Darren & Alessa | in seinem Zimmer
„Der Schreibtisch auch nicht..“, murmelte der junge Schauspielstudent, war sich dabei gar nicht so sicher ob er das wirklich ausgesprochen hatte oder ob es nicht eher nur seine Gedanken gewesen waren, als Erinnerung daran dass sich in diesem Zimmer schon mehr abgespielt hatte. Auch zwischen den beiden Freunden. Es war schon länger her und jetzt auch kein Ding mehr das zwischen ihnen stand. Weil es von seiner Seite aus unterbunden worden war, weil sein Herz das nicht mehr mitgemacht hatte, nicht mehr mitmachen wollte weil es woanders glücklicher war. Natürlich brauchte Sex keine Gefühle, das ging ganz ohne auch wunderbar und doch streiteten sich seine inneren Stimmen bei diesem Gedanken. Immerhin verdiente das Blondchen hier die Wahrheit und Ehrlichkeit, verdiente jemanden der es ernst meinte, der nicht nur spielte und nach seinem Spaß suchte. Nicht dass er sich selbst unbedingt in diese Schublade schieben würde, jedoch war er auch einfach nicht der Prinz auf dem weißen Pferd. Alessa schien beinahe schon fassungslos und eigentlich wunderte ihn ihre Reaktion auch gar nicht auf die ehrliche Art, wie er ihre Frage beendet hatte. Vielleicht hätte er sogar ähnlich reagiert und zudem noch den Kopf geschüttelt, die Augenbrauen gehoben und all die Dinge eben, die man so tat, wenn man etwas hörte von dem man nicht so richtig wusste was man davon halten sollte. Genauso wenig wunderte es Darren dass sie das Thema nach seiner Rückkehr nicht vergessen hatte oder es gar unter den Tisch fallen ließ. Immerhin sprachen wir hier von Alessa. Nachdem der Kerl das Handtuch beiseite gelegt und sich ihr wieder zugewandt hatte, hob er seine Schultern. Wahrscheinlich sollte er sich diese Frage selbst viel öfter stellen. Um eine gute Antwort zu finden? Eine passende Antwort, die zufrieden stimmte? Die erklärte, warum er sich das antat? Gab es diese Antwort überhaupt? Eine plausible Antwort, die jemand anders, ein Außenstehender vielleicht verstand. Doch brauchte es die? Es war doch genug wenn er selbst es wusste, wenn er selbst den Grund kannte. Wenn Yumi den Grund kannte. Und das tat sie. „Weil ich die Hoffnung nicht aufgebe.“ Selbst jetzt nicht, selbst ihre angeblich neue alte Beziehung mit ihrem Ex hielt ihn nicht davon ab weiter Hoffnung zu haben. „Und ja ich weiß wie dumm es ist und dass ich wahrscheinlich längst die Hoffnung aufgeben sollte und ich zu naiv bin oder sonst etwas, das wurde mir schon öfter gesagt aber ich.. ich kann einfach nicht.“ Dafür liebte er Yumi zu sehr. Auch wenn die ehemalige Studentin es selbst oft genug gesagt hatte. Immer wieder und immer öfter. Dass es da nichts gab, dass es keine gemeinsame Zukunft geben würde. Weil sie ihm nicht gut tat und was waren schon Gefühle. Der Musiker zog seine Augenbrauen zusammen und verzog den Mund als die Blonde weiter sprach. Es war ihm irgendwie schon klar dass er längst nicht der einzige Typ in Yumis Leben war aber es aus dem Mund einer dritten Person zu hören, klang einfach merkwürdig und anders. Es war einfach etwas, was er wirklich nicht hören wollte und deshalb ging er auch gar nicht weiter darauf ein und dass eine Begegnung der beiden Blondinen nicht sonderlich rosig war, darüber brauchten sie ja auch gar nicht zu sprechen oder? Ein leises und auch verletztes Seufzen entglitt ihm, doch mehr Zeit bekam er auch gar nicht um seine Gedanken zu sortieren und vielleicht war es auch gar nicht so schlecht, denn sich jetzt um die perfekte Pizza zu kümmern war vielleicht die bessere Wahl als sich über andere Dinge Sorgen und unnötige Gedanken zu machen. Er scrollte ein paar Mal nach unten, wieder ein bisschen nach oben um sich schließlich doch einfach für eine simple Salamipizza zu entscheiden, die er schließlich gemeinsam mit ihrer Wahl zusammen bestellte während Alessa sich um die Drinks kümmern wollte aber dann doch inne hielt. Natürlich gab sie sich nicht mit dieser einfachen Antwort zufrieden, was ihn beinahe ein weiteres Seufzen entlockt hatte, doch er wusste dass er das Blondchen spätestens jetzt nicht mehr abwimmeln konnte. Immerhin bekam sie als Prinzessin ja auch alles, was sie wollte und dazu gehörten wohl auch Antworten. „Ein paar überaus nette Kerle waren mit meiner Anwesenheit nicht einverstanden..“, begann der Student und hob langsam seine Schultern, ein trauriges Lächeln malte sich auf seine Lippen. Als wollte er deren Tat belächeln oder vielleicht versuchte er auch einfach dem Thema dadurch ein bisschen die Schwere zu nehmen. Auch wenn er wusste, dass das nicht möglich war. Als das Mädchen aufsprang, erschrak er sich ein klein wenig und seine Augen wurden größer. Er spürte ihren festen Griff an seinem Arm und schaute auch kurz dorthin bis er ihren Blick wieder erwiderte, sich entspannte und kurz sogar schmunzelte. „Du willst mich also doch abfüllen.“, sprach er diese Erkenntnis aus und hob eine Augenbraue während er ihren Bewegungen folgte, wie sie die Gläser nach und nach füllte und ihm entgegen hielt. Ohne Widerrede griff er danach, ließ sein Glas an das ihre klirren und nippte an dem wie er folgend herausfand doch recht starkem Inhalt. Aber sie waren ja auch nicht zum Spaß hier oder? Einen oder vielleicht zwei Atemzüge lang starrte er auf die Flüssigkeit im Inneren des Glases, schwenkte es hin und her und schaute schließlich wieder auf. Er schuldete ihr immerhin noch eine Antwort. Oder mehrere. Nur schwer hob er seine linke Hand, nicht etwa weil sie sich überaus schwer anfühlte, mehr weil es immer noch nicht leicht war, es auszusprechen und wahrscheinlich würde es auch nie leicht werden. „Ich habe kein Gefühl mehr.“ Darren wedelte mit seinem Arm ein bisschen nach links und nach rechts. „Die Knochen meiner Finger waren zertrümmert und die kaputten Nerven haben sich nicht wirklich erholt..“ Seine Stimme war gedrückt, er fühlte einen Kloß in seinem Hals und doch ratterte er die Worte hinunter als hielt er ein langweiliges Referat. „Und werden es wohl auch nicht mehr.“ Abermals hob er seine Schultern. „Daher gibt es leider kein Klavierstück mehr von mir. Ich hoffe du hast das letzte Konzert trotz allem was passiert ist genossen..“, sagte er als wäre es nichts und schmunzelte. War das dieser Galgenhumor?