Beiträge von Death XIII


    Es dauerte eine Weile, bis Yuri mitbekam, wie das Grinsem im Gesicht ihres Wichtels immer größer wurde, denn ehrlich gesagt war sie zwischenzeitlich noch unbemerkt zurück an ihren vorherigen Platz gehuscht, - wo war Sue jetzt eigentlich hin? Auch zu ihrem Wichtel geflogen? - um den Glühwein, welchen sie unbedacht hatte stehen lassen zu packen und mit einem zufriedenem Gesichtsausdruck auf den Lippen wieder vor der kleinen Gruppe zu stehen, ein wenig aus der Puste, aber genüsslich an ihrem Getränk nippend. Was für ein Glück, dass Leila nicht so oft hochgucken konnte, immerhin musste sie sich ja durch die Schleifchenarmee kämpfen! Wobei, oh nein, Cedric hatte sie doch gesehen! Hastig legte sich die Lachshaarige einen Finger auf die Lippen und deutete dem Zwilling so an, kein Wort über ihre geheime Aktion zu verlieren, nur um dem Zeigefinger dann in ihren eigenen Mund zu stecken und so tun, als würde sie einen Tropfen vom Glühwein ablecken - erneuter Täuschungsversuch, Popuris Tochter hatte einfach zu früh hochgeguckt!!
    Sie wollte gerade ein wenig scheu nachfragen, was ihre Beschenkte von ihrer Bescherung hielt, doch der Ausdruck dieser und die liebevolle Umarmung, die ihr in eben jenem Moment geschenkt wurden, sprachen für sich selbst und ließen sie inne halten. "Aaah, ich bin sooo froh, dass es dir gefällt!! Ich war mir so unsicher, ob ein Kleid nicht ein wenig anmaßend kommen würde, ich meine, ich arbeite zwar als Schneiderin und habe viele zufriedene Kunden gehabt, aber s-so gut bin ich ja nicht und vielleicht kannst du Kleider ja auch über..überhaupt nicht leiden?! Zumindest dachte ich mir das und.. aaah, ich bin einfach so froh, dass du dich so freust, das ist alles was ich gewollt hatte!!" Yuri hatte Probleme gehabt sich bei ihren Worten nicht selbst zu überschlagen, doch irgendwie hatte sie es geschafft ihre Worte halbwegs verständlich rauszubringen und erwiederte dann die Umarmung ihrer Haargenossin, wobei sie, kaum hatte sie von Leila abgelassen, so ausssah, als würde sie am liebsten zu hüpfen beginnen. Die darauffolgenden Fragen irritierten sie jedoch ein wenig. "Teuer..? Nicht wirklich, den Stoff dafür.. hatte ich ja sowieso schon da..? Was nicht heißen soll, dass ich irgendwelche billigen Stoffe genommen habe!! Sowas würd ich nie machen, das wäre dir gegenüber sooo gemein!!" Sie schüttelte den Kopf und verschüttelte dabei fast etwas von ihrem Glühwein, wobei die Person, die sie auf einmal von der Seite ansprach wohl die Retterin ihrer Flüssigkeit war - abrupt hielt sie inne und blickte in die Tüte hinunter, welche ihr entgegen gebracht wurde. "K-kyaaa!", brachte sie leise hervor, denn die Sachen, die sie beim genaueren hinsehen fand, verschlugen ihr tatsächlich fast schon die Sprache. "K-Kekse.. Blumen.. Pralinen.. du meine Güte, Cutiepie dessen Namen ich nicht kenne, ich glaube ich liebe dich!" Schnell hatte Yuri ihr Getränk in Cedrics Hände gedrückt - sorry Blondie - um sich ihrer Wichtelpartnerin in die Arme zu werfen und sich ganz fest an sie zu drücken. Als sie realisierte, dass Lyla das vielleicht ein wenig unangenehm sein konnte und diese sich inzwischen auch vorgestellt hatte, ließ sie schnell von ihr ab und lächelte sie, mit roten Wangen und entschuldigend, an. "Oh. Sorry. Dann: Ich glaube ich liebe dich, Lyla. A-aber.. sag nicht du hast das alles selbstgemacht? Das muss doch unheimliche Arbeit gewesen sein..!", merkte die Dame an, welche die letzte Woche damit verbracht hatte, einer fremden ein Kleid zu nähen. Natürlich fand sie den diesbezüglichen Fehler in ihrer Aussage nicht - aber wenn man etwas gerne machte, konnte man es sowieso nicht als wirkliche Arbeit bezeichnet werden! Sie nahm den Glühwein wieder aus Cedrics Hand, allerdings nicht ohne mit ihrer Gestik anzudeuten, dass er gerne vorher noch einen Schluck daraus trinken konnte, immerhin wurde er für eine gefühlte Minute als Ständer missbraucht - und trank diesen dann aus. "Yuri." Dafür, dass sie so viel geplappert hatte, stellte sie sich vor den Anwesenden unheimlich knapp vor.


    Gaius kniff die Augen zusammen, als er das finstere Gesicht seines Gegenübers sah. Wobei natürlich auch der ältere Herr ihm einen finsteren Blick zuwarf, was ihn wieder an das Fenster, seinen Hammer und eine gewagte Fluchtaktion erinnerte, deren Aussicht von Sekunde zu Sekunde lieblicher wurde. Wie es wohl kommen würde, sollte er sich vor den Augen der beiden selbst eine verpassen? Zumindest ging ihm diese Möglichkeit kurz durch den Kopf, denn irgendwie musste er ja versuchen sich zusammenzureißen. Seitdem er Kanno erblickt hatte benahm er sich nämlich merkwürdig. War das falsches Selbstbewusstsein, welches er versuchte vorzutäuschen? Wobei, eigentlich war er ja relativ selbstbewusst oder zumindest etwas ähnliches. Meistens war er eher zu gelassen, um sich von solchen Sachen mitnehmen zu lassen. Vielleicht lag es an dem fremden Gebiet? Der plötzlichen Kunde, dass tatsächlich eine Möglichkeit bestand, sich Magie anzueignen und dem unterbewussten Gedanken, man müsse Eindruck schinden? Natürlich. Wunderbar, Gaius. Mit solch einem Auftritt konnte man ganz gut erste Eindrücke verpassen, vorallem, wenn man gleich wieder rausgeschmissen werden wollte. Er schüttelte schnell den Kopf - die wohl beste Alternative, um die lästigen Gedanken loszuwerden und nahm sich vor wiederer selbst zu sein. Anders würde er sowieso nicht lange in diesem Haifischbecken überleben. Haha. Fischreferenz. Cinnamon du solltest stolz sein! Wobei. Warte, was war das? Irritiert blickte er zwischen den beiden hin und her. War das Anspannung die er da sah? Cinna hatte das Wort ergriffen und der Magiermeister ihm quasi angeordnet ihm zu folgen. Und ihn nach seinem Namen gefragt. Sein. Name. Er hatte vergessen seinen Namen zu sagen. Panik. Panik. Oh bei den Göttern, oh man, oh - wie war das nochmal mit dem Beruhigen? Erneut schüttelte er den Kopf, für sich selbst und atmete tief ein und aus, bis sich sein Schädel wieder ein wenig leerte. Dennoch wusste er nicht recht, was er von dem Gespräch zwischen der Enkelin und des Großvaters halten sollte. War es normal für Familien sich zu streiten? Es war zumindest nicht das erste Mal, dass er soetwas zu hören bekam. Fast hätte er ein lautes Seufzen von sich gegeben - doch im letzten Moment konnte er es sich noch verkneifen, die Situation zu kommentieren. Konflikte waren wirklich depremierend. Wirklich unnötig. Und obwohl es im Prinzip so einfach sein könnte, ihnen auszuweichen und auf denselben Nenner zu kommen, schienen es die wenigsten zu schaffen. Wie er es hasste. Auseinandersetzungen. Er wartete, bis sein möglicherweise zukünftiger Meister einen Stich erwiedern konnte und schlenderte dann zum, in der Höhle der Bücher ziemlich einsamen, Tisch inmitten des Raumes. Er legte seine linke Hand auf seinen Nacken und rieb ein wenig unschlüssig und mit einem schiefen Grinsen daran rum.
    "Mein.. Auftreten bis jetzt tut mir Leid, ich war wohl nicht ganz bei mir. Was wahrscheinlich daran liegt, dass ich nicht weiß, wie man sich in den Heimen anderer verhält und die Nachricht, dass es einen Lehrer der magischen Künste gibt, hat mir wohl ein wenig an den Nerven gezerrt, immerhin ist der Gedanke eine theoretisch omnipotente Existenz vor sich zu haben ein wenig.. einschüchternd? Nein, eigentlich ist es wahnsinnig faszinierend, und ich würde dir am liebsten tausend Fragen stellen, aber..", er hielt inne, ließ die Hand wieder sinken und neigte seinen Kopf schuldbewusst ein Stück weit nach Vorne, "Ich bitte nochmals um Verzeihung." Er richtete seien Oberkörper wieder gerade auf und begutachtete dann kurz den Schreibtisch, sowie den alten Mann vor sich, bevor er letzendlich ein Lächeln aufsetzte. "Mein Name ist Gaius. Mein Familienname.. ist mir nicht bekannt. Und ich hoffe Leo hat dir nicht zuviele makabere Geschichten über mich erzählt, wobei die ein oder andere womöglich stimmen könnten." Inzwischen wieder vollkommen entspannt blickte er dem Bemützten entgegen, denn um ehrlich zu sein hatte er keine Ahnung, was jetzt folgen würde - woher auch! Er hätte fast schon damit angefangen, Ektasen mit seinem Gesichtsausdruck auszuströmen, wenn ihm nicht augenblicklich aufgefallen wäre, wie falsch der Meister seine Worte hätte verstehen können, weshalb er kurz aufschreckte und ein wenig nachdenklich wirkte. "Ich hoffe, ich wurde nicht missverstanden, weil ich mir die Freiheit genommen habe, eine so persönliche Redensart zu wählen. Ich dachte nur, es wäre närrisch sich zu verstellen oder sich etwas aufzuzwingen, was einem zuwider ist und ich hatte schon immer meine Abneigung gegenüber sprachlichen Formalitäten, auch wenn das nicht heißen soll, dass ich.. irgendwem weniger Respekt entgegenbringe, als ich sollte. Die meisten Lebewesen haben schon solch eine ernorme Distanz zueinander, dass ich nicht noch mehr schaffen will, als es ohnehin schon gibt.. natürlich kann ich aber auch versuchen, mich dei- .. Eurer Regeln anzupassen, falls ich di- .. Euch damit ebenso in Rage versetzte, wie meinen Schmiedemeister..?" Er hob beide Hände brusthoch in die Luft, die Geste des Ergebens, bevor er mit seinen Fingern über die Lippen fuhr und auf einen Verschluss und einen Schlüssel deutete, das er ziemlich viel gesagt und noch kaum einem Wort zugehört hatte.Allerdings überraschte es ihn dann jedoch ein wenig, dass Cinna ebenfalls den Raum betrat. "Uah, sag nicht du willst dabei zusehen, wie ich mich vielleicht kläglich blamiere, oder? Obwohl es eigentlich nur fair wäre, nach dem großkotzigen Gerede, dass ich eben herausgebracht habe.." Er schenkte auch der Rothaarigen ein entschuldigendes Grinsen, was jedoch nicht lange anhielt, denn der Zwerg strahlte von einem Moment auf den anderen eine solche Daseinsfreude aus, - zugegebenermaßen wirkte diese ein wenig zu kindlich, aber das konnte man ihm nicht wirklich übel nehmen - dass es fast schon am Unmöglichen grenzte, diese irgendwie zum zerplatzen bringen zu wollen. Ob sein Plan, nebenbei mit seinen Worten von den familieninternen Streitereien abzulenken, ebenfalls geglückt war?

    "Hey, best friend.", begann der Tättowierte, nachdem er einmal tief Luft geholt und sich auf den Boden, direkt neben seinen Partner gesetzt hatte. Selbstverständlich hatte Luke sich noch kein Stück weit beruhigt. Der Dunkelhaarige musste schlucken und die Augen für ein paar Sekunden zusammenkneifen, um die Fassung zu behalten. Es gab nicht viele Dinge, die ihn dazu bringen konnten, ein feuchtes Gesicht zu bekommen. Seinen besten Freund leiden zu sehen, war jedoch verdammt gut darin, ihn eines besseren zu belehren. Bitte sieh nicht hoch, man. Tu mir den Gefallen, ja? Ich flenn sonst auch gleich los, verkackte Scheiße. Und wieder einmal war die Szenarie so absurd, dass sie einen Lachanfall verdient hätte, während der Blauhaarige noch immer nicht dazu berechtigt war, überhaupt irgendwelche plötzlichen Panikattacken durchmachen zu müssen. Es war einfach nicht fair. Auch wenn Kyle es wahrscheinlich nur betrunken zugeben würde, so hatte er dem Vollidioten eine Menge zu verdanken. Zuviel, als dass er es ihm jemals auf irgendeine Art und Weise hätte zurückzahlen können. Und er persönlich? Er konnte nur neben ihm sitzen, nachdem er fast geflohen war und sich damit abmühen, ein oder zwei Worte zu finden, die nicht extremst unpassend waren und den kompletten Zustand des Jungen noch verschlimmern würden. Viele, wahrscheinlich tausende von Erwachsenen und Gleichaltrigen hatten ihm bereits an den Kopf geworfen, er seie nutzlos, doch all diese Worte hatten nie Bedeutung gehabt. Nie hätte er auch nur einen Gedanken daran verschwendet, darüber zu philosophieren, ob leibhaftig ein Fünckchen Wahrheit dahinter steckte. Ahahaha. Aber jetzt? Es war schwer nicht plötzlich loszuprusten. Warum? Warum, warum, warum? Warum Luke? Warum Kyle? Warum war er vollkommen nutzlos, wenn sein Freund ihn gerade doch am allermeisten brauchte? Warum wusste er nicht, was er machen musste? Warum verflucht nochmal beantwortete Niemand seine Fragen?! Warum? Warum, warum, warum..
    Er hob die Augenlider wieder an, setzte ein Lächeln auf, welches er, tief in seinem Inneren aus vollem Herzen meinte, jedoch gegen eine Wand voll Unsicherheit, Zweifeln und seiner brüchigen Stimme drücken musste, die er alle mit einem gigantischen Stoß erfolgreich einen Abhang hinunter schmeißen konnte. Für den Moment. Ihrer Freundschaft wegen. Er rückte noch näher an den Punk und legte ihm vorsichtig seine rechte Hand auf die Schulter - er sollte wissen, dass er da war, dass er an seiner Seite stehen würde. Am liebsten würde er sich ja auf ihn schmeißen, ihn in den Arm nehmen, ihm die Haare verwuschelnd, ihn zum Spaß leicht schlagen und dabei wieder einmal seine eigene Kraft unterschätzen und ihm ein paar erwähnenswerte Schmerzen zufügen - doch er konnte nicht, er wollte keine falsche Bewegung machen und sicher sein, dass der Teenager sich nicht unwohl fühlte. Merkwürdig. Ausnahmsweise war sein Griff nicht zu fest gewählt. "Dude.. ist das, was auch immer dich so aufgeregt hat.. weg? Oder kann ich Motherfucker etwas machen, damit du Fucker dich sicherer fühlst?" Er machte eine kurze Pause, erwartete jedoch nicht, dass sein Bester gerade sonderlich gesprächig sein würde. Immerhin war er im Moment wohl oder übel damit beschäftigt, zu versuchen, sich nicht so zu fühlen, als ob er am liebsten tot umfallen würde. Auch wenn die Beiden schon nebeneinander saßen, entschied Kyle sich seine Hand weiter, zur nächsten Schulter wandern zu lassen und den Abstand zueinander fast komplett zu beseitigen. Mehr als hoffen, nicht absolut abzufucken, konnte er ja nicht. "Ey, Bitch, ich weiß ja nicht, was für'n Scheiß dir gerade durch den Kopf geht, aber man, diese Dämonen dort oben müssen ein paar verdammt hartnäckige Motherfucker sein, wenn sie es hinkriegen so 'n Arschkopf wie dich auch nur für einen kurzen Moment fertig zu machen, weißt du? Also fuck, man, allein dass du immer wieder gegen diese Bastarde gewinnst, ist verdammt krass. Holy shit, ich meine, ich hab zwar die ganzen verschissenen Muskeln, aber du bist definitiv der stärkere Lowlife von uns beiden." Kyle grinste und lachte leise auf, bevor er fortfuhr: "Und die ganzen Idioten in der Bar? Duuuude, hast du schon vergessen, dass die verkackte Welt uns beiden allein gehört? Partners in Crime und so, du verstehst schon! Und auch in Life and Death? Ahaha, solange du mich hast, brauchen die Schisser dich eh nicht zu interessieren, ich hab' dir Fucker doch versprochen, zusammen mit dir jedem eine Lektion zu erteilen, der auch nur auf die bekloppte Idee kommt, sich mit uns anzulegen! Du und ich, man. Best fucking team in the whole fucking world. Irgendwann ziehen wir selbst die Demons in deinem Oberstübchem da auf unsere Seite. Denn, whoah, holy fuck, wer nicht denkt, dass wir die absolut Geilsten sind, der hat sowieso von vornherein keine Chance auf Hilfe mehr."

    Der Kurzhaarige kirschte mit den Zähnen. Blieb ihm also keine andere Möglichkeit, als auf sich selbst wütend zu sein. Entrüsted von dem Tatbestand, dass er es nicht verhindern konnte. Das er unfähig war, diese gesamte, verdammte Situation zu verhindern, ungehindert davon, wie beschissen stark er war. Die wichtigste Person im Leben aus einem Gebäude rennen zu sehen und in etwa erahnen zu können, in was für einen Zustand er sie wieder vorfinden würde, sobald er ihr folgen würde, war einfach nur zum schreien. Einen Sekundenbruchteil lang verzog er das Gesicht, bevor er mit einem lauten Zischen von dem Älteren abließ und aus der Sitzecke stürmte, welche er bei dieser Aktion fast umwarf. Also war es kein Wunder, dass er nach zwei zurückgelegten Schritten inne halten musste, als er das Geräusch von mehreren Gegenständen vernahm, die auf den Boden landeten. Es waren jedoch weder Stühle, noch Tische. Kyle blickte nach hinten. Natürlich. Ausgerechnet jetzt. Er hätte ja die Augen verdreht, hätte er die Zeit dafür gehabt. Stattdessen biss er sich auf die Lippen, denn bei seinen überstürzten Bewegungen waren aus seiner Jackentasche etwas mehr als zwanzig Geschenkkarten gefallen, alle von verschiedensten Anbietern, wie zum Beispiel Media Markt oder H&M. Jede einzelne hatte einen Wert von 50€ fett auf ihrem Anlitz stehen, was den Grauäugigen von Sekunde zu Sekunde nur noch mehr anpisste. Gab es eine Möglichkeit, dass Luke zurückkommen würde? Gerade sicher nicht. Aber was, wenn er süäter wieder rein wollte und die Karten noch immer da lagen? Dann würde er wahrscheinlich selbst die Flucht ergreifen. Denn zur Hölle nochmal, er wollte definitiv nicht, dass sein Freund mitbekam, dass diese Objekte ihm gehörten. Wenn er fragen würde, woher er sie hatte, wäre er nämlich in einer Zwickmühle. Er könnte lachen, sagen er hätte sie geklaut und dass allein die Frage zeigte, wie blöd sein Kumpel eigentlich war, doch auch diese Option fiel weg. Es wäre eine dreiste Lüge und er log den Gelbäugigen nicht an. Doch die Wahrheit konnte er ihm auch nicht sagen. Gekauft. Er hatte sie mit seinem eigenen Geld gekauft. Hah! Surprise, bitch! Meine Eltern, über die ich nie ein Wort verloren habe, weil ich nicht wollte, dass du dich beschissen fühlst, weil du so eine verfickte Familie hattest, die du nicht verdient hast, während meine alles für mich getan hätte, was sie nur konnte und ich sie ohne ein Wort zu sagen verlassen und seit über einem Jahr die Kommunikation abgebrochen habe, was mich zum verfickten Familienmitglied macht, ist eigentlich das, was man als so ziemlich reich bezeichnen würde! Oh und im Übrigen, obwohl sie nicht einmal wissen, wo ich wohne und ob ich überhaupt noch lebe, übeweisen sie mir jeden Monat 2.000€ auf's Konto, ist dass nicht verdammt lustig? Weil ich jedoch keinen Bock habe, auf ihre Kosten zu leben, benutz ich das Geld nur für Notfälle, wie wenn wir ansonsten dank unserer Dummheit verhungern würden. Hahaha.
    Kyle hätte auf der Stelle auf die Fliesen kotzen können, so beschissen fühlte er sich gerade. Er konnte nicht sagen, was in ihn gefahren war, als er sich wahrlich Gedanken über dieses verfluchte Event gemacht hatte. Vor einer Woche hatte er sich den Kopf darüber zerbrochen, was er diesem komischen Dirk bitte schenken sollte. Was ihm gefallen würde. Hätte man ihn gefragt, hätte er selbst nicht gewusst, wieso es ihn kümmerte. Wieso er seinem Wichtel eine Freude machen wollte. Eigentlich.. ja, irgendwo mochte Kyle es ja Leute zu beglücken. Wenn jemand, den er gut leiden konnte, sich freute, dann tat er es automatisch auch. Selbst wenn nur eine der vielen Existenzen, die er als Zeitvertreib ansah, bei seinen und Lukes Spielchen mitmachten, gefiel ihm das. Er liebte diese Momente. Diese Freiheit, diese Einfachheit. Er machte was er wollte, was ihn zufrieden stellte und wenn diese Dinge mit den Vorstellungen anderer übereinstimmten, dann waren diese Momente doch perfekt, oder nicht? Also hatte er nach Stunden ohne einen Einfall beschlossen, dem Jungen eine Geschenkkarte zu besorgen. Damit konnte man doch nichts falsch machen, nicht? Doch noch bevor er das Einkaufszentrum verlassen konnte, kam ihn der Gedanken in den Kopf, dass Dirk den Laden, welchen er gewählt hatte, verabscheuen könnte. Weshalb er noch 22 anderen Läden einen Besuch abgestattet und sich weitere Gutscheine besorgt hatte. Er würde einfach mit dem Braunhaarigen reden und rausfinden, welchen davon er ihm letzendlich geben sollte. Oder er würde ihm einfach alle geben, wenn dieses Gespräch zu anstrengend werden würde. ".. Mach mit dem Dreck was auch immer du willst, der Bullshit sollte sowieso dein fucking Geschenk sein." Noch bevor er seinen Satz vollständig beendet hatte, hatte er dem Tollpatsch den Rücken zugewandt und war in Richtung Ausgang gehuscht. Blöd gelaufen. Er hatte gar nicht vorgehabt, seinen Wichtel das Present auch nur sehen zu lassen. Zuerst hatte er beschlossen, dem Mann nur etwas zu geben, wenn er sich sicher war, dass dieser kein kompletter Wixer war, doch dieser Entwurf wurde schnell verworfen. Vielleicht hätte Dirk ja dann Kontakt knüpfen wollen, sich anfreunden oder so. Wer konnte schon wissen, was fremden Menschen durch den Kopf ging?! (Hi Rick) Und wenn er auf etwas keinen Bock hatte, dann war das auf irgendeine Freundschaft mit irgendwelchen neuen Bekanntschaften. Luke war genug. Der einzige Freund den er brauchte und dem er vertraute. Also warum sich nicht seinen Spaß mit allen anderen erlauben? Davon hatte er schließlich mehr, als von irgendeiner enttäuschenden zwischenmenschlichen Beziehung.
    Ein kalter, erbarmungsloser Luftzug klatschte dem Weinrothaarigen ins Gesicht, als er nach draußen schritt. Links, rechts. Kein Punk. Weiterlaufen, gegen den verdammten Wind ankämpfen. Links, rechts, 180 Grad Wendung. Links, rechts. Shit. Immer noch nichts. Fuck, selbst ihm war das Wetter ein wenig unangenehm. Obwohl er, der Russe, kalte und heiße Temperaturen gewöhnt war. Nachdenken. Komm schon, streng dein fucking Hirn an! Wo würdest du hingehen, wenn du Luke wärst?! Links, rechts, auf dem Absatz kehrt machen. Hör auf Panik zu schieben und denk. verdammt. nochmal. nach! Autos? Nein, zu riskant. Er wollte sicher nicht gesehen werden. Nicht so. Nach Hause? Auch nicht, viel zu weit weg! "Fuck, man!" Er lief los, geradeaus, nicht sicher, wohin eigentlich. Wo konnte man hier allein sein? Hinter einem Gebäude? In den Büschen? Hinter irgendwelchen Bäumen? Kyle blieb sofort stehen. Bäume! Er war an Bäumen vorbeigelaufen! Rege rannte er auf die Bäume zu, die der Bar am nächsten waren, während er sich lautlos selbst verfluchte. Hatte er denn überhaupt nichts gelernt?! Es war schließlich nicht das erste Mal, dass dies passierte. Als ob der Undercutträger es gerade schaffen würde, alleine irgendwohin zu kommen. Es hatte ihn wahrscheinlich schon seine komplette Kraft gekostet, überhaupt aus der Gaststätte zu kommen, ohne zusammen zu brechen. Er musste aufhören mit seiner Unfähigkeit wichtige Zeit zu vergeuden! "L.. Luke!" Gefunden. Kyle war ein wenig aus der Puste, was merkwürdig war, da er doch verdammt fit war. War er so aufgewühlt, dass sein Körper von normalen Aktivitäten erschöpfte? Lagsam kam der Weinrote seinem Kumpel näher, nicht sicher, ob dieser ihn überhaupt bemerkt hatte, schließlich war es gerade quasi zu einer Kugel eingerollt. Ein leises Schluchzen. Fuck. Fuck! Fuck?! Augenblicklich verkrampfte der Amerikaner sich. Der Blauhaarige weinte. Vor ihm. Vor Kyle. Warum musste er ausgerechnet heulen? Instinktiv machte Kyle einen Schritt nach hinten. Sein Körper schrie ihn regelrecht an, er solle verschwinden. Einfach ein paar Schritte rückwärts laufen, sich umdrehen und verpissen. Komm schon Kyle, über die Konsequenzen brauchst du gar nicht erst nachdenken, so wie immer! Tu enfach das erste, was dein Gefühl dir sagt! Was anderes hast du doch noch nie gemacht, stimmt's? Also kann Luke es dir sicher auch nicht übel nehmen, immerhin wusste er ja irgendwie, worauf er sich einlässt, als er sich mit dir angefreundet hat, also selbst Schuld! Erneut verkrampfte er sich, noch mehr als zuvor. Weinen, wirklich? Skywalker, please. Eines der wenigen Dinge, die den abgehärteten Jungen absolut zerstörten - jaulende Geschöpfe. Egal wer es war, sobald sie auch nur eine Träne verloren, begann der Grauäugige sich schlecht zu fühlen. Mit Ausnahme von Abschaum, der nachdem er völlig verschissen hatte und niedergeschmettert wurde um Gnade winselte. Das war etwas anderes, etwas heuchlerisches und konnte mehr als einfach übersehen werden. Aber das? Kyle hätte gerne sarkastisch aufgelacht, wenn er sich nicht selbst dafür zu unwohl gefühlt hätte. Er konnte nicht sagen wieso. Er verstand nicht wieso. Doch das Verlangen, das Weite zu suchen, er konnte es nicht kontrollieren und es zog ihn runter. Verdammt tief runter. Und dann auch noch die wichtigste Person überhaupt, die ihn gerade auf einer Ebene verstörte, die der Bunthaarige nicht betreten, analysieren oder weiß Gott was mit machen wollte. Aber er konnte ihn doch nicht im Stich lassen? Komm schon. Lauf. Lauf!


    Als Dirk endlich den Mund aufmachte, horchte den Weinrothaarige für einen Augenblick auf und ein freudiges, erwartungsvolles Grinsen breitete sich auf seinem gesamten Gesicht aus. „Unbemerkt geborgt.“, korrigierte er den Jungen, wobei trotz dieser Aussage noch immer ein großer Zweifel bestand, dass er es tatsächlich auch ernst meinte. Das Grinsen, mit welchem der Braunhaarige daraufhin jedoch konterte, brachte Kyle einen Moment lang aus dem Konzept, genauso wie die erneute Beleidigung, diesmal jedoch lautlos und ohne die Anwesenheit von Luke, was den Teenager fast schon wieder hätte stolz machen können, denn indirekt hatte der Postbote sich so an seinen kleinen Rat gehalten. Allerdings war's das auch schon wieder. Auch nach erneuter Aufforderung hatte der Beschenkte kein Wort über die Schriftrolle verloren und mit dieser Aktion war der Baraushilfe auch schon jegliche Lust darauf, das Rätsel des Inhaltes zu lösen, vergangen. Natürlich nicht, ohne seine Stimmung nach Unten sinken zu lassen, denn tatsächlich pisste ihn das Ganze irgendwo auch an. Mit einem genervten Stöhnen legte er beide Arme auf den Tisch vor sich ab und auch sein Kopf folgte kurz darauf, wobei dieser auf seinen zuvor zurechtgelegten Gliedmaßen landete, was seinen Liegeplatz wohl um einiges bequemer machte. Erst, als Lutz laut rumnörgelte drehte er den Schädel in die Richtung des anderen Beteiligten, nur um mitzubekommen, wie Dirk furchtbar wütend wurde und Lutz verzweifelt nach seinem Geschenk zu fischen versuchte, sich dabei jedoch bloß selbst Schmerzen zufügte. Ein leises, kaum hörbares Kichern seinerseits folgte, denn er fand die Bemühungen und das Gesicht, dass der kleine Junge dabei machte, einfach zu köstlich. Was er ihm auch gerne in die Grimasse gesagt hätte, doch war ihm gerade nicht danach, ebenfalls auf diesen Zug zu springen. Vielleicht wenn Lutz zu brennen beginnen würde - ja, dies könnte ihn möglicherweise wieder interessieren, allerdings nur solange, bis der Brillenträger an den Brandwunden sterben und damit wieder langweilig werden würde. Moralisch gesehen lag der Schulabbrecher da relativ weit unten, zugegebenermaßen. In dieser Hinsicht war er wohl weit mehr als abgestumpft. Immerhin waren alle Personen, mit Ausnahme für Luke keine Freunde, Bekannten oder gar Menschen für ihn, sondern schlichtweg ein Zeitvertreib, weshalb er auch mehr als offensichtlich alles machen konnte und durfte, was er wollte. Wobei die Gleichung nicht mehr ganz aufging, sobald man anfing die Lebewesen um einen herum zu mögen und ihren eigentlichen Zweck aus den Augen verlor.
    Demotiviert griff er also nach der Rolle, die nun schon seit einer Zeit ungeliebt auf dem hölzernen Tisch lag, fummelte die hübsche Schleife um das Papier und streckte dann die Hand zusammen mit dem Gegenstand nach Vorne, um ihr direkt vor Lutz Nase zu halten, das ganze jedoch, ohne aus seiner gemütlichen Position zu geraten. Er kicherte kurz, als der Sohn der Bürgermeisterin tatsächlich an sein Geschenk kam, gerade noch rechzeitig, denn der Punk hatte ihn fast ein wenig zu früh von den Gruppe gezogen. Ein langgezogenes Gähnen, dann setzte Kyle sich mit einem lahmen Tempo wieder auf. "Duuude, get your fucking chill on. Dem fucker wird nichts passieren, wer auch immer ihn bekommt, wird sich nur 'ne Runde 'What the hell' denken und ihn dann wieder nach Hause schicken, wo liegt also das verfickte Problem, Dirko?" Das er vielleicht einen unpassenden Spitznamen gewählt hatte, wusste er in diesem Moment natürlich nicht - woher denn auch? Grund mehr, mit den Schultern zu zucken und sich zu wünschen, der Becher vor ihm, Dirks Becher, wäre mit Alkohol gefüllt, anstelle von dämlicher Schokolade. Der Russe dachte einen Augenblick darüber nach, aufzustehen und die Flasche Vodka, die er sich bestellt hatte, zu schnappen, doch genau in dem Moment, in welchem sein Blick zur Theke wich, entdeckte er doch Luke, der den Kopf merkwürdig nach Hinten geneigt hatte. "Bro..?", entkam es ihm, etwas lauter, aber wohl nicht laut genug, als dass der Blauhaarige es hätte hören können. Oder hatte er es nicht hören wollen? Perplex musste der Partygänger dabei zusehen, wie sein Kollege ihm einen letzten Blick zuwarf und dann völlig überstürtzt aufstand und zum Ausgang, hinaus in die Kälte rannte. Wortlos und mit einem leicht geöffnetem Mund starrte er dem Punk hinterher, konnte nicht realisieren, was gerade passiert war.
    Er brauchte ein paar Gedankengänge, um die Indizien aneinander zu reihen und zu begreifen, dass sein Mitbewohner in Panik verfallen war. Abrupt stieß der Amerikaner sich von dem Tisch ab, beugte sich nach Vorne, nur um dann nach dem Kragen seines Benachbarten zu greifen und ihn, so unsanft wie nur eben möglich, -was bei Kyles gewaltiger Kraft definitiv etwas schmerzhaft sein musste- näher an sich, über den Tisch gebogen zu ziehen, wobei er so sehr ins Extreme wich, dass Dirk sich auf seine Zehenspitzen hätte stellen müssen, um nicht in die Luft gehoben zu werden. Kyles Züge hatten sich von einer Sekunde auf die andere vollkommen verändert. Wo er vorher ruhig, etwas albern und aufziehend gewirkt hatte, war inzwischen bloß Wut, Verachtung und Hass. "Du scheiß Bastard, was verdammt nochmal hast du gemacht?! Warum ist mein verfickter Freund aus dieser fucking Bar getürmt, häh?! Mach gefälligst dein motherfucking Maul auf, Fuckass! Bei jedem Wort das er von sich gab, begann das Halbblut den Postboten unsanft durchzuschütteln, mit der Absicht, dadurch eine Antwort zu erhalten. Doch wenn man nur einen Atemzug lang aufgepasst hatte, dann hätte man sofort gemerkt, wie aufgelöst er eigentlich war. Man sah, dass ihm bewusst war, dass sein Handeln zwecklos war, dass er wusste, dass Dirk keine Schuld traf, er ihm keine Antwort hätte geben können. Aber es war das Einzige, was der Rothaarige gerade machen konnte. Sein Gefühlschaos an jemanden auszulassen, wenn auch nur ein bisschen und kurz. Er wünschte sich, er könnte Dirk eine reinhauen. Es wäre so einfach gewesen. Nicht nur, dass er größer war, er war auch definitiv um eingies stärker als seine Bekanntschaft. Immerhin war Stärke eines seiner ausschlaggebenden Attribute. Vermutlich hätte seine Wut auf das Ungewisse damit ein wenig an Intensivität verloren. Er hätte sie gegen irgendetwas, irgendjemanden richten können, ihn dafür leiden lassen, was er angerichtet hatte. Doch Niemand hatte hier irgendetwas angerichtet. Wenn er sich im Raum umgesehen und nach einem Arschloch gesucht hätte, - okay, Klaus, Rick, Majo etc. mal ignorierend, immerhin war das eine andere Geschichte - wäre er niemals fündig geworden. Was hieß, dass ihm die Hände gebunden waren. Viele Prügeleien. Verdammt viele von ihnen hatte er in seinem Leben bereits mitgemacht, gewonnen, genossen. Doch keine von ihnen war von ihm ausgegangen. Sie waren lächerlich. Seine eigenen Prinzipien. Keinen körperlichen Kämpfe anfangen, welche sowieso jedes Mal in einer bitteren, blutigen Niederlage seiner Gegner endeten. Es wäre etwas anderes, würde er angegriffen werden. Er oder Luke. Oder würde vor ihnen ein verdammtes Arschloch stehen, welches es verdient hatte, aus dem Abgrund zu landen und im Gelächter der Teenager vernichtet zu werden. Warum konnte Dirk nicht so ein Arschloch sein?


    Nachdem Juliet verschwunden war, wurde dem Jungen zunehmends langweiliger. Zunächst einmal hatte er sich ein paar Minuten damit vergnügen können, seinen zweiten Whisky zu begutachten und letzendlich auch auszutrinken, doch für einen dritten seine Art hatte Rick weder die Lust noch Laune. Mit einem lauten Seufzen ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen. Sein Wichtel, huh? Er wusste schon seit dem Moment, in welchem er die Bar betreten hatte, wer alles anwesend war und wo sein Wichtel sich befunden hatte, doch nach dem kurzen Plausch mit Juliet hatte er abgeschaltet, nicht mehr auf die Personen in diesem Raum geachtet, weshalb er sich nun damit bemühen musste, alle unwichtigen - als gäbe es auch nur eine einzig wichtige, tha - Lebewesen gedanklich zur Seite zu schieben, bis er den klücklichen Gewinner erspähen wurde. Und tatsächlich. Relativ schnell sogar. An der Theke, zusammen mit Lily, einem Waisenkind und Klaus. Also gut. Zeit dieses Ding loszuwerden. Er packte sich den lieblos eingewickelten Haufen und schritt dann zu den kleinen Gruppe, die Mimik undeutbar. "Hana?", fragte er dann, wobei jedem Anwesenden, der auch nur einen Moment lang sein Hirn eingeschaltet hätte, klar gewesen sein musste, wie sarkastisch diese Frage war. Jetzt einmal vollkommen davon abgesehen, dass man von Rick erwarten musste, jeden Bewohner dieser Stadt zu kennen - alle Wichtel hatten eine gottverdammtes Foto von ihrem armen Partner bekommen, was es verflucht schwer machen musste, bei der Aufgabe, Person X zu finden brutal zu scheitern. Bevor die Dame ihm jedoch antworten konnte, drückte er ihr auch schon sein Geschenk in die Hand.

    Rick setzte ein schiefes Grinsen auf und als er das Gesicht der Braunhaarigen und deren Reaktion beobachtete, lachte er kurz auf, bevor er noch schneel den Kopf in Klaus Richtung neigte, den Daumen in die Luft hob, als Kommentar auf das überraschenderweise sogar amüsante Geschenk des Erben, bevor er seine andere Hand zum Abschied hob, dem verwirrten Mädchen ironisch zum Abschied zuwunk und dann wieder in der Menge verschwand, wo er sich vermutlich einen neuen Whisky besorgen und dann zu seinem Startpunkt zurückkehren würde.


    Auf dem Weg zu Leila und Cedric


    "H-.. huh?", entkam er der kleinen Dame vollkommen verdutzt aus der Kehle, als Klaus nach seiner Vorstellung schon wieder eilig verschwunden war. Hatte sie twas falsches gesagt? Etwas falsches gemacht? Dachte der förmlich gekleidete Mann etwa, ihr Name würde.. ?! Wieder lief das Mädchen rot an. Vielleicht hatte sie ihn ja in Verlegenheit gebracht! Als Sue das Ganze jedoch lustig zu finden schien, entspannte auf Yuri sich ein wenig und begann zu kichern. "Glühwein!", verkündete sie, laut und in einer fast schon piepsigen Stimme, als sie der Asiatin zur Theke folgte und dann ebenfalls, freudig und mit der Welt im Reinen, begann an ihrem Getränk zu nuckeln. So wie sie es trank hätte man fast meinen können, es würde sich um einen leckeren Saft und nicht um eine Art Gift handeln. Die Lachshaarige lächelte Suiren breit an. "Also ich finde es lustig hier. Ich meine, der arme Kerl eben hat es zumindest versucht und die Organisatoren.. gut, der Barbesitzer ist wahrscheinlich nicht der kreativste, aber aber er hat es gut gemeint, nicht? Es war irgendwie süß!!" Der Art mit der Yuri bei diesen Worten zu strahlen begann, ließ keinen Zweifel daran, dass sie ihre Worte ernst meinte und man hätte es einfach nicht übers Herz bringen können, ihr zu widersprechen. Als ihre neugewonnene Freundin sie jedoch nach ihrem Wichtel fragte, blickte sie sich hastig nach links, rechts, oben und unten um - letzte Varianten unwahrscheinlich, aber man wusste ja nie! "Hmm.. irgendwie kann ich sie nicht s- ach du meine Güte, ist das da pink? Pink!! Das muss sie sein!!" Mitten in ihren Worten war die Schneiderin von ihrem Stuhl gesprungen und losgelaufen, nur um dann kurz darauf wieder zurückzukommen, ein kurzes: "..Sorry. Ich will mein Geschenk loswerden, bevor ich Zuckerwättchen wieder aus den Augen verliere. Du kannst solange ja auch dein Monsterchen loswerden, ja? Wie sehen uns später, solange keine von uns.. erschlagen wird!" Mit einem Grinsen lief sie wieder davon, auf den Blonden und die Rosahaarige zu, vor der sie langsam zum Stehen kam. Sollte sie sie direkt ansprechen? Irgendwo war es ja unhöflich, so ganz plötzlich, wenn sie mit Cedric sprach. Vielleicht mischte sie sich ja in ein langersehntes Wiedersehen zweier Liebhaber ein? Wie grausam wäre das denn?! Vielleicht würde sie ja alles ruinieren, ihre Beziehung die einzig wahre Liebe die auf dieser Welt existent war, auf ewig voneinander trennen?! Andererseits konnte Matzes Sohn auch bloß nach dem Klo gefragt haben. Sie zuckte kurz, an sich selbst gerichtet mit den Schultern und stellte sich dann dierekt vor die Unbekannten. "Huhu, Leila. Hast du gerade Zeit? Ich.. habe nämlich was für dich." Sie streckte ihr ihren Schleifenhaufen etwas zögerlich entgegen.

    .. wenn man einen kleinen Jungen an ein Seil bindet und zum Wichteln verschenkt.
    .. wenn zwei verletzte Patienten vor den Angestellten des Krankenhauses flüchten und sich dabei durch Lüftungsschächte und grundlos erscheinende Klos kämpfen?
    .. wenn man ein komplettes Verhütungsset von einem vollkommen Fremden geschenkt bekommt.
    .. wenn ein Charakter mehrere Tage blutend am Strand liegt und einfach nicht sterben kann.
    .. wenn überall unbekannte Kinder ohne Aufsichtsperson rumlaufen und die Erwachsenen das völlig normal finden.
    .. wenn Leute seit Jahren in einer WG leben, ihre Mitbewohner allerdings noch nie gesehen haben?!
    .. wenn Motorboote im Mittelalter ein gängiges Ding sind. (I just had to.)


    - Absender unbekannt

    Seine Irise huschten zur Seite, als er aus nicht alzu weiter Entfernung ein leises Knistern vernahm. Es war fast lautlos, die Art und Weise, mit der die in schwarz gehüllte, für ihn nicht sichtbare Person, durch das Gestrüpp huschte, sodass Rick es ihr nicht einmal hätte übel nehmen können, wenn sie der Überzeugung gewesen wäre, gerade im Mantel des Überraschungsmomentes gehüllt zu sein. Wer um Himmels Willen war auch aufmerksam genug, um ein kurzes Rattern, abends, in einem düsteren Wald, als eine Person identifizieren zu können? Noch ehe Sherry Zeit hatte, ihre Stimme zu erheben, wand er die Pupillen von ihrem Aufenthaltsort ab und begutachtete stattdessen den brüchigen Eingang der verlassenen Hütte. Wie viele Sekunden er wohl hatte? Schnell ging er die Situation im Kopf durch, all die vielen Abzweigungen, die ab jenen Abschnitt in Betracht kommen könnten. Mental zerbrach er sie in Millionen von scharfkantigen, unschönen Glasscherben, welche sich, noch ehe sie den Boden erreicht hatten, in Staub wandelten. 'Dust'. Nur die wahrscheinlichsten, sowie die unwahrscheinlichsten Routen ließ er vor seinem inneren Auge stehen, sponn sie weiter, bis er sich einen Plan zurecht gelegt hatte. Es war nicht nötig, dies zu tun, da er jederzeit auf all seine anderen Gedanken hätte zugreifen können, sollte er sich, im unmöglichsten aller Fälle, verschätzt haben, doch es war unterhaltsam. Als dann tatsächlich eine Frauenstimme erklang, musste Rick sich ein aufziehendes Lächeln verkneifen. Nicht nur sein Glück, auch all die Informationen, die in seinem Oberstübchen gesammelt und gespeichert waren, sollten verboten werden. Nein, vernichtet, als atomare Waffe eingestuft werden! Unsagbar berauschend wäre das. Berauscht durch die Dämlichkeit der Menschheit, deren Grade einen hätten aufschreien lassen können, hätte man sich nicht dazu entschlossen, diese unzumutbare Rasse ins eigene Wohlgefallen einzusortieren. Sie zu lieben, während man sie hasste, war die einzig richtige Entscheidung. Wortlos musterte er die vielen alten, gebrechlichen metallischen Schrauben, die sich in der Eingangstür befanden, während die Hexenprinzessin es sich erlaubte, sich an den Amerikaner anzulehnen. Sie würde ihn gerade sowieso nicht zu Wort kommen lassen und selbst wenn er einen kläglichen Versuch starten würde, so würde er doch bloß ihre Missgunst erlangen und die Bezeichnung des Vollidioten war weder etwas, worauf er aus war, noch etwas, was zu seiner Person gepasst hätte. Auch als die Langhaarige sich von dem Mann abstieß, rührte er sich keine Sekunde lang vom Fleck, er gab lediglich ein stilles Seufzen von sich, wobei etwas kurz in seinen Augen aufblitzte, - war das allen ernstes Frohsinn? - als die Hexe ihre kurze Runde um den Körper des Dunkelhaarigen machte. Statt das hölzerne Gemäuer in seinem Desinteresse noch genauer, als zuvor zu untersuchen, huschten seine Augen nun zu der dem Gesicht, welchem die roten Meere gehörten und die erste und einzige Reaktion, die von Rick kam, war das Schieflegen seines Kopfes, welches mit dem lauthalsen Prusten des magischen Geschöpfes im Einklang von statten kam. Die Vermutung, ihr Handeln würde auf Verdrießlichkeit stoßen, war eine Annahme, so weit hergeholt, wie sie es nur sein konnte - sie war törricht, doch verständlich. Doch Rick war nicht zum Verstehen geschaffen, sein Leben war kein offenes Buch, welches sich wie ein faszinierender Roman geschmeidig in den Händen lesen ließ. Es war viel mehr eine Ansammlung von Ausdrücken, unverständlich, kompliziert und unbekannt, vielleicht sogar in einer anderen Sprache geschrieben, welche man nach vielen, kläglich scheiternden Bemühungen frustriert gegen die nächstbeste Wand schmiss und hoffte, dass dieses, wahrscheinlich vom Bösen selbst produziertes Werk, sich so bald wie möglich in Luft auflösen würde, damit es bloß nie wieder in Kontakt mit einem treten könnte. Geduldig hörte der junge Mann seinem Gegenüber zu und kaum hatte sie ihre Worte beendet, schlich sich ein breites Schmunzeln auf sein Gesicht. "Verzeih mir, falls du mein Verhalten als unangebracht empfunden hast, dies lag gewiss nicht in meinen Absichten, allerdings gab es wohl oder Übel keinen besseren Weg, deine Aufmerksamkeit zu erhaschen, als diesen, Prinzessin. Und um deiner Frage die von ihr verdiente Beachtung zu schenken: Ich selbst habe mir die Freiheit genommen, dazu bemächtigt zu sein, deinen Namen in den Mund zu nehmen." Ein kurzes, leises Kichern, bevor Rick seinen Kopf wieder zurücklehnte und ins Anlitz des Universums blickte, welches ihm mit einem sternenklaren Himmel, kein sonderlich aufregendes Ereignis, ebenfalls begrüßte. "Wir kennen uns.", begann er dann, die Stimme wie so oft nichtssagend, genauso wie seine komplette Gestik und Mimik, die sich momentär komplett dem Abbild der nächtlichen Präsenz widmeten, "Ich bin ebenfalls aus Destiny Valley. Ich kenne dein Schloß, deine Geschichten, deine Erscheinung und deine unglaubliche Macht. Doch die Umstände haben ein Zusammentreffen unsererseits behindert, weshalb dir mein Dasein bis zum jetzigen Moment unbekannt blieb. Nicht, dass ich es wagen würde, zu behaupten, dass irgendein Interesse deinerseits an mir irgendetwas anderes wäre, als fanatische und willkürliche Heuchlerei." Ein kurzes, aussagekräftiges zischen, dann senkte er sein Haupt wieder und regestierte die Hexenprinzessin mit eben solch ernster Miene, wie auch sie es bei ihm tat. Plötzlich und unerwartet, lösten sich diese Züge jedoch, wurden von einem herzlichen, entzücktem Gelächter ersetzt, dann von einem milden Feixen. "Es war dein Ruf, meine Liebe. Gerüchte sind ein recht annehmbarer Teil meiner Informationsquellen und die Leute in Destiny Valley, zumindest die, welche von deiner einschüchternden Existenz angelockt und darüber aufgeklärt wurden, zerreißen sich förmlich die Mäuler. Kaum warst du aus dem Dorf verschwunden, wurde mir bereits von der alten, verlassenen Ruine berichtet, die einst deine Heimat gewesen war. Ein paar von ihnen versuchten mir tatsächlich etwas von Hexenjägern und deinem unsagbar grausamen Tod zu erzählen, kannst du das glauben? Was für ein lachhafter Irrglauben, eine Königin erledgt von ein paar Bauertrampeln mit Waffen, genauso dreckig, wie diese ach so legendären Männer selbst. Der Junge machte eine Pause, um ein Seufzen aus den tiefen seiner Kehle zu befreien und dann demonstrativ mit den Schultern zu zucken. Nebenbei zog er sein Klappmesser aus der Manteltasche, nur um es achtlos an der weiblichen Silhouette vorbei, gegen die veraltete und knarrige Tür zu werfen, welche - oh welch ein Wunder - sofort unter der, erwähnenswerter Weise relativ geringen - Wucht des Aufpralles nachgab und nach hinten, in die Tiefen des verarmten Heimes selbst fiel und sich dort mit den vielen Schwarztönen vermischte, bis sie letzendlich ebenfalls in ihnen unterging. Ein kürzes, flüchtiges Hinschauen , auf das Panorama, umzingelt von einer intensiven Szenerie, vom Nebel beherrscht. Dunst. Er grinste, breit, aber auch entschuldigend. "Ich muss zugeben, es war fürwahr absurd von mir anzunehmen, du könntest dich in dieser Bruchbude verschanzt haben. Ich wollte diese Eventualität jedoch nicht voreilig ausschließen, schließlich ist dies, wenn auch grotesk, eine nicht zu ignorierende Aussicht gewesen, vorallem, wen man miteinrechnend, dass deine Tochter, sowie eine Nachwuchsgöttin sich ebenfalls in dieser Stadt befinden. Ekelerregend, nicht?" Er machte einen Schritt nach hinten, um ein wenig Abstanden zwischen sich und der Blonden zu bringen, hob dann langsam seinen linken Arm an, solange, bis er er sich zur Seite hin ausgestreckt auf der Höhe seines Oberkörpers befand und verbeugte sich dann, nach vorne hin, allerdings nicht ohne dabei seinen Kopf und damit auch seinen Blick die ganze Zeit über auf die Front der Dame zu fixieren, denn er dachte gar nicht erst daran, diesen dem Boden zuzuwenden. Eine Verbeugung war ein Zeichen von Respekt, den Scheitel zu senken jedoch eines der Unterwürfigkeit. Die Symbolistik dieser Aktion war mehr als offensichtlich. Die Bewunderung, welche er ihr damit entgegen brachte, dabei jedoch auch erdreistete, mitzuteilen, beide Anwesenden seien sich ebenbürtig - wäre er eine andere Persönlichkeit gewesen, hätte ihn dies vielleicht den Kopf gekostet. Das Gefühl, vom Dunst umzingelt zu werden, wurde immer intensiver. Der Nebelwald, huh? Wie sollte Rick Dunstan an solch einen Ort etwas anderes erwarten, als scharlachrotes Vergnügen? Ein tückisches Grinsen, während er sich aufrichtete und gemächlich an der Hexe vorbei schritt, zum hölzernen Haufen, um seine verloren gegangene Waffe wieder einzusammeln. "Ich kam bloß, um dich über mein Vorhaben, diese Stadt in unmenschliches Chaos zu stürzen, zu informieren. Ich war der Ansicht, es seine mehr als taktlos, die personifizierte Anarchie nicht zu einer Party einzuladen, von welcher man meinen könnte, sie seie kreiert worden, bloß um ihr zu munden." Er beugte sich hinunter, hob die Klinge auf und verstaute sie wieder an die für sie vorgesehene Stelle, ehedem er sich wieder seine Gesellschaft zuwand, allerdings so, dass sie ihm den Rücken kehrte und sich umdrehen musste. Schnell wurde sein Handy gezückt, in welchem er eine von zwei, bereits vorgeschriebenen Nachrichten auswählte und diese in der Zeitspanne von mehreren Sekundenbruchteilen versandte, bevor das Objekt wieder in der Sicherheit seines Ärmels verschwand. "Allerdings bräuchte ich dazu deine Hilfe, zumindest, wenn ich das Spiel auf die Spitze treiben möchte.", erklärte er, eine kurze Pause einlegend, die Lippen nach Ausgesprochenem, in ein einladendes, boshaftes Grinsen gehüllt, "Also frage ich dich noch einmal, in aller Formalität: Würde es dir behagen, mit mir zusammen die Stadt und all ihre Bewohner brennen zu sehen?"


    Die Atmosphäre veränderte sich, die Luft, sie wurde kälter, drückender, ruhiger, dann wieder einen Moment lang stärker, bedrohlicher, unaufhaltsam, - die elementare Gewalt schaffte es tatsächlich, der einsamen Seele im Wald die Kopfbedeckung vom Haupte zu reißen - bevor sie sich allem Anschein nach darauf besann, dass der junge Mann es nicht wert sei und sich wieder von ihrer stilleren Seite aus zeigte. Wortlos blickte Rick wieder in den Himmel hinauf, die letzten Regentropfen prasselten im unnachgiebig ins Gesicht hinunter, so, als wollten sie nicht aufgeben - als könnten sie dies nicht tun, nein, wahrscheinlich dachten sie, dass sie es sich nicht erlauben durften, jemals nachzugeben. Weshalb? Vielleicht um die makabere Person, die unter ihnen stand, zu bestrafen. Doch für was? Dafür, dass er die Welt untergehen sehen mochte? Versuchten sie, in ihrer Verzweiflung, die innere Flamme, die ihn antrieb, in ihren Wurzeln zu ersticken? Der Langhaarige fühlte, als sei ein Grinsen als Reaktion angemessen, doch er unterließ es. Genauso wenig, wie die Nachricht die er damit ausdrücken wollte, die Kräfte der Erde erreichen würde, so absurd war auch die Annahme, eine unantastbare Macht, selbst wenn sie sich gerade bloß in einer ihrer gütigsten Formen zeigte, hätte jemals auch nur die Option zur Verfügung, den Kern des Arztes zu erreichen und irgendetwas darin zu ihrem Gunsten zu verändern. Es mochte von Anmaßung nur so triefen, doch der Amerikaner war der festen Überzeugung, selbst ein Spiel mit den Göttern zu dominieren, auch wenn diese es in ihrer Verblendung sowieso niemals realisieren würden - ein relativ menschlicher Aspekt, den die höchsten aller Kreaturen da besaßen. Dieses mal entfleuchte tatsächlich ein kurzes Kichern seiner Kehle, bevor er seinen Blick wieder senkte und die hölzerne, modrige, vom Heißhunger unzähliger Insekten gekennzeichnete Hütte musterte und daraufhin wieder in die Ausdruckslosigkeit fiel. Es war der Fluch der Begabten, der Gesegneten, der Speziellen, der Hochmütigen und der Wahnsinnigen! Es gab keine Existenz, die nicht eines Tages zu Fall kommen würde. Denn jede einzelne, vollkommen gleich, wie tief sie ihre Eitelkeit in ihren unzähligen Adern vergraben hatte, sie alle würden am Ende des Tages untergehen, von ihrer eigenen Macht zerfressen, vom Irrglauben geleitet und von unwichtigen Begebenheiten, denen sie nicht einmal einen Atemzug lang Beachtung geschenkt hatten, in Stücke gerissen. Der göttliche Aspekt, er war eine bloße Farse. Wenn überhaupt, dann machte er einen bloß unvorsichtig, zu einem Narren. Die Möglichkeit, absolut und endgültig vernichtet zu werden, miteinzuplanen, selbst beim lächerlichsten aller Gegenspieler - war wohl das Mindeste, was man von der Unantastbarkeit erwarten sollte. Und allein deshalb exestierte sie nicht. Den nicht eine einzige, von der Realität gesponnene Persönlichkeit, die auch nur den Hauch einer brauchbaren Macht hatte, plagte sich damit, sich in eine verzweifelte, unausweichliche Lage zu dichten, was es auf so lächerlich diabolische Weise nur noch umso amüsanter machte, wenn sie letzendlich von eben jener Misskalkulation hingerichtet wurden. Es gab keine Götter, keinen Gott. Doch wenn es einen geben sollte, dann war Rick wohl das, was diesem am nächsten kam. Selbstverständlich würde allerdings auch er eines Tages von seinem hohen Podest aus in die harte, schroffe Erde gestoßen werden. Der einzige, bedeutende Unterschied war, dass der Informant sich seinen Untergang selbst aussuchen und vergnügt in diesen hinein schreiten würde, solange, bis diese Unterhaltung in ein irres Lachen und letzendlich einer malancholischen Melodie des Schmerzes und des Leides weichen würde, bevor er in einer endgültigen Manie, möglicherweise dem reinen, wunderbar zerstörerischen Wahnsinn verfallen würde.


    Gaius war noch damit beschäftigt sich mental durch all die vielen Bücherregale zu wühlen, als ihm ein plötzliches Räuspern zum Aufschrecken brachte und der Dunkelhaarige sich als Kurzschlußreaktion zur besagter Stimme umdrehte, was seine Überraschung jedoch in keinster Weise linderte. Kanno? Das war also der Magiermeister der Stadt? Und er.. sagte ihm, er solle seinen Ton ändern? Wie bitte, was? Gaius war irritiert, konfus, fühlte sich für einen Moment völlig Fehl am Platz. Dennoch schlug er sich reflexartig die eine Hand vor den Mund und als der ältere Herr ihn auf seinen Schuhkommentar aufmerksam machte, konnte er einfach nicht anders, als vor Scham rot im Gesicht zu werden. Konnte er vielleicht einmal nicht mit einem verdammt schlechten ersten Eindruck anfangen? Tori fast von einem Minotaurus gefressen werden lassen, James nicht dabei helfen können, seinen Finger zu behalten, seinen Meister im genervten Halbschlaf vor den Augen der Rothaarigen mit einem Schuh bewerfen, von Kanno bei einem möglicherweise falsch zu verstehenden Scherz erwischt werden - oh man. Der Einäugige holte tief Luft, senkte seine Stimme, sowie seine Hand und murmelte ein leises: "'Tschuldigung..", bevor er erneut, vollkommen aus der Bahn geworfen, zwischen den beiden Familienmitgliedern hin und her starrte. Einerseits hatte er das Gefühl, etwas zu ihren Worten hinzufügen zu müssen, andererseits war er sich jedoch auch verdammt sicher, dass Meinungen Aussenstehender herzlich unwillkommen waren. Vorallem, weil es der Allgemeinheit nicht sonderlich lieb gewonnen war, von Unwissenden belehrt zu werden. Wobei Belehrung es nicht ganz traf. Im Endeffekt wäre es bloß eine unbedeutende Aussage, eines für diese Familie bedeutungslosen Mannes, die er auszusprechen in Erwägung zog. Wen man es so ausdrückte, klang das Ganze irgendwie deprimierend. Der Grauhaarige seufzte und suchte einen Augenblick lang nach einem Stuhl, auf den er sich möglicherweise hätte setzen können, doch, zu seinem Missmut, keine Spur davon. Oder zumindest keiner in Sichtweite, der nicht den Eindruck vermittelte, durch ein paar Gramm Gewicht in sich zu klappen. "Aneinander vorbei reden ist gewiss schon eine Gabe..", murmelte er dann, vielleicht sogar ein wenig kleinlaut, immerhin hatte er den Eindruck, dass bereits seine bloße Pläsenz 'anmaßend' schrie. Dann musste er jedoch kichern, bevor sein Blick sanfter wurde und seine Stimme ein wenig lauter, jedoch nicht zu laut, er wollte sich schließlich an die Regeln des Herren halten. "So werdet ihr sicher nie zu einer Übereinstimmung kommen." Er grinste kurz, wand sich dann jedoch zur Hutträgerin, kam ihr näher, legte eine Hand zur Muschelform um ihr Ohr und machte dann eine kurze Denkpause, bevor er hauchend, nur für sie hörbar, fortfuhr: "Du weißt schon, dass du mit Wasser-, Luft- und Erdmagie deine Fähigkeiten im Fischfang tausend mal verbessern kannst, oder? Ich meine.. es gibt Meereskreaturen an die du ansonsten nicht ran kommst, weil es einfach unmöglich wäre, eine so ernorm tiefe Meeresebene zu erreichen oder sie an die Oberfläche zu locken. Oder warte, halt, ich hab' absolut nicht bedacht, dass du vielleicht ein persönliches Problem mit Magie oder so haben könntest, wenn ich irgendetwas Dummes gesagt hab, vergiss es einfach wieder und tu so, als ob die gerade ein Licht aufgegangen wäre oder so, damit ich mich nicht vollkommen blamiere oder so, ja?" Schnell ließ er von den Dame ab und versuchte vollkommen ausgeglichen zu wirken, wobei er sich innerlich jedoch dafür verfluchte, doch nicht die Klappe gehalten zu haben. Vollidiot. Du hast so gut wie null Erfahrung, was Menschen angeht und trittst ausgerechnet vor dem Mann, auf den du angewiesen bist, wie der letzte Idiot auf. Außerdem kennt er Leo. Er denkt sicher sowieso den letzten Dreck von dir, immerhin glänzt der Alphaschmied ja nicht gerade mit unendlicher Menschenliebe. Er schüttelte kurz den Kopf und mustere dann den Weisen, versuchte dabei so entschloßen wie möglich zu wirken. Themenwechsel. Ja, Themenwechsel war gut. "Kanno, ich wollte Euch darum bitten, mich zum Magier auszubilden und mir .. meinen ersten Zauberspruch beizubringen.. wenn.. das .. machbar wäre?" Oh verdammt nochmal, Gaius!! Zwei Sekunden Entschlossenheit bevor du den Faden verlierst und nur noch einzelne Wörter rausbringst, ist aber sowas von eine beschissene Leistung!! Warum nicht gleich auch noch nach Kuchen und Tee fragen, oder nach einem Date, zumindest hast du genauso dämlich gefragt, wie es die antisozialen Teenager beim Letzteren immer machen!! Warte, ist das da ein Fenster? Oh mein Gott, du hast doch noch deinen Schmiedehammer an deinem Gürtel hängen, wenn es hart auf hart kommt, kannst du einfach das Fenster einschlagen und entkommen, auch wenn keine zwei Meter von dir entfernt eine Tür ist, aber hey, irgendwie hast du in deiner Panik auch vergessen, wie eine Tür funktioniert, nicht? Haha. Ja. Hast du. Haha. Haha .. ich glaub' mir wird schlecht.


    Belustigt verfolgte der Weinrothaarige die Reaktion des jungen Mannes, wobei er selbst keinerlei Anstalten machte, auf das leise Gemurmel des Postboten zu antworten. Immerhin war es nicht die erste Beleidigung, die ihm in seinem Leben entgegen gekommen war. Und da er selbst ein wandelndes Wörterbuch voller Flüche war, - was man sogar im wahrsten Sinne des Wortes nehmen konnte, schließlich war er begeisterter Fan des Okulten - bildete er sich aus solch einen Kommentar keine Meinung, wer wusste schon, wie es gemeint war? Okay, höchstwahrscheinlich nicht positiv. Für gewöhnlich nahmen Leute solche Worte nicht gut auf. Das wusste er aus eigener Erfahrung. Aber hey, im Zweifel für den Angeklagten oder wie hieß es so schön? Der Dunkelhaarige wollte gerade zum Wort ansetzen, als er sanft zur Seite geschubst wurde. "What the fuck, wa-", begann er, einen Augenblick lang irritiert, bis er realisierte, dass Luke ja die ganze Zeit in seiner Nähe gestanden hatte. Er verstummte und beobachtete seinen besten Freund dabei, wie er seinen Wichtel ein wenig einschüchterte. Oder ein wenig sehr? Meine Fresse, Kyle war nicht gut darin, Leute zu lesen - doch spätestens, wenn Dirk sich in die Hose pissen würde, könnte er den Grad der Angst, die ihm von dem Punk eingeflöst worden war, ablesen. Als der Blauhaarige mit seiner kleinen Ansprache fertig war, machte er sich so schnell wie er aufgetaucht war, auch wieder aus dem Staub und der Russe konnte nicht anders, als kurz aufzulachen, bevor er die Entfernung, die er zurückgekickt wurde, wieder überbrückte und sich letzendlich sogar gegenüber des Beschenkten hinsetzte. "Dude, du solltest wirklich aufpassen, was du sagst, vorallem, wenn der Punk da in der Nähe ist. Er kann es gar nicht ab, wenn Leute irgendeinen Shit über mich sagen, da bekommst du ganz schnell ein Problem mit ihm und glaub' mir, wenn der Fucker etwas gegen dich hat, dann hast du automatisch zwei Feinde. Und oh man, dann wärst du wirklich am Arsch, bro - totally and absolutely fucked." Auch wenn das Gesagte wahrscheinlich einen anderen Ausdruck auf sein Gesicht hätte klatschen müssen, so schaffte die Baraushilfe tatsächlich, den Älteren anzugrinsen und dann einen Blick auf nach unten, auf das Getränk des Mannes, zu werfen. Unangekündigt griff er nach der Tasse und trank einen Schluck, bevor er das Gesicht verzog und die Tasse wieder zurückstellte und sie in die Richtung des Braunhaarigen schubste, wobei etwas an den Seiten her überschwappte. "Wie abartig, ich dachte in dem Shit wär' vielleicht Alkohol drin, aber nein, wer zur Hölle bestellt sowas..?!", murmelte er dann, noch immer leicht von dem Geschmack angewidert und dann Lutz Geschenk in die Hand nehmend, welches er sogleich gegen den Kopf des Kleineren warf. "Oh, come oooooon. Du hast es noch gar nicht aufgemacht. Ich will wissen was für'n Scheiß da drin steht. Fuck, das willst du doch sicher auch wissen, oder nicht?! Immerhin dachte Brillenschlange, sowas mitzubringen, sei eine gute Idee! Weißt du eigentlich, wie verdammt unhöflich es ist, das beschissene Ding einfach liegen zu lassen? Motherfucker, hurry up!" Ungeduldig starrte Kyle seinem Opfer entgegen, kam sogar ein Stück weit näher, nicht zu nah, aber doch nah genug, um die einschüchterne Präsenz, die er für gewöhnlich ausstrahle, zu aktivieren. Oder zumindest bekam man das Gefühl, der Teenager würde einem etwas furchtbar schreckliches antun, sollte man seinen Anleitungen nicht Folge leisten. Und als er seinen Partner in Crime entdeckte, der ihm stolz seinen Haus-Lutz präsentierte, was von dem Grauäugigen mit einem: "Ahahaha, dein Ernst? Thumbs up, Lucky Luke!", gefolgt von einem länger anhaltenden, wirklich amüsiert klingendem Lachen, kommentiert wurde, wirkte er nur noch unheimlicher und so, als könnte man noch viel weiter gehen, bevor er weniger an der misslichen Lage anderer erfreut wäre.


    Etwas wackelig und mit viel Mühe hatten die beiden kleinen Damen es tatsächlich geschafft, ihr Ziel zu erreichen. Wobei ihre Nebenquest, die Eingangstür unversehrt zu lassen, mit leichten Abzügen beendet wurde, denn Yuri hätte schwören können, sie hätte ein paar Holzsplitter zu Boden fallen sehen können. Als Suiren ihr jedoch mitteilte, dass der gigantische Haufen ruhig eine Weile in der Ecke stehen bleiben konnte, atmete sie tief und erleichtert aus, ehe sie kurz aufschreckte, als die Schwarzhaarige sie erneut umarmte. Die Bäkchen des Mädchens färbten sich rot und sie hätte ihr fast schon eine Antwort gestammelt, doch ihre Bekannte entdeckte einen Freund und noch ehe sie eine Gelegenheit bekam, wurde sie sanft mit sich gezogen. Allerdings nicht, ohne vorher ihr Schleifenmonster zu packen, welches sie mit der freien Hand fest an ihre Brust drückte. Am Tisch des fremden Mannes angekommen, wollte sie ihm mit einem Lächeln zuwinken, aber da beide Hände gerade besetzt waren, wirkte sie einen Augenblick lang unsicher, ehe sie das Ärmchen hob, welches sich mit dem der Asiatin vereint hatte und eine kombinierte Begrüßung von sich gab. "Hallo, ich bin Yuri.", erklärte sie dann freudig, die Wangen noch immer leicht errötet von der Umarmung Sues.


    Still Chilling with Juliet



    Natürlich wich das Grinsen nicht aus dem Gesicht des Jungen, wieso auch? Allerdings ließ er ihren Kommentar zu dem Freund zunächst einmal wortlos vorüber schreiten, zumindest bis sie ihn fragte, ob er fremde Leute bestalken würde. Er lachte kurz auf. "Nicht ganz. Sagen wir mal, es ist quasi mein Job über alles und jeden Bescheid zu wissen. Und, Darling, glaub' mir, dein Freund gehört auch dazu. Wobei, kann man ihn überhaupt noch so nennen..?" Er schüttelte den Kopf und gab ein Seufzen von sich, ehe er auch den Rest seines Drinks exte. Solche Antworten gaben für gewöhnlich keine Pluspunkte. Und sonderlich charmant war er momentan auch nicht, wobei seine Ausstrahlung allein oft seine Launen wett machte. Dann blickte er von der Blonden, zu seinem platten Igel, wieder hoch und zum Schluß erneut nach unten. "Das ist.. perfekt. Genau der Look auf den ich hinaus wollte. Ich dachte schon, es würde zumindest so aussehen, als ob ich es versucht hätte und man, das hab' ich nun wirklich nicht. Du allerdings schon, so wie es aussieht.." Stille. Ein Husten. Dann ein extemst peinliches Gedicht. Gefolgt von einem leises Lachanfall, der von Rick stammte. Er brauchte ein paar Sekunden, um sich wieder zu fangen. Er hob die hand mit seinem leeren Glas an, als einer der vielen der Barkeeper hinüber blickte und kaum eine Minute später flog auch schon der nächste Drink rüber. "Ah, französisch also? Für einen Novizen muss die Aussprache wirklich eine Folter sein, ich selbst hab' meine französisch Bücher für gewöhnlich verbrannt.. Aber du hast recht. Deine Auserwählte ist tatsächlich nicht zum Kotzen. Ein wenig merkwürdig vielleicht. Ich denke, du musst dir keine Sorgen über ihre Reaktion machen." Ein Schmunzeln, ehe er den Kopf schief legte und noch einmal einen Blick zur Bühne warf, um sicher zu gehen, dass der arme Idiot inzwischen die Flucht ergreifen konnte.


    Luke und Kyle are here, bitches!



    "Yo, fucker, beeil dich mal, ich will nichts von dieser scheiß Drecksshow verpassen und wir haben sowieso schon den halben Tag verpennt, ey! Wobei, worth it, man. Fucking worth it. Ich könnt jetzt noch über diesen Hosenscheißer lachen, man." Mit diesen Worten hatte der Weinrothaarige sich hinter seinen besten Freund gestellt und begann diesen etwas unsanft, aber mit einem breiten Grinsen und all seiner Liebe, nach Vorne zu schieben, damit dieser sich etwas schneller bewegte, als er es vorher tat. Nicht, dass Luke sich langsam bewegte. Aber Kyle schien sich tatsächlich auf das Event zu freuen. Und wenn der Teenager sich über etwas freute oder etwas kaum erwarten konnte, dann war er nicht zu stoppen. Vielleicht von einem vorbeifahrenden Auto, wenn es ihn durch die Gegend schleudern würde - aber selbst dann, nur vielleicht. Als Kyle die Unzumutbar erblickte, ließ er von dem Punk ab und überholte ihn, nur um dann schnell zur Tür zu laufen, diese laut zu öffnen und mit einem Strahlen der Menge entgegen zu blicken. "Surprise, Motherfuckers!", rief er aus, bevor er zu Lachen begann und auch sein Kumpel hinterher kam. Das erste was er machte, war natürlich zur Bar zu laufen und sich einen Flasche Vodka zu bestellen. Immerhin musste der Halbrusse diese Chance ja nutzen, nicht? Niemand würde die beiden hier nach ihren Auswiesen fragen, zumindest nahm er das an. An der Bar entdeckte er neben sich jedoch ein bekanntes Gesicht. Er wollte gerade den Namen seines alten Opfers rufen, als ihm eine grandiose Idee kam. Was konnte er am besten? Saufen? Nein, die andre Option, man. Scheiße bauen. Nein. Ich meine, ja. Aber nicht ganz. Leuten Dinge abnehmen! Genau. Und wenn man mal beachtete, dass das shitty Geschenk seines Wichtelpartners sich in seiner Hosentasche befand, so war es definitiv an der Zeit, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Weshalb er in einem unachtsamen Moment nach dem Geschenk des vor einer Weile noch vollgekotzten Jungen griff und es unter seiner Jacke versteckte. Erst, als er sich sicher sein konnte, dass Lutz nichts mitbekommen hatte, wand er sich zu ihm, seines Diebesgut sicher verstaut. "Hey, Pisser, du auch hier? Komm schon, du kannst doch nicht immer noch so einen Bullshit trinken, Alkohol man, ich sag's dir, Alkohol ist das einzig Wahre.. aber man, vielleicht bist du auch einfach noch zu dumm um das zu checken, wer weiß?" Er legte eine Hand auf den Kopf des Braunhaarigen und wuschelte ihm einmal kräftig durch die Haare, viel zu fest, für die Umstände des Kleinen und stand dann auf, um schnurstracks auf einen anderen - Jungen? Mann? Kyle war sich nicht sicher, zuzulaufen und ihm das geklaute Geschenk, zusammen mit einem Zettel, auf dem 'Kostenlose Namensänderung' stand, vor die Nase zu werfen. "Hier, man. Da hast du. Du bist doch Dirk, oder nicht? Was'n Scheiß, wehe du beschwerst dich."


    Als der Blauäugige die Art und Weise vernahm, wie Juliet seinen Namen aussprach, konnte er nicht anders, als ein kurzes Lachen von sich zu geben. Sie war so überrascht, dass es einem fast schon Leid tun konnte, überhaupt so unangekündigt aufgetaucht zu sein. Andererseits, war es aber auch verdammt amüsant, Leute in Verlegenheit zu bringen. Vorallem, wenn man dafür so rein gar nichts machen musste, außer vielleicht anwesend zu sein. "Ganz dunkel?", wiederholte er dann, die Stimme verwundert und ein wenig ins Enttäuschte weichend, wobei man ihm anmerkte, dass er das Ganze alles andere als Ernst meinte, "Wirklich? Ich dachte eigentlich immer, dass ich Leuten ziemlich gut im Gedächnis bleibe..~" Er grinste ein wenig aufziehend und ließ den aufgerichteten Arm dann sinken, um dem Mädchen gescheit gegenüber sitzen zu können und um seine nächste Aktion, das Trinken seines Whiskys, nicht unnötig kompliziert zu gestalten. "Wobei du wahrscheinlich mehr Gründe hattest, mich in eine dunkle Ecke zu schieben, als ich dich, huh?" Erneut ein Grinsen, bevor er einen zweiten Schluck nahm. Vielleicht sollte er ja doch nicht so sehr auf das Gesagte rumreiten, wenn es doch mehr als offensichtlich gewesen war, dass die Blonde sich in der Eile ein wenig verplappert hatte. Wie weit er wohl damit gehen konnte, bis sie die Flucht ergreifen oder ihm vielleicht einen Drink ins Gesicht schütteln würde? Wobei. Letztere Option fiel da bald weg, so wie die Kurzhaarige versuchte die Situation für einen Moment zu überbrücken. Als er ihre Frage hörte, wirkte er für einen Augenblick nachdenklich, sein Blick wanderte kurz zur Seite, musterte schnell alle Menschen im Raum. "Natürlich. Aber, wenn wir mal ehrlich sind - ich kenne immerhin auch jeden in dieser Stadt.", begann er, machte dann eine Pause, um den relativ großen - zumindest konnte man es in beide Hände legen - unförmigen Geschenkpapierhaufen, welchen er eben neben sich auf die Bank geworfen hatte, aufzuheben und vor sich auf den Tisch zu legen, wobei man allein an der Verpackung, die so wirkte, als hätte man auf der Frage der Verkäuferin hin, man solle es einpacken, mit einem schlichten 'Ja' geantwortet, merkte, dass es sicher nicht für einen seiner Liebsten gedacht war. Er zuckte mit den Schultern, stellte seinen Drink auf den Tisch ab und schmunzelte kurz. "Wenn du aber wissen willst, ob mein Wichtel mich kennt - dann nein. Nie gesehen. Weshalb sie wohl auch verdammt verwirrt sein wird, denke ich.." Denken? Wissen war wohl der passendere Ausdruck, aber das zu sagen, hätte dem Gesagten irgendwie den Sinn genommen. Er warf einen Blick auf seinen Gegenüber, dann auf ihren Haufen. "Und bei dir so? Irgendjemanden erwischt, der nicht ganz so zum Kotzen ist?"



    Vor dem Eingang


    Irgendwie hatte die Schwarzhaarige es geschafft, ihrer Frage auszuweichen, was Yuri für einen Augenblick irritierte, doch die Tatsache, dass Suiren stattdessen ebenfalls auf das gigantische Paket zeigte, - womit nun zwei Finger auf den Haufen gerichtet waren, was Yuri lustig fand und deshalb kurz ins Fäustchen lachte - erübrigte wohl jegliche Antwort. "Yuri. Yuri ist der Name unserer Bachgöttin.", half sie dann der Asiatin auf, wobei sie nicht anders konnte, als breit zu lächeln. Göttin war gut. Diese Wesen waren mit Sicherheit um einiges eleganter als sie. Wobei darin ja auch irgendwo der Witz lag. "Hmm..", begann sie dann, absichtlich laut nachzudenken, während sie den verpackten Giganten von oben und unten musterte und sogar eine Runde um das Geschenk machte, die ganze Aktion halbherzig ernst nehmend. Sie legte ihr eigenes, ebenfalls nicht gerade kleines, aber im Gegensatz zur Grauäugigen überschaubares, Päkchen vorsichtig oben drauf und wand sich dann wieder der Schönheit zu. "Wenn du miiiir... dann auch mit meinem hilfst? Sehr gerne!"


    ~Hastig und in einem pastel lilanen Mantel umhüllt, kam die kleine Dame durch die eisige Kälte geschritten, wobei sie hin und wieder starke Probleme damit hatte, nicht von dem viel zu starken Wind weggeweht zu werden. Ihrer flauschigen Kapuze erging es da leider nicht anders, wobei diese weniger Erfolg hatte, der Natur zu widerstehen, als sie selbst, weshalb die Brillenträgerin nach einer Weile auch vollkommen aufgab, sich den Stoffetzen über den Kopf ziehen zu wollen. Viel wichtiger war es sowieso, ihr Geschenk zu beschützen, welches sie den kompletten Hinweg über fest in ihren Armen umschlungen hielt. Zumindest, wenn sie nicht gerade damit beschäftigt gewesen war, an ihrer Kleidung rumzufuchteln. Als Yuri von weitem das gesuchte Gebäude erblickte, wurde aus ihrem leicht angestrengtem Blick ein sanftes Lächeln und ihre leicht höhergelegten Schuhe schwebten noch schneller über den Boden, als zuvor. Die vielen, relativ unnötigen weißen Schleifen, die über das komplette dunkelblaue Geschenkpapier verteilt waren wehten brutal im Wind herum und Yuri war sich sicher, unterwegs die ein oder andere verloren zu haben und auch wenn sie das einen Moment lang traurig stimmte, so was das Ganze doch wieder okay, denn es waren wirklich viele Schleifen. Wahrscheinlich mehr, als Papier und Geschenk zusammen. Bei dem Anblick, den dieser weiße Haufen mit einem Hauch von marineblau bot, konnte man definitiv anzweifeln, dass es sich bei der Schenkerin um eine Frau der Mode handelte. Und wie man das konnte. Aber Yuri mochte Schleifchen nun mal. Sie waren süß. Und wer mochte schon keine süßen Dinge?! Obwohl, in ihrer Manteltasche hatte sie ja noch ein weiteres. Edler, schlichter verpacktes. Ihr Bruder hätte beim anderen geschenk sicher bloß geschmunzelt. Vollkommen in Gedanken über Schleifen und ihren ökonomischen Nutzen vertieft, realisierte die Hellhaarige gar nicht, dass sie verpeilt hatte, ihren Beinen den Befehl des Stehens weiterzuleiten, was unweigerlich dafür sorgte, dass sie plötzlich in etwas weiches lief, ein lautes: "Uff!", von sich gab, ein Stück nach hinten taumelte und dann kopfschüttelnd - immerhin hatte das Ganze sie leicht desorientiert - wieder hoch blickte. "Ah, tut mir Leid, ich wollte nicht-", begann sie, doch die Schwarzhaarige, die sie daraufhin erblickte, brachte sie dazu, inne zu halten, "Baum-Baby! ... Mädchen! Baum-Baby-Mädchen.. aaah.. ich.. ich meine Sue! Sue. Genau." Sie lachte leise über ihre eigene Unbeholfenheit, blickte dann jedoch auf ihr Geschenk runter, dass zum Glück aller noch unbeschädigt war. Wobei.. was war das?! "Ist das.. deins?", fragte sie dann plötzlich, mit dem Finger ihrer gerade freien Hand auf das gigantische Paket zeigend, welches wohl oder Übel zur Asiatin gehören musste.



    ??? ----> Auf einem Barhocker


    ~Immer wenn Rick irgendwo ankam, dann war es offensichtlich und alles andere als schleichend. Aber so sollte es ja sein. Sein Motorrad war laut, auffällig und perfekt. Denn es passte zu ihm und seinem eigenen Auftreten. Zumindest, in solchen Momenten. Momenten, die unwichtig waren und seiner eigenen Unterhaltung dienten. Aber halt, wann dienste etwas schon nicht seiner Unterhaltung? Mit einem leisen Seufzen fuhr sich der Dunkelhaarige durch die Haare, ehe er den Motor seines Fahrzeuges zum verstummen brachte und sich von dem Gefährt erhob. "Hah, gerade noch rechzeitig, was..?", hauchte er zu sich selbst, ein wenig enttäuscht, immerhin wusste er aus Erfahrung, dass bei solchen Veranstaltungen eine gute Idee war, kurz vorm Schluß zu erscheinen, da vorher sowieso kaum etwas los war. Und kaum jemand da. Ausgerechnet heute musste er sich also nicht verfahren. Langsam - immerhin hatten wir nichts, wofür wir uns beeilen mussten - lief der Tierarzt zum Eingang, öffnete die Tür und ließ sie achtlos hinter sich zuknallen, wobei der starke Windzug dabei reichlich mithalf. Ein kurzen Blick in die Runde und er realisierte, dass seine Erwartungen sogar noch unterboten wurden. Eine beachtliche Leistung. Unbeeindruckt von dem Geschehen betrat der Mann den Garderoben-Bereich der extra für die Veranstaltung kostenlos zur Verfügung gestellt wurde und hing dort seinen Mantel auf, hob das geschenk, welches er in der Zwischenzeit auf einen Tisch gelegt hatte unbedacht mit einer Hand auf und mischte sich dann unter das Volk, dessen Geräuschkulisse so gut wie kaum vorhanden war. Doch dann, etwas interessantes. Ein bekanntes Gesicht. Wirklich? Der Dunkelhaarige schmunzelte kurz und kicherte leise in sich hinein, als er zu einem einsamen Tisch schritt, der sich neber einer ebenso einsamen Blondine befand. Eine alte Freundin also. Wobei, das Wort Freundin war wohl schwer zu definieren, vorallem wenn es um den Amerikaner ging oder es eben jenes aussprach. Er hatte sich vorher noch einen Whisky Cola bestellt und wand dann seinen Kopf, welchen er auf der Handfläche des einen Armes abgelegt hatte, zum Mädchen vor sich. "Hey, Juliet. Erinnerst du dich noch an mich?", fragte er dann, in seinem Gesicht der Ansatz eines Grinsens und Belustigung in seiner Stimme mitschwingend.


    "Oh noooooooooooooooooo..", murmelte die Lachshaarige leise, als sie die Worte ihres Weggefährten vernahm und sich beide Hände vor die Augen schlug, so wie ein kleines Kind, das unbedingt verhindern wollte, die harte Realität zu erblicken, da es dachte, solange es diese nicht sehen konnte, wäre diese auch nicht existent. Doch die lauten Geräusche, die die Absätze der Angestellten auf dem Boden hinterließen, - Absätze? Was hatten diese eigentlich an einer Krankenschwester verloren? - verdeutlichten ihr schnell, dass sie mit ihrer Taktik höchstwahrscheinlich nicht weit kommen würde. Mit ein paar unmotivierten Geräuschen nahm sie ihre Hände wieder runter und starrte direkt in die Augen der leicht angepissten Schwester, welche ebenfalls den Arm hoch und den Beiden andeutete, das Zimmer sofort zu verlassen. Yuri wollte gerade irgendwelche Worte rauspressen, stottern, sich entschuldigen, - wobei sie sich fragte, wieso die Angestellte noch kein Wachpersonal gerufen hatte, immerhin waren sie durch die verfluchten Lüftungsschächte geklettert - doch zur Überraschung der Näherin teilte die ältere Frau ihnen mit, dass sie mit sofortiger Wirkung entlassen waren. "..Huh?!", entkam es ihr, überrascht, aber auch freudig, wobei sie so vertieft darin war, sich zu Dirk umzudrehen und ihn aufgrund ihrer endlich erlangten Freiheit anzustahlen, dass sie gar nicht mitbekam, dass die Pflegerin ihnen noch erklärte, dass dies bloß an ihrer unglaublichen Zumutbarkeit lag und sie auf eigene Verantwortung das Gebäude verlassen würden. Die Abneigung dieser Frau war mehr als offensichtlich. Aber wen kümmerte es? Man durfte nach Hause! Wobei, war es nicht gerade um die 4 Uhr morgens? Yuri wand sich wieder zu der Dame, die noch immer Richtung Ausgang deutete, bestimmend. "... Ich glaube wir sollten.. uns beeilen??"


    Ehrlich gesagt fehlte er der Lilahaarigen momentan ein wenig an der Fähigkeit, dem kompletten Gespräch oder gar dem gesammten Geschehen zu folgen, weshalb sie sich zunächst auch mal überhaupt nicht die Mühe machte, das Wort zu erheben. Einzig und allein die Begebenheit existent, dass man sie allem Anschein nach nicht gehen lassen wollte - zumindest hörte sie empörte Tonfälle in noch empörter klingenden Lauten, gefolgt von ein paar Bewegungen, doch was bewegte sich da? War es sie selbst? Möglich. Höchst wahrscheinlich, sogar. Zumindest würde es einiges erklären, mitunter, warum ihr ein leichter Schwindel in den Kopf stieg. "Unsere Familie wurde auch schon von besseren Tagen beseelt, meine Werteste..", entkam es ihr lediglich, als leises Murmeln, dass so flüchtig war, dass man es mit Leichtigkeit als unwichtig hätte abstempeln können, doch wer genauer hinhörte, der konnte einen Hauch von Melancholie erblicken, welche auf ihre eigene Weise ansteckend war. Ob sie auf den Verlust einiger Angestellten hinwies, die bei den letzten, großen Kämpfen ihr Leben ließen? Erwägungswürdig, doch zu Zweifeln verdammt. Ihre Worte hatten eine tiefere, viel innigere Bedeutung, doch all dies hatte keinen Wert, denn so schnell wie ihre Worte gesprochen waren, so schnell war all jenes, für das sie standen, verflogen. Die Butlerin gab einen geräuschlosen Laut von sich, als sie auf etwas plaziert wurde, bedachter als erwartet, doch trotz allem überraschend. Ein Bett? Nein, wohl kaum. Vollkommen falsche Konsistenz. Ein Stuhl? Holz? Schröde, unflexibel. Diese Antwort schien aufzugehen. Stille. Nein, falsch. Aus der Ferne, eine Geräuschkulisse, die an Tage aus der alten Heimat erinnerten. Doch was meitne sie mit Heimat? Es erinnerte an die Villa ihrer Herren, doch war dieser Ort solch einer Bezeichnung überhaupt gerecht? Zumindest kamen Bilder eben jenes Platzes auf, als sie Odettes Arbeit vernahm. Waren sie beruhigend? Sie wusste keine Antwort. Unwissend, unsicher - fatale Eigenschaften. Das Mädchen wollte seufzen - doch, zu müde. Keine Kraft und keine Aussagen zu machen, denn ihre innere Gedankenwelt war einfach eben jenes - ihres, und verinnerlicht. Sie mit äußerlichen, für alle einsehbaren Emotionen zu beschmücken, sinnlos und ohne Bedeutung. Chlorica öffnete die Augen, nicht ganz, nur schwach, so weit, wie es ihr möglich war, doch weit genug, um ihren Zweck zu erfüllen. Ausdruckslos blickte sie ihren Kollegen an, gab keine Antwort auf seine in den Raum geworfene Frage. Herzlos, kalt, abweisend. Eigenschaften, mit denen man die Angestellte hätte malen können. Es war lästig, selbst ohne Kommunikation kommunizieren zu können. Selbst wenn man nichts tat, gab man damit eine Botschaft von sich. Absurde Regeln, auf einem noch viel absurderem Spielbrett. Plötzlich, unerwartet, stand das Mädchen auf, nicht schnell, aber schnell genug, um ihren gegenüber zu verdutzen. Es war nicht einfach zu laufen, wenn man ins Reich des Träume gezogen wurde. Nicht einmal, sich ans Weltliche zu krallen. Doch Chlorica schaffte es trotz allem, diesen Weg zu gehen und sich auf den Stuhl nieder zu lassen, welcher sich direkt neben dem Blauhaarigen befand. Ein unschönes Knarren, ihr Gewicht sorgte einen Moment lang dafür, dass Reibung entstand. Holz an Holz war keine gute Kombination. Vielleicht sollte sich das jemand notieren? "Aaah..", flüchtete sich ein Laut aus ihrer Kehle, bevor sie sich zur Seite fallen ließ und ihr Kopf sanft auf Vishnals Schulter landete. Ruhig, gelassen, friedlich. Genauso wie ihre Atmung, die ein Ebenbild des Mädchens darstellte. Zumindest für den Moment. Friedlich hatte was. Manchmal. Wieder ein lautslosen Seufzen. Hier waren wir wieder - zurück zur Melancholie also? Müde schloss die Waffennarrin ihre Augen wieder, atmete einmal tief aus und wieder ein, bevor sich ihre Atemwege ihrer Stimmung anpassten. "Es ist nicht deine Schuld.", begann sie dann und die Worte kamen plötzlich, unerwartet, doch die Art, wie sie sie aussprach, sie klang irgendwie tröstlich, mitfühlend. "Außer dir fehlt mir in unserer derzeitigen Lage einfach jegliche Person, die ich für das Disaster, welches vor meinen Augen stattfindet, verantwortlich machen kann. Bist du denn wirklich so blind entgegen der Tatsache, dass unser Haus vollkommen leer ist..? Außer uns ist kaum einer mehr da. Gestorben, verschwunden, geflohen. Wir sind so ziemlich die Einzigen, die noch an ihrem Platz sind. Und während ich mich mit der harschen Realität rumschlagen muss, darf ich dabei zusehen, wie deine Gütmütigkeit und naive Ader all das Unglück um ins herum ignoriert, ausblendet oder es einfach nicht versteht..? Möglicherweise steckt irgendwo in mir ein Keim von Neid, vielleicht ist es aber auch ein Keim voll Zorn. Verstehe einer den menschlichen Verstand, ich kann dir keine Antwort nennen. Ich bin erschöpft. Ich bin entsetzt, verstimmt, erzürnt. Und unzweifelhafter weise bin ich ein wenig einsam. Du bist der Einzige, der noch geblieben ist, Vishnal. Bin ich denn wirklich so sehr zu verachten..?" Es war das erste Mal, dass sie ihren Gefährten bei seinem richtigen Namen angesprochen hatte.


    ~ Mit der Kapuze seines Mantels tief ins Gesicht gezogen, fuhr der Dunkelhaarige durch die unebene Straße des Waldes, welche durch den Regen vollkommen durchnässt und noch wirrer als sonst wirkte, jedoch auch die sonst so auffälligen, ohrenbetäubenden Geräusche seines Motorrades verschluckte. Wohin genau er fuhr, das wusste er nicht. Zum einen, wegen seines, oft erwähnten, beschissenen Orientierungsinns und zum anderen, aufgrund der Tatsache, dass er einem Gerücht nachgehen wollte, von welchem er sich relativ unsicher war, ob es stimmte. Natürlich, man konnte einen gewissen Wahrheitsgrad in Erwägung ziehen - es wäre nicht einmal wirklich unwahrscheinlich gewesen, sie hier anzutreffen, doch eine Frage würde in diesem Falle noch offen stehen: Was hatte sie hier verloren? Eine laune der Natur? Langeweile? Irgendein perfider Plan? Möglich. Sogar ein wenig erfreulich. Rick gab ein kurzes, durch die Geräuschkulisse fast lautloses Zischen von sich, als er über einen dicken Ast fuhr und das laute Knacken für einen Moment seinen Aufenthaltsort hätte preisgeben können. War es auffällig? Er war sich nicht sicher. Wusste nicht, wie weit die Fähigkeiten der gesuchten Dame reichten. Oder inwieweit sie sich für solch banale Dinge überhaupt zu interessieren hatte. Gott, er wusste ja nicht einmal, ob sie hier, an diesem Ort, überhaupt existierte! Es war ein Glücksspiel. Sollte er falsch kalkuliert haben, so musste er sich eine neue Route zusammensuchen. Das könnte lästig werden. Aber wer wäre er denn, wenn er sich von solchen Gegebenheiten aufhalten lassen würde? Außerdem, wenn es um Glück ging - dann konnte der Mann meist nur gewinnen. Es sollte teilweise verboten werden, so unverschämt viel Glück zu haben. Er wurde ja Lotto spielen, wenn sein Kontostand ihm nicht vollkommen egal gewesen wäre. "Shit..", murmelte er dann jedoch leise, als der Schutz des flauschigen Stoffes einen Moment nicht gereicht hatte und ein paar verlorene, saure Regentropfen in seine Streifschusswunde fielen, sie zum Brennen brachten und die ruhende Wunde wieder zum Bluten anregten. Er fuhr noch ein paar Minuten länger, bevor er unter einem Baum, groß genug, um sein Gefährt von den Wettergegebenheiten zu schützen, zum Stehen kam und von diesem abstieg. Seufzend wischte der Amerikaner sich das Blut aus dem Gesicht, ignorierte den Schmerz, welchen die unschöne Wunde verursachte. Vielleicht hätte er ein wenig vorsichtiger sein sollen, denn der Name seiner Verletzung gab ihr alle Ehre. Gestreift war gut. Ein bisschen weiter nach rechts und er hätte sich von seinem linken Auge verabschieden können. Wobei, ihm war es im Endeffekt ja besser als Cedric ergangen. Ja, definitiv. Er kicherte leise in sich hinein, der Gedanke zwang ihm ein Grinsen auf. Gemächlich schritt der Arzt durch die Fauna, ziellos, zeitlos. Nebenbei zog er sein Handy raus, suchte in ihm nach einer bestimmten Nummer, die zwischen all den anderen ziemlich verloren schien. Es war fast schon traurig - wie einfach man an all die Daten anderer kam. Die Leute sprachen zu viel, zu wenig und zu unbedacht. Es hing gänzlich von der Situation ab. Informationen zu bekommen, war viel zu einfach, wenn man es nur wollte, wenn man wusste wie und wenn man aufmerksam war. Der Blauäugige grinste breit, als er die gewünschte Nummer fand und überlegte einen Moment lang, was er schreiben wollte. Nicht, dass er das zu machen brauchte. Er wusste von Anfang an ganz genau, welche Worte er wählen würde - in beiden Fällen. Ob er das Gerücht der plötzlich aufgetauchten Person bewahrheiten würde, oder nicht. Aber leider konnte er den Text nicht verfassen oder gar abschicken, bis sich die Blonde zeigen würde. Oder eben mit Abwesenheit gänzen. "Huh?", entkam es ihm deshalb, als er tatsächlich eine Hütte im Wald fand. Was nichts heißen musste - es aber konnte. Langsam, aber nicht vorsichtig schritt er auf das hölzerne Gebäude zu, kam kurz vor diesem zum Stehen. War das die Hütte der Hexenprinzessin? Oder einfach bloß eine ganz gewöhnliche, uninteressante Waldresidenz? Die Frau musste ja nicht einmal Zuhause sein. Und bei Gott, erfreut über Menschenbesuch, würde sie gewiss nicht unbedingt sein. Schließlich konnte sie sich ja leisten, ein vorschnelles Urteil zu fällen. Magische Kräfte waren schon ein unfaires Spiel. Doch das machte Rick Hexen nicht zuwider. Irgendwie, ja, belustigte es ihn. Man konnte auch in einem unfairem Duel gewinnen. Auch wenn er gerade definitiv nicht auf ein Duel hoffte. Das wäre absurd, lebensmüde - verdammt dämlich. Ein paar Sekunden blieb der Junge ruhig, wortlos, klanglos im Wald stehen, blickte kurz nach Oben, zum Himmel, ließ die Regentropfen in sein Gesicht fallen. Dann wand er seinen Blick wieder geradeaus, der Kopf jedoch leicht zur Seite geneigt. "Sherry?", fragte er dann, nicht laut, nicht leise, in einem vollkommen gewöhnlichem Tonfall. Fragte nach der launischen Natur, welche er nie persönlich getroffen hatte. Okay, er war mal in ihr altes Schloß eingebrochen, zusammen mit Suiren, aber das war eine andere Geschichte. Eine die vielleicht unerwähnt bleiben sollte, schließlich wurde man ja nicht erwischt. Obwohl, vielleicht wusste sie ja davon? Die Möglichkeit schloss Rick zumindest nicht aus. Doch wen interessierte das schon? Gerade galt es, nicht die Missgunst eines Hexe zu erlangen, noch ehe man sich dieser präsentieren konnte.


    (Wir tun mal so als hätte ich vorher nicht nur T-shirt Bilder benutzt °-°)
    "Huh? Also doch nichts zu sagen?", fragte er, mit einem leicht enttäuschen Unterton in der Stimme, als sein Freund tatsächlich kein Wort von sich gab, trotz all der Mühen, die der Braunhaarige sich gemacht hatte! Der Student machte doch alles nur komplizierter, indem er nicht mit ihm kommunizierte! Nicht? Stille Leute waren so anstrengend! Vielleicht sollte er dem Blonden noch eine Kugel verpassen und ihm erneut eine Frage stellen - eventuell würde das ja helfen? Vielleicht war Cedric nur schüchtern? Oder aufgeregt? Stimmt, das hier war für ihn immerhin das erste Mal! Wahrscheinlich wusste er nicht, was er machen oder sagen sollte. Der Arzt sollte so gnädig sein und ihm die Antworten verraten. Ja. Das war's - genial! "Hey, probier's mal mit: Nein, Rick! Bitte! Ich will nicht sterben oder elendig verroten! Bitte! Ich flehe dich an, bring mich ins Krankenhaus! Auch wenn es überhaupt keinen Sinn für dich machen würde, eben jenes zu tun! Aber verdammt, bitte, rette mich! Oder nein, lass mich zu meiner geliebten Ran, ins nächste Leben wandern! Ja. Letzteres gefällt mir am Besten. Ich wette nämlich mit dir, dass du dir für einen Moment sowas in der Art gedacht hast, nicht?" Er grinste, dann lachte er ein wenig ironisch vor sich hin. Er war sich ehrlich gesagt nicht sicher, ob Cedric verstand, was er sagte. Einen Teil, wahrscheinlich. Immerhin hatte der Junge zugegebenermaßen teilweise besseres zu tun, als auf dem Schrott, welchen er gerade nur von sich gab, um die möglichen Mordgedanken des Mannes unter seinen Füßen zu steigern, zu lauschen. Rick seufzte einmal laut und rückte sich gescheit auf sein Gefährt zurecht. "Wenn du gerade tatsächlich auch nur dazu in der Lage wärst, Krankenhaus zu hauchen, würde ich dich ehrlich gesagt sogar zu einem schleifen.. ich meine, das klingt doch fair, oder? Es würde Kampfgeist von dir zeigen! Du hättest es dir verdient. Aber nein. Dazu wird es ja sowieso nicht kommen.." Der Dunkelhaarige zog die Kapuze seines Mantels über seinen Kopf, einfach um noch ein paar Sekunden länger auszuzögern, da er eine Pause zwischen seinen Worten erzeugen wollte. Was auch offensichtlich für Ced gewesen wäre, nur leider hatte er gerade seine Prioritäten mit dem Vesuch, nicht zu verrecken. Und nass zu werden. Wobei Rick ja genauso nass war. Was die Aktion mit der Kapuze noch unnötiger machte, als ohnehin schon. "Ahh, im übrigen, keine Sorge. Ich hab' mir schon eine Freundin ausgesucht, die sich um dich kümmern wird. Ich schick sie gleich rüber, ja? Wenn sie zu spät kommt und du schon verblutest bist, beschwer dich bloß nicht bei mir. Es lag wahrscheinlich an ihrem Lernplan, auch wenn ich extra erwähnen werde, dass sie sich beeilen soll. Ich wusste ja schon immer, dass das Schulsystem tödlich ist.~" Er startete den Motor, hob eine Hand zu seiner üblichen Verabschiedung und machte dann eine scharfe Kurve um sein Opfer herum, ehe er hämisch grinsend davon fuhr. ~