[Kanno & Kaddo Cinnamon]
Der Schmerz stand der Rothaarigen ins Gesicht geschrieben als der alte Mann, das aussprach was ihm auf der Seele brannte, was in seinem Kopf herumschwebte. Fast schon unnötig trotzig starrte das Mädchen dabei in ihre Tasse um keinen Blickkontakt zu ihrem Großvater aufzubauen. Ohne zu zögern warf sie ihm die Antwort auf seine Aussage regelrecht vor die Füße, was den Weißhaarigen zum Verstummen brachte. Sein trüber Blick, seine alte Seele verharrte auf dem Gesicht seines Gegenübers, der aber verdammt gut darin war seinen frisch gebrühten Tee nicht aus den Augen zu lassen. Vielleicht stimmte es. Vielleicht kannte der Magiermeister einfach sein eigen Fleisch und Blut zu wenig. Vielleicht war sie wirklich immer ehrlich zu sich selbst - schonungslos ehrlich. Vielleicht war es genau das was ihn irritierte und was es so schwer machte Cinnamon einzuschätzen. Sie war impulsiv. Ein Wirbelwind. Sie war schonungslos ehrlich. Vielleicht war dies der Grund für die Diskrepanzen. So oder so spielte es eigentlich keine Rolle was der Grund war und wer die Schuld dafür trug. Sie waren nun einmal da. Es wurden Dinge gesagt und getan, die unverzeihlich waren. Er wusste das. Sie wusste das. Aber man konnte es nicht ändern. Es war nun mal Vergangenheit. Nach wenigen Minuten des Schweigens fuhr der Brillenträger fort. Seine alten Augen strahlten als er über die Magie berichtete. Nicht nur weil sie ihn nach wie vor faszinierte und er für sie lebte sondern vielmehr weil er es ihr erzählen konnte. Lange hatte er darauf gewartet, es versucht zu erzwingen und nun war der Moment gekommen. Unpassend? Vielleicht. Aber nicht weniger schön. Beinahe wären dem alten Sensibelchen die Tränen gekommen als er ihren Blick bemerkte, während er sprach. Sie interessierte sich wirklich dafür. Sie hörte ihm zu. Beinahe wäre der Bartträger nervös geworden-. Die Sorge, dass Cinnamon nun doch aufstehen und gehen würde - sich umentscheiden würde, war immer noch präsent aber es ärgerte ihn nicht mehr. Er hätte es tatsächlich irgendwo verstanden also vielleicht war ihr ergebnisloses Gespräch nicht umsonst gewesen. Vielleicht hatte es doch zu Ergebnissen geführt, die Beide noch nicht zu begreifen wussten. Nach dem der Alte eine Weile gesprochen hatte machte er eine kleine Pause, damit das Rotschopf sich besinnen konnte. Immerhin wollte Kanno sie nicht langweilen. Er wusste, dass nicht für jeden die Geschichte der Magie so spannend war auch wenn es ihm immer wieder gelang Andere mit seiner Faszination mitzureißen. Die Stille dauerte nicht lange an, denn nun ergriff die Enkelin das Wort. Eine einfache Frage - oder doch nicht? Es war eine Frage, die er gerne seinen Anwärtern stellte. Tatsächlich fand er die Antwort darauf eher schwierig und im Grunde antworteten sie alle das selbe: sie wollten nahe stehende Personen beschützen könne, sich verteidigen oder was auch immer. Er seufzte. Er hätte ihr eine Lüge erzählen können aber das wollte er auch nicht also erzählte er von Anfang an:
Kanno erzählte von seiner ersten großen Liebe oder wie Cinnamon sie beschreiben würde: von ihrer Großmutter. Seine Augen funkelten und sein Blick war in Richtung Fenster gerichtet als würde er sie irgendwo da oben sehen können, zwischen all den Sternen oder vielleicht als Teil von ihnen. Er wusste noch genau wie glücklich er damals war als er es endlich gewagt hatte sie zu fragen ob sie ihm die Ehre erweisen würde ihn zu heiraten. Er war der glücklichste Mann auf der Welt - da war er sich sicher. Gemeinsam hatten sie sich seit jeher gerne mit Magie auseinandergesetzt. Sie war ein Wildfang. Sie liebte es Neues zu entdecken und Magie war da genau das Richtige - sie wollte die beste Magierin der Welt werden und er... er wollte einfach nur an ihrer Seite sein. Doch sie wurde krank. Unheilbar krank und all die Magie konnte sie nicht retten, kein Zaubertrank konnte sie wieder gesund machen und eines Tages lies sie ihn einfach zurück - mit ihrer gemeinsamen Tochter, die noch nicht einmal alt genug war um dies zu begreifen. Wahrscheinlich hatte er sich um ihretwegen weiter mit der Magie beschäftigt, sich daran geklammert weil sie es so sehr geliebt hatte, es war der letzte Strohhalm an den er sich klammern konnte um sich ihr nahe zu fühlen. Seine alten Augen hatten sich bei seiner Erzählung mit Tränen gefüllt, sein Blick war immer noch gen Nachthimmel gerichtet, den er durch das Fenster im Blick hatte, eigentlich jede Nacht um sich an sie zu erinnern um ihr von seinem Tag zu erzählen - oder vielmehr seinen beiden Mädchen. Da oben waren sie. Nebeneinander - beide hatten sie ihn viel zu früh verlassen und manchmal sehnte sich der alte Mann regelrecht danach ebenfalls mit ihnen da oben zu sein aber obwohl sie sich nicht immer einig waren, obwohl er wenig Zeit für sie hatte, hatte er irgendwo noch das Gefühl, dass es hier unten noch zwei Mädchen gab, die ihn ebenfalls brauchten, die er nicht im Stich lassen konnte. "Ich weiß es ist kein heldenhafter vielleicht noch nicht einmal ein guter Grund sich der Magie zu verschreiben aber... ich brauche das..." Der Magier blinzelte ein paar Mal, um die Tränen aus seinen Augen zu bekommen und irgendwie gelang ihm das auch ehe er sich der zweiten Frage widmete. Ebenfalls nicht leicht zu beantworten. "Ich weiß es nicht mit Sicherheit. Zumindest deine Mutter wurde wohl auch durch mich beeinflusst - sie hatte wahrscheinlich keine Wahl. Ich verbrachte Tag und Nacht mit meinen Studien und vielleicht war es ein Versuch sich mir nahe zu fühlen." Er machte eine kleine Pause ehe der Brillenträger fortfuhr. " Sie war haargenau wie ihre Mutter. Sie war ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. Sie konnte sich für so viele Dinge begeistern. Ihre Augen funkelten immer wenn sie mich beim Zaubern beobachtete. Diese Begeisterung. Ich habe vor ihnen nie jemanden gesehen, der mit so viel Enthusiasmus, mit so viel Liebe, zauberte und auch danach nicht mehr..." Die Lippen des Weißhaarigen verstummten und er wandte seinen Blick von Nachthimmel ab und richtete ihn wieder auf seine Enkelin.