze Collette noch einmal ihre Ohren.
    "Deinen ersten Trank? Klar!" Collette fühlte sich geschmeichelt, dass Zavier sie gefragt hatte. Aber eigentlich wusste sie jetzt nicht unbedingt mehr als vor einigen Stunden auch. Sie wollte gerade nachfragen, was es denn für ein Trank sei, als ihr etwas ganz anderes einfiel. "Aber... bist du dir sicher dass ich dir wirklich helfen kann? Ich meine... vielleicht steh ich dir auch bloß im Weg." Colette war sich ziemlich sicher, dass er eine tollpatschige Gehilfin nicht unbedingt gebrauchen konnte.

    Collette bereute sofort, die Frage gestellt zu haben, denn Zavier schien kurz davor auszuticken. Scheiße. Ich hätte wissen müssen, dass er nicht darüber reden kann. Sie fühlte sich unglaublich schuldig, und hatte Angst davor, dass Zavier seinem Ärger Luft machen würde. Umso überraschter war sie, dass er sich genauso schnell wieder beruhigte.
    Warum ich das wissen will? Na toll... Sie stöhnte innerlich auf, denn sie konnte ihm natürlich nichts von dem Brief erzählen, den sie immer noch fein säuberlich zerrissen in ihrem Kleid aufbewahrte. Sie überlegte kurz, was sie stattdessen zu ihm sagen könnte. Ach, was solls, wozu schulde ich ihm denn eine Erklärung? 
    "Ach...bloß so." Okay, ich gebs zu - das war jetzt nicht gerade passend, aber daran kann man ja nichts mehr ändern. Schnell beeilte sie sich, das Thema zu wechseln. "Aber du hast mir die anderen Fragen immer noch nicht beantwortet! Also, kann ich heute hier übernachten? Und wofür ist jetzt diese Blackbird-Feder?"
    Collette war ein bisschen stolz auf sich, dass sie trotz Zaviers Reaktion sich nicht davon abbringen ließ, ihre Fragen beantwortet zu bekommen. Das gute Gefühl verließ sie aber schnell, als sie überlegte, ob eines des der Themen vielleicht wieder so emotional aufwühlend für Zavier sind wie Sakura. Oh Gott, hoffentlich bringe ich das Fass nicht zum Überlaufen und er rastet aus...!

    Bei Zaviers Berührung zuckte Colette zusammen, denn ein Kribbeln durchfuhr ihren gesamten Körper. Das liegt sicher nur an dem Kühlen, nichts weiter, versuchte sie sich einzureden. Doch als Zavier von ihrem Bein abließ, hörte das Kribbeln auf. Das...das bilde ich mir doch nur ein. 
    Etwas verstört zupfte sie an dem Lappen herum, und beobachtete Zavier wie er einen auf Butler machte. Natürlich musste Collette lachen. "Mylady... daran könnte ich mich gewöhnen." Sie grinste, dann überlegte sie. Eigentlich... wäre da schon etwas... "Ähm... Zav? Es... gäbe da schon etwas... was du für mich tun könntest." Jetzt zier dich doch nicht so! Das könnte jeder andere genauso fragen! Sie sah auf ihr Kleid, um ihn nicht anzugucken, denn es war ihr sehr unangenehm. "Um ehrlich zu sein, ich hätte ein paar Fragen an dich..."
    Langsam wurde ihr diese angespannte und auch ziemlich peinliche Atmosphäre selbst zu viel. Sie platzte einfach raus: "Also, erstens: Ist da noch irgendwas zwischen Sakura und dir, zweitens: Wofür war die Feder von diesem Blackbird jetzt, und drittens..." Sie lief knallrot an, dass sie Angst vor der Dunkelheit hatte ging ihn nun wirklich nichts an. "Und drittens... also, es ist ja schon ziemlich spät... Kann ich bei dir übernachten? "

    ~Zavier und Collette kommen an~


    Collette war sich nicht sicher, ob es eine gute Idee war, sie zur Schmiede und nicht ins Krankenhaus zu bringen. Aber sie konnte nichts sagen, denn Zavier stützte sie den ganzen Weg dahin, und Collette fühlte sich ziemlich schuldig. Als sie endlich angekommen waren, war Collette mehr als erleichtert, denn dieser ständige Körperkontakt zu Zavier machte sie wahnsinnig. Diesmal war es ihr allerdings nicht unangenehm, im Gegenteil, aber genau das verwirrte sie. Als sie vor der Treppe standen, versuchte Collette allein die Stufen hochzugehen. Zavier stand hinter ihr, und stützte sie so gut er konnte. In Zaviers Zimmer angekommen, ließ sich Collette erstmal auf sein Bett sinken. Autsch... Der lange Fußmarsch hat es nicht unbedingt besser gemacht... Vielleicht wäre ein Krankenhaus doch keine so schlechte Idee gewesen...? Egal, jetzt sind wir schon mal hier, machen wir das beste daraus. Ob man es kühlen sollte...? Collette überlegte kurz, sie wusste ja nicht was mit ihrem Fuß überhaupt los war. Aber andererseits konnte kühlen ja nicht falsch sein. "Ähm... Wie wäre es, wenn wir erstmal nur kühlen? Hast du irgendwas, was du nass machen könntest?" Zavier nickte, und ging raus aus seinem Zimmer.
    Die Zeit nutzte sie, um sich den Zettel zu schnappen, der vor Zaviers Tür lag und offensichtlich durchgeschoben wurde. Er selbst schien es nicht bemerkt zu haben, weshalb Collette einfach das Stück Papier auseinanderfaltete und durchlas.
    Was zur Hölle ist DAS denn?? Dazu noch von dieser Sakura! Was will sie denn jetzt schon wieder von Zav?! Sie hatte ihre Chance, und sie hat sie vertan! 
    Sie las sich den Brief noch einmal durch, und ein Stich durchfuhr ihr Herz. "Du warst immer für mich da." Sie atmete schwerer, und versuchte tief Luft zu holen. "Die Kura mit der du am Kristallsee gesessen hast." Alles verschwamm vor ihren Augen, die Tränen tropften auf das Papier. "Die Kura, die dich NIE verlieren will." Ihr verkrampfter Griff zerknitterte das Blatt. Diese...diese... Sie wischte mit der Hand über ihre Augen und plötzlich erschien ein wild entschlossener Ausdruck auf ihrem Gesicht. Was denkt sie sich überhaupt?! Sie nahm den Zettel in eine Hand, mit der anderen zerriss sie ihn sorgfältig in der Mitte, dann nochmal und nochmal, bis nur noch kleine Fitzelchen übrig blieben. Schadenfroh ließ sie die Stückchen von der einen Hand in die andere gleiten, und steckte sie in eine Tasche ihres Kleides. Dieses Miststück hat keine zweite Chance verdient. Soll sie sich gefälligst mehr anstrengen, aber ICH bin auch noch da! Plötzlich wurde sie sich der Bedeutung dieser Worte bewusst. Augenblicklich wurde sie knallrot. Nein, ich bin doch nicht... Oder? In diesem Moment kam Zavier rein.

    Zavier beeilte sich, zu Collette zu kommen, und holte einen Pfeil von seiner Schulter. Ich glaube kaum, dass sich so ein Vieh von einem kleinen Pfeil aufhalten lässt, aber es ist immerhin einen Versuch wert... Als er sie nach ihrem Dolch fragte, zögerte eine Sekunde, dann aber gab sie ihm ihre schöne, bis jetzt noch saubere Waffe. Zavier wüsste sicher schon was er damit anstellen will. Plötzlich sah sie einen Schwarm Vögel auf sie zufliegen. Ach du Scheiße, die Blackbirds! "Zav! Die Blackbirds, sie kommen zurück!" In dem Moment kam ihr eine Idee. Sie versuchte aufzustehen,was ihr natürlich zuerst nicht gelang. Verdammt, jetzt streng dich an! Sie stand auf zitterigen Beinen und humpelte zu Zavier, welcher das wild gewordene Büffelchen in Schach hielt. "Wenn wir es in den Wald schaffen, erwischen uns die Blackbirds vielleicht nicht, und im besten Fall gehen sie dann auch noch auf das Vieh dort los!" Zavier verstand, und gemeinsam beeilten sie sich, in den Wald zu kommen. Hoffentlich klappt es... Collette wartete mit rasendem Herzen, pulsierendem Fuß und ihre Hand in Zaviers geklammert, darauf, dass die Blackbirds sich endlich auf ihr Büffelchen stürzten und sie dann in Ruhe lassen würden.

    Zavier ging, um sich seine Feder zu holen. Natürlich nicht ohne ein Kommentar. Witzbold... Collette seufzte einmal kurz, dann betrachtete sie ihren Fuß. Was ein kleiner falscher Schritt nicht alles ausrichten kann. Sie berührte vorsichtig ihren Knöchel und bewegte ihren Fuß hin und her, hörte aber wieder auf nachdem sie ein stechender Schmerz durchfuhr. Hoffentlich kommt Zavier schnell zurück... Und hoffentlich muss ich nicht in ein Krankenhaus! Vor allem das Essen soll in Krankenhäusern ja schlecht sein! Oh Gott... Ich will gar nicht daran denken. 
    Sie stöhnte genervt, sowas konnte auch nur ihr pasieren. Plötzlich hörte sie einige dumpfe Schritte, welche näher zu kommen schienen. Collette wagte es nicht zu atmen, doch um zu sehen, wer oder was da auf sie zukam, hob sie langsam ihren Kopf. Und sie sah in die Augen eines büffelartigen Tiers. Für einen Moment setzte ihr Herzschlag aus, dann aber kreischte sie los. Das wiederum schien das Tier zu erschrecken, was Collette natürlich noch panischer machte. "Aaaaaah!!! Zav!!!" Sie versuchte wegzulaufen, was wegen ihrem Fuß nicht unbedingt die beste Lösung war. Sie humpelte zuerst ziemlich unbeholfen, dann versuchte sie auf einem Bein zu hüpfen, was aber auch nicht viel brachte. "Zaaav! Verdammt! HILFE!!" Sie ließ sich auf den Boden fallen, in der Hoffnung, dass das Vieh sie nur zertrampeln und nicht mit seinen Hörnern aufspießen würde. Ich wusste es, ich hab es die ganze Zeit gewusst! Das wars mit mir. Aber ich will noch nicht sterben! Ich hab noch so viel mit meinem Leben vor...

    Collette hörte Zavier schreien, doch was er sagte verstand sie nicht. Alles, was sie hörte, war ihr eigener Herzschlag und lauter Lärm aus Zaviers Richtung, welcher gerade vom Felsen runterrutschte. "Zav... was...?", rutschte ihr heraus, aber sie wurde von Zavier unterbrochen, welcher sich schützend über sie legte. Was soll das denn werden?! Wäre diese Position nicht so schmerzhaft wegen ihrem Fuß gewesen, wäre sie knallrot geworden, doch sie verkniff sich nur ein schmerzhaftes Stöhnen. Kurz darauf bemerkte Collette, dass er sie einfach nur vor den Blackbirds schützen wollte, welche es anscheinend auf sie abgesehen hatten, und jetzt über ihre Köpfe flogen.
    Als sie endlich weg waren, stand Zavier wieder auf. Für einen Moment vergaß Collette ihren Fuß, doch der Schmerz setzte schnell wieder ein, und sie krümmte sich über ihre Verletzung. Mist... Mein aufgeschürftes Schienbein ist ein Witz dagegen... Als Zavier sich erkundigte, ob es ihr gut ginge, biss sie die Zähne zusammen. "Nein... Wahrscheinlich bin ich nur umgeknickt, sonst nichts. Ein paar Schrammen vielleicht..." ...aber die halte ich aus, so ein Schwächling bin ich nun auch wieder nicht.
    Sie versuchte aufzustehen, doch schon nach einigen Bemühungen musste sie sich an dem Felsen abstützen. Als sie versuchte zu laufen, brach sie fast zusammen. "O-okay, vielleicht wäre es doch besser, wenn wir uns einfach die Feder schnappen und dann langsam gehen würden." Sie sah Zavier besorgt an, denn sie war sich nicht sicher, wie er reagieren würde.

    Manchmal könnte ich ihm den Hals umdrehen... Dass er nicht einmal bemerkt was für Sorgen ich mir seinetwegen mache! Sie seufzte noch einmal, dann ließ sie sich von Zavier weiterziehen. Und warum erzählt er mir nicht, wofür er die Feder braucht?! Womöglich sogar für irgendwas verbotenes! Sie zuckte kurz zusammen, vor lauter Grübeln hatte sie sogar verpasst, dass Zavier auf den Vogel schoss. Verdammt! Wenn das so weitergeht, will ich garnicht wissen was mir als nächstes passiert, wenn ich in Gedanken versunken bin! Sie schüttelte sich kurz, und wollte Zavier fragen, wofür jetzt die Feder sei, und drehte sich zu ihm um. Er stand da, mit einem breiten Lächeln auf den Lippen, im Hintergrund die Blackbirds, welche alle in den abendroten Himmel flogen. Mit einem mal wurde Collette knallrot, ihr Herzschlag verdoppelte sich und sie konnte kaum atmen.
    "Ähm...d-das...toll." Entsetzt über sich selbst drehte sie sich wieder um. Was zur Hölle war das denn gerade?! Es ist doch nur Zav... Ich geh jetzt einfach zu ihm und rede ganz normal mit ihm! Schwungvoll drehte sie sich wieder um und ging mit schnellen Schritten zu ihm hin. Aber schon als sie sein Gesicht von weitem sah, beschleunigte sich ihr Herzschlag wieder und sie konnte nichts weiter als ihn anstarren. Als sie gerade ansetzte, etwas zu ihm zu sagen, verfing sich ihr Fuß in einer Wurzel, sie stolperte und fiel auf den Boden. Der Aufprall war hart und sie landete mit dem Schienbein auf einem Stein. Für einen Moment spürte Collette nichts, doch dann brannte der Schmerz in ihrem Fuß. Panisch versuchte sie, ihn aus der Wurzel zu befreien, als würde der Schmerz damit aufhören. Doch schon nach ein paar Sekunden tat es so sehr weh, dass sie nicht anders konnte, und die Tränen schossen ihr in die Augen. Verdammt...

    Collette wurde von Zavier an der Hand mitgerissen. Wie damals am Hafen... Da hielt er mich auch einmal an der Hand. Sie wurde leicht rot, als sie sich daran erinnerte, lief deswegen aber nicht langsamer. Zavier schien es sehr eilig zu haben, weshalb sie diese Gedanken erstmal zur Seite schob. Dann wurden sie langsamer, Zavier schien seinem Ziel nahe zu sein. Während er Collette erklärte, wie er den Vogel erlegen wollte, beschäftigte Collette eine andere Sache viel mehr. Leise, weil sie ja nicht wusste was alles um sie herum lauern könnte, fragte sie ihn: "Wofür brauchst du eigentlich diese Feder? Kannst du keine von einem anderen Vogel nehmen? Einem weniger... gefährlichen? Von einer Taube oder so?!" Sie wollte nicht, dass es unverschämt klang, aber Collette hatte das Gefühl, dass es genauso rüberkam. Es ist doch nur, weil ich mir Sorgen mache. Ich könnte mich verletzen, ER könnte sich verletzen! Oh Gott, was, wenn ihm etwas zustößt?! Ich weiß nicht, ob ich in der Lage wäre, ihm zu helfen.

    Colette sah Zavier entgeistert an. Er verläuft sich ständig?? Das kann nichts gutes bedeuten! Was wenn wir hier nicht mehr lebend rauskommen?? Nein... Ich verbreite mal wieder zu viel Panik. Auf Zavier konnte ich mich bis jetzt doch immer verlassen, der kriegt das schon hin. Sie atmete einmal tief durch, dann wollte sie gerade ansetzen, etwas zu sagen, wurde aber von Zavier unterbrochen.
    "E-es wird bald dunkel?!" Sie sah sich um, die Sonne war wirklich kurz vorm Untergehen. "Oh. Sorry, Daria, wir müssen jetzt echt los! Vielleicht sieht man sich mal wieder..." Dann beeilte sie sich, Zavier zu folgen, welcher schon auf dem Sprung war. Etwas gutes ist aber dran - ich weiß jetzt endlich, warum er hierher musste. Naja, mehr oder weniger. Am besten frag ich garnicht erst weiter nach.

    "Nein, ich seh ihn zum Glück nicht mehr. Das wäre ja noch peinlicher..." Colette bekam bei der Vorstellung eine Gänsehaut. Obwohl... vielleicht sieht er ja mittlerweile noch besser aus?? Ach, ich seh ihn doch eh nie wieder. Schade eigentlich, wäre doch witzig gewesen... 
    Dann hoffte sie, wenigstens von Daria übertrumpft zu werden, was dann aber nicht der Fall war. "Im Ernst?! Ungeschlagen beim Peinlichkeitswettbewerb? Ach...", seufzte sie. Wäre auch zu schön gewesen... Tja, kann man nichts machen. "Das ist mir aber auch schonmal passiert. Hab auch ähnlich reagiert. Und ihn danach nie wieder gesehen... Zum Glück." Sie lachte noch einmal peinlich berührt. Es gibt so viele Leute mit denen ich mal ganz gut klarkam, aber dann haben wir uns aus den Augen verloren... Wie es ihnen wohl geht? Sie verlor sich eine Weile in ihren Gedanken, dass ihr garnicht auffiel wie es auf einmal still geworden war. Als Zavier Daria eine Frage stellte, erschrak Colette ein wenig. Och nee, schon wieder versinke ich in meinen Gedanken, ich sollte mich echt mal auf ein Gespräch konzentrieren! Sie lauschte diesmal, denn die Frage interessierte sie auch.