Beiträge von Zyprim

    Darren & Yumi - Yumis Zimmer

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    Ganz der Schauspieler lies er sich auf die von ihm erdachte Situation ein - auf das Szenario in dem er ihr ein Plätzchen frei hielt in seinem Zimmer. Yumi rollte nur die Augen als er seine Enttäuschung diesbezüglich zum Besten gab und fügte dem Ganzen nichts mehr hinzu. Ohnehin war das so gesehen keine neue Situation zwischen ihnen. Immer wieder fanden sich die Beiden in ausgedachten Szenarien wieder - jeder jonglierte mit Worten - den eigenen so wie den Worten des Anderen. So lange bis sie ihnen in den Kram passten. Sie waren stur. Jeder für sich. Daran gab es nichts zu rütteln. So bescheuert seine Worte auch waren - sie musste ein kleines bisschen Schmunzeln. Insgeheim. Ganz für sich. Als sie ihm den Rücken zugewandt hatte. Es wäre gelogen wenn sie behaupten würde, dass sie an diesen kleinen Spielereien zwischen ihnen keinen Gefallen gefunden hätte. Das hatte sie durchaus. Leicht schüttelte sie den Kopf als das theatralische Seufzen über die Lippen des Anderen kam, der wohl völlig in seiner Rolle aufging. Die Leichtigkeit zwischen ihnen war nicht lange von Dauer. Sie machte einem viel schwereren Thema Platz. Ein Thema, dass schrecklich viel Raum einforderte. Ein Thema, dass wie eine dunkle Wolke über ihnen schwebte und doch waren sich wohl beide Seiten bewusst, dass es nicht totgeschwiegen werden konnte. So hatte Darren und auch Yumi noch etwas dazu hinzuzufügen. Wie beinahe immer waren sie unterschiedlicher Ansicht. Yumi für ihren Teil konnte seine Denkweise nicht nachempfinden. Egal wie oft er es ihr erklärte. Für sie machte es keinen Sinn. Sein Handeln. Sein Tun. Umso mehr überraschte es die Blonde als er meinte zu wissen, dass es nicht seine Aufgabe war sie zu beschützen. Ihre Blicke trafen sich für diesen winzigen Moment bevor er fortfuhr und es nun an ihr war den Kopf zu schütteln. Voller Unverständnis für sein Handeln. Sein Blick war voller Wärme - voller Überzeugung - voller... Nein. Sie senkte den Kopf und wandte sich wieder ab. "Verschwende lieber nicht deine Zeit..." kam es knapp über die Lippen der Blonden - spürte aber zugleich das warme Kribbeln, welches ihren Körper durchflutete. Als er diese Worte aussprach. Sie auch so zu meinen schien. Im nächsten Moment schienen den Schauspielstudenten jedoch die Worte zu fehlen. Er schwieg einen Moment zu lange als sie ihn auf seine Lüge ansprach. Natürlich schwieg er. Dafür gab es keine Erklärung. Nicht einmal für Jemanden dessen Job es war zu lügen - den Zuschauern eine Rolle glaubhaft zu machen, die es so gar nicht gab. Sie hatte sich ihm wieder zugewandt - ihn mit ihren Blicken gefangen genommen. Ihr entging nicht die kleinste Regung in seinem Gesicht. Darren presste seine Lippen aufeinander - suchte gedanklich wahrscheinlich nach irgendwelchen Ausflüchten oder gar Erklärungen, welche die Lüge irgendwie rechtfertigten. Ein abfälliger Laut verließ die Lippen der jungen Erwachsenen. "Was...? Hast du auch nur gelogen um mich zu... beschützen?" Das letzte Wort spuckte Yumi ihm abwertend vor die Füße um ihm klarzumachen wie absurd dieser Gedankengang war. Statt sich zu verteidigen schwieg Darren jedoch, senkte kurz sein Haupt nur um sich folgend ein Grinsen zu verkneifen. Ihre Augen weiteten sich als sie seine Worte vernahm die schließlich folgten - seinen Blick auffingen. Er strahlte - hielt ein breites Grinsen nur zurück indem er sich auf die Unterlippe biss. Yumi wich zurück, runzelte folgend die Stirn und schüttelte den Kopf. "Bild dir darauf bloß nichts ein..." Sie schnaubte - dachte jedoch daran zurück, dass es wirklich etwas mit ihr gemacht hatte seine Nachrichten zu lesen - täglich. Manchmal hatte sie sich sogar dabei erwischt, dass sie darauf gewartet hatte - irgendwie zumindest. Das Grinsen wollte aus seinem Gesicht jedoch gar nicht mehr verschwinden - fast so als wäre es die Bestätigung auf die der angehende Schauspieler schon so lange gewartet hatte. Wie die Küsse, die sie folgend austauschten. Die sie irgendwie ja vermisst hatte. Ein kleines bisschen. Vielleicht. Beinahe wäre ihr ein enttäuschter Laut über die Lippen entkommen als Darren sich von ihr entfernte - sich folgend auf ihrem Bett niederließ als wäre es selbstverständlich. Noch immer spürte sie den Druck seiner Lippen an ihrem Hals - war dazu verleitet jene Stelle mit ihren Fingern abzutasten aber unterließ es - kam ihm folgend näher und lies das Thema um die Hauptrollen in ihrem Film noch einmal aufleben. Spielte vielleicht ein kleines bisschen mit dem Lockenkopf. Er war immerhin ein anständiger Mensch - würde sich nicht auf eine flüchtige Affäre einlassen - richtig? Er war immerhin der Gute in dieser ganzen Geschichte. Von ihm erwartete man das er ablehnte. Wenn das Ganze hier ein Film wäre zumindest. Aber das Leben war nicht wie im Film. Das machte Yumi dem Anderen doch immer wieder klar. Versuchte es zumindest. Leise hauchte sie Worte gegen seine Lippen - provozierte ihn - reizte ihn. Sie spürte sein Schmunzeln - eine leichte Berührung ihrer Lippen. Spürte jeden Atemzug, der auf ihrer Lippen kribbelte und von dort ausgehend ihren ganzen Körper erschaudern ließ. Gerade als sie ihm antworten wollte packte der Dunkelhaarige sie am Arm - zog sie zu sich - auf seinen Schoß. War es der Überraschungsmoment, der es nicht zuließ, dass sie sich wehrte - sie seinem Griff auskam? Oder steckte noch viel mehr dahinter? Überrascht hatte Yumi die Augen aufgerissen - begegnete seinem Blick, der über ihr Gesicht wanderte - jeden Millimeter abzutasten schien. Noch bevor sie irgendetwas sagen konnte, hatte Darren seine Arme um sie geschlungen, seinen Kopf gegen ihre Brust gelehnt - ihrem Herzschlag lauschend. "Wie kannst du dir so sicher sein?" hinterfragte Yumi die Worte des Anderen schließlich - ließ ihre Hände an seinem Rücken nach oben wandern - spürte seine Wärme so dicht an ihrem Körper. Ihre Worte waren nur ein Flüstern. Mehr war nicht nötig - so nah wie sie einander waren. Einen Moment schloss Yumi die Augen - legte ihren Kopf auf dem seinen ab. Sie genoss es wie sich seine starken Arme um sie gelegt hatten - wie er sie an sich drückte. Der Duft seines Shampoos ihre Nase kitzelte. Ein Moment verging. Ein zweiter in denen sie so verweilten. In denen sie es zuließ das er ihr auf diese Weise nahe war. Doch schon im nächsten Moment zog sie ihn an seinem Pullover etwas von sich weg. Ihr Blick kreuzte flüchtig den seinen, Für einen Moment wirkte er irritiert bevor sie ihre Arme um seinen Hals schlang und ihn an sich zog. Ihre Lippen prallten auf die seinen. Atemlos. Während eine ihrer Hände sich in seinen Locken vergrub - sich darin vielleicht auch ein wenig festkrallte - nicht unbedingt sanft. Das war falsch. So unfassbar falsch. Aber im Moment fühlte es sich so richtig an. Ihre Beine pressten sich an seinen Körper. Sie spürte jeden Zentimeter ihres Körpers an denen sie sich berührten. Hitze schoss durch ihren Körper. Sie löste sich von seinen Lippen. Sein Geschmack blieb auf ihnen zurück. Der Blick ihrer blauen Augen wanderte über sein Gesicht. "Wollen wir wetten...?" Ein herausforderndes aber auch siegessicheres Funkeln strahlte ihm entgegenwährend sie beide Hände an sein Gesicht legte, ihre Fingerkuppen über die rauen Bartstoppel glitten während ihr Daumen kurz über die Lippen strich, die sie gerade eben noch geküsst hatte.

    Vor dem Laden für exotische Güter - Beatrice & Eric - gehen

    Das hübsche Fräulein schien über seinen Vorschlag nachzudenken. Zumindest hatte es den Anschein wenn man sich ihre Mimik und Gestik so anschaute. Und das tat er. Seine dunkelbraunen Augen wanderten über das Gesicht des Mädchens, welches seine Aussage mit nahezu theatralischen Gesten untermalte. Fast so als wäre sie eine Schauspielerin. Vielleicht gehörte das aber auch einfach dazu wenn man dem Adel angehörte. Vielleicht war man irgendwann so sehr in seiner Rolle, die man nach außen hin präsentieren wollte oder gar musste, dass es einem gar nicht mehr gelang sie abzulegen. Bei Sophia war ihm das bisher nie so sehr aufgefallen. Sie war auch einnehmend auf ihre Art und Weise. In ihrem Antlitz. Ihrer Ausstrahlung. Sie spielte mit ihrem Haar während sie seinen Blick erwiderte, seine Worte hinterfragte und schließlich ein süßes Kichern ihre Lippen verließ als sie ihre Vermutung ausgesprochen hatte. Eric hob beide Augenbrauen. Ein belustigter Laut verließ seine Lippen, wurde zu einem Lachen, ehe er sich mit einer Hand über den Hinterkopf fuhr, seine Haare ein wenig verwuschelte weil allein die Vorstellung, die dieses Mädchen von ihm zu haben schien fast schon unangenehm war. "Wirke ich etwa so?" hinterfragte der Dunkelhaarige schließlich und hätte sich keineswegs in diese Kategorie Menschen eingeordnet. Ihre Hand berührte seine Schulter, ehe das Fräulein abwinkte. Das Ganze als Scherz abtat. Sie nahm kein Blatt vor den Mund soviel war sicher. Wortlos lauschte er ihren Worten - lies sie sich durch den Kopf gehen. War er das? Treudoof? Aus ihrem Mund klang es vielmehr nach einer Beleidung. Selbst als sie es im nächsten Atemzug schön redete. Ihre Worte brachten ihn zum Nachdenken, keine Frage. Vor allem wenn er an seine Auseinandersetzung mit dieser Elfe damals dachte. Greta? So war doch ihr Name, richtig? Vielleicht hatte genau dieses Vertrauen dazu geführt, dass Dorothy und er damals überfallen worden waren. Ein nachdenklicher Laut verließ seine Lippen während er gedanklich einen Moment abdriftete. Er nickte zustimmend als das Fräulein, welches sich als Beatrice vorgestellt hatte, das Thema schloss in dem sie es als schwierig bezeichnete. Das war wohl wahr. Sie bestätigte seine Vermutung, dass man es als Teil des Adels bestimmt noch schwerer hatte - zumindest was das Vertrauen in die Mitmenschen anging. Folgend musterte sein gegenüber ihn genau - funkelte ihn durch ihre zugegebenermaßen hübschen blauen Augen an. Er erwiderte ihren Blick als ein Grinsen sich auf seine Lippen malte. "Würde Jemand, der es auf euren Met abgesehen hat, das direkt ansprechen...?" gab er folgend zu bedenken - lies sich auf ihr kleines Spielchen ein, bei dem er wohl die Rolle des Bösewichts hatte. Eindringlich erwiderte er den Blick des Mädchens. Eine ernste Miene. Bevor sie letztendlich wich und sich seine Gesichtszüge entspannten. "Zum besten Met der Stadt würde ich aber auch nicht nein sagen..." Fast so als würde er sich das Szenario noch einmal genauer durch den Kopf gehen lassen, strich sich der junge Jäger über das Kinn und stimmte folgend in das Lachen der Anderen mit ein.

    Eric war froh darum, dass sie das Thema Amnesie nicht näher ausführten. Das war ein Teil seines Lebens, der ohnehin schon genug Raum einnahm. Mehr als er es wollte. Als Beatrice ihm versicherte, dass sie auf sich selbst aufpassen konnte hob er überrascht die Augenbrauen und verschränkte die Arme vor der Brust. "Achja?" hinterfragte Eric die Worte des Mädchens. "Ich dachte immer wenn man so gut betucht ist hat man Jemanden, der das für einen erledigt..." Der Duft ihres Parfums stieg dem jungen Mann in die Nase als sie sich in seine Richtung lehnte. Blumig. Einnehmend aber nicht aufdringlich. Die Vorstellung, dass Jemand von der Adelsfamilie auf der Straße landen könnte, war fast schon unrealistisch. Natürlich hatten sie gewiss die selben Probleme wie die Normalsterblichen aber am Ende war es doch sehr hilfreich wenn man ausreichend Geld auf der Seite hatte. Er war sich sicher, dass Beatrice nicht auf der Straße gelandet wäre. Nicht hier in Trampoli. Gewiss hätte sie Jemand aufgelesen - ihr Obdach angeboten. War es in anderen Städten schwieriger? Forschend wanderte sein Blick über das hübsche Gesicht der Anderen. "Woher kommt ihr?" Auf der Suche nach seiner Vergangenheit war er weit gekommen - letztendlich wieder hier gelandet aber vielleicht kannte er die Stadt aus der die Adelige kam. Vom Hörensagen oder vielleicht war er selbst schon dort gewesen. Beatrice sah ihn folgend an als er ihr anbot sich ihre Sorgen von der Seele zu reden. Er war nicht so naiv zu glauben, dass sie Niemanden hatte mit dem sie reden konnte. Oder doch? Manchmal war man in seinem goldenen Käfig doch einsamer als es nach außen hin den Anschein hatte, richtig? Eric wollte gerade hinterfragen wie er ihr beweisen sollte, dass sie ihm vertrauen konnte als sie fortfuhr - die Antwort auf eine nie gestellte Frage gab. Seine Augenbrauen schnellten nach oben. "Macht es mich denn vertrauenswürdiger wenn ich dich einlade?" Er runzelte irritiert die Stirn aber musste dann amüsiert glucksen, lies seine Hände in seinen Hosentaschen verschwinden. Seine Lippen hatte er zu einem Schmunzeln verzogen ehe er sich leicht zu ihr lehnte. "Oh, das ist leicht..." Eine kurze dramatische Pause folgte. "Es gibt hier nur einen Gasthof..." Er hob die Schultern und deutete dem Mädchen an ihm zu folgen. "Aber ihr habt Glück...." kam es über die Lippen des Dunkelhaarigen als er ihr bereits den Rücken zugewandt hatte. "...der ist zufälliger Weise auch der Beste." Ein Lachen drang aus seiner Kehle. Ob er ihren Ansprüchen gerecht werden konnte? Unwahrscheinlich.

    Darren & Yumi - Yumis Zimmer

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    Offensichtlich amüsierte es den Schauspielstudenten, dass sie ihr kleines Gedankenkonstrukt um Marie Kondo weiterführte und es nicht einfach fallen lies. Zwar kamen sie dadurch auf ein Thema, welches eigentlich lieber stillgeschwiegen wurde aber die Blonde lies es sich sowieso nicht nehmen ihn bei jeder Gelegenheit darauf hinzuweisen, dass sein Interesse an ihrer Person völlig unvernünftig war. Schwerfällig seufzte Yumi und lies sich auch weiterhin auf das beiläufige Geplänkel ein. "Nicht wirklich. Ich hätte damit rechnen sollen, dass sie hoffnungslos verloren ist..." Sie zuckte mit den Schultern. Flüchtig trafen sich die Blicke der Beiden - sagten so viel mehr als das was sie wirklich aussprachen bevor sie sich wieder von ihm abwandte. Sie führten das Thema nicht länger aus - waren sowieso unterschiedlicher Meinung was das anging. Daran hatten offensichtlich auch die vergangenen Wochen nichts geändert in denen sie einander nicht gesehen hatten. Wochen, in denen er ihr nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus täglich geschrieben hatte. Wochen, in denen sie nie geantwortet hatte. Und doch stand er jetzt hier in ihrem Zimmer - lies immer noch nicht locker obwohl sie ihn mehrmals von sich gestoßen hatte. Ihre widersprüchlichen Signale waren dafür verantwortlich. Die Tatsache, dass sie ihn doch immer wieder an sich ranließ nur um ihn im nächsten Moment wieder aus ihrem Leben zu verbannen. Währenddessen versicherte Darren ihr, dass er sich sehr wohl an seine eigenen Ratschläge hielt. Erst kommentierte Yumi es nur mit einer hochgezogenen Augenbraue doch als der Lockenkopf fortfuhr kam ihr doch ein belustigter Laut über die Lippen - gefolgt von einem verständnislosen Kopfschütteln während sie in ihrem Tun kurz innehielt - nicht zuletzt um ihn anzusehen. Nur für einen Moment. "Das wäre aber schade wenn du diesen 'Platz' ungenutzt lässt - wo er doch nicht gebraucht wird..." Eine klare Ansage. Eine ablehnende Haltung. Sie diskutierte gar nicht erst mit ihm darüber, dass sie nicht eifersüchtig war. Sie diskutierte auch nicht über die Tatsache, dass sie keinen Platz in seinem Zimmer hatte. Sie stellte einfach klar, dass er diesen Platz, den er glaubte für sie frei zu halten, durchaus anderweitig vergeben konnte - das es ihr nichts ausmachte. Und doch stieß ihr der Gedanke, dass sein Prinzesschen gleich im nächsten Augenblick jene Lücke füllen würde, bitter auf. War doch praktisch. So hatte sie es nicht so weit in die Schule. Vorausgesetzt ihre Eltern erlaubten es ihr. Nicht das sie am Ende Hausarrest bekam. Nichts davon sprach sie aus und doch amüsierte sich Yumi im Stillen über diesen Gedankengang. Zumindest ein bisschen.

    Darrens folgende Worte irritierten die Blondine im ersten Moment ein bisschen. Das Grinsen auf seinen Lippen, welches er anscheinend verbergen wollte, es ihm aber nicht einmal ansatzweise gelang, verriet seinen Gedankengang. Yumi seufzte und verdrehte die Augen. "So war das nicht..." versuchte sie das Missverständnis zu klären aber unterlies es dann doch. Der Musiker verstand mal wieder nur das was er wollte. War ja nicht das erste Mal. Sie kam jedoch nicht dazu sich darüber zu ärgern weil sie längst beim nächsten Thema angekommen waren. Alex und ihre vermeintliche zweite Chance hinter sich gelassen hatten. Das nachfolgende Thema war jedoch nicht weniger schwer. Generell war alles zwischen ihnen schwer. Im Vergleich zu der Leichtigkeit mit der die ganze Sache angefangen hatte. Sie sprachen über jenen Abend damals. Darren hatte die Stimme erhoben. Ungewohnt schroff kamen die Worte über seine Lippen als wäre er verärgert darüber wie leichtsinnig sich die Blonde verhielt. doch es dauerte nur Sekunden bis seine Stimme wieder die gewohnt Sanftheit inne hatte. Ihre Augen wurden einen Moment größer als die folgenden Worte seine Lippen verließen. Du bist mir wichtig. Sie spürte wie ihr Herz einen Satz machte bevor es ein wenig schneller weiter schlug. Der Blick ihrer blauen Augen huschte über das Gesicht ihres Gegenübers, der mittlerweile ins Stocken geraten war - offensichtlich nicht die Worte fand, die er gerne ausgesprochen hätte - oder auch nicht. Kurz öffneten sich ihre Lippen einen Spalt aber es kamen keine Worte heraus. Ohnehin hätte sie nicht gewusst was sie darauf erwidern sollte. Wie so oft wenn man ihr derartige Worte entgegenbrachte. Meist zog sie diese ins Lächerliche oder wies sie generell von sich - schob sie beiseite. Dieses Mal blieb sie einfach stumm - hörte ihn zu - lies ihren Blick immer wieder in seine Richtung schweifen - begegnete dem seinen - nur um sich anschließend wieder abzuwenden. "Es ist nicht deine Aufgabe auf mich aufzupassen..." kommentierte Yumi schließlich als der Schauspielstudent erklärte, dass er gerne früher zur Stelle gewesen wäre - ihr dieses Erlebnis so vielleicht erspart geblieben wäre. Manche Dinge ließen sich nicht verhindern. Erst Recht nicht wenn man so einen Lebensstil hatte wie die Blonde. Ein belustigter Laut drang aus ihrer Kehle, doch sie schüttelte folgend den Kopf - wirkte gar nicht amüsiert im Vergleich zu sonst. "Lass es mich zusammenfassen: Du wurdest krankenhausreif geschlagen weil du mir zu Hilfe kamst und jetzt stehst du hier und entschuldigst dich dafür...?" Yumi senkte den Kopf und presste die Lippen aufeinander. Kurz lies sie seine Worte auf sich wirken - ging sie noch einmal in ihrem Kopf durch bevor sie ihn durch ihre blauen Augen direkt ansah. "Entschuldige dich lieber dafür, dass du gelogen hast..." Ein abfälliger Laut. Kurz huschte ihr Blick zu seiner Hand bevor sie wieder in seine dunkelbraunen Augen eintauchte. Er wusste wovon sie sprach. Es war unnötig es in Worte zu fassen. In seinen Nachrichten klang es so als wäre alles gut - als hätte er keine Einschränkung und doch stand er nun hier vor ihr und konnte die eine Hand weder normal bewegen noch spürte er damit etwas.

    Seine sanfte Berührung überschattete die Schwere ihrer Unterhaltung und jagte kleine Blitze durch den Körper der Blonden. Sein Atem streifte erst nur ihre Lippen während sie die Augen schloss und seinen Duft einsog. Irgendwann spürte Yumi die Lippen des Anderen auf den ihren - erst sanft - dann immer fordernder. Es brauchte nicht mehr als ihr leises Seufzen um aus dem anfänglichen sanften Kuss einen fordernden zu machen. Darrens Zunge strich über ihre Lippen, drang tief in ihren Mund ein und die Tatsache, dass sie ihm gewähren lies entlockte dem Schauspielstudenten wohl ein leises Stöhnen. Der Kuss wurde intensiver. Hitze durchströmte den Körper des Mädchens. Ganz bewusst spürte sie die Wärme seines Körpers, welcher so dicht an den ihren gedrängt war - sie immer weiter in den Raum führte, bis sie mit ihrem Hintern gegen ihren Schreibtisch stieß. Seine Hände waren bereits an ihrem Körper auf Wanderschaft gegangen - erkundeten ihn als hätte sich seit ihrem letzten Aufeinandertreffen irgendetwas daran geändert. Als sie kurz eine Verschnaufpause machten nutzte Yumi den Augenblick um ihren letzten Trumpf zu spielen. Ein Angebot bei dem sie sich sicher war, das er es ablehnen würde. Aber er lies sich auf ihr kleines Spielchen ein. So wie damals als sie sich kennengelernt hatten. Als alles noch unheimlich leicht und unbeschwert war. Sie sah zu ihm auf - traf seinen Blick, welcher jedoch im nächsten Moment nach unten schnellte, als er ihren Pullover nach oben schob und folglich mit seinen Fingerkuppen Zentimeter für Zentimeter über ihren Bauch wanderten - eine Gänsehaut dort zurückließ. In ihr den Wunsch weckte, er würde einfach weitermachen. Sachte berührten seine Lippen ihre Wange - anschließend ihren Hals. Immer wieder hauchte er Küsse an jene sensible Stelle und Yumi erwischte sich dabei wie sie ihren Kopf leicht in die entgegengesetzte Richtung lehnte um ihn gewähren zu lassen. Genüsslich hatte sie ihre Augen für den Moment geschlossen, öffnete sie aber gleich wieder als seine folgenden Worte an ihrem Hals kitzelten, sie zusammenzucken ließen. Er entfernte sich von ihr. Er spielte mit ihr. Er war gut darin. Sie folgte ihm mit ihren Blicken als er sich auf ihrem Bett niederlies. "Falsche Entscheidungen hmmh..." Yumi linste zu ihrem Handy, welches an der Tischkante lag, griff danach, lies ihren Blick über die Nachrichten wandern und legte es folgend wieder zur Seite bevor sie sich vom Schreibtisch abstieß und ein paar Schritte Richtung Bett machte, auf welchem es sich der Andere gemütlich gemacht hatte. "Jeder Zuschauer entscheidet doch für sich ob die Entscheidungen die die Hauptrolle trifft richtig oder falsch sind..." kam es über die Lippen der Blonden bevor sie sich ein wenig zum Anderen hinunterbeugte, sein Kinn mit ihrer Hand umfasste und ihn so zwang sie anzusehen. "Ist es falsch einer Beziehung eine zweite Chance zu geben?" Sie drang in die dunkelbraunen Augen ihres Gegenübers ein. "...oder ist es falsch sich anderweitig zu amüsieren?" Yumi zuckte mit den Schultern als wäre es ihr einerlei. Als würde sie ihm nur ein weiteres Mal vor Augen führen das sie durchwegs schlecht war. Das man ihr nicht trauen kann. Das sie unehrlich war. "Popcorn ist leider aus..." Sie hatte sich noch weiter zu ihm gebeugt - ihre Lippen beinahe auf die seinen gelegt als sie diese Worte aussprach. Jedes Wort musste auf seinen Lippen kitzeln so nah war sie ihm...

    Irgendwo in der Innenstadt - Sky & Noita

    Er gab ihr Recht. Ohne es zu wissen. Ohne den Kontext zu kennen gab er ihr Recht. Vielleicht hätte es etwas geändert, wenn er darüber genauer im Bilde wäre was Sache war. Das würde die Schülerin wohl nie erfahren. War es eine Genugtuung? Nicht wirklich. Es änderte im Grunde rein gar nichts und doch hatte Noita das Gefühl, dass es leichter war sich auf diese Weise Luft zu machen - mit Jemanden darüber zu reden. Jemanden der außen vor war. Ein leichtes Grinsen erschien auf den Lippen der Schwarzhaarigen als Sky ihre fast schon kryptische Beschreibung der Situation als philosophisch bezeichnete und sie schlug ihn sachte gegen den Oberarm, weil die junge Hexe sich ziemlich sicher war, dass er sie damit nur aufzog - sie vielleicht auf seine Art und Weise darauf hinweisen wollte, dass er ihr besser helfen könnte wenn sie Klarschiff machen würde. So einfach war das nicht. Nicht in ihrer Welt. Ein Teil der Welt, auf den sie zu gerne verzichtet hätte aber das war wohl nicht möglich. Das hatte die schon öfters versucht und war immer wieder kläglich gescheitert. Beinahe wären ihre Gedanken wieder zu weit abgedriftet aber es war ihr Gegenüber, der sie wieder ins Hier und Jetzt zurückholte. Das Grinsen auf seinen Lippen war irgendwie ansteckend - spiegelte sich auf den ihren auch wenn ihr noch vor wenigen Augenblicken gar nicht danach gewesen war. "Ich weiß... man merkt es kaum." lies Noita sich auf seine Feststellung ein - wirkte im ersten Moment so als würde sie das Gesagte völlig ernst meinen aber schon im nächsten Moment glitt ein Lachen über ihre Lippen - erhellte ihr Gesicht. Majo und sie selbst konnten wohl unterschiedlicher nicht sein und doch hatten sie seit jeher zusammengehalten - waren wie Pech und Schwefel - nicht zuletzt weil die jeweils andere die einzige Familie war, die die Mädchen kannten. Er war vorsichtig - tastete sich vor, wie weit er mit seinen Scherzen gehen konnte und doch waren sie in Wirklichkeit eine willkommene Abwechslung - das wonach sie sich sehnte - warum sie sich so sehr darüber gefreut hatte, dass er sich bei ihr gemeldet hatte. Als der Student ihr nur ein aufmunterndes Lächeln schenkte, wahrscheinlich weil er sich nicht sicher war, wie er ihr weiterhelfen konnte, wenn sie nur so schwammig in ihrem Erzählen blieb, winkte die Schwarzhaarige ab. "Entschuldige..." kam es schließlich über die Lippen des Mädchens, ehe sie ihn durch ihre roten Augen ansah. Ein Lächeln zierte ihre Lippen. "Lass uns lieber die Zeit genießen... und den Kuchen." Aufs Kommando griff die Schülerin nach der Gabel und genehmigte sich einen ordentlichen Bissen. Genießerisch hatte sie die Augen geschlossen und schmeckte die unterschiedlichsten Zutaten heraus. Ein wohliges Seufzen kam über ihre Lippen bevor sie ihre Augen wieder öffnete und ihren Gegenüber fokussierte, der sich offensichtlich ein wenig Zeit lies und erst jetzt vom Kuchen probierte. Erwartungsvoll beobachteten zwei leuchtende Augen sein Tun. Sie strahlte Sky an, als er den Kuchen des Cafés lobte als hätte sie ihn selbst gemacht, was natürlich nicht der Fall war. Dennoch war es doch immer schön wenn man Menschen, die man gern hatte etwas zeigen konnte und diese ihre Freude daran hatten. "ODER?" kam es etwas zu überschwänglich über die Lippen des Mädchens, welches sich folgend wieder ein wenig zurücknahm als ihr bewusst wurde, dass sämtliche Augen im Café auf sie gerichtet waren. Ein leichter Rosaschimmer zierte ihre Wangen aber das Lächeln blieb darauf als sie verstohlen zum Anderen linste und sie weiter über etwaige Diäten philosophierten, die wohl für manche Mädchen ein Muss waren. Aber das Leben war zu kurz um auf solche Dinge zu verzichten - zumindest wenn es nach Noita ging weswegen sie das Schulterzuckend hinnahm. Die folgenden Worte des Studenten brachten erneut die Röte in das Gesicht der jungen Hexe zurück. Perfekt? Sie? Beinahe verschluckte sich die Schwarzhaarige an ihrem Heißgetränk und war im ersten Moment doch sprachlos. So etwas hatte noch nie Jemand zu ihr gesagt. Flüchtig trafen sich die Blicke der Beiden und Noita druckste ein wenig herum - überfordert mit seinen Worten und der Bedeutung dahinter. Die Farbe wollte auch gar nicht mehr aus ihrem Gesicht weichen weshalb das Mädchen beschämt den Kopf senkte und in ihr Getränk starrte, von welchem sie auch gleich wieder einen Schluck nahm - nicht zuletzt um einem peinlichen Schweigen zu entgehen. Als sie die Tasse wieder absetzte und sich ihr Herz ein wenig erholt hatte kamen schließlich doch Worte über ihre Lippen. "Von perfekt bin ich meilenweit entfernt..." Ihre Mundwinkel zuckten nach oben und sie sah schließlich wieder zu dem Studenten. "Aber ich glaube das ist okay so..." Ihr Lächeln wurde breiter und sie stützte ihren Kopf mit ihrer Hand ab bevor sie sich wieder ein Stück Kuchen in den Mund schob. Seine Erzählung hinsichtlich der Veränderungen in Riverport brachte sie zum Lachen. "Ohje gibt es denn rund um deine Freunde so viel Drama?" Amüsiert huschte ihr Blick über das Gesicht des jungen Mannes. "Dramas sind doch nur als Film etwas Gutes, oder?" Noita war ein harmoniebedürftiger Mensch. Sie selbst sehnte sich fast schon nach Ruhe und Frieden in ihrem Leben. War das langweilig? Vielleicht hatte sie einfach in der Vergangenheit genug Drama erleben müssen. Hinsichtlich der versäumten Insider warf das Mädchen dem Anderen ein aufmunterndes Lächeln zu. "Keine Sorge. Wir machen einfach unsere eigenen Insider. So das sich alle anderen blöd vorkommen..." Ein fröhliches Funkeln spiegelte sich in ihren Augen bei dieser Vorstellung wieder und sie lud ein Stück von ihrem Kuchen auf die Gabel und hielt diese in die Luft. "Du musst auch den hier probieren! Der ist himmlisch!" Sie schwärmte über den Kuchen ehe ein Glucksen aus ihrer Kehle drang. "Wenn es deine Diät zulässt..." kam es frech über ihre Lippen.

    Darren & Yumi - Yumis Zimmer

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    Es mochte sein das der Vergleich mit Marie Kondo ein wenig überspitzt war. Wahrscheinlich war im Vergleich zu ihr auch jeder verhältnismäßig vergleichbar. Ordnung lag der Blonden nun einmal nicht. Wie sollte es ihr auch möglich sein Ordnung in diesem Zimmer zu halten wenn sie es noch nicht einmal schaffte Ordnung in ihrem Kopf zu machen? Vielleicht sollte sie mit dem Gedanken spielen sich ebenfalls einmal mit der Philosophie dieser Frau auseinander zu setzen. Wobei... nun war es ohnehin schon egal. Immerhin besaß sie bald kein Zimmer mehr in dem sie Ordnung machen konnte und um in ihrem Kopf Ordnung zu machen brauchte es schon mehr als eine Marie Kondo, soviel war sicher. Yumi hob ihren Kopf an als der Lockenkopf wilde Vermutungen anstellte hinsichtlich ihres Vergleichs. Sie begegnete dem Blick seiner dunkelbraunen Augen und entdeckte darin dieses ganz besondere Funkeln, welches immer dann dort zu finden war, wenn die Beiden ein lockerleichtes Thema angesprochen hatten - wenn sie all die Dramatik und Ernsthaftigkeit beiseite schoben. "Hmmm wahrscheinlich war ich auf der Suche nach deiner Vernunft..." Herausfordernd hob die junge Erwachsene eine Augenbraue bevor sie sich wieder dem Packen widmete. Sie sprachen über Dinge, die nie passiert waren - vielleicht weil es einfach leichter so war - vielleicht weil die Dinge, die passiert waren zu schwer auf ihren Schultern lasteten. Sein Lachen wirkte unbeschwert. Fast so als wäre er nicht gerade erst nach einem langen Krankenhausaufenthalt und einem noch längeren Reha-Aufenthalt nach Hause gekommen. Fast so als hätte es diesen Abend nicht gegeben und doch war der Beweis dafür nicht zu übersehen. Kurz huschte der Blick ihrer blauen Augen auf den Verband an seiner Hand, welcher sie stehts daran erinnerte, dass sie seine Zukunft zerstört hatte. Nur für den Fall, dass sie es für einen Moment vergessen sollte. Nur beiläufig hörte sich Yumi seine 'Tipps' bezüglich Ordnung halten an. Sie lachte jedoch auf als er an der Stelle angekommen war, als es wohl nicht mehr nur darum ging. Er wählte seine Worte ganz bewusst. Er spielte mit ihnen um ein anderes Thema aufzugreifen. Ein Thema, welches nicht ganz so locker leicht war und doch immer wieder zwischen den Beiden stand. "Vielleicht solltest du deine eigenen Tipps beherzigen..." riet Yumi dem Anderen und sah ihn für einen Moment eindringlich an. Die richtigen Menschen, hm? Sie war nicht der richtige Mensch. Nicht führ ihn. Wahrscheinlich für niemanden. Er musste es doch endlich einsehen. So blind konnte doch nicht einmal er sein, oder? Einen Moment zu lange sahen sich die Beiden an. Das Schmunzeln auf seinen Lippen auf ihre Aussage hin, die darauf abzielte ihre Lüge von damals zu untermalen, war fast schon unpassend und doch wirkte es ehrlich. "Ja. Vielleicht scheitert es am wollen..." Ein bedeutungsvoller Blick in seine Richtung, bevor sie weiter packte - nicht zuletzt um dem Thema auszuweichen. Darin war sie gut, richtig? Davonlaufen. Flüchten. Aus dem Weg gehen. Und doch fühlte sie sich gerade eingesperrter denn je - hier - konfrontiert mit dem was vorgefallen war. An jenem Abend. Folgend auch im Krankenhaus. Er lies es sich nicht nehmen davon zu berichten. Vielleicht nicht mit der Absicht ihr ein schlechtes Gewissen zu machen und doch erzielte es genau das. Sie fühlte sich schuldig. Egal wie oft er es verneinte. Jedes Mal wenn es um jenen Abend ging - ein Abend der seine ganze Zukunft zerstört hatte - jedes Mal fühlte sie sich schuldiger. Doch statt sich zu bedanken, statt sich zu entschuldigen, wählte Yumi einen anderen Weg. Sie schnauzte ihn an - sie machte ihm klar, dass sie nichts davon gewollt hatte - dass sie ihn nicht darum gebeten hatte. Ein wütendes Schnauben kam über die Lippen Darrens. So ungewohnt war dieser Ton, dass sie sogar kurz zusammenzuckte, bevor sie ihn ansah, bevor seine Stimme wieder ruhiger wurde - sogar ein wenig zitterte als er von damals sprach. Kurz öffneten sich die Lippen der Blonden, bevor sie sie wieder schloss - ohne das ein Wort über sie gekommen war. Natürlich hatte sie darüber nachgedacht was passiert wäre wenn der Schauspielstudent nicht dazwischen gegangen wäre. Natürlich hatte ihr Kopf dieses Szenario immer wieder und wieder durchgespielt - hatte Lücken gesucht - Momente in denen sie vielleicht eingreifen hätte können. Geändert hatte es gar nichts. Egal wie oft sie daran dachte. Egal wie viele schlaflose Nächte gefolgt waren. Sie sagte nichts dazu - hatte ihren Blick irgendwann auch abgewandt - fast wie ein Kind, welches ausgeschimpft wurde weil etwas ganz Böses verbrochen hatte. Nichts davon was über die Lippen des Dunkelhaarigen kam war ihr neu. Nichts davon war ihr nicht auch schon in den Sinn gekommen und doch war da ein kleiner Punkt bei dem sie sich uneinig waren. "Und warum ist es besser wenn du für mich den Kopf hinhältst?" Verständnislos zog sie die Augenbrauen zusammen, lies den Blick ihrer blauen Augen über sein Gesicht wandern, bevor sie sich wieder abwandte. "Du kannst nicht immer da sein..." Weckte sie in ihm den Beschützerinstinkt? Hielt er deshalb alles einfach so aus - egal welche Folgen es mit sich brachte? Ein amüsierter Laut kam über ihre Lippen als Darren meinte das er gewusst hatte was passieren konnte. "Achja? Du wusstest, dass deine ganze Zukunft am Ende des Abends ruiniert sein würde?" Erneut spuckte sie ihm diese Worte vor die Füße und funkelte ihn angriffslustig an als erwartete sie sich eine andere Antwort seinerseits. Als wartete sie nur darauf, dass er ihr die Schuld an allem gab - das ihr Leichtsinn für all das verantwortlich war. Ein abfälliger Laut kam über ihre Lippen als sie das nächstbeste Ding, welches in Reichweite lag, in ihren Rucksack stopfte. Kurz hielt sie inne als er sie fragte warum sie sich in diese Gefahr begab. Aber sie sagte nichts darauf. Vielleicht weil sie die Antwort nicht kannte. Vielleicht weil sie keine Rolle spielte. Seine Stimme war wieder eine Spur sanfter als noch zuvor. Sie spürte einen Kloß in ihrem Hals als Darren davon berichtete, dass er auf ihren Besuch gewartet hatte. Obwohl sie für seinen Krankenhausaufenthalt verantwortlich war. Obwohl sie ihm wehtat. Immer wieder. Er sprach all die Dinge aus, die sie nicht aussprechen konnte. Es war fast so als laß er ihre Gedanken. Es war schwer ihn so zu sehen. Gefesselt an ein Krankenhausbett - überall Kabel und Schläuche. Sein Gesicht - völlig ruiniert. Die Schuld wog schwer auf ihren Schultern mit dem Wissen im Hintergrund, dass ihm das erspart geblieben wäre wenn sie einander nie kennengelernt hätten. Wenn diese Zitrone damals nicht gewesen wäre. Eine Entschuldigung kam über seine Lippen, die dazu führte, dass sie ihm kopfschüttelnd in die Augen sah. "Wofür...?" Wofür entschuldigte ausgerechnet er sich?

    Sein Kuss - so flüchtig aber nicht weniger sanft. Sachte aber zugleich innig. Man würde kaum auf die Idee kommen, dass die Beiden schon längst über derartige Küsse hinweg waren wenn man sie so sah - die Vorsicht mit der sie die Lippen aufeinander legten - vom jeweils Anderen kosteten. Keine Sekunde hatte sie gezögert und seinen Kuss erwidert - zugelassen das er ihn vertiefte. Ihr leises Seufzen, welches von seinen Lippen beinahe gänzlich verschluckt wurde, schien genau die Bestätigung zu sein auf die Darren gewartet hatte um den Kuss mehr Intensität zu verleihen. Seine Lippen hinterließen ein Prickeln auf den ihren. Ein Kribbeln, welches ihren gesamten Körper einzunehmen schien. Er löste sich von ihr. Leise flüsternde Worte kitzelten auf ihren Lippen während sie einander ansahen. Eine Sekunde. Zwei. Vielleicht auch länger. Sie spürte ihren Herzschlag. Verräterisch. Sie griff nach dem letzten Strohhalm - nach einem Ausweg. Hörte sich wie sie ihm ein unmoralisches Angebot machte über das er folgend sogar nachzudenken schien. Vielleicht hatte er Recht. Vielleicht kannte sie ihn wirklich nicht. Eigentlich war dieses Angebot doch nur ein weiterer Versuch um ihn auf Abstand zu halten. Ein kläglicher Versuch, wie es den Anschein hatte. Ihre Lippen kräuselten sich wissend - fast schon triumphal als er ihren Vorschlag doch ablehnte. Unter anderen Umständen wäre ihr vielleicht sogar ein 'Ich wusste es' über die Lippen gekommen aber die Umstände waren nun einmal so wie sie waren und aus diesem Grund blieb Yumi stumm - spürte das sanfte Streicheln seines Daumens an ihrer Wange. Verstand nach wie vor nicht wie er für jemanden wie sie so viel Zärtlichkeit übrig haben konnte. Gerade in dem Moment als sich Yumi von ihm lösen wollte - auf Abstand gehen wollte - überwandte der Andere eben diesen Abstand. Erneut legten sich seine Lippen auf die ihren. Von der anfänglichen Zaghaftigkeit fehlte nun jedoch jede Spur. Gierig küssten sie einander wie zwei Hungernde - schafften es gerade so nebenher Luft zu holen. Verlangend bat seine Zunge um Einlass, den Yumi ihr auch gewährte. Er schmeckte so gut. Er schmeckte nach mehr. Egal wie intensiv die Küsse waren, die sie austauschten - sie waren nicht genug. Ohne darüber nachzudenken hatten sich ihre Finger in dem Stoff seines Hoodies vergraben. Sie spürte wie er sie weiter in den Raum hinein drängte, während sich ihre Lippen keine Sekunde voneinander lösten. Eine seiner Hände ging auf Wanderschaft - glitt an ihr hinab, bis sie am Saum ihres übergroßen Pullovers angekommen war. An ihrem Oberschenkel kam sie zum Liegen, streichelte sachte über die nackte Haut, die nur von einer Netzstrumpfhose bedeckt war. Diese Berührung hinterließ eine Gänsehaut bei der Blonden. Yumi stieß gegen ihren Schreibtisch und zeitgleich lösten sich seine Lippen von den ihren. Sie öffnete ihre blauen Augen und streifte mit ihrem Blick die Lippen ihres Gegenübers als konnte sie nicht glauben was gerade passiert war - als benötigte es noch eine Kostprobe auf die sie aber besser verzichtete. Yumi lehnte sich etwas gegen den Schreibtisch hinter ihr. Unweigerlich dachte sie an eine andere Begegnung mit ihm zurück. Damals. Im Büro der Wohnheimleitung. Noch immer lag seine Hand auf ihrem Oberschenkel - sendete von diesem bisschen Berührungsfläche zahlreiche Stromstöße durch ihren Körper. So schien es. Seine andere Hand schob in der Zwischenzeit ihr Handy beiseite, welches neben ihr am Schreibtisch lag und noch vor wenigen Minuten erst ihre Aufmerksamkeit erhascht hatte. Der Blick ihrer blauen Augen folgte seiner kleinen Bewegung und suchte anschließend die dunkelbraunen Augen ihres Gegenübers, welche die Blonde musterten. Ein amüsiertes Grinsen zierte ihre Lippen. "Die Hauptrolle ist leider schon vergeben. Vielleicht versuchst du es besser bei einem anderen Film..." riet Yumi Darren, lies ihre Hand an ihm nach oben wandern und tätschelte seine Wange als würde sie ihm Trost spenden. Sie spürte die einzelnen Bartstoppel unter ihren Fingerkuppen. Er trug seinen Bart ein wenig länger als für gewöhnlich, richtig? Nur für einen Moment fixierte ihr Blick seine Lippen, konnte sie noch immer auf den ihren spüren auch wenn sie längst nicht mehr darauf lagen. Der Druck, mit dem sie auf den ihren lagen. Der Geschmack - zugleich süß aber auch herb.

    [Hinas Zimmer] Hina & Alessa

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    Ruhe kehrte zwischen den Freundinnen ein als sie das Haus betraten. Offenbar war niemand zu Hause. Wahrscheinlich waren die Eltern ihrer besten Freundin bei der Arbeit oder hatten sonst irgendwelche Ausreden warum sie nicht für ihre einzige Tochter da sein konnten. Alessa zog die Augenbrauen zusammen und lies den Blick ihrer roten Augen durch das Foyer wandern als wäre sie auf der Suche nach etwas bestimmten. Aber das war sie nicht. Sie kannte dieses Haus wie ihr ihr eigenes Zuhause. Wenn sie nicht bei sich zu Hause war dann war sie hier - wurde von Hinas Eltern, wenn sie denn einmal da waren, wie eine eigene Tochter behandelt. Natürlich genossen die beiden Blondinen ihre Freiheiten aber ein Teil von ihnen sehnte sich vielleicht auch nach einem wohligen Zuhause, nach Jemanden der einfach da war. Vielleicht hatte genau diese Sehnsucht die Beiden so zusammengeschweißt. Alessa zögerte einen Moment als sie ihrer Freundin nach oben folgte. Sie spürte wie ihr Herz um einige Takte schneller schlug bei dem Gedanken daran gleich alleine mit Hina in ihrem Zimmer zu sein. Eine Situation, die sonst ganz selbstverständlich für die Beiden war. Eine Situation, wie sie fast täglich sonst passiert war weil die Mädchen ständig zusammen waren. Alles was früher so normal war, war plötzlich ungewohnt und befremdlich - verschaffte ihr nun ein Kribbeln im Bauch und Herzklopfen. Wegen diesem Kuss. Wegen dieser Nacht. Ihr Blick wanderte über das knappe Outfit ihrer Freundin, die vor ihr die Treppe nach oben erklomm. Alessa biss sich auf die Unterlippe und musste sich fast schon dazu zwingen ihren Blick bewusst abzuwenden. Der Gedanke, dass dieser Kerl mehr von ihr sehen hatte dürfen vermieste dem Blondchen deutlich die Stimmung. Und dann war dieser Chase nicht einmal dazu in der Lage, dass er auf Hina aufpasste. Beinahe wäre der Schülerin ein abfälliger Laut über die Lippen gekommen aber sie schaffte es gerade noch ihn zu unterdrücken - verscheuchte folgend auch den Gedanken an diesen Typen. In Hinas Zimmer angekommen, schloss Alessa einen Moment die Augen. Alles in diesem Raum erinnerte an ihre bezaubernde Freundin. Alles hier roch nach ihr. Das wohlige Seufzen der Anderen riss sie jedoch aus ihren Gedanken. Dieser wohlwollende Laut, der ihr über die Lippen kam jagte dem Blondchen einen Schauer über den Rücken. "Das klingt jetzt schon nach einem sehenswerten Film..." fügte Alessa hinzu bevor sie sich auf dem Bett ihrer Freundin niederlies. Das Lachen ihrer Freundin war ansteckend. Fast schon automatisch malte sich ein sanftes Lächeln auf ihre Lippen. Als Hina sie um Hilfe bat um aus ihrem hautengem Oberteil zu kommen, zögerte Alessa kurz. Nicht weil sie sich noch nie in einer ähnlichen Situation widergefunden hatte. Keineswegs. Die Beiden kannten alles voneinander aber das damals hatte doch irgendwie alles verändert. Ohne das sie es wollte. Um wieder zum Ursprung zurückzukehren musste sie so tun als wäre nichts, nicht wahr? Als wäre es das normalste auf der Welt ihr dabei behilflich zu sein. Als würde es nichts mit ihr machen. Aber das tat es. Ihre Hände zitterten und der Duft, der ihr in die Nase stieg als sie dicht hinter der Anderen zum Stehen kam, raubte ihr die Sinne. Beinahe hätte sie den Fehler begangen und dort weitergemacht, wo sie in jener Nacht aufgehört hatten. Aber dieses Mal gab es nicht die Ausrede, dass sie zu viel getrunken hatten. Dieses Mal würde es nicht mehr nur unter die Kategorie 'sich ausprobieren' fallen. Sie schluckte als ein Stromschlag durch ihren Körper jagte als sie die zarte Haut ihrer Freundin streifte, bemerkte, dass die Andere unter der leichten Berührung zusammenzuckte, was ihr einen Stich versetzte. "Entschuldige..." kam es augenblicklich über die Lippen des Mädchens. "Meine Hände sind wohl ein wenig kalt..." erklärte Alessa sich obwohl in ihr die Sorge tobte, ob ihre Freundin nicht vielleicht aus einem anderen Grund zusammengezuckt war. Vielleicht weil es ihr unangenehm war, dass sie sie berührte - weil sie Angst hatte, dass sich die Sache von damals wiederholte und ihre Freundschaft zerstörte? Fragen über Fragen und doch wollte keine davon über ihre Lippen kommen aus Angst, es könnte sich etwa zwischen den beiden Mädchen ändern. Vielleicht bemerkte Hina den Hauch von Sorge in ihrem Blick - schließlich kommentierte sie ihr Zucken - schob es auf die Schmerzen, die sie anscheinend hatte woraufhin Alessas Augen sich ein kleines bisschen weiteten. War sie zu grob gewesen? Sie zog ihre Hand zurück, ging ein wenig auf Abstand. Nicht zuletzt weil sie die Nähe zu ihrer Freundin sonst nicht ertrug. Das knappe Oberteil landete achtlos in einer Ecke. Flüchtig huschte Alessas Blick in dessen Richtung bevor er sich wieder an Hina heftete, die halbnackt in Richtung Badezimmer davon spazierte mit nichts mehr am Leibe als einem knappen Spitzenhöschen. Als sie sich noch einmal zu ihr umdrehte, letztendlich um die Frage des Blondchens zu beantworten, sah Alessa fast schon ertappt auf, begegnete flüchtig dem Blick ihrer Freundin, bevor er über ihren perfekten Körper huschte. Ein einladendes Grinsen zierte die Lippen, die die Schülerin nur zu gern geküsst hätte. Nicht so wie sie es als Begrüßung oft taten. Ein echter Kuss. Wie damals. Weil sie sich seitdem immer wieder nach dem Geschmack ihrer Freundin verzerrte. "Ich meinte eher Hilfe beim... Haare waschen..." erklärte sich Alessa und deutete auf den Verband, der die Hand der Anderen zierte. Schließlich war Hina in der Tür verschwunden und Alessa blieb alleine im Zimmer ihrer Freundin zurück. Keine ungewohnt Situation und doch fühlte es sich dieses Mal befremdlich an. Das wohlige Seufzen Hinas drang an ihr Ohr, die wohl gerade in die Badewanne gestiegen war. Das sanfte Plätschern des Wassers verriet es. Allein der Gedanke, dass sie nackt im Nebenraum war beschleunigte den Puls des Blondchens. Wie bescheuert. Dabei hatten sie unzählige Male zusammen gebadet. Nie war es etwas Besonderes gewesen und nun machte sie der Gedanke daran schier verrückt. Die Einladung der Anderen lehnte sie also fast schon eine Spur zu schnell ab. "Ich äh... war vorhin gerade erst duschen..." erklärte Alessa schließlich und näherte sich dem Badezimmer ihrer Freundin. Sie schaffte es ein glaubhaftes Lächeln zustande zu bekommen. Klasse. So würde es ganz sicher nicht wieder wie früher werden - soviel war sicher. Aber gemeinsam hier in dieser Badewanne mit ihr zu baden... war auch keine Option. Nicht wenn sie weiterhin beste Freundinnen bleiben wollten. Und das wollten sie doch, oder? Alessa lehnte sich gegen den Türrahmen und sah Hina an, die bis zum Kinn eingetaucht war. Überall war Schaum und es duftete herrlich nach Blumen. Genießerisch hatte sie die Augen geschlossen. Alessa erwischte sich dabei wie sie das Gesicht ihrer Freundin musterte. Sie war so schön. Wie sollte sie nur jemals wieder einfach nur ihre Freundin sein? War das überhaupt möglich? Konnten sie nach allem was passiert war einfach wieder so tun als wäre nichts? Oder sollten sie einfach einmal darüber... reden? Allein bei dem Gedanken daran wurde ihr schlecht. Die Angst vor dem was bei einem Gespräch herauskommen könnte war gigantisch. Wahrscheinlich hätte sie nüchterner nicht einmal den Mumm dazu. "Hey... worauf hast du heute noch so Lust?" fragte Alessa schließlich beiläufig ihre Freundin. Party war ja wohl in ihrem Zustand keine Option. Vielleicht ein gemütlicher Filmabend? Oder etwas ganz anderes? Vielleicht wollte sie sie ja auch gar nicht mehr bei sich haben. Woher kam diese Unsicherheit eigentlich? Sie war ja sonst nicht so.

    Darren & Yumi - Yumis Zimmer

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    Die Lüge kam aalglatt über die Lippen des Schauspielstudenten. Wahrscheinlich gehörte das wohl zu den besonderen Talenten, die man in diesem Gebiet benötigte. Man schlüpfte in die unterschiedlichsten Rollen und hatte der Lockenkopf nicht schon oft erwähnt, dass es nicht so leicht war alle Rollen wieder abzulegen - sie wurden zum Teil von einem Selbst. Lügen war also wohl ein Kinderspiel für den jungen Mann. Aber Yumi fand daran nichts Verwerfliches. Immerhin war sie auch kein Unschuldsengel. Trotzdem hob sie einen Moment eine ihrer Augenbrauen als sie seinem Blick durch das heillose Chaos folgte. Wenn man seinen Worten glauben wollte, bewunderte Darren das Durcheinander in ihrem Zimmer. Wobei Bewunderung wahrscheinlich nicht das richtige Wort war. Dennoch zierte ein Schmunzeln seine Lippen während er sich immer noch in dem Raum umsah - fast so als wäre er das erste Mal hier - als würde er jeden Zentimeter aufsaugen um ihn sich genau einzuprägen. Zeitverschwendung wenn man bedachte, dass sie hier nicht mehr allzu lange zu Hause war. Wenn man denn überhaupt von einem zu Hause sprechen konnte. Gab es so einen Ort für sie? Eher nicht. Sie war eher mehr der Typ Mensch der dort zu Hause war, wo es sie gerade hin verschlug. "Es ist eher überraschend, dass es dich überrascht..." Yumi machte immerhin kein Geheimnis daraus, dass ihr Leben ein heilloses Durcheinander war. Genau genommen war es doch Darren gewesen, der so erpicht darauf war Ordnung in ihr Leben zu bringen, oder nicht? In ihr Zimmer. In ihrem Kopf. "Ich weiß als männliche Marie Kondo fällt es dir schwer das nachzuvollziehen..." fügte Yumi schließlich noch hinzu, während sie weiterhin Sachen in ihren Rucksack packte, der wohl bis auf Weiteres ihr treuer Weggefährte sein würde. Ihre Gedanken sprangen hin und her weswegen sie auch unfähig war sich darauf zu konzentrieren was tatsächlich wichtig war und was eher nicht. Wahrscheinlich würde sie ohnehin den gesamten Inhalt dieses Rucksacks noch einmal überdenken. Dann wenn sie bereit war darüber nachzudenken. Dann wenn sie allein war. Dann wenn sie nicht mehr funktionieren musste um den Schein zu wahren. Sie fürchtete jenen Moment. Obwohl sie in so vielen anderen Situationen das Ungewisse schätzte, so war es dieses Mal fast schon beängstigend. Vielleicht tat es ihr sogar ein Stück weit gut das Darren hier war - sie über Belanglosigkeiten redeten - das Drama mit ihm ihr Eigenes überschattete. Yumi hätte wahrscheinlich niemals gedacht, dass sie dafür dankbar sein würde aber unverhofft kam bekanntlich oft. Doch die lockere Stimmung zwischen ihnen dauerte nicht lange an. Natürlich nicht. Das war von jeher das Problem gewesen wenn es nach der Blonden ging. Er erwiderte ihren eisigen Blick als ihre kleine Lüge wegen Alex Streitpunkt war. Nicht für lange. Die Rolle der liebenden Freundin, hm? Amüsiert zuckten die Mundwinkel der jungen Erwachsenen. Es hätte wohl keine unpassendere Besetzung dafür gegeben, nicht wahr? "Vielleicht kommt es darauf an für wen ich diese Rolle spielen soll..." Ihre blauen Augen sahen ihn direkt an. Sie verzog keine Miene - spielte die Rolle perfekt. Wenigstens dieses Mal schaffte sie es die Mauer, die sie sich erbaut hatte aufrecht zu erhalten in seiner Nähe. Es dauerte eine Weile bis sie sich abwandte - damit fortfuhr ihre Habseligkeiten zu packen während die Stimme des Dunkelhaarigen erneut an ihr Ohr drang. Jedoch lies sie sich in ihrem Tun nicht beirren - nach und nach stopfte Yumi ein Ding nach dem nächsten in ihren Rucksack während sie fast so wirkte als hörte sie gar nicht richtig hin. Erst als die letzten Worte über seine Lippen gekommen waren hielt sie inne. Von da an habe ich auf dich gewartet. Der Griff um den Rucksack wurde fester und die Blonde presste ihre Lippen aufeinander. Ihr Mund fühlte sich trocken an und für ein paar Sekunden war sie unfähig etwas auf seine Worte zu erwidern. Zu oft war ihm das schon gelungen. Durch seine Direktheit. Weil er kein Geheimnis daraus machte wie es in ihm aussah - was in ihm vorging. Stille. Erdrückend auf ihre Art und Weise bevor sich Yumi zu ihm umdrehte und ihn anfunkelte. "Ich habe dich nicht darum gebeten..." Ihre Augenbrauen hatte sie zusammengezogen. "Ich habe dich nicht darum gebeten einzugreifen. Ich habe dich nicht darum gebeten, dich meinetwegen in Gefahr zu begeben. Ich habe dich nicht darum gebeten zu... warten." Sie spuckte ihm die Worte vor die Füße - so hatte es den Anschein. Manch einer mochte sie für undankbar halten. Vielleicht war sie das auch. Es lag wohl im Auge des Betrachters. Genau genommen hatte sie sich immerhin noch nie für all das bedankt, richtig? Hatte er wirklich geglaubt, dass sie ihn noch einmal besuchen würde? Hatte er wirklich geglaubt das sich nach dieser Aktion irgendetwas zwischen ihnen geändert hatte? Er hatte es damals im Krankenhaus verneint und dennoch wollte die Blonde nicht so recht begreifen was er sich sonst davon versprach. Es wollte einfach nicht in ihren Kopf.

    Die Erkenntnis, dass er ihretwegen vielleicht dauerhaft Probleme mit seiner betroffenen Hand haben würde traf sie hart. Letztendlich war es gerade dieses schlechte Gewissen, welches sie daran gehindert hatte erneut im Krankenhaus aufzutauchen. Mitunter. Ein wesentlicher Teil. Es war leichter sich fernzuhalten und Yumi war dafür bekannt den leichteren Weg zu wählen aber plötzlich war sie nicht mehr in der Lage die Augen vor der Wahrheit zu verschließen. Plötzlich wurde sie konfrontiert mit den Folgen ihrer Taten. Der Druck auf ihrer Brust wurde unerträglich. Die Schuld lastete schwer auf ihren Schultern. Vielleicht würde er nie wieder Musik machen können. Nie wieder. Ihr wurde schlecht und erst als sie in die vor Überraschung weit aufgerissenen Augen des Anderen sah, bemerkte Yumi das sie weinte - das unentwegt Tränen flossen und im nächsten Augenblick befand sie sich schon in seinen Armen, wurde von ihnen umschlungen und an seine Brust gedrückt. Seine Wärme hüllte sie ein und fast schon automatisch krallte sich die Blonde in seinem Pullover fest weil sie das Gefühl hatte den Halt zu verlieren - zu fallen. Sie spürte wie sich seine Hand in ihrem Haar vergrub - wie diese Geste ihr einen Schauer über den Rücken jagte und eine Gänsehaut auslöste. Seine Nähe war beruhigend und beengend zugleich. Sich ausgerechnet von ihm trösten zu lassen war widersprüchlich und stieß der Blonden bitter auf. Der Mensch, den sie am meisten geschadet hatte hielt sie in seinen Armen und spendete ihr Trost. Verkehrte Welt. Nach und nach entspannte sich Yumi ein wenig, bemerkte, dass er ihr wieder Raum gab - wahrscheinlich aus Sorge sie zu erdrücken. Eine Sorge die nicht unberechtigt war wenn man bedachte wen der Schauspielstudent hier in seinen Armen hielt oder eben gehalten hatte. Es war schließlich Yumi, die wieder etwas Abstand zwischen sich und den Anderen brachte. Nicht zuletzt weil der Klingelton ihres Handys sie wieder zurück in die Realität beförderte. Sie schickte ihn fort. Weil es besser so war? Weil sie es nicht ertrug ihn anzusehen? Jetzt erst recht nicht. Nicht nachdem er ihre Tränen gesehen hatte. Das 'Nein' welches als Antwort über die Lippen Darrens kam irritierte Yumi schon fast. Es war ungewohnt schroff für seine Verhältnisse. Er wollte wissen wohin sie gehen würde. Eine gute Frage. Eine Frage, die sie bewusst verdrängte weil sie sie irgendwie überforderte. "Weg." antwortete sie knapp jedoch mit einer Überzeugung als stünde schon fest wo dieses 'Weg' war. Sie zuckte beiläufig mit den Schultern als spielte es ohnehin keine Rolle für ihn wohin es das Mädchen letztendlich verschlug. Es hatte keine Rolle zu spielen. Zumindest war so der Plan der Blonden. Ihre Blicke trafen sich. Sie verfolgte seine Bewegung mit den Augen als er sich durchs Haar fuhr mit einer Gleichgültigkeit als hätte es die letzten Minuten gerade nicht gegeben - als hätte sie nicht gerade eben noch in seinen Armen geweint auch wenn ein Blick in den Spiegel wahrscheinlich ausgereicht hätte um sie daran zu erinnern. Seine Worte kamen als Gemurmel über seine Lippen. Yumi zog die Augenbrauen zusammen und ihre Mundwinkel hoben sich, weil sie sich gerade über seine Worte lustig machen wollte. "Was für einen Mom...?" Sie schaffte es nicht die Frage zu stellen. Sie schaffte es nicht zu hinterfragen welchen Moment genau er nun letztendlich meinte. Den Moment in dem sie heulend in seinen Armen lag, weil die Welt einfach zu viel für sie wurde? Wieder einmal. Sie schaffte es nicht weil Darren die letzten Zentimeter, die sie trennten, überwandte und seine Lippen auf die ihren drückte. Ganz selbstverständlich. Als würden sie genau dort hingehören. Er hielt ihr Gesicht in seinen beiden Händen und es verstrich kaum eine Sekunde, da wanderte eine Hand in ihre blonde Mähne um den Kuss zu vertiefen. Seine Lippen verlangten nach mehr. Sehnsüchtig vertiefte er den Kuss und fast schon automatisch hatte Yumi ihre Augen geschlossen, den hungrigen Kuss des Studenten erwidert. Vielleicht entkam ihr sogar ein wohlwollender Laut, den er verschluckte. Er schmeckte süß aber auch salzig von ihren Tränen. Sie bemerkte wie ihr Herz vor Aufregung in ihrer Brust klopfte und sie ein warmes Gefühl durchströmte. Ihre Hände hatte Yumi angehoben, sie sachte um seine Handgelenke gelegt - unsicher ob sie ihn so daran hindern wollte weiter zu machen oder sich von ihr zu entfernen. Ihre Lippen lösten sich voneinander und durch halb geschlossene Augenlider hindurch sah die Blonde in die sanften Augen ihres Gegenübers. Sprachlos für einen Moment. Sie spürte das sanfte Kitzeln seiner Worte auf ihren feuchten Lippen. Sie schluckte. Blinzelte. "Glaubst du..." Eine kurze Pause. Vielleicht um sich zu sammeln. Vielleicht um zu ihrem letzten Trumpf zu greifen. Sie legte ihre Hand auf seine verletzte Hand und ein spielerisches Funkeln lag in ihrem Blick als sie ihn durch ihre blauen Augen hindurch ansah. Alles Show. Nicht noch einmal durfte ihr dieser Fehler passieren. Nicht noch einmal durfte sie so schwach werden. "Glaubst du etwa dir liegt die Rolle des 'anderen Mannes'?" Ein Angebot? Eine Herausforderung? Sachte strich ihre Hand über die seine als warte sie nur auf seine Antwort bevor sie entscheiden würde wie das hier zwischen ihnen weiter ging. In Wirklichkeit jedoch ein verzweifelter Versuch in fern zu halten - wo er doch so gefährlich nah war. Näher als je zuvor...

    Darren & Yumi - Yumis Zimmer


    Auffällig wanderte sein Blick durch ihr Zimmer. Beinahe wäre ihr dies entgangen, weil sie sich so sehr darauf konzentrierte wahllos Dinge in ihren Rucksack zu stopfen um nicht zum Stillstand zu kommen. Stillstand bedeutete immerhin, dass sie sich mit der Situation in der sie sich nun befand auseinandersetzen musste und das konnte sie gerade einfach nicht. Vielleicht auch hiernach nicht aber sie konnte sich keinen Zusammenbruch leisten. Erst recht nicht vor ihm. Genau genommen vor niemanden. Vielleicht fokussierte sie sich deshalb auf seinen Blick, den sie unter anderen Umständen einfach ignoriert hätte. Provokant hob die Blonde also ihre Augenbrauen, stoppte allerdings nicht in ihrem Tun. Ihre Blicke trafen sich. "Suchst du... etwas?" Etwa tatsächlich nach Pärchenbildern? Würde nur die Existenz eben jener Bilder ihre Lüge bestätigen? Das musste einfach ein schlechter Scherz sein. Der Schauspielstudent glaubte doch nicht ernsthaft, dass sie der Typ für dergleichen war, oder vielleicht doch? Dann kannte Darren sie offensichtlich noch weniger als sie ohnehin bereits vermutete - ihm immer wieder unter die Nase rieb bei jeder Gelegenheit, die sich Yumi bot. Der Blick der jungen Erwachsenen huschte kurz in die Richtung ihres kleinen Chaos - kein Vergleich zu dem in ihrem Kopf aber doch relativ beachtlich. Sie war noch nie ein ordentlicher Mensch gewesen aber in den letzten Wochen hatte sie sich noch weniger darum gekümmert ihr Zimmer irgendwie auch nur halbwegs ordentlich zu hinterlassen. Wie passend. Jetzt wo sie es ohnehin räumen musste, wäre jeglicher Aufräumversuch nur verschwendete Zeit gewesen. Yumi lehnte sich ein kleines bisschen in die Richtung des Anderen. Sie durchbohrte ihn regelrecht mit ihren blauen Augen und hatte ein amüsiertes Grinsen aufgesetzt. Es war leichter eine Maske zu tragen als etwaige Zweifel oder gar Ängste zuzulassen. "Nur als kleiner Tipp... selbst ich habe aufgegeben hier etwas zu finden also verschwende lieber nicht deine Zeit." Sie krallte sich ein paar Sachen von ihrem Schreibtisch und warf sie in den Rucksack, welchen sie mit der anderen Hand umklammert hielt. Sie verdrängte den flüchtigen Gedanken daran, dass ihr ganzes Leben in dieses Ding passen musste. Scheiße. Sie fuhr sich durchs Haar und seufzte, während sie ihren Blick von ihm abwandte. Suchend wanderte der Blick ihrer blauen Augen nun durch den Raum. Auf der Suche nach wichtigen Dingen? Vielleicht. Aber was war nun überhaupt noch wichtig? Keine Ahnung. Gar nichts vermutlich. Als Darren sich wieder zu Wort meldete erhielt er daraufhin die Aufmerksamkeit der Blonden. Sie lachte leise auf und nickte zustimmend - fast schon anerkennend als hätte sie schon lange auf diese Erkenntnis seinerseits gewartet. "Wenigstens hast du nach allem etwas Wichtiges dazu gelernt..." Yumi fuhr mit dem hastigen Packen fort. Fast so als wäre morgen bereits Ende des Monats. Fast so als hätte sie vor keine Sekunde länger hier zu verweilen und das obwohl sie eigentlich keinerlei Optionen hatte. Zumindest keine über die sie wirklich nachgedacht hatte sie in Erwägung zu ziehen. Sie spürte seinen Blick auf sich. Selbst als sie sich für ihr Tun von ihm abgewandt hatte. Kurz hielt sie inne als er zu Ende gesprochen hatte. Sie zögerte aber drehte sich dann doch wieder zum angehenden Schauspieler um. "Was? Du glaubst ich hab dich angelogen?" Ihr eisiger Blick durchbohrte ihn förmlich. Ihre Mimik deutete keine einzige Sekunde darauf hin, dass es wirklich so sein könnte. Sie spielte ihre Rolle perfekt. Fast so als wäre sie diejenige, die Schauspiel studierte und das nicht erst seit Kurzem. Ein Lachen drang aus ihrer Kehle als wäre dieses Szenarium nichts als ein schlechter Scherz. "Glaub doch was du willst..." Yumi zuckte mit den Schultern und wollte gerade weitermachen um auch ja nicht zum Stillstand zu kommen als er sie am Handgelenk packte - der Rucksack mit ihren Habseligkeiten zu Boden fiel und genau das eintraf, was die Blonde verhindern wollte. Sie stand still. Sie war nicht länger mit irgendeiner sinnfreien Packerei beschäftigt sondern stand einfach nur still. Die Blonde spürte wie seine Hand an ihrem Arm nach oben wanderte, wie er sich noch ein Stück näherte als seine Hand an ihrem Hals zum liegen kam und von dort einen Schauer durch ihren Körper jagte. Immer noch. Auch nach den Wochen, die vergangen waren seit sie sich das letzte Mal so nah waren. Das angenehme Gefühl hielt nicht allzu lange an - wurde von der bitteren Erkenntnis fortgespült, dass die Hand, die er sich verletzt hatte als er ihr zu Hilfe geeilt war, immer noch nicht so funktionierte wie sie sollte. So wie er es ihr geschrieben hatte. In den zahlreichen unbeantworteten Nachrichten, die sie doch immer wieder gelesen hatte - vielleicht sogar erleichtert war als er ihr versichert hatte das es im Punkto Beweglichkeit und Gefühl schon deutlich besser war als nach der OP. Yumi spürte die Tränen ihr Gesicht hinabkullern. Sie spürte einen Druck auf ihrer Brust während sie förmlich zur Salzsäule erstarrt war. Unfähig sich zu bewegen sah sie auf den Dunkelhaarigen hinab, der zu ihren Füßen kniete um ihren Rucksack aufzuheben - um das Offensichtliche vor ihr zu verbergen. Es dauerte etwas bis er seinen Blick anhob - bis sich ihre Blicke trafen - seine Augen sich weiteten als er die Tränen in ihren Augen erblickte. Nein. Hör auf. HÖR AUF. Doch es half nicht die Gedanken in diese Richtung zu lenken. Unentwegt flossen die Tränen still über ihre Wangen. Sie hörte wie er sanft ihren Namen aussprach. Tröstend. Mitleidig. Zärtlich. Es brauchte nicht mehr um zu wissen, dass er ihr tatsächlich nicht die Schuld an dieser ganzen Sache gab. Aber das war egal. Sie gab sich die Schuld dran. Sie hatte die Schuld daran. Es war irrelevant was der Lockenkopf glaubte. Gerade als sie diese lächerlichen Tränen beiseite wischen wollte schnellte Darren zu ihr hoch und zog sie in seine Arme. Er schlang sie um ihren Körper und drückte sie fest an sich. Kein Blatt passte mehr zwischen sie. Seine Bartstoppel kratzen an ihrem Hals als er seinen Kopf dort vergrub. Sie zitterte und krallte sich im Stoff seines Pullovers fest als hätte sie Angst zu fallen und irgendwo hatte sie das auch. Sie spannte jeden Muskel fast schon automatisch an, hatte jedoch nicht die Kraft die Anspannung zu halten und gab nach - lies es zu. Vereinzelte Wortbrocken kamen über seine Lippen. Beschwichtigungen. Trost. Wie lächerlich. Die Tränen wollten einfach nicht aufhören. Plötzlich war da nicht nur der Gedanke das sie seine Zukunft zerstört hatte in ihrem Kopf präsent sondern auch die Sorge darum wo sie schlafen sollte - was sie nun machen sollte - wie es weiter geht. Ihr wurde schlecht. Sie fühlte sich kraftlos. Wahrscheinlich wäre sie einfach zu Boden gesackt wenn Darren sie nicht noch immer in seinen Armen halten würde. Eine Entschuldigung kam über seine Lippen und einen Moment lang kniff Yumi irritiert die Augenbrauen zusammen. Wofür entschuldigte ausgerechnet er sich? Wenn sich hier Jemand entschuldigen müsste dann war das eindeutig sie. Aber wofür? Entschuldige, dass ich dem Kerl blindlinks in diese Gasse gefolgt bin und du glaubtest du müsstest mich retten? Entschuldige, dass du glaubst Gefühle für dieses Mädchen zu haben, dass du eigentlich gar nicht kennst? Entschuldige, dass ich dich nicht konsequenter von mir gestoßen habe? Entschuldige, dass ich dich in mein Chaos gezerrt habe? Es gab so viele Dinge für die sie sich entschuldigen müsste aber ihre Lippen blieben stumm. Stattdessen sprach er weiter. Ein leises und holpriges Flüstern an ihrem Ohr bevor er sich ein Stück weit entfernte - ihr Raum gab. Seine dunkelbraunen Augen tasteten ihr Gesicht ab - sahen ihre Tränen - erneut. Scheiße. Sie bemerkte, dass sie sich noch immer an ihm festklammerte und lies ihre Arme langsam nach unten gleiten, bis sie wieder an ihren Seiten herabhingen. Flüchtig strich sein Blick über ihre Lippen aber bevor irgendetwas passieren konnte, wandte Yumi ein klein wenig ihren Kopf ab, fast so als versteckte sie die Tränen - den Beweis das ihr nicht alles scheißegal war. Auch wenn es längst zu spät war. Er versicherte ihr das alles besser werden würde aber sie glaubte ihm nicht. Glaubte er sich denn? Zärtlich strich er mit der verletzten Hand über ihre Wange - wischte damit die Tränen weg, die langsam versiegten. Seine Berührung war irgendwie ungeschickt aber es wirkte fast so als wollte er ihr damit etwas beweisen - scheiterte aber kläglich daran. "Willst du... mich überzeugen oder nur dich selbst?" kam es schließlich heiser über die Lippen der Blonden als er sein Gesicht wieder an ihr vergraben hatte - sein Atem an ihrem Hals kitzelte. Reglos stand sie da. Machte weder Anstalten sich aus der Umarmung zu lösen - noch sie zu erwidern. Sie lies es einfach über sich ergehen. Stille kehrte im Zimmer ein. Einen Augenblick lang hatte sie ihre Augen geschlossen, seinen vertrauten Geruch eingeatmet und in seinen Armen verweilt weil sie hier das Gefühl hatte ihre Welt wurde zusammengehalten - drohte nicht zu zerbrechen. Ein schwachsinniger Gedanke eigentlich. Die Zeit hielt nicht an. Sie verging gleich schnell oder langsam wie außerhalb seiner Umarmung. Ein leises 'Bling' durchbrach die Stille, die sie umhüllte. Erneut. Es holte sie in die Realität zurück. Yumi löste sich aus seinen Armen. Mit den Ärmeln ihres Pullovers wischte sie sich einmal kurz über das Gesicht und sah auf ihr Handy, welches unweit von ihnen entfernt am Schreibtisch lag und ihre Aufmerksamkeit durch das Aufleuchten neuer Nachrichten am Display erhaschen wollte. Alex. Sie löste ihren Blick wieder von ihrem Handy und sah den Dunkelhaarigen an, der ihr gegenüberstand. Wieder verschränkte sie die Hände vor ihrer Brust - baute die Mauer wieder auf, die für einen Moment gebröckelt war. "Du solltest... gehn..." hörte sie sich sagen, fürchtete jedoch zugleich vor ihren Gedanken wenn sie allein war - wenn niemand hier war um sie zu übertönen - um die Realität von ihr abzuschirmen.

    Darren & Yumi - Yumis Zimmer


    Irgendwie war es schön, dass er sich an seine Aussage von damals erinnerte. Es weckte positive Erinnerungen in der Blonden. Damals. Damals war es noch leichter. Der Schauspielstudent hatte zwar auch schon damals keinen Hehl daraus gemacht, dass er sich mehr aus ihrer Verbindung versprach aber hatte sich letztendlich doch auf ihr locker leichtes Spielchen eingelassen. Ein Spiel welches, wie es sich herausstellte, gar nicht so locker leicht war wie Yumi es eigentlich haben wollte. Der Lockenkopf hatte ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Vielleicht war es auch sie selbst als sie ihn damals in jenem Café erneut angesprochen hatte. Vielleicht hätte sie seinen Pullover einfach behalten oder noch besser wegwerfen sollen. Vielleicht war Yumi es gewesen, die das Ganze ins Rollen gebracht hatte. Wenn sie ihn damals nicht angesprochen hätte, wäre es vielleicht einfach bei einem One Night Stand geblieben. Das was es immer sein hätte sollen weil einem das ganze Chaos dann erspart blieb. Ein leichtes Schmunzeln schlich über ihre Lippen. Ihr Blick folgte der Bewegung seiner Hand, welche über seinen Bart strich als würde er tatsächlich über ein neues Geheimversteck nachdenken. Für Dinge, die gar nicht existierten. Dinge, die nur ein Teil ihrer Spielereien waren - ihrer Tänzchen, die sie so gerne gespielt hatten bis es einem von Beiden zu viel wurde. Wer derjenige war blieb dahingestellt. Sie wollten unterschiedliche Dinge. Richtig? Richtig.

    Sie forderte ihn heraus. Es war nicht das erste Mal. Sie wollte das er die Frage, die ihm auf der Seele brannte aussprach damit sie ihn erneut von sich stoßen konnte - ihre Lüge festigen konnte, welche sie ihm damals erzählt hatte. Es war irrelevant ob es der Wahrheit entsprach. Es war irrelevant das Alex ihr offensichtlich aus dem Weg ging. Wahrscheinlich weil er seine Worte bereute. Weil sein Stolz verletzt war weil sie ihm nicht gleich in die Arme gesprungen war als er sie ausgesprochen hatte. Was es auch war - es war vorhersehbar gewesen. Vielleicht hatte sie deshalb damals genauer nachgeharkt. Vielleicht war sie deshalb gegangen ohne diese Worte zu erwidern auch wenn ein Teil von ihr vielleicht sogar darauf gewartet hatte. Der Gedanke schien ihn zu quälen. Er wich ihrem Blick aus nur um ihn anschließend wieder zu suchen und ein kleinliches 'Nein' zu murmeln. Was genau er damit beantwortete war Yumi nicht ganz klar und vielleicht auch Darren nicht. Trotzdem folgte ein grinsen seinerseits bevor er fortfuhr und sich anscheinend selbst davon überzeugen wollte. Scheiße. Das könnte sich als Problem erweisen. Yumi lies sich nichts anmerken als der angehende Schauspieler seine wilden Vermutungen zu der ganzen Sache äußerte. Sie hob eine Augenbraue. "Bei dir bekommt das Wort 'Selbstzerstörung' ganz neue Ausmaße..." Die Blonde würde bis ans Äußerste gehen um ihre Lüge aufrecht zu erhalten wenn er sich dadurch von ihr fernhalten würde. Das war mehr als nötig. Nur so konnte sie verhindern das Darren sich in ihrem Chaos noch mehr verstrickte als er es ohnehin schon getan hatte.

    Sie hatte sich abgewandt - war in ihr Zimmer gegangen aber hatte ihn doch nicht ganz ausgeschlossen. So wie sie es immer getan hatte. Sie hatte sich eine Tür offen gehalten weil sie es auch ein Stück weit genoss - egoistischer Weise. Aber damit musste Schluss sein. Diesen Entschluss hatte sie schon vor diesem Abend gefällt und das was da geschehen war, hatte sie darin nur bestärkt. Sie riss ihn ins Verderben. Yumi zuckte auf seine Frage hin mit den Schultern und packte weiterhin ihren Rucksack weil es das Einzige war was sie jetzt tun konnte um nicht völlig verrückt zu werden. Wenn sie stillstehen würde, würden die Gedanken lauter werden und über sie hereinbrechen - sie erdrücken. "Das passiert ganz automatisch wenn man mir zu nahe kommt..." Sie war wie ein Wirbelwind. Sie riss alles um sich herum mit sich und zerstörte es. Das konnte sie gut.

    Er war ihr gefolgt - stand an der Tür und hatte seinen Blick auf sie gerichtet. Sie spürte ihn obwohl sie sich abgewandt hatte - hastig Zeug in ihren Rucksack stopfte als wäre morgen bereits der Stichtag. Er wiederholte seine Worte und näherte sich der Blonden, die viel zu beschäftigt damit war sich von der Tatsache abzulenken, dass der Boden unter ihren Füßen zu bröckeln begann - sie sich in der Schwebe befand. Ein Zustand, den sie sonst eigentlich anstrebte aber jetzt in diesem Moment einfach zu viel war. Yumi zuckte zusammen als er ihr Handgelenk umfasste. Der Rucksack fiel zu Boden und ein paar der Sachen, die Yumi gerade hineingestopft hatte verteilten sich auf dem Boden zu ihren Füßen. Er zwang sie stillzuhalten. Ihr Herzschlag beschleunigte sich automatisch. Sie fühlte sich wie im freien Fall weil sie Nichts hatte womit sie sich ablenken konnte. Ihr Blick heftete sich an den Rucksack. Sie starrte ihn an bis Darrens Griff um ihr Handgelenk lockerer wurde und seine Hand an ihrem Arm nach oben strich. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, welcher nur noch intensiver wurde als er seine Hand an ihrem Hals platzierte. Sie hob ihren Kopf leicht an und sah in die dunkelbraunen Augen ihres Gegenübers. Ihre Lippen öffneten sich aber schon im nächsten Augenblick schloss Yumi diese wieder ohne das ein Ton heraus kam. Der Druck auf ihrer Brust wurde stärker - nahm immer weiter zu bis sie seine andere Hand an ihrer Wange spürte. Sachte strichen seine Finger über ihre Haut aber etwas stimmte nicht. Yumi zog irritiert die Augenbrauen zusammen als sie das fast schmerzverzehrte Gesicht des Anderen sah, der sich im nächsten Moment wieder zurückzog. Vielleicht um den Grund für eben jenen leidenden Ausdruck zu verbergen. Nun verstand Yumi. Ihre Augen weiteten sich und sie presste die Lippen aufeinander. Nein. Das durfte nicht wahr sein. Oder? Ihr Atem ging schneller und erst als er erneut das Wort ergriff war ihr aufgefallen, dass er vor ihr hockte und ihr den Rucksack hinstreckte. Was hatte er gesagt? Noch immer starrte sie entsetzt in die Leere bevor der Blick ihrer blauen Augen sich an den Schauspielstudenten heftete. Sie sah ihn an aber eigentlich auch durch ihn hindurch weil offenbar genau das eingetroffen war, dass sie schon damals im Krankenhaus befürchtet hatte. Sie hatte sein Leben - seine Zukunft zerstört. "Du..." Ihre Stimme zitterte und sie spürte wie eine Träne über ihre Wange kullerte. Gefolgt von noch einer. Und noch einer. Still tropften sie von ihrem Kinn zu Boden. Ihre Augen brannten. "Du spürst nichts..." kam es über die Lippen der Blonden, die wie erstarrt war, ihren Rucksack immer noch nicht entgegen genommen hatte, den Darren ihr hinhielt.

    [Vor Yumis Zimmer] Darren & Yumi - Yumis Zimmer


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    Beinahe hätte sie aufgegeben. Beinahe hätte sie sich der Umarmung hingegeben und wäre schwach geworden. Für einen Moment wollte die Blonde glauben, dass dies ein Ort war an dem sie sicher war und an dem sie sich nicht schützen musste. Vor was? Vor dem Schmerz, der einen ereilte wenn man sich die Blöße gab und sich verwundbar machte. Viel besser gefiel sich Yumi in der Rolle des Arschlochs. Jener Person die Andere verletzte statt verletzt zu werden. Damit lebte es sich wesentlich unbeschwerter. Beinahe wurde sie schwach aber er gab nach und gab ihr den Freiraum nachdem sie verlangte indem sie ihre Hände gegen seine Brust drückte. Ein wenig fester als noch zu anfangs als sie es auf den Überraschungsmoment schob. Die einzige Erklärung an die sie glauben wollte. Dennoch jagte eine Gänsehaut über ihren gesamten Körper als er sich langsam aus der Umarmung löste und über ihre Arme strich bevor er den Abstand zwischen sich und der Blonden brachte, den sie doch ersehnt hatte. Eine leise Entschuldigung kam vorher noch über seine Lippen. Kaum ein Flüstern und doch spürte sie den Hauch seines Atems auf ihrer Haut. Es war gefühlt eine Ewigkeit her seit sie sich so nahe gewesen waren. Sie war kein weiteres Mal zu Besuch gewesen. Sie hatte seine Nähe gemieden weil sie gewusst hatte, dass sie sonst nicht konsequent sein konnte. Aber das musste sie. Er würde sonst nur weiter in sein Verderben laufen. Sie hatte genug angerichtet. Wenn sie ihr Leben kaputt machte - schön und gut. Aber er hatte das einfach nicht verdient. Ein Schmunzeln erschien auf seinem Gesicht und ihre Augen weiteten sich ein wenig und sie spürte ein warmes Gefühl in ihrer Brust. Vorsichtig tastete ihr Blick jeden Winkel ab. Es fühlte sich an wie gestern als dort noch ein Veilchen zu sehen war - eine aufgesprungene Lippe und viel zu viel Blut. Ihre Mundwinkel zuckten nach oben und einen Moment dachte sie an die Zeit zurück als es noch so unbeschwert war - sie in einer ähnlichen Situation waren und doch war es eine völlig andere. "Ich weiß nicht was du meinst..." Yumi hob die Schultern und ahmte damit den Lockenkopf nach. "Schau einfach nicht unter mein Bett..." Die selben Worte wie er sie damals gewählt hatte als sie ihn einen Vorsprung gewähren wollte um Peinlichkeiten aus seinem Zimmer zu beseitigen bevor sie ihn dort besuchte. Hatte es da angefangen? Oder rannten sie schon damals hoffnungslos auf ihr Verderben zu? Es machte keinen Unterschied mehr, richtig? Es war zu spät. Sie hatte zu spät die Bremse gezogen. Erneut wanderte ihr Blick auf seine verletzte Hand. Das leichte Schmunzeln auf ihren Lippen verschwand wieder im Angesicht der Realität, die ihr förmlich einen Schlag ins Gesicht verpasste. "Nacktbilder hmmh?" wiederholte sie die wilden Vermutungen des Schauspielstudenten und hob dabei fast schon spielerisch eine Augenbraue weil es das war in dem sie gut war. Im Spielen. Das kurze Grinsen verschwand im nächsten Moment auch schon wieder als er seine nächste Vermutung äußerte. Pärchenfotos. Yumi zog die Augenbrauen zusammen und schließlich kam ein belustigter Laut über ihre Lippen ehe auch sie die Arme vor der Brust verschränkte und sie ihren gegenüber herausfordernd musterte als hätte jenes Wort sie herausgefordert. Er mied ihren Blick - hielt den seinen gesenkt und sah sie nicht an. "Was bezweckst du damit...?" fragte sie ihn geradeheraus und bemerkte, dass er sich leicht krümmte. Hatte er immer noch Schmerzen? War das normal? Würde es je wieder normal werden oder hatte sie sein Leben völlig ruiniert - unwiderruflich? Beinahe wäre sie zurückgerudert aber das war der falsche Weg. So würde er nur wieder Hoffnung haben. "Wenn du mich etwas fragen willst dann tu es. Vorausgesetzt du kannst mit der Antwort umgehen." Sie durchbohrte ihn mit ihren blauen Augen und war sich dabei sicher, dass er es spüren konnte selbst wenn er nach wie vor seinen Blick gesenkt hatte. Yumi wollte sich gerade von dem Lockenkopf abwenden und in ihr Zimmer gehen als erneut wenige Worte über seine Lippen kamen. Kurz und knapp aber dennoch sehr aussagekräftig. Ein Teil von ihr freute sich über dieses Geständnis - freute sich das sie für Jemanden wichtig genug war um ihm zu fehlen. Sie war sich nur nicht sicher welcher Teil von ihr das war. Jene Eisprinzessin, die nur darauf wartete Herzen zu brechen bevor das ihre gebrochen wurde oder eine Seite an ihr, die sie unter Verschluss hielt. Yumi presste ihre Lippen aufeinander und spürte wie ihr Herz ein wenig schneller klopfte. "Was genau?" hörte sie sich fragen während sie sich von ihm wegdrehte und ihren Zimmerschlüssel hervorholte um hinter dieser Tür zu verschwinden. Vielleicht das letzte Mal. "Fehlt es dir immer wieder aufs Neue verletzt zu werden? Hast du immer noch nicht genug?" Ihre Stimme zitterte ein kleines bisschen gegen Ende ihrer Aussage aber sie fing sich ganz schnell wieder ehe sie ihm riet die Rolle des Masochisten sein zu lassen weil sie ihm nicht stand. Das waren die letzten Worte bevor sie den Schlüssel ins Schloss steckte und ihr Zimmer betrat. Die Tür hinter sich lies sie offen weil sie im Grunde noch mitten im Gespräch waren auch wenn sie ihrer Meinung nach schon längst alles gesagt hatten. Wie selbstverständlich griff Yumi nach ihrem Rucksack und begann zu packen als hätte sie nur darauf gewartet. Als wäre alles egal. Als spielte es keine Rolle ob sie nun hier weiter studieren konnte oder nicht. Als hätte sie einen Plan. Aber den hatte sie nicht. Den hatte sie nie. Wohin jetzt? Sie wusste es nicht. Sie hatte es noch nie gewusst. Nur nicht stillstehen. Weitermachen.

    [Vor Yumis Zimmer] Darren & Yumi


    Jetzt hatte die alte Schabracke eine Sorge weniger, nicht wahr? Das hämische Grinsen in ihrem Gesicht versuchte die Wohnheimleitung gar nicht erst zu verstecken. Es war immerhin kein Geheimnis, dass Yumi ihr immer schon ein Dorn im Auge war - ihr die ein oder anderen Schwierigkeiten bereitet und Chaos in ihre Ordnung gebracht hatte. Die Blonde hatte sich nie sonderlich viel aus den Regeln gemacht, mit denen sie die Studenten hier im Wohnheim im Zaum hielt. Zumindest glaubte die Alte wirklich daran. Dabei konnte man die Studenten, die sich an besagte Regeln auch hielten wahrscheinlich an einer Hand abzählen. Yumi gönnte der Alten diesen Sieg nicht. Sie würde ganz sicher nicht darum betteln länger hier bleiben zu dürfen. Bis sie eine eigene Bleibe gefunden hatte zum Beispiel. Diese Genugtuung wollte sie ihr ganz sicher nicht geben und so sah sie in die vor Freude fast schon funkelnden Augen der Dame, die immer noch aus der Puste war weil sie Yumi die Treppen herauf verfolgt hatte um ihr besagte Nachricht gleich persönlich zu überbringen. Natürlich hatte sie es sich nicht nehmen lassen. Die Alte zerrte davon es den Studenten so schwer wie nur irgendwie möglich zu machen. Das war wahrscheinlich ihr Lebenselixier. "Sind sie fertig...?" Die Blonde hob eine Augenbraue und hatte ihre Hände vor der Brust verschränkt. Nicht zuletzt um unantastbar zu wirken. Die Haltung war fast schon wie ein Schutzschild für sie. Gerade wollte sie noch etwas erwidern - die Alte ein wenig aus der Reserve locken bevor sie sich in ihr Zimmer zurück zog - sie hatte ja nichts mehr zu verlieren - als eine bekannte Stimme sie davon abhielt. Yumi schloss den Mund und blickte in die Richtung aus welcher der Schauspielstudent auf sie zukam. Flüchtig wanderte ihr Blick über ihn und blieb an dem Verband an seiner Hand für wenige Sekunden hängen bevor sie sich wieder von seinem Antlitz losriss. Unweigerlich dachte sie an die Nachrichten, die er ihr geschickt hatte. Regelmäßig. Täglich. Irgendwann hatte sie sich sogar dabei erwischt, dass sie auf diese Art Lebenszeichen wartete. Es war Erleichterung und Strafe zugleich. Strafe weil sie immer wieder daran erinnert wurde, dass sie ihn in Gefahr gebracht hatte aber auch Erleichterung weil es ihm seinen Nachrichten zu Folge besser ging. Oder? Sie spürte seinen Blick aber vermies es ihn zu erwidern. Diese warmen braunen Augen hatten sie schon viel zu oft schwach werden lassen - hatten sie inkonsequent gemacht. Blödsinn. Konsequenz gehörte einfach nicht zu ihren Stärken. Das hatte sie noch nie. Die Alte wandte sich an Darren und Yumi wollte den Moment nutzen um sich zurückzuziehen als erneut ihr Name fiel und sie in ihrer Bewegung erstarrte. Er ihr helfen? Bah. Das musste doch ein schlechter Scherz sein. Man sah doch was dabei rauskam wenn er ihr zu Hilfe eilte. Mit einem Schnauben beendete die Alte ihren Satz und warf Yumi einen missbilligenden Blick zu, ehe sie sich zum Gehen abwandte. Yumi kam ein abfälliger Laut über die Lippen als sie ihr hinterher sah. Zurück blieben nur die Beiden. "Du..." setzte Yumi an aber stoppte im nächsten Moment auch schon wieder weil sie den Satz in ihrem Kopf umformulierte um aus dieser Situation heraus zu kommen. "Ich schaffe d..." Weiter kam sie nicht weil der Dunkelhaarige sich wieder zu ihr umgedreht hatte und sie sich im nächsten Moment in seinen Armen wiederfand. Fest hatte er sie um ihren schlanken Körper geschlungen und an sich gedrückt als hätte er die Sorge sie würde gleich wieder abhauen. Eine Angst die durchaus nicht unbegründet war. Ihre Augen waren zuerst weit aufgerissen als er sie mit dieser Tat überrumpelte, doch ihre Lider senkten sich als sie von seiner Wärme umhüllt war, seinen Duft fast schon aufsog. Dennoch verspannten sich ihre Muskeln als sie so nah bei ihm war. Ihre Nähe war nicht gut für ihn. Ihre Nähe hatte ihn ins Krankenhaus gebracht. Wegen ihr wäre er fast... Da war wieder dieser Kloß in ihrem Hals, der ihr fast die Luft zum Atmen nahm. Er sagte nichts. Er umarmte sie einfach nur. Und doch sagte diese Geste so unendlich viel. Unausgesprochen war es für die Blonde leichter zu ertragen. Sie bemerkte das ihr Herz schneller schlug, spürte das diese Umarmung von ihm genau das war was sie gerade brauchte aber gleichzeitig auch das was sie nicht verdient hatte. Ihre Augen brannten. Sie schloss sie und drückte ihn etwas von sich. Verwendete dafür nicht ansatzweise genug Kraft um es zu schaffen. Ein halbherziger Versuch im Grunde und doch ertrug sie seine Nähe nicht länger. Sie spürte wie sie zerbrach. Nach und nach. Wie ihr Leben zerbröselte. Ein Leben das sie so gar nicht gewollt hatte - wofür sie auch wenig getan hatte aber dennoch fühlte sie sich jetzt so... leer. Bestand die Möglichkeit einfach in seinen Armen zu bleiben? Sich vor der Realität zu verstecken? Beinahe hätte sie gelacht. Was für ein kindischer Gedanke. Sie drückte stärker gegen seine Brust und schob sich ein wenig von ihm weg. Einen Moment noch hielt sie den Blick gesenkt, sah ihn nicht an weil sie bei seinem Anblick unweigerlich an alles was seit jenem Abend geschehen war denken musste. Der Krankenhausaufenthalt. Seine Verletzungen. Seine Nachrichten, die fast so wirkten als wäre sie diejenige, die man aufbauen musste. Yumi presste die Lippen aufeinander und hob nur langsam den Kopf an um ihn anzusehen. Wortlos. Die Wunden in seinem Gesicht waren verschwunden. Es waren keine Narben zurückgeblieben. Dort nicht. Noch immer waren sie sich so nahe, atmeten förmlich die selbe Luft. In Filmen war dies der Moment in dem sich die Zuschauer wohl erhofften das sich die Beiden auf der Leinwand küssten. Da waren diese wenigen Sekunden in denen man sich von der Umarmung löste, sich immer noch nah war - die Blicke sich kreuzten und über das Gesicht des jeweils Anderen huschten. Yumi entzog sich dem Moment. Sie räusperte sich. "Ich brauche keine Hilfe. Packen bin ich gewohnt." kam es schließlich über ihre Lippen als hätte es diesen Moment eben zwischen ihnen gar nicht gegeben. Als hätten sie einander nicht wochenlang nicht gesehen. Als hätte sie all seine Nachrichten nicht gelesen. Als wäre all das niemals passiert. Und doch war es das. Das wussten sie Beide. Der beste Beweis dafür war der Verband, der nach all den Wochen immer noch seine betroffene Hand zierte...

    [Auf der Intensivstation] Darren & Yumi - Yumi geht


    Seine Ehrlichkeit war manchmal einschüchternd und beengend. Zugleich war die Studentin aber nicht das erste Mal davon beeindruckt. Schon öfters hatte sie ihn vorführen wollen - geneckt wenn man es so nennen wollte aber war auf Granit gestoßen weil der angehende Schauspieler kein Geheimnis aus seinen Gefühlen machte - hatte er noch nie. Wohlwissend das eben jene Gefühle nicht willkommen waren wenn es nach Yumi ging. Ein schwaches Lächeln umspielte die schmalen Lippen des Dunkelhaarigen als sich ihre Blicke trafen. Alles - jedes Wort schien ihn Kraft zu kosten - Schmerzen zu bereiten. Es wollte ihr nicht in den Kopf warum er sich dann überhaupt soweit bewegt hatte um sie zu sich ins Bett zu holen. War es das wert? Eine Frage, die sich die Studentin schon so oft gefragt hatte. Eine Frage mit der sie ihn schon so oft konfrontiert hatte. War es das wert immer wieder zu leiden weil sie seine Gefühle nicht erwiderte? War es das wert so viel in was auch immer sie hatten zu investieren obwohl es zwecklos war? Yumi schüttelte den Kopf und wandte sich ab. Ein Seufzen kam ihr über die Lippen und doch lies sich nicht leugnen, dass sie seine Nähe zugelassen hatte - sie vielleicht sogar gebraucht hatte in dieser Situation. Er hatte es gemerkt und dennoch sprach er es nicht an. Vielleicht weil ihm die Kraft fehlte hier mit ihr darüber zu diskutieren. Was es auch war. Yumi schwieg ebenfalls darüber, hatte es letztendlich ja doch unterbunden als es ihr zu viel wurde. Die Blonde lies es sich nicht nehmen ihn wieder auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Sie machte ihm klar, dass das was passiert war nichts zwischen ihnen ändern würde. Was auch immer sie jemals verbunden hatte war vorbei. Sie hatte einen Schlussstrich gezogen. Weil es das Richtige war. Auch sie wollte einmal das Richtige tun. Ein Schmunzeln schlich über die Lippen des jungen Studenten als er ihre Worte ein Stück weit wiederholte. Flüchtig wanderte ihr Blick über sein Gesicht - streifte die aufgeplatzte Lippe auf der eben noch dieses Schmunzeln zu sehen war - welches im nächsten Moment auch schon wieder verschwunden war. Seine Worte überraschten sie - aber irgendwie auch nicht. Es war immerhin nicht das erste Mal, dass er behauptete sich nichts von ihr zu erwarten. Das war eine Lüge. Vielleicht nicht beabsichtigt aber dennoch eine Lüge. Er erwartete sich ganz sicher etwas. Ansonsten würden sie nicht immer aneinander geraten. Wenn er nicht mit anderen Erwartungen in diese gemeinsame Sache gegangen wäre, dann stünden sie jetzt nicht hier sondern es wäre weiterhin locker und leicht zwischen ihnen geblieben. Sein Atem ging schwer als er zu Ende gesprochen hatte. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und zeitgleich piepste der Monitor weil wohl irgendetwas mit seinen Werten nicht zu stimmen schien. Der Blick ihrer blauen Augen wanderte von Darren zu dem Gerät und anschließend wieder zurück. Er wollte sich erklären aber bereits im nächsten Moment betrat die Scharr von Ärzten das Zimmer und unterbrach den Studenten.

    Als diese wenige Minuten später wieder das Zimmer verließen blieb eine erdrückende Stille zurück in dem Raum. Jeder für sich hing seinen Gedanken nach - lies sich wahrscheinlich das Gesagte der Weißbekittelten durch den Kopf gehen. Yumi vermochte nicht zu sagen was im Kopf des Lockenkopfs vor sich ging aber eine leise Stimme in ihrem Kopf machte ihr klar und deutlich, dass sie die Schuld daran hatte. Es wäre nie dazu gekommen wenn sie sich nicht begegnet wären. Sie hätte ihn niemals in ihr Chaos mitnehmen dürfen. Warum war er nicht fern geblieben? Sie hatte es ihm oft genug gesagt und trotzdem waren sie jetzt hier. Sein bestimmtes 'Nein' lies sie leicht zusammenzucken. Vielleicht weil sie nicht damit gerechnet hatte. Der Blick seiner dunkelbraunen Augen durchbohrte sie förmlich und trotzdem hielt sie ihm stand. Irgendwie. Sie bemerkte den Schweiß auf seiner Stirn, sah zu wie er sich mit Mühe aufrichtete. "Es ist egal was du willst..." kam es leise über ihre Lippen. Ihre Worte wurden beinahe von dem alarmierenden Monitor überdeckt. Ein kurzer Blick auf die blinkenden Zahlen darauf. Irgendetwas stimmte nicht. Yumi runzelte die Stirn und wandte sich wieder an Darren. Seine Stimme war leiser geworden. Sie zitterte. "Geht es dir gu..." Die Studentin brachte ihre Frage gar nicht zum Ende, wurde ohnehin von seinen Worten und dem Piepsen des Monitors übertönt. Ihre Augen wurden größer als sie seinen glasigen fast schon leeren Blick bemerkte. Er sah irgendwie durch sie hindurch, war blass um die Nase und im nächsten Augenblick wurde auch die Tür zum Zimmer aufgerissen und einige Ärzte und Pflegekräfte kamen herein geeilt. Sie wirkten hektisch und gefasst zugleich. Irgendwie routiniert aber selbst als Laie wusste man das etwas ganz und gar nicht stimmte. Ihr Blick hatte sich an den Studenten geheftet während eine Pflegekraft sie an dem Arm nach draußen zog als Yumi nicht reagierte. Sie war wie gelähmt - wirkte fast schon verloren als sie so am Gang der Intensivstation stand. Abseits von dem ganzen Trubel und irgendwie doch mittendrin. Die Arme hatte sie um sich geschlungen. Mehrmals hatte er ihr versichert das es nicht ihre Schuld war aber alles was in ihrem Kopf zurück blieb war dieses eine Wörtchen. Schuld. Eine der Pflegekräfte begleitete sie nach draußen. An ihrem Tonfall bemerkte Yumi, dass sie sie wohl beruhigen wollte. Natürlich. Sie war schließlich die liebende Freundin in diesem Szenarium. Die Blonde hörte nicht zu. Dachte immer noch über seine letzten Worte nach. Dachte daran, dass sie all das zu verantworten hatte. Wenn sie konsequenter gewesen wäre - wenn es nur ein einmalige Sache geblieben wäre - dann wäre all das nicht passiert.

    Wie lange saß sie vor der Intensivstation und wartete. Worauf eigentlich? Sie hatte nicht das Recht darauf hier zu sein. Keiner von den Angestellten würde sie so behandeln wenn sie die ganze Geschichte kennen würde. Yumis Blick fiel auf den kalt gewordenen Kaffee, den man ihr freundlicherweise gebracht hatte. Offensichtlich war ihr Anblick so derartig mitleiderregend. Die Zeit verging nicht aber irgendwie auch doch im Anbetracht der Tatsache, dass sie einfach nur mit ihren Gedanken alleine war - Gedanken die so unerträglich laut wurden. Sie zögerte als man an sie herantrat - ihr mitteilte, dass Darren erneut operiert worden war. Sie hörte nicht richtig hin - nahm nur vereinzelte Wortbrocken auf und folgte der Pflegekraft wieder in sein Zimmer. Yumi nickte knapp als man sie bat sich kurz zu halten weil der Patient sich ausruhen sollte. Die Studentin fühlte sich fast schon ausgeliefert als sie wieder alleine mit ihm war. Er schlief. Eine Sauerstoffmaske verdeckte sein Gesicht. Der Blick ihrer blauen Augen wanderte über dieses als sie ihn eine dunkle Locke zur Seite strich. Einige Tränen rollten ihre Wangen hinab als sie nach seiner Hand griff. Sie drückte sie ganz leicht. „Du hast etwas Besseres verdient…“ Yumi lehnte sich nach vorne und küsste die Stirn des Anderen ehe sie sich umdrehte und nicht mehr zurück sah. Ein Schlussstrich. So wie sie es längst hätte tun sollen.

    Fast schon lethargisch wanderte sie über den Gang in Richtung Ausgang. Zurück blieb das Piepsen des Monitors in ihrem Kopf. Die Rufe der Schwestern. Die schnellen Schritte des Personals, dass durch die Gänge huschte und mit irgendwelchem medizinischen Krimskrams zurück in das Zimmer des Studenten liefen. Seine letzten Worte an sie. Ich brauche dich. Nein. Niemand brauchte Jemanden wie sie in seinem Leben. Jemanden der alles zerstörte. Jemanden der wie ein Wirbelsturm durch das Leben eines Anderen fegte und nur Schutt und Asche zurückließ wenn er mit ihm fertig war. So jemanden brauchte man nicht in seinem Leben. Zugleich lösten diese drei Worte ein Beklemmungsgefühl in ihr aus. Gebraucht zu werden. Verantwortung zu haben. Dinge, die sie ablehnte. Ihre Gedanken kreisten zwischen dem was gestern in dieser Gasse passiert war - ihren Schuldgefühlen - zwischen seinen Worten und dem was gerade jetzt passiert war und den etwaigen Folgen. An der frischen Luft zündete sich die Blonde eine Zigarette an. Und dann noch eine. Und dann noch eine. Wie viele waren noch gleich in einem Päckchen. Am Ende war ihr schlecht und sie zitterte am ganzen Leib. Unweit des Krankenhauses setzte sie sich auf eine Bank. Sie starrte in die Leere. Fühlte sich kraftlos. Sie übergab sich und erntete dafür angeekelte Blicke von den Passanten. Pure Galle. Scheiße. Wann hatte sie zuletzt gegessen? Ihr Magen verkrampfte sich. Sie musste hier weg aber was dann? Der Wunsch all das erneut hinter sich zu lassen war größer den je. Irgendwann fand sie die Kraft aufzustehen und lies fürs Erste zumindest einmal das Krankenhaus hinter sich.

    [Auf der Intensivstation] Darren & Yumi

    Eine ihrer Augenbrauen zuckte nach oben als die folgenden Worte über die Lippen des Studenten kamen. Das kommt mit der Zeit? War das sein Ernst? Ein abfälliger Laut verließ folgend die Lippen der Blonden als Darren das echte Leben mit den Rollen verglich in die er tagtäglich im Rahmen seines Studiums schlüpfte. Darauf spielte er doch an, oder nicht? Oder glaubte der Lockenkopf tatsächlich, dass sie in dieses Rollenbild passen könnte? Die liebende Freundin. Wieder eine von seinen Spinnereien. Wieder legte er sich die Dinge so zurecht wie sie ihm in den Kram passten. Das es einmal nicht so sein könnte war ihm wohl noch gar nie in den Sinn gekommen, oder? Er flüchtete sich in die kunterbunte Welt seiner Theaterstücke in denen sich alles zum Guten wenden konnte - in denen am Ende selbst bei einem Drama applaudiert wurde. Zum wiederholten Male sah er Dinge in ihr, die es einfach nicht gab - nicht geben wird - egal wieviel Zeit verstreichen würde. Wenn er nach dieser liebenden Freundin suchte dann war er bei ihr an der falschen Adresse und sie lies es sich nicht nehmen ihm das auch jetzt unter die Nase zu reiben. Offenbar war der Gute ja schwer von Begriff. Im echten Leben wartete am Ende nicht der Applaus auf einen. Er drückte sich näher an sich - erstickte sie förmlich und gab ihr Halt gleichermaßen. Yumi spürte eine Hitze in ihr aufsteigen. Wärmend und verbrennend zugleich. Der Wunsch das Ganze zu unterbinden gewann jedoch Überhand und Yumi brachte wieder den nötigen Abstand zwischen sich und den Dunkelhaarigen. "Ich weiß nicht was du an 'kein Kuscheln' nicht verstehst..." Immer wieder hatte sie ihn gewarnt. Immer wieder hatte er ihre Warnung ignoriert. Ablehnend hatte die Blondine die Arme vor der Brust verschränkt. Ein Abwehrmechanismus oder doch mehr? Schützte sie sich nicht im Grunde wieder selbst? Wovor das wusste die angehende Psychologin wohl nur selbst. Bewusst hielt sie einen gewissen Abstand zu dem Krankenbett. Nicht unbedingt weil sie fürchtete er könnte sie wieder zu sich ins Bett holen sondern viel mehr weil sie bewusst Abstand zu dem was ihm geschehen war gewinnen wollte. Aber es war unmöglich. Der Blick ihrer blauen Augen fokussierte seinen verbundenen Arm. Er war in dicke Bandagen gehüllt. Fast schon in Zeitlupe drehte Darren den betroffenen Arm. Versuchte er seine Finger zu bewegen? Es rührte sich nichts. Gar nichts. Die Blonde presste ihre Lippen aufeinander, schaffte es aber nicht die Worte in sich zu behalten - sie sprudelten aus ihr heraus als Darren so dumme Dinge von sich gab. "Was erhoffst du dir dadurch, hmm?" Sie sah in diese warmen, dunkelbraunen Augen, die sie nicht losließen. "Es ändert sich dadurch nichts." Sie spürte wieder den imaginären Kloß in ihrer Kehle. Das Brennen in ihren Augen. "Du hast völlig umsonst den Helden gespielt..." Yumi wandte sich ab und schloss einen Moment die Augen. Atmete durch. Fuhr sich durch die langen Haare. Sie hörte wie er ihren Namen sagte - anschließend schwieg. Vielleicht hatte er endlich verstanden. Vielleicht gab er endlich auf. Vielleicht sah er es endlich ein. Das war es doch was sie gewollt hatte, richtig? Darauf wollte sie die ganze Zeit hinaus. Warum fürchtete sich ein Teil von ihr aber vor seiner Ablehnung? Warum hatte sie Angst er könnte sehen wie sie wirklich war? Die Studentin blinzelte. Nach einer nahezu endlosen Pause fuhr er fort. Sie war erleichtert und aufgewühlt. Sie war froh und hoffnungslos. Yumi wollte dem Anderen gerade ins Wort fallen als sie Zimmertür aufgestoßen wurde und eine Schar von Ärzten und Pflegekräften hereintrat. Unweigerlich war die Blondine einen Schritt zur Seite gegangen um ihnen Platz zu machen. Sie hatte ihren Kopf gesenkt und als sie gebeten wurde draußen zu warten sah sie einen Augenblick die Chance hiervor zu fliehen. Vor ihm. Vor dem was sie ihm angetan hatte. Vor dem was zwischen ihnen lief oder auch nicht lief. Sie hatte schon einen Schritt in Richtung Tür gemacht. Kaum merklich und doch war sie sich sicher, dass es ihm nicht entgangen war. Die Ärzte und Krankenschwestern überließen es Darren ob er sie hier dabei haben wollte oder nicht. Es war seine Antwort, die sie zögern lies - die Blicke des Pflegepersonals, die sich augenblicklich auf sie richteten - ihre Reaktion abwarteten. Sie schielte in Richtung Türe, welche im Grunde versperrt war von den zahlreichen Leuten, die gerade eben durch sie hindurch gekommen waren und sich nun anscheinend über Darrens Zustand austauschten. Sie verwendeten irgendwelche hochgestochenen Worte, die für sie nur peripher Sinn ergaben. Yumi nickte und rührte sich nicht vom Fleck. Die liebende Freundin, hm? Eine Rolle, die ihr nicht lag. Einer der Weißbekittelten fuhr also fort. Er bemühte sich offenbar sich auf das Niveau der Studenten herunterzulassen, was ihm angesichts seiner Wortwahl nicht immer gelang. Kurz erklärte der Brillenträger was genau sie bei der OP gemacht haben und dann folgte ein kurzes Zögern bei dem Yumi ihren Kopf wieder anhob. Ihre Augen weiteten sich als er Darren erklärte, dass sie ihr möglichstes getan hatten um alles wieder zu reparieren aber das es sein konnte, dass sein Gefühl oder seine Fähigkeit die Finger wieder so wie früher zu bewegen für immer verloren sein könnte. Nein. Stille. Alles was danach über die Lippen dieses Mannes kam erreichte Yumi gar nicht mehr. Wie angewurzelt verharrte sie an Ort und Stelle. Unfähig sich zu bewegen. Unfähig etwas zu sagen. Auch nachdem die ganze Scharr das Zimmer wieder verlassen hatte. Sie schluckte. Fand seinen Blick. Nur ganz kurz bevor sie sich ihm wieder entzog und doch irgendwie ihre Stimme wiederfand. "Ich habe dich gewarnt..." kam es schließlich über ihre Lippen. Ganz leise. Ihre Stimme zitterte leicht - kaum merkbar. "Halt dich von mir fern..." Es war besser so. Sie waren zu verschieden. Lebten in unterschiedlichen Welten. Hatten unterschiedliche Vorstellungen vom Leben. Solche Dinge passierten wenn man sich in der Welt des Anderen verirrte - wenn man glaubte es war möglich diese Barriere zu überwinden. Sie strich sich ein paar lose Strähnen hinters Ohr - wischte sich beiläufig über das Gesicht und spürte dort etwas nasses. Eine Träne? Hmmh.

    [Hinas Zimmer] Hina & Alessa


    Die Fahrt über hielten die beiden Freundinnen die Hand der jeweils Anderen. Es war so schön Hina wieder an ihrer Seite zu wissen. Die selbsternannte Prinzessin war so unheimlich froh das es ihr gut ging. Den Umständen entsprechend zumindest. Alessa merkte es gar nicht, dass sie die Hand der Anderen ein wenig fester drückte während ihre Gedanken an jenen Halloweenabend zurück wanderten. Sie fühlte sich so unfassbar schuldig. Hätte sie doch nur länger nach ihrer Besten gesucht. Hätte sie diese blöde Eifersucht doch nicht einfach versucht im Alkohol zu ertränken. Die Schülerin presste ihre geschminkten Lippen aufeinander und sah aus dem Fenster - beobachtete die vorbeiziehende Landschaft während sie diesem und ähnlichen Gedanken nachhing. Sie konnte es nicht mehr ändern. Sie würde aus diesem Fehler lernen. Diese Eifersucht, die sie verspürte wenn Hina bei diesem Chase war - die sie verspürte wenn irgendwelche anderen Typen sie mit ihren gierigen Blicken förmlich auszogen - sie hatte hier keinen Platz. Sie musste ihre eigenen Gefühle zurückstecken wenn sie weiterhin einen Platz an der Seite dieses wunderbaren Mädchens haben wollte. Lieber blieb sie weiterhin die beste Freundin, schluckte diese neuen Gefühle hinunter, die seit jenem Kuss in ihr aufgeblüht waren und ordentlich für Verwirrung in ihrem Herzen sorgten. All das war nicht wichtig solange sie nur an ihrer Seite sein konnte. Solange sie aufeinander aufpassten. Alessa legte ihren Kopf an die Schulter der Anderen ab und seufzte leise. Auch wenn sie eine harte Nacht hinter sich hatte so war ihr Duft berauschend und beruhigend zugleich. Die Schülerin schloss die Augen und ein seliges Lächeln erschien auf ihren Lippen. Das viel zu schnelle Klopfen ihres Herzens versuchte sie gekonnt zu ignorieren. "Ich bin auch froh da zu sein..." Bei ihr. An ihrer Seite. Immer.

    Das Taxi hielt an und Alessa öffnete langsam wieder ihre Augen, die sie ein oder zwei Momente ausgeruht hatte. Hina wohnte nicht allzu weit weg weswegen sie relativ schnell an ihrem Zielort angekommen waren. Offensichtlich war niemand zu Hause. Alessa musste gar nicht erst einen Blick zur Seite wagen um zu wissen, dass Hina diese Tatsache irgendwie verletzte. Sie verstand sie. Nur zu gut. Noch einmal drückte sie ihre Hand - sagte aber nichts dazu und war stattdessen schweigend für ihre Freundin da. Wenigstens hatten sie einander und daran würde sich nichts ändern. Die beiden Mädchen betraten das Haus und fanden sich schon bald in Hinas Zimmer wieder. Wie oft hatten sie hier in ihrem Bett nebeneinander gelegen - hatten über ihre neuesten Eroberungen gequatscht? Unzählige Male. Nie war etwas passiert. Was also war nun plötzlich anders? Konnten sie wirklich einfach so weitermachen? Anscheinend beinhaltete der Plan ihrer Besten ein ausgiebiges Entspannungsbad. Nach den jüngsten Ereignissen war dieser Wunsch nur zu gut nachvollziehbar für Alessa, weshalb sie sich erst einmal auf dem großen Bett ihrer Freundin niederlies, während diese in das angrenzte Bad spazierte und gleich etwas Wasser in die große Wanne laufen lies. Ein Schmunzeln zierte die Lippen des Mädchens als die Worte der Anderen an ihr Ohr drangen. "Du würdest auf jeden Fall eine gute Figur dabei machen..." fügte die Schülerin hinzu. "... aber du weißt doch das die hübschen Mädchen immer zuerst sterben. Das kann ich unmöglich zulassen!" Sie alberten herum - machten einander Komplimente. So war es schon immer gewesen und doch fühlte es sich irgendwie anders an. Der Blick ihrer roten Augen wanderte durch das Zimmer. In jeder Ecke und jedem Winkel fand man winzige Details, die an ihre Freundin erinnerten. Natürlich. Es war ja auch ihr Zimmer. Aber dennoch hatte dieser Raum so viel Persönlichkeit, dass sie allein während sie nur hier auf ihrem Bett saß Herzklopfen bekam. Alessa war so in Gedanken versunken, dass sie erst als Hina sich wieder zu Wort meldete bemerkte, dass sie wieder aus dem Bad zurückgekehrt war. Anscheinend hatte nicht nur ihre Freundin zu wenig Schlaf abbekommen. Der Alkohol hatte sie zwar rasch einschlafen lassen aber sonderlich gut hatte das Mädchen nicht geschlafen im Anbetracht der Tatsache, dass sie ohne ihre Freundin nach Hause gefahren war und sich von dem Studenten auch noch eine Abfuhr abholen hatte dürfen, weil dieser nur Augen für eine Andere hatte. Als Alessa ihren Kopf wieder anhob glitt ihr Blick über den perfekten Körper ihrer Freundin, die mittlerweile halbnackt vor ihr stand. Sie hatte ihr den Rücken zugewandt und wollte anscheinend, dass sie ihr dabei half sich aus dem hautengen Dessous zu schlüpfen. Alessa zögerte einen Moment, spürte ein Kribbeln in ihrem Bauch als sie sich schließlich erhob und an die Andere herantrat. "Klar..." kam es knapp über ihre Lippen weil sie zu mehr auch gar nicht in der Lage war. Die Schülerin war fast schon froh, dass ihr dieses winzige Wort nicht im Hals stecken blieb. Den Rock war Hina schon längst losgeworden. Achtlos lag er unweit von den beiden Freundinnen entfernt in einer Ecke. Der süßliche Duft ihres Parfums stieg dem Blondchen in die Nase. Oder war das einfach sie selbst die so unfassbar gut roch? Alessa schloss einen Moment die Augen bevor sie das Dessous langsam öffnete und langsam die Träger über ihre Schulter streifte. Ihre Fingerkuppen streiften dabei unweigerlich die zarte Haut ihrer Freundin. Ihr Blick glitt über den freigelegten Hals der Anderen - heftete sich für einige Sekunden daran weil sie am liebsten ihre Lippen daran gelegt hätte - diese zarte Stelle geküsst hätte aber stattdessen bemühte sich Alessa weiterhin einfach nur die beste Freundin zu sein wie sie es sich vorgenommen hatte. Angesichts der Tatsache, dass Hina hier fast nackt vor ihr stand fiel ihr das gar nicht so leicht. Immer wieder wanderte ihr Blick in ihre Richtung - bewunderte ihre Schönheit auch wenn sie sich Mühe gab dabei nicht allzu auffällig zu sein. Immerhin hatten sie nie über das was damals passiert war geredet - was es für sie bedeutet hatte. "Brauchst du... Hilfe?" fragte sie schließlich und deutete mit ihrem Kopf in Richtung Badezimmer. Es war vielleicht nicht die beste Idee in ihrem Zustand baden zu gehen, oder? Immerhin hatte sie am Vorabend das Bewusstsein verloren. Aber Alessa selbst würde wohl gleich handeln. Nach einem ausgiebigen Bad fühlte man sich in seiner Haut gleich wieder viel wohler und immerhin war sie sowieso in der Nähe falls etwas passieren sollte.

    [1. OG - Wohnzimmer] Juliet & Chris


    Der Student konnte sich nicht helfen aber irgendwie wirkte die Blonde einsam. Er behielt diesen Gedanken jedoch ganz allein für sich. Er hatte das Gefühl, dass er ihr zu nahe treten würde wenn er seinen Gedankengang aussprechen würde. Es stand ihm nicht zu sie damit zu konfrontieren. Wenn sie reden wollte dann würde sie das vermutlich auch tun. Wenn sie lieber schweigen würde, war das ebenfalls in Ordnung. Die Augenbrauen des jungen Mannes huschten nach oben und er zuckte fast schon beiläufig mit den Schultern als er sich noch ein paar Popcorn stibitzte. "Familie, hmmh?" Seine Lippen wurden von einem leichten Schmunzeln umspielt. "Man kann nicht immer mit ihnen aber ganz ohne sie geht es auch irgendwie nicht..." Unweigerlich dachte er an seinen Zwilling. Gott wie oft hätte er sie am allerliebsten zum Mond befördert weil sie wieder einmal nicht ihr vorlautes Mundwerk halten konnte oder sich in Dinge einmischte, die sie absolut gar nichts angingen. Zugleich war Chris aber auch unheimlich froh das es Cylie in seinem Leben gab. Sie musste ja nicht wissen das er so dachte. Zur Sicherheit sah er aber doch noch einmal in Richtung Türe. Nicht das dieses neugierige Biest ihm hinterher spionierte. Zuzutrauen wäre es ihr ja. Der Pharmaziestudent lies sich die Worte seines Gesprächspartners durch den Kopf gehen und nickte schließlich beiläufig. "Ja.. jeder ist mit seinem eigenen Leben beschäftigt - da übersieht man gerne einmal wenn es den Liebsten nicht gut geht..." Aus dem Augen aus dem Sinn, richtig? Aber wenn man nicht um Hilfe bat, konnte man dann erwarten, dass der Andere über kilometerweite Entfernung spürte das es einem nicht gut geht? Aber Chris wusste nicht was in den Nachrichten an ihre Geschwister gestanden hatte. Hatte sie einfach Smalltalk betrieben und sich erhofft, dass ihr Bruder oder ihre Schwester merkten das es ihr nicht gut ging oder hatte sie von den jüngsten Geschehnissen erzählt, die ihr auf der Seele lasteten? "Versteht ihr euch gut?" fragte Chris daher und meinte damit die Beziehung zu ihren Geschwistern. Der Blick seiner grünen Augen wanderte über das Gesicht der Studentin. Mit einem Mal wirkte sie sehr viel ausgelassener als noch zuvor. War es so leicht für sie ihre wahren Gefühle beiseite zu schieben oder machte sie nur gute Miene zum bösen Spiel? Was es auch war. Manchmal war es doch auch gut so sich von den Dingen abzulenken, die einem nicht gut taten, oder? Ein Lachen drang aus der Kehle des Studenten ehe er die Hände hob und ein wenig zurückwich. Juliet drohte ihm doch tatsächlich. "Meine Lippen sind versiegelt!" versprach er schließlich und ein schelmisches Grinsen umspielte eben jene. "Allerdings bin ich enttäuscht, dass du Bernd gegen mich ausspielst - dachte wir teilen uns das Sorgerecht..." Das Grinsen war aus seinem Gesicht verschwunden als jene Worte über seine Lippen kamen. Er gab sich große Mühe wirklich enttäuscht zu klingen. Beinahe machte er jenen jungen Mann, den er unlängst in einer Bar getroffen hatte, Konkurrenz. Und dieser schimpfte sich schließlich Schauspielstudent. Einen Moment lang bewunderte er das Lächeln, welches auf ihren Lippen erschienen war während sie hier herumblödelten. Irgendwie tat es gut ein Stück weit dafür verantwortlich zu sein. Die ausgelassene Stimmung dauerte allerdings nicht lange an aber es war sie die das Übernatürliche zum Thema gemacht hatte. Vielleicht hätte er lieber nicht darüber reden sollen. Vielleicht hätte es ein Geheimnis zwischen seiner Schwester und ihm bleiben sollen. Am Ende hielt Juliet ihn noch für verrückt. Aber nun hatte er schon damit angefangen. Ein Zurück gab es da kaum noch also begann er wage von dem Erlebten zu erzählen. "Meine Schwester und ich waren vor Kurzem draußen beim Kloster. Sie hielt es für ne spaßige Idee da ein bisschen herumzuschnüffeln immerhin gibt es da einige gruselige Geschichten die man darüber hört..." Wären sie doch nur lieber ins Kino gegangen. Im Nachhinein war man wohl immer klüger aber das half ihnen jetzt weniger. "Sagen wir so... wir haben da Dinge gesehen, die man nicht so einfach erklären kann..." Chris hatte den Kopf gesenkt. Ein Schauer lief ihm über den Rücken wenn er daran zurückdachte. Bisher hatte er noch niemanden davon erzählt. Bisher hatte er nicht einmal mit Cylie wieder darüber geredet. sie hatten es für besser gehalten das alles stillzuschweigen. Stattdessen ein Stück Normalität in ihr Leben zurückgebracht. Ob es das besser machte? Wer wusste das schon so genau. Chris hörte sich die Worte der Blonden an und nickte. Vielleicht hätte er sie vor der Klostergeschichte für verrückt gehalten. Zumindest hatte all das seinen Blickwinkel auf dieses Thema etwas geändert. "Das kenne ich..." Chris machte eine eindeutige Geste mit seiner Hand und deutete an, dass er wenn er zu tief ins Glas geschaut hatte auch ab und an ein paar Fetzen vom Vorabend vergessen hatte. Im nächsten Moment warf er seiner Gesprächspartnerin aber ein entschuldigendes Lächeln zu. Er hatte es sich einfach nicht verkneifen können. "Was ist davor passiert?" harkte er schließlich nach um vielleicht einen Grund für den Verlust ihrer Erinnerungsschnipsel zu finden. Ihr Exfreund hatte ihr doch wohl hoffentlich nichts ins Getränk gemischt? Oder?



    [Yumi kommt an - in ihrem Zimmer - vor ihrem Zimmer mit der Wohnheimleitung]

    Wie spät es mittlerweile war vermochte die Studentin nicht zu sagen. Sie machte sich aber auch nicht die Mühe einen Blick auf ihr Handy zu werfen. Zeit spielte ohnehin keine Rolle im Moment. Als sie im Wohnheim ankam war dieses relativ leer. Die Meisten waren wahrscheinlich schon in der Uni und der Rest schlief seinen Rausch vom Vorabend aus. Sie gehörte definitiv eher zu Zweiteren. Jedoch hatten sie die jüngsten Geschehnisse erschreckend nüchtern werden lassen. Die Blonde fühlte sich nervös - unruhig. Wahrscheinlich war es keine gute Idee eine nach der anderen zu rauchen aber es nicht zu tun war auch keine Lösung. So schnippte sie den letzten Zigarettenstummel auf den Boden und betrat das Wohnheim. Wie ferngesteuert trottete sie die Treppe nach oben in ihr Zimmer. Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss und sie lies sich auf ihr Bett fallen. Ein tiefes Seufzen drang aus ihrer Kehle. Sie schloss die Augen aber an Schlaf war nicht zu denken. Ihre Gedanken erdrückten sie. Immer wieder spielte sich das ganze Szenario vor ihrem inneren Auge ab. Immer wieder und wieder. Sie rollte sich im Bett hin und her, Nichts. Ihr Kopf dröhnte vor Müdigkeit. Gut möglich das auch daran die Menge an Nikotin, die sie innerhalb kürzester Zeit konsumiert hatte Schuld war. Schließlich blieb die Studentin in Seitenlage liegen - lies den Blick ihrer blauen Augen durch ihr Zimmer wandern aber zugleich starrte sie einfach in die Leere. Yumi zog die Beine an sich und spürte wie stumm Tränen über ihr Gesicht rollten. Sie machte keinen Mucks. Kein Schluchzen. Gar nichts. Aber die Tränen versiegten lange nicht. Die Schuld auf ihren Schultern war derartig erdrückend, dass sie beinahe daran erstickte.


    Sie hatte sich zurückgezogen. Aber wahrscheinlich fiel es ohnehin niemanden auf. Yumi zog sich immer wieder zurück - lies die Menschen in ihrem Leben nicht nah genug heran als das es wahrscheinlich aufgefallen wäre. Es floss viel Alkohol. Es wurde viel geraucht. Eigentlich war alles wie immer zugleich aber auch gar nichts. Immer wieder huschte ihr Blick in die Richtung seines Zimmers. Immer wieder erwischte sie sich dabei, dass sie hoffte Irgendwo von Irgendwem aufzuschnappen, dass es ihm gut ging. Das er aus dem Krankenhaus entlassen worden war - das er keine bleibenden Schäden hatte. Vergebens. Die Studentin hatte aber auch nicht den Mumm sich dort noch einmal blicken zu lassen. Das was sie sagen wollte hatte sie gesagt. Ihre Worte waren wie immer nicht angekommen. Seine ebenfalls nicht. So wie es schon immer gewesen war. Sie waren einfach zu unterschiedlich. Die Studentin hatte an Cylies Zimmertür geklopft. Sie war nicht da gewesen. Wahrscheinlich war sie eine artige Studentin und war in einer Vorlesung. Oder aber sie genoss ihr Liebesglück mit Nick. Was es auch war - Yumi entschloss das es gut so war. Sie hatte sich auch vor Alex Zimmertür wiedergefunden. Hatte Ablenkung gesucht. Die Art von Ablenkung, die immer funktioniert hatte. Auch er war nicht da gewesen. Wahrscheinlich mit seinen Freunden unterwegs um sich zu besaufen oder hinter dem nächstbesten Rockzipfel her. Sie hatte sogar überlegt an Simons Tür zu klopfen aber hatte im letzten Moment gezögert weil sie an seine schwangere Freundin dachte, zu der er immer zurückkehren würde. Was auch gut so war. Sie war nicht auf der Suche nach etwas Richtigem. Sie bevorzugte das Falsche. Eigentlich hatte sich Yumi vorgenommen sich öfter in den Vorlesungen blicken zu lassen. Man hatte sie schon mehrfach gewarnt. Trotzdem schaffte sie es nicht sich aufzuraffen - empfand es nicht als ablenkend genug. Doch wovon wollte sie abgelenkt werden? Von ihren Gedanken? Von dem was sie fühlte? So oder so war es leichter diese Ablenkung in anderen Dingen zu finden. So wie sie es bisher getan hatte. So hatte es schon immer am Besten funktioniert.

    Sie konnte nicht mehr sagen wieviel Zeit vergangen war aber eines Tages erschien eine Nachricht auf ihrem Handy. Sie hatte die Nummer nicht eingespeichert aber wusste auch so von wem sie stammte. Die Studentin zögerte sie zu lesen. Aber allein die Tatsache das es eine Nachricht gab erleichterte ihr Gewissen minimal. Ihre Schuld an dem was geschehen war, wurde dadurch nicht weniger groß aber dennoch konnte Yumi es nicht leugnen, dass ein Teil von ihr sich freute. Ihre Mundwinkel zuckten nach oben als sie die Nachricht las. Er wurde aus dem Krankenhaus entlassen. Endlich, Es würde nichts an ihrem Entschluss ändern aber dennoch war die Studentin erleichtert das zu lesen. Die angehobenen Mundwinkel sanken im nächsten Augenblick aber schon wieder als sie von der Reha las. Das bedeutete, dass er seine Finger immer noch nicht spürte. Es hatte sich nichts geändert. Sie hatte sein Leben - seine Zukunft zerstört. Noch mehr als sie je befürchtet hatte. Keine Sekunde lang dachte sie darüber nach ihm zu antworten. Stattdessen lies Yumi ihr Handy wieder in ihrer Tasche verschwinden und wurde wieder von dieser Übelkeit übermannt, wie damals an jenem Tag als sie ihn im Krankenhaus besucht hatte.

    Immer wieder erreichten sie Nachrichten von der dieser Nummer. Ein Monolog. Er berichtete davon wie es ihm ging und wie es mit der Reha lief. Von ihr kam nie eine Antwort und dennoch erhoffte sie sich jedes Mal zu hören, dass der Schaden den sie angerichtet hatte wieder behoben war - zur Gänze. Vergebens. Dann kam keine Nachricht mehr. Vielleicht hatte er sie aufgegeben. Vielleicht hatte er es endlich eingesehen, dass es keinen Sinn machte ihr weiter nachzulaufen. Ja vielleicht verstand er endlich, dass ihm dieses Leid niemals passiert wäre wenn sie nicht irgendwie Teil seines Lebens gewesen wäre. Lange hatte sie darauf gewartet. Immer wieder hatte sie es ihm vor Augen gehalten. Ein klarer Schnitt. Sehr gut. Das hatte sie doch gewollt. Ihr Handy vibrierte und Yumi erwartete bereits, dass es sich wieder im eine Nachricht von ihm handeln würde aber dem war nicht so. Es war eine Email von der Uni. Die Studentin runzelte die Stirn und öffnete sie. Ihre blauen Augen weiteten sich ein kleines Stück als sie vorm Wohnheim stand, welches sie gerade betreten wollte. Sie war von der Uni geworfen worden. Zu viele versäumte Vorlesungen. Fernbleiben trotz der Anwesenheitspflicht. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen. Absehbar wenn man sie Blonde und ihre Einstellung kannte. Dennoch fühlte es sich an als hätte man ihr den Boden unter den Füßen weggezogen. Sie hatte nie über das "Was dann" nachgedacht. Sie war jemand der einfach so in den Tag hinein lebte. Hatte sie das nicht jüngst zu Cylie gemeint? Yumi lies die Hand in der sich ihr Handy befand sinken. Einen Moment stand sie einfach so da - betrachtete das große Gebäude vor sich. Nun war es Zeit sich eine Alternative zu überlegen. Sie hörte förmlich die Worte ihrer Eltern, wenn sie es jemals erfahren würden. Ihr Kopf senkte sich und sie umklammerte ihr Handy. Es war ihr egal was sie dachten. Es war ihr egal was sie sagen würden. Das war doch das was sie schon immer erwartet hatten, richtig? Sie wussten, dass sie versagen würde und vielleicht hatte Yumi sich deshalb gar nicht erst die Mühe gemacht es richtig zu versuchen. Egal. Das alles war ohnehin nicht ihr Ding gewesen. Sie und Psychologin? Das war von vornherein absurd. Die junge Frau fuhr sich durch die Haare - strich sie zur Seite und betrat folgend das Wohnheim und ging die Treppe nach oben. Sie überhörte die Rufe der Wohnheimleitung mit Absicht - auch das Schnaufen der Dame hinter sich als sie ihr folgte und sie im Obergeschoss doch noch einholte. "Was..." blaffte die Blonde die Alte an, welcher sie wohl immer schon ein Dorn im Auge war. "Fräulein Havard ich erwarte das sie bis Ende des Monats ihr Zimmer geräumt haben..." Die Dame hob provokant eine Augenbraue als hätte sie schon seit ihrem Einzug hier darauf gewartet diese Worte auszusprechen.



    [In Sakuras Zimmer] Sakura & Leila

    Sakura war irgendwie... anders. Das war sie zwar schon immer gewesen und genau das hatte der Rosahaarigen immer so an ihrer Freundin gefallen aber auch auf diese Art und Weise? Vielleicht kam es der Studentin auch nur so vor weil sie sich ewig nicht gesehen hatten. Aber das hatten sie Beide vorher gewusst, richtig? Sie hatten gewusst was auf sie zukam und das es auch ihre Freundschaft auf eine harte Probe stellen würde aber die Beiden waren sich sicher gewesen, dass sie das überstehen konnten. Genauso sicher wie Nick und Leila sich gewesen waren doch auch da musste sie eines besseren belehrt worden. Aus diesem Grund entglitt Leila nur ein kurzes 'Oh' als Sakura ankündigte schon länger aus dem Dschungel zurück zu sein. Sie hatte sich gar nicht gemeldet und irgendwie war diese Tatsache verletzend. Hatten sie nicht ausgemacht, dass sie Kontakt hielten - jede freie Minuten nutzen würden um einander auf dem Laufenden zu halten sobald Sakura in der Zivilisation war und wieder Zugang zu Internet hatte? War wohl nichts. Anscheinend hatte die Blonde jegliches Zeitgefühl verloren. Leila zwang sich zu einem Lächeln und nickte als würde sie schon verstehen - versteckte die Tatsache, dass sie sich etwas Anderes erhofft hatte. Vielleicht tat sie ihnen Unrecht. Vielleicht war sie Schuld daran, dass diese Freundschaft nicht so konsequent gepflegt wurde wie es vielleicht sein sollte. Vielleicht war auch sie Schuld daran das ihre Beziehung mit Nick in die Brüche gegangen war. So hatte es aus seinem Munde geklungen auch wenn er viel zu sehr Gutmensch war um diese Schuld gänzlich auf sie abzuwälzen. Das unbehagliche Gefühl, welches in der Rosahaarigen zunehmend aufstieg verschwand als ihre Freundin begann vom Dschungel und den Erlebnissen dort zu erzählen. Sie sprach mit vollen Enthusiasmus - war gar nicht zu bremsen und für einen Moment fühlte es sich wieder an wie früher. Wie vor ihrem Auslandsjahr. Beinahe erwartete sie, dass im nächsten Moment Nick durch die Zimmertür hereingestürzt kam und die drei Musketiere wieder vereint waren. Gott war das lange her. Eine halbe Ewigkeit. Ein Lächeln erschien auf den Lippen der Studentin als Sakura sich auf ihr Bett warf und sie ebenfalls dazu einlud. Der Rest des Zimmers ging sowieso im Chaos unter also folgte sie der Einladung der Anderen bereitwillig. Leila hatte ohnehin keine Augen für das erwähnte Chaos. So war Sakura nun einmal. So wie es in ihrem Kopf aussah, sah es ebenfalls in ihrem Zimmer aus und das war auch gut so. Es tat gut ihrer Stimme zu lauschen - ihren Geschichten. Es lenkte sie von ihren eigenen Gedanken ab. Besser noch als dieser Architekturstudent es gekonnt hätte wenn er geblieben wäre. Im Redefluss der Blonden ging dieser eine Name förmlich unter und doch wischte seine Erwähnung ihr das Lächeln sofort aus dem Gesicht. Unweigerlich senkte sich der Blick der Rosahaarigen. Richtig. Sakura wusste gar nichts von der Trennung. Soviel Zeit war seit dem vergangen. So viele Gedanken hatte sie seit dem gehabt. So viel war passiert. "Sakura..."stoppte Leila die Andere zögerlich und als sie ihre Aufmerksamkeit hatte fuhr sie fort. "Nick und ich..." Es auszusprechen tat noch immer weh. Dadurch wurde es so real. Jetzt wo sie wieder hier in Riverport war wurde es sowieso viel realer. "Wir sind nicht mehr zusammen..." Sie gab sich keine Mühe ihre Gefühle zu verstecken. Sie gab sich keine Mühe die Tränen zu verbergen, die sie mit Mühe zurückgehalten hatte. Vor Sakura musste sie sich nicht verstecken - richtig? Sie waren Freundinnen. Selbst wenn sie lange nichts voneinander gehört hatten. Ihre Freundschaft war stärker - oder? Die Andere war gerade auf der Suche nach etwas zu trinken als sie mit der Wahrheit herausgerückt war- Offenbar war sie nicht fündig geworden aber wie auch? Leila fragte sich insgeheim wie man hier überhaupt irgendwas finden konnte aber das war ein anderes Thema. "Ich wünschte ich wäre nie weggegangen..." Leila lies sich nach hinten auf das Bett ihrer Freundin fallen und bemerkte gar nicht, dass diese sich noch immer damit plagte sich zu erinnern wohin es Leila eigentlich verschlagen hatte in ihrem Auslandsjahr,

    [Auf der Intensivstation] Darren & Yumi

    Er freute sich das sie hier war? Offenbar hatte er wirklich ein paar Medikamente zu viel abbekommen. Die Blonde hob eine Augenbraue als die Worte des Dunkelhaarigen an ihr Ohr drangen und schüttelte kaum merklich den Kopf. "Hörst du dich eigentlich selbst reden? Du solltest dich eher freuen, dass du das überlebt hast..." Diese Kerle hatten ihn immerhin ganz schön übel zugerichtet. Wie also war es möglich sich über die Anwesenheit eben jener Person zu freuen, die für all das überhaupt verantwortlich war? Yumi unterlies es ihm diese Frage zu stellen. Offenbar war der Lockenkopf heute noch weniger bei Verstand als sonst. Sie kannte seine Antwort. Zumindest konnte die Studentin sie sich schon denken. Vielleicht war das auch genau der Grund warum sie ihre Frage nicht stellte. Weil sie die Antwort nicht hören wollte. Nach dem was an diesem Abend passiert war noch weniger als sonst. Die angehende Psychologin fühlte sich schuldig. Sie gab nicht einmal diesen Dreckkerlen die Schuld dafür - suchte und fand sie stattdessen bei ihrer Person. Ein fast schon herablassender Ton verlies ihre Lippen als er sicherstellte, dass es sich hierbei nicht um einen Traum handelte. "Traum nennst du das?" Wieder deutete die Blondine auf die umliegenden Gerätschaften und meinte damit ganz klar die Gesamtsituation in der sie sich befanden: Darren - übel zugerichtet von ihrem Drogendealer - Patient auf einer Intensivstation. Was auch immer der Schauspielstudent hier infundiert bekam, schien seine Realität noch mehr zu verzerren als sie es von ihm gewohnt war. "Entweder du hast eine absurde Vorliebe für Krankenhäuser oder deine Vorstellung von einem schönen Traum ist wirklich ziemlich übel..." Belanglosigkeiten. Dumme Sprüche. Es war leichter als über die echten Dinge zu reden. Es war leichter als sich mit seinen Gefühlen zu konfrontieren, aus denen er wirklich kein Geheimnis machte - nie gemacht hatte weil er sein Herz auf der Zunge trug, es nicht hinter dicken Mauern verbarrikadierte. Sie spürte seinen prüfenden Blick auf sich. Fast so als wollte er sichergehen, dass sie auch wirklich unversehrt war, während er hier in diesem erdrückenden Zimmer lag und an gefühlt tausend Dingen angeschlossen war.

    Hatte er sie letztendlich überrumpelt als er sie zu sich ins Bett holte? Möglich. Hätte sie sich wehren können? Wahrscheinlich. Tat sie es nicht weil die Wärme seines Körpers sie irgendwie beruhigte? Vielleicht. Fast so als wäre es die Versicherung dafür das es ihm gut ging - als genügten die Zahlen am Monitor nicht - als genügte sein Anblick nicht, vor dem sie sich sowieso scheute. Er drückte sich an sie und gerade als die Blondine protestieren wollte, wurden die Beiden ohnehin von einer Pflegerin getadelt, die wohl auf Grund des alarmierenden Monitors das Zimmer in diesem Moment betrat. Yumi biss sich gerade rechtzeitig noch auf die Zunge, hätte sich um ein Haar verraten. Vielleicht wäre es nicht schlimm gewesen. Vielleicht hätte Darren ihr versichert, dass es trotzdem in Ordnung war das sie blieb. Aber wollte sie das überhaupt? Bleiben? Eigentlich erdrückte sie diese Umgebung. Eigentlich erdrückte sie seine Nähe. Zugleich suchte und fand sie sie aber immer wieder. Es dauerte nicht lange und die beiden Studenten waren wieder für sich. Natürlich amüsierte es den angehenden Schauspieler, dass sie die Lüge beinahe auffliegen hatte lassen. Anscheinend schaffte er es sogar die Lippen zu einem Grinsen zu formen. Dafür musste sie ihm nicht ins Gesicht sehen. "Diese Rolle liegt mir eben nicht..." Die liebende Freundin. Weiter entfernt konnte sie gar nicht sein. Er lehnte sich an sie - genoss diesem Moment wahrscheinlich. Den Moment in dem sie schweigend hier in diesem Bett verharrten. Den Moment in dem sie sich nicht wehrte. Doch die Stille war nicht von Dauer. Er zwang sie ihn anzusehen - wollte sicherstellen, dass sie unbeschadet davon gekommen war. Sie. Diejenige, die freiwillig mit diesen Kerlen mitgegangen war. Die es wahrscheinlich auch wieder tun würde um an das gute Zeug zu kommen. Sie rannte geradewegs ins Verderben. Sie brauchte niemanden der ihr dabei hinterher lief. Ihr Körper verkrampfte sich etwas als sich ihre Blicke trafen - als sie sah was diese Typen mit seinem schönen Gesicht angestellt hatten. Natürlich zog sie es ins Lächerliche. Wie immer. Natürlich lies er sich darauf ein. Das war ihr Ding - von Anfang an. Trotzdem zuckte sie kurz zusammen als er die Hand hob um ihr eine verirrte Strähne aus dem Gesicht zu streichen - er dabei kurz ihr Wange streifte. Sein Blick tastete suchend jeden Millimeter ihres Gesichtes ab - fast so als wollte er sichergehen, dass sie ihn nicht anlog. Auf der Flucht vor einem zu intensiven Blickkontakt lenkte sie ihre Aufmerksamkeit auf den bandagierten Arm des Lockenkopfs. Anscheinend wurde er operiert während sie durch die Stadt gerannt war - mit sich gehadert hatte ob sie sich überhaupt nach ihm erkundigen oder lieber gleich abhauen sollte. Die Farbe wich ihr aus dem Gesicht als er meinte, dass er seine Finger kaum bewegen konnte. Sie schwieg. Wahrscheinlich einen Moment zu lange. Sie lies den Moment verstreichen in dem sie ihn wahrscheinlich hätte beruhigen sollen. Das war nicht ihr Ding. Das war nicht sie. Er lächelte. Es war kein ehrliches Lächeln. Vielleicht wollte er sich damit selbst beruhigen. Vielleicht hätte es ihr das schlechte Gewissen nehmen sollen. Was auch das Ziel davon war - es wurde verfehlt. Sie hatte nicht aufgepasst - wurde von seinen dunkelbraunen Augen gefangen genommen als er diese furchtbar kitschigen Worte in den Mund nahm. Worte, die einem eigentlich ein gutes Gefühl geben sollten aber Yumi erdrückten sie regelrecht weshalb sie einfach nichts sagte - in ihrer Position verharrte und versuchte nicht an dem imaginären Kloß in ihrer Kehle zu ersticken. Er legte seinen Kopf auf ihre Schulter. Gut so. Wenigstens nahm er sie nicht mehr mit seinen Blicken gefangen. Er zog sie etwas an sich. Nicht mit der Kraft, wie er es sonst tat aber dennoch bestimmt. Wer gab hier eigentlich wem Halt? Bei seinen folgenden Worten platzte ihr dann doch der Kragen und sie schob sich etwas von ihm weg um ihn anzusehen. In ihrem Blick lag ein wütendes Funkeln. "Bist du eigentlich völlig bescheuert?" Ihre Augenbrauen hatte sie zusammengezogen und sie bemühte sich ihren Ton ein wenig zu mäßigen damit nicht schon weder eine Pflegerin dazwischen platzte. Ihr Blick wanderte über sein Gesicht. "Was wenn deine Hand nicht wieder wird? Was wenn du nie mehr Musik machen kannst?" Sie schüttelte verständnislos den Kopf. "Diese Dinge sollten dir wichtig sein und nicht was mit mir ist." Sie erhob sich von dem Bett und fuhr sich durch ihre langen blonden Haare ehe sie einmal kräftig ausatmete. "Ich will nicht dafür verantwortlich sein das deine Träume zerplatzen nur weil du glaubst man muss mich vor mir selbst retten..."

    [Im Krankenzimmer] Leon, Tabatha & Bianca

    Er hatte tatsächlich die Frechheit ihr zu drohen. Püh. Wenn Leon nicht gerade Derjenige wäre, den sie gerade noch so irgendwie ins Krankenzimmer geschafft hätten, weil eine Bedienstete der Villa ihn nicht gerade freundlich begrüßt hatte, hätte das Mädchen mit den Korkenzieherlocken dem Halbwesen ordentlich die Meinung gesagt. Aber auch so fiel es ihr unheimlich schwer ihre Zunge in Zaum zu halten und so schenkte sie ihm stattdessen einen bösen Blick von der Seite. "Noch kann ich mir nicht sicher sein ob ich nicht vielleicht doch an einen Gauner geraten bin..." Sie hatte ihren Blick wieder abgewandt und ihr Kinn ein wenig erhoben. Man konnte fast schon meinen, dass sie den jungen Mann nach wie vor nicht vertraute und lediglich darauf wartete, dass er irgendwelche Forderungen stellte oder die nächstbeste teure Vase stibitzte. Nicht das sie Letzteres kümmerte. Ihr Vater hatte einen schrecklichen Geschmack was die Inneneinrichtung betraf. Wenn dem so wäre hätte Bianca wenigstens die Hoffnung, dass die hässliche Vase durch ein schöneres Stück ersetzt werden würde. Momentan kümmerte sie das allerdings relativ wenig. Wichtiger war das dieser Kerl die Klappe hielt. Am Ende stand ihr Wort gegen das seine aber es gab bekanntlich immer ein paar Tölpel, die auf derartigen Klatsch etwas gaben - gerade wenn es um die hiesige Adelsfamilie ging. Vielleicht war es also doch besser Leon anständig zu behandeln - ihn ein wenig Honig ums Maul zu schmieren auch wenn ihr allein bei der Vorstellung übel wurde. Normalerweise war es doch eher umgekehrt auch wenn sie selbst nichts auf Schmeicheleien gab. Bianca lies es sich nicht nehmen den Langhaarigen für sein ungehobelte Art und Weise zu schelten aber trotz seiner Verletzung besaß er noch die Dreistheit seinen folgenden Worten eine zweideutige Note zu verpassen, was Bianca doch tatsächlich für einen Moment eine leichte Röte ins Gesicht trieb. Sie war es nicht gewohnt, dass man gewisse Dinge so geradeheraus sagte. In ihren Kreisen war man da doch sehr viel zurückhaltender. Und Kyle... nun ja war eben Kyle. Man konnte ihn nicht mit Leon vergleichen. Nicht das sie auf die Idee gekommen wäre. Warum auch. Sie schüttelte den Kopf. "Ich wüsste nicht warum ich meine Zeit derartig verschwenden sollte..." Ein amüsierter Laut verlies ihre Lippen als sie doch wieder in die Richtung des Halbwesens schielte. "Du scheinst mir ein hoffnungsloser Fall..." Ein Schmunzeln umspielte die Lippen der Adelstochter als sie folgend auch schon im Krankenzimmer angekommen waren und Leon auf der Liege Platz nahm.

    Die Wunde sah wirklich fürchterlich aus. Erst hier im Licht konnte man das volle Ausmaß des Schadens erkennen - wenn man genauer hinsah. Etwas das Bianca tunlichst vermied, da ihr bei der Menge an Blut fast schon ein bisschen schwummrig wurde. Oder war das nach wie vor der Alkohol in ihrem Blut? Soviel hatte sie doch wirklich nicht getrunken...

    Mit weit aufgerissenen Augen musterte Bianca das schmerzverzerrte Gesicht des Halbwesens und lies ihren Blick schließlich über das Fläschchen in ihrer Hand wandern nach dem sie zuvor gegriffen hatte um die Wunde des Anderen zu versorgen. Fast schon schuldbewusst presste die Adelstochter ihre Lippen zusammen und wusste nicht so recht was sie sagen sollte. Sie hatte schließlich in guter Absicht gehandelt und der Zweck heiligte bekanntlich doch die Mittel, richtig? Dennoch schenkte sie dem Verletzten ein fast schon entschuldigendes Lächeln als er ihr unterstellte, dass sie ihm nach dem Leben trachtete. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn als er in ihre Richtung zischte. Er war blass - sah eigentlich gar nicht gut aus. Auch Tabatha schien sich nicht sonderlich gut auszukennen aber vielleicht reichte ihr Wissen ja um Leon zu versorgen? Je weniger Menschen involviert waren desto besser. Das gab sonst nur Tratsch. Wie ein Lauffeuer würde es die Runde machen wenn Bianca spät nachts mit einem fremden Mann nach Hause kam. Die Farbe wich bei dieser Vorstellung auch aus ihrem Gesicht. Erst recht als ihre treue Zofe vorschlug einen Heiler zu holen. Noch bevor sie ihr antworten konnte, hatte das Halbwesen an ihrer statt gesprochen. Ironie offensichtlich. Ihre Blicke trafen sich und das Mädchen verschränkte fast schon beleidigt ihre Arme vor der Brust. "Zumindest können wir sicher sein, dass die Wunde jetzt gereinigt ist..." rechtfertigte sich Bianca, welche aber nach wie vor mit sich zu hadern schien wie sie weiter vorgehen sollten. Die Idee ihrer Zofe klang hervorragend. Sie würden Leon hier erst versorgen und morgen früh konnte er dann in die Klinik gehen. Das klang nach einem guten Plan. Bianca wollte ihr gerade zustimmen, sich auf den Vorschlag ihrer Vertrauten einlassen als das Halbwesen erneut das Wort ergriff und wohl um sein Bein fürchtete. "Keine Sorge - der hiesige Tischler kann dir bestimmt ein Holzbein anfertigen..." Die Adelstochter hatte ihre Augenbraue gehoben aber beim Anblick des Verletzten blieben ihre eigenen Worte ihr beinahe im Hals stecken. "L-Leon...?" kam es fast schon besorgt über ihre Lippen als sie ihn ansah und er die Augen verdrehte. Verdammt. Ihr Herz schlug um einige Takte schneller. Was hatte sie getan? Was wenn er hier ums Leben kam? Wie sollte sie all das jemals erklären? "Tabatha! Tu etwas! Bitte!" Flehend sah sie in die treuen Augen ihrer Zofe. Verzweiflung war in ihrem Blick. "Hol Hilfe!" kam es schließlich über die Lippen der Blauhaarigen als sie den regungslosen Körper auf der Liege sah und sich schließlich darüber beugte um den Mann in den Arm zu zwicken. Keine Reaktion. "Leon!" wiederholte sie den Namen des Halbwesens und verpasste ihm eine Ohrfeige in der Hoffnung er würde so wieder sein Bewusstsein erreichen. Tabatha hatte in der Zwischenzeit wohl den Raum verlassen um jenen Heiler zu verständigen, der in der Villa immer Abruf bereit war. Bianca beugte sich über den regungslosen Körper des Anderen. Atmete er noch? Hatte sich sein Brustkorb gerade gehoben oder hatte sie sich das nur eingebildet? Sie musste doch jetzt nicht wirklich Mund zu Mund Beatmung oder so etwas machen, richtig? Die Adelstochter näherte sich zögerlich dem Gesicht des jungen Mannes. "Wehe du stirbst mir hier..." drohte sie Leon als sie nur noch wenige Zentimeter trennten.

    [Auf der Intensivstation] Darren & Yumi

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    Das leise Quietschen des Krankenbettes verriet Yumi das Darren sich ein wenig im Bett umpositioniert haben musste. Wahrscheinlich so das er sie sehen konnte. Sie spürte seinen Blick förmlich auf sich und musste sich dafür noch nicht einmal in seine Richtung drehen. Ohnehin hatte die Studentin noch nicht den Mumm dafür gehabt, lies den Blick ihrer blauen Augen lieber durch das Zimmer wandern während sie ihren Gedanken bezüglich der jüngsten Geschehnisse nachhing. Die Augen davor zu verschließen war immerhin so viel leichter als sich den harten Tatsachen zu stellen - dem Ausmaß ihrer Entscheidungen. Sie kam nicht drumrum - er hatte sie bemerkt - trieb seine Späßchen als würden sie dieses Gespräch nicht gerade auf einer Intensivstation führen sondern als wären sie sich wie so oft per Zufall über den Weg gelaufen - als wäre er nicht ihretwegen hier gelandet - als wäre er nicht ihretwegen verletzt worden. Sie schluckte. Schluckte die Worte hinunter, die ihr auf der Zunge lagen weil sie ihn einen Idiot geschimpft hätte. Was natürlich der Wahrheit entsprach - ihrer Wahrheit - aber wahrscheinlich war es nicht fair. Doch was war überhaupt fair? Sich fernzuhalten? Sich nach dieser Sache nach ihm zu erkundigen? Beinahe wäre der Studentin ein Seufzen über die Lippen gekommen aber da sie diese nach wie vor aufeinander presste schluckte sie es stattdessen hinunter. Untypisch. Yumi machte normalerweise keinen Hehl daraus wie sie auf andere wirkte oder ob ihre Art sich zu Verhalten unangemessen war oder gar andere verletzte. Seine Stimme klang als würde ihn jedes Wort unheimlich viel Kraft kosten. Wahrscheinlich war dem auch so und dennoch lies der Schauspielstudent es sich nicht nehmen über nichtige Dinge mit ihr zu reden weil es leichter war als das Offensichtliche anzusprechen. Letztendlich wahrscheinlich sogar für Beide. Er schaffte es sogar zu Schmunzeln. Sie erkannte es im Klang seiner Stimme. Der Lockenkopf war wahrlich ein Schauspieler. Wie schon so oft unterdrückte er den Schmerz in ihrer Gegenwart damit sie nicht Recht behielt - damit sie jenen Schmerz nicht als Gegenargument bei ihren zahlreichen Diskussionen verwendete. „Sollte…" betonte sie und wiederholte damit einen Bruchteil ihrer Aussage um dem Anderen klar zu machen das er sich irrte. Wieder einmal. „Das bedeutet nicht das ich es auch tue…“ Eigentlich war es nicht notwendig, dass sie das erwähnte. Sie wussten Beide, dass diese Liste nicht existent war - das sie nichts von alldem war, dass der Lockenkopf gerade so schön beschrieb. Ihre Stimme klang abgestumpft. Sie hatte sie wieder etwas besser im Griff als noch zu Beginn dieses Gesprächs. Als er weiter ihre kleine Notlüge zum Thema machte kam ein belustigtes Schnauben über ihre Lippen. „Keine Ahnung wovon du sprichst. Wahrscheinlich halluzinierst du von den ganzen Medikamenten hier…“ Yumi machte eine ausladende Geste in die Richtung der zahlreichen Geräte, die das Krankenbett in dem der Schauspielstudent lag, säumten. Auf ihre Lippen malte sich tatsächlich ein leichtes Schmunzeln. Für den Hauch einer Sekunde hätte sie beinahe vergessen in welcher Situation sie sich hier befanden. Für diesen kleinen Moment war es wieder leicht und unbeschwert aber das war längst vorbei. Das Lachen aus seiner Kehle war ansteckend gewesen auch wenn es ihm wahrscheinlich Schmerzen bereitet hatte, so abrupt wie es wieder verstummte. Sein Lachen hatte einen Schauer durch ihren Körper gejagt. Erleichterung, dass er seinen Humor nicht verloren hatte? Oder…mehr? Yumi schüttelte kaum merklich den Kopf und war so sehr damit beschäftigt nicht in seine Richtung zu sehen, dass sie erst bemerkte wie ihr geschah als sie im Bett neben ihm gelandet war. Unweigerlich hatte sie den Atem angehalten bevor sie wieder zu Wort kam. Lediglich ein kurzer Protestlaut verließ ihre Lippen, wurde jedoch im nächsten Moment schon von dem Piepsen des Monitors übertönt. Sie drehte sich augenblicklich in die Richtung der Geräuschquelle, konnte aber nur feststellen, dass die Herzfrequenz des Dunkelhaarigen gestiegen war und an einer anderen Stelle ein Fragezeichen erschienen war - was auch immer das zu bedeuten hatte. Yumi wollte sich gerade wieder vom Bett erheben - Abstand zwischen sich und den Anderen bringen - als jemand zur Tür herein kam. Es war die Pflegekraft von vorhin, die offenbar glaubte die beiden Studenten waren drauf und dran sich anderweitig in diesem Bett zu vergnügen. Yumi runzelte etwas irritiert die Stirn und spürte eine Hitze in ihren Wangen als sie zum wiederholten Male als verliebtes Paar bezeichnet wurden. Wirkten sie so auf Andere? Wie zwei Verliebte? „Wir sind kein verl…“ Fast automatisch kam der Protest über ihre Lippen aber Yumi stoppte gerade noch mitten im Satz als ihr bewusst wurde, dass sie ihre kleine Notlüge beinahe gefährdet hätte. Sie spürte wie Darren seinen Arm um sie legte, dadurch wahrscheinlich die wilden Vermutungen der Krankenschwester nur weiter bestätigte, die ihnen einen tadelnden Blick zuwarf, während sie irgendetwas am Monitor einstellte. Der Schauspielstudent lehnte sich ein wenig als Yumi als die Pflegekraft das Zimmer wieder verlassen hatte. Stille kehrte wieder ein. Das Piepsen des Monitors verstummte oder die Blonde hatte sich daran gewöhnt. Noch immer hatte sie sich nicht zu ihm umgedreht. Was war sie nur für ein Feigling. Erst als sie die Wärme seines Körpers an dem ihren spürte bemerkte die Studentin wie die Anspannung ihres Körpers etwas nachließ, wie sie wieder durchatmen konnte. Seine Atmung dagegen ging schnell. Er hatte sicher Schmerzen. Unweigerlich dachte die angehende Psychologin daran was diese Typen mit ihm angestellt hatten und spürte dabei wie ein nicht vorhandener Kloß ihre Kehle zuschnürrte. Natürlich hatte er Schmerzen. Sie mussten unerträglich sein und trotzdem verlor er kein Wort darüber. Es war die tiefe Stimme des Schauspielstudenten, die schließlich die Stille zwischen ihnen durchbrach. Die Worte platzten förmlich aus ihm heraus als hätte er seit ihrer Ankunft nur darüber nachgedacht. Yumi schwieg. Sie verharrte in ihrer Position - rührte sich keinen Millimeter und machte auch keinerlei Anstalten ihm zu antworten bis sie seine Hand an ihrer Wange spürte, die sie fast schon zwang ihn anzusehen. Ihre Blicke begegneten sich und beim Anblick seines Gesichtes wurden ihre Augen ein Stück größer. Sie wanderte von seinem Veilchen bis zu seinen aufgeplatzten Lippen und wieder zurück. Yumi öffnete den Mund um etwas zu antworten aber schaffte es nicht. Er sah ihretwegen so aus. Es war ganz allein ihre Schuld. Wenn sie einander nicht kennen würden, wäre er gar nicht in diese Lage gekommen. Sie senkte ihren Blick und schloss ihre Lippen wieder ohne das ein Ton über sie gekommen war. Seine Hand sank ebenfalls nach unten und ergriff die ihre während seine warmen braunen Augen auf ihr ruhten - eine Antwort abwarteten doch Yumi schüttelte nur den Kopf brauchte etwas um sich wieder zu fangen. „Du Idiot…“ kam es dann doch über ihre Lippen als ein wenig Zeit verstrichen war. „Du bist derjenige, der hier auf der Intensivstation liegt und nicht ich…“ Sie sah ihn nicht an, spürte aber wie ihre Augen glasig wurden, weshalb sie sich wieder von ihm abwandte und ein paar Mal blinzelte ehe die Blonde wartete bis sie sich wieder ein Stück gefangen hatte. „Wie sollst du denn mit so einem Gesicht die Hauptrollen kriegen…“ Irgendwie schaffte sie es das Gespräch wieder in eine leichtere Richtung zu lenken. Versuchte es zumindest. Letztendlich weil es so leichter zu ertragen war - der Gedanke, dass sie für all das verantwortlich war. Natürlich hatte Yumi nicht zugeschlagen aber irgendwie auch schon - im weitesten Sinne. Gerade wollte sie wieder etwas Abstand zwischen sich und den Lockenkopf bringen als ihr Blick auf seinen anderen Arm fiel. Er war in einen dicken Verband gehüllt und als sie die Geschehnisse des Abends Revue passieren lies erinnerte sie sich daran - hörte beinahe das Knacken der Knochen noch. „Darren…“ Sie drehte sich wieder in seine Richtung und lies ihren Blick erneut über sein Gesicht wandern als könnte sie dort die Antwort finden. „Was ist mit deiner Hand…?“ War sie noch zu retten? Die Medizin war heutzutage doch schon weit fortgeschritten - oder?

    [In einer Höhle] Micah & Shara

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    Ihre Aufforderung schien ihn zu irritieren - zumindest glaubte sie das in seinem Blick zu erkennen aber wirklich sicher konnte sich das Blumenmädchen auf Grund der Dunkelheit auch nicht wirklich sein. Einen Moment sahen sich die beiden alten Freunde einfach nur an. Micah wirkte so als ob ihm etwas auf der Zunge lag aber er schwieg und eben jenes Schweigen wurde von dem durchdringenden Schrei des Monsters durchbrochen. Die gesamte Höhle schien dabei zu vibrieren und wenn sie nicht schon andere Sorgen hätten, hätte Shara vielleicht sogar befürchtet sie könne dabei einstürzen. An manchen Tagen wäre es wohl besser man wäre einfach zu Hause geblieben. Der Blick ihrer blauen Augen wanderte über das Gesicht ihres Gegenübers, der ihr Schutz versprach. Sie schüttelte den Kopf. Nein. Er durfte nicht hier bleiben - nicht um jeden Preis. Er musste hier sofort weg sonst würde dieses Monster ihn zu Mus verarbeiten und das war nicht nötig. Diese hirnrissige Aktion musste nicht zwei Menschenleben fordern. All diese Gedankengänge klangen vielleicht furchtbar heldenhaft und vielleicht sogar mutig aber in Wirklichkeit hatte das Mädchen furchtbare Angst. Ihr Herz pochte wie wild und das nicht weil Micah nach all der Zeit wieder aufgetaucht war und die vergangen geglaubten Gefühle in ihr wieder aufleben hatte lassen sondern viel mehr weil sie dem Tod ins Auge sah. Schon wieder. Sie wollte nicht sterben. Nicht schon wieder. Sie wollte ihre zweite Chance doch nutzen. Ihre Unterlippe bebte und ihre Augen füllten sich mit Tränen und dennoch schichte sie den Blonden fort - bat ihn sich in Sicherheit zu bringen - immer wieder auch wenn sie eigentlich um seine Hilfe bitten wollte - eine Hilfe die zwecklos war - aussichtslos. Shara spürte wie er ihre Hand ergriff. In einer anderen Situation hätte es ihr vielleicht Herzklopfen bereitet aber nun war nicht der richtige Moment darüber nachzudenken. Genau genommen hatte sich ihr Kopf längst ausgeklinkt. Er versprach ihr das alles wieder gut werden würde aber das Zittern in der Stimme ihres Freundes verriet ihr das auch er nicht daran glaubte. Micah wollte sie nur beruhigen. Irgendwie. Sie presste ihre Lippen aufeinander um ein Wimmern zu unterdrücken, schaffte es sogar sich zu einem traurigen Lächeln zu zwingen, welches lediglich dem Zweck diente ihren gegenüber zu beruhigen während sie nickte als wäre es ihr nicht aufgefallen das er seinen eigenen Worten nicht glaubte. "Okay..." Eine Träne kullerte über ihre Wange. Dieses winzige Wörtchen wurde beinahe von dem Grollen des Golems verschlungen. Vielleicht auch von dem Beben, welches die Höhle erfüllte während er sich ihnen näherte. Sie war erleichtert und besorgt gleichermaßen als Micah sich in Bewegung setzte - sie alleine zurück lies wie sie gebeten hatte. Ihre blauen Augen weiteten sich als das Monster vor ihr aufragte und sie von oben herab musterte. Shara zitterte am ganzen Leibe, hielt ironischerweise schützend ihre Hände über sich als könnte sie so verhindern, dass das Monster sie mit seiner Faust gleich zermalmte. Ihre Augen hatte sie zusammengekniffen um ihren Peiniger nicht in die Augen zu sehen. Jetzt konnte ihnen nur noch ein Wunder helfen. Damit rechnete Shara allerdings nicht. Erst als Micahs Stimme ertönte, wagte sie es ihre Augen wieder ein Stück zu öffnen. Ihre Augenlider flackerten irritiert bevor sie verstand was der Andere vor hatte. "Nein..." kam es ihr leise über die Lippen. Es war fast nur ein Flüstern. Es war jedoch zu spät als Shara versuchte die Aufmerksamkeit des Golems wieder auf sich zu lenken als sie bemerkte, dass Micah zu Fall gekommen war. Das Monster schien in eine Art Raserei verfallen zu sein. Wutentbrand stürmte es in Micahs Richtung, der am Boden zum Liegen gekommen war während Shara panisch an ihrem Bein zerrte um es irgendwie zu befreien auch wenn das Ganze vorhin schon nicht funktioniert hatte. Es war hoffnungslos. Der Golem schenkte dem Mädchen keinerlei Beachtung mehr. Egal wie laut sie auch rief - wie sehr sie ihre Stimme erhob. Immer mehr Tränen verschleierten ihren Blick wen sie daran dachte was gleich mit dem Blonden passieren würde. Der Schmerz der ihr Bein durchfuhr als sie es schließlich doch mit einem kräftigen Ruck frei bekam war durch den Adrenalinrausch ihres Körpers kaum spürbar. Ihre Sandale steckte noch in der Felsspalte fest aber das war dem Blumenmädchen egal. Ihr Bein schmerzte als sie auftrat und sie spürte eine warme Flüssigkeit, die ihr Bein hinabfloss. Blut? Wahrscheinlich hatte sie sich bei ihrem Befreiungsversuch verletzt aber das war jetzt egal. Shara zögerte keine Sekunde und wollte gerade in die Richtung des Golems laufen als das Grollen, welches aus seinem Inneren hervorkam die Höhle erneut zum Wackeln brachte. Doch dieses Mal lösten sich an der Decke der Höhle einige Felsen und krachten zu Boden. Shara schaffte es gerade noch einem herabfallendem Felsen auszuweichen. Schwer Atmend lag das Mädchen auf ihrem Bauch und rief nach Micah um ihn zu warnen. Ihr Schrei hallte durch die Höhle und wurde im nächsten Moment schon von dem lauten Gepolter verschluckt, welches entstand als der Golem unter einigen größeren Felsen begraben wurde. Aus ihrer Perspektive konnte das Mädchen nicht erkennen ob es auch den Blonden getroffen hatte und so rappelte sie sich schnell auf und humpelte in die Richtung der herabgestürzten Felsen, die zu dem Grab des Monsters geworden waren. "Micah!! Micah???" Verzweiflung war in ihrer Stimme zu hören während sie Ausschau nach ihrem Freund hielt. Sie biss sich auf die Unterlippe und versuchte den Schmerz in ihrem Bein weiterhin zu ignorieren. Als sie einen blonden Haarschopf entdeckte beschleunigte sie ihren Schritt so gut es ihr möglich war und hastete auf ihn zu. Still flehte sie das es ihm gut ging - das er nicht von den Felsen getroffen worden war. "Geht es dir gut?" fragte sie voller Sorge und war schon fast bei dem regungslosen Körper angekommen. "S-sag doch etwas!" befahl sie nun in ihrer Verzweiflung und kniete sich bei ihm angekommen schließlich neben den jungen Mann hin bevor sie an seiner Schulter rüttelte.