Beiträge von schachtl

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Alessa | in seinem Zimmer


    „Der Schreibtisch auch nicht..“, murmelte der junge Schauspielstudent, war sich dabei gar nicht so sicher ob er das wirklich ausgesprochen hatte oder ob es nicht eher nur seine Gedanken gewesen waren, als Erinnerung daran dass sich in diesem Zimmer schon mehr abgespielt hatte. Auch zwischen den beiden Freunden. Es war schon länger her und jetzt auch kein Ding mehr das zwischen ihnen stand. Weil es von seiner Seite aus unterbunden worden war, weil sein Herz das nicht mehr mitgemacht hatte, nicht mehr mitmachen wollte weil es woanders glücklicher war. Natürlich brauchte Sex keine Gefühle, das ging ganz ohne auch wunderbar und doch streiteten sich seine inneren Stimmen bei diesem Gedanken. Immerhin verdiente das Blondchen hier die Wahrheit und Ehrlichkeit, verdiente jemanden der es ernst meinte, der nicht nur spielte und nach seinem Spaß suchte. Nicht dass er sich selbst unbedingt in diese Schublade schieben würde, jedoch war er auch einfach nicht der Prinz auf dem weißen Pferd. Alessa schien beinahe schon fassungslos und eigentlich wunderte ihn ihre Reaktion auch gar nicht auf die ehrliche Art, wie er ihre Frage beendet hatte. Vielleicht hätte er sogar ähnlich reagiert und zudem noch den Kopf geschüttelt, die Augenbrauen gehoben und all die Dinge eben, die man so tat, wenn man etwas hörte von dem man nicht so richtig wusste was man davon halten sollte. Genauso wenig wunderte es Darren dass sie das Thema nach seiner Rückkehr nicht vergessen hatte oder es gar unter den Tisch fallen ließ. Immerhin sprachen wir hier von Alessa. Nachdem der Kerl das Handtuch beiseite gelegt und sich ihr wieder zugewandt hatte, hob er seine Schultern. Wahrscheinlich sollte er sich diese Frage selbst viel öfter stellen. Um eine gute Antwort zu finden? Eine passende Antwort, die zufrieden stimmte? Die erklärte, warum er sich das antat? Gab es diese Antwort überhaupt? Eine plausible Antwort, die jemand anders, ein Außenstehender vielleicht verstand. Doch brauchte es die? Es war doch genug wenn er selbst es wusste, wenn er selbst den Grund kannte. Wenn Yumi den Grund kannte. Und das tat sie. „Weil ich die Hoffnung nicht aufgebe.“ Selbst jetzt nicht, selbst ihre angeblich neue alte Beziehung mit ihrem Ex hielt ihn nicht davon ab weiter Hoffnung zu haben. „Und ja ich weiß wie dumm es ist und dass ich wahrscheinlich längst die Hoffnung aufgeben sollte und ich zu naiv bin oder sonst etwas, das wurde mir schon öfter gesagt aber ich.. ich kann einfach nicht.“ Dafür liebte er Yumi zu sehr. Auch wenn die ehemalige Studentin es selbst oft genug gesagt hatte. Immer wieder und immer öfter. Dass es da nichts gab, dass es keine gemeinsame Zukunft geben würde. Weil sie ihm nicht gut tat und was waren schon Gefühle. Der Musiker zog seine Augenbrauen zusammen und verzog den Mund als die Blonde weiter sprach. Es war ihm irgendwie schon klar dass er längst nicht der einzige Typ in Yumis Leben war aber es aus dem Mund einer dritten Person zu hören, klang einfach merkwürdig und anders. Es war einfach etwas, was er wirklich nicht hören wollte und deshalb ging er auch gar nicht weiter darauf ein und dass eine Begegnung der beiden Blondinen nicht sonderlich rosig war, darüber brauchten sie ja auch gar nicht zu sprechen oder? Ein leises und auch verletztes Seufzen entglitt ihm, doch mehr Zeit bekam er auch gar nicht um seine Gedanken zu sortieren und vielleicht war es auch gar nicht so schlecht, denn sich jetzt um die perfekte Pizza zu kümmern war vielleicht die bessere Wahl als sich über andere Dinge Sorgen und unnötige Gedanken zu machen. Er scrollte ein paar Mal nach unten, wieder ein bisschen nach oben um sich schließlich doch einfach für eine simple Salamipizza zu entscheiden, die er schließlich gemeinsam mit ihrer Wahl zusammen bestellte während Alessa sich um die Drinks kümmern wollte aber dann doch inne hielt. Natürlich gab sie sich nicht mit dieser einfachen Antwort zufrieden, was ihn beinahe ein weiteres Seufzen entlockt hatte, doch er wusste dass er das Blondchen spätestens jetzt nicht mehr abwimmeln konnte. Immerhin bekam sie als Prinzessin ja auch alles, was sie wollte und dazu gehörten wohl auch Antworten. „Ein paar überaus nette Kerle waren mit meiner Anwesenheit nicht einverstanden..“, begann der Student und hob langsam seine Schultern, ein trauriges Lächeln malte sich auf seine Lippen. Als wollte er deren Tat belächeln oder vielleicht versuchte er auch einfach dem Thema dadurch ein bisschen die Schwere zu nehmen. Auch wenn er wusste, dass das nicht möglich war. Als das Mädchen aufsprang, erschrak er sich ein klein wenig und seine Augen wurden größer. Er spürte ihren festen Griff an seinem Arm und schaute auch kurz dorthin bis er ihren Blick wieder erwiderte, sich entspannte und kurz sogar schmunzelte. „Du willst mich also doch abfüllen.“, sprach er diese Erkenntnis aus und hob eine Augenbraue während er ihren Bewegungen folgte, wie sie die Gläser nach und nach füllte und ihm entgegen hielt. Ohne Widerrede griff er danach, ließ sein Glas an das ihre klirren und nippte an dem wie er folgend herausfand doch recht starkem Inhalt. Aber sie waren ja auch nicht zum Spaß hier oder? Einen oder vielleicht zwei Atemzüge lang starrte er auf die Flüssigkeit im Inneren des Glases, schwenkte es hin und her und schaute schließlich wieder auf. Er schuldete ihr immerhin noch eine Antwort. Oder mehrere. Nur schwer hob er seine linke Hand, nicht etwa weil sie sich überaus schwer anfühlte, mehr weil es immer noch nicht leicht war, es auszusprechen und wahrscheinlich würde es auch nie leicht werden. „Ich habe kein Gefühl mehr.“ Darren wedelte mit seinem Arm ein bisschen nach links und nach rechts. „Die Knochen meiner Finger waren zertrümmert und die kaputten Nerven haben sich nicht wirklich erholt..“ Seine Stimme war gedrückt, er fühlte einen Kloß in seinem Hals und doch ratterte er die Worte hinunter als hielt er ein langweiliges Referat. „Und werden es wohl auch nicht mehr.“ Abermals hob er seine Schultern. „Daher gibt es leider kein Klavierstück mehr von mir. Ich hoffe du hast das letzte Konzert trotz allem was passiert ist genossen..“, sagte er als wäre es nichts und schmunzelte. War das dieser Galgenhumor?

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Alessa | in seinem Zimmer


    Den trotzigen Worten des jungen Mädchens entgegnete er lediglich mit einem Grinsen und Schulternzucken. Natürlich war es nicht die feine Art von ihm gewesen Alessa zu ignorieren und ihr nicht zu antworten, wo sie doch schon so einige Nachrichten geschrieben hatte, nicht nur die letzten Stunden, auch die Tage und Wochen zuvor, waren seine Antworten doch eher mager gewesen. Aber andererseits war er doch tatsächlich auf eine bestimmte Art und Weise beschäftigt gewesen. Nicht nur alleine mit Yumi und mit dem, was sich das Blondchen in ihrem hübschen Kopf ausmalte, sondern auch mit anderen Dingen. Sich zu betrinken, seine Gitarre kaputt zu machen, in Selbstmitleid versinken.. es gab viele Gründe für seine fehlenden Lebenszeichen aber sicherlich war ihr sowieso keiner davon gut genug und deshalb versuchte Darren es gar nicht mehr weiter, nahm lieber ihre tadelnden Worte hin und wusste ihm Grunde auch dass sie es ihm gar nicht so übel nahm. Zumindest nicht so sehr dass es jetzt an ihr lag, ihn zu ignorieren. „Natürlich, wie verliebte Teenager.. wir konnten gar nicht die Finger voneinander lassen und ähm, ich will ja nichts sagen, aber der Stuhl..“ Der Musiker räusperte sich und deutete auf seinen Schreibtischstuhl, auf dem Alessa Platz genommen hatte. Auch wenn da nichts in der Richtung passiert war, so wollte er die Andere nur damit aufziehen wie sie vorhin auf die überraschende Nachricht bezüglich seines Bettes reagiert hatte. Den ersten Teil ihrer Frage hatte er unter den Tisch fallen lassen, ging gar nicht darauf ein weil es sich so absurd anhörte. Wenn man daran dachte was eigentlich vor sich ging. Darauf schien auch seine Besucherin im nächsten Augenblick zu kommen, denn ihre hübschen Augen riss sie auch als hätte sie die Erkenntnis des Tages getroffen und warf folgend auch schon mit einem Ratschlag um sich, wovon vermutlich beide wussten, dass er sinnlos war. Nicht etwa weil er nicht gut war und nicht stimmte, sondern weil Darren das selbst wusste. „Obwohl sie wieder mit ihrem Ex zusammen ist? Ja. Ja, genau das.“ Dass der Kerl immer noch daran zweifelte und Yumi diese Geschichte nicht abkaufte, das war ein Thema für sich und doch hatte sie es ausgesprochen und ihm ins Gesicht gesagt. Ob es jetzt dennoch so gut war das zu erwähnen, das war wieder eine andere Sache.. über die er sich aber auch nicht länger Gedanken machte, schließlich zog er sich folgend für einen nicht allzu langen Moment zurück um den Schweiß und anderes von seinem Körper zu waschen. „Pizza klingt gut.“, stimmte er in ihre bestimmt äußerst gut durchdachte Auswahl ein und lächelte, denn auch wenn er nach all dem was in den letzten Stunden vorgefallen war gar keinen Appetit hatte, so sollte er auf jeden Fall mal etwas essen. Und was gab es da besseres als eine vor Fett triefende Pizza, vor allem, wenn da noch ein paar volle Flaschen mit Alkohol waren, die mittlerweile auf seinem Schreibtisch standen, nachdem er seine Schiene angelegt und das feuchte Handtuch von seinen Schultern auf seinen Wäschekorb neben dem Schrank geworfen hatte. „Deine Spezialität.“ Ein erwartungsvolles Grinsen zierte die Lippen des Studenten, der die Unordnung auf seinem Schreibtisch etwas beiseite schob damit Alessa Platz hatte sich auszutoben, und hielt dann aber in seiner Bewegung inne als er ihren Stimmungswandel bemerkte, als sie auf seine verletzte Hand deutete. Der Blick des angehenden Schauspielers folgte dem ihren, der durch sein etwas chaotisches Zimmer wanderte. Wahrscheinlich hätte er auch noch für ein bisschen Ordnung gesorgt, zumindest die leere Schnapsflasche und die zerstörte Gitarre beiseite geräumt, jedoch war die Schülerin einfach schneller gewesen. „Ich.. hatte einen Unfall.“, hörte er sich selbst antworten während sein Blick weiter seinem Zimmer galt, sich dann an die Gitarre heftete die er von Yumi bekommen hatte. Dass viel mehr hinter diesem kleinen Unfall steckte, die genauen Umstände und die Folgen, das behielt er zunächst für sich obwohl Darren genau wusste, dass Alessa sich mit diesen Worten nicht zufrieden geben würde. „Das war mitunter auch der Grund warum ich die letzten Wochen ein schlechter Gesprächspartner war.“ Entschuldigend erwiderte er ihren Blick, konnte die Sorge darin sehen und fühlte sich mit einem Mal unfassbar schlecht.

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Alessa | in seinem Zimmer


    Eine kribbelnde Gänsehaut kletterte über seinen Körper, ein warmer Schauer lief ihm den nackten Rücken hinab als er ihre zarten Finger an seinem Nacken spürte. Als ihre Lippen sich zaghaft berührten, als sie diesen kostbaren Moment teilten. Einer von so vielen an die der junge Student nur allzu gerne dachte, unzählige Erinnerungen in die er sich sooft verlor und nicht selten war Yumi der letzte Gedanke bevor der Schlaf ihn einholte und der erste Gedanke wenn er morgens die Augen öffnete. Wahrscheinlich klang das unheimlich schmierig und überzogen, andere hätten längst schon die Augen verdreht und den Kopf geschüttelt dabei, doch es entsprach einfach der Wahrheit, es war unbestreitbar. Der genüssliche Laut der Blonden hätte ihn fast dazu gebracht mehr in den Kuss zu legen, sich gegen sie zu lehnen, seine Hand auf Wanderschaft gehen zu lassen doch er hielt sich zurück, wusste dass ihre gemeinsame Zeit abgelaufen war. Er fühlte es, sie fühlten es beide irgendwie, oder? Weshalb sie ihre Lippen schließlich voneinander lösten, ein leises und kaum hörbares Seufzen entglitt ihm. Sein warmer Atem streifte ihre Lippen bevor er wieder etwas Abstand zwischen die jungen Erwachsenen brachte. Ein kleines bisschen zumindest, nicht zu viel, weil er eigentlich gar nicht bereit war die Blonde gehen zu lassen. Sein Blick glitt von ihren sinnlichen Lippen hinauf zu ihren einnehmenden blauen Augen. Ihre folgenden Worte kitzelten an seinem Ohr. Eine Affäre. Ein Deja-vu. Darüber hatten sie bereits gesprochen und Yumi kannte auch seine Antwort dazu. Und dennoch schmunzelte der Musiker, schüttelte seinen Kopf aber erwiderte nichts. Nein, eine Affäre war der Schauspielstudent nicht. Aber mehr Ärger und Frust, den sie im Augenblick in ihrem Leben hatte, brauchte sie wirklich nicht. Wobei das Glück und die Liebe auch nicht allzu groß sein konnten, in Anbetracht der Tatsache wo sie sich gerade befand, was sie getan hatte und was für eine Sehnsucht sie ausstrahlte. Aber wer war er schon um das zu beurteilen, nicht wahr? Der Kerl blieb an seinem Schreibtisch stehen als die ehemalige Studentin sich Richtung Tür begab, ließ sie dabei nicht aus den Augen, auch dann nicht als sie einen letzten Kommentar bezüglich eines Autogramms aussprach. Immerhin war das ja auch der einzige Grund gewesen, weshalb sie sein Zimmer aufgesucht hatte. Das hatten sie gerade eben schon geklärt. Darren schmunzelte, sein Herz klopfte schnell und mit einem Mal schien alles so kalt und er schlang seinen Arm um seinen Oberkörper, atmete tief ein und wieder aus während er seine dunklen Augen schloss und für diesen kurzen, einsamen Moment einfach dort stehen blieb. Dass sich vor seiner Zimmertüre ein kleines Drama abspielte, bekam er somit gar nicht mit und auch dass sein Handy vibrierte und gar keine Ruhe mehr geben wollte, schien er in diesen Sekunden nicht wahrzunehmen. Vielleicht ignorierte er es auch einfach gekonnt, da sowieso nichts wichtiger war als die gemeinsamen Momente mit Yumi. Die jetzt jedoch nicht mehr hier waren. Jetzt zog die Realität wieder ein. Es ging nicht nur ihr so. Kurz dauerte es bis er sich aus seiner Starre löste, bis das Klopfen an seiner Zimmertür ihn zurück holte und er mit gehobenen Augenbrauen in die Richtung des Klopfens schaute. Was war denn das für ein Verkehr? Kurz dachte er von draußen Stimmen gehört zu haben, doch wirklich sicher war er sich dabei auch nicht. Kaum hatte der Student die Tür geöffnet, stürmte ein kleineres aber ebenso blondes Fräulein herein. Ohne ein Wort der Begrüßung stolzierte Alessa an ihm vorbei, ihren hörbar vollen Beutel ließ sie unsanft und doch bedacht zu Boden gleiten und nachdem er zuerst besagten Jutebeutel, dann die schwer atmende Schülerin auf seinem Bett mit einem überraschten Blick gemustert hatte, schloss er schmunzelnd seine Zimmertüre. Der angehende Schauspieler hob nur seine Schultern als das Blondchen anscheinend über Yumi sprach. Sein Herz konnte sich in diesem Moment nicht wirklich entscheiden, ob es schneller schlagen oder sich doch schwer anfühlen sollte, bei der Bezeichnung, die die Andere gerade ausgesprochen hatte. „Ich kann ihr vieles sagen, doch es wird ihr egal sein.“, erwiderte er daraufhin mit einem Kopfschütteln, das Grinsen lag weiter auf seinen Lippen. Weitere Gedanken bezüglich dieses wahrscheinlich überaus netten Aufeinandertreffens der Beiden schob er ganz schnell in die hinterste Ecke seines Kopfes. Der Typ trat schließlich näher an sein Bett heran, verschränkte die Arme vor der Brust und ließ seinen Blick weiter auf ihr ruhen. Die vielen Worte schienen nur so aus der Jüngeren heraus zu sprudeln, so änderte sich auch ihre Stimmung sekündlich und es war doch schon amüsant Alessa dabei zu zu sehen wie sich die Erkenntnis in ihr breit machte, dass sein Bett vor kurzem nicht nur für ein Nickerchen genutzt worden war. Als würden sich in ihrem hübschen Köpfchen die Puzzleteile langsam zusammen fügen. Schon als sie hastig aus seinem Bett flüchtete hob er seine rechte Hand, fast schützend vor sich als erwartete er weitaus mehr von der kleineren Dame als dass sie sich einfach auf den nächstbesten Platz der Ruhe stürzte. Ertappt kratzte sich der Student am Hinterkopf und fuhr sich anschließend durch die zerzausten dunklen Haare. Er brauchte ja auch gar nichts mehr zu sagen oder? Sein Blick und sein Schweigen waren Antwort genug für das junge Mädchen gewesen. „Ignoriert? Niemals.“, konterte der Schauspielstudent jedoch mit einem Kopfschütteln, wirkte fast schon empört dass sie ihm das überhaupt vorwarf. „Ich war eben beschäftigt..“ Womit? Das hatten sie ja gerade schon wortlos geklärt gehabt. Der junge Mann warf einen kurzen Blick auf die mitgebrachte Tasche der Anderen, deutete mit seinem Finger darauf und neigte den Kopf zur Seite. „Muss ich mir Sorgen machen?“ Nicht wirklich um sich, weil die Angst dass Alessa ihn einfach bis oben hin abfüllen wollte, nicht vorhanden war aber anscheinend hatte sie ja sehr viel Frust von der Seele zu reden und das gelang einem meist nach ein paar Gläschen, Gläser oder Flaschen einfach besser. „Ich bin gleich wieder bei dir, hole Gläser und wir bestellen uns etwas zu Essen, okay?“ Darren legte seine rechte Hand auf den Blondschopf und lächelte bevor er sich mit einem Satz frischen Kleidern aus seinem Zimmer ins Badezimmer zurück zog, denn eine Dusche hatte er dringend nötig. Aber auch wenn er das warme Wasser auf seiner Haut gerne noch länger genossen hatte, so konnte er es auch kaum mehr erwarten etwas Zeit mit Alessa zu verbringen, die ja anscheinend noch sehr viel vor hatte heute. Und außerdem hatte er seine gute Freundin lange genug warten lassen. Mit einem Handtuch rubbelte er seine Mähne etwas trocken, legte sich den Stoff um die Schultern und machte einen kurzen Zwischenstopp in der Gemeinschaftsküche, aus der er Gläser holte und zurück auf sein Zimmer zu steuerte. Jedoch kurz davor stoppte, in die Richtung von Yumis Zimmer schaute und inne hielt. Schon jetzt spielten seine Gedanken verrückt und es machte es nicht gerade besser, als sein Blick schließlich am Namensschild seines Zimmernachbarn hängen blieb. Darren schüttelte den Kopf, als könnte er damit auch die lästigen Gedanken aus seinem Kopf schütteln und ließ Alessa schließlich nicht länger warten. „Tob dich aus.“, schaffte er der Jüngeren an als er die kleinen und großen Gläser auf seinem Schreibtisch abstellte, folgend sein Fenster kippte weil die Luft hier drin doch etwas verbraucht war und dann zurück bei ihr am Schreibtisch nach seiner Schiene suchte, die man ihm verschrieben hatte. Weil so seine Hand und seine Finger in einer besseren Position gehalten wurden. „Wie geht es dir?“ Eine banale Frage, die im alltäglichen Leben viel zu oft gestellt wurde und genauso oft wurde auch gar keine ehrliche Antwort gefordert oder gewollt weil sich die meisten Menschen nicht einmal wirklich darum kümmerten sondern lediglich nett sein wollten. Doch dass er es ernst meinte, wirklich an ihrem Wohlbefinden interessiert war, das sagte schon allein der warme Blick des jungen Mannes, der die Schiene an seine verletze Hand angebracht und den vollen Beutel auf den Schreibtisch geschleppt hatte. „Oder ist das hier Antwort genug?“

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | in seinem Zimmer


    Der Student nickte mehrmals als das kleine Mädchen in den Bergen zur Sprache kam, als er es ins Gespräch geholt hatte und bei der Erinnerung an ihre großen, funkelnden Augen, musste er einfach lächeln. Was folgend durch eine angehobene Augenbrauen begleitet wurde. Sein Blick wanderte an seine Seite, zu Yumi, deren vorwurfsvoller Ton ihm nicht entgangen war. „Manche Fans sind wirklich anstrengend.. geben einem gar keinen Freiraum mehr, verfolgen einen auf Schritt und Tritt. Sogar bis ins eigene Zimmer..“, gab der Musiker schwer seufzend wieder und schüttelte diesmal den Kopf. Und dann verführten sie ihren geliebten Star auch noch. „Schrecklich.“ Doch länger als ein paar Sekunden lang beschwerte er sich gar nicht spielend über ihre Art und Weise an ein Autogramm heran zu kommen, war folgend nachdem die Gitarre in seinem Schoß und die Blonde dicht neben ihm saß eh mehr damit beschäftigt sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Ihr gemeinsames Hier und Jetzt. Dieser Augenblick, diese Situation, in der sie sich nur auf einander und ihrem Lied konzentrierten. Sich dem widmeten und vollkommen hingaben. Es war nicht perfekt, wirklich nicht und es unterliefen nicht nur ihr Fehler, auch Darren selbst war teilweise nicht im Takt, ließ Worte aus, wurde leiser und wieder etwas lauter und doch schaffte es dieser Moment einen Zauber auf die jungen Erwachsenen zu legen. Einen unvergesslichen Moment zu schaffen. Einen Moment, den die beiden wohl, wie so viele andere die sie miteinander erlebt hatten, nicht vergessen würden. Der Schauspielstudent schloss ihn jetzt schon in sein Herz ein, ließ ihn nicht mehr los. Auf ihr Kopfschütteln hin hob er nur die Schultern. Was es auch war, warum er sich überhaupt wieder getraut hatte ein Musikinstrument zu spielen, auch wenn man das natürlich nicht wirklich spielen nennen konnte, eigentlich nicht einmal annähernd, aber dennoch was es auch gewesen war, die Musik hatte ihn wieder erreicht. Ein klein wenig, ein kleines bisschen und doch genug dass sie dieses bestimmte Kribbeln in ihm ausgelöst hatte. Sowohl die Liebe zur Musik, als auch die Liebe zu ihr. Seine Augen folgten ihren Bewegungen, als sie sich streckte und ungewollt, mit Absicht, wie auch immer, den Blick auf ihre Strümpfe, das bisschen Haut, die süße Spitze frei gab, und er diese verführerische Chance natürlich gleich ergriff. Denn auch wenn es nichts war, was er nicht schon das ein oder andere Mal gesehen, gespürt und so viel mehr hatte, so war es doch immer wieder aufregend den perfekten Körper der jungen Frau bewundern zu können. Der Kerl atmete durch seinen leicht geöffneten Mund, dann biss er sich auf die Unterlippe und konnte ein kleines Grinsen, das um seine Lippen herum tanzte nicht verbergen. Nach einem knappen Räuspern erhob auch er sich vom Boden seines Zimmers, den Hals ihrer Gitarre hielt er dabei fest im Griff seiner rechten Hand bis er sie schließlich auf seinem Bett ablegte, wo er auch stehen blieb, sich aber zu Yumi herum drehte. Langsam nickte er. Nicht unbedingt weil er ihr zustimmte, weil er wollte dass sie ging und der Realität ins Auge blickte. Viel mehr einfach als Bestätigung, dass er sie gehört hatte aber eigentlich nicht wollte, dass sie ihn verließ. „Ob das wohl so gut wäre?“, bedachte der Schauspielstudent und schmunzelte. „Wer weiß was für eine Absteige dir die gute Frau suchen würde.. mit jeder Menge ungebetenen Gästen und Haustieren.“ Er schüttelte den Kopf und auch wenn die beiden witzelten, so lag doch eine Schwere auf ihnen, breitete sich in seinem Zimmer aus denn obwohl sie wussten dass es ein Ende finden musste, dass Yumi wichtige Dinge zu erledigen hatte und auch er sich wieder raus in die Welt trauen und viel in seinem Studium nachholen musste, so war es auch eigentlich nicht das was sie wollten. Aber wer wollte das schon gerne, sich lästigen Aufgaben stellen, wenn man einfach nur für den Moment leben konnte, mit Menschen die man.. gerne an seiner Seite hatte. „Du solltest ihm nichts.. hiervon erzählen.“ Sein Blick galt dem Teppich der auf seinem Boden lag. Darren fuhr sich durch die länger gewordenen dunklen Locken. Egal ob die Blonde es vorgehabt hatte oder es sowieso für sich behalten wollte, auch er selbst hatte keine Lust auf ungebetenen Besuch. Oder Ungeziefer.. wie man es auch nennen wollte. Natürlich war ihm auch sehr wohl bewusst dass er ihr sowieso nichts einreden konnte, dass sie machen würde was sie für richtig hielt und er wusste schon, vielleicht war es für Alex ja auch absolut kein Problem, dass das Blondchen sich anderweitig amüsierte. „Das bleibt unser Geheimnis.“, fügte er hinzu, hob seinen Blick wieder an und überwandt den Abstand, den sie für kurze Zeit nur aufrecht erhalten konnten. Darren legte ihr seine Hand an die Wange, strich sanft darüber und sah ihr dabei in die wunderschön blauen Augen. So viele Worte schwebten in seinem Kopf, so viele Worte mussten gesagt werden und doch kam ihm keines über die Lippen. Die ehemalige Studentin wusste dass er da war. Dass er auf sie wartete. Dass seine Türe immer offen stand. Dass sie jedes noch so kleine Problem mit ihm teilen konnte. Dass er ihr half wo er konnte. Dass das hier für ihn so viel mehr Bedeutung hatte. Der junge Mann beugte sich zu ihr, kam ihr näher und küsste sie schließlich, sanft und bestimmt und doch lag eine gewisse Bitterkeit in diesem Kuss. Vielleicht auch ein bisschen Angst vor dem was kam. Nicht nur in Bezug darauf was man ihr für Hindernisse in den Weg gelegt hatte, auch was das alles für die beiden bedeutete. „Ich bin da wenn dir die Realität zu viel wird..“, hauchte er gegen ihre weichen Lippen bevor er sie wieder mit einem warmen Kuss versiegelte.

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | in seinem Zimmer


    Der junge Musiker hob für einen kurzen Moment seine Augenbrauen als er die Worte der Blonden vernahm. Schade eigentlich.. ja, meist kam einem das sorgenfreie Leben dieser kleinen flauschigen Kreaturen doch einfacher und unbeschwerter vor. Bestimmt hatten die pelzigen Tierchen auch so ihre Problemchen aber die reichten wahrscheinlich nur bis zu fehlendem oder dem falschen Futter.. Für eine kleine Sekunde huschten seine Mundwinkel nach oben während sein Blick das Gesicht der anderen abtastete. Yumi war keine schwarze Katze, Yumi brachte kein Unglück. Ganz gleich was sie über seine Worte dachte. Ob sie sie belächelte, wie so oft, ob sie ihm am liebsten widersprochen hätte aber es aus gewissen Gründen nicht tat. Ganz gleich was in ihrem hübschen Köpfchen vor sich ging, was für Gedanken sie sich machte oder sich nicht machte. Und außerdem war es doch nur die Farbe, die er erwähnt hatte, die nicht passte oder? Aber es war nicht an der Zeit sich über Gemeinsamkeiten Gedanken zu machen, Gemeinsamkeiten die es auch gar nicht zu bestreiten gab. Viel mehr war es an der Zeit wieder zur Musik zu finden, sich der Musik zu widmen. Zumindest schien das der Plan der ehemaligen Studentin zu sein. Sie wollte es wohl nicht einsehen, schien Darren gar keine Möglichkeit lassen zu wollen weiter in seinem Gedankenstrudel einzutauchen. Sich weiter in der Angst und Verzweiflung zu verlieren. Die sanften und zugleich auch schiefen Töne, denen Yumi sich gerade annahm, jagten ihm einen Schauer über den Rücken. Es dauerte nicht lange bis das Musikinstrument schließlich in seinen Händen lag. In seiner Hand, um genauer zu sein und um absolut korrekt zu sein, lag es in ihren beiden Händen. Sowohl der Student als auch die Blonde widmeten sich dem Instrument, sorgten beide dafür ihm die passenden Töne zu entlocken. Kurz hielt er bei seiner Suche in ihrem Handy inne während die junge Frau sprach, Stille einkehrte, ihre Worte mehr zu bedeuten schienen als es im ersten Moment wirkte. Falsche Entscheidungen.. falsche Wege, Fehler. Manches schien im ersten Augenblick falsch, erwies sich im Verlauf jedoch als gut und wieder andere Dinge, blieben von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Egal wovon sie in Wirklichkeit sprach, was für Gedanken sich in ihrem Köpfchen zusammen brauten.. welche Art von falscher Entscheidung war wohl dieser Moment? Ihr gemeinsames Gitarrenspiel. Die Hand des Mannes begann ein klein bisschen zu zittern und er musste einmal tief Luft holen, auch wenn ihre Erkenntnis über den Song, den Darren ausgewählt hatte, und ihr Kommentar dazu ihn ein klein wenig schmunzeln ließ. Nicht nur aufgrund der Zweideutigkeit, die kaum zu überhören war. „Das arme kleine Mädchen.. ihr würde so doch eine wunderschöne Erinnerung fehlen.“, gab der zukünftige Schauspieler zur Antwort, ruf sich diesen Abend noch einmal ins Gedächtnis und kam dabei nicht drumherum an seinen kleinen Fan zu denken. Die sicher enttäuscht war wenn sie erfuhr, was zwischen den jungen Erwachsenen passierte. Passiert war und noch passieren würde. Nichts. Immerhin hatte Yumi ja jetzt zur Liebe ihres Lebens zurück gefunden.. richtig? Der Kerl presste seine Lippen aufeinander, verscheuchte diese schmerzenden Gedanken aus seinem Kopf und atmete tief ein, begann im nächsten Augenblick den Liedtext wieder zu geben. Seine Stimme zitterte zunächst, klang nicht wirklich überzeugend und beinahe schon zögernd als wäre es das erste Mal dass er sich überhaupt dazu aufraffen konnte vor einer anderen Person zu singen. Doch spätestens als sie gemeinsam ihrer Gitarre die ersten melodischen Töne entlocken, ein warmer Schauer seinen gesamten Körper erfüllte, festigte sich seine Stimme. Trotzdem hob er sie nicht an, wurde nicht wirklich lauter, denn irgendwie passte seine Stimmlage. Seine dunkle Stimme, etwas lauter als ein Flüstern und doch nicht laut genug als das jemand anders es hören konnte. Es war sonst sowieso niemand außer Yumi und er in seinem Zimmer und niemand in der Nähe, der diesen Moment mitbekommen sollte. Ihn zerstören könnte. Das schafften nicht einmal die schiefen und unpassenden Töne, die sich in ihr gemeinsames Spiel einreihten. Die auffielen und sich trotzdem anhörten als würden sie genauso gehören. Es machte das Spiel aus, unterstrich die Besonderheit dieses Liedes, machte es einfach zu ihrem Augenblick.. Darren drehte seinen Kopf zur Seite, seine Augen weiteten sich ein kleines bisschen als er ihre helle Stimme hörte. Als sie in seinen Gesang mit einstieg, ihn unterstrich. Ein warmes Lächeln umspielte seine Lippen. Eine Welle von unterschiedlichsten Emotionen durchflutete und doch war keine davon negativ, kein Gefühl zog ihn nach unten. Dorthin wo er sich in den letzten Wochen sooft gefunden hatte. Am Boden, in einer Grube voller Angst und Furcht vor der Zukunft, gemischt mit Wut und Enttäuschung. Gegen die Ärzte, Therapeuten, den Mistkerl und am meisten ihn selbst. Dafür dass er es überhaupt zu ließ, dass er sich dort aufhielt, dass er seine optimistische Art, sein positives Denken irgendwie verlernt hatte. Ein letztes Mal glitten seine Finger über die Saiten ihres Musikinstrumentes, bis es schließlich verstummte. Bis er selbst verstummte, sein Mund sich schloss. Ein paar Atemzüge lang war es still, Ruhe kehrte ein und legte sich über die jungen Erwachsenen. Der Schauspielstudent hatte seinen Blick nicht mehr von ihr abgewandt, hätte es gar nicht können, denn ihr leiser Gesang und die Art und Weise, wie sie sich bemüht hatte und es geschafft hatte seine linke Hand zu sein, hatte ihn in ihren Bann gezogen. Seine Augen weiteten sich für eine kurze Sekunde als sie auch ihn ansah. Ihre blauen Augen funkelten oder vielleicht bildete er sich das auch nur ein, schien er so oder so hin und weg zu sein. Von dem Zauber dieses Augenblickes, des ruhigen Musikstückes, das sie zusammen geschaffen hatten, von Yumi allein. Seine Lider senkten sich als sie seine Lippen verschloss, die er wieder etwas geöffnet hatte. Weil er vielleicht etwas sagen wollte oder einfach Luft zum Atmen brauchte. Ihre Hand an seiner Wange hinterließen ein vertrautes Kribbeln, das sich in ihm ausbreitete. Sein Herz stolperte als er ihren sanften Kuss erwiderte. Federleicht als könnten sie etwas zerstören. Nur langsam öffnete er seine braunen Augen wieder, erst als die Blonde sich längst wieder ein bisschen von ihm entfernt hatte. Leider, denn selbst diese kleine Berührung seiner Wange hatte ihm eine angenehme Gänsehaut beschert und nur zu gerne hätte er sie weiter näher bei sich gehabt. Noch näher. Auch, wenn er sie vor ein paar Minuten noch von sich gedrückt hatte aber da waren die Begebenheiten auch andere gewesen.. Ein warmes Lächeln malte sich auf seine Lippen, wo er immer noch den Druck der ihren spürte. „Vielleicht.. hast du sie auch einfach zurück gebracht.“, antwortete der Bartträger mit einem sachten Grinsen, als würde er sich ein bisschen über ihre Aussage lustig machen wollen, als würde er ihr nicht wirklich glauben. Nur weil sie gemeinsam das Lied gespielt hatten, das eh größtenteils sie geschaffen hatte. War das alles? War das die Musik, die er verloren und wieder gefunden hatte? Vielleicht wirkte er als würde er sie nicht ganz ernst nehmen und doch spürte er in sich einen kleinen Funken Hoffnung. Dass das der Anfang war. Der Neubeginn. Der Funke, der ihm gefehlt hatte. Der Kerl wandt den Blick von der Blauäugigen und sah hinab auf die Gitarre in seinem Schoß, er presste seine Lippen aufeinander. Stärker, je mehr sie sagte. War das jetzt der Abschied, der sein Herz schwer machte, der unvermeidbar war? Als konnte er dieses.. Geschenk einfach so annehmen, nur weil er sein Instrument geschrottet hatte. Sein Blick huschte kurz über die demolierte Gitarre in der anderen Ecke seines Zimmers, ein trauriger Anblick, den es nicht mehr gut zu machen gab. Ein Hinweis darauf, wie es in seinem Inneren aussah. Und was sagte dann die Gitarre der Blonden darüber aus? Darren atmete tief ein, hob schließlich wieder seinen Kopf und tauchte in das helle Blau ihrer Augen ein. „Ein Abschiedsgeschenk?“

    3814-leon-pngLeon & Bianca | im Zimmer von Bianca


    Das Halbwesen schmunzelte auf ihre Frage hin, wunderte sich auch nicht dass sie so direkt fragte und seine Worte derart ernst nahm. Ob er es darauf angelegt hatte dass sie nachfragte und stocherte? Wahrscheinlich eher nicht aber er hätte es sich denken können. Weshalb er seine Schultern anhob. „Fragst du dich nicht manchmal was danach auf uns wartet? Ob es vorbei ist oder wir auf ein Leben nach dem Tod hoffen können..“, gab der junge Mann als Antwort und ließ dazu den Blick seiner hellen Augen durch das Krankenzimmer schweifen. Vielleicht für die Dramatik, dafür atmete er auch sehr schwer und ließ schließlich seinen Kopf hängen. Blieb auch ruhig und leise als würde er sich tatsächlich viele Gedanken um das Thema Tod und Sterben machen, vielleicht auch darum was es für ihn und seine Freunde bedeutete aber eigentlich war er gerade nur damit beschäftigt den pochenden Schmerz in seinem Bein weiter wegzuatmen weil jede Bewegung schmerzhaft war. Mal mehr, mal weniger aber so wirklich komplett weg war er nicht. „Ich meine, bei solchen Nahtoderfahrungen, da darf man sich ja wohl mal Gedanken darüber machen?“ Empört schnaufte der menschgewordene Wüstenfüchs aus, konnte sich doch nicht mehr zusammen reißen und lachte. „Aber die Welt wäre sicher ein langweiliger Ort ohne mich oder? Das kann ich meinen Mitmenschen nicht antun.. daher keine Angst, ich bleibe schon hier. Ich habe keine lebensmüden Gedanken. Ich sehe dir deine Sorgen an.. tu das nicht, das gibt Falten.“, sagte der langhaarige Mann mit ruhiger Stimme, wirkte dabei auch besorgt, immerhin wollte er ja nicht dass die hübsche Dame tiefe Furchen in ihrem blassen Gesicht trug. Doch je länger er Bianca so anschaute und ihr Gesicht mit seinem Blick abtastete, desto mehr musste er schließlich lachen. Auch noch als sie zunächst sehr überzeugend davon sprach dass sie ihren Heimweg auch ohne seine Hilfe geschafft hätte. „Sicher.“, stimmte Leon ihr nickend zu, meinte das natürlich nicht so aber das wusste sie beide. „Danach hättest du dein Kleid als Putzlappen verwenden können. Mit den Löchern, die du dabei hinein gerissen hättest.“ Bei all den Stürzen auf den Boden oder in die stacheligen Büsche. Obwohl sie das wahrscheinlich weniger interessierte, in ihrem eigenen Ankleidezimmer hingen doch sicherlich Unmengen an diesen glitzernden Fetzen oder? Vielleicht bekam er ja gleich einen Einblick in ihre Kleiderauswahl, denn seine gespielt geschockte Reaktion darauf, dass sie ihn einfach ins Gästezimmer abschieben wollte, verschaffte ihn schließlich eine Nacht im eigenen Zimmer der Adeligen. Vielleicht ja auch nicht die letzte Nacht? Der Wüstenfuchs lachte leise innerlich für sich nachdem er von Bianca hochgehoben wurde und schaute sie mit gespitzten Ohren an, auch noch nachdem sie das Krankenzimmer hinter sich gelassen hatten und die Adelstochter durch die großen Hallen schlich. Ihr Kommentar wunderte ihn nicht und wenn ihm nicht gerade das Talent der Worte fehlen würde, hätte er sicher auch etwas darauf erwidert, doch lieber genoss das Tierchen jetzt ihre warme Brust und den schnellen Herzschlag dahinter, was ihn fast ein bisschen grinsen ließ. Ob allein die Angst entdeckt zu werden es so schnell schlagen ließ oder steckte noch etwas anderes oder jemand anderes dahinter? Oder schob sie es einfach auf die paar Becher Met zu viel? Leon sah um sich während er getragen wurde, duckte sich und machte sich klein, erst Recht als Bianca einem ihrer unzähligen Bediensteten in die Arme lief. Das war ja auch irgendwie klar gewesen, dass sie es nicht ohne unliebsame Begegnungen schaffen würden. Aber Leon selbst konnte es ja auch vollkommen egal sein oder? Der Diener schien sie aber nicht länger aufhalten zu wollen oder besser gesagt dürfen, denn ein paar falsche Worte oder Fragen mehr und sicher wäre er seine Arbeit los, wenn er dem Mädchen falsch kam. Schließlich und eine halbe Ewigkeit später, diese imposante Villa war aber auch riesig, schloss sich die Tür vom Zimmer der jungen Frau hinter den beiden. Wahrscheinlich eher unbewusst wurde er von Bianca an sich gedrückt, nichts was ihn irgendwie stören würde aber ihrem Gesichtsausdruck nach war es nicht gerade das was sie eigentlich tun wollte. Das Fauchen des Katers, der ihn nicht gerade freundlich begrüßte, ließ ihn wieder aufmerksamer werden und so tapste er langsam ein paar Schritte weiter nach oben, setzte sich auf die dick aufgeplusterten Kissen der Dame, die sich in dieser Zeit um ihre kunstvoll gebundenen Haare kümmerte. Leon legte seinen Kopf zur Seite und schnaufte aus, dachte aber auch gar nicht daran sich wieder zurück zu verwandeln. Stattdessen warf er einen Blick über das Bett hinaus, betrachtete den Boden, den Bianca als seinen Schlafplatz auserkoren hatte, und schüttelte nur den Kopf bevor er leise winselnd unter die flauschige Decke schlüpfte. Zuerst entdeckte man seine großen Ohren, dann kam auch der Rest seines Kopfes wieder hervor und so legte er sich schließlich hin. Machte es sich richtig bequem und gähnte herzhaft. Das Adelsmädchen ließ er natürlich nicht aus den Augen. Aus den großen, dunklen, prächtigen Kulleraugen, die Bianca nur so anfunkelten. Auf dem Boden schlafen. Na sicher.

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | in seinem Zimmer


    Die Wärme und das Gefühl, das diese mit sich brachte, war es, die ihn dazu brachte sich zu beruhigen. Die seinen Atem entschleunigte und doch gleichzeitig dafür sorgte, dass die Tränen nasse Spuren an seinen Wangen hinterließen. Weil er sich in ihren Armen wohl fühlte, irgendwie geborgen, angekommen. In ihrem Armen konnte er kurz das hinaus lassen, was er in den letzten Wochen zurück gehalten hatte. Die Verzweiflung, die Trauer, die Wut und all die anderen Gefühle, die sich angestaut hatten. Die er sonst niemanden offen zeigen konnte weil alle erwarteten dass er damit umgehen konnte. Weil Freunde den Schauspielstudenten eben so kannten. Sorglos, optimistisch, voller Hoffnung. Ein Kerl, der nie aufgab, egal was das Leben ihm in den Weg warf und doch war er jetzt hier, saß weinend am Boden seines Zimmers weil ihm all das in den letzten Wochen zu viel geworden, ihm zum Verhängnis geworden war. Das Bild, das andere sich von ihm machten. Daran war er höchstwahrscheinlich auch selbst daran Schuld, wenn man immer davon sprach, seine Gefühle offen und ehrlich auszusprechen, sie auf der Zunge zu tragen. Doch meist fällt es einem eben einfacher das zu seinen Mitmenschen zu sagen, es von ihnen zu erwarten, als sich die eigens gesagten Worten zu Herzen zu nehmen und es selbst zu machen. Jedoch wollte Darren niemanden zur Last fallen und meist war es einfacher zu nicken und zu lächeln als zu erklären was für Gedanken und Sorgen man sich machte. Sicher gab es auch einige Menschen die ihn nicht verstanden, wenn da noch Ärzte und Therapeuten an seiner Seite waren, die ihm auch immer wieder gut zu sprachen und weiter optimistisch blieben. Aber nach außen schien vieles auf den ersten Blick auch einfach immer gut. Bis man schließlich brach und Halt von Jemanden brauchte und dieser Jemand war Yumi. Nicht nur jetzt in diesem Augenblick und doch stieß er sie im nächsten Moment von sich. Darren wiederholte sich, sprach die Worte mehrmals und mit jedem Mal mit mehr Nachdruck aus. War lauter geworden, ernster und bemerkte selbst auch, was es für eine Wirkung auf die ehemalige Studentin hatte. Genau das, was er hatte erreichen wollen? Was war sein Zweck überhaupt gewesen, hatte er sich wirklich Gedanken darum gemacht oder war es ihm auch einfach irgendwie egal gewesen? Weil er es hatte loswerden wollen, weil er es nicht mehr hören konnte. Die leise Stimme der Blonden drang an sein Ohr und seine Mundwinkel hoben sich für den Bruchteil einer Sekunde. Sie sprach wohl die Wahrheit. Und was war der Grund warum sie überhaupt noch bei ihm war? Mitleid? Ein schlechtes Gewissen? Wenn es doch anscheinend so schwer war das mit anzusehen. Darren schüttelte den Kopf. „Du bist keine schwarze Katze.“, antwortete er darauf, den Blick hatte er mittlerweile wieder von ihr abgewandt, den Kopf etwas hängen lassen und diesmal war es an ihm auf das freie Fleckchen Zimmerboden zu schauen, das zuvor noch Yumi begutachtet hatte. Als wäre es etwas Besonderes, als konnte man dort etwas Schönes beobachten obwohl es eher ein Hinweis darauf war dass sie einen gewissen Abstand zwischen einander aufgebaut hatten. Oder eigentlich eher er. Weil ihn ihre Nähe gerade etwas erdrückt hatte, unangenehm war, unpassend? War das überhaupt möglich? Der angehende Darsteller konnte es nicht sagen, war stattdessen damit beschäftigt sich über ihre Worte Gedanken zu machen. Sie zu sortieren und zu überlegen was passiert war dass sie sich selbst diese Vorwürfe machte. Dass sie glaubte immer Schuld zu sein, dass sie jegliche Schuld auf sich nahm. Für Dinge, Erlebnisse und Erfahrungen, die die Menschen selbst wählten und für die sie selbst die Verantwortung trugen.. nicht etwa Yumi. „Du bringst kein Unglück.“ Das sagte man doch über schwarze Katzen aus oder? Dass man Acht geben sollte, wenn sie den Weg kreuzten weil das kein Glück brachte. Weil dann Pech folgte. Darren sah das anders und wusste trotzdem dass es keinen Unterschied machte. Es war nicht das erste Mal dass dieses Thema aufkam, dass er es anstieß und darüber sprach. Es war nicht das erste Mal, dass er ihr die Schuld nehmen wollte, die sie sich selbst auf bürgte obwohl sie rein gar nichts dafür konnte. Aber war es dem Studenten überhaupt möglich ihr das überhaupt klar zu machen? Jegliche Spur von Aufregung, von Wut oder sonstigen überschäumenden Emotionen schwanden im nächsten Moment, waren nicht länger wichtig als die Angst sich in ihm breit machte. Und der Musiker diese schließlich auch äußerte. Seine Stimme war nicht laut gewesen, war nicht viel mehr als ein Flüstern aber es brauchte auch nicht viel mehr. Er hörte die Worte der Anderen, hatte ihre zögernde Handbewegung bemerkt und für kurze Zeit seinen Atem angehalten. Als hätte er irgendwie mehr erwartet. „Ich habe das Gefühl diesen Teil verloren zu haben.“, gab der Kerl als Antwort. Der Blick seiner dunklen Augen sank etwas, entdeckte das sanfte Lächeln der Anderen und eine warmes Kribbeln durchströmte seinen Körper. Für einen Moment konnte er den Blick nicht von ihr abwenden, tastete ihr Gesicht ab und hob seinen Kopf als die ehemalige Studentin sich erhob. Der zukünftige Schauspieler öffnete seinen Mund, doch viel mehr als ihr Name in einem viel zu leisen Flüsterton kam ihm nicht über die Lippen. Yumi hatte sich erhoben, war fort, war durch seine Zimmertüre verschwunden und das ohne eine Erklärung. Hatte eine Kälte hinterlassen, die ihn erschaudern ließ. Länger noch schaute er auf die ins Schloss gefallene Tür seines Zimmers bevor er den Blick abwandte und mit seiner Hand über seine Augen rieb. Die letzten Spuren seiner Tränen wegwischte. War es dieses Mal das letzte Mal dass sie durch diese Tür marschiert war? Immerhin hatte die Blonde vorhin auch genau das gleiche getan. War fortgegangen nur um wenige Minuten später wieder zu kommen. Vielleicht weil sie Gefallen daran fand ihn immer wieder ohne Worte zurück zu lassen, weil sie wissen wollte wie er reagierte oder weil sie wollte, dass man sie aufhielt? Der Kerl fuhr sich mit den Fingern durch die Locken und horchte auf als Jemand die Türklinke nach unten drückte und er unterdrückte ein Schmunzeln, als er die wallende, blonde Mähne entdeckte. Und wahrscheinlich wäre ihm dieses auch im Halse stecken geblieben als sein Blick auf das Musikinstrument in ihrer Hand fiel. Was wollte sie damit? Es ihm unter die Nase reiben? Dass ihre Gitarre noch ein Stück war oder wie schön es doch war, die Saiten dieses Instrumentes unter seinen Fingerkuppen zu spüren? Nein, Darren wusste sehr wohl dass sie nicht dieser Art von Mensch war und dachte dies auch nicht wirklich und trotzdem spürte er erneut etwas Wut in seinem Bauch, die er jedoch erfolgreich zurück halten konnte. Mitunter half ihm die junge Frau selbst, als sie ohne Worte neben ihm Platz nahm, ihr Duft in seine Nase stieg und er sie dabei beobachtete wie sie die Gitarre stimmte. Die es auch wirklich bitter nötig hatte, wie sich folgend herausstellte. Darren konnte nicht anders, seine Mundwinkel hoben sich, auch wenn die Töne die das Instrument unter ihren Fingern von sich gab lange nicht perfekt waren, so löste es ein wärmendes Gefühl in seiner Körpermitte aus, das sich ausbreitete und schließlich zu einer sanften Gänsehaut führte. Vor allem bei diesem Anblick. Ein paar lockere Strähnen waren der jungen Frau ins Gesicht gefallen, umrahmten ihr Profil während sie aufmerksam zwischen den Saiten und ihrem Handy hin und her schaute. Sein Mund öffnete sich als wollte er etwas sagen, doch es war als hätte man ihm alle Worte geraubt als Yumi die Gitarre in seinem Schoß ablegte, ihm das Musikinstrument überreichte. Es war ein merkwürdiges Gefühl, die Musik wieder so nah bei sich zu spüren und dieses Mal mehr denn je. Mit Yumi an seiner Seite fühlte es sich anders an als während seiner Therapiesitzungen. Viel echter und näher und realer. Der Student hob seinen Kopf und presste die Lippen aufeinander als sie diesen zweideutigen Kommentar aussprach, er das Grinsen auf ihren Lippen entdeckte, den Ausdruck in ihrem Gesicht. Ein leises Schmunzeln entkam ihm und er schüttelte den Kopf ein klein wenig, auch wenn sie durchaus recht hatte. Der Wuschelkopf legte seine gesunde Hand an den Bauch der Gitarre, ließ seine Finger über die Saiten gleiten und zupfte vereinzelt daran, sodass sich der Raum erneut mit Musik füllte. Nicht so wie noch vor einigen Wochen und Monaten. „Und wo ist deine Schuluniform?“, erwiderte der Kerl daraufhin, wirkte beinahe enttäuscht und es entkam ihm sogar ein Seufzen. „Das gibt leider Minuspunkte..“ Erneut schüttelte er den Kopf, schmunzelte jedoch kaum eine Sekunde später und lenkte seinen Blick schließlich wieder zu ihr. Das aufgeregte Funkeln in ihren blauen Augen, das Lächeln auf ihren zartrosa Lippen sorgten für ein Kribbeln in ihm, sein Herz schlug ein paar Takte schneller und er hielt inne als er zuerst auf den Hals der Gitarre sah und folgend auf seine verletzte Hand, die er auf seinem Oberschenkel platziert hatte. Weil sie unnütz war, unbrauchbar in dieser Situation. Der Bartträger lächelte. „Erinnerst du dich daran?“, sagte er nach einem Moment der Ruhe, streckte seine Hand nach ihrem Handy aus, das noch immer vor den jungen Erwachsenen lag nachdem sie es für das Stimmen der Gitarre benutzt hatte, und nutzte es kurzerhand um im Internet nach einer bestimmten Seite zu suchen und dort nach einem ganz besonderen Lied. Ohne Noten, schließlich hatte Yumi ihm schon einmal gesagt dass sie damit nichts anfangen konnte. Tatsächlich auch etwas, was viele nicht konnten. Manchmal sogar Musiker selbst. Entweder sie lernten mit Griffzeichenschrift oder vertrautem einfach ihrem Gehör. Beides funktionierte, mehr oder weniger, wobei am wichtigsten dabei doch eh war, dass das Herz mitspielte oder? Er ließ seine Finger einmal über die Gitarrensaiten gleiten, wartete einen Augenblick geduldig in dem die junge Erwachsene sich mit den Griffen vertraut machte und er überlegte in diesem Moment ob ihr der Song bereits bekannt vorkam. Zögernd senkte er seinen Blick während sein Daumen eine Saite nach der anderen berührte. Der junge Mann atmete tief ein, schloss seine Augen und hielt noch einmal inne bevor er seinen Blick auf Yumi richtete. Irgendwie war er nervös, fast aufgeregt. Als stünde er vor einem Publikum, als würden dort aber viele Menschen auf ihn warten und nicht einmal in diesen Situationen, in denen er auf eine Bühne musste, hatte er derart Lampenfieber. Oder war es das überhaupt? War es nicht eher die Angst, die sich wieder Platz machte, die seinen Körper ausfüllte weil das hier einfach nicht.. richtig war? Nicht richtig weil seine linke Hand sich kein bisschen bewegte und nutzlos war, er die Gitarre nicht unter seinen Fingern spüren konnte. Doch als seine Finger erneut über die Saiten glitten, etwas kräftiger und somit einen richtigen Ton erzeugte, da auch Yumi ihre Finger passend platziert hatte, malte sich ein Lächeln auf seine Lippen und es dauerte keine Sekunde bis er auch seine Singstimme wieder gefunden hatte und ein Lied anstimmte, sowohl mit seiner dunklen Stimme als auch mit der Gitarre. Gemeinsam mit Yumi. Es war nicht perfekt aber wahrscheinlich machte es das gerade aus.

    3814-leon-pngLeon & Bianca | im Krankenzimmer


    Das junge Halbwesen beobachtete das schlechte Schauspiel der Adeligen, die laut seufzte während ihr die gespielt schweren Worte über die Lippen kamen. Es fehlte noch dass sie sich die blasssen Schläfen rieb, vor Kopfschmerzen geplagt über dieses Unglück, das ihr zugestoßen war. Nicht etwa, weil ihre Bedienstete einen hilflosen und zugleich hilfsbereiten Fremden schwer verletzt hatte. Nein eher weil sie ihn nur verletzt hatte. Leon atmete tief ein und wieder aus, schloss die hellen Augen und schüttelte seinen Kopf. „Vielleicht wäre das besser so gewesen..“, stimmte er zu und klang ernst, auch wenn er das natürlich nicht so meinte. Leon war nicht lebensmüde. Eher das Gegenteil und doch schweiften auch seine Gedanken manchmal dorthin, was passierte, wenn es ihn erwischte. Wenn der Tod ihn holen kam. Wie seine Eltern vor einigen Jahren.. was würde mit Elena passieren? Würde sie es überhaupt mitbekommen, würde die Nachricht sie jemals erreichen und wäre es dann nicht besser so, wenn sie es niemals erfahren würde? Schließlich war sie fort gegangen und führte jetzt vielleicht ein schöneres Leben. Kaum vorstellbar an einem Ort, an dem er nicht war, aber sicher war es ein aufregendes Leben. Worum er sie fast schon beneidete. Aber das waren alles Hirngespinste, Gedanken die er sich sinnloserweise machte, schließlich war er nicht tot oder schwebte in Lebensgefahr, auch wenn seine Schmerzen vor wenigen Minuten noch darauf hingedeutet hatten. Vielleicht ein bisschen übertrieben aber es hatte ihm wirklich weh getan. Verständlicherweise, denn so ein Messer im Bein war auch einfach nicht das schönste Erlebnis, das man haben konnte. „Oh weh, hast du Sorge, die langweilige und einfache Mentalität der normalen Menschen geht so langsam auf dich über?“, fragte der junge Mann mit erhobenen Augenbrauen als Bianca ihm antwortete, erwähnte dass sie doch desöfteren mit dem niederen Volk zu tun hatte. Da konnte die Adelige doch froh sein dass sie ihm begegnet war. Auch wenn er ihren Ansichten zufolge sicher zur Schattenseite des Ortes gehörte, so war Leon immerhin alles andere als normal oder langweilig. Oder vermochte sie da etwa andere zu behaupten? Wahrscheinlich hätte er ihr diese Frage auch noch gestellt, wäre folgend nicht das kleine Missgeschick passiert, das das teure Kleid der Dame ruiniert hatte. Aufgrund von seinen Taten aber er hatte ja auch nicht damit rechnen können, dass sie gleich derart reagierte oder? Wahrscheinlich hätte er es schon und vielleicht hatte er ja genau darauf hingespielt. Wer wusste das schon. „Naja, hätte ich dich vorhin nicht aufgefangen, wärst auch du mir zu Füßen gelegen..“, entgegnete das Halbwesen mit einem Grinsen. Wusste selbst, dass das nicht ganz das war, was gemeint war aber es änderte nichts an der Tatsache dass Bianca ohne seine Hilfe zuvor sicher nicht nur einmal mit dem Boden Bekanntschaft gemacht hätte. „Ob dein Kleid danach ähnlich zerstört ausgesehen hätte.. es wäre sicher schlimmer geworden. Und hast du nicht unzählige Angestellte? Eine für jedes Kleid?“ Es wimmelte vor den Türen des Krankenzimmers doch sicher vor Menschen die dafür sorgten dass dem Adel nichts fehlte. Rein gar nichts. Es musste schön sein wenn dort jemand war, der einen jeden Wunsch von den Augen ablesen konnte, man brauchte nur Rufen oder Klatschen und schon bekam man das, was man wollte aber wurde man dadurch nicht auch unsagbar faul? Verzogen? Was konnten die Familie, die hier hauste, eigentlich noch selbst? Als das junge Fräulein ihn bat sich zu verwandeln, neigte Leon seinen Kopf etwas zur Seite, wirkte überrascht als könnte er ihr nicht ganz folgen und so spitz waren auch seine Ohren, weil er neugierig wurde was sie damit bezwecken wollte. „Ins Gästezimmer?!“, rief der Kerl aus, hielt seine Stimme aber trotzdem gedeckt und seufzte schwer. „Du willst mich tatsächlich ganz alleine lassen..?“ Die Ohren des Mannes legten sich nah an seinen Kopf und er wirkte schwer getroffen von ihren Worten, von der Tatsache dass sie ihn alleine lassen wollte.. in seinem Zustand! „Was, wenn ich aufgrund der Schmerzen, noch einmal ohnmächtig werde? Es wäre sicher besser wenn jemand bei mir ist, falls doch noch etwas passiert..“ Und Leon brauchte auch gar nicht mehr weiter sprechen, sagte sein Blick schon viel mehr als Worte es hätten sagen können und vorallem sein Grinsen sprach Bände. Die Gästebetten waren sicherlich auch nicht so bequem wie die Betten des Adels selbst also warum sich damit zufrieden geben nachdem was man ihm angetan hatte? Schließlich kam er der Bitte der Frau nach, nahm die Gestalt des Tieres an, das sie kannte und war damit auch sehr viel handlicher. Er versuchte aufzustehen, doch natürlich hatte er auch in dieser Form Schmerzen und konnte nicht auftreten. Der Wüstenfuchs leckte kurz über sein verletztes Bein, bevor er sich hinlegte und auf Bianca schaute. Erwartungsvoll.

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | in seinem Zimmer


    Wann waren sie in ihrem leichten und lockerem Gespräch von Yumi in einer süßen Schuluniform, von diesem Schüler-Lehrer Thema, von seinen zahlreichen Fangirls die plötzlich gar nicht mehr vor seinem Fenster dort unten auf ihn warteten, von seiner speziellen Therapie und den fehlenden, wenn auch nicht benötigten Komplimente für den angehenden Schauspieler eigentlich falsch abgebogen? Wann hatte es diese schwere Richtung eingeschlagen? Wann war die Stimmung so abgeschlagen, wann war sie so schwer und drückend geworden? Derart erdrückend, dass Darren allem nicht länger hatte stand halten können, dass er mittlerweile auf dem Boden angekommen war und das nicht nur im wahrsten Sinne, denn er saß gemeinsam mit der Blonden auf seinem Zimmerboden weil ihn jegliche Kraft in diesem Moment genommen worden war. Wovon genau? Der ganzen beschissenen Situation an sich oder war es tatsächlich Yumi selbst gewesen, die ganz einfach ohne Umschweife und direkt nach seiner Musik gefragt hatte? Die ihn daran erinnert hatte, was ihm genommen worden war mit der Tatsache, dass seine Finger taub waren, er sie nicht spüren oder bewegen konnte und ihm so die Fähigkeit genommen worden war, Musik zu machen. Natürlich hatte Musik viele Facetten, niemand hatte ihm seine Stimme geraubt und es gab sicher auch andere Instrumente, denen er sich annehmen konnte, die er lernen konnte, doch das wollte er nicht hören. Das war ihm egal. Es war vorbei, es hatte keinen Sinn mehr und jede Sekunde dieser Erkenntnis tat ihm weh. So unfassbar. Auch wenn es für manche lächerlich erschien, tragbar, sinnfrei denn dann suchte man sich eben ein neues Hobby, einen neuen Traum, einen neuen Lebensweg, wo das Leben doch so viele tolle Dinge bot. So viele Dinge und Möglichkeiten, die den Schauspielstudenten tatsächlich einen Scheiß interessierten. Er hatte noch die Schauspielerei. Das war alles. Auch, wenn Yumi wohl so viel mehr in ihm sah, wenn er ihren Worten Glauben schenken konnte. Er erwiderte nichts, er drückte sich nur näher an sie während stumm weiter Tränen über seine Wangen liefen. Es tat ihm irgendwie gut. Diese Tränen, die er schon so lange zurück gehalten hatte, jedem beweisen wollte dass er es verkraften konnte, was ihm passiert war. Eben den Schauspieler zu mimen und jetzt versagte er auch hier. Doch war es versagen, wenn man seine wahren Gefühle der Person zeigte, der einem am meisten bedeutete? Ihre Hand an seinem Kopf, die zarten Finger in seinen Locken und der leichte Druck, den sie ausübte, ihn dadurch zu sich drückte, beruhigte den Kerl. Zumindest für die kurze Zeit schien sein wiederholtes Schluchzen leiser zu werden, sein Atem sich zu normalisieren wo er die Sekunden zuvor noch auffällig oft nach Luft geschnappt hatte. Allein ihre Anwesenheit, dass sie ihn nicht alleine ließ, ihm den Halt gab, den er jetzt brauchte, machte mehr mit ihm als er es hätte erklären können. Darren schnaubte leise. Was, wenn der Kampf aber schon längst vorbei war? Wenn keine Kraft mehr dafür da war? „Es ist vorbei..“ Seine Stimme war kratzig, leise und dünn als er auf ihre Worte antwortete. Den Blick direkt auf ihre blauen Augen gerichtet, die ihm mit einem Mal einen Stich versetzten. Ihre Augen waren glasig, da waren Tränen. Er presste seine Lippen aufeinander, ballte seine gesunde Hand zu einer Faust und spürte seine kurzen Fingernägel in seinen Handballen. Verdammt. Er sollte sich zusammen reißen, durchatmen. Das wollte er nicht. Warum hatte sie das getan. Ihn gebeten sich zu zeigen, nicht den Schauspieler, wenn das das Ergebnis war. War es jetzt besser? Fühlte sie sich besser und fühlte er sich besser? Darren spürte ihre Berührung an seiner feuchten Wange, fokussierte wieder ihr Gesicht nachdem er durch sie hindurch geschaut hatte, sich selbst dafür verfluchte dass er den Halt verloren hatte. Dass er sie mit gezogen hatte. Nicht nur mit auf den Boden sondern auch darüber hinaus. Ihre glasigen Augen, das Zittern in ihrer Stimme, dieses traurige Lächeln.. alles verriet sie. Noch bevor Darren eine Antwort geben konnte, ob er es überhaupt vorgehabt hatte oder nicht, zog die Blonde ihn erneut in eine Umarmung, drückte sich wieder an ihn als war es nun sie, die Halt brauchte obwohl er nicht einmal mehr sagen konnte, wer hier wen hielt. Wer hier versuchte wen an der Oberfläche zu halten. Doch spätestens jetzt wurde ihm wieder bewusst er warum er ihr nie wirklich die Wahrheit gesagt hatte. Nie sein wahres Gesicht gezeigt hatte. Die Verzweiflung, die Hoffnungslosigkeit. Die Wut. Spätestens nach ihren folgenden Worten, die sich mehrmals wiederholten, sehr leise und trotzdem laut genug. „Hör auf..“, erwiderte der Kerl. Die Hand, mit der er sich an ihren Pullover gekrallt hatte, legte er an einen ihrer dünnen Arme und schüttelte den Kopf so gut es ihm möglich war. „Hör endlich auf damit.“ Er war lauter geworden, deutlicher und ernster. „Ich.. ich kann es nicht mehr hören.“ Mit leichtem aber bestimmten Druck umfasste er ihren Arm und nahm ihn von sich, rückte zeitgleich etwas zurück während er seinen Kopf jedoch weiter hängen ließ, den Boden anstarrte. „Deine Entschuldigungen, ich kann sie nicht mehr hören.“ Abermals schüttelte er den Kopf, sein Arm und seine verletzte Hand ruhten teilnahmslos auf seinem Bein. „Es ändert nichts.“ Der Musiker hatte etwas Abstand zwischen die beiden gebracht, er war ein Stück von ihr weggerutscht und wischte sich mit seiner Hand über das Gesicht, wischte die Tränen fort, die langsam versiegten und doch nicht ganz aufhören wollten. „Es macht alles nur noch schlimmer.“ Schließlich hob er seinen Kopf wieder, schaute auf die junge Frau vor ihm, tastete ihr Gesicht mit seinem Blick ab und schnaubte. „Du hast keine Schuld und mit jedem Mal mehr, wenn du es sagst, wenn du dich entschuldigst und dir die Schuld für das alles gibst, machst du mich wütend. Weil du es nicht verstehst? Nicht verstehen willst? Weil du einen Grund brauchst und ihn jetzt dadurch hast dass du das Weite suchen kannst?“ Darren schloss seinen Mund wieder nachdem er einmal tief durch geatmet hatte, wollte nicht mehr sagen und nicht noch lauter werden. Er zog ein Bein heran und wollte aufstehen, spürte dann jedoch ein Zwicken in seinem Bauch woraufhin er seine Hand dort platzierte. Dass eine Narbe manchmal noch so schmerzen konnte, war das normal? Bei der Größe und dem Hintergrund vielleicht, ob er es bei seinem nächsten Arzttermin ansprechen sollte? Er sah kaum mehr Sinn darin überhaupt zu diesen Terminen zu gehen. Wenn es sowieso zu spät war, ihm niemand mehr helfen konnte. Außer ein scheiß Wunder, das Schicksal oder sonstiger Müll, an den die Menschen so glaubten, wenn sie nicht mehr weiter wussten. Ja, vielleicht war er selbst eigentlich auch der Typ Mensch, der an so etwas glaubte, aber nicht im Moment und vielleicht auch gar nicht mehr. „Ich bin selbst Schuld an allem. Ich und..“ Dieser Dreckskerl, der ihm diese Verletzungen zugefügt hatte? Sein Helfersyndrom? Seine Zivilcourage? Seine Gefühle? Was es auch war, nichts davon betraf Yumi und das sollte sie endlich verstehen. „Ich.. schaffe das nicht alleine.“ Natürlich waren da draußen auch Freunde, die ihm jederzeit halfen, die an seiner Seite waren, die Dinge für ihn erledigten, wenn er es nicht konnte. Die gute Worte parat hatten, wenn er sie vielleicht brauchte aber diese Freunde kannten nicht das, was die Blonde kannte. Keiner hatte bis jetzt hinter den Schauspieler gesehen. Hinter die Mauer, die er sich seit diesem Vorfall irgendwie aufgebaut hatte.. und das kam ihm alles viel zu bekannt vor. „Ich habe Angst..“ Davor dass sie jetzt endgültig ging, konsequent war, ihn damit schützen wollte weil sie glaubte der Fehler in seinem Leben zu sein. Vor der Zukunft und all den Steinen, die noch kamen. Es hatten sich so viele Ängste in dem angehenden Schauspieler eingenistet und manchmal, da wusste er gar nicht wie er damit umgehen sollte.

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | in seinem Zimmer


    Der Schauspielstudent hob seine Augenbrauen, verschränkte zudem seine Arme vor der weiterhin entblößten Brust und ließ die junge Frau dabei nicht aus den Augen während diese sich wohl seine Worte und die Bedeutung dahinter durch den Kopf gehen ließ. Aber auf eine andere Art und Weise, weil sie es mit Sicherheit falsch verstanden hatte. Mit Absicht. Weshalb der Kerl auch schmunzelte, den Kopf etwas schmunzelte und seine Arme wieder lockerte, sie stattdessen in die Hüfte stemmte. „Eine spezielle Therapie den ganzen Körper betreffend eben..“, erwiderte er und tat es ihr gleich, wirkte für ein paar Augenblicke so als ginge er in seinem Kopf noch einmal alle erlebten Momente durch. Einen nach den anderen. Jedes Treffen dieser Art nach dem anderen, auch wenn nie ein derartiger Augenblick statt gefunden hatte. Natürlich nicht. Gar keine Frage. Immerhin wusste Yumi das auch selbst. Hatte er ihr das doch schon einmal gesagt. „Da musst du wohl noch etwas lernen.“ Ein fast schon enttäuschtes Seufzen kam ihm über die Lippen weil Yumi nicht selbst auf diese Idee gekommen war, ihrem Fernbleiben einen triftigen Grund gegeben zu haben um so ihren Rauswurf auf der Universität vielleicht entgegen zu wirken. Doch dieser Weg hatte sich versperrt, es hatten sich Steine darauf gelegt. Zu große Steine, die sich jetzt wohl nicht mehr wegschaufeln ließen. Außer die Professoren ihres Studienganges waren noch einmal zu einem Gespräch bereit, jedoch stand da wohl die Frage im Raum ob Yumi das überhaupt noch wollte. Ob es vielleicht nicht besser so war, weil sich so ein anderer Weg auftat. Ein Weg, der sie in eine andere Richtung führte und vielleicht mehr zu ihr passte? Darren hatte kurz inne gehalten, seine Augenbrauen nahe zusammen gezogen und sich selbst gefragt warum er nicht aufhören konnte sich darüber Gedanken zu machen, wo es ihm im Endeffekt nichts anging. Obwohl er sich nicht damit beschäftigen sollte weil er nicht eingreifen konnte und sie es auch gar nicht wollte. Immerhin schaffte die ehemalige Studentin das doch auch prima alleine oder nicht? Ein belustigter Laut verließ seine Lippen bevor er sich ihr näherte, nicht sicher ob es ihrer freiheitsliebenden Einstellung galt oder seinen hingebungsvollen Sorgen, die eigentlich eher lächerlich waren. „Vielleicht..“, gab der Lockenkopf von sich, seine Unterlippe hatte er ein bisschen nach vorne geschoben und klang wie ein schmollendes Kind, das auf frischer Tat ertappt worden war. Genauso wie Yumi es anschließend tat als sie keine seiner angeblich dort unten wartenden Fangirls entdecken konnte. Auf nichts mehr war hier verlass und somit löste der Student auch sein Schauspiel, wobei klar sein sollte dass dem nicht wirklich so war. Auch, wenn man es doch gerne hörte attraktiv zu sein, vor allem von ganz bestimmten Personen, aber nötig.. das spielte im nächsten Moment sowieso keine Rolle mehr. Eine drückende Stille hatte den Platz eingenommen bevor er folgend aus seiner Zeit in der Reha erzählte. Mehr noch von seinen Therapiestunden, die er dort bekommen hatte. Erfolglose Therapiestunden, die ihm nur aufgezeigt hatten, dass es dort draußen sehr viele Lügner gab. Mal mehr und mal weniger gute Lügner und seine Therapeuten hatten zur letzten Sorte gehört. Doch was genau hätte er lieber gehört? Hatten ihm diese aufbauenden Worte in diesen Augenblicken nicht gut getan? Hätte er lieber die ganze Wahrheit ohne falsche Versprechen hören wollen? Abermals zog er seine Augenbrauen zusammen, überlegte, dachte zurück während er die Arme vor der Brust verschränkte, nicht wirklich bemerkte dass Yumi den Abstand überwand und so passierte es dass er ein klein wenig zusammen zuckte. Erschrocken von ihrer Berührung. Der überraschte Blick wanderte von ihrem zarten Gesicht hinab auf ihre Hände, die seine verschränkten Arme gelöst hatten und sich schließlich seiner verletzten Hand widmeten. Sie berührte während er über seine Erfahrungen mit den Therapeuten erzählte. Sein Blick ruhte weiter auf dieser Szene, auf ihren Händen und ihrem Finger, der über seine Haut streifte. Berührungen, die er nicht spürte. Obwohl er es deutlich vor seinen Augen sah und spüren sollte. Der Musiker presste seine Lippen aufeinander. Er dachte über ihre Worte nach, dachte daran ob es überhaupt passende Worte gegeben hätte in diesen Momenten. In denen er nie einen Schritt nach vorne gemacht hatte, zumindest nicht was seine wahrscheinlich bleibenden Schäden seiner Finger betraf. „Ich weiß es nicht..“, antwortete er schließlich ehrlich, seine Stimme war leise und gedrückt als sie inne hielt und vielleicht wäre ihm ihr Zucken aufgefallen, bestimmt wäre es ihm aufgefallen, doch in diesen Sekunden achtete er nicht darauf. Dachte an so viel und gleichzeitig fühlte sich sein Kopf so leer an. Weil es sich anfühlte als legten sich Tag für Tag neue Steine in seinen Weg, als würde die Mauer, die sich seit diesem Vorfall aufgebaut hatte, immer höher werden. Beinahe unüberwindbar. Der Student schaute nicht länger nur auf ihre Hände, zwar war sein Blick noch dorthin gerichtet, wirklich aufmerksam war er aber nicht. Eher glitt sein Blick hindurch, war irgendwo, nur nicht hier bis Yumi ihm diesen zögernden Tipp gab, der ihn erst Sekunden später zu erreichen schien. Oder war es ein Hinweis, gar eine Aufforderung? Eine Bitte? Darren fand wieder seinen Fokus als die Blonde ihre Hände von ihm nahm, sanken auch seine Arme wieder, hingen schlaff neben seinem Körper während der Blick seiner glasigen Augen auf die ehemalige Studentin gerichtet war, die ihn, wenn auch nur kurz, ebenfalls anschaute. Langsam öffnete er seine Lippen, als wollte er etwas sagen, ihr etwas erwidern, doch er wusste nicht einmal was, wahrscheinlich wären ihm eh nur belanglose Worte über die Lippen gekommen. Worte, die er vielleicht gar nicht ernst meinte, die sich nur schön anhörten in diesem Moment. Worte, die wieder Hoffnung aufbauten und seine Äußerungen von vorhin vielleicht wie einen Witz hätten klingen lassen. Doch war das überhaupt noch möglich? Im nächsten Augenblick, in dem er die Wärme der jungen Frau an seinem Körper spürte, sie auf seiner spürte und den Druck, den sie mit ihrer Umarmung auslöste, schloss sich sein Mund wieder. Er tat nichts, blieb einfach stehen und ließ ihre Berührung und die Umarmung, ihre Worte, einfach alles auf sich wirken. Er atmete ihren Duft ein, diesen vertrauten Duft, der ihm in den letzten Wochen so unheimlich gefehlt hatte. „Nein..“, sagte er leise und schüttelte den Kopf ein klein wenig. „Ich verstecke mich nicht, das gehört zu mir, es ist ein Teil von mir.“ Ihre letzte Bitte brachte seine Lippen zum Zittern, er bemerkte selbst wie die Tränen sich längst in seinen Augen angesammelt hatten, schon seine Wangen benetzten. „Es ist das einzige was ich aktuell habe.“, fügte er hinzu, drehte seinen Kopf, sein Blick streifte seine kaputte Gitarre und deren Anblick war es schließlich, der ihn zum Zerbrechen brachte. Der die Tränen vollkommen aus seinen Augen ließ, dafür sorgte dass er ihre Umarmung erwiderte, nur noch mehr. Darren klammerte sich beinahe an die Blonde und zog sie im nächsten Moment mit sich auf den Boden. Seine Knie hatten nachgegeben, die Kraft in seinen Beinen hatte ihn verlassen und somit saß er auf dem Boden seines Zimmers, hielt Yumi immer noch fest an sich gedrückt. Während er seine linke Hand vor sich an seine Brust hielt, sie zwischen den jungen Erwachsenen ruhte, hielt er sich mit der anderen Hand an ihrem Rücken fest und seine Finger krallten sich in den Stoff ihres Pullovers. Seine Stirn bettete er auf ihrer Schulter während er schluchzte, die Tränen nicht länger zurück hielt. „Ich habe verloren.“, flüsterte er mit zittriger Stimme. „Ich werde nie wieder Musik machen können..“ Darren glaubte nicht mehr an die Zeit. Die Zeit von der seine Ärzte und Therapeuten gesprochen hatten. Zeit heilt alle Wunden. Von wegen.

    Hina & Chris | in der Krankenhausapotheke


    „Jetzt wo ich weiß dass du hier der Badboy bist, muss ich leider mit dir mitkommen..“, gab das junge Mädchen seufzend von sich, als hätte es eine wirklich schwere Bürde auf sich genommen. „Leider triffst du da bei mir genau ins Schwarze.“ Ein vielsagendes Grinsen lag auf den geschminkten Lippen des Mädchens während sie zur Seite linste, hinüber zu Chris, der genau neben ihr her lief und ihre Schritte ein bisschen lenkte. Immerhin schien er sich in diesem riesigen Gebäude etwas auszukennen. „Man hat mir als Kind bestimmt jede Menge Dinge beigebracht und eingetrichtert..“ Hina strich sich ihre langen Haare über die Schultern und wandt ihren Blick wieder von ihrer neuesten Bekanntschaft ab, schaute stattdessen durch die Gegend, begegnete zu vielen fremden Gesichtern wovon wirklich wenige gutaussehend waren. In was für einem Krankenhaus war sie hier nur gelandet? „Aber wo bliebe denn da der Spaß im Leben..?“, fügte sie ihren Worten hinzu und es lag auch etwas Spannung sowie Herausforderung in ihrer Stimme, doch diesmal sah sie ihn dabei nich an. Bis zu dem Moment, wo sie ihn mit einer kleinen aber feinen Kostprobe ihrer Schauspielkunst auf das von ihm gemachte und wirklich unmoralische Angebot ansprach. Zumindest war es für den Ort, an dem sie sich befanden, kein sonderbar gutes Angebot.. auch wenn sie natürlich wusste, dass es wahrscheinlich nicht seine Absicht gewesen war, das Thema in diese besondere Richtung zu lenken. Doch gerade das machte es ja auch irgendwie aus oder nicht? Vorallem schien Chris im ersten Moment, als Hina ihm verdächtig nahe kam, auch etwas überfordert, was sie folgend nur mehr zum Lachen brachte. „Und was, wenn dem so wäre?“, fragte sie beinahe schon beiläufig als sie sich wieder in Bewegung setzten. „Vielleicht wollte ich dir Worte ja genauso verstehen.. vielleicht habe ich mich ja schon gefreut? Mit einem kleinen Kribbeln im Bauch..“ Die beiden bogen um ein paar Ecken, folgten den teilweise spärlich beleuchteten und ewig langen Fluren. Hina hob eine Augenbraue und schaute sich um, ihre Aufmerksamkeit galt aber schnell wieder dem jungen Mann vor ihr, der an einer der Türen stehen blieb und sie mit einem Schlüssel öffnete. „Oder du bist beides, das wäre ja auch irgendwie eine Win Win Situation.“, antwortete sie und ein bestimmtes Funkeln glänzte in ihren grauen Augen. Als süchtiger Mensch direkt an der Quelle zu arbeiten, was gab es besseres? „Lass dich nur nicht erwischen.“ Ein überflüssiger Tipp, den Chris hoffentlich nicht brauchte. Weil sie hoffte dass er nicht tablettensüchtig war oder weil sie hoffte dass er selbst schon auf diesen Tipp gekommen war? Hina trat in den lieblos eingerichteten Raum und sah sich flüchtig um, es interessierte sie nicht wirklich was das Personal hier so lagerte und welche ekelhaften Kalender an den Wänden hingen. Eher galt ihre Aufmerksamkeit der recht neu wirkenden Kaffeemaschine, die gleich ihr Ziel war und die sie, nachdem sie eine der weißen Tassen darunter gestellt hatte, auch gleich benutzte. Danach hopste sie direkt daneben auf die Küchentheke, wo sie gerade so noch Platz hatte. Aber natürlich, was brauchten die Mitarbeiter auch so eine große Küche, wo sie die meiste Zeit doch eh nur arbeiteten und versklavt wurden. „Du weißt wohl wie man die Mädchen in die dunkelsten Ecken bekommt..“ der Duft von frischem Kaffee stieg ihr in die Nase.

    4221-alicerpgs-pngAlice & Noita | verlassen die Bibliothek


    „Oh nein..“, antwortete die Jugendliche und hob ihre Schultern für einen Augenblick ehe sie weiter erzählte. „Ich ähm.. ich habe es Bücher auf ihn regnen lassen.“ Auch wenn es nicht wirklich witzig war und mächtig hätte schief gehen können bei den dicken Wälzern, die hier in den Regalen standen, so musste Alice doch etwas schmunzeln aber schluckte diese Reaktion auch schnell wieder hinunter. „Manchmal scheint mir etwas schwarz vor Augen zu werden.. Schwindel und so, hängt wohl mit der Schwangerschaft zusammen.“ Oder mit all dem was in ihrem jungen Köpfchen so vor sich ging und der Tatsache, dass sie sowieso gerne mal verträumt durch die Gegend watschelte und dabei nicht wirklich auf ihre Umgebung achtete aber es war natürlich besser es einfach auf den wachsenden Bauch zu schieben. Eine nachvollziehbare Begründung für fast alles. „Aber er scheint wohl meine Mama zu kennen.. woher konnte er mir aber auch nicht sagen. Oder wollte es nicht sagen.. vielleicht auch besser so.“ Das Mädchen winkte schließlich ab, wollte gar nicht mehr länger über den mürrischen Idioten sprechen und sich lieber an das wenden, weshalb sie eigentlich hergekommen war und auch, wenn sie die Mitarbeiterin schnellestens wieder los werden wollte, so verschwanden die jungen Mädchen etwas weiter hinten in einer anderen Reihe, die auch eher nur etwas für Alice war. Zumindest im Moment, vielleicht fand sich Noita ja in ein paar Jahren auch wieder hier. Oder fragte sie dann das Blondchen um Rat? Ob das eine gute Idee war? Ob sie sich darüber freuen würde? Wie so oft gab sie sich für einen Moment ihren Gedanken hin während sie die verschiedenen Titel der Bücher entzifferte. Gott, was gab es da alles? Worauf musste man denn alles achten? Brauchte eine solch natürliche Sache wirklich so viel Wissen im Vornherein? Das machte ihr ja fast schon ein bisschen Angst. „Gute Frage..“ Der schwangere Teenager atmete tief aus und ließ ihre Finger über einige Buchrücken gleiten bis sie schließlich eines der Bücher aus dem Regal zog und kurz darin blätterte. „Wahrscheinlich wie man eine Geburt alleine am besten meistert?“, erwiderte sie schließlich und schmunzelte erneut, bittersüß, denn im Augenblick wusste sie überhaupt nicht ob Simon überhaupt dabei sein würde. Es wollte, konnte. Das Buch in ihren Händen wäre ihr bei ihrem kurzen Ausflug in tiefere Gedanken beinahe auf den Boden gefallen, doch sie krallte sich dann daran und hob ihre Augenbrauen, schaute Noita an. Mit einem gewissen neugierigen Funkeln in ihren rötlichen Augen. „Oh, ich weiß, das ist sicher nicht so deine Abteilung..“ Das Mädchen klappte das Buch zu und stellte es zurück ins Regal bevor sie sich auffällig umschaute und in eine andere Richtung deutete. „Die Liebesromane mit dem gewissen Extra sind auch glaube ich da hinten.“ Sie legte ihre Finger ans Kinn als würde sie überlegen wo sich die neuesten Buchtrends befinden, die man jetzt von überall so kannte. „Da bin ich auch für den ein oder anderen Tipp ganz dankbar..“, sagte sie und grinste breit als sie Noita wieder ansah. Schließlich widmete sie sich wieder ihrem eigentlichen Vorhaben und entschied sich willkürlich für ein paar Bücher, die einen guten ersten Eindruck machten, und lauschte dabei den Worten der Anderen auf ihre Frage. „Das verstehe ich..“ Ihre Stimme war kaum mehr als ein Murmeln, auch damit sie nicht noch einmal auf die erwünschte Ruhe aufmerksam gemacht werden. Manchmal war so ein langweiliges Leben ohne Höhen und Tiefen doch auch irgendwie erstrebenswert oder? „Ich glaube ich bin fürs erste bedient, wir können gehen.“, sagte die Blonde lächelnd und deutete Noita mit einer Kopfbewegung an dass sie sich kurz um die Bücher kümmerte, weshalb sie für ein paar Minuten verschwand in der sie ihren Namen hinterlegte und die informativen Wälzer in eine mitgebrachte Stofftasche packte. Anschließend zog sie die Dunkelhaarige lächelnd an ihrer Hand hinaus aus der Bibliothek.

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | im seinem Zimmer


    Schreie waren innerhalb des Studentenwohnheims also normal und bekannt.. wie gut dass der junge Musiker den Zusammenhang kannte und verstand, ihm der vielsagende Blick der Blonden nicht verborgen blieb, er beobachten konnte wie sie sich auf die Lippe biss und damit mehr als nur den Hintergrund ihrer Aussage offenbarte. Darren konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken und vielleicht konnte man sogar so etwas wie Stolz in seinem folgenden Grinsen erkennen. Wenn Yumi schon davon sprach, tat sie das bestimmt auch aus Erfahrung, worüber er sich im Stillen doch etwas freute. Jedoch gingen seine Gedanken weiter und schlugen eine ganz andere Richtung ein, immerhin war er sicher nicht der erste und einzige Typ gewesen, der sie in diese Art von Entzückung gebracht hatte und ihm schwebte da ein ganz bestimmter Kerl vor, was sein Grinsen etwas verblassen ließ, vor allem als sie ihre nächsten Worte aussprach und sich dieser Gedanke und die Erinnerung an ihren neuen alten Freund wie eine Zecke in seinem Kopf festsaugte. Ekelhaft, in vielerlei Hinsicht. Doch der Student schüttelte den Kopf kaum merklich, ließ nicht zu dass sich diese Geschichte in seinem Kopf ausbreitete weil es einfach auch der falsche Augenblick war, wenn es dafür überhaupt den richtigen Moment gab sich dieser Geschichte hinzugeben und am Ende noch in Selbstmitleid zu versinken, was eigentlich nicht wirklich sein Ding war und in letzter Zeit doch des Öfteren passiert war. Jedoch aus einem anderen Grund, der sich nicht ignorieren ließ und der es ihm jetzt auch ein bisschen schwer machte, sich die Hose einfach wieder anzuziehen. Es dauerte eben alles etwas länger und umständlicher. „Therapie.“, antwortete er und ein Lächeln zierte für einen Augenblick seine Lippen während sein warmer Blick der jungen Frau in seinem Bett galt, die es dort wohl auch nicht mehr länger aushielt oder sich gezwungen fühlte aufzustehen nachdem er es getan hatte. Oder weil sie seine Nähe schon vermisste? Ein Schmunzeln entkam ihm während er Yumi beobachtete und seine Antwort auch nicht weiter ausführte. Therapie. Nicht die Art und Weise die er in den letzten Wochen bekommen hatte. Keine Therapie die auf seine körperlichen Verletzungen ausgelegt war, die dafür sorgen sollte dass seine teilweise taube Hand wieder so funktionierte wie sie es sollte und trotz der vielen und intensiven Stunden, waren sie damit keinen Schritt weiter gekommen. Sodass selbst seine Therapeuten manchmal die Hoffnung aufgegeben hatten, auch wenn sie es natürlich nicht zugegeben hätten. Aber das gerade, das hier war eine andere Art von Therapie. Nichts was in erster Linie seinem Körper zugute kam, auch wenn man es in Anbetracht der Tatsache was sie gerade noch miteinander getrieben hatten anders sehen konnte, sondern diese Therapie, sie wirkte mehr in seinem Kopf. In seinem Herz. Es tat ihm gut. Ihre Nähe tat ihm gut, dass sie da war und diese Nähe zu ließ. Dass sie ihn dies fühlen ließ, auch wenn sie nichts davon hören wollte. „Ich kann es mir natürlich später auch von meinen Fangirls sagen lassen..“, erwiderte der Kerl und ließ ein enttäuscht und zugleich genervtes Seufzen über seine Lippen kommen, wobei nichts davon wirklich der Wahrheit entsprach, und doch kam er dem Fensterglas wieder etwas näher und deutete nach draußen. „Da unten warten sie schon auf mich.“ Darren hob auch kurz seinen Arm und winkte als stünden dort unten wirklich eine Gruppe von schreienden Mädchen die nur auf den begehrten Musiker warteten. Doch dass dem nicht so war, das musste er nicht wirklich ansprechen, lachte nur kurz auf bis er seine verletzte Hand auf die ihre legte. Sein Blick heftete sich an ihre Hände nachdem er mit seinem Atem dafür gesorgt hatte dass das Glas beschlug. Als Grundlage für eine kleine Zeichnung, die Yumi folgend mit ihrem Finger malte. Die leise Stimme der Studentin ließ ihn schließlich wieder aufmerksamer werden, war er gedanklich etwas abgedriftet. Wie auch sein Blick, denn es war alles unscharf geworden. Der Schauspielstudent blinzelte ein paar Mal bis ihm die kleine Musiknote am Fensterglas auffiel und dann auch den Zusammenhang verstand. Wovon Yumi sprach und es gelang ihm zunächst nicht ein Wort über seine geöffneten Lippen hinaus zu bekommen. Erst recht nicht als sie ihre Finger an seinem Tattoo ablegte, sie dort verweilen ließ. Er ließ seine Augenlider etwas sinken, schloss seinen Mund wieder, presste die Lippen aufeinander. Das war doch ein Punkt, den er in seinen Nachrichten während seinem Reha Aufenthalt nie erwähnt hatte. Mehrmals hatte er dort eine spezielle und auf ihn angepasste Therapie gehabt, mehrmals hatte er dort auch versucht an Musikinstrumenten zu spielen, ihnen einen Ton zu entlocken. Doch niemals hatte es auch nur ansatzweise geklappt. Es hatte ihn frustriert, jedes Mal wieder stieg die Frustration und jedes Mal war sein musikalisches Herz schwerer geworden. Doch diesen Aspekt hatte er in seinen Erzählungen nie wirklich erwähnt. Aus einem bestimmten Grund? Weil es schwer war es auszusprechen, es in Worte zu fassen weil es sich so mehr echt anfühlte? Die Tatsache, dass er wahrscheinlich nie wieder Musik machen konnte? „Mehrmals.“, antwortete er schließlich und lockerte den Griff um ihren zierlichen Körper auch wieder etwas. Als brauchte er kurz Platz zum Atmen. Der zukünftige Schauspieler deutete mit einer Kopfbewegung in die Richtung in der seine demolierte Gitarre lag. „Ich.. versuche es immer wieder. Aber..“ Über das Ergebnis brauchten die jungen Erwachsenen ja nicht reden oder? „Meine Therapeuten haben mir während meines Reha Aufenthaltes immer Mut zugesprochen. Jeden Tag wieder, ich hab jeden Tag die gleichen Worte gehört. Ich solle die Hoffnung nicht aufgeben und brav weiter üben.“, erzählte der Kerl und klang dabei fast abwertend den Menschen gegenüber, die ihm hatten helfen wollen. Aber gut zusprechen und Hoffnung aufzeigen, das war sicher auch einfach nur ein Teil des Berufes. Schlecht reden brachte die Patienten schließlich auch nicht weiter, jedoch war die Augen vor der Wahrheit verschließen auch nicht immer die beste Lösung. Der Student ließ seine Arme hängen. „Aber leider lag ihnen das Schauspiel nicht.“ Ein herablassender aber zugleich belustigter Laut erfüllte die Stille, die sich für ein paar Augenblicke lang in den Raum gedrängt hatte. Drückend und schwer. „Diese Lügen hätten sie gerne für sich behalten können, auch wenn sie gut gemeint waren. Ich weiß selbst dass es nie mehr wieder so werden wird, wie es war.“ Was sollte da auch schon die Zeit bringen, die wundersame und heilende Zeit von denen all die Ärzte sprachen. Von der er selbst auch schon gesprochen hatte. Als eine Art letzter Strohhalm, der ihn nicht ganz verrückt werden ließ. „Vielleicht sollte ich ihnen Schauspielunterricht geben damit sie in Zukunft andere Patienten besser anlügen und falsche Hoffnungen machen können..“ Erneut hallte ein Lachen durch sein Zimmer während er seine Arme vor seiner noch nackten Brust verschränkte, seine verletzte Hand nach innen damit niemand sie sehen konnte. Damit er sie und den Schmerz der damit verbunden war verstecken konnte. Genauso tat er es auch in seiner Stimme, in seiner Mimik. Gleich der Gestik. Er versteckte den Schmerz, den er spürte und schüttelte nur schmunzelnd den Kopf. Blinzelte die winzigen Tränen weg, die sich anbahnten. Er war eben ein Schauspieler. Ein sehr viel besserer Schauspieler als all die Menschen, die ihm in den letzten Wochen und Monaten gesagt haben, dass alles wieder gut werden würde.

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | im seinem Zimmer


    Manchmal verstand Darren es. Die Flucht vor der Realität, die Flucht vor dem was draußen auf einen wartete. Lieber die Augen verschließen und die Momente genießen, die einem dabei helfen zu vergessen. Augenblicke wie diese. Augenblicke, in denen der Kopf nicht voll war mit lästigen Verpflichtungen und Regeln oder Sorgen, vielleicht sogar Ängsten. Gerade drehten sich seine Gedanken nur um Yumi, nur um diese Sekunden, nur darum dass er sie im Arm hielt und sich wünschte, dieser Moment würde nie vergehen. Weil es sich so gut anfühlte ihre Wärme zu spüren, nach all den Wochen. Es war eine viel zu lange Zeit gewesen. Zeit, in der er jedoch nie aufgehört hatte an sie zu denken oder ihr zu schreiben. Auch wenn nie etwas zurück gekommen war, keine einzige Reaktion und er wahrscheinlich besser aufgegeben hätte, so war es für ihn nie eine Möglichkeit gewesen. Weil es ihm auch einfach geholfen hatte. Weiterzumachen, nicht aufzuhören und alles hinzuwerfen. Es war frustrierend gewesen, die winzig kleinen Schritte nach vorne, die am Ende doch nichts gebracht hatten. Seine täglichen Nachrichten und Erlebnisse waren ab einem gewissen Zeitpunkt also absolut eigennützig gewesen. Oder vielleicht schon von Anfang an, denn eine Antwort hatte er nie wirklich erwartet oder damit gerechnet. Immerhin war es Yumi gewesen, den seine Nachrichten erreicht hatten und er kannte die junge Frau. Die eben jetzt neben ihm lag. Wegen der sein Herz immer einen Takt zu viel schlug. „Wahrscheinlich nicht..“, erwiderte der Student und sein Blick huschte über das Gesicht der Blonden. „Aber vielleicht ist es auch besser so, bevor noch jemand deine verzweifelten Schreie und Rufe hört und ich am Ende noch im Gefängnis lande.“ Das belustigte Grinsen des Mannes verschwand für einen Moment, wich einem nachdenklichen Ausdruck in seinem Gesicht als mache er sich Gedanken darum was es für Folgen für ihn haben könnte. „Wo du mich hoffentlich besuchen kommst.“, fügte er hinzu, hob fragend seine Augenbrauen und schaute zu ihr, unterdrückte das Grinsen auf seinen Lippen nicht weiter. Immerhin konnte es hinter Gittern ganz schön einsam werden. Doch der Schauspielstudent schob die Gedanken zu dieser niemals stattfindenden Situation beiseite, als auch Yumi sich zur Seite drehte und Stille einkehrte nachdem er seine leisen Worte ausgesprochen hatte. Auf die sie nichts antwortete und doch wusste er dass sie angekommen waren, auch wenn sie wahrscheinlich gerade viel zu vielen Gedanken nachhing. Noch kurz betrachtete er die ehemalige Studentin, sie hatte ihre Augen geschlossen und er lächelte. Bis er sich schließlich aufrichtete. „Selbst wenn..“ Der Blick des Studenten wanderte kurz hinüber zu seinem chaotischen Schreibtisch, als würde dort groß und breit stehen wann er seine nächste Vorlesung hatte, aber dort entdeckte er nur Dokumente, Stifte, Tassen, mehr Papier und einen kleinen Berg an neuen Verbänden, die man ihm mitgegeben hatte. Auch seine Bandage, die er regelmäßig tragen sollte. „Ich habe eine gute Ausrede warum ich nicht zur Vorlesung gehe.“ Darren schmunzelte während er sich seine Jogginghose anzog und folgend seinen Blick wieder auf Yumi richtete, die wohl nicht ganz damit einverstanden damit schien. Der enttäuschte Laut war ihm natürlich nicht entgangen. „Oh, ich wollte dir für später nur wieder den Spaß des Ausziehens geben.“, verteidigte sich der Kerl, als würde er ganz selbstverständlich davon ausgehen dass sich die Geschehnisse von gerade eben zu einem späteren Zeitpunkt des Tages noch einmal wiederholen. Was sicher gar nicht einmal so unwahrscheinlich war... Und Yumi unterstrich diesen Gedanken nur noch indem sie ihm folgte und ihn näher an sich heran zog. Ihr Finger am Bund seiner Hose und ihre Hände an seinem Oberkörper sorgten für ein sanftes Kribbeln in seinem Bauch und auch ein leichtes Grinsen stahl sich auf seine Lippen. Die sie küsste, nur ganz kurz, ganz zärtlich. Sodass er sich mehr wünschte und es doch nicht bekam. Stattdessen redete sie von Eis, nach dem er gerade spaßeshalber verlangt hatte. Immerhin war sein Kaffee jetzt mit Sicherheit schon kalt.. doch auch der interessierte ihn nicht länger, genauso wenig wie das Eis dafür. Denn sein Blick folgte der ehemaligen Studentin, die sich an sein Fenster stellte und nach draußen sah. Seine braunen Augen weiteten sich etwas als er die tänzelnden Schneeflocken entdeckte. Darren folgte ihr, blieb hinter ihr stehen und für einen Moment ließ jeder diesen Anblick auf sich wirken. Es war also schon wieder so kalt, beinahe Winter. Fast Weihnachten. Die Stimme der Anderen drang an sein Ohr. Was ihn schmunzeln ließ. „Anscheinend trage ich genug Wärme in mir, so kann mir die Kälte nichts.“ Er wandt seinen Blick kurz ab und sah zu Yumi, auch wenn er ihr Gesicht aus diesem Winkel nicht wirklich erkennen konnte. Natürlich wusste er was sie meinte. Was sie damit sagen wollte. „Da schmilzt das Eis.“ Der Musiker hob seine verletzte Hand und legte sie auf ihre. Die Kälte des Fensterglases konnte er nicht spüren, nur die Wärme ihrer Hand. Da er mit seiner Handinnenfläche immerhin noch etwas fühlen konnte. Er sah darauf und legte seinen anderen Arm um den Körper der jungen Frau, hauchte neben ihren Händen gegen das Glas sodass es beschlug und lehnte seinen Kopf dann an ihren. „Wenn du etwas ans Glas malen möchtest.. nur so geht es.“, sprach er das Offensichtliche aus, als hätte die Blonde das vergessen und vorgehabt. Sein leises Lachen erfüllte den stillen Raum während er sie näher an sich drückte.

    Alice & Noita | zwischen den Buchreihen


    Der alte Mann suchte schließlich das Weite. Mit angehobenen Augenbrauen schaute sie ihm nach. Was war eigentlich sein Problem? Also, natürlich war es nicht schön wenn man erst halb von Büchern erschlagen worden war und sich dann auch noch anrempeln lassen musste aber meine Güte, das konnte man doch auch anders händeln oder? Vorallem hatten die Mädchen dass ja nicht mit Absicht gemacht. Noita tat ihr schon ein bisschen leid, sie schien es mitzunehmen dass der Typ schimpfend abgezogen war aber sie legte der Dunkelhaarigen die Hand auf ihre schmale Schulter und lächelte. „Mach dir nichts draus, der war schon die ganze Zeit so grimmig. Wahrscheinlich seine Charaktereigenschaft.“, sagte das Blondchen schmunzelnd und schüttelte folgend den Kopf. „Viel eher hast du mich befreit.“ Sie seufzte schwer und zog ihre Augenbrauen zusammen während sie in die Richtung schaute, in der der Fremde hin verschwunden war. Auch wenn er ja anscheinend gar nicht so fremd war oder? Wenn er ihre Mutter kannte, hatte sie ihn sicher auch schon einmal gesehen oder war ihm begegnet aber das war dann auch sehr viele Jahre her also konnte man doch sagen, dass er fremd war. Und vielleicht wünschte sie sich das auch so. Eine Begegnung die nicht nochmal sein musste. Vorallem weil sie jetzt wieder an Simon dachte, daran was der Typ in Verbindung dazu gesagt hatte. Aber nein, niemals würde Simon sie verlassen. Niemals würde er sie alleine lassen. Vorallem nicht jetzt oder? Die Jugendliche presste ihre Lippen aufeinander und ihr Gedankenkreisel wurde schließlich und glücklicherweise von Noita gestoppt, die sich nach ihrem Befinden erkundigte. Schnell schluckte Alice den Kummer hinunter und lächelte das Mädchen an. „Gut!“, antwortete sie, vielleicht nicht ganz ehrlich, in Anbetracht der Tatsache was in ihrem Kopf gerade umher schwirrte aber das kleine Wörtchen war besser als ein Schwall an Worten, den sie Noita dann doch nicht antun wollte. Sie schüttelte den Kopf und atmete erleichtert auf, wollte eigentlich antworten und kam doch nicht weit da eine der Bibliothekarin ihr zuvor kam und ihnen mit einem lauten Zischen und erhobenen Finger klar machte, dass hier Gespräche nicht erwünscht waren. Alice plusterte kurz ihre Wangen auf. Wie unhöflich. „Das klingt nach einer guten Idee. Hier scheint man ja nicht erwünscht zu sein.“ Ihre letzten Worte sagte sie natürlich etwas lauter. Auch wenn sie den Einwand der Mitarbeiterin verstand, so fand sie es doch ein bisschen übertrieben. „Ich ähm.. ich würde mir nur noch kurz ein paar Bücher holen. Ist das okay? Ich bin auch ganz schnell! Glaube ich..“ Was wohl nicht ganz stimmte, immerhin war sie mit keinem Plan hierher gekommen. Zumindest keinem gut ausgearbeiteten Plan. Alice deutete ihrer Freundin an ihr zu folgen und gemeinsam schleichten sie durch die Regale bis hin zur Familienabteilung, die auch nochmal unterteilt war. Baby- und Kinderbücher, Tipps für gestresste Eltern, fast halbe Romane für werdende Väter und natürlich jede Menge Wissen für Schwangere und zukünftige Mütter. Unentschlossen stand sie davor, ließ ihren Blick über die Bücherrücken und Titel schweifen während sie versuchte eine kleine Auswahl für sich zu treffen. Irgendwoher musste sie sich etwas Wissen aneignen. Klar, viel kam einfach mit der Zeit, wenn das Baby dann da war aber sie hatte eben sonst niemanden, den sie fragen konnte.. da waren ein paar Hinweise und Eckdaten sicher nicht verkehrt. „Wie.. geht es dir..?“, fragte sie schließlich zögernd, schaute das Mädchen allerdings nicht an und meinte ihre Frage dennoch ernst. Mit ein paar Hintergedanken. Weil da lag doch noch was zwischen ihnen.. oder nicht?

    3814-leon-pngLeon & Bianca | im Krankenzimmer


    „Und ich bin hier derjenige, der anderen droht?“ Der schwerverletzte Mann schüttelte nur den Kopf. Übertrieben und seufzte dazu bestürzt und enttäuscht davon zu was andere Menschen fähig waren. „Wenn es nach dir geht wäre es dir wohl lieber gewesen, deine Beschützerin hätte mir gleich das ganze Bein abgesägt.“ Das Halbwesen hob eine Augenbraue, wartete nur darauf dass sie dem zustimmte weil etwas anderes konnte man aus ihren drohenden Worten gar nicht heraushören. Oder zumindest sah Leon das so. Weil er gerne einmal übertrieb. Ein bisschen. Sein Bein schmerzte bei jeder kleinsten Bewegung, auch wenn die Blutung lange schon gestoppt war und professionell verbunden, so fragte er sich doch wie er damit in die Wüste kommen sollte. So würde er wohl oder übel erstmal hier bleiben müssen. Ob das Essen der Adeligen wirklich so gut und edel war wie es überall bekannt war? „Oh, natürlich, normalerweise gebt ihr euch nicht mit dem Gesindel ab..“, entgegnete das Halbwesen und legte seine Hand an die Brust, als leidete er gerade auf die gleiche Art und Weise wie die Andere. Es muss schon wirklich anstrengend sein sich dem niederen Volk zuzuwenden. Und sie dann auch noch zu versorgen und über sie zu wachen nachdem sie heimtückisch von den eigenen Reihen angegriffen worden waren. Schrecklich! Doch Leon schob das Thema beiseite, es war ihm so oder so beinahe egal, was diese Menschen von ihm dachten, weil sich ihre Meinungen sowieso kaum ändern ließen. Lieber sorgte er dafür dass sich da gar kein Abgrund auftat, begegnete dem Adel genau auf der gleichen Höhe und somit fühlte er sich auch gar nicht schlecht oder falsch in seinem Benehmen als er mit seinen Fingern ihre Hand berührte, das Gesprächsthema in diese bestimmte Richtung lenkte. Dass sie zuvor noch versucht hatte ihn wiederzubeleben. Ihre Lippen auf seine zu drücken. Natürlich nur wegen diesem einen Grund. Natürlich. Die Reaktion der jungen Frau war Gold wert, auch wenn er kurz erschrak und sich seine tierischen Ohren an den Kopf anlegten. Doch als er erstmal eines seiner Augen öffnete, linste was gerade passiert war und was der Grund für das laute Poltern gewesen war, beruhigte er sich wieder und seine Ohren entspannten sich, stellten sich auf und Leon konnte sich auch nicht mehr zurück halten. Er lachte während er Bianca bei ihren Bewegungen beobachtete, wie sie sich verhaspelte, ihre Sätze immer wieder abbrach um dann eine neue Erklärung zu beginnen. Dass sich das frische Heilmittel, dass in der Farbe eher einer giftigen Substanz glich, auf ihrem hübschen Kleid verteilt hatte, tat ihm doch schon etwas leid, auch wenn er keinerlei Schuld daran trug. Schließlich beruhigte sich die junge Frau langsam wieder. Leon hatte sich in der Zwischenzeit aufgesetzt, ließ ein Bein von der Liege baumeln während die verletzte Seite weiter darauf lag. „Auf jeden Fall.“, antwortete er belustigt. „Nach diesem Auftritt geht es mir schon viel besser.“ Zwar hatte es nicht bei seinen Schmerzen geholfen, das Mittel dafür zierte jetzt das teure Kleid der Anderen, aber wenigstens hatte er etwas zu lachen gehabt. „Du bist sehr leicht aus der Reserve zu locken.“, stellte er fest und sein Blick wanderte an Bianca hinab. Auf den großen Fleck. „Dann musst du mich wohl noch länger ertragen..“ Eine andere Möglichkeit blieb ja kaum, wenn sie ihm schon das Heilmittel verwehrte. Nicht beabsichtigt. Oder doch? Bei Bianca konnte man das ja nicht so genau wissen.

    Hina & Chris | unterwegs im Krankenhaus


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    Die junge Schülerin drehte ihren Kopf etwas zur Seite, schaute dorthin wo der Andere hinzeigte als er über die Notaufnahme sprach. Ihre geschwungenen Augenbrauen hoben sich etwas an während sie den Mund verzog und den Kopf folgend schüttelte bevor sie den Blick ihrer grauen Augen wieder auf ihn richtete. „Passt ja.“, begann sie und zwirbelte eine Strähne ihrer langen Haare um ihren Finger. „Dann hast du es ja nicht so weit. Vorallem wenn du kriechen musst, wenn dich irgendein Killervirus der auf dem Boden lebt, sofort in die Knie zwingt.. wenn du es dann überhaupt noch so weit schaffst.“ Merkwürdige Szenarien die sie mit ihrer neuesten Bekanntschaft zusammen bastelte, denn weder würde Chris auf die Idee kommen den bereits weggewischten Kaffee aufzuschlürfen, noch haftete da ein tödliches Virus auf dem Krankenhausboden. Zumindest hoffte sie das. Kurz huschte ihr Blick nach unten und sie trat ein paar Mal auf der Stelle hin und her, als hätte sie etwas an ihren teuren Schuhen aber nachdem sie sich kurz geschüttelt hatte, ging es wieder. So einigermaßen. „Okay, okay, ich versteh schon. In deiner Nähe sollte man immer Vorsicht walten lassen.. du bist also doch ein Badboy.“, erwiderte das Mädchen, hob zuerst ihre Hände als würde sie sich ergeben, als hätte er sie gänzlich davon überzeugt was für ein mieses Arschloch er doch war, hinsichtlich seiner Launen zumindest, und stemmte dann schmunzelnd ihre Hand in die Hüfte. Für dieses Image hatte der Ältere einfach nicht die Ausstrahlung dafür, das konnte sie schon sagen, war sie immerhin schon oft genug an die andere Sorte von Männern geraten, die nicht nur grimmig drauf waren weil sie keinen Schlaf bekommen hatten. Der kurze Abstecher zu genannter Station brachte leider nicht das erhoffte Ergebnis, das Handy der Jugendlichen blieb weiter verschollen und zunehmend stieg doch die Angst, dass das Teil weggekommen war. In die Hände von irgendwem gelandet war, der ganz sicher nichts Gutes damit vorhatte. Zwar war es gesperrt aber naja, die Menschen waren heutzutage ja zu allem fähig. Hina folgte dem Kerl, der sich bereits zum Gehen abgewandt hatte. Sie zählte die Möglichkeiten auf, die ihr blieben und wenn sie dieses Krankenhaus auf den Kopf stellen musste. Ohne ihr Handy würde sie hier nicht verschwinden. Wobei es auch im Rettungswagen liegen könnte oder? Das behielt sie sich auch erstmal für den Schluss auf, wenn sich die anderen Stationen quer stellten und auch das Fundbüro nichts hergab. „Ich höre kostenlosen Kaffee?“ Sie strich sich ihre Haare hinter das Ohr und legte die flache Hand an ihre Ohrmuschel als hätte sie irgendwo ganz leise jemanden flüstern hören, auch wenn der Typ mittlerweile wieder direkt neben ihr stand. Als dieser ihr ein fast schon unmoralisches Angebot machte, das Hina auch nur in diese Richtung lenkte, legte sie ihre Hand empört auf die Brust und lehnte sich auch ein Stückchen zurück als wollte sie Abstand zwischen sie bringen. „Also das.. das geht mir jetzt doch ein bisschen zu schnell..!“ Plötzlich klang sie gar nicht mehr so selbstbewusst. Eher wie ein kleines Schulmädchen, schüchtern und jung und nicht bereit für diese Dinge, die er da verlangte. „Vorallem.. hier?“ Gespielt unsicher schaute das Blondchen sich um, sie waren umgeben von gestressten Ärzten und verzweifelten Pflegekräften inmitten von kranken Menschen. Sie hielt kurz inne bevor sie dann einen Schritt auf den Größeren zu machte, ihm näher stand als in den letzten Minuten und daher musste sie auch ihren Kopf anheben. „Aber wenn du darauf bestehst..“ In ihren grauen Augen funkelte es und sie biss sich etwas auf die Unterlippe bevor sie ihren Kopf senkte, ihren Blick langsam von oben bis unten über ihre neueste Bekanntschaft schweifen ließ. Das Räuspern eines vorbei gehenden Arztes ignorierte die Junge gekonnt und doch lachte sie schließlich bevor sie ihm sanft gegen die Schulter boxte. „Mach hier doch nicht so unmoralische Angebote.“, riet sie ihm, auch wenn sie allein es gewesen war, die es in diese Richtung gelenkt hatte. Sie setzten sich wieder in Bewegung und setzten sich das Fundbüro als Ziel. Mit einem kurzen Abstecher zu frischem Kaffee. „Bist du Tablettenabhängig oder arbeitest du hier? Oder warum der kostenlose Kaffee?“

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | im seinem Zimmer


    Es war als hielte die Welt für diesen einen Augenblick an. Damit sie diesen Moment gemeinsam auskosten konnten, ihn genießen, ihn wahrnehmen. Während er die junge Frau in seinen Armen hielt, ihren Körper an sich heran drückte, ihren schnellen Herzschlag spürte, ließ er seine Hand an ihrem Rücken hinauf wandern und legte sie schließlich an ihren Kopf. Konnte ihr mit dieser Seite jedoch nicht durchs blonde Haar streichen. Trotzdem hatte er das Gefühl etwas zu spüren. Ganz leicht, ein Kribbeln. War es Einbildung? Vielleicht auch einfach nur weil sein Körper gerade gut beschäftigt gewesen war, sein Blut durch seine Adern rauschte, schneller als sonst weil sein Herz auch immer noch wie verrückt klopfte? Sich auch nicht beruhigen wollte als er Yumi derart nahe bei sich spürte. Was es auch war, ob seine Nerven sich wirklich langsam erholten oder es einfach nur ein Wunschdenken war, es sorgte dafür dass er nur noch mehr Glück verspürte. Wenn es überhaupt noch möglich war. Denn diese Sekunden, sie fühlten sich beinahe.. perfekt an. Der Student wusste dass dem nicht so war, wirklich nicht, für diese Definition standen viel zu viele Dinge im Raum die es zu ändern und zu beseitigen galt aber trotzdem war es dieses Gefühl des Glücks, der Zufriedenheit, ja auch der Befriedigung aber am meisten war da einfach.. Liebe. Darren spürte sie. Es war anders. Das hier war anders. Yumi und er waren sich schon häufig auf diese Art begegnet, wirklich mehr als nur einmal und doch fühlte es sich neu an. Anders. Intensiver. Echter. Aber vielleicht war auch das einfach nur reine Einbildung. Der Griff der ehemaligen Studentin wurde fester und der Musiker öffnete seine Augen, drehte den Kopf ein kleines bisschen in ihre Richtung, auch wenn es ihm selbst so nicht möglich war ihr hübsches Gesicht zu sehen. Was für Gedanken plagten sie? Wohin es jetzt für sie ging? Was die Zukunft bereit hielt? Was sie erwartete? Darren konnte ihr Gedankenkarussell fast schon spüren, mit jeder Sekunde mehr, die sie nutzte um sich an ihn zu klammern. Darren presste die Lippen aufeinander und erwiderte ihren Griff indem er auch seine Arme enger um ihren schlanken Körper legte. Stumm blieb und nichts sagte. Weil es sowieso nicht die richtigen Worte gab, zumindest nicht in diesen Moment. Und meist wollte man irgendwelche Ratschläge, waren sie auch noch so gut gemeint, in solchen Augenblicken auch gar nicht hören. Schließlich war es dann Yumi selbst die das Wort ergriff, die sich zu seinem Bedauern etwas von ihm drückte, wieder Platz zwischen sie brachte, den er nutzte um tief durchzuatmen damit seine Atmung sich wieder normalisieren konnte. Ein Lächeln umspielte seine Lippen nachdem sie ausgesprochen hatte. Darren erwiderte den Blick ihrer blauen Augen. Zart spürte er ihre Fingerkuppen an seinem Kopf, wie sie ihm durch die zerzausten Locken strich. „Ich entführe dich gerne..“, erwiderte der Kerl. Seine Stimme war leise, ein Flüstern und doch wurde aus seinem warmen Lächeln ein Grinsen während sein Herz einen kleinen Sprung machte. Nachdem es sich jetzt doch wieder etwas beruhigt hatte. Auch wenn sein Herzschlag noch immer etwas schneller war. „Solange du willst.“ Und Yumi wusste ganz genau dass er damit nicht nur jetzt meinte, nicht nur diesen Moment oder diese Stunde. Nicht nur diesen Tag. Die Blonde wusste, dass er viel mehr damit meinte und es doch nicht direkt aussprach. Weil es auch nicht nötig war und er sowieso auch wusste, dass er nicht immer alles aussprechen musste. Und sollte. Als sie sich auf den Rücken drehte, drehte auch er seinen Kopf mit und sah sie weiterhin an. Ihre Worte hinterließen eine drückende Stimmung. Fast schon erdrückend. Selbst für ihn und er mochte sich nicht vorstellen was für Gedanken sich die ehemalige Studentin machte. Gedanken und Gegebenheiten, denen nicht einmal Yumi entkommen konnte. Weil es sich irgendwann nicht mehr vor der Realität flüchten ließ. Darren öffnete seine Lippen einen Spalt und blieb doch stumm. Weil es in diesem Fall nichts mehr zu sagen gab? Weil er bereits alles gesagt hatte, was es zu sagen gab? Weil Yumi bereits alles wusste, viel mehr als er je ausgesprochen hatte. Deshalb schloss der Kerl seinen Mund wieder und zog die buschigen Augenbrauen enger zusammen bevor er schließlich die braunen Augen schloss. Der Musiker tat es ihr gleich. Nur noch ein bisschen. Nur noch einen Moment lang dieses Gefühl genießen. Die Gefühle auskosten. Bevor er sich langsam aufsetzte, den Blick durch sein Zimmer wandern ließ. „Und..“ Die kaputte Gitarre in der Ecke, seine kaputte Gitarre in der Ecke, erhaschte kurz seine Aufmerksamkeit und obwohl er wahrscheinlich irgendwas bei diesem traurigen Anblick spüren sollte, Wut oder Enttäuschung über sein eigenes Verhalten, spürte er momentan gar nichts. Vielleicht weil er im musikalischen Hinblick sowieso alle Hoffnung verloren hatte? Auch wenn er, wenn er sich im Eifer des Gefechts nicht eingebildet hatte, vor wenigen Minuten etwas in seinen Fingern hatte kribbeln gespürt? Der Schauspielstudent beugte sich nach vorne, angelte seine Jogginghose und schlüpfte kurzerhand wieder hinein, auch wenn er sowieso eine Dusche bräuchte. Immerhin hatte er sich doch etwas verausgabt. Aber nackt konnte er kaum über den Flur bis hin zum Badezimmer rennen. „..holst mir Eis?“, beendete er seinen Satz, fuhr sich durch die dunklen Locken und blieb mit verschränkten Armen vor dem Bett stehen. Darren nickte in Richtung seines Nachttisches, dort stand immer noch seine volle Kaffeetasse. Vorhin hatten sie ja noch von Eiskaffee gesprochen.

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | im seinem Zimmer


    Langsam strich seine Hand an ihrer Seite hinauf, drückte sie sanft zu sich hinab und löste auch seine andere Hand aus ihrem einnehmenden Griff um die junge Frau mit seinen Armen an seinen Körper zu drückten. Selbst durch ihren Brustkorb, den Stoff ihres Pullovers, spürte er ihren abnormal schnellen Herzschlag. Ein feines Lächeln tänzelte um seine Lippen und er vergrub den Kopf an ihr, schloss die Augen, ließ diesen Moment sein und fühlte sich getragen von dieser Welle an Gefühlen in sich.

    3892-pasted-from-clipboard-pngDarren & Yumi | im seinem Zimmer