Darren & Yumi - In Darrens Zimmer
Dieses winzige Wort verließ seine Lippen. Leise. Kaum hörbar und doch fand es seinen Weg an ihr Ohr. Was genau er damit verneinte vermochte die Blonde nicht zu sagen. War es eine Antwort auf ihre Frage oder brachte er vielmehr seine Gedanken damit zu verstummen - beantwortete sich unausgesprochene Fragen selbst? Was es auch war, er wirkte in sich gekehrt - nachdenklich - machte sich wahrscheinlich sein eigenes Bild zu dem was in der Vergangenheit passiert sein könnte. Wahrscheinlich war es nicht förderlich sich aus der Affäre zu ziehen - es abzustreiten und ihn im Ungewissen zu lassen. Meist war die Fantasie doch um einiges wilder als es die Realität war - richtig? Aber das was damals zwischen Alex und ihr vorgefallen war ging ihn im Grunde nichts an. Es hatte hier nichts zu suchen und wenn sie sich nicht in jener Situation von damals widergefunden hätte, dann wäre es weiterhin auch nur eine Sache zwischen dem Silberhaarigen und ihr. Yumi wollte ihn nicht in Schutz nehmen für das was passiert war - wirklich nicht - und doch tat sie es irgendwie - wusste selbst nicht warum. Sie suchte nach einer Erklärung. Einer Erklärung für ihr Verhalten aber es gab keine Erklärung, die nicht die Wahrheit beinhaltete. Der Blick der jungen Erwachsenen wanderte über sein Gesicht - über seine zusammengepressten Lippen, als verkneife er sich so viele ungesagte Worte. Die wenigen Worte, die über ihre Lippen kamen änderten nichts an seinem Verhalten - wahrscheinlich auch nichts an der Geschichte, die er sich in seinem Kopf zusammengesponnen hatte - die man sich automatisch zusammenreimte wenn man nur eine Seite der Geschichte kannte und die nicht einmal in einem Ausmaß, dass man dazu befugt war sich seinen Teil zu denken. Sie erhob sich, angelte nach ihrem Pullover nur um etwas Abstand zu bekommen - um das Gefühl der Nacktheit, welches sie überkam zu unterbinden. Das Gefühl ausgeliefert zu sein und das in einem Ausmaß und unter einem Umstand, der ihr nicht gefiel. Erneut kam dieses winzige Wörtchen über seine Lippen. Hatte er ihr überhaupt zugehört? Sie ernst genommen? Oder hielt er es nur für leere Worte. Tatsächlich glaubte sie nicht daran, dass Alex dieser Typ Mensch war. Er mochte vieles sein aber sie würde ihn ganz sicher nicht als Schläger bezeichnen. Es entschuldigte nicht das was damals zwischen ihnen vorgefallen war aber er war wirklich kein schlechter Mensch auch wenn sie so ihre Differenzen hatten - um es milde auszudrücken. Hinter sich hörte Yumi wie der Student sich vom Boden erhob, den Abstand zu ihr verringerte. Er entschuldigte sich aber sie schüttelte nur den Kopf, sah ihn dabei nicht an. Es gab nichts wofür er sich entschuldigen müsste und doch tat er es. Immer immer wieder. Dabei war sie es die ihm so viele Entschuldigungen schuldete, sie aber nicht über die Lippen bekam weil Worte allein nicht genügten um das wieder gut zu machen was sie angerichtet hatte. Sie blickte über ihre Schulter als er hinter ihr stand nur um im nächsten Moment ihren Blick wieder abzuwenden, ihre Finger in den Stoff des Pullovers zu krallen. Zitterte sie? War ihr kalt? Eigentlich nicht. Seine Arme schlangen sich von hinten um sie, vertrieben die Dämonen der Vergangenheit und erst als er sie sachte drückte bemerkte die Blonde, dass sie für einen Moment den Atem angehalten hatte - sie erst weiter atmete als er seinen Kopf auf ihre Schulter bettete. Augenblicklich umhüllte sie sein Geruch gemischt mit dem Geruch des Alkohols, den er in sich geschüttet hatte. Sachte und kaum merkbar lehnte sie ihren Kopf gegen den seinen. Ein leises Seufzen verließ ihre Kehle als die Anspannung in ihrem Körper leicht nachließ. Sein Flüstern kitzelte sanft an ihrem Hals als er sprach - als nach und nach Worte seine Lippen verließen. Worte, die er wahrscheinlich glaubte sagen zu müssen um ihr die Schuld zu nehmen. "Nein." entgegnete sie ihm knapp. Sie schüttelte ihren Kopf. "So ist es nicht..." Sie drehte ihren Kopf zur Seite - von ihm weg aber löste sich nicht aus seinen Armen - genoss den Halt, den er ihr in diesem Moment durch diese Umarmung gab. "Ich bin nicht so unschuldig wie du vielleicht glaubst..." Sie lachte leise auf. Es gehörten doch immer Zwei dazu wenn etwas in die Brüche ging, oder? Auch in diesem Fall war sie Schuld daran. Sie hätte ihm vertrauen sollen. Sie hätte ihm nicht mit Absicht weh tun sollen. Aber im Nachhinein hatte man leicht reden. "Ich hatte es verdient..." Sie war ein Miststück. Damals wie heute. Das wusste sie. Sie hatte nicht nur ihre Beziehung zerstört sondern auch die Freundschaft zwischen zwei besten Freunden. In Wirklichkeit hatte sie jeden feindseligen Blick , jedes gehässige Wort seinerseits verdient. Yumi presste die Lippen aufeinander. Von dem taffen Mädchen, welches dem Silberhaarigen in all diesen Situationen Kontra geboten hatte, fehlte nun jede Spur. Es waren die Worte des Schauspielstudenten, die sie wieder aus ihrer Gedankenwelt holten. Angst? Um sie? "Das musst du nicht. Ich bin nicht mehr das Mädchen von damals..." Ihre Mundwinkel zuckten nach oben als sie ihren Kopf wieder in die andere Richtung drehte- sein Gesicht mit ihrer Nasenspitze streifte bei dieser winzigen Bewegung. "...ich weiß mir zu helfen." Sie senkte die Augenlider, hielt für einen Moment die Luft an als ihre Lippen sich beinahe streiften bevor sie den Kopf wieder ein wenig abwandte. Sie spürte das Klopfen ihres Herzens in der Brust. Durch seine Nähe. Seine Wärme. Seine Umarmung wurde fester als er sie bat nicht zu ihm zu gehen. Als er sie bat stattdessen bei ihm zu bleiben. Diese Wärme tat gut und für diesen Moment wollte sie ihr auch nicht entkommen - empfand sie nicht als erdrückend sondern als... schön. Der Pullover fiel aus ihrer Hand - landete vor ihr auf dem Boden. "Für... diese Nacht...?" Eine Frage? Eine Feststellung? Sie wusste es nicht. Eigentlich schon. Sie hatte diese Entscheidung längst getroffen. Mit ihrer Lüge damals in der Uni. Damals hatte sie das zwischen dem angehenden Schauspieler und ihr beendet und doch war es nicht vorbei. Es fühlte sich nicht so an. Sie lehnte ihren Kopf gegen den seinen. Spürte seine Bartstoppel wie sie an ihrer Wange kratzten, spürte seinen Herzschlag, der aber auch genauso gut ihrer sein hätte können. Yumi schloss die Augen und sog seinen Duft ein um anschließend ihre Hand auf seinen Armen abzulegen, die er nach wie vor um sie geschlungen hatte als wäre sie das Wertvollste auf der Welt. Dieses Gefühl - es war ihr völlig fremd aber nicht minder... beängstigend.