Beiträge von Airedale


    Eine sanfte Brise zog elegant durch die Lüfte und streichelte liebevoll die farbenfrohe Pracht, auf dass die vielartigen großen und kleinen Blüten ein sachtes Freudentänzchen vollführten. Auch wirbelte sie die strahlend roten Strähnen der betrübten Schmiedin auf, die saftgrünen Blätter naheliegender Bäume und Büsche, welche im Kanon das sich stetig veränderte Lied des Raschelns anstimmten. Zögerlich hob Raven eine Hand an, versuchte die recht zahme Mähne davon abzuhalten, den Weg in ihr Gesicht zu finden. Noch wollte sie dem hübschen Blütenmeer ihre ungeteilte Aufmerksamkeit darlegen, beruhigte der Anblick doch ihr unsicheres, schmerzendes Innerstes, ähnlich eines wundersamen Balsams. Jene paradiesische Idylle hielt jedoch nicht lange an, ein Zucken mit den hauchdünnen Wimpern genügte, um sie fortzuwehen, gleich dem Lüftchen, welches einer kurzzeitigen Windes Stille wich. Aus einer gewissen, bekannten Richtung erklang die fragende Stimme eines Mannes, ein unbekannter, aber keineswegs feindlich gesinnter Ton. Die Elfe blinzelte, zugegeben ein wenig verdutzt, vermied es jedoch weiterhin, dem Herren einen Blick zu schenken. Anlässe für ihre Neid? Nachdenklich senkte die Dame ihr Haupt. Lag die Antwort nicht sternenklar auf der Hand? Der feine Herr selbst hatte doch bereits bestätigt, dass den Pflanzen ein gewisser Charme, eine blendende Schönheit inne lag, oder etwa nicht? Instinktiv schüttelte Raven ihr Köpfchen, welches vor Gedanken, verwirrten Emotionen zu platzen drohte. Mit jener Pracht hätte sie nicht mithalten können, nicht in dem zerborstenen Zustand, in dem sich ihr Gemüt befand. Sie strahlten, sie lächelten, offen und ohne Zögern zauberten sie anderen eine unverkennbare Freude in die Augen. Aber sie? Schnell vergrub das Halbwesen ihr Gesicht in den Händen, nicht um zu trauern, eher um die hämmernde, widerhallende Selbstkritik für einen kurzen Moment auszublenden. »Ich...«, zaudernd begann sie einen Satz, verfiel kurz darauf jedoch in offensichtliches Schweigen. Wie sollte sie dem Fremden entgegenkommen? Suchend nach einem passenden Ausdruck versteckte Raven die Hände in ihren Manteltaschen, erhob sich nur widerwillig. »Wer... Wer würde denn nicht gerne einmal das unbeschwerte Leben einer Blume leben wollen?« Großzügig nahm sie Luft, atmete ebenjene ruhig wieder aus und begann ihr Gegenüber ein weiteres Mal - nun jedoch aus nächster Nähe - zu mustern. Ironischerweise empfand sie dieses bisher noch recht kurze Gespräch als befreiend, Kontakt zu Menschen hatte sie in der Zeit, in der sie sich auf ihrem Zimmer verbarrikadiert hatte, nur herzlich wenig, sodass das Bisschen Abwechslung recht gut tat. Nach Abschluss des auskundschaftenden Blickes wandte die Rothaarige sich wieder dem farbigen Meer hinzu. »Es ist ein erheiternder Anblick«, nur wäre er wohl noch schöner gewesen, würden mehr Menschen ihm Achtung schenken.
    Doch so schnell und unvorhersehbar wie die vorige Brise umkehrte und abermals grüßte, so schlug die Konversation eine deutlich unangenehmere Richtung mit der Anmerkung des Fremden ein. Die junge Schmiedin stockte, nagte zweifelnd an der eigenen Unterlippe. »Ist es wirklich so offensichtlich?«, entgegnete sie mit einer annähernd zittrigen, dennoch recht sicheren Stimmlage und ballte die Hand in der Tasche zur Faust, »...Ihr habt recht.« An einem derart wunderbaren Tag gehörte sich die ewige Trauer nicht, auf dass das Fräulein zwanghaft versuchte, sich ein Lächeln auf die Lippen zu bringen, der endlosen Wehmut endlich einen Strich durch die Rechnung zu ziehen. Sichtlich überrascht wischte sich die Halbelfe die glimmernden Tränen, die stattdessen zum Vorschein kamen, aus dem Gesicht und drehte sich noch weiter von dem Herren weg, hoffend er würde es nicht bemerken. Wieso? Wieso flossen Tränen, wenn an ihrer Stelle doch eigentlich ein Lächeln entstehen sollte? Wieso geschah es nun? Nun, wo sie nach einiger Zeit erstmals mit einer unvertrauten Person ein Gespräch führte?

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    #19 - {Lest & Kyle & (Bianca)}


    Sein Herz pochte, pochte so unglaublich schnell, dass man schon meinen konnte, es würde unter all der Arbeit zu Staub zerfallen. Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn, flossen schnell die Wangen hinunter, um Platz für noch mehr ihrer Art zu schaffen. Nervös schluckte der junge Mann. Schluckte und spürte, wie viel trockener sein Hals doch geworden war. Für einen Moment, da schwor Lest sogar, hatte er sein bisher gelebtes Leben vor seinen eigenen zwei Augen wie einen schlechten Film wahrnehmen können. Das war es. Das war das Ende. Er spürte mit jeder noch so kleinen Zelle seines Körpers, dass er kurz vor dem mächtigen Tor ins Jenseits stand. Und jede diese Zellen sagte, dass ebenjenes Tor sich langsam mithilfe eines bedrohlichen Knarrens öffnete. Das war es. Bald würde er in den unbekannten Abgrund gestoßen werden. Sein ach so mickriges Abenteurerleben, in welchem er zu seinem eigenen Bedauern erst viel zu wenige Abenteuer erlebt hatte, würde hier und jetzt enden. In seinem tiefsten Inneren begann er ein Gebet aufzusagen, er, der es verweigerte, an ein höheres Wesen zu glauben. Aber wenn... Wenn es so etwas wie einen Gott gab, so sollte er seine Existenz mit einem klitzekleinen Hauch von Gnade beweisen und den Blondschopf die Flucht ermöglichen, ihn das Leben ein wenig länger genießen lassen.
    Lest schrak zusammen, festigte den Griff der inzwischen verschwitzten Hand um die Schulterpartie seines vom Schicksal gehassten Geisels. Eine Stimme ertönte. Eine Frauenstimme. Die Stimme einer eindeutig wütenden und endlos genervten Frau. Wie das Schnauben eines Stieres bevor dieser auf sein Ziel losraste. Es war, als würde sein Herz jeden Moment nachgeben. »Ehm... A-Also...«, mit fiepender Stimme setzte er zu Worte an, dem jammerhaften Winseln eines kürzlich geborenen Welpen gleichzusetzen, »E-Es... t-tut...« Fest im Griffe der Verzweiflung, der Todesangst, versuchte der Herr eine Entschuldigung aus seiner Kehle zu pressen, wurde mit jedem ausgesprochenen Buchstaben allerdings immer leiser und leiser, ehe er mit einem überaus männlichen Schrei erneut zusammenzuckte - Versehentlich hatte sein Welpenblick die Bahn ihrer brodelnden Augen gekreuzt. In einer abgelegenen Ecke seiner Gedankenwelt atmete der Möchtegern-Erkunder erleichtert auf. Wie gut es doch war, dass Blicke nicht töten konnten, andernfalls hätte er wohl schon längst die Schwelle in das Totenreich überschritten. Ein eiskalter Schauer kroch über seinen Rücken, immer und immer wieder, solange die Frau ihn in Grund und Boden starrte. Abermals wagte Lest sich an einen rettenden Versuch einer Entschuldigung, scheiterte jedoch kläglicher denn je, als er wohl oder übel - eher übel - feststellen musste, dass sein letztes Tröpfchen Glück ihm entfleucht war: Keinen Ton, kein Anzeichen eines Mucks, konnte der Tollpatsch hervorbringen. Seine Stimme hatte ihn gnadenlos im Stich gelassen, gerade dann, wenn er ihre Hilfe am meisten nötig hatte. Die Schweißperlen vermehrten sich rapide, der Herzschlag brach den gerade erst aufgestellten Rekord. Das war's, das war's, das war's. Wie sollte er sein eindeutig zu kurzes Leben jetzt noch retten? Wieso schien sich das Schicksal derart an seinen Höllenqualen zu ergötzen?
    Das war der Moment, in dem sich seine Geisel erstmals zu Worte meldete. Flucht ergreifen. Eine grandiose Idee, in der Tat. Solange er rannte, lebte er noch - Und wenn man einmal ehrlich war, war der Blonde in jener Situation um jede weitere Sekunde Lebenszeit dankbar. Hastig blickte er Richtung Ausgang, ehe er so schnell wie möglich los stolperte - den Rotschopf weiterhin an der Hand - und um sein entrinnendes Leben rannte. Wenn diese Situation eine alte Ruine darstellte, waren das Leben seines Opfers, sowie sein eigenes das wertvolle Artefakt, welches der Abenteurer entwendet hatte, und die feine doch wutentbrannte Dame war die Todesfalle, die den Eindringling an seiner Flucht hindern sollte. In den Erzählungen seines alten Herren brachten die Entdecker es stets irgendwie fertig, die Todesfalle zu bezwingen, also hatte Lest und sein Anhängsel doch auch einen verschwindend geringen Lichtblick, oder..? Oder?!


    ► Die Taverne

     

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    #18 - {Lest & Kyle & (Bianca)}


    Langsam hob der junge Mann seinen Kopf an, ließ nur schweren Mutes das Geschenk des Tages aus seinem Blickfeld entschwinden, um sich dem funkelnden Himmelszelt zu widmen. Die Stadt schien ihm einzig ein riesiges Wirrwarr aus der Unbekanntheit zu sein, hatte er doch gerade lediglich vereinzelte Teile der innerstädtischen Kreise kennenlernen dürfen - Gewiss doch versprach dies aber keine Nachteile, nein, nein, tatsächlich erfreute Lest sich an dem fremden Charme der Stadt und wäre am liebsten sofort aufgesprungen, um durch sämtliche Ecken und Gassen zu rasen, in der Hoffnung, etwas neues, etwas einzigartiges zu entdecken. Warum er diesen Plänen jedoch nicht nachging? Nun... Vorsichtig rollte er das edle Stück Papier, welches Kohaku ihm netterweise überlassen hatte, und schob es in die Tasche, aus der es gekommen war. Kohaku. Eigentlich, ja, eigentlich hatte der selbsternannte Abenteurer sich schon damit abgefunden, das kleingeratene Mädchen in den strömenden Menschenmengen verloren und nicht mehr wiedergefunden zu haben. Und dennoch verbrachte er einige Zeit damit, sich die Beine in den Bauch zu stehen, hoffend, dass das Treffen mit der Freundin nicht mehr lange auf sich warten lassen würde. Letzten Endes war Lest aber auch kein allzu geduldiger Mensch, fühlten sich fünf Minuten doch wahrlich wie Stunden voller Folter an, sodass er recht schnell die Lust aufs langwierige Warten verlor und stattdessen voller Elan um die Ecke, die zur eigentlichen Sternwarte führte, schoss. Tief atmete der Blonde ein, ehe er lauthals in die verbliebene Menschenschar den Namen des Fräuleins rief und - wer hätte es gedacht? - keine Reaktion erhielt. »Hmpf!«, verletzten Stolzes schnaufte der Kurzhaarige, stapfte schnellstmöglich auf das nächstbeste Pärchen zu, um sich binnen weniger Sekunden neben dem weiblichen Part des Duos hinzuknien. »Habt ihr zufälligerweise ein kleines Mädchen gesehen? Grüne, kurze Haare, etwa so gr--«, freudig und vor allem nichtsahnend unterbrach Lest entsprechend das Gespräch zwischen der fein gekleideten Dame und ihrer Begleitung, und gestikulierte dabei wie wild geworden mit den Händen vor sich rum, um der Beschreibung Kohakus einen gewissen Eindruck zu hinterlassen - Die Schicksalsgöttin jedoch schüttelte da nur ihr Haupt und zog jenen hauchdünnen Faden, der dafür sorgte, dass Lest fix sein Gleichgewicht verlor und trotz eines vergeblichen Ausholschrittes mit dem oft nervigen Plappermaul voran über besagte Frau stolperte.
    Es brauchte manch eine Sekunde bis der junge Kerl jedoch realisierte, was soeben geschehen war, und sich langsam erhob, etwas benommen einen Blick in die Gesichter der Betroffenen warf. Von dem Sturz einmal abgesehen war bei weitem noch nichts geschehen und dennoch... Lest zuckte zusammen, ein kalter Schauer ergoss sich über seinem Rücken, als er das edel gekleidete Fräulein betrachtete - Die Person selbst kannte er gewiss nicht, doch riefen Erinnerungen an ähnliche Vorfälle mit reich wirkenden Menschen in der dunkelsten Ecke seines Hinterkopfes die Notsituation aus. Er würde sterben. Hier und jetzt. Das würden seine letzten Sekunden werden, wenn er nicht schleunigst seinen Allerwertesten von Ort und Stelle bewegte. Sie würde bestimmt lachen, wie ein verrückt gewordener Geist. Sie würde lachen und dann ihre Hände an seine Kehle legen. Das taten sie alle. Sie würde es auch tun. Verängstigt von der Vorstellung schluckte der Kurzhaarige, sprang kurz darauf wie von einer Tarantel gestochen auf, einige Schritte zurück. »E-Es... I-Ich... Ehm... GUCK MAL EINE ELEFANTENPRINZESSIN IM TÜTÜ!«, hastig surrte der Arm mit dem Zeigefinger voran in eine willkürlich gewählte Richtung, während der Junge selbst so schnell wie es nur ging Reißaus nahm - Um das richtige Abenteurerverhalten aufzuweisen, schnappte er sich im übereilten Stolpern selbstverständlich noch die Schulter des rothaarigen Begleiters der feinen Dame und zerrte besagten Herren über die halbe Wiese. Im Notfall würde er als Schutzschild dienen müssen. Im Notfall mussten noble Opfer nun einmal gebracht werden.




    Die Nacht war hereingebrochen und tauchte das so vielschichtige Himmelszelt in ein tiefes Indigo. Zeitgleich enthüllte sie die unzähligen kleinen Sonnen, welche vorerst die einzigen Lichtspender darstellen sollten. Iris hatte ihre Arme hinter dem Haupte ineinander gefaltet, drehte freudig die Däumchen. Gemütlichen Schrittes tapste sie einige Schritte hinter dem Beobachtungsobjekt namens "Azel" her, ließ mitnichten auch nur für den Bruchteil einer Sekunde das Augenmerk von dem unwissenden Opfer ab. Was wenn sie einmal wegsah und der Herr diese Ablenkung nutzte, um etwas verdächtiges - und damit sei gemeint, etwas überaus interessantes - zu vollbringen? Nein, er würde zumindest die kommenden paar Minuten bis zum Fuß des Bergpfades mit einem neugierigen, alles aufsaugenden Blick, der an seinem Nacken haftete, leben müssen. An ebenjenem Ort angekommen, blieb das Fräulein jedoch stehen, vermochte es keinen weiteren Schritt mehr zu gehen. Tatsächlich ließ sie von ihrem kurzzeitigen Weggefährten einmal ab, um den ungesicherten Weg zu betrachten. Sie kannte ihn bereits, sie würde den steinigen Pfad zu jedem Anlass, der sie in die Stadt führte, nehmen müssen, schließlich hauste sie in den Tiefen der Grotte, welche sich an der Spitze befand. Und doch weigerte sich die Vampirdame jene Straße auch nur zu betreten. »Hmm... Wir sollten woanders hingehen« Langsam befreite sie ihre Arme, führte die eine Hand nachdenklich zum Kinn. Ihnen kam eine Vielzahl von Menschen entgegen, vermutlich hatten die beiden sich zu spät aufgemacht, um das natürliche Spektakel voll und ganz genießen zu dürfen. Auf einer Ferse wirbelte das Blondchen in die entgegengesetzte Richtung, begann jedoch stutzig zu werden, als das Gegenüber kaum eine Reaktion zeigte, »Erde an Azel, bitte melden~« Vorsichtig trat die Sängerin an den Mann heran, winkte ihm vor seiner Nase zu, begann verschmitzt zu grinsen. War der Herr etwa mit offenen Augen im Stehen eingeschlafen? Oder reagierte er aus reinem Trotze nicht? Das Fräulein starrte ihn noch einige weitere Sekunden an, wandte sich dann allerdings recht rasch ab. Langweilig. Ein Objekt, das sich nicht rührte, war keiner Beobachtung wert. »Ich werde mich hier dann einmal verabschieden; wir sehen uns an der Schmiede!«, mit diesen Worten trat die weiße Iris in die heimkehrende Menge ein, suchend nach einer neuer Bekanntschaft, die unter die Lupe zu nehmen war - Die Nacht war noch jung und bei weitem nichts ungewohntes für ein Wesen, das traditionell in dieser hauste.

    ► ???

     

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    #17 - {Raven & Vishnal}

    ◄ Der Platz des Volkes


    Eher wehmütig, von jedweder Motivation verlassen, trottete das Fräulein eine eigens ausgewählte Straße entlang, welche das Zentrum der Stadt - in dem auch die Schmiede hauste - mit der Ostküste verband. Ihr Blick richtete sich nicht wie üblich, auf das was sich vor ihr auf etwaiger Augenhöhe enthüllte, sondern eher auf den doch recht erdigen Weg unter ihren Füßen. Tatsächlich empfand das Halbwesen eine minimale Freude darin, den kleinen, unförmigen Steinchen, die ihren Gang kreuzten, wie ein junges Kind mit dem Fuß einen Stupser in die eingeschlagene Richtung zu geben. Tatsächlich empfand sie Freude, wo es sich doch vollkommen falsch für sie anfühlte. Seit jenem Ereignis vor... Ach, wie viele Tage waren denn vergangen? Raven wusste die Antwort nicht so recht, hatte sie sich schließlich nach der miserablen Überraschung schnellstmöglich in das werte Heim begeben, sich dort verbarrikadiert. Statt über den Messerstich in den Rücken seitens Micah nachzudenken, versuchte sie das unangenehme Gefühl so weit es ging zu überbrücken und widmete sich stattdessen der angestauten Arbeit. Ein langgezogener Seufzer flüchtete ihrer Kehle. Schon wieder. Schon wieder verschwendete sie einen Gedanken an die Ereignisse. Schon wieder sah sie das vermeintliche Paar vor ihren Augen, wie vertraut sie miteinander sprachen, wie sie tanzten, wie ihre Lippen sich langsam zusammenschlossen. Mulmig war das Befinden, welches sich in ihrer Magengegend breit machte. Seit dem Fest hatte sie den Schmiedebetrieb nicht mehr verlassen. Seit dem Fest bemerkte sie eine bedrängende Leere. Als hätte man ihr einen Wunsch erfüllt und binnen weniger Sekunden eiskalt erschlagen - Nun, so war es schließlich auch.
    Und dennoch... Dennoch war sie hier, stand in der Natur. Einen Vogel konnte man nicht ewig in einen eisernen Käfig einsperren, irgendwann würde ihn das Verlangen nach Freiheit plagen, in den Wahnsinn treiben, irgendwann würde er Reißaus nehmen - Und man stelle sich vor: Dieser Fall war nun eingetreten. Eigentlich hatte Raven sich erhofft, dem hiesigen Strand einen Besuch abstatten zu können, wenngleich sie gewiss doch einige Meter Abstand von den schlagenden Wellen genommen hätte, um einen weiteren... Unfall zu vermeiden. Allerdings blieb sie auf dem riesigen Gelände der heimischen Farm stehen - oh, hätte sie gewusst, das ein gewisser Schafskerl hier lebte - und warf den gedeihenden Ernten einen interessierten Blick zu. Doch was sie noch viel mehr fesselte, war in der Tat das prächtige Blumenmeer, welches das Farmerhaus versteckte. Sie schienen gut gepflegt, die Farben strahlten förmlich und zauberten der Schmiedin wahrlich ein Lächeln auf die Lippen, das erste aus ganzem Herzen seit dem bedrückenden Vorfall. Erfreut kniete der Phönix sich nieder, um ebenjene besser betrachten zu können, strich vorsichtig mit einer Hand über die zarten Blütenblätter eine Exemplares.
    Etwa zeitgleich fand jedoch eine weitere Person ihren Weg auf die Farm, ein Herr mit hellblauen Haaren, in relativ fein wirkenden Stoffen gekleidet, obgleich er definitiv nicht nach einem der heimischen Adelskinder aussah. Dennoch war dies genug, um die junge Dame aufschrecken und einige Schritte zurückspringen zu lassen. Sie wollte etwas sagen, wusste jedoch nicht so recht, wie sie es hätte anstellen sollen, wenn die Kehle sich von einer hauchdünnen Schnur umschlungen fühlte. Wortlos wandte sie sich von der kommenden Gestalt ab, dem farbenfrohen Meer hingegen zu. »... Ich beneide euch«, es war ein sanfter Ton, den der Rotschopf da anschlug, sanft genug, um sie nahezu unwissentlich das Gespräch mit dem Fremden suchen zu lassen, »Sie sind prächtig, finden Sie nicht?«


    [size=8]// ICH HAB ES DOCH NOCH HEUTE GESCHAFFT FTW Ich... hoffe, du kannst was mit damit anfangen? D:

    Ayyy, ich hoffe, dass das vorerst meine letzte Abwesenheitsmeldung wird Auch wenn's wahrscheinlich eh niemanden interessiert>___>
    Ich bin ab morgen, also dem 29.07. bis zum 05.08. in Berlin ein paar Freunde besuchen und direkt danach das Wochenende auf der gamescom~
    Also insgesamt bis zum 10.08.
    Danach gibt's irgendwann wieder Langzeitbesuch (erks), was mich jedoch nicht groß aufhalten sollte.


    Ich hoffe, dass ich danach endlich wieder aktiver werde, haha.. "

    So.
    Erstmal an alle, die in irgendeiner Form auf mich warten mussten oder müssen, weil ich's verpennt hab, bescheid zu sagen: Eine riiiiiiesige Entschuldigung. v____v
    Es gab den üblichen Abistress und anschließend noch Vorbereitungen für.... Sachen. Sagen wir "Sachen", Sachen klingt nett.



    Abschließend darf ich mich aber wohl direkt wieder abwesend melden, weil ich irgendwann die nächste Woche eine Prüfung wiederholen darf, dafür lernen muss und danach direkt für drei Wochen Besuch kommt, der mich durch halb Europa schleppen will, hurra \ m /
    Idk bis wann genau es geht, es ist mir gerade auch ehrlich eher egal...


    Sollte es zum Ausmisten kommen: Tragt mich aus, tragt mich nicht aus, mir schnuppe.


    Mit einem leichten, dennoch bemerkbaren Hauch von Empörung stieß sie ihre Zahnreihen aufeinander, eine Wucht, mit der sich die minimal gespitzten Fänge förmlich ineinander bohrten. Auf einmal erschien ihr jener überaus geniale Plan gänzlich unsympathisch geworden zu sein, zerstörte sie nicht nur ihre weißen Beißer, um ihrem Ärger freien Lauf zu lassen, sondern gab auch ein leises, angespanntes Geräusch, einem Knurren fast schon gleichzusetzen, von sich. Zeitgleich zog sie die blonden Augenbrauen in die Tiefe, funkelte in ihren weinroten Augen doch die schiere Unzufriedenheit - Welch' einen Tölpel von zeitweiligen Diener hatte die versierte Hexe da bitte aus der Menge herausgepickt? Welch' ein trotteliger Diener entpuppte sich binnen weniger Sekunden denn freiwillig als absoluten Narren und zog mittels eines sarkastischen Tones über seine erhabene Herrin her? Sherry bediente sich eines tiefen Atemzuges, schüttelte angestrengt das Haupt. Sie würde ihm zukünftig noch die Leviten lesen müssen. »Nun, man scheint der durch und durch sympathischen Frau auch keinen gebürtigen Respekt zollen zu können«, entgegnete die Gelockte dem Manne anschließend, gewiss doch mit einer herrischen, vielleicht auch beleidigten Tonlage betont. Unglaublich! Was konnten diese Normalsterblichen heutzutage auch noch? Nun, von dem unnützen in der Gegend rumstehen und dem Bedienen einer neumodischen Fernbedienung einmal abgesehen. Tss! Elendige Jammerlappen! Dabei war es doch für jeden Blinden ersichtlich, dass sie, Sherry van Liechtenstein, eine Persönlichkeit war, der man unter Furcht hatte gehorchen müssen! Aber dieser Kauz..? Schnell hob die arrogante Magierin ihr spitzes Kinn an, ließ das hübsche Näschen in die Höhe schauen und schloss die Augenlieder, nur um einige Sekunden später eines der Seelenfenster wieder zu offenbaren. Ebenjenes legte seine Aufmerksamkeit auf den Schwarzhaarigen, neugierig, sichergehend, dass er nicht doch plötzlich schlotternde Knie bekam und vor lautem unerträglichen Schiss von dannen zog. Er missfiel der Blonden bereits jetzt schon. Aber... Mumm hatte er definitiv, das musste man ihm lassen - Immerhin besaß nicht jeder dahergelaufene Mensch den Mut ihr mit einer Portion Sarkasmus zu begegnen. Achja, Tapferkeit... Eine Eigenschaft, nein, eine Gabe, welche sie sehr schätzte, aber dennoch absolut lästig fand, erlaubte genau dieses Merkmal doch gerade all die frechen und am besten aus dem irdischen Raum zu verbannenden Tätigkeiten und Reaktionen wie eben die seinige.
    Anschließend öffnete Sherry auch den zweiten Zugang zu ihrem vor Selbstbewusstsein glänzenden Augen, zückte sie währenddessen doch eine Hand unter ihrem schwarzen, seidenen Umhang hervor und schlug mit dieser in eine Richtung, »Husch, husch! Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!« Bei ihr handelte es sich schließlich um eine vielbeschäftigte Hexe, die stets irgendwelchen hexentypischen Tätigkeiten nachging! Zum Beispiel...! Zum Beispiel...? Es erfolgte ein knappes Räuspern ihrerseits. Zum Beispiel suchte sie nach den besten und effektivsten Zutaten für ihre faulen Tränke, mit denen sie eine Vielzahl von Effekten erzielen könnte..! Oder, ja, sie manipulierte die unsichtbaren Stränge zweier Menschen, um einen verheerenden, für sie unglaublich amüsanten Streit herbeizuführen! Oh ja, sie war in der Tat eine vielbeschäftigte Hexe! Jedenfalls, um auf die vorherrschende Situation zurückzukommen, schien der werte Herr von der Hetze genügend Wind bekommen zu haben, um nach gefühlt hunderten Jahren endlich seinen Allerwertesten in irgendeine Richtung zu bewegen - Zu der Überraschung, wie auch dem Wohlgefallen der selbsternannten Herrin. Tatsächlich rechnete sie bei einem derart unverschämten Mann wie dem vor ihr stehenden eher mit noch mehr Tumult und Trotz, als sie im Endeffekt begegnet war. Dies ließ das kurzzeitige Werkzeug natürlich in der Gunst der schadenfrohen Rotäugigen steigen, schien es denn trotz aller vorigen Eindrücke durchaus in der Lage zu sein gehorchen. Ja, so, genau, so gehörte es sich! Nachträglich begann ein stolzes, typisch arrogantes Lächeln die blassen Lippen zu umspielen, mit welchen sie sich sogleich daran machte der Wünschelrute auf der Suche nach der gewünschten Literatur zu folgen, abermals ein selbstbewusstes Marschieren. In dem Sinne war das Werkzeug wohl doch nicht so unbrauchbar und eingerostet, wie zunächst erwartet, brachte es es doch überraschenderweise fertig, sie in eine passende Ecke zu führen. Und wer weiß, wäre der Schwarzhaarige wohl ein klitzekleines bisschen kleiner gewesen, so hätte die Hexe ihm im Vorbeigehen wohl einen lobenden Klopfer auf den Kopf oder die Schulter gegeben, wenngleich sie selbst damit noch ein wenig gerungen hätte. Stattdessen warf sie ihm einen billigenden, dennoch keineswegs dankbaren Blick zu, gleich dem schlagartig verblassten Lächeln. »An den Manieren musst du noch arbeiten«, schroff, abweisend kommentierte sie abermals das vergangene Verhalten des Fremden - Ach, welch' Ironie es doch war, dass es gerade aus ihrem Munde kam, aber nun... Nicht jeder hatte den Kodex einer idealen Hexe zu befolgen.
    Wie dem auch sei... Mit schnellen Schritten näherte die Dame sich den gefüllten Regalen, legte die Hände an die Hüfte und ließ die Blicke über die sichtbaren Titel schweifen. »Was stehst du so dumm in der Gegend rum?«, fauchte sie dabei kopfschüttelnd, würdigte das Werkzeug mit den goldbraunen Augen keines einzigen Blickes, »Los, los, ich benötige Werke über den Wald!« Ursprünglich hatte sie geplant, dem Unbekannten, dessen Namen sie nicht einmal im entferntesten in Erfahrung bringen wollte, die ganze Arbeit zu überlassen und sich währenddessen in einer Ecke zu entspannen, aber nun... Es kam, wie das Schicksal es wollte, nicht?

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    #17 - {Lest & (Kohaku)}
    ◄ Der Platz des Volkes


    »... Kohaku?« Vor nicht allzu langer Zeit war der Blonde dabei gewesen, die vielseitigen Verkaufsstände am Platz des Volkes gemeinsam mit seiner kurzgeratenen Freundschaft abzuklappern, in der Hoffnung bald endlich etwas Essbares zwischen die Zähne zu kriegen. Doch nun...? Etwas verwirrt gab der junge Herr seinen ihn tragenden Füßen den Befehl zum Halt, blieb kurz vor der Sternwarte stehen, um sich in aller Ruhe - inwiefern diese bei den Menschenmassen auch immer gegeben war - umzusehen. Erneut öffnete er die Kinnlade, sprach mehrmals hintereinander den Namen der Grünhaarigen aus, stets begleitet von einem ernsteren, fragenden Ton. Am Festplatz hatte das Duo die spontane Entscheidung getroffen, den strömenden Scharen bis auf das Observatorium zu folgen, auch hatte das zierliche Fräulein ihnen ein fröhlich züngelnde Fackel besorgt. Seufzend packte Lest sich mit der rechten Hand an die gerunzelte Stirn, fuhr sich durch die dünnen, grünlich blonden Haare, ehe er anschließend das Haupt schüttelte. Nein. Nein! »Das kann doch nicht wahr sein!«, stieß der selbsternannte Abenteurer lediglich verärgert auf, ließ sich sogleich auf den harten, steinigen Grund des Bergpfades plumpsen. Dort angekommen, zog man gewiss doch die langen Beine zu sich, faltete sie, um in die gemütlichere Position eines Schneidersitzes zu gelangen. Zusammen hatten sie ebenjene Entscheidung getroffen - Zusammen. Und nun? Das, was man da vorfand, hatte keinesfalls die Form von zwei menschlichen Gestalten, viel mehr eine einzige. Das kleine, sorgenfreie Mädchen? Nein, das war es nicht, weder an seiner rechten, noch zu seiner linken. Tatsächlich hatten sie sich wohl in dem Gedrängel der wandernden und plaudernden Menschen verloren und waren... nun, offensichtlich getrennt voneinander. Neugierig starrte Lest in die Reste ebenjener Leute, versuchte seine Begleitung für den heutigen Abend inmitten derer ausfindig zu machen: Er war überzeugt davon, dass Kohaku früher oder später unter ihnen auftauchen würde, vielleicht ein wenig durcheinander und orientierungslos, aber dennoch anwesend - Ja, ja, genau! Bestimmt würde sie taumelnd aus den Massen hervorkommen und punktgenau vor ihm landen! Und nur wegen dieser einzigen Möglichkeit hatte der junge Herr sich vor dem zur Picknickwiese degradiertem Observatorium hingesetzt, um nun einmal zu garantieren, dass sie nicht aneinander vorbeilaufen würden.
    Allerdings... Gelangweilt legte der Dunkeläugige den schweren Kopf in den Nacken, betrachte noch immer einsam und verlassen die tiefblaue, nahezu schwarze Himmelsplane, auf der immer mehr und mehr kleine Lichter auftauchten und lieblich vor sich her funkelten - Wahrlich ein schöner Anblick, der in Gesellschaft von ein paar guten Bekannten oder seiner überfürsorglichen Schwester sicherlich noch besonderer gewesen wäre. Entmutigt ließ der Kurzhaarige sein Haupt senken, musterte fortan nicht mehr den endlosen Sternenhimmel, sondern stattdessen den staubigen Felspass unter ihm. Welch' eine jämmerliche Verschwendung! Aber... Aus heiterem Himmel schnellte ein Händepaar auf das Gesicht des jungen Mannes zu, je eine links und rechts, waren es überraschenderweise doch seine eigenen Fingerchen, die ihrem Besitzer da eine nicht gerade sanfte Ohrfeige verpassten. Augenblicklich sprang der Abenteurer auf, stand fest und sicher auf den eigenen Beinen und stemmte stolz die zu Fäusten geballten Patscherchen in die Hüftgegend - Nicht entmutigen lassen! Positiv und gelassen an den Tag gehen! Aus jeder Situation das beste machen! Eine Vielzahl von motivierenden Sprüchen schoss blitzartig in der wirren Gedankenwelt des jüngeren Geschwisterkindes auf, einige davon wurden irgendwo einmal aufgeschnappt, anderer hingegen waren schlichte Geburten so mancher Hirngespinste, die der Herr besaß. Kurz darauf erfolgt ein zufriedenes, fast schon glückliches Nicken - nicht, dass das plötzliche Verschwinden von Kohaku vergessen war, eher öffnete es die Pforten neuer Türen, die es ausgiebig zu erkunden galt! Mehr oder minder energiegeladen kramte Lest also das Geschenk der verloren gegangen Bekanntschaft aus den geräumigen Taschen, faltete das wertvolle Stück mit penibelster Vorsicht - was wenn es anreißen würde? - auf und steckte sogleich die neugierige Nase tief in das neue Kartenexemplar. Die violetten Augen hatte er dabei fast schon zugekniffen, versuchte er doch so viel wie möglich auf dem Papier zu erkennen, was - um genau zu sein - bei der Dunkelheit der nahenden Nacht nicht unbedingt eine einfach Aufgabe war.

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    #16 - {Raven & (Micah) & (Cecilia)}


    Ein klarer Messerstich war es, nein, mehr als nur ein einziger. Tief und klaffend, ein Bringer der Schmerzen. Ein jedes ihrer Worte, allein die bloße Präsenz stach zu, unaufhörlich, immer und immer wieder. Ohne sich eines Wortes zu bedienen wandte Raven sich von dem Fräulein ab, mit welchem sie ihre einstige - vielleicht noch existente - Liebe erwischt hatte. Die kalte Schulter sollte es sein, ihren Anblick empfand die Schmiedin als störend, eine Komponente, die zu jenem Moment einfach nicht an Ort und Stelle sein sollte. Augenblicklich wirbelte die Rothaarige zu dem Blonden um, starrte ihn stillschweigend in die marineblauen Augen. Wieder stach das erbarmungslose Messer zu. Zögerlich biss sie sich auf die Lippen, zog die Augenbrauen zusammen. Sie wartete, wartete auf eine Antwort. Das war alles, mehr verlangte sie doch nicht - Waren die Erwartungen dennoch zu viel? Erneut erfolgte eine Wunde. Er öffnete sein Mundwerk, etwas hastig, schlug einen ernsten Ton an. Ein ernster Ton, huh? Abermals veränderte sich der Gesichtsausdruck der jungen Dame, jenes eiskalte, erstarrte Gesicht nahm auf einmal eine kaum deutbare Form an, vereinte sämtliche Emotionen, die sich sonst nur unter einem felsenfesten Mantel versteckt hielten: Ein wenig Trauer, eine offensichtlich große Enttäuschung, die Ratlosigkeit, peitschende Wut, auch ein gewisser Anteil an absoluter Abscheu spiegelte sich in den zarten Zügen wieder. Sie wartete, wartete auf eine Antwort. Eine Antwort? Die bekam sie nicht. Ein tiefer Atemzug. »Du hast auch nichts besseres zu tun, oder?!«, fiel das Halbmonster ihrer männlichen Bekanntschaft lauthals, empört ins Wort, festigte zeitgleich die zittrigen Fäuste. Man verschwieg ihr eine erlösende Antwort, ignorierte die zerfressenden, zermürbenden Fragen, die Qualen, welche über ihnen prangten... All dies, um stattdessen sie in Schutz zu nehmen..? Langsam begann die Schmiedin ihr Haupt zu schütteln, abgeneigt, entrüstet, ablehnend - Ja, so war es wohl. Eines Tages war er spurlos verschwunden, ohne ein Wort des Abschiedes, ohne eine Ankündigung, ließ zurück nur mehr eine Stille, ein Vakuum voller Fragen, denen er nun ganz ungalant auswich. Ihre Welt wurde Schritt für Schritt eingenommen, angenagt, Illusionen und Lügen, welche sie sich unterbewusst selbst einredete, gewannen die Überhand. Sie vereinten sich, verschmolzen.
    »Sag mir doch einfach nur, warum...«, in einem deutlich leiseren, sanfteren Tone setzte Raven zum Worte an, vermied den Blickkontakt zu ihrem Gesprächspartner... War es Furcht? Instinkt? Tatsache ist, dass der Phönix seine Forderung letzten Endes nicht ausformulieren konnte, meldete sich doch allen ernstes noch die eingeschüchterte Maus mit Namen zu Cecilia zurück. Zaghaft, vielleicht ein wenig überrascht oder angenervt wirbelte die Rothaarige um und sah besagte Elfe an. Der dünne Leib dieser bibberte, bebte, auch in ihrer Stimme spiegelten sich diese Beobachtungen wieder. Die Zeit verging nur stockend, als stünde sie still und dennoch bildete sich ein Hauch von Schnelle in der Luft, als würden sämtliche Ereignisse schlag auf schlag folgen: Schreiend verkündete die Bedienstete, dass das Fass übergelaufen sei, nahm anschließend Reißaus und verschwand in der Menschenmenge. Weg. Weg war sie, der Störenfried. Raven schwieg, ihre Züge veränderten sich nicht. Sicherlich hätte ihr die Überraschung dick und fett auf der Stirn stehen sollen, vielleicht wäre es auch ratsam gewesen, der Dame lauthals den Namen hinterherzurufen, vielleicht hätte man sie stoppen sollen, vielleicht... Aber sie tat es nicht. Für einen kurzen Augenblick schloss die Langhaarige die schweren Lieder, schluckte, ehe sie dem Herren neben sich einen knappen Blick zuwarf - Wie reagierte er? Ob er seine (ehemalige?) Freundin dafür anschreien würde? Ob er sich in all den Jahren der Ungewissheit so sehr verändert hatte? Bestimmt würde er ihr hinterherlaufen, es war immerhin Micah, der trottelige, fürsorgliche Sonnenschein, der Raven schon in der Vergangenheit ans Herz gewachsen ist. Etwas entmutigt senkte die Blauäugige ihr Haupt, wollte so viel sagen, brachte dennoch kein Wort, keine einzige Silbe zustande.
    Nach einigen Sekunden des angespannten Schweigens wandte das Halbmonster sich dem anderen abermals zu, seufzte. »Wir reden ein anderes Mal weiter«, schroff war ihre Tonlage, ein melancholischer Unterton hatte seine Finger im Spiel. Es hatte keinen Sinn ihn hier und jetzt in die Enge zu treiben, ihn gnadenlos auszufragen... Vielleicht, nein, hoffentlich würde das nächste Treffen unter idyllischeren Umständen stattfinden. Ihr Zorn bestand noch immer, würde auch noch weiterhin bestehen. »Ich erwarte Antworten« Erneut senkte sie ihr Haupt, begann in eine willkürlich gewählte Richtung zu gehen, mit jedem Schritte nahm ihr Tempo zu, laufen, rennen, rasen. Sie würde warten müssen. Sie würde auf bessere Gegebenheiten hoffen müssen.

    ► ???


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    #5 - {Iris Blanche & (Kyle) & Azel}


    Mit dem dezenten, ein wenig spielerischen Lächeln entgegnete das junge Fräulein seinem Gegenüber, einem generösen Spender, welcher ihr wohl den Tag gerettet hatte. Tatsächlich knickte jenes stets aufgesetzte Grinsen jedoch für den Bruchteil einer Sekunde ein, schief, unansehnlich, gepaart mit einem überraschten Schlag mit den Wimpern. Iris drehte ihren Kopf leicht zur Seite, ließ den Blick nicht von dem Rotschopf ab, als wolle sie etwas hinterfragen, nicht weiter wissen. Auf ihre Frage nach dem Anlass des Geschenkes begegnete der Herr lediglich mit weiteren Fragen - Trieb da jemand etwa ihr eigenes, kleines Spielchen mit ihr? Erneut blinzelte die Blonde ihren Gesprächspartner an, faltete die Hände locker vor dem Brustkorb zusammen, spielte mit den blassen Fingerchen. Wahrlich ein hervorragender Konter! Gedanklich erfolgte ein zufriedenes Nicken: Ja, ja, diese rein aus Spontanität entstandene Bekanntschaft hatte das Potenzial ihr Interesse zu erwecken - Nicht, dass Menschen als solche gänzlich uninteressant waren, nein, viel mehr gab es unter ihnen hin und wieder ein paar wenige, welche mit ihrem Verhalten aus der Reihe tanzten, anziehend waren. »Eine durchaus gute Persönlichkeit, die ein bisschen zu viel Geld in ihren Taschen hat, huh?«, flüchteten die leisen Worte ihrer Kehle, mehr eine Anmerkung an das nicht existente Notizbuch der Gedankenwelt, als eine tatsächliche Frage, die an den Rotschopf ging.
    Anschließend enthüllte ebenjener seinen Namen, forderte den ihrigen. Blanche zog unwissend eine hellblonde Augenbraue in die Höhe, ließ zugleich eine Periode des Schweigens zu. Ihr Name? Was hatte ein Name schon zu bedeuten? Was konnte er dem Fremden, oder auch Kyle, geben? Sicher, sie hatte zuerst nach dem seinigen gefragt, wollte der Kategorie "Rotschopf" einen besseren, passenderen Titel schenken - Doch ob es auf seiner Seite gleich war? Augenblicklich ließ Iris eine Hand neben den Kopf schweifen, deutete mit dem Zeigefinger demonstrierend auf sich selbst und zwinkerte dem jungen Mann zu, streckte schelmisch die rosarote Zunge aus, »Ach, ich weiß nicht. Es wäre doch allzu langweilig, würde ich dir meinen Namen einfach so nennen, nicht wahr?« Tatsache ist, dass das Fräulein keineswegs die Absicht hatte, sich ihrem Beobachtungsobjekt so schnell vorzustellen, viel lieber testete sie doch die Grenzen aus - Toleranz war schließlich auch eine nicht ganz zu vernachlässigende Information, nicht wahr?
    Kyle jedoch ging nicht weiter auf die neckischen Spielchen der Blonden ein, stellte anstelle dessen doch weitaus lieber eine allem Anschein nach willkürliche Frage in den offenen Raum. »Die Schmiede..?«, unsicher nahm die weiße Iris wiederholend die Worte des Braunäugigen in den Mund, führte den soeben gerührten Zeigefinger nachdenklich zu ihren rosigen Lippen. Sie hatte zuvor noch keine Gelegenheit gehabt, Trampoli zu erkunden, war sie doch lediglich aus einer Reihe von Zufällen auf die Idee gekommen, sich dort niederzulassen - Entsprechend bot die Einladung des Gesprächspartners eine perfekte Chance, um dem zu tun. Aber eine Schmiede? Kichern. »Du scheinst einen merkwürdigen Geschmack zu haben« Auf der Ferse drehte die Vampirdame sich zur Seite, warf einen knappen Blick in den düsteren Sternenhimmel, der sich zu jener Zeit offenbarte. Eine Schmiede war mitnichten der ideale Ort, um erheiternde Konversationen zu führen, eher ein Gebäude, in dem man sich Waffen holen könnte, um sich selbst mit dem Blut zahlreicher Monster beflecken zu können, aber... Aus den Augenwinkeln beobachtete Iris den Rotschopf, sowie seinen stillen Gefährten, »Ich werde da sein!«
    Nachdem er schließlich seine Antwort erhalten hatte, wandte Kyle sich genau jenem zu, reichte ihm einen geringen Anteil seiner frisch gekauften Lebensmittel. "Azel", dies war der Name, mit dem man den Blauäugigen vorstellte. »Sehr erfreut«, nahezu zeitgleich erfolgte eine angedeutete Verbeugung, betreut durch das übliche Lächeln. Zugegeben, die junge Dame wusste nicht so recht, wie sie den schweigenden Kameraden einzuordnen hatte, genau genommen besaß sie schließlich kein Wissen über ihn - Umso mehr war jedoch ihre hungrige Neugier geweckt, wusste man etwas nicht, galt es immerhin möglichst viel darüber in Erfahrung zu bringen nicht? Letztlich verabschiedete der Rothaarige wie angekündigt, verschwand bei Ausgabe der erleuchtenden Fackeln in der Menschenmenge und ließ seine beiden Bekanntschaften alleine zurück. »Nun... Wird sich der Herr ebenfalls blicken lassen?«


    ◄ Der Nebelwald


    Groß wirkte sie, die Stadt, groß genug, um eine Menge Bewohner beherbegen zu können, doch zugleich längst nicht groß genug, dass man von den neusten Technologien und den fortschrittlichsten Hochhäusern hätte sprechen können. Sherry betrat zum ersten Mal die Stadt, welche sie sich als temporäre Raststätte zwischen all den Möglichkeiten auserkoren hatte, durchsuchte - zugegebenermaßen - lediglich einen mickrigen Distrikt dessen, was sich in den Mündern mancher Passanten als "Riverport" bezeichnete. Sie irrte nicht lange durch die Gegend, ganz gewiss nicht so lange, wie sie sich vorher im dunstreichen Gehölz aufgehalten hatte, nein, zu ihrer Überraschung traf sie fast schon unmittelbar nach Verlassen der Ansammlung sämtlicher knorrigen Bäume der Umgebung auf ein unauffälliges Gebäude im Westen der Stadt. Unauffällig. Ja, das war es in der Tat. Unscheinbar und klein. Als würde es jeden Moment von den moderneren Gebäuden, die es fleißig umgaben und umzingelten attackiert, geteilt und zerfressen werden. Es entpuppte sich als graues Mäuschen, das nur stumm in der Ecke saß und vermutlich häufiger übergangen wurde. Wie ein Schatten, den man keine Beachtung schenkte. Und doch - oder gerade weil dem so war? - stach das mickrig scheinende Backsteinhaus in die Augen derer, die andernfalls wortlos daran vorbei gegangen wären. Es schlichtweg anders. Nach einer kurzen Periode des Zögerns stolzierte die Hexe auf die zierliche Bibliothekstür zu, riss sie dank der Desinteresse an möglichen Schäden mit voller Kraft so weit wie möglich auf und lauschte amüsiert dem wenig später auftretenden Knall, der durch die Bücher gefüllten Hallen schallte. Vielleicht warfen die wenigen, anwesenden Person, an der bloßen Hand abzählbar, wie es schien, ihr irritierte oder gar missbilligende Blicke zu, vielleicht würde auch jeden Moment eine alte, schrumplige Dame auf sie zu laufen und ihr eine Standpauke halten, aber... All diese Szenarien waren in den tiefroten Augen der Magierin nicht mehr als unwichtige Details, Feinheiten, die einen am Ende so oder so nicht interessierten, weil sie eben so klitzeklein waren - Genau genommen entlockten sie der gehässigen Frau nicht mehr als ein Zucken mit den schmalen Schultern. Schwache Wesen wie Menschen plauderten doch sowieso nur den gesamten Tag vor sich hin, sie plauderten und plauderten und plauderten über Themen, welche am nächsten Tag, nein, gewiss schon innerhalb der darauffolgenden Stunden längst in Vergessenheit gerieten. Und sie starrten. Sie starrten Dinge gerne einmal an, weil sie neugierig waren oder sich nicht beeindruckt von etwas gaben - So unbeeindruckt, wie auch Sherry zu den potenziellen Tuscheleien hinter ihrem Rücken stand. Wenn es sie störte, würde sie eingreifen, so simpel gestaltete dies sich, nicht wahr?
    Jedenfalls marschierte die versierte Dame durch das Herz des Gebäudes, wollte schnurstracks, ohne erneute Störenfriede oder ähnlichem, ihr Ziel erreichen, suchte sie doch eifrig nach Sachtexten, Büchern, die über die Stadt und ihre Umgebung schrieben, die eventuell von ihrer achso tollen Geschichte erzählten und mit überragenden Ereignissen, die dort stattfanden, prahlten. In Gedanken kitzelte allein dies ihr ein lautes Ächzen aus der Kehle. Schrecklich. Ja, schrecklich und dumm! Wer wollte schon über die Vergangenheit einer Siedlung aus einer Vielzahl von deutlich interessanteren aufgeklärt werden? Sherry wünschte sich jedenfalls keine Schulung. Nein, was sie primär suchte, waren Werke, welche von dem Nebelwald berichteten, dem Forst, den sie auf schnellen Schritten verlassen hatte. Sie wollte nichts über die facettenreiche Artenvielfalt in dem Hain erfahren, wollte auch nicht von den vielen Baumarten lesen, nein, sie wollte alte Schlösser, erhabene Bauten, die im Laufe des modernen Wandels verwitterten und aus dem Gedächtnis gestrichen wurden, an das hell leuchtende Tageslicht holen! Auch dieses Ziel setzte sie sich ganz gewiss nicht, wegen einer ausgeprägten, archäologischen Neugierde, sondern viel mehr aus egoistischem Eigennutzen, aus einem Faible für alte, verfallene Häuser, die sich bewohnen ließen. Die Blonde grinste zuversichtlich, sicherlich würde sie dank dieser Schatzkammer voller Wissen ihren persönlichen Schatz bergen können! Allerdings... Blinzelnd stockte die Hexe, starrte in die teils leergefegten Gänge, die sich vor ihr eröffneten, betrachtete knapp die Schilder, welche grobe Themen und Genres angaben. Sie schüttelte den Kopf, schlug ungeachtet der Hinweisschilder irgendeine Richtung ein und... Fand sich kurz darauf in dem Esoterikbereich der Bibliothek wieder, unwissend, dass es sich hier um ebenjenes Themengebiet drehte, hatte sie sämtliche Hilfestellungen ja eiskalt ignoriert. Den Titeln schenkte das hochnäsige Fräulein nur kurzzeitige Aufmerksamkeit, war sie sich doch sicher, dass sie das gesuchte Etwas erkennen würde, wenn es ihren Blickbereich betrat - Nun, diese Einstellung hielt zumindest solange an, bis die Augenwinkel einen hochgewachsenen Mann in demselbigen Gang erspähten. Dieser schien den vor ihm aufgereihten Werken skeptisch gegenüber zustehen, immerhin wagte er es nicht einmal ansatzweise einen Versuch zu tätigen, die gebundenen Papiere überhaupt zu berühren. Doch davon einmal abgesehen wirkte er auf die Blonde kompetent genug, um als zwischenzeitliche Spielfigur in ihrem gewaltigen Unterfangen zu dienen. Suchte jemand anderes nach potenziellen Antworten, konnte Sherry selbst sich guten Gewissens ausruhen und nichts tun und würde vermutlich immer noch schneller an ihr Ziel kommen, wenn sie es selber tat - Ein genialer Einfall, wie die Rotäugige fand, immerhin erlaubte er es ihr gleich zwei Fliegen mit einer Klatsche zu erwischen! »Hey«, langsam näherte die Gelockte sich der Zielperson, deutete mit der linken Hand ein Winken, eine Geste der Begrüßung an. Mehr wagte das Fräulein jedoch nicht zu tun, stillschweigend stellte sie sich vor den Fremden, musterte ihn. Das vorige Lächeln auf ihren Lippen war bereits versiegt, über alle Berge, und sie machte auch keine weiteren Anstalten, eines aufzusetzen. Auf die meisten wirkte dies mit Gewissheit unfreundlich, respektlos, sie selber erachtete eine solche Ansprache hingegen als vollkommen gewöhnlich und natürlich - Die ideale Hexe war eine grimmige Botschafterin des Üblen, sie war schadenfroh, unfreundlich, hinterlistig, vielleicht ein wenig launisch und eigen. »Bring mich zu den Werken über die Stadt«, stumpf und grob entfleuchten jene Worte ihrer Kehle, sie strahlten nicht gerade Sympathie aus, hatten sie doch weitaus mehr von einem Befehl, als einer Bitte. Stolz war die Blonde, zu stolz, dass sie keineswegs im Dreck kriechend auf einen fremden Normalsterblichen zulaufen würde, um ihn nach einem Rat zu fragen - Nein, nein, lieber sollte der Herr sich geehrt fühlen, ausgewählt worden zu sein!


    Stillschweigend warf man den desinteressierten, zu Tode gelangweilten Blick in die Leere, in die Finsternis, welche zwischen den Schatten hoher, knorriger Bäume und dem stetig wachsenden Nebelschwaden gebildet hatte. Apathisch, emotionslos musterte sie die festen Wurzeln, die sich tief in die Eingeweide der Erde bohrten, die breiten und schmalen, die sich krümmenden Pflanzen, die dieses Gehölz freudig ihr Heim tauften. Vergnügt führte die Hexe ihre geschmeidige Hand an ihre blonde Locken, umwickelte die versierten Finger in ebenjene, spielte mit ihnen, wie die hochnäsigsten Frauen es in Filmen und Serien immer taten. Wollte man es genau haben, so gab Sherry sich alles andere als interessiert, wenn es um die gegenwärtige Situation ging - Hinter ihrem Rücken, ja, da stand noch immer das lästige Würmchen, tat, was auch immer jene unnützen Tiere taten: Er existierte, war lediglich da, vielleicht atmete er noch, aber das war keineswegs ein Ding der Aufmerksamkeit für die Rabenmutter. Seine Präsens war nicht einmal amüsierend, belustigend, eher empfand man sie als störend. Nicht nur, dass das mickrige Würmchen es gewagt hatte, unerlaubt ihren würdevollen Namen auszusprechen und ihn somit durch Dreck und wieder Dreck zu ziehen, nein, tatsächlich hatte der Braunhaarige auch noch die verhöhnende, spöttische Bezeichnung des Abfalls in den Mund genommen. Und als wären all diese Unhöflichkeiten nicht genug gewesen, meinte der dumme Narr zusätzlich auch noch, es wäre eine herrliche Begebenheit gewesen, um sie um eine Art Gefallen zu bitten! Nein, nein! Arrogant hob die Magierin ihr Haupt an, das Kinn in die Höh', wandte sich mithilfe einer simplen Umdrehung zurück an den idiotischen Dummkopf, welcher nun von einem Tauschgeschäft sprach. Unbeeindruckt zog Sherry die hellen Augenbrauen hoch, betrachtete den Herren, nein, die unwürdige Gestalt viel eher, mit abfälligem Augenmerk. »Tauschgeschäft?«, wiederholte sie nur stumpf die Worte des Fremden, verschränkte noch während der Rede die Arme vor der kaum ausgeprägten Brust, »Ein Würmchen, wie du es bist, sollte sich lieber seinen Artgenossen beim Rumstrampeln im Matsch anschließen, statt mit solchen Hirngespinsten anzukommen«. Missbilligend, fast schon an das Ende ihrer feinen Nerven getrieben, schüttelte die Rotäugige ihren Kopf, als stünde sie vor einem dummen Kind, welches nicht zwischen Spiel und Ernst unterscheiden konnte. Da bot ein nutzloser Schwächling ihr doch tatsächlich etwas wie einen Tausch an! Was sollte ein derart närrischer Schwächling ihr schon bieten können? Informationen über den Aufenthalt des Abschaums? Durch ihre Gedanken gellte ein weitaus verächtlicheres Gelächter, die Miene im eigentlichen Leben regte sich jedoch nicht ein bisschen. Diesen verstoßenden Fehlversuch wollte das Fräulein mitnichten wieder in Augenschein nehmen, nicht jetzt, die Zeit war noch nicht reif. Und selbst wenn sie sich eines Tages von diesem unglaublich absurden Verlangen jemals heimgesucht fühlen würde... Mit schnellen Schritten ging die gehässige Hexe an dem elendigen Wurm vorbei, klopfte ihm im Gang ihn nicht ernst nehmend auf die Schulter. »"Informant" willst du dich schimpfen?«, wisperte sie nur still in den geöffneten Raum hinein, »Man hätte meinen müssen, dass ein achso "ausgezeichneter Informant", sich vorher genaustens mit den Interessen seines Kunden auseinadersetzt«. Rasch zückte sie einen Zeigefinger, spielte auch weiterhin mit den golden schimmernden Strähnen. Wenn es jemals zu ebenjenem Bedürfnis kommen sollte, so hätte die Frau sich wohl schleunigst daran gemacht, dem Müll aufzulauern, ihm in bedrohlichen, doch unbemerkten Tempo zu folgen. Sie würde jagen, jagen bis das gewünschte Haupt seinen rechten Platz im bodenlosen Abgrund aller Fehler fand! Kurz gesagt sah Sherry keinen Grund, keinen Nutzen darin, sich auf den törichten Fremden einzulassen, war es in ihren blutig roten Augen doch nicht mehr als lästige Zeitverschwendung - Zeitverschwendung, ja, ja! Das war auch dieses Gespräch an sich! »Würmchen, ich werde wohl wissen, wann ich den Abfall beseitigen kann«, entkam es der versierten Zauberin nur trocken aus der Kehle, als der närrische Unbekannte seine vorerst letzten, an sie gerichteten Worte aussprach - Sicher, sie hielt viel von sich und ihrer besonderen Begabung, sie vertraute auf ihren gesamten Stolz, doch war sie keineswegs so dumm - wie eine gewisse andere Person -, sich von Leichtsinn geprägt in die Höhle des Löwen zu stürzen.
    Anschließend folgte eine langwierige Episode der Stille, schwiegen die beiden Teilnehmer des nur knappen, von Hohn geprägten Gespräches sich doch lediglich an. Ihre Blicken trafen sich nicht, sollten sich nicht treffen, dafür sorgte die Blonde mit einer grazilen Leichtigkeit. Die Zeit verflog, ging in das erdige Land hinein. Wer weiß, wie lange sie da standen und sich keinen Kommentar darboten? Wer weiß, wie lange es schließlich dauerte, bis die lang ersehnte Erlösung eintrat und der Fremde sich flott auf sein neumodisches Gefährt schwang, den nebeligen Wald ohne Worte des Abschiedes - nicht dass diese jemals verlangt wurden - verließ. Erleichtert räkelte die Gelockte sich, streckte sich ausgiebig, gähnte herzlich. Weg. Ha, weg! Endlich! Das zufriedene Grinsen eines Siegers zauberte sich auf die zarten Lippen der jungen Dame, welche der festen Meinung war, dass der plötzliche Abgang des Würmchens schlicht und ergreifend nur zwei Gründe hätte haben können - Entweder er hatte seinen gräuelichen Fehler eingesehen und war vor lauter Furcht von dannen gezogen oder aber auch er realisierte nach einer gefühlten Ewigkeit die Sinnlosigkeit des Gespräches... Nun, was auch immer es war, allein die Vorstellung beider Versionen hob die miese Stimmung der Frau zu genüge an. »Und nun..!«, mit eben diesen Worten wirbelte Sherry herum, starrte abermals prüfend in das Gehölz. Jetzt, wo der Störenfried beseitigt war, bot sich wieder genug Zeit, um sich dem eigentlichen Aufenthaltsgrund - der Suche nach einem alten Gemäuer, das sich als Heim missbrauchen ließ - zu widmen! Allerdings... Ein schwerer Seufzer erfolgte, ein Kopfschütteln darauf. Die Gewissheit, dass überhaupt irgendeine Art von Ruine aufzufinden war, bestand nicht, nicht im Geringsten, wie ihre vorigen Versuche es bereits bewiesen hatten. Nachdenklich setzte die Rabenmutter sich in Bewegung, gen Stadt wollte sie, wollte ein Archiv, eine Bibliothek oder dergleichen aufsuchen, wenn sie denn eine/s fand. Wenngleich sie nur ungern ihre Nase in die gebundenen Papiere steckte, so enthielten sie dennoch das Potenzial dazu, ihr einen klitzekleinen Hinweis zu geben - Achja... Hätte das Informantenwürmchen ihr doch eher ein zerfallenes Gemäuer anstelle des Wissens über ihre abgelehnte Tochter angeboten...


    ► Die Bibliothek "Bücherwurm"


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    #16 - {Lest & Kohaku}


    Wie wenn die überaus gewöhnliche Frage einen unheilbringenden Sturm entfacht hätte, wehte sie binnen weniger Augenblicke das strahlende Lächeln von den zarten Lippen des feinen Fräuleins. Es schien, als würde sie überlegen, in den verworrenen Gedanken ihrer Selbst vergebens nach einer nicht existenten Antwort graben. Zögerlich setzte sie zu Worte an, begann zu sprechen, wollte sagen, dass sie den Tag weiter als bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht geplant hatte - Allerdings wurde sie unterbrochen. Unterbrochen durch ein lautes Magenknurren, dass die Grünhaarige augenblicklich verstummen ließ. Ein kaum überhörbares Magenknurren, welches zunächst auch Lest dazu bewegte, ihr mit einem verdutzten Blick zu entgegnen. Ungehalten sprang das kurz verschollene Grinsen wieder auf und zauberte sich schnell auf die Lippen des jungen Mannes, an dessen Ohr lediglich das erheiternde Lachen der Freundin drang. Tatsächlich aber stimmte der Blonde wenige Momente später sogar ein, bot diese Situation ihm doch wirklich noch einen amüsanten Hauch! Genau genommen rechnete der Möchtegern-Abenteurer allerdings damit, dass auch seine Magengegend bald ein jähes Geräusch von sich geben würde - Immerhin war Kohaku für ebenjenen Tag seine einzig wahre Leidensgenossin gewesen! Immer und immer wieder hatte das schelmische Händchen der Schicksalsfrau einen "schrecklichen Unfall" geschehen lassen, der ihnen jede Art von Mahlzeit seit dem ersten Zusammentreffen ausschlug: Zunächst war da der Tee, der mit der kleinen Dame zu Boden fiel, und anschließend das wohl verdiente Mittagessen in der Taverne, das - dezent gesprochen - einer Stolperfalle zum tragischen Opfer fiel. Umso besser war es wohl, dass sein Magen ausnahmsweise einmal seine Instrumente beiseite ließ und sich nicht zu Worte meldete.
    Nachdem das Fräulein ihren durchaus gerechtfertigten Vorschlag also noch einmal offiziell in den vor lauter Menschen triefenden Raum geworfen hatte, wandte Lest sich jedoch mit einem nachdenklichen »Hmm..« von seiner Begleitung ab und ließ neugierige Blicke die Umgebung mustern. Wo... Wo genau hauste noch einmal der Speisehandel von zuvor? Der, der so schmackhaft riechendes Essen vertrieb? Der, der dem jungen Gesellen fast schon dazu trieb, seine Verabredung für einen Augenblick zu vergessen? Grummelnd nahm der Abenteurer sich eine der seinigen Hände zur Seite und raufte sich mit dessen Hilfe durch die mittellangen, blonden Strähnen. Er fand ihn nicht..! Über den Bruchteil so mancher Sekunden zog der Optimist die Mundwinkel in alle Tiefe, ehe er kurz darauf mit den Schultern zuckte. So appetitlich die Gerichte des besagten Standes auch waren, so wahrscheinlich war es auch, dass sie etwas anderes, interessantes fanden! Demnach blickte der Blonde sich auch weiterhin um, erspähte in einer entfernten Ecke einen Handel, der allem Anschein nach auf verschiedenste Arten und Weisen zubereitete Maiskolben verkaufte, während kleinere Menschenscharen mit süßen Kleinigkeiten vorbei trotteten. »Wollen wir uns auf die Suche nach dem unwiderstehlichen Schatz voller Süßigkeiten begeben?«, als stünde er auf einem Schiff auf hoher See und würde über das Meer schauen, hielt der junge Herr sich eine Hand an die Stirn und spähte in die Menge hinein, »Kandierte Äpfel oder so wären doch was Feines!« Entgegen des eigenen Vorschlages ließ Lest allerdings recht schnell von der Idee ab - So verführerisch die Welt der Süßigkeiten auch war, so sehr war ihm jedoch auch bewusst, dass ein oder zwei kandierte Äpfel keineswegs den Hungerstreik der Magengegenden beenden konnten. Nicht zuletzt dass diese Feinkost eine recht hohe Geldsumme einforderte. »Stockbrot vielleicht? Das scheint zumindest ziemlich gut zu sein!«, vorsichtig deutete er mit den linken Zeigefinger auf eine unfassbar riesige Anzahl an Lebewesen, die entweder dabei waren, ihr am Holzstab gebackenes Brot genüsslich zu verspeisen oder aber noch ungeduldig in der Schlange darauf warteten, ihres endlich in Händen halten zu können. Zugegeben, verdutzt hob der Helläugige seine dünnen Augenbrauen an. Seit wann war Stockbrot eigentlich so beliebt gewesen? Wann hatte dieser achso moderne Trend eingesetzt?
    Letzten Endes warf der Kurzhaarige seiner Bekanntschaft einen freundlichen Blick zu, ehe er sie rasch an die Hand nahm - nicht etwa wegen irgendwelchen tieferen Gefühlen, sondern viel mehr, weil er unbewusst befürchtete, das kurz geratene Mädchen zwischen all den Horden zu verlieren - und durch die freien Wege inmitten der Stände lief. »Sag bescheid, wenn du was leckeres siehst!«, rief er dabei im Laufen seiner Verabredung zu, musterte interessiert die ausgelegten Waren.


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    #4 - {Iris Blanche & Kyle & Azel}


    Überrascht, nahezu irritiert starrte Iris ihr rothaariges Gegenüber an, wenngleich sie ihn regelrecht imitierte, tief in die farbigen Pupillen des jungen Mannes blickte. Für gewöhnlich erachtete die Gesellschaft dies als unhöflich, hinterließ es bei dem betrachteten Gesprächspartner doch stets eine Art von Druck, wenn man ihm über eine gewisse Zeit lang in die Augen schaute - Es war ein Zeichen der ungehaltenen Ungeduld, welche mit den winzigen Füßen auf dem Boden tippelnd auf eine Antwort oder Reaktion wartete. Zugleich handelte es sich dabei jedoch nicht nur um eine Geste der ungeduldigen Abwesenheit jedweder Manieren, sondern ließe sich diese Handlung, das bloße Anstarren eines Lebewesens, sicherlich auch noch als Ausdruck der Faszination interpretieren. Faszination. Ja, wahrlich faszinierend fand die Vampirin die Augen ihres Gegenübers, die braunen Augen des Fremden, des Namenlosen. Ebenso faszinierend fand sie allerdings auch die Augen all jener Menschen, die auf dem blauen Planeten wanderten. Fröhlich summend lehnte die in weiß gehüllte Dame sich zurück und faltete die zierlichen Hände abermals ineinander. Augen. Man sagte ihnen nach, dass sie sowas wie die Fenster zur Seele seien. In Gedanken nickte das Fräulein sich selbst zu. Ja, ja, es reichte gewiss schon, lediglich einen knappen, ungeschulten Blick in ebenjene Iriden zu werfen, um, um allerlei Informationen aus der entsprechenden Person zu lesen - Gefühlslagen prahlten dabei selbstverständlich mit der goldenen Medaille. Und in den Augen ihres derzeitigen Gegenübers? Unschuldig blinzelte Iris den Mann an, prüfte ihn mit versiertem Augenmerk.
    Und... Wenn man es genau nahm, so erhielt die geschulte Beobachterin keine vollwertige Antwort, musste sie vor lauter Überraschung doch tatsächlich eine halbe Fußlänge zurückweichen. Nur trotzig musterte sie den goldgebrannten, herrlich duftenden Maiskolben, den das Beobachtungsobjekt ihr da plötzlich unter den Riechkolben gelegt hatte. Mit einem freundlich gesinnten Wörtchen verlieh er dabei seiner generösen Handlung Nachdruck. Unerwarteterweise brachte dies die Sängerin durchaus aus dem spontan erstellten Konzept, hatte sie nicht mit der Fremdenfreundlichkeit gerechnet, zumindest nicht in ebenjenem Augenblick - Ob er die leisen Töne, welche ihr Magen zuvor von sich gegeben hatte, vernommen hatte? Bestimmt. Wie sonst wäre er auf jene stupide Idee gekommen, einer völlig unbekannten Person, dessen Namen ihm nicht einmal bewusst war, ein lebensrettendes Geschenk zu machen? Eilig lenkte Iris den Blick von ihm ab, blickte in die nahen und fernen Menschenmengen, hinter ihrem Rücken spielte sie Däumchen Drehen. Verführerisch kroch der elendig wohlriechende Duft ihre Nasenlöcher hoch, Stück für Stück ummantelte, umwarb er sie. Angestrengt schloss sie jedoch die verschiedenfarbigen Augen, versuchte mit Mühe den starken Geruch auszublenden. Sie wollte das Geschenk nicht annehmen, wollte es ausschlagen oder liegen lassen. Sie wollte dies, nicht etwa der Unfreundlichkeit wegen, sondern eher aus dem Grunde, dass sie sich ihre Speisen lieber selbst besorgte, wenn überhaupt für andere bezahlte und nicht etwa diese zahlen ließ.
    Erneut harkte der junge Mann nach, mit entschlossenem Blick hielt er ihr noch immer den gelben Kolben hin. »Und was wenn ich es nicht akzeptiere?«, erwiderte die helle Stimme der Blonden, als diese ihr Augenmerk erneut auf das Gesicht des Rothaarigen legte. Sie wollte wissen, was er sagte, wollte wissen, wie er reagierte - Ob mit einem hämischen Gelächter, ob mit Trauer oder Wut. »Ich könnte einfach so von dannen ziehen und dein Geschenk würde in deiner Obhut bleiben«, fügte sie anschließend hinzu, spielte mit den kurzen, goldenen Strähnen, die ihr im Gesicht hingen. Bewusst siezte sie den Fremden nicht, davon einmal abgesehen, dass sie es aus Prinzip nur ungern tat (es kam auf die Persönlichkeit vor einem an), behandelte der Namenlose sie schließlich ebenfalls wie eine alte Bekanntschaft oder Freundin. »Sag... Ist es Mitleid? Liebe? Sehnsucht? Wer schenkt einer dahergelaufenen Frau grundlos eine Speise?« Welche Gründe und Vorwände der Rotschopf auch immer vorbringen würde... Sie weckten Interesse in der durch und durch weißen Dame, rein wissenschaftliches Interesse. Ihr Lächeln nahm eine schelmische Gestalt an, während sie sich leicht vorbeugte, »Aber ich denke, dass ich dieses gütige Geschenk annehmen werde«, behutsam entnahm Iris dem jungen Gesellen das Erntegut, »So wie die Etikette es vorschreibt!« Anschließend trat die Vampirin so manchen Schritt zurück, um einen gewissen Abstand zu schaffen, dem stummen Begleiter des Rotschopfes warf sie nur einen kurzen Blick zu, um sich zu vergewissern, dass er noch bei ihnen stand. »Dürfte ich den Namen meines freundlichen Spenders in Erfahrung bringen?«

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    #3 - {Iris Blanche & Kyle & Azel}


    Es handelte sich um einen angenehmen, wohlriechenden Duft, der sich kurzfristig der Entscheidung hingegeben hatte, der feinen Nase des Fräuleins einen Besuch abzustatten. Verlockend war der Geruch, vor allem aber auch herzhaft, lud er doch herzlichst dazu ein, sich den warmen Maiskolben zu bedienen. Iris fuhr mit ein, zwei Fingern über ihr gespitztes Kinn, dachte nach, wie sie das unerwartete Hungergefühl stillen könnte. Ihr Augenmerk lag auf den golden gefärbten Lebensmitteln, von denen die einen dampfend auf Holzstilen hausten, während die anderen etwas weiter entfernt an einer brutzelnden Flamme standen. Enttäuscht zogen die Augenbrauen der Blonden sich zusammen, ein leidiger Seufzer erfolgte. Das waren mitnichten nicht die Gründe gewesen, mit denen sie die hiesige Feierlichkeit betreten hatte, und eigentlich waren sie auch nie dazu angedacht, jemals einen ausschlaggebenden Faktor in dieser Entscheidung darzustellen. Augenblicklich strich eine Hand über ihre rumorende Magengegend, wollte sie dem vor lauter Hunger streikenden Apparat im Inneren doch symbolisch weiß machen, dass er gefälligst aufhören sollte. Anschließend wandte die Kurzhaarige ihren Blick von den duftenden Leckereien ab. Natürliche Bedürfnisse, pff. Wozu besaß sie diese nochmal? Sie kamen der Vampirdame doch sowieso nur in die Quere, schränkten ihre Ausdauer unnötig ein und zogen bei den seltsamen Geräuschen, die sie erzeugten, Aufmerksamkeit auf sich und durchkreuzten jedweden Plan von seelenruhigen Beobachtungsstunden.
    Apropos Aufmerksamkeit..! Die Sängerin hatte schon einige Momente zuvor aus den Augenwinkeln heraus bemerkt, dass jemand ihr immer mal wieder einen vorsichtigen Blick zuwarf, in der Hoffnung die achso klammheimliche Aktion würde niemandem auffallen, allerdings... Nun, genau das tat sie. Tatsächlich aber hielt kein einziger Schimmer von Unbehagen die junge Grottenbewohnerin in seinen Fängen, viel mehr stand Iris recht neutral zu den neugierigen, wissbegierigen Blicken des Rotschopfes, der bereits seit geraumer Zeit vor ihr stand. Genau genommen handelte es sich dabei nicht einmal um richtige Neutralität, eher noch mundete dies der in weiß gekleideten Frau, welche nach ebenjener Feststellung sogar noch ein leichtes Grinsen auf den zarten Lippen trug. Kurz gesagt: Es amüsierte sie, die vorsichtige Mimik des Mannes, der allem Anschein nach noch immer dem Glauben angehörte, niemand würde ihn dabei erwischen. Irgendwo empfand die zierliche Blondine dies wohl auch als recht schmeichelnd, gar niedlich, verhalf es ihrer ohnehin schon guten Laune immerhin noch dazu, eine Stufe anzusteigen. Als das Objekt der ihrigen Beobachtung, ihre Zielperson, sich jedoch sowohl mit seinem grauhaarigen Freund an der Seite, als auch mit einem übertrieben hohen Berg an Gerichten - Wie hieß es so schön? Das Auge isst mit? - zwischen den Armen fortbewegte und den Vampir alleine vor dem Stand und somit auch dem angestellten Verkäufer stehen ließ, begann sich ein mickriger, nervöser Schweißtropfen an ihrer Stirn zu bilden. Abermals strich die weiße Iris sich nachdenklich über das Kinn, wirkte es für Unwissende doch so, als würde sie ganz genau überlegen, was sie denn nun bestellen wollte, wenn sie sich in Wirklichkeit eher noch fragte, wie sie reagieren sollte - Die Bedienung tippelte schließlich ungeduldig mit den Füßen, erwartete eine Bestellung innerhalb der nächsten Augenblicke, aber... Aber dazu kam es nie, schritt die Kurzhaarige doch wenig später so manche Fußlänge zurück, um anderen den Vortritt zu lassen. Sie hatte kein Geld, zumindest nicht für irgendeinen dahergelaufenen Maiskolben, der auf irgendeine seltsame Art und Weise äußerst schmackhaft aussah.


    Es war zu diesem Zeitpunkt, dass der vollbepackte Rotschopf auf sie zu ging und mit ratlosem Misstrauen die unvorhersehbare Entscheidung des Fräuleins hinterfragte. Diese faltete jedoch nur die zierlichen Hände hinter ihrem Rücken zusammen, drehte sich zu dem etwa gleich großen Herren und zauberte sich sogleich ein freundliches Lächeln in die zarten Züge. Der Lauf der Dinge gefiel ihr, als hätte das gnädige Schicksal sich mit einem guten Ereignis für den unangekündigten Hunger entschuldigt. »Hmm...«, machte sie daraufhin und zückte den Zeigefinger der linken Hand, um ihn neben sich in die Höhe zu strecken und willkürlich damit rumzuwedeln, »Ich weiß nicht«, fuhr sie anschließend fort, um kurz darauf ein schelmisches »Vielleicht ist mir der Hunger vergangen? Oder vielleicht wollte ich mir die Waren nur anschauen..? Wer weiß, wer weiß~« anzuhängen. Sicher, die Antwort - wenn man dies denn überhaupt als Antwort bezeichnen konnte - war mitnichten zufriedenstellend, noch besonders aufschlussreich, gab Iris doch nicht mehr als ein paar leere Vermutungen von sich - Nur sie selbst wusste, welche Antwort der Wahrheit entsprach, weswegen sie schlichtweg mit dem Gegenüber und ein paar möglichen Alternativen spielte, schließlich waren die Reaktionen eines Menschen das Interessanteste an der Kunst des Beobachtens!


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    #15- {Raven & Micah & Cecilia}


    Die Atmosphäre wirkte zusammengezogen und angespannt, als würde ein einziges Tröpfchen zu viel das gesamte Wasserfass zum überlaufen bewegen, als würde der polternde Vulkan nun jeden Moment ausbrechen, wenn er es nicht sogar schon getan hatte. Raven starrte den beiden Personen vor ihr vorwurfsvoll in die Augen, ließ nicht eine bedeutsame Sekunde von ihren Blicken ab. Ohne Worte, ohne Zeichen war es glasklar, dass sie etwas verlangte, dass sie ungeduldig auf die erlösende Erklärung wartete. Sicherlich wühlte die Szene, der Kuss, der sich vor ihren eisblauen Augen abgespielt hatte, die Gefühle der Schmiedin ordentlich auf, sicherlich verdutzte es sie, doch dafür wollte sie keineswegs eine vernünftige Begründung haben. Noch nicht. Nein. Zähneknirschend drehte sie sich zu dem Blonden. Sie wollte es wissen, wollte wissen, weswegen er spurlos verschwunden war, nachdem sie zueinander gefunden hatten. Sie wollte wissen, warum er in ihrer Gegenwart nie ein Wort über seine vermeintliche Abreise verloren hatte, wollte wissen, wieso er sie allem Anschein nach krampfhaft gemieden hatte. War es wegen der orangehaarigen Elfe zur ihrer Seite? Hatte Micah seine damalige Freundin etwa gnadenlos betrogen, hintergangen? Die groben Fäuste der Rothaarigen festigten sich. Sie wollte ihm so derart viele Fragen stellen, ihm eines strengen Kreuzverhöres unterziehen. Die quälende Anspannung zerfraß das Halbwesens, den erkaltet geglaubten Vulkan. Sie hatte so unglaublich viele Fragen, aber sie bekam nie eine Antwort. Stattdessen führte Micah die Fragerunde fort. Warum sie das tat? Ungläubig blinzelte Raven das Halbmonster vor sich an. Fragte er sie tatsächlich, weswegen sie ihm ohne zu Zögern eine gescheuert hatte? Die Handwerkerin war sich nicht sicher, ob sie in ebenjener Situation lachen oder weinen sollte. Lächerlich! Lächerlich war diese Frage! »... Liegt das nicht auf der Hand?«, schroff entgegnete der Phönix der Bekanntschaft mit diesen Worten - Ob sie einem derartigen Dummkopf, dem Vollidioten, dem Mistkerl ihre Beweggründe noch einzeln und möglichst detailliert erklären sollte? Tatsächlich befürchtete Raven dies und flüsterte entsprechend vorsorglich ein »Ich kann nicht glauben, dass du nach all den Jahren nicht einmal 'Hallo' sagen kannst...« in den nicht vorhandenen Bart hinein. Sie war verletzt. Es schmerzte. Es schmerzte so sehr, mehr als das eisige Wasser des Sees, mehr als ein scharfer Messerstich.
    Der blonde Feigling verstummte jedoch nur, warf einen hilfesuchenden Blick zu der orangehaarigen Elfe, die bis zu diesem Zeitpunkt nur stumm und schockiert zugeschaut hatte. Es war kein Grund ihm gleich eine Ohrfeige zu verpassen? Entgeistert musterte die Blauäugige ihre Gesprächspartnerin. Sie war am Ende. Sie verstand nicht. Je länger Cecilia redete, desto mehr verzog sich ihre Miene, wurde noch düsterer, noch unverstandener. »Ach?«, ein deutlich sarkastischer Unterton verriet abermals, dass das Halbwesen nicht gerade angetan von den Beruhigungsversuchen der friedliebenden Frau war, »Ich hau auch ständig ab, ohne mich irgendwie zu Verabschieden, nur um dann eine "einfache Freundin" küssend wie aus dem Nichts wieder aufzutauchen.« Kopfschüttelnd senkte die Schmiedin ihr Haupt, schlug die eine Faust in ihre Hüfte, ehe sie in hoch zynischem Tone fortfuhr, »Ich gebe dir recht, Cecilia. Das ist vollkommen normal und passiert jeden Tag.« Auf alles weitere ging die Langhaarige nicht mehr ein, viel zu empört war sie, als dass sie die Geduld aufweisen konnte, den Worten der Grünäugigen weiter Beachtung schenken zu können.

    // Rice-Fishball : & Nekogirl : Erlaubt ihr mir, fies zu sein und plötzlich reinzuplatzen? o3o


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    #14 - {Raven (& Micah & Cecilia)}

    ◄ Die Klinik


    Mühelos schlenderte der Rotschopf durch die Straßen Trampolis. Müde, unmotiviert und desinteressiert. Nicht eine Kleinigkeit brachte es mit Erfolg fertig, die ungeteilte Aufmerksamkeit des kühlen Halbwesen zu erhaschen und für sich zu gewinnen - An Dingen, die sie zuvor noch guten Gewissens mit viel Freude beobachtete, lief die Frau nur grummelnd vorbei, ohne ihnen auch nur ein kleinstes Fünkchen an Beachtung zu schenken. Sie wollte nach Hause. Sie wollte zurück in die Schmiede. Dort war ihr Zimmer, ihr eigenes Reich. Dort war ihr Bett. Ihr flauschiges, einladendes Bett, in das sie sich mit all der lastenden Demotivation hätte werfen können. Ihr gut behütetes, kleines Reich, in dem sie ihre Ruhe hätte haben können. Der Grund war ihr unbekannt, ob es der Sturz in das eiskalte Nass war? Oder einfach nur ein unbegründeter Frust, der über ihr herzog und sich bald wieder verabschieden würde? Raven schloss die Augen, schüttelte an sich selbst gerichtet den Kopf. Sie wusste es bei bestem Willen nicht. Anstelle dessen erhielt sie jedoch die Erkenntnis, das gerade ihr eigenes Zimmer ein unglaublich schlechter Ort war, um sich zu entspannen - Die schallenden Geräusche des Schmiedehammers und der ihn führende, aufbrausende Herr von Schmied hätten sie mit einer Wahrscheinlichkeit von nahezu hundert Prozent davon abgehalten. Grausame Idee. Langsam öffnete die Elfe ihre Seelenfenster, gab keinen Mucks von sich. Sie wusste nicht wohin mit sich, jetzt, wo der Kurort Zuhause eiskalt von der Liste gestrichen wurde. Ein Seufzer erfolgte. Das Badehaus vielleicht? Die heißen Quellen der Einrichtung boten stets etwas Beruhigung und... Abermals schüttelte sie ihr rot geschmücktes Haupt. Sie würde die nächste Zeit definitiv fern von natürlichen und künstlichen Gewässern bleiben, es sei denn jemand wagte es, sie fauchend dorthin zu zwingen. Sie schluckte und blieb fast zur selbigen Zeit stehen. Eine Freude übermittelnde, laute Musik drang trotz der vorhandenen Geistesabwesenheit in die gespitzten Ohren des Halbmonsters. Ein... Fest..? Ihr Gesicht wandte sie zur Seite, richtete den starren Blick auf die Stufen, die sich in jener Richtung neben ihr befanden. Interessiert kletterte ihr Augenmerk die Treppe hoch, hinauf zum Platz des Volkes, dem Ort, dem die feierliche Musik entsprang. Der Eingang war dekoriert und man sah bereits den ein oder anderen Händler. Ein Fest. Augenblicklich lenkte die Blauäugige ihre Aufmerksamkeit auf den dreckigen Boden, der sich vor und unter ihren Füßen breit machte, zögerlich nagte sie an ihrer Unterlippe. Feste. Sie hasste Feste. Es trieben sich immer viel zu viele zwielichtige Gestalten auf ihnen rum, geschweige denn Menschen an sich. Und dennoch... Dennoch trugen ihre müden Beine sie eifrig den Weg zu ebenjenem Fest entlang. Sie verstand es nicht, wusste aber dennoch, dass sie es lediglich der Ablenkung wegen tat. Vielleicht... Vielleicht hätte jene Veranstaltung ja die ein oder andere positive Überraschung für sie parat..?
    Angespannt waren ihre Schritte, so ernst wie eh und je die erkaltete Miene, mit welcher sie sich in eine Menge begab und zwischen den Händlern einen willkürlich gewählten Gang entlang marschierte. Sie fühlte sich unwohl. Allerdings... Allerdings verschwand es auch recht schnell. Raven blieb stehen, vor Schock, vor Überraschung. Die Schmiedin befand sich in einer Menschenschar, etwas abseits der zentral gelegenen Tanzfläche. Und sie erblickte einen wohl bekannten Schopf. Mittellange, blonde Haare, eine ziemlich zerzauste Frisur, die dennoch ihren eigenen Charme besaß. Sie kannte jenen Schopf. Sie kannte ihn schon lange. Und er weckte sämtliche vergrabene Erinnerungen in ihr. »... Micah...«, ungewollt, unbewusst huschte dieses Wort, dieser eine bedeutende Name aus ihrer wispernden Kehle. Es war ein Funken Freude, der einen fleißig wachsenden Samen Hoffnung in ihr vorbrachte. Es war die Freude, die der jungen, recht gefühlskalt wirkenden Frau fast schon salzige Tränen in die Augen trieb. Micah. Micah. Wann... Wann hatte sie ihn das letzte Mal gesehen? Wann hatte sie das letzte Mal Kontakt zu ihrem Freund? Wie viele Jahre waren vergangen, bis es zu jener Entdeckung auf diesem zufällig passierten Fest kam? Wie oft hatte sie sich klammheimlich in aller Stille ein Treffen herbeigesehnt? Zwischen ihr und dem Mann, der ihr vor Jahren seine Liebe gestanden hatte und kurz vor dem Umzug nach Trampoli dann irgendwann spurlos verschwand?


    Mit einem hereinbrechenden Schwall flutete eine unbeschreibbare Zahl an ungeklärten Fragen ihre Gedanken. Wieso war er weg? Wieso hatte er nichts gesagt? Wieso... Wie-- Eilig waren die Schritte, mit denen sie in die Richtung des so bedeutsamen Herren hastete. Eilig. Vorfreudig. Gnadenlos zogen sich hunderte, nein, tausende feine Risse durch die Welt der Rothaarigen. Erbarmungslos flüchteten die schönen Farben und ließen Gräue zurück. In unzähligen scharfkantigen Scherben lag sie da. Ihre Welt. Raven stockte. Der eine Fuß lag auf der Tanzfläche, der andere hing in der Luft. Zaghaft ging sie einen Schritt zurück. Ihr Haupt senkte sich, die Mundwinkel fielen schwer wie ein Schiffswrack. Sie schloss ihre blauen Augen. Schüttelte immer und immer wieder ihren Kopf. Sie wollte es nicht wahr haben, es nicht für bare Münze nehmen. Micah. Er tanzte mit einer Elfe, mit Cecilia, er schenkte ihr einen herzlichen Kuss auf die Lippen. Er, der spurlos verschwundene Freund, er, der damals noch meinte, die beiden wären nur... Nur... In Windes Eile nahmen die Dinge ihren unverhofften Lauf: Nach einigen Sekunden ballte der Phönix seine Handflächen zu groben Fäusten, mit einer unglaublichen Kraft biss die junge Dame sich auf die zarten, rosigen Lippen. In Rage stampfte sie auf das Paar, welches offensichtlich eine Menge Vergnügen hatte, zu. Ihr Miene gestaltete sich ernst, ernster als sonst, und ihre Augen kalt, deutlich kälter als sonst. »Du verdammter...«, je näher sie den beiden kam, desto lauter, desto aufbrausender, desto aggressiver wurde ihre Stimme, und als sie vor ihm, dem einstigen Vertrauten, stand, holte sie weit aus und ließ die Hand binnen kürzester Augenblicke mit einer überaus hohen Geschwindigkeit an die ungeschützte Wange Micahs schnellen, »... Mistkerl!« Für gewöhnlich war die introvertierte Dame nicht der Typ Mensch, der fauchend jemand attackierte oder jemandem aus heiterem Himmel heraus eine massive Ohrfeige gab, gar eifersüchtig war, aber... Aber... Sie biss sich noch fester auf die Unterlippe, warf sowohl Cecilia, als auch Micah einen feindlichen Blick zu - Wenn Blicke töten könnten, wären die beiden wohl schon durchlöcherte Leichen. Mit einem Mal wurde ihr alles klar. Vermutlich... Vermutlich war Micah verschwunden und hatte die verstrichene Zeit mit seiner »bloßen Freundin« mit Dingen wie etwa dem zuvor mitangesehenen Kuss verbracht - Ja, das war es ganz bestimmt!

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    #15 - {Lest & Kohaku}


    Als wenn sich plötzlich, aus dem leersten Himmel heraus, peitschende Fluten über seinem Haupte erschütterten, sprang das kurz geratene Fräulein auf und überreichte dem jungen Herren einen Gegenstand aus Papier. Verdutzt, ja, sichtlich überrumpelt starrte und blinzelte Lest das gefaltete Ding an, welches da fast schon direkt vor seine Nase gehalten wurde. Das überraschte Augenmerk ließ von dem unerwarteten Geschenk ab, warf einen fragenden Blick dem Gegenüber zu. Er wollte etwas sagen, so manches Wort loswerden, doch... Nun, dazu kam es ganz gewiss nie. Freudig erhob die Grünhaarige ihre Stimme, beantwortete jedwede Fragen, die dem Jungen auf der Zunge lagen, jedoch nicht in den Raum geworfen wurden. Gekauft? Weil sie ihm irgendwann einmal nützlich sein konnte? Binnen weniger Sekunden hatte der selbsternannte Abenteurer seine gierige Hand ausgefahren, hatte das Stück Papier aus den klitzekleinen Händen seiner neugewonnenen Freundin genommen. Erwartungsvoll, dennoch sehr vorsichtig öffnete er das unverpackte Geschenk, faltete das sich bekannt anfühlende Material auf und-- POFF! Als hätte jemand einen für das Auge nicht sichtbaren Schalter umgelegt, veränderte sich die Mimik des jungen Mannes schlagartig; nun, sicher, der Weg vom einfachen Lächeln bis hin zum überschwänglichen Strahlen war keineswegs steinig oder schwer, geschweige denn weit, doch der Unterschied machte sich tatsächlich bemerkbar. Die Arme des Blonden waren in die hohen Lüfte gestreckt, mit den Fingern behielt er die nun enthüllte, brandneue Karte der Umgebung fest im Griff - Gegen das freundliche Sonnenlicht hielt er das Papier, durchlöcherte mit neugierigen Blicken ein jedes Detail der Karte: All die kleinen Bäumchen, all die penibel gezeichneten Berge und Routen, all die hübschen Farben und die feinen Schriftzüge..! Um dem übersprühenden Wohlgefallen ein wenig Luft zu schaffen, vollführte Lest während des ausgiebigen Musterns sogar eine kleine Drehung auf den Fersen. Mit funkelnden Augen wandte er sich anschließend wieder an die heilige Göttin, die ihm ebenjenen überragenden Gegenstand hatte zukommen lassen, und ohne sich weiter Gedanken um eventuelle positive oder negative Konsequenzen zu machen, sprang der Kurzhaarige diese förmlich an, nur um das Geschenk mit einer äußerst dankbaren (und eventuell ein klitzekleines Bisschen übertriebenen) Umarmung zu erwidern.
    Wie ein Honigkuchenpferd grinste er Kohaku nach Auflösung der plötzlichen Geste an, rollte das Schmuckstück von Papier hastig zusammen, legte es behutsam in die Tasche mit dem zerrissenen Exemplar und griff schnell nach den leeren Händen der Grünhaarigen, »Vielen, vielen, vielen Dank!« Zugegeben, er dachte nicht wirklich über den Preis der Karte nach, auch nicht darüber, dass er selbst seiner Gesprächspartnerin nichts materielles zu bieten hatte, dafür war die Freude wohl zu groß. »Die werde ich ganz bestimmt gebrauchen können!«, so schnell wie Lest ihre Finger in die seinigen genommen hatte, ließ er von ihnen wieder ab, um ihr einen nach oben gestreckten Daumen entgegen zu halten. Sicherlich, an dem Geschenk hingen garantiert nicht allzu viele Erinnerungen, wie an etwa der Karte, die sein stolzer Herr Vater ihm bereits vor einigen Jahren gegeben hatte, aber... Abermals warf er einen Blick auf das wertvolle Stück. Aber das musste sie auch nicht, ganz gewiss nicht, immerhin war es doch schöner, selbst Erinnerungen zu schaffen, nicht wahr?
    »Da fällt mir ein...«, rasch wandte der junge Abenteurer sicher um, betrachtete die pausenlos umher streifenden Menschenscharen, die entweder über den Festplatz wanderten oder aber an den zahlreichen Verkaufsständen anstanden, um irgendwas zu erwerben, ehe er sich anschließend wieder an die Heldin des Tages richtete, »... was wollen wir jetzt eigentlich machen?« Tatsache war, dass es ihm persönlich wohl recht egal, was genau sie taten, solange sie sich früher oder später der breiten Masse an den Futterständen anschließen konnten und auf irgendeine Art und Weise ihren Spaß hatten - Das waren schließlich auch die wichtigsten Sachen, oder? Spaß und kulinarische Meisterwerke!

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    #15 - {Lest & Kohaku}


    ◄ Das Monstertrainingslager


    Bereits aus der Ferne waren die melodischen Klänge zu hören, feierlich, festlich gestaltete sich die Atmosphäre, die die Musiker gekonnt mit ihren treuen Instrumenten erschufen und noch weit über den zentral gelegenen Versammlungsort schallen ließen. Je mehr die Lautstärke der lieblichen Töne zunahm, desto näher trugen die fleißigen Füße den jungen Herren zum Quell jener Klänge. Und je mehr er sich dem offensichtlichen Ort des Geschehens annäherte, desto schneller, neugieriger wurden seine Schritte. Allein ein spärlicher Blick in die Gesichtszüge des Blonden ließen die nahezu überschwellende Freude hervorragend ans Tageslicht rücken, strahlte der selbsternannte Abenteurer schließlich über beide Ohren hinweg. Es war mehr als eindeutig, dass man ihm kein Unbehagen zusprechen konnte, nein, nein, wohl fühlte er sich, noch wohler als er letzten Endes den hiesigen Platz erreicht hatte - Und wie! Wann war er eigentlich das letzte Mal bei einer derartigen Festlichkeit aufgekreuzt? Vor einem Jahr? Vor zweien? Aufgeregt funkelten die violetten Iriden des Mannes auf, als sie nach mehrmaligem Blinzeln das bereits rege Treiben auf dem Plaza glasklar erfassten. Wie lange es auch immer her war, so war es eindeutig zu weit in der Vergangenheit gewesen! Zufrieden nickte der Kurzhaarige sich selber zu, war er sich doch zu hundert Prozent sicher, dass ihm der zu verstreichende Tag sehr gut gefallen würde - Jawohl!
    Allerdings... Sichtlich verwirrt schaute Lest in alle möglichen Himmelsrichtungen, entdeckte Menschen, Paare, Grüppchen, aber auch eine nicht gerade niedrig ausfallende Anzahl an Verkäufern, die sich um ihre zahlreichen Stände und Waren kümmerten. Letzten Endes näherte sich die überragende Neugier jedoch einer unsicheren Schwelle, schritt einer umfassenden Ratlosigkeit entgegen. Ratlos, ja, ratlos, war der Gesichtsausdruck des jungen Gesellen in der Tat, genau genommen wusste der Blonde für einen Augenblick nicht so recht, wohin mit sich und seinem Körper - Sicherlich war die Örtlichkeit gut gefüllt, wie es für ein Fest nun einmal nötig war, allerdings ging damit auch eine gehörige Menge an Übersicht verloren. Nicht, dass der Abenteurer es hasste sich durch ein unidentifizierbares Wirrwarr zu wuseln, allerdings... Mit starrem Augenmerk zückte er Kohakus Papierfetzen aus einer Tasche hervor, musterte ihn eingehend. Chaos sah nicht nur bescheiden aus, wenn es um seinen Putzfimmel ging, sondern auch dann, wenn von einer netten Verabredung die Rede war. Seufzend faltete Lest die Arme hinter dem Kopf ineinander, lehnte sich zurück. Wenn ein Labyrinth so ungnädig war und einem nicht den geringsten Hinweis auf die richtige Abzweigung gab, so lag es an des wissbegierigen Entdeckers ausgefeilten Sinnen ebenjenen zu suchen, oder nicht? Entsprechend unwissend torkelte der Herr also auch in die sich tummelnden Menschenmassen hinein - Seine Verabredung würde er mit ein wenig Geduld und Intuition gewiss noch finden!
    Tatsächlich sollte sich jener blinde Optimismus des jüngeren Geschwisterkindes durchaus noch bezahlt machen, führte der ziellose Marsch durch das sich stetig bewegende Labyrinth in schlussendlich zu der erhofften Person. Im Grunde erkannte Lest das grünhaarige Mädchen nur aus dem Augenwinkel, als er quasi sabbernd - man möchte daran erinnern, dass ihm zuvor das Mittagessen in der Taverne verwehrt wurde - über den gebrutzelten Lebensmittelwaren eines Händlers hing. »Ah!«, platzte es demnach aus dem vorlauten Mundwerk des Kurzhaarigen - Laut genug zumindest, dass der Verkäufer bei dem plötzlichen Gebrüll zusammenzuckte. Geschwind bahnte der Mann sich also den Weg durch die Menschenschar zwischen ihnen, ehe er sich auf den letzten Metern von hinten an die Bekanntschaft, welche es sich in der Wartezeit auf einer hölzernen Bank gemütlich gemacht hatte, anschlich. All dies geschah natürlich nur eines kindlichen Scherzes wegen, hielt Lest dem Mädchen im Prinzip doch nur die Augen mit den Händen zu, um grinsend »Hab eine Kohaku gefunden!« zu verkünden.



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    #2 - {Iris Blanche & Kyle & Azel}


    ◄ Die Lacus-Grotte

     


    Interessiert schlenderte das neulich erst angereiste Fräulein durch die eher weniger belebten Straßen der bescheiden kleinen Stadt, passierte dabei sowohl eine ausgeprägte Menge an Natur, wie auch die vereinzelten Häuser und Geschäfte des zivilisierten Teiles Trampolis. Nach Wissen, Informationen suchten die verschiedenfarbigen Augen der Vampirin, so wie sie es schon immer taten, immer tun würden. Die Umgebung weckte das vorerst ungeteilte Interesse der Dame, die guten Gemütes durch die Schatten der Gebäude tänzelte. Was für kuriose Gestalten in dem Städtchen wohl lebten? Welche Gesichter sie in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten erblicken würde? Ein verschmitztes Lächeln huschte über die dünnen Lippen der Sängerin. Menschen waren allesamt interessant und einzigartig, sie würde sicherlich eine Vielzahl an Beobachtungsobjekten ausfindig machen und unter ihre scharfen Augen, wie die eines lauernden Adlers in den höchsten Lüften und Lagen des himmlischen Reiches, nehmen können. Allein jener entfernte Gedanke über das, was in unbekannter Zeit folgen würde, entlockte dem Mädchen ein liebliches, erfreutes Summen. Inmitten all dieser Zukunftspläne blieb die weiß gekleidete Frau jedoch stehen, ein gespielt wehleidiges Seufzen entkam ihrer Kehle, ein enttäuschtes Kopfschütteln, dicht gefolgt von einem simplen, nichts sagenden Zucken der schmalen Schultern. Erneut ließ Iris ihr Augenmerk umherschweifen. Sie suchte. Suchte nach einem interessanten Ort, wollte einen Platz in dieser Stadt finden, der es ihr ermöglichte, den ursprünglichen Plan - sie hatte die nasse Grotte schließlich nur verlassen, um irgendwo ein wenig Geld aufzutreiben - bis an sein Ende zu verfolgen. Allerdings... Stillschweigend schritt sie weiter. Die Straßen waren unerwarteterweise leergefegt, hier und da tuschelte eine klitzekleine Hand voller Menschen, doch es waren keineswegs genug Leute da, um beispielsweise einen ertragreichen Straßenauftritt oder dergleichen zu beginnen - Und das hatte was zu bedeuten..? Unauffällig folgte die Vampirerbin den Schritten mancher Passanten, schienen sie doch allesamt dasselbe Ziel zu haben.
    Tatsächlich erntete dieser geniale Plan ihr eine Antwort auf die Leere der Stadt, genauer führte die spontane Verfolgungstour das Fräulein zu einem regen Ort im Zentrum der Kleinstadt. Hochgezogen waren die dünnen Augenbrauen der Blonden, jener Fund schaffte es in der Tat sie zu einem gewissen Maße zu überrumpeln - Wer hätte auch schon mit einem Fest an seinem ersten Marsch in das Herz der Siedlung gerechnet? Aber... Das Schmunzeln erweiterte sich. Umso besser! Wenn sich viele Lebewesen an einem Ort tummelten, versprach es häufig die ein oder andere Goldmünze, gerade wenn man den Tätigkeiten eines Straßenkünstlers nachging. Weiterhin boten überfüllte Gegenden zuhauf fantastische Gelegenheiten für den kuriosen Beobachtertick der Kurzhaarigen! Ohne sich groß einigen Sekunden des Zögerns zu bedienen, warf Iris sich also in das Getümmel und fand sich wenig später in der Nähe eines Lebensmittelhandels wieder. Ebenjener verkaufte neben Maiskolben und dergleichen auch noch bezaubernd wirkende Süßigkeiten, allerdings standen bis auf zwei männliche Gesellen, des einen Haupt wurde von silberblauen Strähnen geschmückt, der andere hingegen war ein bloßer Rotschopf, nicht sonderlich viele Personen bei dem Stand. Rasch warf die Sängerin einen Blick zu jeder Seite, wollte sichergehen, dass nicht noch interessantere Gestalten in der Nähe waren, ehe sie sich schnurstracks den beiden Zielpersonen näherte - Letztlich positionierte die Frau sich hinter dem Duo, warf einen Blick über deren Schultern, um augenscheinlich die Waren des Händlers zu betrachten. Zu ihrem Leid schlug der wohlriechende Duft der Maiskolben jedoch auch ihr insofern auf den Magen, dass er leise zu knurren begann. Ach, wie außerordentlich schade es doch war, dass sie kaum eine Münze bei sich trug.

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    #14 - {Lest & Frey}


    ◄ Die Taverne


    Es handelte sich lediglich um einen verträglich langen Fußweg, den das Geschwisterpaar hinter sich bringen musste, um das neu gewonnene Heim in jener nicht kleinen, zugleich auch nicht großen Stadt zu erreichen. Genauer gesagt musste man einzig und allein den Südosten der Kleinstadt aufsuchen, um überhaupt das heimische Monstertrainingslager in Augenschein nehmen zu können. Mit der Langhaarigen an der Hand hastete Lest den sandigen Weg entlang, der unmittelbar an die Front des Trainingslagers führte. Beeilen musste er sich, beeilen wollte er sich, denn gewiss war Zeit ein durchaus interessanter Faktor, wenn es um die dringliche Behandlung großer und kleiner Wunden ging, nicht wahr? Allerdings stockte der junge Mann vor der schweren Tür, die sich vor ihnen auftürmte, hoch in den Himmel schoss - Gleich einer Wand, einer hohen, unbezwingbaren Mauer, auf dessen anderer Seite nur das Unbekannte, das Fremde, das Aufregende lauerte. Langsam führte er die freie Hand an den kalten Türknauf, das Tor war ohnehin geöffnet, um diese Zeit erwartete man immerhin Gäste und Interessierte, während das eigentliche Augenmerk auf der liebsten, manchmal nervenden Schwester lag. Ging es ihr gut? Ach, was! Es hatte ihr gut zu gehen! Schließlich war er an ihrer Seite! Ein zuversichtliches Grinsen erschien auf den Lippen des Abenteurers, ehe eine einzige, ausreichende Geste erfolgte, mit der die Pforte in das wohlige Zuhaus' geöffnet wurde und die Eile von zuvor abermals wieder mitzureden hatte. Gleichermaßen schnell, wie auch achtsam zerrte der Blonde die Verwandtschaft die hölzerne Treppe hinauf. Eine jede Stufe würde sie näher bringen, näher an die privaten Räumlichkeiten, an die bescheidenen Gemächer, näher an das ersehnte Ziel.
    Vorsichtig öffnete der Jüngere die Holztür, die die Schwelle zu seinem Zimmer, seinem persönlichen Reich, darstellte. »Warte hier für einen Moment!«, brachte der Dunkeläugige knapp hervor, deutete mit einer simplen Handbewegung auf das eigene Bett, um der Älteren zu symbolisieren, dass sie sich doch setzen solle. Anschließend wandte der Herr sich auf der Stelle um - der Rücken nun Frey zugewandt -, ließ den Blick durch den penibel gesäuberten, äußerst ordentlich gehaltenen Raum gleiten. Er überlegte, dachte nach, er wollte in seinen Erinnerungen kramen, nach dem Aufenthaltsort des kleinen, aber feinen Verbandkastens, doch, seien wir einmal ehrlich, in seinem Raum hielt er jenen nicht versteckt. Langsam tappte Lest heraus, suchte nach einem recht gewöhnlichen Schrank, der seinen Platz im Flur schuf, und kehrte so manche Minuten später mit angefeuchtetem Tuch und einem langen, weißen Stück Stoff in der Hand zurück. Zugegeben, es ergab sich nicht besonders häufig die Gelegenheit zur Behandlung einer Wunde - und das war wahrlich ein Segen! -, allerdings verhinderte dies mitnichten ein spärlich ausfallendes Vorwissen! Mit sachten Tupfern feuchtete der Optimist die lange Wunde an, welche sich über den Unterarm seiner Schwester erstreckte, wischte mit leider recht groben und unerfahrenen Bewegungen - vermutlich drückte Lest zu stark auf oder arbeitete unsauber - das geronnene Blut ab. Daraufhin drückte er das längliche Stoffstück an das zarte Fleisch seiner unerwarteten Patientin und wickelte ebenjenes um den Bereich der Schnittverletzung, stramm genug, dass sie den Hoffnungen entsprechend nicht viel mehr am wertvollen Saft des Lebens verlieren müsste. Zufrieden schlug er, unachtsam wie der junge Herr nun einmal war, war den eng gebundenen Verband, als das wenig professionelle Werk vollbracht war. »So! Alles wieder in bester Ordnung!«, freudig streckte der Jüngere ihr den hoch zeigenden Daumen entgegen, »Kampf gegen das bösartige Ungetüm erfolgreich überstanden!«


    Aber... Nanu? Fehlte nicht irgendetwas? Zwar grinsend, aber irritiert blinzelte der Möchtegern-Entdecker Frey an, starrte ihr in die hellen, grünen Augen und verharrte auch weiterhin einige Minuten auf dem Boden kniend. »Ah, da fällt mir ein..!« Ohne groß zu Zögern sprang der Dunkeläugige auf und schritt so manche Fußlänge zurück, ehe beide Hände eilig ihren Weg in die geräumige Gürteltasche suchten. Tief bohrten sie, gruben das angerissene Geschenk des Vaters hervor, öffneten den Weg zu dem mehr oder minder zerknüllten Stück Papier, das Kohaku ihm zuvor in die Hand gedrückt hatte. Fleißig wie Lest selbstverständlich war, öffnete Lest sogleich das Papierknäuel, nur um abermals die krakelige Schrift der Kurzgewachsenen in Betracht nehmen zu können. Es handelte sich um... Eine Einladung? Zu einem Fest? Dem Sternnachtfest? Fragend blickte der Kurzhaarige, der sich in der Zwischenzeit auf einem Stuhl niedergelassen hatte, zu seiner Verwandtschaft hoch. »Hast du... schon einmal von einem 'Sternnachtfest' gehört?« Tatsächlich erweckte jene Begrifflichkeit in den unergründlichen Tiefen seiner Gedankenwelt nicht einen einzigen Alarm, nicht ein Klingeln, kein Glockenschlagen, keine Idee - Und das, wo gerade er sich doch für alle möglichen Festlichkeiten und Sehenswürdigkeiten eines Dorfes brennend interessierte! Schande, oh ja, Schande über ihn! Ratlos lehnte der junge Herr sich zurück, ehe die freundlichen Fänge des Enthusiasmus ihn bei den Armen packten und binnen weniger Sekunden in Standposition brachten. Was auch immer es war, es war ein Fest! Und Feste waren schon von Grund auf äußerst interessant für den Optimisten! Vor allem, wenn er nicht hauptsächlich aus eigenem Interesse, sondern aufgrund einer Einladung seinen Weg dahin fand! »Frey, ich bin nochmal aus!«, verkündeten daraufhin die sprudelnden Worte, ehe der Kurzhaarige aus dem Inneren eines alten Kleiderschrankes eine gut wärmende Jacke zückte und sich rasch überzog. Weiterhin riss er förmlich eine Schublade auf, um dieser genügend Geld für alle möglichen Einkäufe - es war ein Fest! Feste baten ausnahmslos immer die besten Leckereien! - zu entnehmen. »Tut mir leid wegen dem geplanten Essen«, brachte der selbsternannte Abenteurer zuletzt im Vorbeigehen an seiner Schwester hervor, winkte ihr in der Türschwelle zum Abschied und rannte sofort in Richtung Treppe--- »...Moment!«, wie die Erleuchtung fiel es ihm ein, ließ ihn auf der Stelle kehrt machen, den Weg zurück in sein Zimmer gehen. »Ich werd dir was Nettes mitbringen!«, so lauteten die Worte, mit denen Lest sich vorerst endgültig verabschiedete.


    ► Der Platz des Volkes



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    #13 - {Lest & Frey & (Kohaku)}


    Stillschweigend tropfte das Blut, ohne jedwede Vorwarnung entfleuchte der tiefrote Saft des Lebens der pochenden Ader. Der entrinnenden Flüssigkeit Wege waren nicht weit, weswegen sie lediglich dem einstigen Hort, dem Menschlein, dem sie zuvor noch zugehörig waren, bekannt zu sein schienen. Noch jedenfalls. Zögerlich streckte die Betroffene ihren verletzten Arm, den Quell des fliehenden Saftes, ihrem Verwandten hin, zaghaft offenbarte sie die recht lange Wunde. Mit einer verhältnismäßig ruhigen Stimme begann sie ihrem Bruder zu erklären, was geschehen war, was jenes Tor zu der heiligen Flüssigkeit geöffnet hatte. Weiterhin versuchte sie von dem Schlitz, der in ihrem Fleisch klaffte, abzuwinken, versuchte, die klitzekleine, mickrige Mücke bei einer klitzekleinen, mickrigen Mücke zu belassen. Irritiert zog der selbsternannte Abenteurer eine seiner hellen Augenbrauen in die Höhe, verwirrt betrachtete er das dickflüssige Rot, ehe sein Blick fragend, nahezu skeptisch auf den zarten Gesichtszügen seines Geschwisterkindes lastete. Ebenso nachdenklich kratzte der junge Mann sich am Hinterkopf. Überforderung. Und dabei war es doch nicht mehr als eine simple Schnittwunde! Sicherlich war ihm die Art der Verletzung bekannt - als Mensch, der viel unterwegs war, zählte dies schließlich mit zu den wenigsten Kenntnissen! - und auch war ihm ein vager Weg der Behandlung bekannt, allerdings... Der Blonde verzog den Mund, für einen Mann, der zufällig seine Launen und Gefühle in einen Raum voller fremder Leute förmlich hinausposaunte nahmen seine Gedanken einen außergewöhnlich langen Lauf. Allerdings war er sich nicht sicher, wie er Frey zu antworten hatte. Es beschäftigte ihn, nicht die Wunde, nein, solche Ereignisse traten häufiger auf (leider auch bei ihm), sondern viel mehr waren es die Kommentare der Grünhaarigen. Es gefiel ihm nicht. Sicher, Optimismus brachte einen stets im Leben voran - so gestaltete sich der Zyklus aller Lebewesen zumindest in den seinigen Augen -, allerdings hatte er in ebenjenem Kontext wohl einen recht bitteren Unterton inne.
    Auch weiterhin verstrichen die Minuten: Wertvolle Zeit, in der die kurzgeratene Kohaku abermals schnell, gar hastig hinter der Türschwelle zum Herz der Taverne verschwand. Wertvolle Sekundenhaufen, in denen Lest wortlos nach dem freien, nicht blutüberströmten Arm seiner Verwandtschaft griff, ebenjenen dazu verwendete, um sie näher an sich heran zu ziehen. »[color=689520]Wir gehen jetzt nach Hause[/color]«, eine liebevolle Tonlage brachte der Kurzhaarige hervor, ehe er seine freie Hand über den ureigenen Arm strich. Für den Bruchteil einer rasch schwindenden Sekunde blitzte Reue, Trauer in den dunkelvioletten Augen des jungen Mannes auf. Jener Arm war es, der die unansehnliche Narbe trug, welche er bei einer üblen Begegnungen mit Banditen zugezogen hatte und welche er stolz stets nur mit dem Opfer für den siegreichen Kampf gegen ein furchteinflößendes Monster ausschmückte, verschönerte. Warm war das Lächeln, das folgte, »Nicht, dass meine beste Schwester hier sich am Ende auch noch einen Kampf mit einem unglaublich überwältigendem Monster geliefert hat!«


    Grinsend zwinkerte er der überaus unsicheren Dame, seiner älteren Schwester zu und drehte sich auf der Stelle um, um nach dem eingeladenen Gast, dem kuriosen Mädchen zu schauen. »Kohaku? Bereit für die Abreise?« Doch was folgte, glich mehr einen strengen Verneinung als einer Zusage - Ganz im Gegenteil zu der vorigen, überschwänglichen Freude, welche das Fräulein ihm nach der Einladung schenkte. Stattdessen zückte das Mädchen Stift und Papier aus ihrem Gürtel hervor und schrieb fleißig kleine Wörtchen darauf, schrieb mit aller Eile, nur um es dem verdutzten Empfänger anschließend aus heiterem Himmel heraus in die offene Hand zu drücken. Den Kopf schief legend starrte Lest sein plötzliches Geschenk an, nur um beim Hochblicken festzustellen, dass Kohaku selbst schon längst nicht mehr bei ihm und Frey stand, sondern mit einer gewaltigen Geschwindigkeit weggerannt war. Abermals kratzte der Abenteurer sich am Hinterkopf, bevor das krakelig beschriebene Blatt Papier in die Gürteltasche gelangte, in welcher sich auch die hochgeschätzte Karte des Vaters befand. Irritiert zuckte der Herr mit den Schultern, er fand es schade, sicherlich, aber an dem Vorhaben dem Familienmitglied zu helfen, konnte leider auch Kohaku noch nicht viel rütteln. Den Zettel? Den würde er im Lager immerhin auch noch lesen können! Sogar in aller Ruhe! Mithilfe eines Wirbels wandte der Jüngere sich also der Langhaarigen zu, nickte, um den kommenden Aufbruch anzukündigen.


    ► Das Monstertrainingslager



    Es war kalt. Eiskalt. Die unerbittliche Kälte haftete sich an ihren Körper an, bohrte sich tief in Fleisch und Mark; es setzte sich fest, sog sich dran und ließ nicht ab. Immer wenn ein neues Fünkchen Kälte ihren Körper für sich beanspruchte, jagte es ihr einen schrecklich unangenehmen Schauer den Rücken hinunter. Es war kalt. Klirrend kalt. Und nass, es war feucht. Sie versuchte verzweifelnd zu atmen, der Drang nach Luft war ein unwahrscheinlich großer Gegner, doch es schmerzte, wie tausend kleine Messerstiche in ihre zusammengezogene Lunge. Ihre Miene verzog sich, dominiert von einem einzigen Gefühl. Panik wuchs in ihr heran, Angst, Furcht. Etwas zog sie in die gräuliche Tiefe. Unsichtbare Hände umschlungen ihren Körper, umschlungen ein jedes Glied, sie zogen, zerrten unerschütterlich. Wie stählerne Ketten, wie schwere Handschellen, deren Gewicht kein Entkommen erlaubten. In die Tiefe.


    Mit weit aufgerissenen Augen schrak Raven auf, viele fleißige Schweißperlen kugelten ihre Stirn, anschließend ihre Wangen hinunter. Sie keuchte, schnappte panisch nach der rettenden Luft - Es fiel ihr schwer, unglaublich schwer, als würde ein rasiermesserscharfes Seil sich um ihre Kehle schnüren. Nervös grub die Rothaarige ihre zitternden Hände in etwas weiches, angenehmes, etwas, das sie schützte, wärmte. Langsam glitt ihr Blick nach unten, mit verschwommenem Augenmerk erahnte sie eine komplett weiße Decke. Sie schluckte, trocken war ihr Hals. Es schmerzte. Vorsichtig ließ die junge Frau ihre schweren, brennenden Augenlieder fallen, sog möglichst viel des Sauerstoffes ein. Tiefes Einatmen galt bekanntlich der Beruhigung, nicht wahr? Innere Ruhe. Oh ja, die sehnte die Blauäugige sich in ebenjenem Momente herbei. Sie versuchte mühsam, ihr Ziel zu erreichen, doch immer und immer wieder stellte sich ihr etwas in den Weg, etwas unangenehmes - Hin und wieder zuckte das Fräulein vor lauter Kälte zusammen, verschränkte rasch die Arme schützend vor der Brust. Es war kalt. Verdammt kalt. Müde blinzelte sie, wollte wissen, wo genau sie sich denn eigentlich befand. Der Raum war recht leer, er war in sehr hellen Tönen gehalten, weiß und Pastellfarben, er wirkte gleichermaßen verschreckend, wie auch freundlich und einladend. Es war ein seltsamer Raum, recht klein, quadratisch, mehr als eine knarrende, alte Liege - auf der sie offensichtlicherweise lag - und ein Nachttisch mit einer hübschen Blumenvase ließ sich nicht ausmachen. Es war... Unbekannt..? Perplex legte das Halbwesen den Kopf schief. Unbekannt, fremd, DAS war ganz bestimmt nicht ihr Zimmer! Aber... Wo war sie anstelle dessen..?
    Blitzartig zuckte ein Bild vor ihren eisblauen Augen auf, ließ einen Strang Erinnerungen an ihr vorbei huschen. Wie stärkster Regen prasselten sämtliche Eindrücke auf sie herein, wie eine Flut sogen sie die Schmiedin in die Tiefe. In die Tiefe. Wenig davon angetan fasste die Frau elfischer Abstammung sich an die pochende, verschwitzte Stirn. Das, was sie ursprünglich für einen schlechten Albtraum gehalten hatte, so erinnerte sie sich, war weitaus mehr als nur eine nebelige Illusion im Schlaf - Nein, noch schlimmer! Entnervt stöhnte Raven auf, in einer Klinik, einer kalten Klinik, da, genau da befand sie sich. Es war ihr ein Rätsel, wie genau sie ihren Weg dahin gefunden hatte, doch - wenn man es genau nahm - besaß sie zu diesem Zeitpunkt keinesfalls die Geduld, welche für derartige Gedanken notwendig war. Wichtiger erschien ihr allerdings die Tatsache, dass irgendetwas sie - schelmisch wie der, die oder das auch war - in das eiskalte Wasser des hiesigen Sees befördert hatte.
    Ein lauter, nicht überhörbarer Seufzer entkam ihrer Kehle, ehe der Rotschopf die Decke beiseite warf und sich gemächlich aufsetzte. Jedoch sollte die nächste Feststellung sie schon bald wieder einholen, sie sich weitere Fragen stellen lassen. Ihre Klamotten. Verwundert fasste die junge Frau sich an alle möglichen Stellen ihres Körpers, sie tastete, fühlte. Ein dünner Stoff umhüllte sie. Dünn und weiß, wie die Räumlichkeit an sich. Kein Wunder, wenn man genauer darüber nachdachte, immerhin waren ihren eigentlichen Kleidungsstücke wohl komplett durchnässt, vermutlich tropften sie sogar jetzt noch - wie lange auch immer Raven sich ausgeruht hatte - irgendwo vor sich hin. Um genauer zu sein stellte die Langhaarige dies just nach der Fragestellung fest, erblickte sie doch binnen weniger Momente die triefenden Stoffe hinter der massiven, zugleich jedoch auch zerbrechlichen Fensterscheibe ihres Klinikzimmers.


    Es zog einige Zeit, vielleicht eine Viertelstunde, ins Land hinein und die Halbelfe fand sich am auserkorenen Ort, der Stelle, an der sie ihr Hab und Gut entdeckt hatte, wieder. Unangenehm. Ja, wahrlich fühlte sie sich in ihrer Haut unangenehm, nicht etwa die Peinlichkeit mit einer abstrahierten Version von Nachthemd durch die Gegend zu laufen war es, nein, sondern viel mehr der sachte wiegende Wind erfüllte sämtliche Kriterien für das Unbehagen - Selbst eine zarte Brise ließ einen erkalten, wenn man quasi nackt im Freien stand, oder etwa nicht..? Jedenfalls streckte die Rothaarige eine Hand aus, strich den schweren Arm ihres Mantels entlang. Feucht. Die Augen rollten, vorsichtig blickte sie sich um, wollte sicher gehen, dass es auch ja keinen einzigen Zeugen geben würde, ehe ein gleißendes Licht sie umhüllte, die Gestalt eines recht farbenfrohen Vogels preisgab. Wenn der Wind nicht ausreichte, so mussten die Menschen aushelfem, nicht wahr? Genau das tat auch sie! Lediglich mithilfe der mysteriösen Kräfte, die sie bereits seit Anbeginn ihres Gedächtnisses inne hatte. Weit holte der Halbphönix mit den anmutigen Schwingen aus, schlug kräftig zu, sodass eine energiereiche Böe die ungewaschene Wäsche aufwirbelte, jedwedes zurückgebliebene bisschen Wasser austrieb. Anschließend folgte eine knappe Rückverwandlung, ein Weg zurück in das Zimmer, welches als Umkleide missbraucht wurde, sowie das nachdenkliche Verlassen des Gebäudes. Sie fühlte sich ausgelaugt, von allen Kräften verlassen. Der Tag missfiel ihr, ganz und gar, so sehr, dass sie fast schon befürchtete, dass die Situation sich nicht hätte verschlimmern können... Oder...?


    ► Der Platz des Volkes


    Ich mach euch mal ein klitzekleines bisschen Arbeit!


    Bitte tragt mich für Sage aus was eigentlich schon beim letzten Ausmisten fällig war *cough cough cough*.
    Sie passt zeitlich bei mir kaum noch rein und ist momentan wohl die Rolle, mit der ich am wenigsten Spaß hab "


    Bitte, danke~