Beiträge von Ella

    Orland & Eunice
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    Orland schaute auf. "Natürlich, können wir gehen." Vier Wörter. Vier einfache Wörter, auf die er eine gefühlte Ewigkeit gewartet hatte. Na endlich. Er freute sich, auch wenn er es nicht zeigte. Er lächelte nicht. Es blieb der selbe, ausdruckslose Gesichtsausdruck. Wenn man aber ein scharfes Auge hatte und genau hinsah, konnte man kurz, vielleicht für einen Wimpernschlag lag, ein kleines, helles Funkeln in seinen Augen entdecken. Es verschwand genauso schnell wie es gekommen war. Als ihre Bemerkung über seine Ungeduld fiel, verfinsterte sich seine Miene. Er beschloss - zum Gunsten der Allgemeinheit - nicht auf ihre Bemerkung einzugehen, genauso wenig wie auf ihr albernes Zwinkern. Als sie jedoch plötzlich, ohne jegliche Vorwarnung, seine Hand nahm, zuckte Orland sichtlich in sich zusammen. Was soll das?!, wollte er aufgebracht rufen. Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen. Am liebsten hätte er sich sofort von ihr losgerissen. Er hasste es ungefragt von anderen berührt zu werden. Jocelyns aufgezwungene Umarmungen, zum Beispiel. Das dämliche Tätscheln auf seinen Kopf von Gerald. Und jetzt das Händchenhalten der Älteren, einer Fremden, dessen Namen er nicht einmal kannte. Er hätte sie am liebsten wüst beschimpft, wenn er nicht folgendes bemerkt hätte: Sie. Setzte. Sich. Endlich. In. Bewegung. Wow. Er beschloss widerwillig ihre Berührung zu dulden. Jedenfalls so lange bis sie sein Ziel, das Monstergehege, erreicht hätten. Trotzdem war jede Pore seines Körpers auf Abwehr gestellt. Er lief relativ steif neben der Grünhaarigen her. Er sagte nichts, er konnte nichts sagen. Seine Nackenhaare waren aufgestellt. Als sie endlich das Monstergehege erreichten und diese Tortur vorbei war, riss er sich - wie versprochen - sofort von der Älteren los. Er kletterte auf den Zaun, die Füße stellte er auf die erste Latte, die Hände stützte er auf das Geländer, damit er das gesamte Monstergehege überblicken konnte. Seine eiskalten, blauen Augen schauten hin und her. "D-das ... ist alles?", kam es ihm enttäuscht über die Lippen. Da standen ein paar Buffamoos. Die Viehcher, die er schon auf der Farm in Trampoli ausreichend beobachtet hatte. Dann rannten da noch ein paar Woolys hin und her. Wow, wie beeindruckend! Es gab noch ein paar große Enten, die die Brotkrumen auf dem Boden aufpickten. Und das Highlight - vermutlich - war ein Elefant. "Hmmm ..." Orland war wieder vom Geländer herunter gestiegen, er war drauf und dran zu gehen. "Wie enttäuschend." Seiner Zeit nicht würdig.

    Mir ist das auch schon aufgefallen. Die Tiere müssen das Futter auch fressen. Also komm ich manchmal später, mittags, nachmittags wieder und melken die Kühe dann. Dann klapps eigentlich immer!

    Joe / irgendwo im nirgendwo
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    Schwerelos. Er fühlte sich
    schwerelos. Glücklich. So glücklich. So frei. So leicht. Als würde ihm eine Last von den Schultern genommen. Eine Last, die schwer auf seinem Körper lastete, die ihn beinah' zu erdrücken drohte. Er hatte sie nie bemerkt, nie wahrgenommen. Sie kam still. Sie kam heimlich. Heimlich schlich sie sich bei ihm ein, machte es sich bequem und hauste von da an auf seinen Schultern. Sie erdrückte ihn, erdrückte sein Innerstes, seine Individualiät. Still und heimlich drückte sie auf seine Knochen, sie stellte die psychische und physische Verbindung zwischen seinen Füßen und der Erde da. Sie drückte beharrlich, unablässig. Sie hielt ihn fest. Wie Wurzeln. Wie starke, hölzerne Wurzeln, die langsam aber stetig um seine Knöchel herum wuchsen. Sie hielten ihn fest, fest an Ort und Stelle. Bewegungsunfähig. Gefundenes Fressen. Gefundenens Fressen für bösartige Monster. Leichte Beute. Leichte Beute, trotz schwerer Last auf den Schultern. Angst. Beklemmung. Panik. Er wollte schreien. Schreien. Aber er blieb stumm. Er konnte es nicht. Stumm, stummer, Joe. Er konnte nicht schreien, nicht sprechen, nicht betteln. Als hätte ihn jemand einen Knebel in den Mund gestopft. Etwas großes, kratziges. Etwas, was von Innen Druck auf seine Kehle ausübte. Als würde etwas, ganz viel Platz und Raum nehmen. Etwas, was ihm die Luft zum Atmen raubte. Luft!? Ertrinken. Fühlte sich so ertrinken an? Er wehrte sich. Er spürte, dass er sich wehrte. Mit Händen und Füßen. Atmen! Aber es ging nicht! Atme! Als plötzlich-? Als plötzlich ... Helles Licht. Gleißend helles Licht. Es tauchte jemand auf, wie ein Blitz, wie ein Wimpernschlag, jemand mächtiges, jemand nicht menschliches und zerschlug die Wurzeln, die Fesseln, die ihn noch mit der irdischen Welt verband. Er schrie. Er schrie diesmal. Diesmal wirklich. Es tat weh. Wie ein Schlag ins Gesicht, wie ein Peitschenhieb. Sein Gesicht wurde warm, heiß. Er konnte es spüren, er spürte es fließen: Die Last. Die ganze Last, das Schlechte, es floß, es floß in Strömen. In Strömen aus jeder Zelle seines Körper. Ihm wurde warm, heiß. Es fühlte sich gut an, so gut, als sein Körper immer leichter und leichter wurde. Er öffnete die Arme, seine Füße lösten sich langsam vom Boden, schwerelos, er schwebte. Er schwebte zum Himmel, zum grenzenlosen Himmel. Er war die Schwere los. Er fühlte sich glücklich. Glücklich und vollkommen. Mit geöffneten Armen flog er ins Licht, ins Helle, ins Unendliche!

    Nüchtern betrachtet hing der Hüne immer noch auf dem Stuhl wie ein nasser Sack. Er schwitzte stark, seine Muskeln zuckten wahllos und er sabberte unkontrolliert. In ihrer Not hatte Cinnamon seinen Mund mit sämtlichen im Runenarchiv vertretenden Heilkräuter vollgestopft. Und dann war sie Hals über Kopf gegangen, um Hilfe zu suchen-! Moment, sie war was? Gegangen? Sie war gegangen und hatte den besinnungslosen Joe mit einer Handvoll Kräuter im Mund und halb acht auf dem Stuhl hängend zurückgelassen. Er brabbelte und sabberte unverständliche Laute vor sich hin. Als er nochmals unkontrolliert zu zucken begann, fiel sein Kopf nach hinten in den Nacken. Der Speichel konnte nicht mehr nach unten abfließen. Er drohte am eigenen Speichel und an dem Zeug in seinem Mund zu ersticken. Er war zwar vom Gift betäubt, doch mit einem Mal begannen seine Arme und Beine so heftig an zu zucken, dass sein Kopf zur Seite geschleudert wurde. Sein Körper kippte ebenfalls zur Seite ab und langsam aber sicher rutschte der Hüne von seinem Stuhl. PLUMPS! Ein lautes, dumpfes Geräusch. Es musste im gesamten Haus zu hören gewesen sein. Er schlug mit der Stirn hart auf dem Boden auf. Er stöhnte auf vor Schmerz. Die Haut platzte an dieser Stelle auf und das Blut floß über sein Gesicht und auf dem Boden. Ein scheußlicher Anblick! Er lag sabbernd, die Kräuter ausgespuckt, völlig verdreht auf dem Boden. Und nur mal so ganz nebenbei, es war nicht unmöglich, dass er sich eingepinkelt hatte.

    Electra, Ren & Maerwen in Electras Zimmer
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    Sie müsse sich nicht bei ihm bedanken, versicherte er ihr, es sei doch seine Pflicht. Pflicht? Ihre Augenbraue hob sich, sie wollte gerade etwas sagen, als er schnell hinzufügte, dass er ihr gerne half und nicht nur weil es seine Pflicht war und weil er sie da nicht einfach hätte liegen lassen können, toll. Electra presste die Lippen aufeinander. Ja, mittlerweile müsste es jeder mitbekommen haben: sie hasste das Gefühl auf andere angewiesen zu sein, aber noch mehr hasste sie das Gefühl sich selbst nicht helfen zu können. Hilflos zu sein, ohne Ren würde sie tatsächlich noch auf den kalten Boden im Park liegen, oder? (Nun ja, ohne Ren hätte sie wohlmöglich keinen Grund gehabt ohnmächtig zu werden, oder? ODER?) Aber vielleicht wäre ihre Ohnmacht so oder so eingetreten, ihr Fieber war gestiegen, ihre Gesichtsfarbe gerötet. Und obwohl man Farben ja nicht steigern durfte, es gab keinen anderen Ausdruck dafür, sie wurde immer röter und röter, als sie durch die prunkvolle Eingangshalle schritten. Sie wollte aber sie konnte nichts mehr auf seine Worte erwidern, sie musste den Blick abwenden. Es war ihr einfach zu unangenehm mit Ren so eng umschlungen an den ganzen teuren und vor allem überflüssigen Dingen vorbeizugehen. Wie er sich wohl dabei fühlen musste? Er hatte den Blick gesenkt, als sie heimlich zu ihm rüberschaute, oh Gott. Zum Glück war die Villa menschenleer, nicht einmal die Bediensteten waren hier, anscheinend waren wirklich alle - auch Maerwen - noch auf dem Fest. Die einzigen Augen, die sie so sahen waren die gezeichneten auf dem prachtvollen und übergroßen Familienproträt, welches mitten im Treppenaufgang hing. Ren bugsierte sie leichtfertig die vielen Stufen hinauf. Den Blick immer noch abgewandt, nuschelte sie ein: "Möchte man meinen ..." Sie wollte ihre Worte nicht weiter erläutern, sie wollte bloß noch ins Bett und erfreulicherweise kamen sie ihrem Zimmer immer näher und näher. Mit einem schnellen Handgriff öffnete sie ihre Zimmertür und nachdem sie eingetreten waren, steuerten sie gleich auf ihr großes, pompöses Himmelbett zu. Auf dem Weg dorthin stolperte der junge Wächter allerdings über den luxuriösen Teppich, er fiel und riss Electra mit sich. "Huch!" Zum Glück landeten sie unbeschadet auf der Madratze, Electra drehte sich nach dem kleinen Schock zu dem Wächter, als ihr plötzlich etwas über die Lippen huschte, was da den ganzen Tag noch nicht da gewesen war: ein Lächeln. "Alles okay?", fragte sie ihn, als plötzlich eine strenge Stimme an anderem Ende des Raumes erklang. "Maerwen!" Das Lächeln verschwand so schnell aus Electras Gesicht wie es aufgetaucht war. Wie lange stand sie schon da? Oh Gott! Sie richtete sich auf, befreite sich aus dem Griff des Wächters, als es ihr schon stotternd über die Lippen kam: "E-es ist n-nicht so wie es aussieht ...!" Sie half Ren dabei sich aufzurichten, ohne ihre Freundin dabei aus den Augen zu lassen. "Ähh ..." Nicht so lange nachdenken! Sie musste jetzt eine plausible Ausrede parat haben. "Ähhm ...?" JETZT! "Ich dachte, hier wär' jemand!", platzte es schließlich aus ihr heraus. "Ein Einbrecher! Ja! Ich rief um Hilfe und Ren kam um mir ... zu helfen ...!" Sie suchte seinen Blick, ihre Augen gaben ihm hoffentlich zu verstehen, ihr lieber zu zustimmen. "Nicht wahr, Wächter Ren?" Maerwen durfte nicht erfahren, dass sie ihr Bett und vor allem die Villa verlassen hatte. Electra bemerkte leider nicht, dass sie immer noch ihren Mantel trug. Aber vielleicht würde das Maerwen ja gar nicht auffallen ...

    Joe & Cinnamon in der Küche
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    Umso mehr Sekunden vergingen, umso mehr breitete sich das Gift in Joe's Nervensystem aus. Seine vorlaute Zunge war mittlerweile völlig taub, darüber hinaus auch die meisten Teile seines Gesichts. Das Gift lähmte auch seine Motorik, sprechen war indessen nicht mehr möglich. Lediglich ein paar unverständliche Laute konnte er noch von sich geben. "Wrrrrrggggghhhh ...", sein schwerer Kopf lag immer noch auf ihrer Schulter, zwangsläufig schmierte er ihre Jacke mit dem giftigen Schneckenschleim voll. Vermutlich würde jeder Mensch in seiner Situation in Panik geraten, so auch Joe - wenn er könnte. Aber der war mitterweile ganz woanders, ganz woanders. In seinem Kopf drehte sich alles, er fühlte sich nicht besoffen, er fühlte sich freier, und ganz plötzlich leichter ... der Boden unter seinen Füßen wurde weicher, mal höher, mal tiefer und dann verschwand er vollends. Er fühlte sich so leicht, als würde ihn jemand tragen, als würde er schweben, ja, schweben, genau das war das Wort, er fühlte sich schwerelos. Diese Situation war von außen betrachtet alles andere als leicht. Irgendwie hatte Cinnamon den regungslosen Joe, wie weiß der Teufel, ins Runenarchiv getragen. Mit Mühe und Not hatte sie ihn in die Küche geschleppt und seinen leblosen Körper auf einen Stuhl verfrachtete. Sein Kopf pendelte hin und her, aber irgendwie hielt er sich mehr schlecht als recht aber immerhin auf der Sitzfläche. Sein Kopf landete in einer eher unnatürlichen Position, leicht verdreht zur Seite. Seine Augenlider waren halb geschlossen, man konnte aber erkennen, dass sie immer noch in unterschiedliche Richtungen schauten. Er sabberte etwas, weil seine Zunge an der Seite raushing. Alles im Allem ein erschreckender Anblick! Demzufolge war es noch befremdlicher, nein, befremdlich war kein Ausdruck, es war ungeheuerlich, aber Joe fühlte sich gut. Sehr gut sogar, es war fast so wie damals, als er als Dreizehnjähriger diesen seltsam gelb leuchtenden Forsch abgeleckt hatte.

    Joe und Cinnamon vor dem Runenarchiv
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    Er hatte die Finger gespreizt, das seltsame, zähe Sekret klebte unverändert an ihnen. Ungläubige, bernsteinfarbene Augen beobachten das unglaubliche Phänomen zwischen Zeige- und Mittelfinger. In seinen mehr oder weniger bedeutungslosen Lebensjahren hatte er schon mal die ein oder andere bedeutungslose Frau geküsst, aber das, DAS - meine Freunde - war ihm so noch nie passiert. Seine andere, noch nicht schleimige Hand fuhr flach über sein Gesicht. Vom rechten Kieferast über die Wange, zum Auge und über den Haaransatz ... w-was zur Hölle? "C-cinna ... -mon ...?", kam es ihm stotternd über die Lippen. Seine unruhigen Augen versuchten die scharlach roten Augen seines Gegenübers zu fixieren, aber trotz aller Bemühen gelang es ihm nicht ... Er sah sie verschwommen, ihren Umriss, ihre Silhouette, unscharf, ungenau ... Er versuchte noch etwas zu sagen, er hörte ihr schallendes Gelächter und er wollte knallhart dagegen demomstrieren, aber es kam nichts über seine Lippen, nichts, auch wenn er sich noch so bemühte. "C-c-c-schhhh ..." Seine Zunge schien steif, taub ... ja, taub. Sie rührte sich nicht, auch wenn er sie noch so beanspruchte, so beanspruchte wie einige Sekunden zuvor ... Joe konnte nicht wirklich darüber nachdenken, sein Verstand schien vernebelt. vernebelt vom Alkohol. vernebelt - unwissend - vom Gift der Schnecke, welches sie über die Nahrung aufgenommen hatte und über die Schleimhäute auf die ihres Opfers, ihres Opfers namens Joe abgegeben hatte. Hm? Er taumelte hin und her. "Chhhhhhh ...." Er verdrehte die Augen, seine Hände erreichten zum Glück die Schultern Cinnamons, sie hielten sie fest, sie hielten ihm zum Glück einigermaßen aufrecht. Um ihm herum wurde alles verschwommen, unscharf ... schwarz ... Sein Kopf fiel in den Nacken, seine Augen kullerten in unterschiedliche Richtungen. Im undurchsichtigen Licht der Laterne des Runenarchivs hatte Cinnamon nicht erkennen können, dass es sich um die giftgrüne Schnecke handelte, normalerweise klebten die gelben, ungefährlichen Schnecken an den Bäumen, aber die liebe Cinnamon hatte leider unwissend nach der giftigeren Variante gegriffen. Die Variante, die sich von Feuerameisen und Parasiten ernäherte. Die Variante, die das Gift über die Schleimhäute an die Individuen weitergab. Das Individuen namens Joe. Um ihm herum wurde alles schwarz, ihm wurde ein wenig übel. Aber allzu lange konnte er sich nicht darum kümmern, sein schwerer Kopf fiel nach unten, auf die Schulter Cinnamons'. Er bekam nicht mehr viel mit. lediglich den wohligen Geruch seines Gegenübers. "Duuuuhuuu ... rieschtschs .... soooooohoooo ....". kam es ihm über die lahme Zunge", soooohooo .., guuuuuthuuuu ..." Sein Kopf lag schwer auf ihrer Schulter. Es war ein Ding der Unmöglichkeit, dieses Wesen, Joe, würde in diesem Zustand nie die Kaserne erreichen. Entweder begleitete ihn die kleine Rothaarige oder sie ließ ihn, den wirren, nicht mehr ganz so bei Sinnen Kumpanen in ihre privaten, ja geheimen Gemächer.

    Joe und Cinnamon vor dem Runenarchiv
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    Die Augen geschlossen, die Lippen gespitzt, wartete er auf seinem Gute-Nacht-Kuss. Er ließ Cinnamon - mehr oder weniger - keine Wahl, er blockierte die Eingangstür mit seinem starken Körper. Seine Auserwählte ließ sich allerdings viel Zeit, ungeduldig schielte er durch die halb geschlossenen Augenlieder und erkannte, gerade so, eine unschlüssige Silhouette Cinnamons. Er schloss die Augen wieder, er wollte ihr etwas mehr Zeit lassen, auch wenn er das Gefühl hatte schon mehrere Minuten warten zu müssen. Sein Verstand war vom Alkohol vernebelt, wahrscheinlich, so beruhigte er sich, wartete er nur wenige Sekunden. Als Cinnamon endlich inbrüstig die Worte "Okay ... küss mich" sagte, ließ er sich das nicht zweimal sagen. Er beugte sich - mit geschlossenen Augen - nach vorne und presste seine Lippen leidenschaftlich auf die ihren. Hart und fordernd. Ihr Kuss war heiß und feucht. Und was wäre ein leidenschaftlicher Kuss ohne Beteiligung der Zunge? Seine Hände suchten begierig nach ihrem Körper, er wollte sie halten, streicheln, die Leidenschaft ihres Kusses besiegeln, als er bemerkte, dass seine Hände ins Leere griffen ... "Cinna- ... mhm ...?" Der Kuss wurde allmählich unangenehm, unangenehm feucht. Das hatte er nicht erwartet. Seine Lippen lösten sich von ihren, ein langer Sabberfaden war das einzige, was von ihren leidenschaftlichen Kuss übrig blieb. "C-Cinnamon?" Er blickte ihr in die unsagbar schönen, roten Augen. A-aber da war noch etwas ... noch etwas anderes. "W-was ... ist ... das ...? Cinnamon!" Seine Hand strich über sein Gesicht. Er spreizte seine Finger. Ein ekliges, dickflüssiges Sekret klebte an seinen Fingern. "Ärgh ...!?" Was hatte sie getan? Küsste sie immer so? Das war ja widerlich! Es klebte sogar in seinem Augenbrauen! Er zwinkerte mehrmals, er erkannte die rothaarige Hutträgerin, aber er erkannte nicht das, was sie da in der Hand hielt. Er sah sie fragend, ja, schockiert an.

    Hinata, Cyril und Lucus schlendern durch den Wald
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    Aha. Die Schönheit des Waldes? Hinata war nicht ganz normal, das konnte man nicht leugnen, aber das aus dem Mund eines Teenagers zu hören, war mehr als sonderbar. Hinata selbst war in einem kleinen Dorf in Japan aufgewachsen. Hätte das ein Junge in Lucus' Alter gesagt, wäre er von einem Gleichaltrigen verprügelt worden. Wahr, wirklich wahr. Toppen konnte das nur der andere, Cyril, der ausgelassen über die außergewöhnlich seltene Fellfarbe eines Eichhörnchens glorifizierte. Wäre Hinata normal, würde er sich fragen, wo er hier nur gelandet war. Aber Hinata Ito war auch nicht ganz normal, es kribbelte ihn in den Fingern und er wartete nur auf den richtigen Moment, wo er sein Notizbuch herauskramen und die neuen, wertvollen Informationen über die beiden niederschreiben konnte. Aber das tat er letztendlich nicht. Die beiden würde nur bemerken, dass er sie prüfte. Und jemand der wusste, dass er geprüft wurde, strengte sich unbewusst mehr oder weniger an, um besser darzustehen, mit anderen Worten: er verfälschte das Ergebnis. Und so entschied sich Hinata nicht, sein Notizbuch heraus zu kramen, auch nicht, als ihm der Blonde sein Handy vor die Nase hielt. Er sollte ihm seine Nummer geben? Wie naiv konnte man sein? Einem fremden einfach so seine Nummer zu geben? Naiv, leicht zu beeindrucken, außergewöhnlich seltene Fellfarbe, Stichpunkte, die auf jeden Fall in seinem Notizbuch landeten. Aber ... war er wirklich so naiv oder erhoffte er sich tatsächlich einen nützlichen Gefallen aus Hinatas Worten? Interessant! Genau für solche Anlässe besaß Hinata zwei Handys. Ein persönliches, wo er die Nummern seiner Familie und seines Friseurs speicherte und sein Geschäftshandy, welches er für solche Anlässe benötigte. "Sehr gerne", sprach er schließlich und gab die Nummer seines zweiten Handys ein. Wenn er die "Bitte" des anderen abgelehnt hätte, hätte das nicht auf die nette, hilfsbereite Rolle gepasst, die Hinata angenommen hatte, um mit den beiden ein Gespräch anzufangen ... Er gab auch dem Brillenträger seine Nummer, sie wollten Kontakte knüpfen und Hinata stellte sich dem gerne zur Verfügung. Unbewusst, gaben sie ihm so ihr Einverständnis für seine Studien. "Ich weiß zwar nicht, was die Schönheit dieses Waldes sein soll", sagte er wahrheitsgemäß, "aber ich lasse mich gerne eines besseren belehren"(, log er schließlich.)

    Sakura & Rumi in irgendein Kiosk
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    Sie stand immer noch halb in der Tür. "Hm?" Lässig mit dem Arm am Türrahmen. "Ich mag deine Haare!" Vier Worte die einfach so aus Sake heraussprudelten. Vier Worte, nach dem niemand gefragt hatte, sie gehörten nicht mal ansatzweise zum Thema, aber Sakura trug diese vier Worte schon die ganze Zeit auf der Zunge, als sie das Mädchen - vor wenigen Sekunden - das erste Mal in der Ferne erblickt hatte. "Oh, sorry", entfuhr es ihr leise, während sie sich unbewusst durch die eigenen, kurzen Haare fuhr. Ihre Haaren würden in hundert Jahren 3 Wetter Taft Volumen nicht so aussehen! "Ich denke manchmal bevor ich rede ... oder ... war es anders rum ...? Ach, egal ...! " Was redete sie da eigentlich? Eben hatte sie noch ihren ehemals oder immer noch besten Freund Cedric, der offensichtlich von ihr angenervt war, vollgequatscht und anstatt daraus zu lernen, tat sie was? Sie tat es schon wieder! Nur diesmals mit einer Wildfremden. Zeit das zu ändern! Oder? "Ich heiße übrigens Sakura, ich will mich nicht andauernd entschuldigen, aber sorry, ich bin manchmal etwas zu ... direkt ..." Konnte man das so sagen? Direkt? Oder meinte sie eher verpeilt? Sie hatte zwar einige Schlücke des billigen aber teuer erworbenen Scotchs genommen, aber besoffen fühlte sie sich nicht (mehr). Möglicherweise sah das aber ein Außenstehender anders. Die Kleine bot ihr schließlich an, als erste den Kiosk zu betreten. Das ließ sich Sakura nicht zweimal sagen, auch wenn sich Rumi ihren Spruch bediente. "Ich brauch nur ein paar Kippen und was zu Knabbern," sagte sie, während sie durch die Tür schritt. Sie blickte die Kleine an, als sie sagte: "Keine Ahnung, warum ich dir das erzähle ... brauchst du auch was?" Keine Ahnung, warum sie das fragte? War das überhaupt normal? Das eine Fremde zu fragen? Ach, egal. Sakura sollte aufhören sich das zu fragen. Einen komischen Eindruck hatte sie eh schon auf die kleine gemacht, also, was hatte sie noch zu verlieren, hä? Sie stellte sich vor dem Snackregal und überlegte angestrengt, ohne sich umzublicken, Rumi könnte auch schon längst ein paar Regale weiter sein, fragte sie sie: "Siehst du irgendwo die Pombär'en?" Chips, die sie seit ihrer Kindheit kennen und lieben gelernt hatte.

    Sakura & Rumi vor dem Kiosk
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    Wow
    , Sakura beäugte das Haar ihres Gegenübers genau. Die Farbe, das Volumen, wow, es erinnerte sie an das ihrer ehemals oder immer noch besten Freundin Leila. Wow. und nochmals wow. Leila, die wohl bemerkt immer noch nicht auf ihre Nachricht geantwortet hatte, wobei sich gerade Sake darüber nicht beschweren durfte! Wie lange hatte sie schließlich gebraucht, um überhaupt zu bemerken, dass besagte Leila ihr eine Nachricht geschrieben hatte, hm? Hm!? "Kein Ding, Schätzchen!", erwiderte die angetrunkene Sakura. Irgendwie gefiel ihr das rosahaarige Mädchen - nicht nur aufgrund der rosa Haare, welche automatisch für Pluspunkte bei ihr sorgten. Auch ihre Antwort machte sie schwer sympathisch, das hätte auch von Sake selbst kommen können. Nein, stattdessen sagte sie, nachdem sich ihre Hand vom Türrahmen löste und auf die Türklinke legte: "Na? Kommste rein, kannste rausgucken?" Wenige Sekunden, Sekunden betretenes Schweigen, ehe Sake grummelnd hinzufügte: "In meinem Kopf klang das irgendwie lustiger, sorry!" Sie öffnete die Tür noch einen Spalt breiter. "Aber nun wirklich, Ladys frist, also, willst du nun rein oder nicht?" Sie hob die rechte Augenbraue, sah ihr Gegenüber erwartungsvoll an, während sie sie schon fast mit ihrem Körper in den Kiosk reindrängte.

    Electra & Ren im Eingangsbereich der Villa
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    Der kalte Wind pfiff ihr um die Ohren, als sie versuchte Rens lieb gemeinte Worte zu ignorieren. Sie wollte nicht - auch jetzt nicht - auf die Hilfe Fremder angewiesen sein und schon gar nicht auf die eines stattlichen Wächters, der sicherlich wichtigeres zu tun hatte, als sich um eine dümmliche Adlige zu kümmern, die einfach nicht das Bett hüten wollte. Die einfach nicht auf den gut gemeinten Rat einer Freundin hören wollte. Und auch wenn besagte Freundin sagen würde: "Ich habs dir doch gesagt!", wünschte sich Electra im Moment nichts mehr als das: in ihrem warmen, kuscheligen Bett zu liegen. Denn jeder Schritt kostete ihr viel Mühe und Anstrengung. Sie taumelte hin und her und als sie gerade ungebremst zur Seite fallen wollte, fing sie abermals ein starker Arm auf. Ren! Behutsam und doch bestimmt legte er seinen Arm um ihre Taille und brachte sie somit zurück in die Senkrechte. "Urgh!" Ihr wurde wieder etwas schwindelig, und auch wenn sie es niemals zugeben würde, war es gut, dass er wiedermal ins Geschehen eingriff. Ansonsten wäre sie hart und ungebremst auf den Boden geprallt, wumms, bumms, Schädelbasisbruch, uh, äh ... was? Zum Glück kam Reinhard, der Retter in der Not, um Electra erneut aus der Patsche zu helfen! Ihre Augen suchten die seinen, als er ihr kurz und knapp erklärte, dass er sie in ihre Gemächer begleiten würde, ob sie nun wollte oder nicht. Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung. Diese Bestimmtheit, diese endgültige Entschiedenheit mit der sich Electra abfinden musste, warfen plötzlich ein neues Licht auf den schönen, aber zu Anfang unsicher wirkenden Wächter. Er bot Electra, einer Adligen (die diesen Titel manchmal nicht würdig war), die Stirn und irgendwie - auch wenn sie es nie, niemals zugeben würde - beeindruckte es sie. Als stumme Zustimmung und weil sie eh keine andere Wahl hatte, das musste sie wohl oder übel einsehen, stützte sie sich an seinem starken Oberkörper ab. Ihre Wangen waren nicht mehr nur aufgrund des Fiebers gerötet. Der guttaussehende Wächter schleppte sie Schritt für Schritt und mit einer engelsgeduld Richtung Eingangstür. Electra hatte währenddessen den Blick von ihm abgewandt, sie blickte in die Ferne, als könnte sie ihren Geist, ihre Seele von hier wegteleportieren. Wobei das natürlich nicht möglich war. Als sie endlich die Eingangstür erreichten, legte sich ihre kalte Hand auf die Türklinke. Sie drückte sie langsam runter und offenbarte somit das Innere der prunk- und prachtvollen Villa. "Danke, Ren", murmelte die Blauhaarige leise, den Blick immer noch abgewandt, als sie die noble Eingangshalle der de Sainte Coquilles betraten. Der Luxus, sündhaft treue Teppiche, Vorhänge und Skulpturen warteten schon im ersten Zimmer auf die beiden. Ein Umstand der Electras Situation noch unangenehmer machte, als sie ohnehin schon war. "Ähm ...", murmelte sie, "mein Zimmer ist da entlang ..." Natürlich! Natürlich, den endlos langen Flur entlang und der unbarmherzigen Treppe hoch. Dann noch einige Gänge weiter. Ein paar lange Flure vorbei an Rosalinds Zimmer, an Max' Zimmer ganz am Ende, ja, ganz am Ende des Ganges, da, da irgendwo befand sich Electras Schlafgemach.

    [Joe] & Cinnamon vor dem Runenarchiv
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    Überraschenderweise nahm sie sein Angebot, sie nach Hause zu begleiten, gleich an - ohne Murren, ohne Knurren - und so liefen die beiden Rotschöpfe schweigend nebeneinander her. Sie sagten nichts, weil es nichts mehr zu sagen gab. Für einen Abend hatten sie sich bereits genug erzählt, also vorerst. Zudem genoss er die Ruhe, die langsam einkehrte, umso weiter sie sich vom Fest entfernten. Auch wenn der Weg ein wenig beschwerlich war. Sie torkelten hin und her. Ihre Schultern stießen ab und zu gegeneinander, ihre Hände, ihre Finger berührten sich manchmal flüchtig, zufällig und sicherlich auch mal absichtlich. Und doch hatte der Hüne immense Schwierigkeiten ein Bein vors andere zu setzen, einfach bloß geradeaus zu gehen. Vielleicht redete er deshalb nicht mit ihr? Weil er befürchtete, wenn er sich nicht richtig konzentrierte, noch über die eigenen Füße zu stolpern. Bevor allerdings das oder noch schlimmeres geschah, erreichten sie glücklicherweise langsam das Runenarchiv. Wow. Beim Anblick der Eingangstür wurde ihm erstmals bewusst, dass er dieses Gebäude heute erst betreten hatte ... hm, warum eigentlich ...? Was hatte er hier nochmals gewollt? Cinnamon jedenfalls hatte er heute erst kennengelernt, auch wenn die Zeit mit ihr wie im Flug vergangen war und er das Gefühl hatte, sie schon seit Ewigkeiten zu kennen. So landete seine Hand ungebremst auf der Türklinke, bevor Cinnamon auch nur daran denken konnte, sie zu berühren. Sie hatte seine Annäherungsversuche den ganzen Abend ignoriert, aber diesmal würde er sich nicht so einfach abwimmeln lassen! Volltrunken und selbstbewusst stellte er sich so in die Tür, dass er den Eingang blockierte. Auf Außenstehende - und wahrhscheinlich auch für Cinnamon musste das ein eigenartiger Anblick sein. "Jetzt", zischte er selbstgefällig, "bekomm' ich noch meinen Abschiedskuss!" Er beugte sich mit gespitzten Lippen und geschlossenen Augen zu ihr herunter. Vorher würde er sie nicht in das Gebäude lassen.

    [Orland] & Eunice
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    Seine Augen weiteten sich. Hm. Mit dieser Antwort hatte der junge Elf nicht gerechnet. Die Erwachsenen reagierten normalerweise anders, wenn er so mit ihnen redete. Verärgert, beispielweise oder wütend gar zornig. Wieder andere waren schockiert, entrüstet über die Worte aus dem frechen Kindermund. Aber das ...? Er beobachtete ihre Handbewegung auf ihrem Bauch - auf und ab. Er ließ sich nichts anmerken, sein Gesicht blieb gleichgültig, als er den Kopf wieder anhob und die Ältere direkt anschaute, aber irgendwie beeindruckte ihn ihre Reaktion. Komisch. Unmerklich schüttelte Orland den Kopf. "Können wir jetzt endlich gehen ...?" Sein Geduldsfaden war nicht der längste. Wenn sie ihn noch weiter hin hielt, würde er ohne sie aufbrechen. Vermutlich hätte er das Monstergehege in der Zeit, die er mit der Älteren verplempert hatte, eh schon gefunden.

    Ella


    (Ich vergesse immer, dass es in diesem RPG ja so etwas wie Handys gibt xD) sorry

    [Electra] & Ren vor der Villa
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    Sie bereute ihre Entscheidung, Ren gefragt zu haben, ob er sie zur Villa begleitete sofort, kurz nachdem sie sich auf den Weg gemacht hatten. Verdammt. Sie brauchte ihn. Ohne ihn wäre sie aufgeschmissen, das wusste sie und das machte es noch schlimmer. Ihre Hand wanderte von seiner zu seinem starken Arm, sie umklammerte ihn um einigermaßen gut laufen zu können. So schlecht wie jetzt ging es ihr noch nie. In ihrem Leben war sie schon einige Male krank gewesen, mit Husten und Schnupfen und Hautausschlag. Aber das, das war anders. So nah war sie dem Tode noch nie. Die Pein von einem einfachen Wächter zurück ins Anwesen der de Sainte Coquilles geführt zu werden, war fast noch schlimmer, als von ihm direkt in eine Klinik verfrachtet zu werden. Was hatte sie sich nur dabei gedacht! Was, wenn sich ihre Wege mit denen von Max oder Maerwen kreuzten? Sie würde im Erdboden versinken! Die Wahrscheinlichkeit in der Villa auf einen der beiden zu treffen war viel höher als in der Klinik. Dumm, Electra, bestrafte sie sich selbst. Wie dumm kann man nur sein? Abgesehen von den schwachen Beinen, jeder Schritt war schmerzhaft, der laufenden Nase und dem Fieber, welches ihr zu Kopf stieg, peitschte ihr der Wind ungebremst ins Gesicht
    Endlich erreichten sie das stählerne Eingangstor und Electra fasste einen folgenschweren Entschluss. "Wächter Ren", sprach sie mit zittriger Stimme. "Verzeiht mir alle Unannehmlichkeiten ... ich war Euch schon viel zu lange eine Belastung, lasst mich von nun an allein gehen ... ja?" Sie löste sich zaghaft von seinem Arm, sie war selbst verwundert nicht gleich wieder ohne seine Stärke und Standhaftigkeit umzufallen. Wow. Vielleicht, aber auch nur vielleicht konnte sie es wirklich ohne ihn schaffen. Ja! Ja, Electra! Du bist eine starke Frau! Du schaffst das! Sie schritt mutigen Schrittes voran, die Welt zog an ihr vorbei, ihr Herz pumpte und pumpte und ... Oh? Sie schwankte und wankte. Drohte allmählich zur Seite zu fallen.
    In Wahrheit bewegte sie sich in Zeitlupentempo. Es kam ihr aber viel schneller vor. Sie war eine Schande ihrer selbst. Sie würde sich abgrundtief schämen, wenn sie sich so sehen könnte. Sie schämte sich jetzt schon, so in der Schuld des Wächters zu stehen.

    [Joe] & Cinnamon
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    "Hey!", lachte er. "Du hälst mich wohl für einen Faulpelz, was?" Er ignorierte ihre genuschelte Entschuldigung. In ihren Augen war er anscheinend nicht der ehrliche, für sein Geld hart arbeitender Bürger. Aber das konnte er ihr nicht verübeln. Vermutlich hatte er unweigerlich einen schlechten Eindruck bei ihr hinterlassen, als er 'versucht' hatte die Gebetskette zu stehlen. "Vor einiger Zeit reiste ich noch viel durch die Gegend", begann er mit seiner Lebensgeschichte. Sie hatte zwar nicht danach gefragt, aber jetzt musste sie sich das anhören - ob sie wollte oder nicht. "Das wollte ich schon immer machen, soviel wie möglich von der Welt sehen, von einer Stadt zur nächsten reisen. Ich blieb nie lange an einem Ort", sinnierte er. "Um mich über Wasser halten zu können, blieb ich dort, wo es Arbeit gab. Ich hab' schon überall gearbeitet ... auf einem Bauernhof, in einer Tarverne, in einer Klinik. Halt immer da, wo es was zu tun gab ... Ich bin handwerklich sehr geschickt, weißt du!" Er zwinkerte ihr zu. "So jemand wie mich kannst du überall einsetzen!" Er lehnte sich nach hinten, streckte die Arme und gähnte ausgiebig. "Jetzt bin ich hier, um mich zum Krieger ausbilden zu lassen. Ich arbeite in der Kaserne, erledige das, was halt so anfällt, um mich bei Bade einzuschleimen. Damit ich, wie du es so nett formuliert hast, später den Frauen den Hof machen kann." Er lächelte, das wäre wirklich schön. "Als Krieger bist du ein ehrenvoller Mann. Alle blicken zu dir auf, weil du gutes tust und andere beschützt ... auch andere stinkende Männer ...", er lachte und legte den Kopf in den Nacken. "Das möchte ich wirklich, ja." Er schaute in den Sternenhimmel, es war schön mit jemanden, den man mag, diesen Anblick, diesen Augenblick genießen zu können. Auch wenn ihm dieser jemand anscheined nicht als "schön" erachtete. "Die Adeligen?" Entrüstet schaute er sie an. Wen gab es dort überhaupt? Jeder kannte sie, die de Sainte Coquilles, aber wie sie aussahen und wie sie hießen ... äh? Joe kannte sich mit derart Tratsch und Klatsch nicht aus. Empört wollte er erwidern, dass sie seine überaus schöne Anwesenheit nicht verdient hatte, als sie verkündete, dass ihr Trick funktioniert hätte. Hm. "Da hast du ausnahmsweise mal recht gehabt zu haben", nuschelte er in sein Bart. Bei ihm hatte der Trick ja ebenfalls funktioniert. Auch wenn er an drei hübsche Frauen gedacht hatte, und nicht an drei Männer.
    Es war mittlerweile sehr spät geworden. Erneut gähnte er, er streckte und reckte sich und ließ seinen rechten Arm auf die Schultern seiner Begleitung fallen. "Ich bin müde, du auch? Was hälst du davon, wenn ich dich nach Hause begleite?" Das Fest schien auch schon fast zu Ende zu sein. Und Joe hatte mit Cinnamon an seiner Seite auch genug erlebt (und verloren, sein schönes Geld, *weint* *weint*).

    [Sakura] & Rumi vor dem Kiosk
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    Der Weg zum nächstgelegenden Kiosk war glücklicherweise nicht weit, das sagte jedenfalls Google-Maps. Eigenartig, sie wohnte jetzt schon so lange hier und hatte trotzdem den Orientierungssinn eines Baby-Elefanten. Und die Willensstärke eines Schweichens auf Diät. Den Scotch hatte sie auf halben Wege wieder aus dem Rucksack befreit. Sie nuckelte ein wenig an der Flasche herum. Das hatte sie nach dem Wiedersehen mit dem Sauertopf alias ehemals bester Kumpel Cedric auch bitter nötig, ja! Wie krass sich ein Mensch doch verändern konnte. Es muss an dieser Alice liegen, vermutete sie. Die kann sich was anhören!, sollte Sakura jemals auf sie treffen! Hoffentlich würde sie sich dann auch noch an ihr Vorhaben erinnern ...! In Wahrheit hoffte sie so schnell nicht mehr auf Cedric zu treffen, das heute hatte ihr gereicht. Zu dem Scotch - um das Bild zu vervollständigen - brauchte sie jetzt noch eine Zigarette! Oder gleich zwei oder drei. Der Schock saß tief. Sie näherte sich den Kiosk und schaffte es gerade so noch die Flasche, ohne sie fallen zu lassen, sicher wieder in dem Rucksack zu verstauen. Vor dem Kioks, genauer gesagt, vor der Eingangstür stand ein rosahaariges Mädchen und blockierte, ob absichtlich oder nicht, mehr oder weniger den Eingang. Ihr auffälliges Äußeres war Sake schon vom Weiten aufgefallen. Diese Haare, dachte sie voller Neid. Davon konnte ihr sprödes, dummes ... äh ich mein dünnes Haar bloß träumen. Sie rückte den Rucksack zurecht, ehe sie sich unbemerkt neben die Jüngere stellte und den Arm gegen den Türrahmen lehnte. Sie legte den Kopf schief, um mehr oder weniger cool sagen zu können: "Hey Süße ... du stehst' hier leider nen' bisschen im Weg ... darf ich mal?" Oh Gott, sie klang viel betrunkener als sie sich fühlte! Dabei hatte sie doch gar nicht so viel vom Scotch getrunken, oder? Oder doch?