Als Brodik die herrische Stimme seiner Kollegin vernahm wusste er sofort, dass sein Nickerchen viel zu früh ein Ende fand. Müde öffnete er sein linkes Auge und sah auf die Klinge, die die Wächterin vor ihm an seine Nase drückte. Wenn er nicht gewusst hätte, dass Forté ein viel zu guter Mensch war, um jemanden einfach so zu verletzten, dann hätte er sich jetzt womöglich bedroht gefühlt. Aber da es hier quasi schon an der Tagesordnung stand, dass sie ihn bedrohte, machte er sich relativ wenig Sorgen darüber Narben davon zu tragen.
„Abgesehen davon, dass ich nicht von Avarna stamme und deswegen Gott sei Dank nicht für die Sicherheit deren Dorf verantwortlich war, muss ich doch sagen, dass ich meine Arbeit sehr ernst nehme. Ich bin keine Sekunde zu spät und ich habe auch keine bösen Gestalten durch das Tor gelassen. Ist der Vortrag dann also hier beendet?“, fragte der Grauhaarige genervt und warf Forté einen dazu passenden Blick zu. Natürlich nahm er seine Arbeit kein Stück ernst, aber was interessierte ihn das schon?
„Soweit ich mich erinnern kann bin ich hier für Sicherheit und Ordnung zuständig. Und ich sorge für Sicherheit und Ordnung. Dass ich dabei nicht wie von der Tarantel gestochen die Mauer auf und ab renne, so wie andere Leute das machen,“ Hier warf er Forté einen vielsagenden Blick zu. „heißt das noch lange nicht, dass ich meine Arbeit nicht erledige. Hast du einen Schmuggler oder Dieb, oder von mir aus auch Mörder in der Stadt gesehen, seit ich hier bin? Nein! Also beruhig dich mal wieder.“
Mit einem genervten Laut schwang sich Brodik trotz allem von seinem gemütlichen Schlafplätzchen, streckte sich kurz und sah seine Kollegin dann an wie er es immer und vor allem bei jedem tat: Mit einem desinteressierten völlig nichtssagendem Gesichtsausdruck.
„Hast du irgendwas Gefährliches bei deinem Rundgang entdeckt? Falls ja gehe ich sofort los und kümmere mich darum.“ Jetzt klang der lausige Wächter schon nicht mehr so angenervt. Nein, er klang fast hilfsbereit. Aber das hatte auch einen ganz bestimmten Grund: Losgehen und ein Loch in der Mauer zu reparieren, oder überhaupt irgendetwas zu arbeiten war immerhin noch besser, als sich hier mit Forté zu streiten und dabei ließ sich die Müdigkeit besser verdrängen, wenn es ihm schon nicht vergönnt war hier ein Schläfchen zu halten.