Beiträge von Airedale

    #9 - {Chlorica & Vishnal}


    Flink glitt die junge Dame mit dem Wischmopp in den eigenen Fängen über den Boden, welcher bereits ein wenig Schönheit von sich gab, auf schnelle Besserung verhoffen ließ. Der Blick schwiff einmal umher, nahm das bisherige Ergebnis in Augenschein, um es wenige Sekunden darauf mit seinem nicht vorhandenen Mundwerk bewerten zu können. Nicht viel, nicht wenig. Vielleicht gerade so um das Mittelmaß herum. Wenigstens waren sie vorangekommen, oder etwa nicht? Dies jedenfalls bedeutete, dass Chlorica schon bald ihren öfters verschobenen Plänen nachgehen durfte - Und das wiederrum veranlasste die recht stille Angestellte dazu innerlich ein kleines Freudentänzchen zu halten. Doch Freude war vergänglich, wie alles, das auf jener grausamen Welt geboren war, auf ihr hauste. Und welch' einen Grund besaß sie, um nun zu verfliegen? Eine Erinnerung. Düster. Zunächst ausgeblendet, ignoriert, verjagt. Mitten, in dem verfrühten Endspurt, nahm die Geschwindigkeit des Ganges ab bis jedwede Bewegungen ihr provisorisches Ende vorfanden, ein leises Ächzen ertönte ebenfalls. Irritiert, fast schon ein wenig mechanisch - wenn man einmal davon absah, dass an Roboter zu ihrer Zeit noch kein einziger Gedanke verschwendet wurde - betrachtete die Braunäugige ihren Mitarbeiter. Sie sollte den Versuch wagen und sich an die schwierige, fast schon unmöglich scheinende Aufgabe machen, ihm etwas beizubringen? Oh nein. Nein, nein, nein! Hätte das Fräulein jenen Gedanken doch bloß nicht wieder aufgegriffen - Nein, das würde kein gutes Ende finden. Sicherlich nicht. Ein in all dem Schweigen ihrerseits auffälliges Geräusch zog all die existente Aufmerksamkeit auf sich: Der hölzerne Stil des Mopps machte Bekanntschaft mit dem frisch gewischten Boden, rollte wenige Zentimeter von unseren Protagonisten weg und traf auf die hohe Wand. Entgeistert starrte die Hellhaarige drein, das Augenmerk befand sich irgendwo im Brustbereich des Blauauges. Als ob dem Jungen noch zu helfen war! Sicherlich, wenige Augenblicke zuvor hieß es noch, dass es eine Lehrkraft für Geschick aufzutreiben galt - Allerdings... Nun, man hatte keinesfalls mit ihr selbst gerechnet. Vielleicht war sie... Zweifellos! Eine Ausrede musste her! Ausgeklügelt! Überzeugend! Richtig, sie musste so täuschend echt wirken, dass sie fast schon wieder gelogen zu sein schien!
    Glücklicherweise war diese verwerfliche Aktion nicht von Nöten, immerhin existierte da noch ebenjenes Gespräch, die durchlöchernden Fragen des Anderen, auf die Chlorica bis dato noch nicht eingegangen war - Ein Tapetenwechsel schien wirklich wie angegossen! Irgendwann... Ja, irgendwann hätte sich die feine Nase bei ihrem gnädigen Schicksal für jene Großzügigkeit bedankt. Allerdings folgte daraufhin der nächste Schock: Monsterareal. Hatte der Tollpatsch von Butler etwa wirklich dieses hübsche Wörtchen in den Mund genommen und sogleich in die Freiheit entlassen? Und dann auch noch in einem Zusammenhang mit ihr? Trotzig schüttelte die Braunäugige ihr Haupt, während aus verwirrter Miene eine sanfte Wut geboren wurde. Was für einen Bild hatte der Herr bloß von der Angestellten? Schrecklich! Und vor allem unglaublich passend! Obgleich die Herrin an sich nicht sonderlich begeistert von der Antwort gab, wäre dies wohl eine fast schon perfekte Antwort gewesen - Selbstverständlich wenn man von dem Runenarchiv, dem Heim dutzender, ach nein, tausender Bücher, einmal absah... Vermutlich wäre man tatsächlich aus reiner Laune hinaus in die von Biestern besudelten Gebiete gegangen und hätte diese Wesen in Grund und Boden gestampft! Ohne eine Waffe..? Richtig! Ein falscher Laut, der von den Angreifern losging, und schon wären sie von einem unglaublichen Redeschwall, bestehend aus Vorwürfen, Beleidigungen und Ähnlichem, niedergedrückt worden! Andererseits war dies auch wieder ein klitzekleines bisschen übertrieben - Oder auch nicht. Je nach dem Bild der verwilderten Tiere. »Monster... areale?«, wiederholte man dementsprechend ungläubig, während zur etwa selben Zeit der zuvor gefallene Wischmopp aufgesammelt wurde. Weiteres Wischen. »Warum sollte ich...« Entschlossen verneinte man jene Aussage mittels verschiedener Gesten und Mimiken, um der eigentlichen Gewohnheit, einem stillen Schweigen, wieder treu zu werden. Allerdings wurde auch diese Ruhe mit der Zeit gebrochen! Abermals ein nicht bejahendes Schütteln des Kopfes. Kämpfen? Mit jenen riesigen, blutrünstigen Viechern? Zählten Worte zu Waffen? Oder galt ein simpler Mopp, anstelle eines beeindruckenden Schwertes, als Werkzeug, mit dem diese Kreaturen hätten erlegt werden können? »... Vielleicht...« Murmelnd entkam ihr dieses Wort, zögerlich, ehe das Besenartige wieder über den Grunde blitzte. Sie konnte nicht kämpfen. Lediglich ein paar Dinge zusammenmischen, um eine Art Parfüm herzustellen. Mehr nicht. Doch war dies von außerordentlicher Nutzlosigkeit in einem hitzigen Gefecht, in dem es eventuell sogar um Leben und Tod ging. Vishnal jedoch musste von jener harten, am Ego kratzenden Wahrheit nicht erfahren. Nein, warum auch? Was hätte es dem Pianisten denn gebracht? Nichts. Natürlich nichts.
    Mittlerweile war ein wenig Zeit ins Land gezogen, einige Minuten wenn man genau sein wollte, und in ebenjener Zeit der äußerst "gesprächigen" Zweisamkeit brachte man jegliche Arten von Dreck, die auf dem Flure lasteten, wortwörtlich um die Ecke. Stolzes Grinsen - oder besser: unterdrückter Stolz - bildete sich im Gesicht der Dame ab, nachdem der behaarte Holzstab an die Wand angelehnt wurde. Fertig. Endlich! Und das Ergebnis konnte sich sogar sehen lassen! Das Augenmerk huschte binnen kurzer Sekunden zu dem Blauhaarigen. Überrascht war sie. Ja, wirklich. Überrascht, dass keine weiteren Unfälle über die Bühne glitten und alles glatt, geschmeidig verlief. Vielleicht gab es ja doch etwas wie Karma - Was auch immer einer der beiden Gutes vollbracht haben soll... »Was hälst du von einem Ausflug?«, nuschelte sie schließlich, blickte gen glänzenden Boden. Fraglich, welches Ziel sie hatten, spielte jene winzige Information doch eine recht wichtige Rolle in dem großen Stück. Natur! Raus aus dem riesigen Gebäude! Hinein in die erfrischende Außenwelt! Und schon befand man sich unmittelbar hinter dem Rücken des jungen Mannes und schob diesen an den Schulterblättern vor sich herum - Raus, raus aus der Villa. »Geh voran« Ein wahrlich halbherziger, harscher Befehl, der kurz vor dem Tor, der Haustür, in die Lauscher des Ungeschickten drang. Aber er würde sicherlich wissen, was die Langhaarige von ihm verlangte, war es doch nichts anderes als eine schroffere Form von »Geh' einfach irgendwohin und ich laufe dir hinterher!«


    » Nicht einmal Gott weiß es [Der Polisee]

    #8 - {Chlorica & Vishnal}


    Starr blickte die Braunäugige ihr Gegenüber an, weigerte sich zu dieser Zeit das Augenmerk von diesem abzuwenden und irgendetwas anderes in Augenschein zu nehmen - Nein, stattdessen ruhte der misstrauische Blick stets auf der Visage des Anderen, welche sich noch immer nicht bemühte, auf die mickrigen Zwerge inmitten jener Gesellschaft Acht zu nehmen und sich zu bücken. Zögerlich glitt die eigene Hand zum zugehörigen Nacken, durchschnitt sanft, aber zugleich auf die eigene Art und Weise schnell die empfindlich scheinende Luft, um den Zielort zu erreichen, immerhin gab es keine andere Alternative, nicht wahr? Dort angekommen, spannten sich der Finger Muskeln an, bohrten sich ein kleines Stück weit in die dünne Fleischschicht, trafen auf harte Knochen und versuchten verzweifelt, eine gewisse Anspannung zu lösen - Nun, es war auf Dauer wahrlich nicht sonderlich angenehm permanent hinaufblicken zu müssen, um dem Gesprächspartner in die Fenster zur Seele schauen zu können. Schrecklich waren diese Größenunterschiede heutzutage! Und man konnte noch nicht einmal wirklich etwas dagegen unternehmen! Meuterei! Einziger Unterschied ergab sich jedoch darin, dass Chlorica keinerlei Kenntnisse des Kapitänsseins besaß und generell gesehen auch keinen richtigen Untergebenen hatte, der sie somit hätte hintergehen können... Aber das spielte ja keine relevante Rolle! Wichtig war immerhin, dass ebenjene Differenz eine unglaubliche Zumutung darstellte, nicht wahr? Glücklicherweise ließ sich diese Ungerechtigkeit recht einfach ausbügeln - Hört man da die Frage nach den verwendeten Mitteln und Werkzeugen? Worte. Schlicht und ergreifend. Worte. Simple Sätze, kürzer als ein Augenblick als solcher. Es war eine Schande was für ein Kinderspiel sich da darbot, wenn man versuchte den Blauhaarigen irgendwie einzuschüchtern, die Gefühle in tausend Teile zerbersten zu lassen. Allerdings war dem Herren gleichermaßen ein gewisses Glück gehörig, denn dies bildete ganz bestimmt nicht ihr strahlendes Ziel. Und einen weinenden Jammerlappen, der sich in einer dunklen, einsamen Ecke verkroch, in Selbstmitleid versank... Nein, solch einen Mitarbeiter wollte die Angestellte nur ungern erleben. Zumindest, wenn dieser kein falsches Wörtchen von sich gab, wer wusste schon, wie schnell sich anstrebenswerte Ziele hätten wenden können... »Solltest du«, entgegnete sie Vishnal schroff, als ebenjener den fantastischen Vorschlag äußerte, er solle noch etwas lernen, um hilfreicher sein zu können - Und insgeheim erfüllte sich ein winziger Traum, verschwindend mickriger Hoffnungsschimmer, der sich da dem realen Leben mühsam näherte. Andererseits verkörperte der tollpatschige Mann auch teilweise... sein nicht vorhandenes Geschick, was bedeutete, dass dies mitnichten ein leicht zu erreichendes Ziel war.
    Zur gleichen Zeit löste sich die Hand vom Nacken, sank so langsam - oder schnell, war es doch Ansichtssache - wie ein gewöhnliches Schiffswrack, bis die ursprüngliche Position wieder erreicht wurde, wenngleich man so nur wenige Momente verharrte. Blasses, unmerkbares Lächeln war gewonnen, umspielte die Lippen der jungen Dame, tänzelte - Und trotz dessen schien es nur eine kurze Strecke gewesen zu sein, um welche sich die Mundwinkel in die Höhe begaben. Jener Narr glaubte doch tatsächlich, dass das Chaos noch innerhalb des derzeitigen Tages wegzuräumen war. Lächerlich. Und gleichermaßen ein gern gesehener Optimismus. Vielleicht hätte gerade die feine Nase ein Stück diesen Kuchens gebrauchen können, anstatt immer nur mit pessimistischer oder vollkommen gleichgültiger Ansicht am Rande zu stehen, den Beobachter zu spielen, solange wie die eigene Ehre nicht von Außen verletzt wurde. »Wie du meinst..« Leises Nuscheln. Fraglich, ob die drei Wörter ihren Weg in die durchschnittlich großen Lauscher Vishies fanden oder ob sie nicht irgendwo von reiner Luft im Keim erstickten. Aber immerhin, sie waren in den Raum - oder besser: Flur - geworfen, ob sie verhallten oder erhört wurden, sie existierten - Und dies, gewiss doch, nicht nur in schweigenden Gedanken. Letztlich keimte jedoch auch ein gewisses Maß an Einsicht auf, schwank der Geist doch schon kapitulierend das weiße Fähnchen. Helfen. Wohl oder übel musste die Angestellte ihrem Kollegen helfen, ansonsten wär Schmutz und Dreck drei Tage später immer noch vorhanden - Es sei denn der Tollpatsch legte sich mächtig ins Zeug, gab alles bis kein Fünkchen an Willen und Stärke mehr vorhanden war. Wie ungern das Fräulein dies nur tat! Konsequent? Vermutlich war ebenjene Eigenschaft im "regen" Eifer des Gefechts entschwunden, auf dass tatsächlich Bereitschaft gezeigt wurde - Fehlte lediglich noch ein weiteres Putzwerkzeug. Doch dafür existierten ja mehrere Aufbewahrungsräume im Inneren der imposanten Villa, nicht wahr? Drum drehte sich die Langhaarige um die eigene Achse - zumindest waren es 180° - und machte sich auf, um dem nächstgelegensten Lager an Werkzeugen einen Besuch abzustatten, wenn da nicht die vorerst letzte Frage des Blauäugigen gewesen wär'. Allerdings bot diese keine nennenswerte Herausforderung, winkte man zunächst mit einer raschen Handbewegung ab, versuchte dem Anderen deutlich zu machen, dass die Antwort im Laufe der Zeit schon folgen würde, und verschwand hinter einer Ecke.


    Dass die Hellhaarige sich tatsächlich dazu herabließ und sich selbst eine Strafe auferlegte, nachdem er, Vishnal, doch derjenige war, der all die Müh' der Dame zerspringen ließ, Ergebnisse ausradierte. Widerwilliges Seufzen. Ein Augenblick des Verharrens folgte. Weg. Das war es wonach sie sich sehnte. Wenigstens einmal an jenem lieben, langen Tag, der sich bereits seinem Ende zu nähern schien, verlangte man nach frischer Naturluft, nach einer etwas anderen Umgebung, immerhin galt es selbstgesetzte Pflichten zu erfüllen. Ein schrecklich gutgläubiges Opfer, welches sie dem unbarmherzigen Gott doch schenkte! Hoffentlich brachten ihre "Reinigungskünste" auch etwas und trugen zu einem früheren Schlussstrich bei. Und hoffentlich kooperierte auch der Blauäugige. Ach, wie gern hätte man sich doch in die verpestete Freiheit begeben! Zumal es schließlich noch neue Bewohner gab, wie sich rasch jene Nachricht im ganzen Dorf verteilte - Cecilia, sowie die De Saint-Coquilles waren immerhin nicht mehr als ein winziger Bruchteil der neuen Nachbarschaft. Andererseits... Vielleicht war es wirklich eine bessere Idee, würde die leicht reizbare Dame im Hause verharren und von den Neulingen fernbleiben. Vielleicht entpuppte sich diese Entscheidung ja wirklich als die angenehmere für beide Parteien... Nein! Schnellen Schrittes hastete man zur angepeilten Kammer, entwendete ihr ein weiteres Exemplar aus der Familie der französischen Mopps und eilte im Schneckentempo zurück zum Ausgangspunkt, richtete sich neben dem Blauhaar auf, nachdem in besagter Kammer eine verzweifelte Suche nach dem bereits gefundenen Objekt über die Bühne glitt - Gut möglich, dass das Lager nun nicht viel hübscher als der Gang, auf dem sie sich befanden, aussah. Schande über die penible Ader! »Was denkst du denn?« Spielerisches Grinsen huschte über das Gesicht der Erwachsenen, sollte wenigstens Gesprächsstoff existieren, solange die Angestellten sich um die Reinigung des Flurs kümmerten.

    #7 - {Chlorica & Vishnal}


    Mit einem Seufzen, das den dünnen Lippen entkam, näherte sich die Hellhaarige ihrem Kollegen, welcher tatsächlich glaubte, dass man ihm irgendwelche unglaubwürdigen Ausreden glaubte. Gewiss doch, der Herr lag in jedem Falle richtig, als er behauptete, sein Geschick hielte sich in Grenzen. Fraglich jedoch um welche Art von Grenzen es sich hierbei handelte... Obgleich die Dame persönllich vermutete, dass die zur Trennung gedachten, nicht existenten Linien sein Talent wirklich sehr eingrenzen mussten - Nun, nicht jeder schaffte es innerhalb eines Tages so eine große Menge an Mist zu bauen und hin und wieder die Dinge eher zu verschlimmern, als sie zu verbessern. Wer wusste schon, ob der Blauhaarige nicht schon wieder eines dieser überteuerten Teesets zerstört hatte. Konzentrierten Blickes beäugte die Angestellte ihr Gegenüber, das sogleich den ausgetrockneten Wischmopp in das frische, lebensspendende Wasser drückte, um für seine Schulden aufzukommen. Arme Menschen. Wie viel Leid sie dank ihrer Tollpatschkeit wohl ertragen mussten? Bei der Braunäugigen wäre es auf jeden Fall eine unglaublich lachhafte Summe gewesen, ja, wahrlich ein Berg, dessen Spitze die flauschigen Wolken zerriss und über jeden strahlenden Stern hinausreichte und - Kurz und knapp gesagt, hätten ebenjene Person ein Leben voller harter Arbeit "genießen" dürfen, harte Arbeit, die gleichermaßen einem Albtraum entsprach, jedoch nicht an Sklaverei grenzte... Oder besser: Eine "ausgeklügelte" Idee von Notlüge, die sich da in den Gedanken des Fräuleins widerfand und sich hoffentlich niemals in Form begeben würde. Letztlich aber nickte sie nur schweigend mit dem Haupte und riss fast zeitgleich dem Blauhaar das gute Stück aus den Händen. »Ein... wenig..?«, wiederholte man leicht zaghaft, ließ das inzwischen wieder entspannte Augenmerk auf dem Relief, den Spuren, an denen festzumachen war, dass es sich bei dem Stiel um Holz handelte, ruhen - Dabei ein inneres, übertrieben aufgetragenes Prusten und Lachen unterdrückend. Ein wenig unbeholfen? Nein, nein, das war Vishnal sicherlich nicht. Nicht einmal ein durchschnittliches Maß an dieser Eigenschaft besaß er. Meister. Richtig. Vielleicht - ein verdatteter Blick traf auf die eindeutig höher gelegenen Augen, den Fenstern zur Seele - war er ja der Herr aller anwesender Tollpatschigkeit? Selbstverständlich! Immerhin wäre dies eine plausible Erklärung für seine Unbeholfenheit gewesen, die Antwort auf die Frage, warum ausgerechnet der Butler die einzige Person in Chloricas Umfeld mit derart vielen Unfällen war. Abermals musterte man seinen Gesprächspartner so ausgiebig wie es nur möglich war, ehe die Interesse der erwachsenen Dame auf das bisherige Zwischenergebnis all der Müh' Vishies gezogen wurde. Weder wirklich sauber, glänzend, noch sonderlich trocken. »Wie ich bereits sagte... Du kannst es nicht« Es war in der Tat ein Wunder, dass der Zorn der Hellhaariggen sich bereits gelegt hatte, wäre sie doch lieber weiter auf ihn losgegangen und hätte ihn ihretwegen sogar durch die gesamte Mansion gejagt - Mit ihr als Kollegin hatte er es keinesfalls einfach, wie es schien. Kurz auf die Aussprache jener eventuell verletztenden Worte - lag es doch im Auge des Betrachters, ob sie nun tiefe Narben hinterließen oder lediglich einen simplen Kratzer - fand der Mopp auf ein weiteres seinen Weg in die Dreckspfoten des Blauäugigen, woraufhin die penible Dame sich noch einmal bemühte, die Finger ihres Gegenübers so zu setzen, dass allein der Anblick wenigstens schon erträglicher wurde... Zugegeben, ein wenig ulkig wirkte es für sie schon und dies trotz der Tatsache, dass die Haltung des Bediensteten eine vollkommen gewöhnliche und korrekte Art bildete. Nun, wie hieß es so schön im Volksmunde...? "Das Auge isst mit"? Mit dem einzigen Unterschied, dass jenes Sinnesorgan nun nicht irgendwelche (außer)irdischen Gerichte betrachten musste, sondern einen gänzlich normalen Griff.
    »Pläne...«, nuschelte sie schließlich, wandte sich zugleich von dem Anderen ab, ihn den unmerksamen Rücken zeigend. Ob sie nennenswerte Pläne besaß? Ja, eine wirklich gute Frage, wie die Angestellte fand. Genau genommen hatte die Braunäugige tatsächlich etwas vor, doch diese Vorstellung wurde rasch zerstört, mit dem nett gemeinten Eingriff Vishnals, welcher sich vollkommen wandte und mehr dem Untergang näher brachte, als einem längeren Leben. Und schnell stürmte sie das bisschen an Wegstrecke hinüber zu dem Mann, rückte ihm mahnend auf die Pelle - Ach, wie schön wäre es bloß gewesen, hätten Blicke eine Seele aus ihrer nutzlosen Hülle verjagen können..! Ein gesamter Tag - oder besser: ein gesamter Resttag - war es, der blitzartig zu Staub zerfiel und vom Winde verweht, sich noch nicht einmal auf höfliche Art und Weise verabschiedete! »... Sollte dies Chaos jemals beseitigt werden können, ja« Skeptisch linste sie über die Schulter, sichergehend, dass nicht noch mehr Unsinn veranstaltet wurde. Schließlich war niemand begeistert, wenn sein Haus nach der Heimkehr in Schutt und Asche lag, obgleich es noch nicht einmal brannte - Das Ausmaß des Schadens bei einer derartig riesigen Villa unberechenbar!

    #6 - {Chlorica & Vishnal}


    Schnellen Schrittes entfernte man sich mit dem ausgeleerten Eimer von dem blauhaarigen Tollpatsch, kopfschüttelnd, enttäuscht. Natürlich. Noch immer hallten die Vorwürfe wieder, kamen zurück, grüßten, verschwanden und kreuzten ein weiteres Mal den Weg mit den Gedanken der Braunäugigen. Warum musste sie ihm auch eine derart "wichtige" Aufgabe anvertrauen? Ihm, der Person, die vermutlich noch nicht einmal wusste, wie es einen Mopp in den Händen zu liegen galt. Schrecklich. Schrecklich dumm von der Angestellten, welche sich mit gemischten Gefühlen fortbegab, um neues, frisches Wasser zu schöpfen - Fraglich was der Herr dabei nur falsch machen konnte, oder etwa nicht? Dementsprechend zornig, immerhin war die Wut auf das Gegenüber noch lange nicht verstummt, trampelte sie im wahrsten Sinne des Wortes mittels eines Elefantenganges über den einst glänzenden Grunde, der nun nur so vor Dreck - Obwohl es nichts weiteres als eine Flüssigkeit war - strotzte. Das Ziel? Ebenjenes Gebiet, welches Herz des riesigen Anwesens und prächtige Fassade verknüpfte, im Grunde suchte man lediglich einen Miniatur-Brunnen, der sich noch innerhalb der Baut befand, auf, um dort gewünschtes "Objekt" zu besorgen. Und noch immer verstand die Hellhaarige nicht, wie wenig Geschick Vishnal besitzen musste, um genau diese unglaublich simple Aufgabe zu vermasseln und all den hart errungenen Erfolg in eine unterdrückende Niederlage zu verwandeln... Dieser junge Mann brauchte unbedingt eine Lehre! Genau, irgendwann wäre Chlorica zu ihrem allerliebsten Arbeitgeber gegangen und hätte darum gebeten, dem Blauäugigen einen Lehrer in Sachen Geschicklichkeit und Eleganz zu beschaffen! Und wenn ebenjene Bitte nicht erhört werden würde, hätte die Dame sich wohl selbst dazu niedergelassen - Irgendwie mussten die ganzen zerbrochenen Teller, sowie die zerstörten Tee-Services schließlich ein Ende nehmen, nicht?
    Am angepeilten Ort eingetroffen stellte man zunächst den luftleichten Behälter ab und betrachtete im direkten Anschluss ebenjene Wasserstelle. Wieder winkte jene Frage, geboren aus mehr oder minder gewollter Unverständnis. Je öfter, intensiver, sie darüber nachdachte, desto irrealer erschien es dem Fräulein, hielt sie all dies schon bald für einen einzigen Scherz - Genau, eine einzige Lüge, die dadurch entstand, dass Vishie ihr die Aktion mit den dreckigen Schuhen heimzahlen wollte... Oh, biestig dieser Mann! Allerdings... Nein. Seufzend schüttelte die Angestellte ihr Haupt, war ihr doch bewusst, dass ihr Mitarbeiter eindeutig zu naiv für derartige Listigkeit war. Armer Vishnal, hatte wohl das Pech und erwischte eine schnell ungemütlich werdende Kollegin. Armes, armes Wesen. Doch verkündete dies großartige Unschuld für das bedrohte Lämmchen? Als ob! Mit einer deutlich ansehbaren Kraft knallten die beiden Zahnreihen der Dame aufeinander, fletschend, imaginäres Knurren erfüllte den halboffenen Raum, der sich in Richtung Freiheit ausweitete. Was der Tollpatsch wohl gerade machte? Hoffentlich, ja wirklich, hoffentlich hatte er nicht noch mehr angestellt, ansonsten wäre seine Mitbewohnerin früher oder später als Verbrecherin bekannt geworden... Hoffentlich stand Gott dem Unschuldslamm bei.


    Nachdem die kühle Flüssigkeit ihren Weg in den großen, nun eindeutig schwereren Eimer fand, hievte die Braunäugige diesen in die Höhe, versuchte es zumindest, war das Bisschen an Wasser viel zu schwer, als dass eine zierliche Maid wie sie - Genau genommen gehörte sie noch nicht einmal der Gruppe der Spargeltarzane an - ihn alleine hätte transportieren können... Hach, wo war bloß der Retter in der Not, ein nobler Prinz, wenn man ihn mehr als alles andere benötigte?! Märchen. Dämliche Märchen. Ob sie an derartige Geschichten glaubte? Mitnichten! Ein solcher Zufall war doch nicht möglich, wieso sollte ein Herr königlicher Herkunft dort aufkreuzen, um sich eine holde Dame zur Frau zu nehmen? Gut, allzu unwahrscheinlich erschien dieser Fall dann nicht, schließlich hielt man sich in einer sicherlich berühmteren Villa auf, in der ein bekanntes Adelsgeschlecht hauste. Aber ein Traumprinz? Nie im Leben! Ablehnend wandte sich das Haupt von Rechts nach Links und wieder zurück, ehe ein kurzes Zusammenzucken dazu führte, dass so mancher Tropfen den ohnehin schon nassen Grunde traf. Rötlich, ja fast schon orange schimmernde Strähnen huschten an der Hellhaarigen vorbei. Zusammengebunden mit einer addretten Schleife. Cecilia. Zweifelsohne handelte es sich bei dem Schatten um die Elfin. Überrascht blickte Chlorica der Gestalt hinterher, welche sich bereits so fortbewegte, wie es nur die Grünäugige tat. Wer überhaupt war dieses Mädchen? Cecilia. Selbstverständlich, der Name des Mädchens war der Angestellten bewusst, ebenso wie die Tatsache, dass diese genau wie Vishnal oder Chlorica selbst in diesem Anwesen beruflich tätig war. Eine Elfe. Richtig, ein spitzöhriges Lebewesen war sie auch noch! - Sprach man ebenjenen Gestalten nicht unendlich Jugend zu? Wie das wohl war? Die Lilahaarige seufzte erneut leise auf, richtete das Augenmerk auf das stillgelegene Wasser, welches in dem Eimer vor sich hin plätscherte. Sie wusste nichts über die andere Mitbewohnerin. Genauso wenig, wie sie über ihren Herren, Jasper, kannte. Alverna. Ja, sie kamen aus Alverna, wenn das Fräulein da richtig lag. Und sie kamen mit der halben Stadt, zumindest mit dem, was von dieser noch übrig war. Mehr nicht. Genau genommen hatte die feine Nase noch nie wirklichen Kontakt mit den neuern Anwohnern gehabt, die Elfin lebte mit ihr und Vishnal in ein und demselben Gebäude und die De Saint-Coquilles waren nicht mehr als diejenigen, die ihnen ein Haus spendeten. Gesprochen hatte sie mit den Neulingen jedoch noch nicht, kein offenes Gespräch - Fraglich, wie sie es überhaupt in den Dienst geschafft hatte, nicht wahr?
    Dies allerdings schien von eher niedriger Relevanz, ertönte binnen weniger Sekunden ein lautes Geräusch, welches die Hellhaarige rasch aus ihren tiefen Gedanken riss, auf dass diese schnellst- und bestmöglich - Man musste ja auf die Flüssigkeit Acht nehmen - zum Ort des Geschehens eilte... Und was die Dame da sah, ließ ihr Gemüt jedenfalls nicht erheitern, im Gegenteil, eher stieg das Ganze noch weiter in einen unendlich großen Raum des Negativen. Die Elfin schien altertümliche Schlittschuhe zu besitzen, sodass sie ungalanterweise über den feuchten Boden schlidderte. Umgeben von wahnsinnigen Vollidioten! »Unmöglich! Das seid ihr!«, beschwerte man sich, stellte den gefüllten Behälter vor des Blauhaarigens Füße und entließ einen übertriebenen Seufzer. Allerdings schien Cecilia davon wenig beeindruckt, wandte sich mit einer auffälligen Röte im Gesicht ab und verließ den Flur in Richtung Garten. Immerhin eine Person, die eventuellen Arbeitswillen besaß! Apropos Arbeitswillen... Skeptisch blickte Chlorica den blauäugigen Herren - neben dem sie sich irgendwann in dem Tumult platziert hatte - an, hob abermals mahnend den Finger. »... Und du kannst noch nicht einmal wischen!« Eher wirkte es so, als hätte der Mann sogar noch daran teilgehabt... Vergnügen. Was für einen Blödsinn die beiden Herrschaften da wohl anstellten?! Schrecklich! Aber immerhin... Ein kräftiger Atemzug erfolgte. Immerhin herrschte noch ein einigermaßen annehmbarer Geruch - Das war doch das Wichtigste, nicht wahr?

    #5 - {Chlorica & Vishnal}


    Chloirca zog binnen weniger Sekunden ihre Augenbrauen in die Höhe, blickte ihr Gegenüber kurze Zeit verdattert an. Tatsächlich hatte der Blauhaarige die Frage gestellt, welchen Sinn der vor Wasser triefende Mopp in der Hand der jungen Dame besaß. Schrecklich. Doch für Verwirrung war nun einmal kein Platz, auf dass rasch ein erzürnter Gesichtsausdruck wieder Platz einnahm, zunächst von dem Fast-Pony verdeck wurde. Die rot glimmernden Augen blitzten dabei den Herren an. Natürlich. Natürlich musste dieser naive Dummkopf den Eimer fallen lassen. Lauter, dröhnender, fast schon ein gefangenes Brüllen, welches sich da aus dem zuvor leisen Knurren entwickelte. Vorbei. Richtig, es würde an jenem Ort zu punktgenau jener Zeit sein Ende nehmen! Also holte die Hellhaarige, wie bereits erwähnt, zum Schlag aus und... verfehlte, was sich wohl gleichermaßen gut wie schlecht für Vishnal erwieß: Gewiss doch hatte er fürs Erste einmal weniger Schmerzen zu ertragen, allerdings würden diese schon bald folgen, nachgeholt werden - Glaubte er tatsächlich, dass die Braunäugige sich mit einem derartigem Fehlschlag zufrieden gab?! Nein. Warum sollte sie nun aufhören, wo die Bestrafung des anderen doch gerade erst begonnen hatte und noch nicht einmal in ihrer vollen Blüte stand? Der Butler täuschte sich da mächtig, glaubte er vermutlich, dass der Punkt gesetzt war. Nein, das war er nicht. Noch lange nicht. Abermals hob die Zornige die ungeeignete Waffe und visierte den in die Ecke gedrängten Mann an, Zielscheibe lastete bei diesem Versuch in der Hüftgegend des Mitarbeiters. Kein Zögern. Kein elendes Warten. Nichts. Nicht einmal die Anspannung konnte man in der Luft knistern spüren. Rein gar nichts. Und das besenartige Dinge surrte gen auserkorenen Punkt, die nassen Baumwollstreifen schlugen wie Peitschen, verteilten gnadenlos die noch immer dreckige Flüssigkeit auf dem ohnehin ruinierten Kunstwerk. Ob sie traf? Das Fräulein wandte sich schnell um, konzentrierte sich und schrie anschließend in der Wände Richtung, »VERDAMMT!« Wieder durfte der Gesprächspartner das Privileg genießen, den vor Wut nahezu blinden Blick, die förmlichen feuerroten Wangen, sowie die züngelnden Flammen, welche dem Munde der Dame entkamen, betrachten. Glücklich sollte Vishnal sich schätzen, wurde ihm schließlich das Recht zu Teil einen altmodischen, lebendigen, humanoiden Sandsack zu verkörpern! »Du kannst aber auch gar nichts, Idiot!«, folgte daraufhin, obgleich die Lautstärke merklich sank und man den Blauhaarigen mit ein paar finalen Schlägen und Stößen maltretierte, wobei man auch hier nicht wirklich darauf achtete, dass sie allesamt aucch wirklich das Bullauge trafen. Letztlich aber schien dies doch eine sehr positive Nachricht für den Butler gewesen zu sein, immerhin wäre der Zorn der reizbaren Dame weitaus mehr gewachsen, hätte sie von dieser Sache gewusst und parallel dazu hätte auch die Stärke der einzelnen Hiebe zugenommen - Armer Herr. Schließlich nahm sie den Wischmopp in einer Parallelen zum von Wasser bedeckten Grunde und drückte dem Blauäugigen das gute Stück in die Hand. »Beseitige das Chaos oder...«, ihr Augenmerk lag auf der Visage des anderen - und es wäre ihr weitaus lieber gewesen, hätte sie ihm eine herzliche Ohrfeige schenken können, schmerzte der Nacken nicht aufgrund des Hinaufblickens -, »Und nun fang an!« Harsch ebenjener Befehl. Allerdings war ein derartiger Ton doch perfekt dafür geeignet, anderen die Bitten einer selbst aufzuzwängen. Hoffentlich wusste der Angestellte wie man einen Mopp richtig zu bedienen hatte... Widerwillig und trotz all der gescheiterten Unterdrückung kroch ein Seufzer an die Oberfläche, während die Hellhaarige den vollständig geleerten Eimer aufsammelte und in eine bestimmte Richtung stürmte, dabei im wahrsten Sinne des Wortes den Gang entlang stampfte, um frisches Wasser aufzutreiben. Solange sie dies tat, konnte der Blauhaarige immerhin keine weitere Flüssigkeit verschütten, nicht wahr?


    #4 - {Chlorica & Vishnal}


    Rasch zog sie ihre dünne, lilafarbene Augenbraue in die Höhe, musterte ihr Gegenüber ausgiebig. Ungläubig. Perplex. Mit den sogenannten "Fenstern zur Seele" blickte Chlorica anschließend zu Grunde, nahm ein paar Schritte zurück, die sie wenige Sekunden zuvor ihm noch näher getreten war. Unglaublich. Was? Ebenjener Höhenunterschied natürlich! Steif, wie der Arm zur Salzsäure erstarrte, hob die Angestellte diesen, ging von dem "Ende" ihres Hauptes über eine Luftlinie zu dem des Blauhaarigen. /...Verdammt!/ Abermals entfernte sich die Hellhaarige einige Meter von ihrem Mitbewohner, um den Herren ein weiteres Mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Gut fünfzehn Zentimeter. Trotzig stellte die derzeitge Putzkollonne sich auf, sog die frische Luft ein und positionierte sich auf den Zehnspitzen - Wahrlich eine unangenehm aussehende Stellung! .. Und doch waren all die Bemühungen umsonst. Natürlich. Vielleicht konnte sie dadurch gerade einmal magere vier Maße wettmachen, aber gleich einen ganzen Kopf, wenn nicht sogar mehr? Etwas deprimiert starrte Chlorica tiefe, unwiderrufliche Löcher in den harten Boden, seufzte leise und deutete schließlich wieder auf die Schuhe. Noch immer trug der Blauäugige sie! »Zieh sie einfach aus..!« Letztlich aber schüttelte die Dame einzig und allein ihr Haupt, wunderte sich tatsächlich ob die Frage ihres Gegenübers ernst gemeint war oder doch nur ein simples Necken darstellen sollte... Necken, fraglich ob Vishnal sich jemals zu solch' einer "ungehobelten" Sache niedergelassen hätte. Nachdem das Augenmerk vom Putzwerkzeug zurück zu dem Blauhaar glitt, musste Chlorica feststellen, dass er sich aufgemacht hatte, sein Zimmer aufzusuchen - Brav! Siegreiches Lächeln huschte über die dünnen Lippen der Angestellten, ehe man noch die ein oder andere Feinheit am sauber glänzenden Kunstwerk ausbesserte, sich genau genommen schon auf einen kurzzeitigen Feierabend freute. Ja, es wurde Zeit einmal die süße Luft der Außenwelt einzuatmen, nun, vorausgesetzt kein Monster hielt es für nötig sich in des Anwesens Umgebung zu erleichtern. Schrecklicher Geruch. Nein, unglaublicher Gestank! Horror! Eine wahre Zumutung! Oh ja, wie die feine Nase solche Dinge bloß verabscheute, nicht nur, dass unwissende Leute drohten, in ebenjene Hinterlassenschaften zu treten, nein, sie sonderten auch noch einen widerlichen Duft - Obgleich man dies kaum noch so bezeichnen konnte - ab. Allein bei dem Gedanken ließ es sie erschaudern, vielleicht war es doch keine so begeisternde Idee sich einfach so in die freie Laufbahn zu werfen und damit das Risiko einzugehen, von dem übel riechenden Wölkchen in die Bewusstlosigkeit getrieben zu werden.. Wenn man so darüber nachdachte... Plötzlich kniff die Braunäugige die Augen zu, gähnte nebenbei und fasste sogleich den Entschluss nie wieder allein das Gebäude zu verlassen, ohnmächtig auf dem kalten Grunde im Zentrum einer Stadt zu liegen, war sicherlich nicht die bequemste Art und Weise sich zu erholen, nicht wahr? Schnell wandte man sich um, als leise Schritte durch den Flur hallte, es wohl soweit war, das neue - oder zumindest gesäuberte - Schuhwerk des Gesprächspartners unter die Lupe zu nehmen. Abermals keine blendende Idee. Weswegen? Nun, hätte es lediglich in weitere unnötige, kalte, anstrengende Diskussionen geführt und derart kleine Streitigkeiten mit der Hellhaarigen entpuppten sich zuhauf als lebensgefährliche Situation, konnte sie bei einem einzigen falschen Wörtchen schließlich sehr... unangenehm werden. Zum Wohle aller überzeugte die junge Dame sich also dazu nicht zu urteilen, ließ die Würfel auf ihrem derzeitigen Standort liegen und versuchte zunächst vergebens die eventuell von Dreck gezierten Sohlen auszublenden. Stilles Nicken, dicht gefolgtvon dem altgebackenen Prinzip der Reinigung.


    Wenig später traf der Blick ihrer erneut auf das Gesicht des Mannes, dessen hellblauen, ähnelten sie fast schon dem schier unendlichen Himmel, Augen nur so vor Freundlichkeit, sowie einer gewissen Unbeholfenheit strahlten, selbst, als er einen Eimer in den Brustbereich gedrückt bekam, veränderte sich nicht viel an der Ausstrahlung des Herren. Schlichtweg interessant, oder etwa nicht? Allerdings verharrte dieser Moment zu kurz, als dass er seine unbekannte, womöglich nicht vorhandene Schönheit hätte bemerkbar machen können. Wahrlich eine Schande! Jedoch noch lange nicht so groß wie das "Desaster" welches sich kurze Zeit nach der Übergabe einer mehr oder minder wertvollen Aufgabe abspielen sollte. Lautes Plätschern. Das Augenmerk, gläsern, ruhte für einige Momente auf dem nun wieder nassen - war er doch bereits getrocknet - Boden, auf dem sich später ein langer, edler Teppich erstrecken sollte, richtete sich daraufhin auf jene Stelle, welche unmittelbar vor den eigenen Füßen lag. Knurren. Und auch die Augen glühten förmlich in einem bedrohlichen Rot, ebenso als hätte man den erbärmlichen Versuch gewagt, das Gegenüber mit einem einzigen, furchtbar wütenden Blick zu erdolchen. Sie hätte es wissen müssen! Dieser Idiot, dieser schreckliche Idiot, ein Tollpatsch wie es schlimmer nicht hätten sein können! Der Körper, stramm, angespannt, die Hände trafen sich vor der Brust und entrungen sich einander ein schallendes Knacken. Zu weit. Viel zu weit. Was für ein...! »Vishnal!«, sprach das Fräulein den Namen des Mitarbeiters zischend aus. Nachdem das Geräusch, welches den knöchernden Fingern entsprang, verklung, bewegten sich diese langsam, ein wenig zitternd, bebend, zu dem hölzernen Stiel des Wischmopps. Dafür, dass er all die Arbeit, die Mühen, den Schlüssel zur vorläufigen Freiheit, sollte dieser Mann Büße zahlen! Richtig, sie würde ihn sogar bis in die züngelnden Flammen der Hölle hineinjagen! Doch unterließ man dieses Vorhaben... vorerst und anstelle des Ausfluges in die außergewöhnlich heiße Umgebung, beschloss man mit dem vor Wasser triefenden Besenartigen den Butler zu jagen - Vorausgesetzt die Furcht ergriff ihn und er versuchte verzweifelt den harten Schlägen mit dem Holzstab auszuweichen... Selbstverständlich war es für den Blauhaarigen zu hoffen, dass er nicht einen der vielen aus Zorn geborenen Hiebe getroffen wurde, neben den eventuellen Schmerzen würde ihn schließlich auch noch die klirrende Kälte des von Dreck gefärbten Wassers plagen - Hoffentlich hatte der Herr ausnahmsweise einmal Glück...


    #3 - {Chlorica & Vishnal}


    Abermals glitt das Exemplar aus der Familie der Besenartigen über den schönen, glatten Grund, schüttete winzige Mengen an Wasser über ihn. Das Augenmerk wanderte zwischen dem blauäugigen Kollegen und der noch hinter sich zu bringenden Strecke hin und her, ehe man den Mopp für kurze Zeit ruhen ließ, die Hände auf das haarlose Ende des Stiels legte und darauf das spitze Kinn platzierte. Nicht mehr viel. Die Distanz von derzeitiger Position zu Ziel betrug nur noch wenige Meter, nun, zumindest was den leer erscheinenden Gang anbetraf, denn an dessen Ende knüpfte ein prunkvoller Saal an, der bei wenigen Personen ein Echo des Gesprochenen widergab. Hach, es war ein faszinierender, beruhigender Ort, der vor allen Dingen aber auch einen angenehmen Duft mit sich trug. Frisch! Allein bei dem ganz und gar nicht verschwendeten Gedanken an das Ankommen brachte ein angedeutetes Lächeln auf die zarten Lippen der Erwachsenen! Nicht nur, dass es sich dabei um einen unsagbar riesigen Raum handelte, nein, hübsche Zierpflanzen, ein edler, hauseigener Springbrunnen - klingt es zunächst doch etwas seltsam - und exquisite Möbelstücke schmückten ihn... Von den vielen Gemälden, die sich an den hohen Wänden befanden, einmal abgesehen! Ein wahrer Traum! ... Und die jämmerlichen, unwürdigen Angestellten konnten sich sehr glücklich schätzen, waren sie doch unter den vielen elenden Leuten auserkoren und durften sich geehrt fühlen, in einem derart fantastischen Anwesen zu hausen, nicht wahr? Immerhin besaß nicht jedermann das Privileg überhaupt einmal in die Nähe einer reichen Schönheit zu gelangen, aber gleich mit mehreren in einem gebäude zu leben? Niemals! Allerdings, es war noch nicht die Zeit gekommen, um sich über andere, benachteiligte Person lustig zu machen, nicht umsonst trug die Dame einen Wischmopp in den Händen.
    Ein weiterer Blick galt dem Blauhaarigen, welcher es weiterhin für nötig hielt, zu Worte zu kommen und tatenlos daneben zu stehen - Schreckliche Behinderung, dieser Naivling. Ausgiebig musterte Chlorica ihren Mitbewohner, sah an ihm hoch, runter, den Fixpunkt sich auf seinem Schuhwerk bildend. Ob sie ihm hätte trauen können? Etwas misstrauisch stellte die junge Frau das Putzwerk zur Seite, lehnte es gegen eine Wand und begab sich zu Vishnal hinüber, als dieser ihr eine Antwort schenkte. Er nahm es an? Ablehnend schüttelte sie ihr Haupt, nein, das war keineswegs eine ausreichende Antwort - Sie wollte sich gänzlich sicher sein, dass nicht ein Partikel an Dreck sich über seine Sohlen hineinschlich und das nahezu alltägliche Meisterwerk schlagartig ruinierte. "Gesprächig", wie sie war, fügte die Hellhaarige dieser Geste natürlich keine Rede mehr hinzu, immerhin würde der Angestellte es schon früher oder später selbst herausfinden - Hoffentlich geschah dies früher und der Herr sah zu, dass er mit keinem Körperteil oder Kleidungsstück den soeben gewischten Boden berührte! Wie er dies anstellte, lag selbstverständlich vollkommen in seiner Verantwortung, hauptsache er wagte es nicht Arbeit zunichte zu machen. Seufzen. Ehe die Bedienstete erneut drauf und dran war das Werk zu vollenden, trat wie schon zuvor die freundliche Stimme des Anderen in den Kreislauf hinein, ein unglaubliches störendes Defizit, wie man fand. Oh, er wollte sich also nützlich machen? Das soeben wiederaufgenommene Mittel mitsamt Eimer, gefüllt mit reinstem - nun allerdings war es weniger sauber als von Schmutz geprägt - Wasser wanderte abermals zur Seite, begegnete der kalten Wand ein weiteres Mal, so wie der Behälter den feuchten Boden küssen durfte. Blitzartig zuckte ein Zeigefinger und richtete seine nackte Spitze auf die Schuhe des Butlers. Weg damit. Einfach nur weg damit! Und selbst wenn er es nicht aus freien Stücken tun wollte, so hätte Chlorica ihn doch dazu gebracht, ein anderes Paar anzuziehen - Vielleicht wäre die hin und wieder schamlose Dame auch einfach zu ihm hingegangen und hätte dem Mann die Schuhe von den Füßen gezogen, wenn nicht sogar kontrolliert für welche Stücke er sich jeden Morgen entschied. Hauptsache sie waren weg. Jenes Schuhwerk, welches ganz sich schon einmal in der wilden Natur gesichtet wurde. »... Ausziehen«, befahl die Braunäugige harsch, wandte sich wieder der Arbeit zu. Ein weiterer übertriebener Seufzer entglitt ihrem Mundwerk - Immerhin wusste man welch ein leichtgläubiger, junger Mann sich da vor ihr erhob und wie er sich doch alles mögliche, sei es ernst gemeint oder nicht, zu Herzen nahm. War sie eventuell zu grob gewesen? Andererseits.. Zusammen mit dem besenartigen Etwas bewegte das Fräulein sich ein Stück, rückte wie eine Schachfigur ein paar Felder vor, um nicht stocksteif und stumm ein einziges Quadrat zu säubern, bis dass es fast schon wieder dreckig wirkte. Ihr Gewissen beruhigte sich, als der Gedanke aufkam, dass ebenjene Aufforderung weitaus besser, freundlicher gewesen war als die Bitte, dass er doch endlich kein Wort mehr von sich gab - Genau genommen wirkte das Wörtchen in dieser Hinsicht fast schon harmlos, obgleich es so oder so keine besondere Hilfe war, die der Mann durch das Befolgen des Befehls, leisten konnte, bis... Aus dem Augenwinkel heraus betrachtete das Langhaar den gräulich grünen Eimer, welchen sie binnen weniger Sekunden aufgesammelt hatte und ihrem Gegenüber in die Hand drückte - obgleich sie ihm den Behälter ohne Verschluss doch eher in die Brust rammte. »Es ist verschmutzt!« Schnell wandte die damalige Parfümeurin sich um, sprach indirekt die Bitte aus, er solle so nett sein und frisches Wasser besorgen - Ob dies eine glänzende Idee war? Von einer leisen Vorahnung übertrumpft, schluckte Chlorica. Nein, nein, nein! Was für einen fatalen Fehler hatte sie da bitte begangen?! Das also geschah, wenn man die unbeholfene Tollpatschigkeit einer gut bekannten Person für einen mickrigen Moment ausblendete... Chaos! Wie konnte sie nur?! Die weiß schimmernden Zähne berührten für kurze Zeit die dünne Unterlippe. Natürlich. So wie man den Kollegen kannte, würde er über irgendeine auffällige Sache stolpern oder über die langsam trockneten, sich bildenden Pfützen rutschen und anschließend über den gesamten Flur gleiten, sodass die neue Flüssigkeit die Wände traf. Nein! Ein weiteres schüttelte die Braunäugige ihren Kopf, entledigte sich all der unnützen Gedanken und versuchte Vertrauen in die nicht tollpatschige, nicht von Pech geprägte Seite Vishnals zu finden. Möge Gott ihn dazu verleiten, seine simple Aufgabe nicht zu vermasseln. Oh bitte..


    #2 - {Chlorica & Vishnal}




    Ein Blick zurück. Wie schon so oft in den vergangenen Minuten - wie viele sie wohl schon mit dem Putzen des Ganges verbracht hatte? - wandte sich die Hellhaarige, noch immer den französischen Mopp in den Händen, um, prüfte das Stück, welches sie bereits hinter sich gebracht hatte, erneut, um sicher gehen zu können, dass auch wirklich jeder einzelne Fleck vor Reinheit glänzte und das unglaubliche Potenzial besaß, die Massen zu blenden. Zufriedenes Lächeln umspielte die dünnen Lippen Chloricas bei dem Anblick ebenjener Sauberkeit, ausnahmslos perfekter Sauberkeit, ehe die eine Hand von dem hölzernen Stiel losließ, um spielerisch über die hohe Stirn zu huschen. Selbstverständlich war diese Aktion gänzlich ohne tieferen Sinn, schwitzte die Braunäugige noch nicht einmal ein bisschen und auch keine salzigen Tropfen begannen sich zu bilden. Ausgezeichnet! Tatsächlich hatte sich die ungewollte Extraportion an Schlaf bezahlt gemacht, immerhin konnte sie nun stolz von sich behaupten, ganz und gar nicht in schlechter Verfassung zu sein! Wie ein Honigkuchenpferd grinste die feine Nase also vor sich hin, drehte sich um die eigene Achse, um einige Augenblicke später die Arbeit fortzuführen. Ob die Besitzer des Hauses wohl stolz auf ihr großartiges Personal waren? Schließlich konnten nur die wenigsten reichen Damen und Herren von sich behaupten, derart sorgfältige Bedienstete vorweisen zu können - Nun, zumindest stellten sie Bemühungen an, Ordnung in das prächtige Gebäude zu bringen. Eine Aufgabe, welche sich bei dem Maß der Größe in jeder Hinsicht als eine nennenswerte knifflige Sache entpuppte. Zwei aufeinander folgende, erleichtert klingende Seufzer entkamen mühsam der Kehle der Spätzünderin, welche mit stocksteifen Bewegungen das besenartige Etwas gen Grund drückte, um auch wirklich jede Spur des Schmutzes restlos zu vernichten - Obgleich dadurch eher Kratzer in den wie neu erscheinenden Boden gekerbt wurden...
    Ruhe. Bis auf ein leises Summen, das aus Lustlosigkeit geboren wurde und dessen Quelle niemand geringeres als die ehemalige Parfümeurin war, herrschte elendes Schweigen in einer scheinbar unstürzbaren Tyrannei, versetzte die wenigen Möbel, die sich auf dem schier endlosen Flur befanden, in Schrecken, auf dass sie früher oder später in die Flucht geschlagen werden würden - Glücklicherweise war dem aber nicht so. Die entspannende Melodie verstummte, beeinflusst von all der sie umgebenden Stille. Endgültige Ruhe. War das Anwesen noch zu retten? Chlorica blickte auf, den Gang entlang, bis zu seinem Ende, welches schon seit wenigen Minuten in Sicht war, jedoch nie wirklich bemerkt wurde, nicht bis zu diesem Zeitpunkt. Bald, bald war die sonst liebend gern ausgeführte Tortur beendet und die Bedienstete wäre für kurze, unvergessliche Momente frei gewesen, hätte ihre Flügel entfalten können und... Was? Nein! Sich selbst widersprechend schüttelte die Langhaarige ihr Haupt. Weg? Weg von der Villa? Nachdem sie endlich einen neuen Platz gefunden hatte? Mitnichten! Warum sollte sie auch..? Der gläserne Blick richtete sich auf den noch immer nassen Grunde, auf dem sich normalweise ein edler Teppich lang streckte. Sie hatte hier, in dem Gebäude, ein schlichtes, dennoch wunderbar eingerichtetes Zimmer, hatte Gesellschaft - Gesellschaft, die ihr daheim nicht geleistet werden konnte, waren sie alle, allesamt doch einfach so verschwunden, haben sie, herzlos wie sie waren, im Stich gelassen. Hahaha... Diese Baut, die neue Familie, war doch um einiges besser als jenes alte, herunter gekommene Gebäude, das inzwischen einer Ruine glich. Weitaus besser als das verwahrloste Gebäude, welches nun zwischen zahlreichen Büschen und Schutthaufen sich blicken ließ. Besser als das, was die einst arme Frau ihr Heim bezeichnete.


    Plötzlich riss etwas die Hellhaarige aus den Gedanken. Von wem oder was dabei die Rede war? Man warf das Augenmerk zur Seite, wo zuvor noch schwache Umrisse eines Schattens zu beäugen waren, wo sich nun ein blauhaariger Mann befand. Ein wenig enttäuscht, desinteressiert - hatte man doch eine andere Person erwartet - wandte das Fräulein sich um, war gleichzeitig jedoch froh den Herren zu sehen, immerhin war sie nicht mehr vollkommen allein auf dem Gang der Unendlichkeit. Schrecklich. Die beiden? Alleine? Das konnte doch nicht gut gehen! Etwas ahnend schluckte sie, spürte die schlagartig getrocknete Kehle. Einfach nur schrecklich. Vishnal. Auch er war eine Person, die in der Villa heimisch war - und dabei das "Glück" hatte, als so ziemlich einzige Person von weiblichen Kandidatinnen umgeben zu sein - und ebenso wie Chlorica, handelte es sich auch bei dem Blauäugigen um ein Mitglied des Personals. Ein Tollpatsch. Wie oft hatte die Braunäugige ihn wohl schon dabei erwischt, wie er die wertvollen, vor allem teuren Porzellanteller zu Boden geworfen hatte? Wie viele Schulden hatte er den Schönen und Reichen bereits dadurch beschert? Und an allen anderen lag es daran das hinterlassene Chaos zu beseitigen - Nun, wer zusätzliche Arbeit mochte... ».. Vishnal«, entgegnete die Dame ihrem Gegenüber gleichermaßen murmelnd wie grummelnd - wer wusste schon, ob unter seinen Schuhsohlen nicht monströse Mengen an Dreck hausten und nur so darauf warteten, sich endlich auf dem frisch geputzten Boden zu verteilen? Allerdings folgte darauf nicht mehr, was einem zu dem Entschluss kommen ließ, dass das scheinbar unerfreute Aussprechen des Namens die Begrüßung darstellen sollte. Mager, nicht wahr? Aber damit musste der Herr sich wohl oder übel bei fast allen Begegnungen, die während oder nach dem Reinigen verschiedener Räumlichkeiten stattfanden, abfinden - Doch hieß das, dass die Lilahaarige ihren Kollegen nicht mochte? Um Himmels Willen, nein! Es war lediglich die Mühe, welche binnen weniger Augenblicke hätte zunichte gemacht werden können! »... Du hast doch hoffentlich saubere Schuhe an..?«, wisperte man mahnend, begab sich daran das finale Stück des Grundes zu einem "Spiegel" zu wandeln - Und dabei stellte sich eine Ablenkung, wie das naive Blauhaar, als unpassenden Störfaktor heraus. Hätte er nicht ein paar Minuten später kommen können?
    Dann allerdings folgte eine Frage seitens des Herrens, der sich natürlich über die Nacht Chloricas erkunden musste. Leises Ächzen flüchtete ihrer Kehle, ehe sie den Blick rasch abwandte, deutlich nickte. Was war das bloß für eine hoffnungslose Frage? Selbstverständlich hatte die junge Frau einen erholsamen, "guten" Schlaf gehabt! Würde sie ansonsten den Flur auf Topform bringen? .. Gut, ja, das hätte sie wahrscheinlich getan, konnte man es doch nicht ab, dass die eine Hälfte keine Makel aufwieß und der andere Abteil genau das Gegenteil davon tat. Den Blick noch immer abgewandt, zeigte die Langhaarige schließlich auf ihren Mitarbeiter, wollte damit wohl fragen, wie es diese Sache betreffend um Vishnal - oder wie sie ihn auch gerne bezeichnete, "Vishie" - stand.

    #1 - {Chlorica & Vishnal}



    Grelles Licht. Die erhabene Sonne sandte ihre lieblich warmen Kinder in die Welt hinaus - oder besser gesagt: Sie tat es schon vor einiger Zeit -, sodass sie jedwede Lebewesen hätten aus den Tiefen einer schier grenzenlosen Traumwelt locken können, jedwede Lebewesen in den Tag warfen. Zarte, unausgesprochene Worte, ihre milde Wärme war es, der Zauber, welcher eine Kreatur aus dem Schlaf reißen konnte und dabei spielte es doch keine große Rolle, ob sie nun schon lange die Landschaften anstrahlten oder erst wenige Augenblicke zuvor die Botschaft des Morgens verkündeten - Und wie dem schien, weilten sie bereits einige Zeit auf der Erde, prallten auf die durchsichtigen, makellosen und äußerst riesigen Gläser in den Fensterrahmen, welche in die Wände der Villa Trampolis eingesetzt waren, brachen durch. Gleißend schienen die Boten, schienen unter vielen verschiedenen Dingen auf das Gesicht Chloricas. »Mhm...« Langsam rollte die junge Dame hin und her, wühlte damit die schwere Decke, welche auf ihr lag, auf und versucht somit der Sonne zu entkommen... Pech gehabt. Letztlich verfolgten sie die Strahlen, schienen in all den möglichen Positionen, die man einnehmen konnte, direkt auf das von hellen, lilafarbenen Strähnen umrahmte Plätzchen, ebenso als wäre dies das Zentrum einer Zielscheibe. Leises Brüllen "erschütterte" den schlicht eingerichteten Raum, der trotz dessen nicht an Materialien sparte. Warum musste ausgerechnet sie das rote X se - Moment! Rasch erhob sich die Bedienstete im Hause De Saint-Coquilles und warf einen kurzen Blick auf die Zeiger einer hölzernen Standuhr. Spät. Zu spät. Die Braunäugige rieb sich mit der linken Hand die Augen, strich über sie hinweg und versuchte vergebens ein Gähnen zu unterdrücken, denn ebenjenes schlich wenige Sekunden später aus dem Mund. Von dem edlen Stück aus Holz aus glitt das Augenmerk durch das gesamte Zimmer, ihr eigenes Reich in diesem voluminösen Anwesen. Ein hübsche Topfpflanze zierte den Raum, neben Schränken, Regalen und einem niedrigen Tisch im Mittelpunkt, nicht zu vergessen das wichtigste Exemplar von Schrank: Mit einer gläsernen Tür versehen, konnte man das Innenleben des Gegenstandes betrachten und dieses bestand aus verschiedensten Flaschen, gefüllt mit allerlei Flüssigkeiten, die beim Öffnen augenblicklich einen angenehm süßlichen Duft von sich gaben und die Räumlichkeiten damit "verpesteten". Und genau dieser Glasschrank mit all seinen Gefäßen schien für die damalige Parfümeurin schlichtweg unersetzbar, wenn man bedachte, wie viel Mühe in die Duftwassersorten gesteckt wurde - Schrecklich, allein der Gedanke an das Verlieren all diesen Fortschrittes! ...Über was zerbrach man sich da eigentlich den Kopf? Ruhig begab das Fräulein sich auf die Füße, näherte sich einem Schrank, bei dem man nach der Öffnung allerlei Kleidungsstücke vorfand, und griff nach dem Üblichen. Was das "Übliche" war? Eine weiße Bluse, sowie eine kurze Hose und zuletzt auch noch die "Uniform", welche es als Angestellte zu tragen galt. Nachdem die nächtliche Garderobe abgelegt und anschließend durch benannte Kleidungsstücke ersetzt worden war, betrachtete der weibliche Butler sich selbst in einem nicht sonderlich großen Spiegel, um mit einer hölzernen Bürste das wilde Haar zu zähmen, es in die stets getragenen, geflochtenen Zöpfe zu verwandeln. Alltägliche Routine. Genau genommen begann fast jeder Morgen - oder wie hier: Jeder Mittag - mit dieser Reihenfolge von Taten, obgleich das Verschlafen gewiss doch nicht dazuzählte. Welch' einen Grund es für das späte Erwachen gab? Chlorica, als das Äußere in Form gebracht wurde, griff nach der Türklinke und zog die einfache Tür von ihrem Rahmen ab, betrat den unglaublich langen Flur und beäugte sogleich den mit reinem Wasser gefüllten Eimer, sowie einen ebenso sauberen Wischmopp. Ah, richtig..! Bis spät in die vergangene Nacht hinein war man damit beschäftigt gewesen, einen relativ geräumigen Abschnitt des Ganges zu reinigen und wurde dann irgendwann immer schläfriger und schläfriger, sodass die Dame sich selbst in ihr niedriges Bett hieven musste - Ungewollt natürlich. Weiter. Für jene penible Person musste das Werk selbstverständlich zu Ende gebracht werden, immerhin fehlte nicht mehr viel und der Weg auf der untersten "Etage", dem Erdgeschoss, würde seine Besucher mit seiner Sauberkeit förmlich blenden - Aber.. Würden diese dann nicht permanent gegen die hohen Wände laufen? Wie auch immer!
    Entschlossen dem Ganzen vorerst ein Ende zu setzen, griff die Spätzünderin nach dem Stiel, an dessen Spitze sich mehrere Baumwollstreifen zusammenfanden, drückte letztgenannte kurzzeitig in die kühle Flüssigkeit und begann damit über den Abteil, der sich vor ihren persönlichen Gemächern breit machte, zu gleiten. Zwar sah man es dem Boden an, dass eine dünne Schicht Wasser auf ihm lastete, doch schien er sich in Sachen Glanz nur wenig von dem noch schmutzigen Teilen zu unterscheiden - War die Mühe etwa umsonst und jemand hatte sich bereits um die restliche Fläche gekümmert? Und wenn schon... Die Hellhaarige blickte um sich und entdeckte mit ihrem geschulten Auge allerlei Staub, der sich über den verschlafenen Tag hinweg angesammelt hatte, und sonstige Störfaktoren, welche allesamt ausradiert werden mussten - Ansonsten wäre das Bild des Anwesens doch nicht perfekt! ...Oder etwa doch?

    Steck der Verdammnis, muahaha! 
    Ich hab mir mal erlaubt das Pic vom Char etwas zu erweitern und zu schärfen, weil es.. Nya, ziemlich unscharf war - Ich hoffe das macht euch nichts aus? xD
    Jedenfalls: Wie wohl die meisten bin ich sehr zufrieden mit der Rolle! ^=^ Aber irgendwie nicht mit dem Ste - Und bevor ich mir hier sonst was weglaber', kommt hier Chlorica!



    Post #19



    Zeit verstrich. Wertvolle, nimmer wiederkehrende Zeit. Etwas, von dem kein Lebewesen jemals hätte genug haben können. Zeit. Und sie hetzten sich nicht einmal, um noch mehr von ihr zu ergattern. Nein. Sie standen da, in der verstaubten, dennoch gut duftenden Taverne, standen da, während ein Haufen Missverständnisse sich auftürmte und all jene, die anwesend waren, überfluteten. Verschwendung. Unglaubliche Verschwendung dieser unkäuflichen Sache. Blickte man in die Runde, musterte sie, waren verschiedene Gesichtsausdrücke zu erkennen. Ängstlich, verunsichert. Perplex, kurz vor dem Ausbruch in hallendes Gelächter. Und Raguna? Ein ernster Blick. Auf Anhieb würde man erkennen, das "etwas" vorgefallen war, wenngleich nicht einmal der Monsterangriff des Tages von großer Bedeutung in dieser Sache war. Geister. Unerschütterlich. Noch immer stand der Braunhaarige alleine, der festen Überzeugung die Brillenträgerin vor ihm sei ein Wesen, welches über die Macht verfügte, sich den Augen aller zu entziehen. Irgendwann würde sie schon angreifen, den wunden Punkt attackieren, eine tödliche Nadel hineinbohren. Natürlich! Zweifelsohne handelte es sich bei der Fremden um eine übernatürliche Kreatur! Und Lucas würde schon sehen, was für einen fatalen, alles entscheidenden Fehler er begangen hatte, als er indirekt über die Worte des Heldens lachte. Denn wenn es soweit war, würde dieser elendig, wie er war, zwischen all den Gespenstern verenden und selbst der Herr, der somit seinen Prinzipien widersprach, würde nicht zur Hilfe eilen - Was würdest du bloß tun, lieber "Lucasboy", hm?! Stolz eine untote Bestie enttarnt zu haben, öffnete das Blauauge seinen Mund, hob mahnend den Finger und gerade als ein Wörtchen über die trockenen Lippen kommen wollte...
    ... Ein Klicken. Licht. Grelle Sonnenstrahlen schlichen sich an, durchströmten einen winzigen Teil des Raumes, blendeten. Und inmitten dessen eine Gestalt. Ein... Von einem außerirdischen Wesen gesandter Bote? Nein! Wie sollte...? Ungläubig schüttelte man sein Haupt, betrachtete die Silhouette, die immer mehr Farbe annahm, wenn sie sich einen Schritt näherte. Strafe. Leise Furcht keimte auf, erblühte und schlug die Wurzeln in dem Herren, dessen Brustkorb sich förmlich zuschnürte. Was wenn... Ob dies jemand war, der dem stetig zum Scheitern verurteilten Mann endlich das Handwerk legte, ihn ordnungsgemäß bestrafte? Unbewusst tauchten Gefühle des Zweifels, des Schreckens aus den Tiefen Ragunas auf, schnappten nach Luft, ehe sie durch einen Schreck abgelöst wurden. Das männliche Blondchen schrak ein paar Schritte zurück und auch dem vermeintlichen Geist fehlten die Worte, ebenso wie dem Möchtegernhelden. Wahrlich war dies ein seltsamer Anblick, der die Beine des Blauäugigen erstarren ließ. Noch ein Ungetüm, welches der höllischen Unterwelt entsprang? Wie verflucht war dieses Städtchen überhaupt?! Tatsächlich verschluckte man sich - erstickte fast an seiner eigenen Spucke -, hustete vor lauter Schreck. Niemand hätte ihm nun ausreden können, dass derartige Wesen nicht auf dieser Welt existierten, immerhin befand sich sein überaus überzeugender Beweis doch genau vor ihm! Heterochromie. Silbern schimmerndes Haar. Furchtbar blasse Haut. Und so wich auch der Arbeitslose einen Schritt zurück, während sowohl Lucas, als auch die scheinbar namenslose Blondine eine Antwort auf die gänzlich unpassende Frage des "Monsters" gaben. Ein wenig zitternd hob er die Hand, den Zeigefinger, richtete diesen auf das Wesen, welches soeben über die Türschwelle die Taverne - oder besser: Staubige Fressmühle - betrat, »E-egal, was du jetzt sagst... Du kannst nicht behaupten, d-dass das kein Ungeheuer i-ist!«, nuschelte Raguna stotternd, obgleich es noch laut genug war, sodass dies nicht sehr einfühlsamen Worte durch die ganze Räumlichkeit schallten. Weg. Sie mussten schlicht und ergreifend fort von diesem Ort. Nun, zumindest, wenn sie nicht von Geistern gefressen werden wollten - Insofern diese sowas überhaupt taten. Gewiss rief eine unbekannte Stimme im Inneren des Schwächlings »Feigling!«, während eine weitere das Gewissen versuchte aufzumuntern, »Selbst ein Held muss irgendwann einmal die Flucht ergreifen!«. Tatsächlich aber enstprachen beide Aussagen der Wahrheit, obgleich Raguna nun keinesfalls eine heldenhafte Ausstrahlung oder Persönlichkeit hatte - Welch' ein Glück die Bewohner Trampolis doch hatten, wären sie alle schon in der Hölle am Schmoren (oder im Himmel am Singen), hätten sie diesen fantastischen Vollidioten als einzigen Schutz gehabt hätten. Schätzet euch glücklich!
    ».. Ein Schauspiel? Ahaha... Jetzt wo du es sagst... I-ich muss noch etwas erledigen« , grinste der ungewollte Farmer, lächelte schief und aufgezwungen, um einen lächerlichen Versuch zu wagen aus der Geschichte mit einem dramatischen Absausen zu kommen, »Zudem höre ich da verzweifelte Stimmen, die um Hilfe bitten...!« , hing der Herr noch hinten dran. Anschließend war Beinarbeit angesagt - was bei den weich gewordenen Knieen äußerst anstrengend zu sein schien - und das Braunhaarige rannte geradewegs in Richtung Freiheit. Letzteres missglückte jedoch. Ein dumpfes Geräusch ertönte, nachdem das Gesicht des Herren mit dem achso schönen Grund vor dem Gebäude Bekanntschaft machte.


    » Unknown


    [ Ah, gomen..! Ist wegen dem Charwechsel. qwq ] 

    Post #18




    Kopfschüttelnd blickte Raguna zwischen den beiden blonden Herrschaften hin und her, als plötzlich ein leises, piepsiges Geräusch ertönte, welches der Herr nicht hatte zuordnen können, es einfach durch den Raum schweben ließ. Bei ebenjenem Ton handelte es sich gewiss doch um des Fräuleins Rede, die schlichtweg viel zu leise aus der Kehle kam, als dass jemand sie hätte hören können - Zugegeben, irgendeine Person gab es immer, die all dem Gehör schenkte, schließlich existierten auch solche besonderen Talente, welche es schafften trotz der überwältigen Lautstärke einen Teil des Gesamten zu erfassen. Ob der Braunhaarige zu ihnen zählte? Vielleicht? Genau genommen drang nur der finale Teil zu seinen Lauschern und stieß augenblicklich auf Skepsis. Natürlich! Sie sollte kein Geist gewesen sein? Ernsthaft, was glaubte die Geisterdame bloß wer der Blauäugige, der sich vor ihr erhob, war? Mitnichten ein naiver Bengel! Nun, vielleicht entsprach diese Aussage nicht wirklich der Realität, doch hatte sich der Gedanke eines übernatürlichen Wesens in Form eines weiblichen Menschen in dem Köpfchen des "Heldens" festgesetzt - Und dies veranlasste die Umgebung dazu zu behaupten, der junge Mann sei tatsächlich ahnungslos. Ahnungslos. Ja, Raguna war nicht nur unglaublich dumm, nein, auch spürte er nicht einmal, wie er durch "gute Absichten" Schrecken verbreitete. Würde es jemals jemand schaffen, ihm eine ernste, mitfühlende, nicht derart abgehobene Seite des Lebens zu zeigen? Sicherlich nicht, vermutlich war dies auch eine Tat der Unmöglichkeit.
    Jedenfalls stieß es dem Herren sauer auf, als sein spontaner Helfer sich ihm, dem großartigen Retter in der Not - die er höchstwahrscheinlich selbst hervorbrachte - in den Weg stellte und um einen Punkt bat. Keine Lügnerin? »Pah! Ich habe mehr von dir erwartet, Lucasboy!«, knurrte das Blauauge eingeschnappt und setzte dabei die Betonung auf des Satzes Ende, einen zusammengewürfelten Namen, welchen der religiös angelegte Junge fortan tragen musste. Seufzen. Was sein gleichgeschlechtliches Gegenüber wohl alles für bare Münze nahm? Mit einer Hand stützte der Arbeitslose seine Stirn, bewegte das Haupt noch immer langsamen Tempos von Links nach Rechts, wandte sich in Sachen Stellung nun diesem zu und klopfte einmal auf dessen Schulter - Hierbei war der Griff nach dem Aufkommen natürlich etwas gefestigter, drückte auf das Körperteil. »Woher willst du wissen, dass sie nicht lügt?« , wisperte der Braunhaarige gleichermaßen zischend wie beruhigend. Ginge es nach den Gedanken des stetig übertreibenden Herren war Lucas eindeutig ein Fall für die Klinik, vorausgesetzt diese nahm äußerst gutmütige Menschen auf und flößte ihnen Misstrauen ein. Abermals wechselte man das Objekt des Betrachtens, richtete das Augenmerk auf das vermeintlich gespenstische Wesen, welches - dank der naiven Freundlichkeit des Gläubigen - nun seine Brille zurückbekommen hatte. Brille. Gestell, zwei Gläser. /Huh?/ Konnten nicht materielle Kreaturen überhaupt feste Gegenstände mit sich oder sie gar auf ihren "Nasen" tragen? Warum benötigte ein Spukgespenst eigentlich vergrößernde Hilfsmittel? Handelte es sich dabei überhaupt um ein Hilfsmittel? Raguna stockte, als sich eine weitere überaus absurde Idee in seinen Gedanken formte - Ebenjene Brille war lediglich eine Ablenkung gewesen, um die beiden Männer blind und verwundbar zu machen! Natürlich! Jeden Moment hätte das Fräulein Gegenüber eine Art Waffe ziehen müssen oder so! ... Ach, wer von dem Duo gehörte noch einmal in die Klinik?


    [ Uff, ich denke Raguna wär' ungefähr genauso groß. xD ] 

    Post #17


    Dumpf. Mit einem lauten, zugleich jedoch etwas gedämpften Geräusch, machte der vermeintliche Geist Bekanntschaft mit den verstaubten Treppenstufen, welche sich hinter seinem Rücken verbargen - Ein eindeutiger Beweis dafür, dass es sich dabei um ein lebendiges, atmendes Wesen handelte, nicht wahr? Aber nein, trotz eines Gegenargumentes war der Herr der festen Überzeugung die Dame wäre eine übermenschliche Kreatur, dessen Hülle nun leer irgendwo rastete. Schaudern. /Verdammt, hier spukt es!/, schoss es dem Arbeitslosen, welcher drauf und dran war, seine sieben Sachen - also Luft, Luft und noch mehr Luft - zu packen und endgültig aus dem Gebäude zu rennen, augenblicklich durch den Kopf, als man das achso gespenstische Fräulein betrachtete, das sich langsam und verunsichert seinen Weg zum Bartresen bahnte. In schallendes Gelächter brach man aus und falscher Stolz regierte in einer fürchterlichen Schreckensherrschaft, welche ihr Ende fand, als der blonde Gesprächspartner sich zu besagter Maid begab, eine Entschuldigung aussprach. »Hmpf, natürlich, und ich bin ein wildes Monster! Glaubst du wirklich, dass sowas wie ein Geist nicht SO aussehen könnte?«, knurrte der Blauäugige nicht sonderlich begeistert von der Reaktion seiner zufällig ausgewählten, rechten Hand und ließ dabei einen missbilligenden Blick auf die - fälschlicherweise - als Monster bezeichnete Blondine los, verschränkte die Arme vor der eigenen Brust und wandte sich ab. Und all diese Taten dienten lediglich dazu, dass der voreilige Möchtegernheld zu seiner Gesellschaft stürmte, das selbsternannte Ungetüm genaustens - und genaustens bedeute meist "ein kurzer Blick" - musterte. Niemals! Nicht einmal im Traum wäre das Braunhaar auf den trügerischen Schleier, der hervorragend gespielten Rolle eines ängstlichen Mädchens, hereingefallen! Wie sehr das längst gefallene Wesen wohl Klugheit benötigte? Nein, eher war es Raguna, welcher von seiner unglaublichen Dummheit befreit werden musste, ignorierte er noch immer die Tatsache, das ebenjenes fremde Wesen nicht durch Wände verstand, durch Gegenstände wandelte oder überhaupt Versuche anstellte, das Duo zu attackieren.

    Post #16


    Ein paar Schritte. Lediglich ein paar kleine Schritte trennten die beiden Männer von dem, was der Blonde unter ihnen vor nicht einmal allzu langer Zeit entdeckt hatte. Unscheinbar. Das wohl passendste Wort für eine Beschreibung jenen Gebäudes. Schlichtweg unscheinbar. Und dennoch hatte es eine gewisse Anziehung inne, sog Passanten vielleicht sogar an sich heran! Skeptisch musterte der Braunhaarige die Baut, welche sich vor seinen Augen in den Himmel erhob, bemerkte nach mehreren Minuten ein Schild, das von köstlichen Gerichten versprach. Köstlich? Nun, die Zeichnung, die sich auf besagtem Holzbrett breit machte, schien nicht viel zu versprechen, sah eher unappetitlich aus - Doch dies lag vermutlich an dem Zustand der hölzernen Platte: Risse, Löcher, Flecken, all diese Dinge verunstalteten das einst so schöne Bild, vorausgesetzt es zeugte jemals von Schönheit. Abermals schlug der stolze Herr auf die Schultern seines Gesprächspartners, grinste wie ein Honigkuchenpferd, »Hast du gut gemacht, mein Helferchen!« Nicht ahnend, dass ebenjene Aussage einzig eine weitere elendig langwierige Diskussion aufrufen würde, zog der Arbeitslose seine Hand in die Höhe und des Daumens Spitze bildete hierbei den höchsten Punkt, die Krone sozusagen. Und? Was nun? Welch' eine idiotische Frage! Selbstverständlich begaben sich Hände an die Klinke der sich in den Weg stellenden Tür, drückten diese hinunter und luden in das Gebäude, eine Taverne ein. Allerdings gab sich auch das Innenleben nicht sonderlich eitel, herrschten unzählige Staubkörner in den Räumlichkeiten, obgleich - wenn man dem Stadtverwalter, den vorigen Redner Glauben schenkte - wenige Wochen oder Tage zuvor an diesem Ort noch Menschen hausten. Ob diese veralteten Staub liebten? Vermutlich, ja, wieso sonst zeigte sich Staub als gnadenloser Tyrann? Sonderlich beeindruckt gab Raguna sich jedenfalls nicht von dem Häuschen, zumal das gesamte Ambiente einen kalten Schauer über seinen noch immer schmerzenden Rücken - Oh, alter Mann! - huschen ließ.
    Und dann... Leises Knarren! Schritte. Nahende Geräusche. Fest überzeugt, dass ein furchteinflößender Geist auftauchen würde, stellte der ungewollte Farmer sich so manchen Schritt vor seinen Begleiter, auf der zum Scheitern verurteilten Suche nach einem Stock, einem Knüppel oder ähnlicher Sache. »Fürchte dich nicht, Blondchen, ein Held ist hier um dich zu schützen!« In Kampfposition - Faustschläge waren sicherlich die Methode um ein längst gefallenes Wesen zu vertreiben - wartete der Blauäugige also auf das Erscheinen ebenjenen Gespenstes und blickte kurz darauf einem blonden Mädchen entgegen. Zunächst gab man sich erleichtert, realisierte dann jedoch, dass dies eine perfide Täuschung war, das Abbild einer verstorbenen Dame, dessen Seele nun durch die leer gefegten Straßen der Stadt irrte! »B-bleib' fern, du... du Gestalt der Unterwelt!«, stotterte er, spürte wie ein unauffälliges Zittern seine Stelzen hochkroch - Kaum waren sie in einer neuen Umgebung angekommen, musste man natürlich dem nicht ruhenden Geist einer ängstlich wirkenden Brillenträgerin schauen, um welche Art Dorf handelte es sich bei Trampoli bloß?! Unerhört!

    Post #15


    Der junge Mann blickte zu seinem Gesprächspartner, welcher ebenfalls nicht sonderlich begeistert von seiner Zuordnung zu sein schien. Es stand also fest. Was "es" in diesem Falle bedeutete? Nun, der Entschluss war gefasst, immerhin würden die beiden Herren jetzt gemeinsam in all der Verzweiflung und dem elenden Selbstmitleid versinken können, obgleich Raguna die Reaktion seines Gegenüber nicht wirklich verstand. Noch immer den Kopf gesenkt, nuschelte der Arbeitslose in seinen unsichtbaren Schnäuzer hinein, »Reg' dich über kein gemütliches Zimmer im Gasthof auf...« Seufzen. Wie schon so oft an jenem schwarzen Tag des Unheils stieß der Möchtegernheld einen leisen, verzweifelten Seufzer aus, schüttelte immer und immer wieder das Haupt, in der vergeblichen Hoffnung etwas würde sich verändern. »Lass dich als H-E-L-D einmal dazu hinab auf einem Feld - ja, einem gottverdammten FELD - zu arbeiten!«, folgte daraufhin mit einem Knurren, das sich im Hintergrund auslebte und zugleich ein Tiger im Käfig war, keine Freiheit, lediglich Unterdrückung. Mit schnellen Schritten ging der Blauäugige auf und ab, stampfte dabei mit aller Kraft auf den erdigen Grund, auf dass bald schon klare Spuren hinterlassen wurden. Und die trotzige Knurrerei entschied sich dazu, sich vorerst keinem stoppenden Punkt zu nähern, entschied sich dafür, dass die zugehörige Person nur noch mehr in dem Inhalt eines Topfes, bestehend aus Rage und Trauer, versank. Warum, warum, warum?! Neidisch, die Zähne knirschend schnellte das Augenmerk des Braunhaarigen auf die blonde Person, mit der soeben noch eine nicht ganz so entspannte Konversation geführt wurde - Dieser Bursche wagte es doch tatsächlich sich über einen Gasthof als Heimat zu beklagen! Missverständnis. Auch weiterhin mischte ebenjenes Gefühl mit. Natürlich musste sich der Religiöse über einen derartigen Segen auslassen! Was geschah bloß mit den armen Personen, die aus einer Flucht direkt in armselige, sinnlose Arbeit hineingeworfen wurden? Was hatte der Held in Ausbildung bloß Schreckliches angstellt?! Erzürnt stieß man einen lauten Schrei auf, stapfte ebenso aufgeregt zu dem Glaubenden.
    »Wir sollten hier vielleicht weg!«, brummte Raguna, während seine Zeigefinger binnen weniger Sekunden auf die Stadt hinter den nun geöffneten Toren gerichtet waren. Doch wohin sollte sich das Duo begeben? Der Gasthof? Oder gar die Farm? Nein, nein, nein! Mitnichten! Nicht, dass man die beiden Orte nicht betrachten wollte, nein, vermutlich waren es schöne Plätze, doch... Gut, genau genommen wollte wohl keiner der beiden eine dieser Szenerien aufsuchen - Vermutlich hätte der Anblick eines ungewollten Wohnplatzes die Situation nur noch verschlechtert, denn zumindest der neue Bewohner eines -wahrscheinlich- verrotteten Gebäudes und vermeintliches Inhaber eines Feldes würde danach wimmernd in einer dunklen Ecke hocken, Kreise auf sandigem Boden ziehen. So fielen jedenfalls zwei Ortschaften als potenzielle Hintergründe aus, blieben noch... Wie viele Gebäude und Plätze Trampoli wohl bieten konnte? Plötzlich, inmitten all des langwierigen Schweigens - von etwa fünf Sekunden -, ertönte ein seltsames Geräusch und dauerte so manchen Moment länger an, der Herr murrte,»Bestimmt gibt es hier irgendwas, wo man sich den Bauch vollschlagen kann!« Typisch. Gerade erst fürchtete sich ein ganzes Dorf - oder zumindest die Überreste seiner Bewohner - um sein Leben und kaum entkamen sie jedweder Gefahr, hingen die Gedanken eines heldenhaft starken Idioten an Fressalien. Aber immerhin... Wenigstens existierte eine Sache auf Erden, die von dem Fluch der Farm ablenken konnte... Vorerst zumindest. Ohne zu zögern (und nachdem der sich nach Essbarem sehnende Magen sich noch öfters zu Wort gemeldet hatte), stellte der werte Herr sich hinter seine Bekanntschaft, schob diese vor sich hin - Hinein in das fremde Städtchen.


    » Die Taverne

     

    Post #14


    Um sein Leben fürchten? Fürchten?! Raguna wandte sich von seinem Gesprächspartner ab, sodass ebenjener augenblicklich den Rücken des Herren beäugen, ja, bewundern durfte - Geehrt hätte das Blondchen sich fühlen sollen, immerhin wurde er auserkoren jenen Teils des Torsos zu betrachten, welcher seit den Ereignissen im Dämmerwald eine Beziehung mit einem Baumstumpf führte. Rasch hob der Braunhaarige sein Haupt, schloss die Augen, machte sich groß, indem die Zehnspitzen nun gefordert waren, und drehte sich ruckartig um. »Also wirklich! ICH bin doch da!«, stieß man lautstark aus, sprang ein wenig in die Höh' und deutete mit einer schnellen Handbewegung auf das restliche Volk, »Keiner muss sich um sein Leben fürchten!« Zugegebenermaßen trug diese unglaubwürdige Aussage einen leichten Hauch von Wahrheit in sich, schließlich mussten andere sich um nichts sorrgen, wenn eine bestimmte Person sich dafür opferte - Richtig. Es würde stets einen Vollidioten geben, welcher es wagte, direkt in eine blutrünstige Bestie hineinzurennen und dadurch sein wertvolles, einzigartiges Leben ließ. Und für ebenjene Periode der Zeit, für jenen kurzen Abschnitt, war Sorge fehl am Platze, immerhin würde eine Sache weniger verloren gehen, wenn sie denn mit Glück gesegnet waren. Allerdings schien auch diese Aussage nicht passend, derzeit musste keine Person wirklich sorgen - Vor ihnen türmte sich eine hohe Mauer auf, ein Tor, hinter dessen Pforten sich eine verlassene Stadt, die sicherlich viel Platz und Sicherheit bot, befand. Doch kaum riss der Arbeitslose seine Futterluke auf, um abermals etwas vollkommen unwichtiges von sich zu geben, unterbrach ein vornehm - vorausgesetzt diese Art von Kleidung galt als "vornehm" - gekleideter Herr ihn, begann eine Ansprache. Skeptisch musterte Raguna den Redner, welcher ein wenig auf Stadt und Unglück einging, den Flüchtlingen Unterkünfte anbot und... Der alte Greis, der Schmied, nahm eine Liste an sich, wanderte durch die Reihen und unterteilte die Truppe, woraufhin der Möchjtegernheld stockte. Krächzen. Lautes, auffällig lautes Krächzen. Plötzlich fiel der achso starke, junge Mann in sich zusammen, sackte zu Grunde, schien es doch so als hätte er begonnen leise zu wimmern. Farm. Arbeit. Lästige Arbeit. Lästige Arbeit auf einer Farm. Trotzig schüttelte das Blauauge den Kopf, wirkte als sei er ein egoistisches Kind. Ernsthaft? Die Farm? Ackerland? Arbeit? »Kann ich keine andere Unterkunft kriegen?«, murrte er enttäuscht, stellte sich wieder auf die Beine, noch immer mit der Statur, die auf eine weitere Implosion verwieß, »Helden haben doch viel mehr verdient! Dieser Bauernhof ist nicht würdig genug für mich!« Und auch weiterhin protestierte der faule "Held" - und dies in einer kaum ignorierbaren Lautstärke, während die Hände wild durch die Lüfte wirbelten, der arme Lucas zwischendurch Opfer eines kräftigen Durchrüttelns wurden. Warum gab es überhaupt in jeder einzelnen Stadt eine Farm, zu bebauendes Ackerland?!

    Post #13


    Verdattert musterte er sein "Helferlein", blinzelte ein paar Mal und kehrte binnen weniger Sekunden zu seinem alten Ego zurück: Ein Zeigefinger stach in die Höhe, formte ein imaginäres Loch zwischen den flauschig aussehenden Wolken, während die andere Hand zur Fasut geballt an den eigenen Körper gehalten wurde. »Natürlich bin ich das!«, rief der Herr schließlich aus, legte den Kopf schief, wobei ein siegreiches Lächeln die Lippen umspielte. Falsch. Im Grunde war es nich, natürlich nicht, denn wer war schon unzerstörlich? Niemand. So auch Raguna, der - so gut es ging - mit der Linken über seinen eigenen Rücken fuhr, vor stechendem Schmerz einmal aufschrak. Und dabei hatte sich der Möchtegernheld noch nicht einmal wacker geschlagen, wurde er lediglich von einem schwächeren Luftzug fortgeweht und machte ungewollt Bekanntschaft mit einem Baumstumpf. Wahrlich heldenhaft! Allerdings hieß all dies nichts, vorerst konnte sich die Truppe in Sicherheit wiegen - Keine Bestie, kein Stein, der irgendeine hilflose Person anvisierte, nichts, noch nichts - und dies trug einzig dazu bei, dass der zuvor betrübte Arbeitslose sein Verhalten abänderte. Betrachtete man als fremder Beobaachter das Geschehen, ließe sich rein äußerlich das Massaker aus dem Film schneiden, immerhin schien für Außenstehende der Entschluss nützlicher zu werden bereits in Vergessenheit geraten zu sein. »Wie soll ich denn sonst andere beschützen?!« Abermals plusterte der Braunhaarige sich auf, schmückte sich unbemerkt mit den Federn anderer, drehte eine Runde um den blonden Gesprächspartner. Letzterer durfte nach der strengen Musterung nun auch noch einen weiteren, kräftigen Schlag auf die Rückseite aushalten, ein Schlag aus einer verwirrenden Art von Stolz entstanden. »Haha! Wenigstens kann ich dir in einer Sache zustimmen!«, begann Raguna wieder etwas übermütiger, versuchte dabei den schrecklichen Anblick, die Bilder verletzter, gar lebloser Körper zu vergessen und fasste seinem Gegenüber an die Schulter, klopfte ein wenig auf dieser. Neuanfang. Ob all dies einen erneuten Start ermöglichte? Sicherlich nicht. Verbindungen wurden teilweise endgültig gekappt, andere sind aus der Verzweiflung entstanden, gewachsen und wiederrum eine andere Gruppe blieb unverändert. Fraglich zu welchem Genre die Beziehung der beiden jungen Männer gezählt werden konnte oder war sie von Anfang an eine Klasse für sich? Erleichtertes Grinsen verwandelte sich in erfreutes Lachen, das kurzzeitig über einen mickrigen Bereich vor dem Wachposten hallte. Gewiss doch, niemand wusste wann und ob es ein Ende geben würde, befand man sich in guten Händen oder würden bald schon wieder Bestien über Dörfer herfallen und allerlei Lebewesen zerfleischen? Nein! Fort, fort mussten ebenjene pessimistischen Gedanken, fort von dem freudigen Lachen, welches ertönte, fort von all der Heiterkeit, die in der grauen Trauer erstrahlte! Aber alles verging. Früher oder später würden die ehemaligen Bewohner Alvernas von der Vergangenheit eingeholt werden, ein weiteres Mal von Monstern attackiert werden, so wie das hoffnungsvolle Gelächter durch die Finsternis erlosch, verklung. Das Blauauge rüttelte ein wenig an dem Blondchen, wechselte den Blick zwischen der neuen Bekanntschaft und der Ortschaft, »Was meinst du? Was für ein Platz das wohl ist?«

    Post #12


    »Und wie ich das will!«, grinste der Arbeitslose, hüpfte ein wenig von Fuß zu Fuß, schlug mit dem Stock übend die Luft, wandte den Blick dabei nicht von den Ungeheuern ab. Das Motto jenen Momentes hieß auf jeden all " Jetzt oder nie!", immerhin war ungewiss, ob das Grüppchen je wieder die Chance bekommen würde, wirkungsvoll gegen die Bestien anzukommen! Für wenige Augenblicke sank man das Haupt, ein glasiger Blick bildete sich, dominierte kurzzeitig. Er... Er wollte doch ein Held sein, oder?! Doch ebenjener Tag hatte ihm einen auffälligen, schwarzen Strich durch die Rechnung gezogen, der Tag, an dem der Herr endlich einmal begriff, wie unglaublich nutzlos er war - Welch' eine große Last er doch für die tapferen Kämpfer war. Und jetzt... Jetzt bot sich jene Möglichkeit. Der Weg öffnete sich. Auch wenn es nur ein kleines bisschen war, so konnte der Möchtegernheld wenigstens versuchen sich zu verändern, ein wenig hilfreicher zu sein - Sei es auch nur ein kleiner, unmerkbarer Kratzer, den man einem der Löwen zufügte, sei es auch nur ein winzig kleiner Kratzer... Allerdings schaffte der Braunhaarige es nicht einmal soweit, nicht einmal einen Schritt konnte man tätigen - Die Ereignisse überschlugen sich wie so oft an jenem Tag. Zwei alte Greise, welche zwar die ganze Zeit über anwesend waren, sich jedoch nicht bemühten jenen Albtraum zu beenden, traten hervor, um nun das zu vollrichten, was sie vorher nicht wagten..? Einer von ihnen, wie es schien, war es der Schmied, ließ die Überlebenden versammeln, verließ mit dem Wanderzug das Gebiet in Richtung Lichtung, hinterließ den anderen Mann, der nun auf sich allein gestellt war.
    Die Zeit verstrich und mit ihrem langsamen Fortschreiten, verstummte auch das Gebrüll der beiden Ungetüme, sein Hallen verklung und nicht ein Anwesender würde wohl sagen können welchen Grund dies mit sich trug. Wenig. Ragunas Augenmerk glitt durch die Menge, die sich im Laufe des Tages radikal verkleinert hatte - Wie viele wohl ihr Leben ließen, die Augen schlossen und das für immer? Ein Blick genügte. Er reichte vollkommen, um sagen zu können, dass so manche Person Familie und Bekanntschaft verloren hatte, reicht um sagen zu können, dass ebenjene 24 Stunden schwarz wie die Nacht waren. Schnell wandte sich der junge Mann, ging sicher, dass Lucas noch in seiner Umgebung war, obgleich es doch sehr seltsam wäre wenn nicht, immerhin hatte das Blauauge den Gläubigen fast pausenlos verfolgt. Spielte das überhaupt noch eine Rolle? Statist "Ragunaman!", nein, nicht nur er, sie alle hatten irgendwo einen Teil zurückgelassen, genauso wie sie irgendwo allesamt einen Fehlversuch starteten - Fraglich, ob es in einer Parallelwelt anders über die Bühne glitt, ob es eine Dimension gab, in der das ganze Dorf unbeschadet aus dem schrecklichen Monsterangriff kam. Hmpf. Abermals widerwillig schüttelte der Herr sein Haupt, sein Gemüt betrübt, bei all den Gedanken, die er an einen hoffnungslosen, nicht existenten Weg verschwendete. /Wenigstens gibt es Überlebende.../ , sprach man sich schließlich selbst zu, bereit einen Schritt nach vorne zu nehmen, bereit in die neue Umwelt geworfen zu werden. Apropos neue Umwelt... Ein Zucken schlich sich von den kurzen Stelzen, genannt "Beine", über Hüft' und Brust, ehe das Braunhaar endgültig realisierte, dass der Trupp schon ein ganzes Stück hinter sich gebracht hatte und vor den Pforten einer anderen Stadt stand. »Seit wann sind wir...«, entkam rasch der Kehle, ließ den Herren mit ratlosem Ausdruck auf der Visage zurück. Wahrlich ein Blitzmerker, nicht wahr?

    Post #11


    Es war also so weit. Ein weiterer Ausbruch. Doch war dies verwunderlicher, als ebenjene zuvor, explodierte schließlich der flammende Berg mit Namen "Lucas", ein Vulkan, welcher sich wenige Augenblicke vorher noch zurückhielt, seelenruhig schlummerte. Und er, Raguna, brachte ihn bis zu jenem Punkt des Überkochens, obgleich der Herr sich einige Minuten später nicht mehr allzu sicher war, ob seine Tat nicht doch in einen negativen Bereich überging, der Erfolg nicht einfach nur vortäuschte ein Erfolg zu sein - Nun, genau genommen entschwand all die Sicherheit von zuvor. Der Braunhaarige zuckte augenblicklich zusammen, als sein blondes Gegenüber einen Vorboten schickte, ein kurzes Sätzchen verkündete die nahe Ankunft einer wahrlich ätzenden Standpauke. Augenrollend, genervt schlugen Hand und Stirn aufeinander, um sich binnen Sekunden zu trennen, ein mehr oder minder geschocktes Gesicht preisgaben. Gegenseitiger Hass keimte auf, während Blauauge vor dem Gesicht des Anderen mit seinen Fingern rumfuchtelte, Schock sich zu Ernst, abermals verletztem Stolze, wandelte. Aufgeregt schnappte man nach Luft, ehe eine halbe Drehung erfolgte, der Blick sich abwandte, jene dunkelblauen Augen für einen kurzen Moment unnahbar schienen, waren Augenlieder Schloss und Tor, versperrten tapfer den schier einzigen Weg zu dem Sinnesorgan. »Wenigstens habe ich versucht etwas zu unternehmen! Als ob du, dein nicht existierender Gott und dein Gebete den unschuldigen Zivilisten geholfen hätten!«, knurrte der Arbeitslose schließlich, entfernte fast zur selben Zeit so manchen Schritt von dem Blonden, betrachtete lieber die kämpfenden Krieger mit dem Verlangen sich zu ihnen zu gesellen und Bestien zu erlegen. Allerdings war dies noch lange nicht das Ende, nein, statt der einschläfernden Rede Lucas' Ohr zu sein, ihr Gehör zu schenken, funkte der "Held" dazwischen, tippte wild mit dem linken Zeigefinger auf dem Brustkorb seines Gegenübers rum. »Im Endeffekt wäre es mir sogar lieber gewesen in einer Schlacht zu fallen!« Ein weiteres Mal presste der Herr seine Lippen aufeinander, legte sein Augenmerk auf zertrampelte und geknickte Grashalme, auf welchen noch immer Abdrücke verschiedener Paar Schuhe zu erkennen waren. Heldenhaft. Voller Ehre. Letzten Endes handelte es sich bei dem Braunschopf nur um einen jämmerlichen Feigling, der seine Schwäche, den Rang als "Niemand" in der Gesellschaft langsam anerkannte, realisierte. Feigling. Wie sehr man jenes Wort doch verabscheute...! Aber ja, Raguna war ein feiger Schwächling, der "ehrenhaft" nur als Vorwand nahm, um nicht sagen zu müssen, dass er bei einem früheren Sterben all dies nicht mehr hätte miterleben müssen. Jenes unnötig vergossene Blut, welches einst saftgrüne Blätter in eine schreckliche Farbe hüllte. Jene leblosen Körper, welche sich im Antlitz der Überlebenden auftürmten. Jener modrige Geruch, welcher sich unsanft in die Riechkolben der Dorfbewohner schob. All dies hätten zwei Augen weniger nicht mehr beäugen müssen, all dies, ebenjene Erinnerung, die sich in das Gedächtnis einiger Menschen gebrannt hatte. So mutlos, zaghaft.

    {Zurück zu den Löwen}


    Was war zu tun? Blicke glitten wie schon so oft an diesem Tage umher, erfassten Menschen, von Wunden aller Art geplagt, Pflanzen, die von dem Brand, den Kämpfen in Mitleidenschaft gezogen wurden - Und auch fingen sie die beiden Raubkatzen ein. Noch immer glänzte deren ungewöhnliches Fell auf, ein wahrer Blickfang in all der tyrannischen Düsternis, Trostlosigkeit! Das Augenmerk des einstmaligen Bewohners Alvernas fiel auf ebenjene riesigen Ungetüme, wurde von ihnen gefesselt, auf dass alles weitere für wenige Momente entschwand, wie von einer grauen Blende verdeckt schien. Lautes Gebrüll dröhnte, gellte durch das Gehölz, ehe sich das rötliche gefärbte Exemplar aufmachte, Angreifer aus dem Weg zu schaffen, drückte einen braunhaarigen Mann zu Boden, so als wolle er ihm verbieten Sauerstoff zu sich zu nehmen. Allerdings lastete der durchbohrende Blick nicht lange auf dem scheinbar aggressiven Wesen, wehte kurz auf die soeben beschriebenen Aktionen ein leichter Wind. Leicht und zugleich mächtig genug verzweifelte Menschen zu Boden zu stoßen - So bildete auch das Blauauge keine nennenswerte Ausnahme, trieben die Böen ihn in eine imaginäre Ecke, sorgten dafür, dass des jungen Mannes Rücken Bekanntschaft mit einem nahegelegenen Baumstumpf - fraglich, wann und wie jener dahin gekommen war. Unterdrücken. Zunächst versuchte Raguna einen schmerzerfüllten Schrei zu unterjochen, scheiterte jedoch an jener schweren Aufgabe und quiekte schließlich kurz. »Verdammtes Mistvieh..!«, fluchte der Herr, stützte sich mit beiden Händen auf den Boden, stieß sich vom Grunde ab und taumelte anfangs ein wenig durch die Gegend, mit den Augen die farbenfrohen Kreaturen fixierend. Hierbei schien jedoch eine Sache auffällig: Violett glimmerte das Fell des einen Wesens, welches sich zurückzog, auf leisen Pfoten umherschlich, nicht eingriff, obwohl es leicht erkennbar war, dass der Wille zur Unterstützung des roten Gefährten vorhanden schien. Warum also präsentierte das Biest nicht seine Macht und schlug weitere Menschenmassen zu Boden? Während der Braunhaarige sich mit der Geschwindigkeit einer Schnecke dem Grüppchen näherte - und dabei aus dem Augenwinkel ein bekanntes mit blonden Strähnen geschmücktes Haupt erkannte -, herrschte kurze Zeit Ruhe. Ruhe vor gegnerischen Angriffen. Letztlich hatte irgendwer es geschafft einen Zauber zu wirken, sodass die übergroßen Kätzchen in den Boden sanken, ein Teil ihres Körpers von Steinwänden fixiert wurde. Zeit reifte, Zeit, um einen Gegenschlag zu warten, Zeit, um rasch einen wirksamen Plan zu erstellen, Zeit, um sich ängstlich aus dem Staub zu machen - Obgleich es keine wirkliche Möglichkeit dafür gab. Die Zähne fletschend begab Möchtegernheld sich zu seinem "Helferlein", richtete den Blick abermals von ihm weg, um daraufhin ins Ohr desjenigen schreien zu können, »Das ist unsere Chance!« Hoffnungsvolles Grinsen erstrahlte, bevor man sich bückte, um einen schweren, doch relativ spitzen Ast in die Höhe zu ziehen. Sicherlich, er würde im Nachhinein irritierte, schiefe Blicke erhalten, doch auf jene Art und Weise stand ein Versuch. Kühn hielt der Herr seine improvisierte, zerbrechliche Waffe in die Höhe, richtete das hölzerne Stück auf das lilafarbene Monster.

    Post #10


    Seufzen. Ein leiser Seufzer entfuhr der Kehle des Blauäugigen, als dieser seinen Gesprächspartner, der es mal wieder für nötig hielt zu nörgeln, anblickte. Noch im Gehen hob er mahnend den Finger, sah nicht nach vorn und lief der Gefahr aus gegen irgendeine weitere Person zu rennen - Oder besser! Ein verletztes Monster, welches er mit einem einfachen Hieb hätte zur Ruhe bringen können! Aber nein, stattdessen ging man reiner, nicht fester Luft entgegen, dem Blonden erklärend, wieso er sein Helfer war. »Liegt das nicht auf der Hand..?«, ließ Raguna den ersten Würfel fallen, plusterte sich auf, stellte sich auf Zehnspitzen und zeigte abermals mit einem Daumen auf den eigenen Oberkörper, »Dank deiner Dummheit stehe ich besser dar!« ... Obgleich dies wohl eher umgekehrt galt, verglich man beide Männer miteinander, so hätte der Großteil sicherlich auf Lucas gedeutet und behauptet er hätte mehr im Köpfchen - Nicht, dass der Möchtegernheld unglaublich dumm war, nein, im Gegenteil er war... Oh, pardon, er war unglaublich dumm. Jedenfalls machte die Tatsache, dass der Herr inmitten einer ernsten - und vor allen Dingen gefährlichen - Situation solchen Spaß mit anderen trieb, dies mehr als nur deutlich. Der strahlende Protagonist, welcher in ebenjenem Szenario lediglich ein Statist zu sein schien, schaffte es einfach seine Umgebung mit ernst gemeinten Sprüchen dazu zu bewegen ihre Häupter zu schütteln. Immerhin erklärte sich der Braunhaarige somit selbst zum Dorftrottel, sodass keine andere Person diese Rolle hätte aufgezwängt bekommen müssen, und wenigstens machte jene ständig anwesende Showeinlage all den Ernst, der wie in einer Tyrannei gnadenlos herrschte, etwas lockerer - Abermals ein Grund zum Kopfschütteln?


    Nun, sie standen also inmitten jener aufgeregten Menschenschar, zwischen faulenzenden Angsthasen und angestrengten Intelligenzbestien, der ein oder anderen amüsierten, sadistischen Figur. Und keiner reagierte. Niemand. Niemand hob den Finger und erzählte davon, dass er mächtige Schutzzauber wirken könnte. Nein, eher verteilte eine rothaarige Dame Fackeln, nahm so manches Opfer auf den Rücken - Allein das verwieß auf die körperliche Schwäche Ragunas, welcher nicht einmal ein Kind lange tragen könnte - und sorgte mit besagten, angezündeten Ästen dafür, dass jemand sie fallen ließ. Nicht, dass ein Waldbrand vollkommen unnütz war, nein, anstelle der Verschlechterung einer bereits schier auswegslosen Situation trat der Rücktritt diverser Bestien ein. Sieg? Übermütig begab sich der Herr an die Frontlinie, betrachtete die leeren Hüllen der Monster, die ihr Leben ließen, die Leichen, welche mit ihrem Blut den einst so schönen - Nun, ob er schön war oder nicht, konnte man aufgrund des hohen Anteils von Finsternis nicht genau sagen - Waldboden befleckten, purpur färbten. Ein großer Teil der unbewaffneten und bewaffneten Überlebenden begann sich in Bewegung zu setzen, die schützende Lichtung war nicht mehr fern und auch vor dem lichterloh brennenden Gehölz, den züngelnden Flammen, die alles und jeden verzehrten, musste Flucht gesucht werden. Doch dies war noch lange nicht das Ende! Die Masse blieb stehen und Raguna, der irgendwie wieder ans Ende der Schlange geraten war, stieß mit dem Kopf natürlich gegen das Schulterblatt eines eindeutig größeren Mannes, welcher sich davon jedoch nicht weiter aufhalten ließ. Plötzlich erklung die Stimme eines weiteren männlichen Kandidaten, Töne, die sich durch Baum und Busch schlängelten, die Aufmerksamkeit diverser Leute auf sich zog, gefangen nahm . Allem Anschein nach war eben beschriebene Gestalt nicht sonderlich begeistert von den Taten der ehemaligen Bewohner Alvernas, hielt ihnen eine weitere Missetat vor: Die Zerstörung eines Lebensraumes. Wenn man es genau nahm, stand es nun unentschieden - Auf der einen Seite befanden sich die Dorfbewohner, welche durch den Brand die Heimat bestimmter Monster zerstörten, auch vorher schon Leid durch das Zähmen jener biestigen Tiere verteilt hatten, und auf der anderen Seite standen ebenjene wilden Kreaturen, die unzählige Menschen in den Tod rissen, eine Stadt mit ihrem Untergang bekannt machten. Aber nein, der Fremde, welcher sich als "Astor" vorstellte, schien noch immer unzufrieden, verlangte Rache und führte das Spielchen fort: Zwei Wesen erschienen vor den Flüchtlingen, farbenfroh waren sie, rotes und lilanes Fell trugen sie auf ihren Körpern. Gebrüll. Panik. Richtig, ein weiteres Mal machte sich Panik breit, die Gruppe war eingezäunt, inmitten eines Gefängnisses - Und die einzig einfache Möglichkeit zu fliehen, schien der Tod. Hektik. Damen und Herren waren ihrem Ende geweiht, würden sie sich nicht schnell der Bestien vor ihrer Nase entledigen, denn ansonsten entledigten sich jene und der entflammte Wald derer.


    Raguna blickte umher, suchte in all dem Chaos nach der Person, die er wenige Augenblicke zuvor verlassen hatte, um den Haufen lebloser Körper zugleich mit Begeisterung und Ekel zu betrachten - Warum genau er dies tat, lag nicht einmal im eigenen Bereich des Wissens, war es wohl nichts weiter als Intuition, mit der Ausrede er dürfte sein frischgebackenes Helferlein nicht gleich verlieren gedeckt. So oder so bestand noch immer jenes Problem, in dem er auch weiterhin keine große Hilfe sein würde, wobei der Herr doch tatsächlich etwas in Planung hatte. Doch genau diese Planung schien für die Katz, schließlich würden all die vertriebenen Bestien zurückkehren, wäre das ohnehin kaum löschbare Feuerchen erloschen. Also hieß es "Tod oder Rettung durch das Erlegen der beiden zu groß gewachsenen Kreaturen". Man biss sich auf die eigene Unterlippe, sank den Blick, überlegte, während die Knie abermals weich wurden, der Arbeitlose drohte zusammen zu sacken, Furcht hatte gesiegt, behielt den Helden in Ausbildung in ihren Fängen. Drei. Drei Möglichkeiten eröffneten sich für den Blauäugigen in jenem Moment: 1. Er wartete auf den Rat seines selbsternannten Begleiters, suchte und hoffte diesen zu finden. 2. Er stürmte gänzlich unbewaffnet und ohne jedwede Art von Schutz auf eine der Bestien zu, um sie mit jämmerlich schwachen Faustschlägen und Tritten zu "besiegen". 3. Er verband beide Wege, suchte zuerst den blonden Gottesanhänger und stürzte sich daraufhin wagemutig in den eigenen Tod.